Perry Rhodan 3125: Ein Hauch von Vitalenergie - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 3125: Ein Hauch von Vitalenergie E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem 6. Jahrtausend nach Christus, genauer dem Jahr 5658. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Terraner, Arkoniden, Gataser, Haluter, Posbis und all die anderen Sternenvölker stehen gemeinsam für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, womöglich umso stärker, seit ES, die ordnende Superintelligenz dieser kosmischen Region, verschollen ist. Als die Liga Freier Galaktiker durch drei Deserteure erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, entsendet sie unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff, die RAS TSCHUBAI. Denn von FENERIK geht wahrscheinlich eine ungeheure Gefahr für die Galaxis aus. Perry Rhodan begibt sich in Cassiopeia, einer Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis, auf die Suche nach dem Chaoporter. Dabei begegnet er auch der tefrodischen Agentin Lyu-Lemulat. Gerade als die beiden einander zu vertrauen beginnen, stirbt die Tefroderin im Einsatz gegen FENERIK. Ihre letzten Worte weisen Rhodan den Weg zu möglichen Verbündeten. Dort weht EIN HAUCH VON VITALENERGIE ...

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Nr. 3125

Ein Hauch von Vitalenergie

Auf der Welt der Agenten – die Begegnung mit einer rätselhaften Frau

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Molatvosystem

2.

3.

4. 21. Juli 2071 NGZ

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem 6. Jahrtausend nach Christus, genauer dem Jahr 5658. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen.

Terraner, Arkoniden, Gataser, Haluter, Posbis und all die anderen Sternenvölker stehen gemeinsam für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, womöglich umso stärker, seit ES, die ordnende Superintelligenz dieser kosmischen Region, verschollen ist.

Als die Liga Freier Galaktiker durch drei Deserteure erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, entsendet sie unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff, die RAS TSCHUBAI. Denn von FENERIK geht wahrscheinlich eine ungeheure Gefahr für die Galaxis aus.

Perry Rhodan begibt sich in Cassiopeia, einer Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis, auf die Suche nach dem Chaoporter. Dabei begegnet er auch der tefrodischen Agentin Lyu-Lemulat. Gerade als die beiden einander zu vertrauen beginnen, stirbt die Tefroderin im Einsatz gegen FENERIK. Ihre letzten Worte weisen Rhodan den Weg zu möglichen Verbündeten. Dort weht EIN HAUCH VON VITALENERGIE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner macht Maske.

Dehodhat Opyas – Der Musiker begleitet Perry Rhodan.

Gucky – Der Mausbiber fühlt sich herausgefordert.

Kemur – Der Paddler muss eingreifen.

Lousha Hatmoon

1.

Molatvosystem

20. Juli 2071 NGZ

»Ich bitte um Landeerlaubnis«, sagte Kemur.

Sein Gegenüber im Holo sah ihn lediglich schweigend an. Paddler waren selten. Viele hielten sie seit dem Massaker, das die Meister der Insel über dieses Volk gebracht hatten, für ausgestorben. Aber das waren sie nicht – einige hatten überlebt.

Perry Rhodan hatte die Paddler erstmals vor über 3000 Jahren kennengelernt, als er zum ersten Mal nach Andromeda gekommen war, um das Joch der Meister von der benachbarten Sterneninsel zu nehmen. Kalak war ein solcher Paddler gewesen, der dem Terraner geholfen – und seinen Mut mit dem Leben bezahlt hatte.

Und Kemur ... er ähnelte Kalak optisch so weit, wie man das innerhalb ein und desselben Volkes erwarten durfte. Er war für terranische Verhältnisse klein und stämmig – aber mit knapp anderthalb Metern Körpergröße im besten Durchschnitt der Paddler und mit einer ähnlichen Schulterbreite etwas stämmiger, als es Kalak gewesen war. Aber er war nicht Kalak.

Der Paddler machte einen imposanten Eindruck in seinem blendend weißen einteiligen Anzug und den schweren, schwarzen Stiefeln, die der Terraner noch nie ungeputzt gesehen hatte. Kemur legte größten Wert darauf, stets gleich und stets makellos gekleidet zu sein. Er bezeichnete es als Teil seiner beruflichen Reputation.

Kemur war mit Leib und Seele Mechaniker, Techniker, ein Reparateur – eigentlich erwartete man von diesem Berufsstand verdreckte, schmierölbefleckte Monturen. Kemurs Kleidung war nanobeschichtet, von ihr prallte alles ab.

Das Holo zeigte Kopf und Schultern eines Tefroders. Aber er blieb weiterhin stumm.

Für Rhodans Geschmack hielt das Schweigen viel zu lange an.

Dann, endlich, bequemte sich der Tefroder zu einer Rückfrage. »Auf Savevo?«

»Natürlich«, antwortete Kemur. Seine Stimme war keineswegs so tief, wie man es aufgrund seines kompakten Körperbaus hätte erwarten können. »Die KE-wohlfeil möchte auf der Hauptwelt des Molatvosystems landen.«

Das Molatvosystem lag im südlichen Randgebiet der Zwerggalaxis Cassiopeia, 1164 Lichtjahre vom Trojanischen Imperium entfernt. Kemurs Ambulanz hielt sich derzeit am Rand des Sonnensystems auf und wartete auf die Erlaubnis zum Weiterflug. Die KE-wohlfeil war Kemurs fliegende Werkstatt und eher klein mit 24 Metern Höhe und zwölf Metern Länge und Breite. Größe war dabei aber unerheblich: Werftplattformen der Paddler waren aufgrund ihrer besonderen Ausstattung und der Fähigkeiten ihrer Betreiber attraktiv, selbst eine kleine Interstellar-hypermechanische Ambulanz.

»Wenn der Kerl noch lange herumeiert«, zischte Gucky neben Rhodan, »teleportiere ich mal kurz rüber und mache ihm Beine. Der sollte mal bei einem terranischen Hafenmeister in die Lehre gehen.«

»Hafenmeister?«, wiederholte Rhodan. »So was haben wir noch?«

»Du weißt, was ich meine«, sagte Gucky.

Holotechnisch wurde nur Kemur in Wort und Bild übertragen. Gucky, Rhodan und der Tefroder Dehodhat Opyas blieben dabei außen vor, obwohl sie anwesend waren und das Gespräch verfolgten – und, wie eben, kommentierten.

Der Terraner wusste die Bemerkung des Ilts richtig einzuschätzen. Gucky war manchmal zwar trotz aller Lebenserfahrung und gewonnenen Einsichten und Weisheit im Kern der gleiche ungeduldige, spielbesessene Heißsporn, der er schon immer gewesen war. Da er Situationen wie diese im Lauf seines langen Lebens oft genug mitgemacht hatte, zweifelte Rhodan nicht daran, dass Gucky sich vorerst im Hintergrund halten würde.

Vorerst.

Früher oder später würde Gucky ganz ohne jeden Zweifel aktiv werden.

Wie aber stand es mit Dehodhat Opyas?

Lyu-Lemolat hatte Perry Rhodan vor Kurzem in der Arena der Träume eingestanden, dass sie den scheuen Musiker auf eigenartige Weise attraktiv fand. Rhodan hatte das für sich behalten, aber er konnte es nachvollziehen: Opyas war schlank, hochgewachsen und sah gut aus. Falls es einen Vorzeige-Tefroder gab, dann ihn.

Aber das Äußere täuschte in mehr als einem Fall, wie Rhodan nur allzu gut wusste. Er selbst hatte schließlich eigens für diese Mission Maske gemacht, wie man früher so schön gesagt hatte. Einige kleine Manipulationen hatten genügt, um ihn ebenfalls wie einen Tefroder aussehen zu lassen. Seine Augen leuchteten nicht mehr graublau, die Narbe an seinem Nasenflügel war verschwunden, die dunkelblonden Haare waren nun eine Spur dunkler als der Teint seiner Haut.

Seit Jahrtausenden waren solche optischen Korrekturen keine große Sache mehr.

Um Dehodhat Opyas zu erschaffen, war man genauso vorgegangen, wenn auch eine Spur gründlicher. Bei ihm ließ das Aussehen noch weniger Rückschlüsse auf das wahre Äußere zu. Was sich nicht verändern ließ, war indes die Aura, die er ausstrahlte und die ihn über andere Tefroder erhob. Man konnte sich ihr nicht entziehen, sie war nicht nur allgegenwärtig, sondern geradezu überwältigend. Perry Rhodan wusste, dass man ihm Ähnliches nachsagte.

Opyas und er würden zusammenarbeiten und Erfolg haben. Das war, was zählte.

Der Gedanke an Lyu-Lemolat ließ Rhodan schwer schlucken. Er hatte sich längst eingestanden, dass er durchaus Sympathie für die tefrodische Geheimagentin empfunden hatte. Aber das spielte keine Rolle mehr. Ihre Leiche lag in einem Sarg im Kühlraum der Ambulanz KE-wohlfeil.

Wieder bestand die Kommunikation zunächst aus Schweigen.

Und nun brachte er sie zurück ... zurück ins Herz des hiesigen tefrodischen Geheimdienstes, ins Molatvosystem. Rhodans Gedanken blieben am Namen des Systems hängen, der Programm zu sein schien. Molatvo ...

Vor langer Zeit hatte Trinar Molat persönlich es entdeckt, der ehemalige Faktor II der Meister der Insel. Vo war das tefrodische Wort für einen geheimen Schatz, einen verborgenen Hort, ein süßes Geheimnis. Molatvo war also Trinar Molats verborgener Schatz.

Er hatte nicht befürchten müssen, dass er damit jemanden explizit auf die Schätze aufmerksam machte. Die Meister der Insel hielten die Völker Andromedas damals in einem engen Würgegriff, niemand wagte es, sich gegen deren Interessen aufzulehnen.

Die Sonne Molatvo war ein orangefarbener Stern der Spektralklasse K von 0,8 Sonnenmassen. Fünf Planeten umkreisten ihn, der zweite davon war der sehr erdähnliche Savevo. Er hatte einen Trabanten, Prukrath, der mit 6440 Kilometern Durchmesser deutlich größer war als der Erdmond, fast so groß wie der Mars. Der Mond hatte eine dünne Sauerstoffatmosphäre, und auf ihm lag die Alte Stadt – eine Art Geisterstadt, über die Rhodan kaum etwas wusste.

Aber sie war auch nicht sein Ziel.

Der Terraner konnte sich durchaus vorstellen, dass Trinar Molat dem System einzig und allein wegen des zweiten Planeten diesen Namen verliehen hatte. Savevo war eine wunderschöne Welt, in vieler Hinsicht sogar eine schönere als Tefrod selbst, die Heimat der Tefroder in Andromeda.

Überdies hatte Faktor II es verstanden, bei der Besiedlung Savevos eine gewisse Exklusivität zu wahren, und die hatte sich bis in die Gegenwart erhalten. Insgesamt lebten derzeit gut 500.000 Tefroder und etwa 10.000 Gaids auf dem Planeten verteilt. Der Kontinent Persang war dabei mit 300.000 Siedlern am dichtesten bevölkert, wobei allein auf die Stadt Stinner 250.000 Personen entfielen. Die restlichen lebten über den Kontinent verstreut auf Farmen, Robotplantagen oder einfach in luxuriösen Anwesen im Wald.

Stinner lag an der Ostküste, verfügte über einen kleinen Schiffs- und im Nordwesten über einen Raumhafen. Genau dort wollte Kemur mit der Ambulanz KE-wohlfeil landen.

Rhodan konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.

»Wie du sicher weißt«, fuhr der tefrodische Beamte fort, »sind unsere Einreisebestimmungen sehr streng. Wir lassen nicht jeden dahergelaufenen fahrenden Händler auf unsere Welt.«

»Ich bitte nicht ohne dringenden Grund um die Landeerlaub...«, setzte Kemur an, doch der Tefroder unterbrach ihn mitten im Wort.

»Darüber werden andere entscheiden. Wir werden dich und dein Schiff genau überprüfen. Bereite dich darauf vor, ein paar Fragen zu beantworten.«

Abrupt löste sich das Holo auf.

Der junge Paddler drehte sich zu Rhodan um und betrachtete ihn nachdenklich. Seine Haut war tiefschwarz, der Schädel kahl. Die Augen lagen tief in den Höhlen des flachen Gesichts.

Dann griff er mit der rechten, sechsfingrigen Hand an den prachtvollen und kunstvoll gepflegten roten Bart, der es umrahmte. »Damit habe ich nicht gerechnet«, gestand er ein.

Rhodan zuckte ratlos mit den Achseln. »Ich auch nicht.«

War ihre Mission bereits gescheitert, ehe sie überhaupt begonnen hatte?

*

Rhodan schritt im Kanzelbereich der Ambulanz KE-wohlfeil auf und ab. Die Kanzel saß am vorderen oberen Eck des Quaders und bildete praktisch das Zentrum des kleinen Schiffes, war zehn Meter hoch und zwölf Meter breit. Dort lagen sowohl die Steuerzentrale als auch Kemurs Wohnbereich.

Der Terraner musste lächeln, als sein Blick über den Diwan glitt, ein prachtvolles Massagebett, das Kemur gerne und häufig nutzte. Er hütete es wie seinen Augapfel und jagte Rhodan und seine Begleiter rigoros davon, wenn sie ihm zu nah kamen.

Ein akustischer Alarm erklang, und ein neues Holo bildete sich mitten im Kanzelbereich. Es zeigte einen Ausschnitt des benachbarten Alls – und ein Raumschiff, das sich gemächlich näherte.

Grund zur Eile bestand nicht. Es befand sich längst in der Reichweite der optischen Erfassung.

Es war ein stolzes Schiff, eine 750 Meter durchmessende Einheit der SUPPANT-Klasse, kompakt, modern und schlagkräftig. Im Ernstfall hätte die Ambulanz ihm nicht das Geringste entgegensetzen können. Eine Salve der Waffensysteme, und KE-wohlfeil wäre in ihre Atome pulverisiert worden.

»Da fahren sie für eine kleine Ambulanz aber ein großes Geschütz auf«, dröhnte Kemurs Stimme durch die Kanzel. So absurd es angesichts der unterschwellig lauernden Gefahr auch klang, hörte Rhodan den Stolz heraus, der in ihr mitschwang. Seine winzige Nussschale veranlasste die Tefroder, solch einen Raumriesen in Bewegung zu setzen!

Dehodhat Opyas räusperte sich. Nicht besonders laut, aber irgendwie so eindringlich, dass man das Geräusch nicht ignorieren konnte.

»Es ist wohl angebracht, dass ab sofort ich die Kommunikation mit dem Schiff übernehme.« Es war kein Vorschlag, eher eine Feststellung. »Als Tefroder bin ich dazu am besten geeignet.«

Illustration: Dirk Schulz

Rhodan schnaubte leise. Der Meistersänger hatte den Flug der RAS TSCHUBAI von der Milchstraße nach Cassiopeia als einer der tefrodischen Beobachter mitgemacht, die Rhodan an Bord geholt hatte. Und nun forderte er, die Verhandlungen mit tefrodischen Offiziellen zu führen!

Rhodan kannte Opyas, glaubte ihn zu kennen, sah ihn manchmal sogar mit Bulls Augen. Aber es widerstrebte ihm, ihm vollends zu vertrauen. Das musste er allerdings auch nicht, nicht in dieser Situation. Es ging um mehr als Sichtweisen.

Das Holo im Kanzelbereich veränderte sich. Es zeigte nun kein Raumschiff mehr, sondern einen Mann von vielleicht 60 Jahren mit scharf geschnittenem Gesicht und einer langen, geraden Nase. Epauletten an seiner Uniform wiesen ihn als hochrangigen Offizier aus, wenn auch nicht als Kommandanten des Schiffes.

Rhodan zog die Brauen hoch. Der Tefroder mochte zwar jung, fast jugendlich wirken, aber er durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen. Mit 60 Jahren war man nicht mehr jung, auch wenn man 200 werden konnte. Eine hohe Lebenserwartung bedeutete nicht, dass sich die Jugend als Zeit mangelnder Erfahrung länger zog, sodass man erst später eine so bedeutende Position einnehmen konnte, wie er sie zweifellos innehatte.

Der Tefroder saß hinter einem schlichten, aber hervorragend gearbeiteten Schreibtisch. Am Rand des Aufnahmebereichs sah Rhodan ein Schmuckholo, das drei Frauen und neun Kinder zeigte.

Gucky blieb das nicht verborgen. »Offensichtlich ein ausgesprochener Familienmensch, der fleischlichen Genüssen nicht abgeneigt ist«, murmelte er außerhalb des Aufnahmebereichs.

»Ich bin Awozar Ombash«, stellte der Tefroder sich vor. »Ich bin der Stadtkommandant Stinners.«

»Dehodhat Opyas, Gast auf der KE-wohlfeil von Kemur.« Er zeigte auf Rhodan. »Und das ist mein junger tefrodischer Begleiter Hergon Etran.«

Perry Rhodan schluckte leicht. Es hörte sich seltsam an: Hergon Etran war ein Milchstraßentefroder zu Zeiten des Solaren Imperiums gewesen. Der Name war daher für Rhodan nicht irgendeine fremde Lautfolge, sondern brachte Erinnerungen mit sich.

Awozar Ombash wandte den Blick ostentativ ab und schaute auf ein anderes Holo, das den drei Personen im Kanzelbereich der KE-wohlfeil natürlich verborgen blieb. Dann sah er wieder Opyas an.

»Wie interessant.« Seine Stimme klang zuerst ein wenig skeptisch, dann eher neugierig. »Das Fahrzeug eines Paddlers ...«

Opyas verstand sich sehr gut darauf, leise Zwischentöne herauszuhören. »Und ...?«, sagte er gedehnt.

Nun klang Awozar Ombash gar nicht mehr erfreut. »Ausgerechnet ein Paddler!«, sagte er. »Ich habe zwar gehört, dass es noch welche in Valotio geben soll, bin aber nie einem begegnet.«

Valotio war die tefrodische Bezeichnung für Cassiopeia.

»Es gibt immer ein erstes Mal«, erwiderte Opyas glatt.

Ombash tat so, als müsste er in seinem Gedächtnis graben, aber bei Rhodan wurde der Eindruck immer stärker, dass er nur mit dem vermeintlichen Opyas spielte. Der Stadtkommandant hatte sich vor der Kontaktaufnahme wahrscheinlich genau darüber informiert, womit er es zu tun hatte.

»Sind die Paddler damals nicht von den Meistern der Insel weitgehend ausgelöscht worden?«

»Weitgehend«, stimmte Opyas ihm zu. »Nur wenige haben deren Schreckensherrschaft überlebt.«

Awozar Ombash runzelte die Stirn. »Andromeda ist weit! Dein Freund Kemur hegt deshalb doch hoffentlich keine Vorurteile gegen die Tefroder?«

»Vorurteile?«, setzte Opyas an, doch der Paddler fiel ihm ins Wort.

»Das, wovon du sprichst, ist so lange her, dass sogar Historiker die einzelnen Fakten in den Datenbanken nachschlagen müssen«, empörte er sich. »Nicht einmal ich kenne sie alle!«

Rhodan konnte auf Anhieb nicht sagen, wie viel davon gespielt und wie viel echt war. Kemur war nicht nur ein begnadeter Techniker, sondern auch vieles mehr: ein echter Charmeur, ein trinkfester Spieler, ein begnadeter Kleptomane, aber auch ein großartiger Schauspieler.

Ombash strich sich mit der Hand über das glatt rasierte Kinn. »Dennoch bin ich geneigt, den Paddler zunächst einmal als potenziell gefährlich einzustufen.«

Das Gespräch war von Anfang an angespannt gewesen, doch nun spürte Rhodan deutlich, dass es vollends zu kippen drohte. Irgendeine unbedachte Äußerung musste den Stadtkommandanten gegen sie aufgebracht haben, doch er ahnte nicht einmal, welche es gewesen war. Jedenfalls war der Tonfall eher aggressiv geworden.

Und sie waren auf Ombashs Landeerlaubnis angewiesen.

Opyas hatte offenbar ebenfalls ein sehr gutes Gespür für solche Veränderungen. Instinktiv versuchte er zu retten, was noch zu retten war. »Wir haben einen beträchtlichen Umweg auf uns genommen, um dem tefrodischen Volk einen Dienst zu erweisen.«

Die Lüge ging ihm vollkommen glatt über die Lippen. Sie waren mit der BJO BREISKOLL in die Nähe des Molatvosystems geflogen, und mit einem Überlichtfaktor von sechs Millionen hatte der Flug nur etwas mehr als eine Stunde gedauert. Rhodan hatte entschieden, die BJO BREISKOLL vorerst nicht zu zeigen. Deshalb hatten sie den Anflug über die letzte Reststrecke mit der kleinen KE-wohlfeil unternommen, die den Flug in einem Hangar der BJO mitgemacht hatte.

»Ich bin selbst Tefroder und fühle mich verpflichtet dazu«, fuhr er nahtlos fort. »Wenn ihr allerdings auf unsere Informationen verzichten wollt ...«

»Ach?«, unterbrach ihn der Stadtkommandant. »Ihr seid nicht aus touristischen Gründen hier?«

»Touristische Gründe? Dafür haben wir weder Zeit noch Geld.«

»Denn Zeit ist Geld«, fügte Kemur hinzu. »Und uns mangelt es an beidem.«

»Wahr gesprochen. Dass Zeit Geld ist, meine ich. Was wollt ihr also auf Savevo? Welcherlei Informationen sind das?«

»Sie sind für die Agentur für die Stabilität Karahols bestimmt.« Die ASK war der Geheimdienst des Staatenbundes von Andromeda. »In Stinner gibt es ja eine Niederlassung der ASK.«

Das Runzeln schien auf Awozar Ombashs Stirn zu gefrieren. »In der Tat, es gibt hier eine Niederlassung. Was allerdings nicht gerade weithin öffentlich bekannt ist. Ihr seid wirklich gut informiert.«

Dehodhat Opyas lächelte entwaffnend. »Nicht besser als alle anderen. Gibt es nicht in jeder größeren Stadt eine Niederlassung der Agentur? Und als Hauptstadt des Planeten kommt am ehesten Stinner infrage.«

»Verkauf mich nicht für dumm! Savevo liegt aus guten Gründen abseits aller Brennpunkte. Hierhin kommt niemand von ungefähr. Wieso seid ihr nicht auf eine dichter besiedelte, wichtigere Welt verfallen als ausgerechnet auf unser armes Savevo?«

Awozar Ombash wirkte plötzlich noch misstrauischer.

»Wir haben unsere Gründe, die dich nicht betreffen«, sagte Opyas kalt.

Der Stadtkommandant schnappte empört nach Luft. »Ich kann das allein nicht entscheiden und werde Rücksprache halten.«

Rhodan erkannte die Behauptung sofort als Lüge. Natürlich konnte Ombash einem Schiff jederzeit die Landeerlaubnis erteilen oder verweigern. Es wunderte den Terraner sogar, dass der Stadtkommandant sich persönlich um solch eine Lappalie kümmerte. Hatte das etwas damit zu tun, dass das Schiff eines Paddlers sie erbat, oder hatte Opyas insgeheim an irgendwelchen anderen Fäden gezogen, von denen Rhodan nichts wusste?

Opyas war schließlich nicht irgendwer.

»Mit wem?«, fragte der angebliche Musiker.

»Ich habe meine Gründe, die dich nicht betreffen«, antwortete der Stadtkommandant verkniffen.

»Wenn du es sagst. Aber erwähn bitte, dass wir eine Nachricht von Lyu-Lemolat zu überbringen haben.«

Clever, dachte Rhodan. Dass die Agentin tot ist, behält er für sich.

»Von wem?«

»Lyu-Lemolat. Wenn die Person, mit der du Rücksprache halten musst, wirklich wichtig ist, wird sie wissen, um wen es sich handelt. Oder sie wird es bestimmt sehr, sehr schnell in Erfahrung bringen.«

»Es wird einen Moment dauern.« Abrupt erstarrte das Holobild und zeigte dann ein Symbol, auf das Rhodan sich keinen Reim machen konnte, vielleicht das Wappen der Stadt oder des Planeten. Oder auch des Amtes, das ihre Anfrage ursprünglich entgegengenommen hatte, bevor sich überraschend Awozar Ombash eingemischt hatte.

Rhodan ließ den Blick wieder durch den Kanzelbereich der KE-wohlfeil gleiten.

Während sich hinter ihnen der Triebwerksbereich anschloss, bot die durchsichtige Sichtkuppel einen ungehinderten Blick ins All voraus. Normalerweise war er nicht gerade interessant; man konnte mit etwas Glück einige ferne Sterne sehen. Meistens zeigte er aber nur die Dunkelheit des Weltraums.