Perry Rhodan 2817: Konterplan der Rayonen - Rainer Castor - E-Book

Perry Rhodan 2817: Konterplan der Rayonen E-Book

Rainer Castor

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Beschreibung

Perry Rhodan erreicht den verlorenen Planeten von Sol - die Fluchtburg Sheheena Auf der Erde schreibt man das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Menschen haben Teile der Milchstraße besiedelt, Tausende Welten zählen sich zur Liga Freier Terraner. Man treibt Handel mit anderen Völkern der Milchstraße, es herrscht weitestgehend Frieden zwischen den Sternen. Doch wirklich frei sind die Menschen nicht. Die Galaxis steht unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals. Die Atopischen Richter behaupten, nur sie und ihre militärische Macht könnten den Frieden in der Milchstraße sichern. Wollen Perry Rhodan und seine Gefährten gegen diese Macht vorgehen, müssen sie herausfinden, woher die Richter überhaupt kommen. Ihr Ursprung liegt in den Jenzeitigen Landen, in einer Region des Universums, über die bislang niemand etwas weiß. Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Unfall, der Perry Rhodan in die Vergangenheit der Milchstraße verschlägt, mehr als 20 Millionen Jahre vor seiner Geburt. Der "Kodex von Phariske-Erigon" steht im verzweifelten Abwehrkampf gegen die kriegerischen Tiuphoren. Im Sonnensystem soll eine ganze Welt forttransportiert werden. Um sie vor den Tiuphoren zu schützen, entfaltet sich ein KONTERPLAN DER RAYONEN ...

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Nr. 2817

Konterplan der Rayonen

Perry Rhodan erreicht den verlorenen Planeten von Sol – die Fluchtburg Sheheena

Rainer Castor

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Menschen haben Teile der Milchstraße besiedelt, Tausende Welten zählen sich zur Liga Freier Terraner. Man treibt Handel mit anderen Völkern der Milchstraße, es herrscht weitestgehend Frieden zwischen den Sternen.

Doch wirklich frei sind die Menschen nicht. Die Galaxis steht unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals. Die Atopischen Richter behaupten, nur sie und ihre militärische Macht könnten den Frieden in der Milchstraße sichern.

Wollen Perry Rhodan und seine Gefährten gegen diese Macht vorgehen, müssen sie herausfinden, woher die Richter überhaupt kommen. Ihr Ursprung liegt in den Jenzeitigen Landen, in einer Region des Universums, über die bislang niemand etwas weiß.

Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Unfall, der Perry Rhodan in die Vergangenheit der Milchstraße verschlägt, mehr als 20 Millionen Jahre vor seiner Geburt. Der »Kodex von Phariske-Erigon« steht im verzweifelten Abwehrkampf gegen die kriegerischen Tiuphoren. Im Sonnensystem soll eine ganze Welt forttransportiert werden. Um sie vor den Tiuphoren zu schützen, entfaltet sich ein KONTERPLAN DER RAYONEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Larsafer bietet den Rayonen seine Hilfe an.

Gucky – Der Mausbiber muss Tiuphoren aufspüren.

Farye Sepheroa – Rhodans Enkelin kümmert sich um eine Freundin.

Poxvorr Karrok

1.

Dämmerlicht erfüllte den Raum, in dem sich Poxvorr Karrok mehr als unbehaglich fühlte.

Es war zu warm, fast heiß; überdies war der Raum nicht eng und asymmetrisch gestaltet. Nicht einmal Nischen, Gruben oder Spalten gab es dort.

Nur diesen fast körperlich greifbaren Dämmer.

Fehlt nur noch, dass es nass wird ...

Frische Erinnerungen an die QUAMQUOZ stiegen auf.

Nur mit großem Unbehagen dachte er an das feuchte und warme Innere des Ringraumers. Tropfendes Wasser von den Decken, Rinnsale an den Wänden, Lachen und gar Pfützen auf dem unebenen Boden ...

Murmeln erklang.

Als sich die Wandluke öffnete, war zunächst nur ein Schattenriss zu erkennen – mit der Helligkeit flutete kniehoch eine Art Nebel in den Raum, wogte und waberte. Dunst breitete sich aus, als die Gestalt vortrat.

Poxvorr erkannte sie erst, als die Helligkeit erlosch.

Wie in der Halle der Aufhebung war der Körper des herantretenden Orakels in wallende Stoffbahnen gehüllt; nackte, spindeldürre Beine endeten in bloßen, seltsam verkrümmten Füßen. Halb von der Kapuze verdeckt war das verrunzelte Gesicht.

Das unverständliche Raunen wurde lauter, klang sonderbar dumpf im sich verteilenden Dunst.

Klerctinc, Orakel des Sterngewerks TOIPOTAI, wirkte vergeistigt – ganz so, als sei er längst Teil des Catiuphats und nur zu Besuch in dieser Realität.

Allerdings hatten seine Augen auf Poxvorr jung gewirkt, viel zu jung für seinen greisen Schädel – als wären sie ihm erst vor Kurzem eingesetzt worden.

Er war von Klerctinc fasziniert, kannte das Orakel von der Aufhebung seines verstorbenen Vaters. Als die Senkluke herabgeschwebt war, hatte er dieses uralte Wesen erstmals gesehen, hatte mehrfach hinschauen müssen, um es als Tiuphoren zu identifizieren.

Klerctincs vierbeiniger Ysicc saß auf der linken Schulter des Orakels, schlug mehrmals mit den schwarzledrigen Flughäuten, stieß ein Krächzen aus und starrte Poxvorr mit großen schwarzen Augen an. Der dreieckige Schädel ruckte vor und zurück.

»Ruhig, Peyzen«, flüsterte das Orakel, genau wie in der Halle der Aufhebung. Speichel tropfte von den dünnen, fast transparenten Lippen.

Klerctinc hatte keine Sekundärgeburt erlebt – eine absolute Besonderheit, die nicht alle Orakel betraf. Es war weiterhin ein Zwitter; weiblich und männlich zugleich, war es nach der Primärgeburt in eine Brutwiege gelegt und von Orakel-Pagen ernährt und gepflegt worden.

Tiuphoren waren nach der Erstgeburt winzig und geschlechtsneutral; die Entwicklung zu weiblichen oder männlichen Tiuphoren war abhängig davon, ob sie bis zu ihrer Sekundärgeburt von Mutter oder Vater in einer Körpertasche ausgetragen wurden.

Klerctinc war also eine schillernde, ungewöhnliche Gestalt unter den Tiuphoren.

Dunstschwaden bewegten sich, bildeten neue Formen, schienen Gestalt zu gewinnen. Poxvorr glaubte sie zu erkennen. Verwaschen zwar, unwirklich, dennoch vorhanden, eine mit den realen Bildern überlappende Vergangenheit ...

*

In der Halle der Aufhebung war das Orakel an den auf der Darreiche liegenden Leichnam von Poxvorrs Vater getreten; der mannslange schwarze Block aus einer Tiauxin-Legierung bildete den Mittelpunkt des unangenehm weiten und symmetrischen Saales.

Klerctinc hatte die aus reinem Tiauxin gefertigte Catiuphat-Fibel hervorgezogen. Sie sollte das Diesseits mit dem Jenseits verbinden; niemand wusste, ob sie auch andere Zwecke erfüllte.

Nur ein wahres Orakel wie Klerctinc war in der Lage, eine Verbindung zum Catiuphat herzustellen. Nach ihrem Tod wechselten alle verdienstvollen Tiuphoren in das Wolkenreich, dessen materieller Träger die Gesamtheit aller tiuphorischen Sextadim-Banner war.

Körper zerfielen, aber jene Tiuphoren, die sich zu Lebzeiten durch besonders herausragende Kampfhandlungen ausgezeichnet hatten, existierten weiter.

Ruhmreich überwundene Feinde sättigten zwar ebenfalls mit ihren Bewusstseinen die Sextadim-Banner, doch das Catiuphat trennte sich von jenen klar ab. Es war »Sein nach dem Sein«, rot galt als Farbe des Übergangs zum Wolkenreich.

Der Ysicc hatte die Totenbrünne von Poxvorrs Vater zerfetzt. Die frische Erinnerung an das Gefühl der Erhabenheit erfüllte den jungen Mann. Ganz deutlich sah er vor seinem inneren Auge, wie das halbintelligente Tier Haut und Rippenbögen zerbiss, um das Herz herauszureißen und zu fressen, ehe sich der Ysicc über den Schädel hermachte.

Poxvorr hatte jeden Augenblick dieses Schauspiels genossen. Nachdem der Ysicc einen wilden Schrei ausgestoßen und sich wieder zurück auf die Schulter des Orakels geschwungen hatte, hatte sich Klerctinc von der Darreiche abgewandt und gesagt: »Dein Vater ist aufgehoben im Catiuphat ...«

*

An seinen Vater hatte Poxvorr schon gedacht, als er auf das Orakel wartete. Als Kommandant eines Sternspringers war Vorr Yaconc eine herausragende Persönlichkeit gewesen und hatte das Sextadim-Banner mit vielen Tausend Gegnern gemehrt.

Der für seine Ahnenlinie gesammelte Ruhm strahlte weit über seinen Tod hinaus. Poxvorr war sekundärgeboren der Tasche entnommen worden, als Sohn des ruhmreichen Vorr Yaconc hatte er versucht, aus dem übermächtigen Schatten zu treten.

Doch er starb, bevor ich inhörig wurde und im Kampf Bewusstseine für unser Sextadim-Banner sammeln konnte.

In Poxvorr klangen Xacalu Yollocs Worte auf, nachdem die sterblichen Überreste seines Vaters desintegriert worden warten: Inhörig zu werden ist nicht nur der wichtigste, sondern auch der intimste Moment im Leben eines tiuphorischen Kämpfers. Wir hatten Lehrmeister, Mentoren, Holo- und Simulatorschulungen, Freunde und gestandene Kämpfer, die uns mit Ratschlägen bedacht haben. Und alle, die inhörig wurden, mussten den Weg allein gehen. Denn nur die radikale Ablösung des Denkens brachte uns in Einklang mit dem Conmentum.

*

Xacalu Yolloc ...

Poxvorr Karrok hatte nach seinem Bericht über die Vorkommnisse an Bord der QUAMQUOZ nicht damit gerechnet, so schnell abermals etwas von dem Tomcca-Caradocc zu hören. Der erste Plan, die Purpur-Teufe funktionsfähig, ungestört und unbeeinflusst von Indoktrinatoren zu erobern, war gescheitert. Jedenfalls Poxvorrs Teil an Bord der QUAMQUOZ. Wenigstens war er auf tiuphorisch kunstvolle Art per ziquamanischer Fluchtkapsel zur TOIPOTAI zurückgekehrt ...

Ein zweites Team sollte unterdessen – möglichst unauffällig – auf Sheheena landen und den Transport des Planeten mitmachen ... wohin auch immer die Purpur-Teufe diese Welt transportieren würde. Vom Zielort aus sollte dann die TOIPOTAI über Sheheenas neuen Standort informiert werden.

Poxvorrs Gegner, mit denen er schon auf Kerout und Zeedun zu tun gehabt hatte, war in einer Person nicht länger namenlos. Schon Caradocc Ohxon Bysccu hatte diesen Perry Rhodan gefangen genommen, aber er war aus dem Sterngewerk YONNTICC geflohen.

Ob unsere bisherige Triumphverzögerung mit diesem Perry Rhodan zusammenhängt? Die zeitweilige Niederlage hatte dem Tomcca-Caradocc weniger Sorge bereitet als das abermalige Auftauchen dieses Mannes. Also eine ideale Geist-Komponente für das Sextadim-Banner der TOIPOTAI ...

»Tomcca-Caradocc?«

Xacalu Yolloc hatte auch in der Holoprojektion eine beeindruckende Präsenz – groß, schlank, sehnig, gekleidet in ein Kriegsornat ohne Rangabzeichen. Über die blauschwarze Tiauxin-Oberfläche wanderten bläuliche Aktionslichter, als das Visier aufklappte und der Kopfteil sich verformte, um im übrigen Anzug zu versinken.

Poxvorr Karrok verehrte, ja, bewunderte den Tomcca-Caradocc. Dennoch konnte der junge Tiuphore, erst vor Kurzem inhörig geworden, einen spontanen Gedanken nicht unterdrücken. Irgendwie fand er die Taten von Accoshai, dem Kommandanten des Sterngewerks XOINATIU, attraktiver. Woran das lag, war schwierig zu beschreiben:

Xacalu Yolloc war ein Virtuose des Kampfes. Seine Angriffe, seine Strategien waren von ausgereifter Eleganz. Exakt bemessene Pirouetten, kunstvoll und souverän. Aber auch ein wenig traditionell. Accoshai war nicht weniger elegant, aber ungestüm. Wo der Tomcca-Caradocc eine gleitende Drehung vollführte, unternahm Accoshai einen kühnen, unvorhersehbaren und unberechenbaren Sprung. Das war es, was Poxvorr Karrok so faszinierte.

Vom Tomcca-Caradocc persönlich hatte Poxvorr erfahren, dass Accoshai eine Chrono-Pforte passiert habe, einen Ort fernab von den Gebieten der aktuellen Banner-Kampagnen, an dem sich der Zeitriss als am stabilsten erwiesen hatte. Unwillkürlich fragte sich Poxvorr, was aus Accoshai wohl geworden war ...

Nicht von Belang. Konzentration! Der durchdringende Impuls des Kriegsornats, Ausdruck der mentalen Symbiose mit dem Conmentum, riss den Inhörigen aus den abschweifenden Gedanken.

Und wirklich, Xacalu Yolloc sagte: »Ich habe entschieden, die Jagd auf Perry Rhodan zu eröffnen. Ausgewählte Mitarbeiter erhalten die Gelegenheit, ihn als Geist-Komponente für unser Sextadim-Banner zu erbeuten. Du wirst mit vier anderen Tiuphoren und deren Teams dazugehören. In Anerkennung deiner bisherigen Erfolge und Dienste darfst du dir deinen Einsatzort aussuchen.«

»Darf ich ... dazu das Schiffsorakel befragen, Tomcca-Caradocc?«

»Gewährt.«

Und Poxvorr Karrok hatte tatsächlich kurzfristig eine Audienz beim Orakel des Sterngewerks TOIPOTAI erhalten.

*

»... habe eigentlich Wichtigeres zu tun! Du störst, Knabe!«

Poxvorr fühlte sich abrupt von mörderischer Hitze eingehüllt; Klerctincs Worte klangen scharf und beißend und trafen ihn bis ins Mark. Kaum merklich waren die besänftigenden Impulse des Conmentums, die verzögert in das Bewusstsein des Tiuphoren drangen.

Das Tiauxin des Kriegsornats schien in Glut verwandelt. Der Begriff Brünne hörte sich für Poxvorr zu profan, zu kurz und zu unmelodisch an; Kriegsornat hatte dagegen einen guten Klang, stand für Ruhm und Ehre, große Taten und ...

Der nächste Hitzehauch: Ich bin die Eigenintelligenz deiner Brünne!

»Junger Ehrgeizling! Beherrscht von deiner Sucht nach Ehre und Ruhm ... Keine Ruhe, Geduld, Umsicht oder echte Eleganz! Kaum inhörig, will er schon alles bestens kennen ... Wolkenreich ... Stimmen drängen ... überheblich, stört, stört, stört ...«

Während der Ysicc schrie und flatterte, umrundete das Orakel, fortwährend Unverständliches murmelnd, den steif stehenden jungen Mann. Vereinzelt ruckten die Arme in die Höhe, Hände gestikulierten.

»Meine Entscheidung ...«, begann Poxvorrs und brach verwirrt ab.

Aktionslichter huschten über die Catiuphat-Fibel, mit der das Orakel nach der dritten Umkreisung fast Poxvorrs Gesicht berührte. Abermals brüllte das Tier.

Begibt er sich in die Geisterwelt und kommt dort mit den Ahnen und den Geist-Komponenten in Berührung?, fragte sich der Tiuphore.

»Der Tomcca-Caradocc lässt nach Perry Rhodan suchen ... wichtig, wichtig ... Diese Geist-Komponente würde das Sextadim-Banner sehr bereichern ... Bist du wirklich würdig, Junge? Erst seit Kurzem inhörig; ehrgeizig, getrieben vom Ruhm des Vaters ...«

Mehr denn je wurde Poxvorr bewusst, dass Klerctinc, bei allem eigenartigen Verhalten und Auftreten, mehr als erhaben und ernst zu nehmend war; eine starke Person mit Ecken und Kanten.

»Die Stimmen raunen, werden lauter«, murmelte das Orakel. »Ich bin der Vermittler, lausche und leite weiter ... sehe drei wahrscheinliche Aufenthaltsorte. Kerout, Zeedun und Sheheena ... Die Ahnen können keine definitive Auskunft geben. Möglich auch, dass der Gesuchte ganz woanders ist.«

Poxvorr Karrok sagte grimmig: »Also muss ich allein wählen?«

Der Alte kicherte unterdrückt. »Kann dir helfen, Junge, dich beraten. Die Stimmen wollen es so ... Als Orakel rate ich zu Sheheena. Dort agiert – im Geheimen – inzwischen Waccnar Xexet. Sein Auftrag: Er soll gewisse Marken setzen, spezielle Markierungen ...«

Bei der Nennung des Namens zuckte Poxvorr zusammen. Der zweite Teil des Plans ...

Abermals eine Umrundung, sonderbar tänzelnde Schrittchen, begleitet vom Brüllen und Flattern des Ysiccs. Grelles bläuliches Licht drang aus der über den Kopf gereckten Catiuphat-Fibel, erfüllte die Luft mit einem diesigen Dunst.

Für Augenblicke hatte Poxvorr den Eindruck, neben sich selbst zu stehen, quasi aus dem Körper herauszutreten. Blau verwandelte sich in Rot, erinnerte an den Moment, als er inhörig wurde. Erst so kurz lag das Ereignis an Bord der 3-BOTNON der Motomuni zurück – und schien zugleich eine Ewigkeit her zu sein.

Rotrotrotrot ... beherrscht Poxvorr. Die Farbe verheißungsvollen Todes, des Übergangs ins Catiuphat. Er heißt es willkommen, nimmt es mit offenen Armen in Empfang. Genießt die Wärme, Hitze, Glut, gibt sich ihr preis, während er seinen Kampftanz weiterführt und die Feinde bindet. Das Rot überwältigt ihn und setzt ihn in Brand. Doch es tötet nicht, ganz im Gegenteil. Es macht ihn inhörig.

Wie aus weiter Ferne dazu die Worte des Orakels: »... Markierungen auf der Basis von Tiauxin können nur von einem Sextadim-Banner geortet werden. Sie sollen uns nach der Versetzung des Planeten durch die Purpur-Teufe die neue Position des Planeten melden.«

Pause, heftiges, zischendes Einatmen.

»Durch dieses Vorgehen soll verhindert werden, dass sich die Hüter der Zeiten neu etablieren können ... Die Marken sollen und werden von ›innen‹ alle erreichbaren Daten über den Transport mittels Purpur-Teufe sammeln – um so dieses System analysieren, durchschauen und mittelfristig völlig ausschalten zu können. Nicht nur bei der von Sheheena ... Parallel soll versucht werden, die bald völlig betriebsbereite Purpur-Teufe zu erobern und in unsere Gewalt zu bringen.«

»Die Versetzung des Planeten steht bald bevor ...«, sagte Poxvorr leise und fügte in Gedanken hinzu: Ein guter Plan. Deshalb: Ich wähle Sheheena als Einsatzort.

Waccnar Xexet. Seit Langem ein Inhöriger. Poxvorr kannte ihn; viel zu gut. Häme und Spott hatte er ausgeschüttet. Poxvorr Karrok, der älteste nicht-inhörige Ornatsnovize ...

Das Orakel kicherte. »Also Sheheena, Junge?«

»Ja.« Poxvorr lauschte. Die Inhörigkeit wirkte. Nun sprach die Eigenintelligenz der Brünne durch ihn, war eins mit ihm: »Wie?«

Das Conmentum war in seinen Gedanken, ließ sie laufen strömen ...

»Rayonenwrack ... Kriegskapsel tarnen ... vorgetäuschter Absturz ...«

»Mit wem?«

Vier Namen wurden, kaum verständlich, gemurmelt.

Das Licht erlosch, die Catiuphat-Fibel verschwand unter den wallenden Stoffbahnen; sogar der Ysicc beruhigte sich und faltete die Flughäute ein. Fast schien es, als sei das Tier unvermittelt auf der Schulter des Orakels eingeschlafen.

Die sonderbar jungen Augen des Alten fixierten Poxvorr scharf. »Eines noch: Aus dem Catiuphat habe ich einen Hinweis darauf erhalten, dass auf Sheheena noch jemand operiert, der für das Sextadim-Banner von Interesse wäre: der Rayone Coyner Cosherryc – der herausragende Waffentechniker des Kodex von Phariske-Erigon, der amtierende Waffenmeister des Rayonats!« Das Orakel kicherte. »Was der wohl auf Sheheena treibt ...?«

2.

Sublicht-Schleichfahrt im Schutz des Schattenschirms. Anflug auf Sheheena im Mitraiasystem.

Erstmals näherte sich die BJO BREISKOLL diesem etwa erdgroßen Planeten.

Verlorenes Kind von Sol, fuhr es Perry Rhodan durch den Kopf, während sein Blick über die Holos der Zentrale wanderte. Künftige Dunkelwelt Medusa. Ziel der Suche von Viccor Bughassidow ...

Der Milliardär russischer Abstammung, Erbe einer uralten Kaufmannsdynastie, steckte einen nicht geringen Teil seines Vermögens in die Suche nach Dunkelwelten im Allgemeinen und diesem Planeten im Besonderen. Mit der KRUSENSTERN hetzte Bughassidow mit der Leidenschaft für Astroarchäologie einem Phantom nach, das nun in tiefster Vergangenheit unerwartet an Konturen gewonnen hatte.

Noch war die normaloptische Holodarstellung Sheheenas klein – ein bläulich weißer Fleck. Die auf Hyperbasis ermittelten Ortungsdaten lagen dagegen selbstverständlich vor, ebenso diverse Auswertungsergebnisse und Simulationen. Sichu Dorksteiger und weitere Wissenschaftler arbeiteten konzentriert an den Analysen, die über die vordergründigen Daten und Informationen hinausgingen.

Rhodan überflog zum wiederholten Mal die auf einer kleinen Datenfläche projizierten Infozeilen zu Sheheena: Durchmesser 11.990 Kilometer. Eigenrotation 23 Stunden 12 Minuten. Achsneigung vergleichsweise gering. Schwerkraft 0,95 Gravos. Sauerstoffgehalt 19 Prozent ...

Die Ortung meldete: »Rayonische und larische Schiffe patrouillieren; auch Zahnradblüten-Raumer der Lainlién. Vor allem Sheheena ist weiträumig gesichert. Aber der Angriff von zehn Sterngewerken und ihren Sternspringern hat die Gesamtzahl der Verteidiger ziemlich reduziert.«

Nicht einmal die Rayonen als die Krieger des Kodex hatten den Tiuphoren Widerstand bieten können, direkte und ernsthafte Angriffe auf Sheheena hatte es jedoch nicht gegeben.

Es geht den Tiuphoren nicht nur um diese spezielle Purpur-Teufe, mit der dieser Planet versetzt werden soll, sondern um die damit verbundene Technologie insgesamt sowie darum, wohin der Transport erfolgen wird ...

Rhodans Blick wanderte zu den grafischen Darstellungen des Sonnensystems, betrachtete die eingeblendeten Umlaufbahnen und Daten. Zeedun – später Zeut genannt – war aktuell der sechste Planet. Er folgte, rund 520 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt und bereits weit oberhalb der Ekliptik, seiner neuen Bahn. Sheheena als fünfter Planet hatte derzeit einen Sonnenabstand von rund 433 Millionen Kilometern.

Neben dem aktuellen Schaubild gab es ein zweites mit der Rückrechnung: Beim fatalen Versuch, Zeedun per Purpur-Teufe zu transportieren, waren die beiden Welten vor einigen Jahren nur rund 160 Millionen Kilometern voneinander entfernt gewesen und aus den bisherigen Umlaufbahnen getrieben worden.

Inzwischen ist der Abstand auf annähernd 758 Millionen Kilometer angewachsen.

Vereinzelt erklangen leise weitere Meldungen und Bestätigungen. An Bord herrschte Alarmstufe Orange – gesteigerte Wachsamkeit und Kampfbereitschaft. Oberstleutnant Licco Yukawa hatte das Kommando über den Schlachtkreuzer inne.

Sanftes Vibrieren durchzog die Luft der Zentrale. Ein kaum hörbares, dumpfes Summen, das aus sämtlichen plastbeschichteten Begrenzungsflächen zu dringen schien.

Geschulten Raumfahrern wurde nachgesagt, dass sie feinste Nuancen dieser permanenten Kulisse an Bord eines Raumschiffes einzuordnen vermochten: Innenklimatisierung, anspringende und zurückfahrende Aggregate, von Projektoren hochgespannte Kraftfelder und wummernde Energieströme in drahtlosen Isolations-Feldleitern.

Unwillkürlich lauschte der Zellaktivatorträger.

Vereinzelt gab es hochfrequentes Pfeifen, energetisches Knistern, tiefes Brummen oder dumpfe Schläge zuschnappender Schotte. Rhodan wusste, dass mitunter Geräusche ertönten, die die ganze Schiffszelle durchzogen und einem zarten Ächzen glichen. So, als sei quasi der Atem des Raumers zu spüren.

Eine abgeschottete Welt im lebensfeindlichen Vakuum, dachte er. Eine eigenständige Ökosphäre, die Luft, Wärme und Licht sicherstellt und Geschöpfen wie uns das Vordringen in Bereiche ermöglicht, die weit von unserem natürlichen Lebensraum entfernt sind. Nicht nur räumlich ...

Die BJO BREISKOLL flog eine Welt an, die vor Urzeiten zum heimatlichen Solsystem gehört hatte. An diesem 9. Dezember 1517 NGZ umkreiste Sheheena die in dieser Zeit Mitraia genannte Sonne. Der 9. Dezember 1517 NGZ, 1.36 Uhr nach der Bordzeit der RAS TSCHUBAI, an die sie sich klammerten.

Rhodan seufzte kaum hörbar. Die ferne Vergangenheit des Jahres 20.103.191 vor Christus war derzeit seine Relativgegenwart; Sheheena würde erst durch die Versetzung per Purpur-Teufe zur Dunkelwelt fernab einer Sonne werden.