Perry Rhodan 260: Gespenster der Vergangenheit - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 260: Gespenster der Vergangenheit E-Book

Kurt Mahr

0,0

Beschreibung

Sie sind älter als Atlan - denn sie leben auf einem Planeten ohne Zeit... Das Fahrzeug, das Perry Rhodans Andromeda-Expedition zum Vorstoß in das eigentliche Herrschaftsgebiet der MdI, der mysteriösen Meister der Insel, dient, ist die CREST III. Dieser Kugelraumer ist das neue Flaggschiff des Solaren Imperiums. Die CREST III besitzt einen Durchmesser von 2500 Metern und ist von 5000 Terranern bemannt, die zur terranischen Raumfahrerelite gehören. Offensiv- und Defensivbewaffnung stellen sozusagen das Nonplusultra der Technik dar - und trotzdem ließ sich nicht verhindern, daß dieses Riesenschiff in Schwierigkeiten geriet... Inzwischen schreibt man auf der Erde Anfang April des Jahres 2404. Die CREST ist bereits in die verbotene Zone des Zentrums von Andromeda eingedrungen und hat ihre ersten Begegnungen mit Raumschiffen der Zentrumswächter hinter sich. Das eigentliche Geheimnis der Herren Andromedas und ihres Hilfsvolkes, der Tefroder, die so menschenähnlich wirken und handeln, ist Perry Rhodan und seinen Terranern jedoch bislang verborgen geblieben. Jetzt bahnt sich aber ein entscheidendes Ereignis an! Atlans Wellensprinter entdecken eine Spur, die darauf hinweist, daß die Meister der Insel die Erde kennen! Rakal und Tronar Woolver treffen auf die GESPENSTER DER VERGANGENHEIT...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 260

Gespenster der Vergangenheit

Sie sind älter als Atlan – denn sie leben auf dem Planeten ohne Zeit ...

von KURT MAHR

Das Fahrzeug, das Perry Rhodans Andromeda-Expedition zum Vorstoß in das eigentliche Herrschaftsgebiet der MdI, der mysteriösen Meister der Insel, dient, ist die CREST III. Dieser Kugelraumer ist das neue Flaggschiff des Solaren Imperiums. Die CREST III besitzt einen Durchmesser von 2500 Metern und ist von 5000 Terranern bemannt, die zur terranischen Raumfahrerelite gehören. Offensiv- und Defensivbewaffnung stellen sozusagen das Nonplusultra der Technik dar – und trotzdem ließ sich nicht verhindern, dass dieses Riesenschiff in Schwierigkeiten geriet ...

Inzwischen schreibt man auf der Erde Anfang April des Jahres 2404. Die CREST ist bereits in die verbotene Zone des Zentrums von Andromeda eingedrungen und hat ihre ersten Begegnungen mit Raumschiffen der Zentrumswächter hinter sich.

Das eigentliche Geheimnis der Herren Andromedas und ihres Hilfsvolkes, der Tefroder, die so menschenähnlich wirken und handeln, ist Perry Rhodan und seinen Terranern jedoch bislang verborgen geblieben.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Leiter der Andromeda-Expedition und Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Tronar und Rakal Woolver – Atlans Wellensprinter.

Bari Staunder – Ein Offizier der Solaren Flotte, der sich nach 77 Jahren zum Dienst zurückmeldet.

Pavlech – Major Staunders Gefährte.

Gunter Emerich – Hauptmann der deutschen Wehrmacht.

Maurice

1.

Drei Tage nach der überstürzten Flucht aus dem Wrack-System trat ein Ereignis ein, das die weitere Entwicklung der Dinge im Andromeda-Nebel ganz entscheidend beeinflussen sollte. Von einer Sonne zur anderen springend, die gewaltigen Streufelder der Himmelsriesen als Ortungsschutz benutzend, war die CREST III, das Flaggschiff der Flotte des Solaren Imperiums, am 5. April 2404 Simultanzeit in der Grenzschicht der Korona einer großen roten Sonne untergetaucht. Sonden wurden ausgefahren und beobachteten die Umgebung. Der Funkmessstand arbeitete auf Hochtouren. Die schwachen, scharf fokussierten Bündel der Energietaster durchforschten den Raum nach allen Richtungen auf der Suche nach feindlichen Raumschiffen.

Im Laufe der mehrstündigen Suche wurde kein einziger Reflex registriert. Die CREST war sicher. Der Gegner hatte sie entweder verloren, oder er wartete an anderer Stelle. Der Leitende Offizier des Funkmessstands schickte sich an, eine entsprechende Meldung an den Kommandostand durchzugeben. Er wusste, dass man auf seinen Bericht wartete. Die Zeit drängte. Die CREST musste so rasch wie möglich in sichere Gefilde zurückgelangen.

Er griff nach dem Interkom, da schrillte irgendwo im Hintergrund des langgestreckten Raumes ein Warnsignal auf. Der Offizier wirbelte auf seinem Schwenksessel herum. Über einem der Messstände blinkte ein rotes Licht. Aus einem Lautsprecher drangen voller Aufregung die Worte: »Donnerwetter, das war nahe, Sir! Hyperimpuls Klasse eins. Muss ganz dicht an uns vorbeigegangen sein.«

Der Offizier nahm das Mikrophon zur Hand.

»Analysieren Sie die Impulsstruktur«, befahl er. »Finden Sie heraus, was das für eine Sendung war.«

»Bin schon dabei, Sir«, hieß die Antwort.

Minuten verstrichen. Im Funkmessstand herrschte unbehagliches Schweigen. Die Männer saßen über ihre Pulte gebeugt. Sie wussten, dass jede ungenützte Sekunde die Aussicht auf sichere Heimkehr verringerte.

Ein zweiter Hyperimpuls wurde registriert. Auch dieser stammte entweder aus einer äußerst nahegelegenen Quelle oder war an ein nahegelegenes Ziel gerichtet. Er schien nichts mit der CREST zu tun zu haben. Wenigstens das war ein Trost.

Der Funker beendete die Analyse der Struktur des ersten Impulses und teilte dem Offizier das Ergebnis mit.

»Es handelt sich um eine Transmittersendung, Sir. Die Struktur ist unverkennbar. In unmittelbarer Nähe muss sich eine Transmitterstation befinden.«

Der Offizier atmete auf. Transmitter waren Geräte, die dem fahrzeuglosen Transport durch den Hyperraum dienten. Transmitter an sich bedeuteten keine Gefahr. Es galt jedoch, darauf zu achten, wer sich ihrer bediente. Er rief den Kommandostand an und teilte Oberst Rudo mit, was seine Leute entdeckt hatten.

*

Cart Rudo entschied, dass es an der Zeit sei, eine optische Sonde auszufahren. Bislang hatte es keinen Grund dafür gegeben. Die CREST war nicht hier, um den Raum zu erforschen, sondern um sich vor Verfolgern zu retten. Sonden waren winzige, fast unentdeckbare Geräte, die selbständig weit vom Schiff entfernt operieren und ihre Beobachtungen dem Schiff mitteilen konnten. So gering die Wahrscheinlichkeit auch war, dass jemals eine Sonde entdeckt und der Standort der CREST damit verraten würde, so war Cart Rudo doch davon überzeugt, dass es in einer Lage wie dieser geraten sei, mit dem Zehnfachen der üblichen Vorsicht zu Werk zu gehen und nur soviel Sonden auszuschicken, wie unbedingt nötig waren. Im Augenblick hatte er fünf der kleinen Geräte draußen, außerhalb des Störfelds der roten Sonne. Sie hielten nach Hyperimpulsen Ausschau, für andere Signale waren sie unempfindlich. Rudo zog eine der Sonden ein und ersetzte sie durch einen optischen Detektor. Er schaltete einen der großen Bildschirme ein und koppelte ihn mit der Sonde. Die Sonde brauchte zehn Minuten, um ihren Standort zu erreichen. Als sie zu arbeiten begann, leuchtete der Bildschirm auf. Rudo und die fünfzig Offiziere, die die ständige Besatzung des Kommandostands ausmachten, sahen das ungeheure Meer der Sterne, die so dicht standen, dass sie sich stellenweise zu großen, bizarr geformten Lichtflecken vereinigten.

Nahezu im Mittelpunkt der schimmernden Herrlichkeit stand ein trübes rotes Licht.

Cart Rudo wusste, was er davon zu halten hatte. Die große Sonne besaß einen Planeten. Der rote Lichtfleck war der Widerschein des Sonnenlichts, der von der Planetenoberfläche ausging. Die CREST hatte den Satelliten beim Anflug nicht bemerkt, da er relativ zum Schiff hinter seiner Sonne gestanden hatte. Die Existenz des Planeten als solche war keineswegs verwunderlich. Die Erfahrung lehrte, dass rote Riesensonnen in den meisten Fällen von einem einzigen, seltener von zwei Planeten umkreist wurden.

Es war der Hyperimpuls, der aus dem fremden Himmelskörper etwas Besonderes machte. Cart Rudo glaubte mit einiger Sicherheit darauf schließen zu können, dass sich auf der Oberfläche des Planeten eine Transmitterstation befand.

Die CREST stand tief in der verbotenen Zone, jenem Gebiet im Zentrum der Galaxis Andromeda, das jener unheimliche Gegner, den man die Meister der Insel nannte, für sich allein beanspruchte. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, gewann ein einsamer Planet mit einer aktiven Transmitterstation an besonderer Bedeutung.

Rudo rief zum Funkmessstand zurück und erfuhr von dort, dass die Transmitterimpulse anhielten. Ohne Zweifel befand sich eine umfangreiche Sendung unterwegs. Rudo fand, dass er damit die Grenze seiner Zuständigkeit erreicht hätte und nichts Besseres tun könnte, als die Verantwortung an höhere Stellen weiterzureichen.

Er rief Perry Rhodan an, der zu dieser Stunde mit Atlan, dem Arkoniden, konferierte.

*

Eines der größten Probleme, das die Terraner bei ihrem Vorstoß nach Andromeda zu überwinden hatten, war der Mangel an Informationen. Sie waren Fremde in einer fremden Welt. Sie wussten, dass die Meister der Insel von ihrem Versteck im Zentrum dieser Galaxis ein mächtiges Reich regierten; aber von der Struktur dieses Reiches hatten sie keine Ahnung. Die CREST befand sich zu diesem Zeitpunkt innerhalb des eigentlichen Heimatbereichs der Meister. Dem neuentdeckten Planeten, der auf seiner Oberfläche eine Transmitterstation beherbergte, kam daher ungeheure Bedeutung zu.

Soweit waren Atlan und Perry Rhodan miteinander einig. Es war die Frage, was als nächstes zu tun sei, über die jeder seine eigene Meinung hatte.

»Überlege dir, in welcher Lage wir uns befinden«, rief der Arkonide beschwörend. »Der Gegner umgibt uns mit einem Netz aus Flottenverbänden. Je länger wir uns an einem bestimmten Punkt aufhalten, desto leichter wird es, uns zu finden. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir uns so rasch wie möglich weiterbewegen. Wir dürfen nicht länger an einem Platz bleiben, als bis wir uns vergewissert haben, dass die Luft rein ist. Dann nichts wie fort, das ist die einzig vernünftige Devise.«

Das Gespräch fand in Perry Rhodans privatem Arbeitsraum auf dem CC-Deck statt. Der Raum war groß. Die Einrichtung war nicht ausgesprochen spartanisch, aber doch weitaus einfacher, als man sie bei dem Administrator des Solaren Imperiums erwartet hätte. Von der Decke her verbreiteten Leuchtplatten tageslichtähnliche Helligkeit. Der große Bildschirm, der nach der Art eines Fensters in die Wand neben dem Schreibtisch eingelassen war, blieb dunkel. Die Aufnahmegeräte waren abgeschaltet. Im Innern der Sonnenkorona gab es nichts, was sich anzuschauen lohnte.

Perry Rhodan hatte es sich hinter dem Schreibtisch bequem gemacht. Der Arkonide stand in der Mitte des Raumes, und die Erregung, in der er sich befand, war ihm anzusehen. Rhodan musterte ihn nachdenklich.

»Ich stimme nicht mit dir überein«, antwortete er schließlich. »Wir können das Versteckspiel beliebig lange Zeit fortsetzen. Ob die CREST gefasst wird oder nicht, hängt nicht von der Zahl der Feindschiffe ab, sondern von der Reaktionsgeschwindigkeit des Gegners, und die bleibt ständig gleich. Wir haben uns bis jetzt behaupten können, und das wird uns, wenn wir die Augen offenhalten, auch weiterhin gelingen.

Andererseits besteht die Möglichkeit, dass wir auf diesem Planeten weitere wichtige Informationen über die Meister erhalten. Du weißt, wie sehr wir darauf angewiesen sind zu wissen, wen oder was wir vor uns haben. Was für ein Stratege wäre ich, wenn ich mir diese Möglichkeit entgehen ließe?«

»Du wiegst dich in ungerechtfertigtem Optimismus«, brach es aus Atlan hervor. »Für uns gibt es nur eines – weg von hier! Alles Wissen nützt uns nichts, wenn der Feind uns erwischt.«

Rhodan fuhr sich mit der Hand über die Stirn und brachte ein leises Lächeln zuwege.

»Manchmal, mein Freund«, sagte er spöttisch und stand dabei auf, »bin ich froh, dass ich deine Einwände einfach übergehen kann. Du hast eine hässliche Art, einem klarzumachen, was für ein Narr man ist. Stell dir vor, wie schlimm wir dran wären, wenn wir beide gleichviel zu sagen hätten – etwa wie die zwei Konsuln der römischen Republik.«

Atlan bewegte sich nicht. Er hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.

»Das ist der Ausweg eines Feiglings«, zischte er. »Du hast die Macht, meine Bedenken auf die Seite zu schieben. Aber auf eine Diskussion willst du dich nicht einlassen, weil du weißt, dass deine Argumente nicht ausreichen.«

Perry Rhodan trat auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Nein, du hast unrecht. Meine Argumente sind gut. Aber ich habe keine Zeit, mit dir zu diskutieren. Hast du mir nicht selbst eben klargemacht, dass wir keine Sekunde verlieren dürfen?«

Der Arkonide machte eine einlenkende Geste.

»Also gut – was hast du vor?«

Rhodan kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und hob das Interkommikrophon auf. Atlan hörte ihn mit dem Funkmess-Offizier sprechen.

»Die Transmitterimpulse halten an«, erklärte er, als das Gespräch beendet war. »Wir haben zwei Leute an Bord, die das Ziel nicht verfehlen können, solange sie einen derart deutlichen Wegweiser haben.«

Atlan sah ihn fragend an.

»Die Woolver-Zwillinge ...?«

Perry Rhodan nickte.

*

Das alles hatte einen Monat zuvor begonnen, als die CREST III von der Station KA-preiswert aufbrach, um zum ersten Mal in die Tiefen des Andromeda-Nebels vorzustoßen und Informationen zu sammeln.

Die Verbindung mit der Heimatgalaxis funktionierte störungsfrei. Vom Sechsecktransmitter im Zentrum der Milchstraße ergoss sich ein ständiger Strom von Versorgungsschiffen in den Schrotschusstransmitter, ein Doppelsonnen-System etwa hunderttausend Lichtjahre weit draußen im Leerraum zwischen den Galaxien. Vom Schrotschusstransmitter aus wurde von Schiffen, die schwanzförmige Zusatztriebwerke trugen, der Stützpunkt Gleam in Andro-Beta versorgt. Die beiden Andro-Zwergnebel, Alpha und Beta, waren kleine Sternwolken, die Andromeda in gleicher Weise vorgelagert waren wie die Magellan-Wolken der heimatlichen Milchstraße. Auf Gleam regierte Reginald Bull, zweiter Mann in der Hierarchie des Solaren Imperiums, und sorgte dafür, dass der Vorstoß in den innersten Machtbereich des Gegners nichts von seinem ursprünglichen Schwung verlor.

KA-preiswert schließlich war ein künstlicher Himmelskörper, eine kreisrunde Plattform von 96 Kilometern Durchmesser und 32 Kilometern Dicke. Die Station hatte ursprünglich der Reparatur von Raumschiffen und Triebwerken gedient. Sie war Eigentum der Rasse der Kosmischen Ingenieure – oder im Augenblick des bedeutendsten Vertreters dieser Rasse, Kalaks. Kalak hatte sein Geschick mit dem des Expeditionskommandos unter Perry Rhodan verbunden. KA-preiswert befand sich zur Zeit in einer engen Umlaufbahn um die rote Zwergsonne Ollus am Rand des Andromeda-Nebels. Zweitausend schwere und schwerste Einheiten der Imperiumsflotte waren dort stationiert.

In Andro-Alpha hatte sich die Rasse der wasserstoffatmenden Maahks gegen die Unterdrückung durch die Meister der Insel und ihre Hilfsvölker erhoben. Die in Andro-Alpha stationierten Truppen der Meister waren selbst wiederum Maahks. Ein Bruderkrieg entbrannte – grausamer und unerbittlicher selbst als das, was die blutrünstige Geschichte der irdischen Menschheit an Beispielen zu bieten hatte. Die Söldner der Meister wurden besiegt. Die Rasse der Maahks gewann ihre Unabhängigkeit zurück. Mit einem Industriepotenzial, das seinesgleichen suchte, stellten die Methans riesige Raumflotten zusammen und schickten sich an, den Krieg in den eigentlichen Herrschaftsbereich der Unterdrücker zu tragen. Die Flotten begannen, Andromeda selbst anzugreifen.

Inmitten des Durcheinanders, kalkulierte Perry Rhodan, hatte er die besten Aussichten, so weit wie möglich ins Innere der fremden Galaxis vorzustoßen und die Informationen zu sammeln, die er für seine weiteren Pläne benötigte.

Die erste Erkenntnis, die die Besatzung der CREST III auf ihrem Flug gewann, war die, dass es in Andromeda eine ungleich größere Zahl von raumfahrenden Rassen und Zivilisationen gab als in der heimatlichen Milchstraße. Vielbefahrene Schifffahrtswege lagen einer neben dem anderen, meist nur wenige Lichtjahre voneinander getrennt. Ein Statistiker an Bord des Flaggschiffs schätzte auf Grund der ersten Beobachtungen, dass in dieser Galaxis zu jedem beliebigen Zeitpunkt wenigstens hundert Milliarden Raumschiffe unterwegs seien.

Die zweite, weitaus wichtigere Information, die die CREST erhielt, bezog sich auf die Zentrumszone, die der eigentliche Lebensraum der Meister zu sein schien und für jeden unbefugten Zutritt gesperrt war. Die Zentrumszone war eine Kugel von zwanzigtausend Lichtjahren Durchmesser. Als Perry Rhodan dies bekannt wurde, hatte er den Kurs seines Schiffes in gerader Linie auf den Mittelpunkt der fremden Galaxis gerichtet.

Dadurch erfuhr er folgendes: Rings um die Zentrumszone erstreckte sich eine Schutzzone von rund fünfhundert Lichtjahren Dicke. Die Schutzzone wimmelte von planetenreichen Sonnensystemen, die von der humanoiden Rasse der Tefroder besiedelt wurden. Die Tefroder waren nicht nur schlechthin humanoid, sie waren den Terranern so verblüffend ähnlich, dass man sich auf der CREST den Kopf darüber zerbrach, ob es sich hier wirklich um eine zufällige Parallelentwicklung handele. Eine Zeitlang hatte man die Tefroder in Verdacht, mit den Meistern der Insel identisch zu sein, aber inzwischen waren Indizien aufgetaucht, die diesen Verdacht widerlegten.

Im Zusammenhang mit den Vorgängen im Wrack-System war die CREST völlig ohne ihr Dazutun rund eintausend Lichtjahre weit in die verbotene Zentrumszone hineingeschleudert worden. Sie befand sich also in einem Gebiet, das den Meistern der Insel allein gehörte. Zwischen der CREST und der Zehntausende von Lichtjahren weit entfernten Station KA-Preiswert lag nun der fünfhundert Lichtjahre starke Schutzgürtel des Tefrod-Imperiums. Es waren tefrodische Raumschiffe, vor denen die CREST flüchtete. Obwohl selbst dem stärksten Fahrzeug der tefrodischen Flotte weit überlegen, hatte sie bei der zahlenmäßigen Überlegenheit des Gegners keine Überlebenschance.

Die Tatsache, dass die Tefroder die Verfolgung in die verbotene Zone hinein fortsetzten, bewies, dass sie mit den Meistern der Insel in einem besonderen Verhältnis standen. Sie schienen eine Art Haustruppe zu sein, vertrauenswürdiger als alle anderen Hilfsvölker der Meister, und daher mit der Bewachung der Zentrumszone selbst betraut.

Der Vorstoß in die verbotene Zone war zu einem Zeitpunkt gekommen, zu dem kein Mensch an Bord der CREST mehr daran glaubte, dass es möglich wäre, den Sperrriegel der Tefroder zu durchdringen. Es war nur zu verständlich, dass Perry Rhodan sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen wollte, den so unerwartet gefundenen Planeten der roten Riesensonne, einen Himmelskörper sozusagen vor der Wohnzimmertür der Meister, einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen.

*

Ein kurzer Anruf genügte, und die Woolver-Zwillinge fanden sich im Arbeitsraum des Administrators ein. Ihr Eintritt vollzog sich auf die Weise, die für sie charakteristisch war. Als fadenförmige Lichterscheinungen wanden sie sich aus dem Mikrophon des Interkom, das Perry Rhodan auf der Schreibtischplatte hatte liegenlassen. Die Leuchterscheinungen verzogen sich zu einer Wolke fluoreszierenden Nebels. Der Nebel nahm Formen an – die Formen von Rakal und Tronar Woolver.

Die beiden Brüder waren beeindruckende Gestalten. Fast zwei Meter groß, glichen sie einander bis aufs Haar. Sie waren die Nachkommen terranischer Siedler, die sich auf einer sauerstoffarmen Welt niedergelassen hatten. Im Laufe der Jahrhunderte waren die Lungen mutiert. Um dem Körper den nötigen Sauerstoff zuführen zu können, hatten sie sich auf das Fünffache ihres ursprünglichen Volumens vergrößert. Der Brustkorb hatte sich ausgedehnt. Das auffallendste Merkmal der Woolver-Brüder waren die ballonartig aufgeblähten Brustkästen.

Die eigenartigen Strahlungsmerkmale ihrer Heimatsonne hatten ihre Haut grün gefärbt. Die Haare, zu kurzen Borsten geschnitten, schimmerten metallisch violett. Wer den Woolvers zum ersten Mal gegenübertrat, fühlte sich durch die Fremdartigkeit ihres Aussehens beeindruckt oder auch bedrückt. Dieses Empfinden schwand jedoch rasch. In der Unterhaltung, in ihrer Denk- und Verhaltensweise bewiesen die beiden Brüder, dass sie durch und durch Terraner waren.

Auf der anderen Seite wiederum besaßen sie eine Eigenart, die sie von jedem normalen Terraner unterschied. Sie waren Mutanten. Die ungewohnte Umwelt des Siedlerplaneten hatte die Erbmasse ihrer Vorfahren geformt, so dass als letztes Glied der Mutationskette ein Wesen entstand, das außerordentliche paraphysische Fähigkeiten besaß. Beide Brüder hatten die Begabung, ihre Körper in Sekundenschnelle zu entstofflichen und sie als integralen Bestandteil einer beliebigen energetischen Feldstruktur einzuverleiben. Es war ihnen möglich, mit einem elektromagnetischen Wechselfeld zu verschmelzen und mitsamt dem Feld durch den Raum zu reisen, um an gegebener Stelle wieder zu rematerialisieren; Sie konnten ebenso gut zum Bestandteil eines Hyperfelds werden und auf diese Art mit raumschiffgleichen Geschwindigkeiten das höherdimensionale Gefüge des Hyperraums durchdringen. Der Hintergrund dieser Fähigkeiten war von den terranischen Biophysikern noch nicht gänzlich erforscht. Mittlerweile bedienten sich die Woolver-Brüder ihrer Begabungen, wann immer es die Lage erforderte.

Sie standen miteinander in engerem Kontakt, als er bei Brüdern normalerweise zu finden ist. Die Gefühlsregungen des einen wurden von dem andern mitempfunden. Selbst über gewaltige Entfernungen hinweg standen sie in jenem rätselhaften Kontakt, der sie fühlen ließ, ob der andere Hass oder Begeisterung, Freude oder Furcht empfand. Dieser Empfindungsaustausch hatte mit Telepathie nichts gemein. Es gab jedoch Situationen, in denen er reibungsloser und rascher funktionierte als der Austausch logischer Gedanken.

Oberst Rudo hatte inzwischen dafür gesorgt, dass das Bild der optischen Sonde auf den Empfänger in Perry Rhodans Arbeitsraum übertragen wurde. Als die Woolvers erschienen, leuchtete von der großen Bildfläche das von Millionen Lichtpunkten übersäte Firmament der fremden Galaxis, und im Mittelpunkt der geheimnisvolle Planet.