Perry Rhodan 3265: Angriff der Schattengarde - Susan Schwartz - E-Book

Perry Rhodan 3265: Angriff der Schattengarde E-Book

Susan Schwartz

0,0

Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. Der Mausbiber Gucky wiederum ist in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte unterwegs und stößt auf das Wirken des Irreführers. Als er hartnäckig bleibt, erfolgt der ANGRIFF DER SCHATTENGARDE ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




Nr. 3265

Angriff der Schattengarde

Mit der THORA in Lundmark – Gucky kämpft gegen einen Attentäter

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Aus Guckys Memoiren

2. Annäherung

3. Ein herzliches Willkommen

4. Landung im Inferno

5. In der Station

6. Reise nach Nephilia

7. Flucht

8. Parafalle

9. Das Angebot

10. Und eine Antwort

11. Durch die Wand

12. EUDORA

13. Abreise

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. Der Mausbiber Gucky wiederum ist in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte unterwegs und stößt auf das Wirken des Irreführers. Als er hartnäckig bleibt, erfolgt der ANGRIFF DER SCHATTENGARDE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Mausbiber spürt die Verlockung der Schatten.

Suyemi Taeb – Die Agentin ist eher für finale Lösungen.

Moria Armstrong – Die Lundmark-Terranerin bewährt sich an der Seite der Terraner.

Rapach

1.

Aus Guckys Memoiren

Wir schreiben den 1. Juli 2098 NGZ. In einer halben Stunde erreichen wir das Irkallasystem mit dem Planeten Inferno. Zeit, um meine Aufzeichnungen auf den aktuellen Stand zu bringen. Mal sehen, ob ich am Ende wieder ein Abenteuerbuch daraus mache, oder stillschweigend alles lösche. Wäre nicht das erste Mal.

Manches darf die Öffentlichkeit nicht erfahren, und wenn es noch so verbrämt und entstellt erzählt wird. Bei so manchem hätte ich selbst nicht verkraften können, eine spannende Geschichte daraus zu machen. Schließlich reißt man damit auch immer ein paar Wunden auf.

Manches muss ich aber unbedingt berichten, weil es mir guttut und meinen Lesern auch.

Meine Leser haben dann Anteil an meinen Abenteuern und ziehen mit mir ins Universum hinaus, was den meisten in dieser umfassenden Weise verwehrt sein dürfte, und für mich ist es wie eine Therapie. Manches hat einfach auch Potenzial, die Augen zu öffnen.

Ich bin ein Ilt. Grundsätzlich sind Ilts fröhlich und verspielt. Doch ich bin auch der Letzte meiner Art, und ich sehe Dinge, die anderen selbst in einem tausendjährigen Leben nicht widerfahren. Genauso wenig wie meine Freunde aus der Unsterblichenriege bin ich trotz der langen Zeit nicht abgestumpft, mir ist nichts egal. Im Gegenteil! Mit all dem muss ich fortwährend fertigwerden und darüber sprechen, und sei es noch so verbrämt, bevor mein kleiner Kopf mit den großen Ohren platzt.

Mit meinen Geschichten schenke ich mir und den Lesern Freude, und ich stelle vor allem manches richtig, das in Bezug auf unsere Unsterblichenriege negativ behaftet ist. Wir werden nämlich keineswegs durchweg bewundert und verehrt, wir haben auch sehr viele Neider, Kritiker, Zweifler und Verschwörungstheoretiker, die niemals aufhören werden, gegen uns zu schießen. Was vor allem Perry schon oft an den Rand der Verzweiflung getrieben und die Galaxis nicht nur einmal an den Rand des Abgrunds getrieben hat, keine Frage.

Dennoch: Damit muss jeder leben, der auf dem galaktopolitischen Boden wandelt. Keine Frage, das können wir auch, und ich gehe eben auf meine Weise damit um.

Aber ich schweife ab. Keine Sorge, solche Dinge werden natürlich für die Buchfassung gestrichen. Ich schreibe bei so etwas eigentlich an mich, den späteren Leser.

Kehren wir zu Inferno zurück – das Wort hat mich wohl zu dieser Ableitung inspiriert.

Warum der Planet so heißt, wurde von den WLM-Terranern schon angedeutet, aber meistens ist keine Mohrrübe so hart, wie sie erscheint, wenn man sie roh aus dem Boden zieht.

Vergeben wurde diese ungewöhnliche Bezeichnung von den Terranern aus dem terranisch-tefrodischen Commonwealth, das auf Inferno eine Forschungsstation unterhält. Also wird schon was dran sein – und wir werden es in Kürze erfahren.

Was mich darauf bringt, dass ich unbedingt jemandem in den Hydroponischen Gärten auf die Füße treten muss – telekinetisch natürlich, denn meine Füße sind nicht groß genug dafür und ich – Vorsicht, Ironie! – bin ein klein wenig leichter als ein Haluter –, um mit der neuen Ansaat rechtzeitig in die Gänge zu kommen. Meine Mohrrübenvorräte der besonders zarten Sorte gehen bedenklich zur Neige, und der Hopfenspargel ist noch nicht zur Ernte bereit. Das ist ein untragbarer Zustand!

Aber ich schweife schon wieder ab. Und ich muss bald schließen, weil die Ankunft kurz bevorsteht.

Was mich bedrückt? Hier kommt's.

*

Kaum waren wir in dieser Galaxis namens Wolf-Landmark-Melotte, kurz WLM, angekommen, um nach einem ES-Fragment zu suchen, schon wurden wir in dunkle Machenschaften des Irreführers verstrickt, der alles daransetzte, die Wiedererstehung von ES zu verhindern.

Nicht nur, dass uns, wie wir erwartet hatten, ein Lichtträger getarnt begleitet hat – nein, wir haben es gleich noch mit einer neuen Riege zu tun bekommen: der Schattengarde. Die, wie wir erfahren haben, wohl unter anderem dann aktiv wird, wenn die Lichtträger ... nun, sagen wir: nicht vollständig erfolgreich gewesen sind. O-Ton des enttarnten Lichtträgers Goumar Einhard: »Wenn die Schattengarde zum Einsatz kommt, dann stehen dunkle Zeiten bevor.«

Das an sich ist für mich nicht so erschreckend, denn es ist grundsätzlich damit zu rechnen, dass es immer noch jemanden über einer Spitzenorganisation gibt. Das hört erst bei den Kosmokraten und Chaotarchen auf – und eigentlich, wenn man es genau nimmt, nicht einmal da.

Aber was mich beschäftigt: Gibt es die Schattengarde auch in der Milchstraße? Sind alles Vrochonen, wovon ich derzeit ausgehe? Oder gibt es andere Angehörige dieser Truppe, womöglich sogar als Schläferagenten? Wieso begegnen wir ihnen erstmals ausgerechnet in dieser kleinen, unbedeutenden Galaxis? Verfügt Kmossen hier über keine anderen Kräfte? Das wäre einerseits toll, andererseits natürlich auch umso schwieriger, wenn sie wirklich so vernichtend sind, wie uns Einhard weismachen wollte.

Großer Ilt! Und wieso haben sie während der Prophanie derart offen agiert und ein solches Chaos angerichtet? Wollten sie damit potenziell gefährliche Gegner aus der Reserve locken? Das alles ergibt für mich keinen rechten Sinn ...

Diese und andere Fragen treiben mich um, seit ich in meiner Unterkunft bin. Dabei brauche ich doch dringend Schlaf, um endlich zur Erholung zu finden. Ich bin derart ausgelaugt ...

Und ich weiß nicht, wann ich wieder einsatzbereit sein muss. Wir verfolgen ein Beiboot des arkonidischen Schiffes SIHUNDAS I, das von der Schattengarde übernommen worden ist und sich abgesetzt hat, bevor wir ihrer habhaft werden konnten. Das Chaos, das der Attentäter der Schattengarde, Danou Shinshid, während der Prophanie angerichtet hatte, war unfassbar. Viele Unschuldige waren zu Tode gekommen. Ich habe alles versucht, das Schlimmste zu verhindern, doch ...

2.

Annäherung

Suyemi Taeb stand vor der Tür, und Gucky bat sie augenblicklich herein. Seltsam zögerlich betrat die TLD-Agentin die Unterkunft.

Sie stammte von Arkon II, war aber zur Hälfte Terranerin. Das terranische Erbe ihres Vaters war optisch kaum zu erkennen, da ihre kurz geschnittenen Haare arkonidisch weiß und die Augen rot waren.

Ihre Mutter Gathora da Othowezon war eine Zhy-Fam, eine Feuerfrau, gewesen, die den Extrasinn ihrer Tochter erweckt hatte – wobei dieser, wie Gucky wusste, nicht allzu verlässlich funktionierte.

Taeb trug eine weiße Bordkombination, das war ihre Lieblingsfarbe.

Gucky hatte sie als Missionsmitglied bestimmt, in erster Linie, um an Bord befindliche Lichtträger zu enttarnen. Dabei hatte er konsequenterweise auch Taeb einer gründlichen Untersuchung auf der THORA unterziehen lassen. Das hatte zu Missstimmung zwischen ihm und ihr geführt, allerdings nur auf der persönlichen und freundschaftlichen Seite. Als exzellente Agentin und Profi hatte Taeb Guckys Vorgehensweise für richtig befunden.

»Du siehst furchtbar aus«, stellte die TLD-Agentin fest, während sie sich Gucky gegenüber in einen Sessel fallen ließ. »Das beantwortet deine Frage, weswegen ich gekommen bin. Und für den Fall, dass du es nicht mitbekommen hättest, wollte ich dir zudem Bescheid geben, dass wir in Kürze am Ziel eintreffen.«

»Danke für das Kompliment«, gab der Ilt launig zurück und knickte zur Unterstreichung kurz die Ohren ein. »Ja, ich habe die Gedanken nicht abschalten können.«

»In Bezug worauf?«

»Auf die Schattengarde natürlich.«

»Das ging mir ähnlich. Dabei ist das überflüssig verschwendete Energie, denn schließlich sind wir auf dem Weg nach Inferno, um die Antworten auf unsere vielen Fragen zu finden.«

»Und wir müssen Danou Shinshid schnappen, das ist mir ein persönliches Anliegen«, brummte Gucky. »Es wurmt mich enorm, dass er meine Para-Angriffe behindern oder gar neutralisieren kann.«

»Deswegen mache ich mir auch Sorgen wegen dieses Rapach, von dem du erzählt hast.«

In einem kurzen Moment war es Gucky gelungen, in Danou Shinshids Gedanken einzutauchen. Dadurch hatte er von der Schattengarde und deren Anführer, dem Adjunkt Rapach, erfahren.

»Inwiefern?«

Taeb würde es nicht erwähnen, wenn sie nicht weiterführende Gedanken gehabt hätte. Dass der derzeit noch gesichtslose Rapach als Anführer von vornherein als sehr gefährlicher Gegner einzustufen war, stand außer Frage.

»Ist er der Anführer der gesamten Schattengarde«, legte sie ihre Gedanken dar, »oder ist sie in Kammern unterteilt, wie der Club der Lichtträger, und er führt lediglich eine dieser Kammern?«

»Eine gute Frage«, räumte Gucky ein. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es gleich mit dem Höchsten zu tun haben. Das wäre zu einfach.«

»Das stimmt. Aber wenn ich bei den Lichtträgern an den enttarnten Clubpräsidenten Achill Maccao denke, der wiederum dem Irreführer Kmossen, der in den Schatten, verpflichtet ist ...«

Vielleicht waren Maccao und Rapach auch ein- und derselbe? Wer wusste das zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon?

»Ich verstehe, was du meinst«, unterbrach er. »Der Proto-Quintarch Kmossen hat sich den Club der Lichtträger zu eigen gemacht. Und nun vermutest du aufseiten der Schattengarde eine ähnliche Struktur?«

»Sind es denn nicht bloß zwei Ausformungen derselben Macht? Ich habe immer noch Goumar Einhards letzte Worte in den Ohren, bevor er starb.«

Gucky musterte sie prüfend.

Nach Einhards Tod, der sein Leben für sie gegeben hatte, war sie kurzzeitig aus der Fassung geraten. Er hatte versucht, Taeb dazu zu verführen, sich den Lichtträgern anzuschließen, und dafür sogar seinen Tod in Kauf genommen. Es hatte sich schon einmal jemand für sie geopfert, Taebs Geliebter Sascha Liebkind, um den sie noch immer trauerte.

Im Augenblick wirkte Taeb allerdings gefasst und professionell wie früher.

»So wie du mir eure letzte Begegnung erzählt hast, erweckt es bei mir den Eindruck, dass Einhard Angst vor der Schattengarde hatte, obwohl er anscheinend nicht mehr als das wusste, was er dir noch mitteilen konnte.«

»Ich gehe davon aus, dass es der Schattengarde um das Fragmentrefugium von ES geht«, folgerte Taeb. »Das macht ihr Attentat während der Prophanie zwar nicht auf den ersten Blick verständlicher, aber wir wissen ja längst nicht alles ...«

Gucky nickte anerkennend. »So ist es. Was bedeutet, dass unsere eigene Suche nach dem Refugium sich im Hinblick auf Hürden und Gefahren erheblich erschwert hat. Und es ein Wettrennen geworden sein dürfte, aber das hatten wir ja vermutet.« Er seufzte. »Aber so ist es immer, nicht wahr? Ich hatte bloß gehofft, dass wir etwas Vorsprung vor diesem Kmossen hätten. Aber offenbar ist die Schattengarde hier schon länger vor uns im Verborgenen aktiv gewesen. Wer weiß, wie lange. Wahrscheinlich gibt es in WLM keine Lichtträger, deswegen hat das gleich die höhere Institution unternommen.«

Illustration: Swen Papenbrock

»Wir werden in jedem Fall alle verfügbaren Kräfte brauchen, die wir mitgebracht haben – und sollten vor allem für die Verstärkung durch BOX-29 dankbar sein«, stellte Taeb fest. BOX-29 war ein posbischer Fragmentraumer und gehörte zu den legendären Ersten Dreißig, den Streunern. Es war eine Sensation gewesen, dass sie sich der Mission anschließen wollte. Und man ließ sie gewähren.

Als Gesandte der Union der Positronisch-biologischen Zivilisationen war die Posmi Diva Wintersturm an Bord der THORA gekommen, die sich an dem aktuellen Einsatz jedoch nicht beteiligt hatte. Sie sei eine Berufene und habe eine eigene Mission, deren Inhalt ihr selbst noch unbekannt sei, hatte sie bei der Ankunft mitgeteilt, und seither schien sie auf irgendein Zeichen zu warten.

»Oh ja, das bin ich. Und außerdem dankbar für die Verstärkung durch unsere drei Haluter.« Gucky zeigte kurz seinen Zahn.

Bouner Haad, Madru Bem und Kro Ganren hatten erst ziemlich spät mit der Information herausgerückt, dass sie in WLM auch im Eigeninteresse aktiv waren und zumindest ein Rätsel der Galaxis kannten – jene Zone, in der sie vor Kurzem eines der verschollenen Haluterschiffe gefunden hatten. Gucky verstand ihre Beweggründe für das lange Schweigen und konnte sich nach wie vor auf die unbedingte Loyalität der drei Giganten verlassen.

Er öffnete den Mund, als die Stimme Holger Bendissons erklang, des Kommandanten der THORA: »Gucky und Suyemi Taeb bitte in die Zentrale, wir haben den Zielort erreicht.«

Gucky erhob sich. »Na, dann ...«

»Wir werden aber nicht teleportieren, du brauchst noch Erholung!«, mahnte die Spezialistin.

»Und dann soll ich laufen? Hast du dir mal meine Beine angesehen?«, maulte der Mausbiber.

Sie zwinkerte. »Eben drum. Die haben Training echt nötig. Und nach körperlicher Anstrengung schüttet dein Körper Glückshormone aus.«

Er starrt sie an. »Bei euch Menschen viellei... Das meinst du nicht ernst! Oder?«

»Wie lange kennen wir uns? – Nutz deinen Antigrav«, empfahl sie.

»Uff. Du hast mich fast drangekriegt. Offenbar bin ich wirklich noch nicht ganz auf der Höhe. Ich könnte jetzt auf den Schock einen vierfachen Möhrenkarottenrübencocktail on the rocks brauchen. Aber dafür ist keine Zeit. Los, worauf wartest du?«

3.

Ein herzliches Willkommen

»Gibt's Mohrrüben?«, fragte Gucky, kaum dass er die Zentrale der THORA betreten hatte.

Holger Bendisson, ein freundlicher, 1,59 Meter kleiner Rudyner und echter Veteran, wandte sich ihm mit leicht irritierter Miene zu.

Er trieb selbstironisch seine Scherze damit, dass er eigentlich gerne im Ruhestand wäre, wenn man ihn denn endlich ließe. Aber nach Guckys Ansicht war das eine reine Win-Win-Situation beider Seiten. Bendisson war ein überaus erfahrener und viel geachteter Kommandant, und nicht wenige der Besatzung würden für ihn durchs Feuer gehen. Man schätzte, bewunderte und fürchtete ihn zugleich, weil sein sezierender Blick Dinge erfasste, die man lieber im Verborgenen gehalten hätte. Er war streng und doch väterlich, immer nah an seiner Mannschaft und doch nie ganz auf gleicher Ebene.

So jemanden ließ man nicht einfach in den Ruhestand gehen, wenn eine Mission wie nach WLM anstand, um nach einem ES-Fragment zu suchen. Bendisson seinerseits wollte sich die Gelegenheit auf eine weitere Abenteuerreise in unbekannte Gefilde nicht entgehen lassen. Selbstverständlich nur mit seiner heiß geliebten THORA, dem Flaggschiff der Liga und Ultraschlachtraumer der PATOMAN-Klasse mit über zweitausend Metern Durchmesser.

Gucky war überzeugt, dass Bendisson im Lauf seiner langen Karriere mit seinem Schiff geradezu verwachsen war und wahrscheinlich dereinst sein Grab am liebsten in der THORA hätte – mit ihm konnte es ja schlecht begraben werden.

»Hattest du keine Gelegenheit dazu in deiner Kabine?«, fragte der Kommandant zurück. »Oder hat die automatische Ausgabe nicht funktioniert?«

»Ich knabbere gerne, während wir Pläne schmieden«, erwiderte Gucky vergnügt. »Solltest du langsam wissen.«

»Meine Zentrale ist kein Restaurant, und ich dulde keine Krümel, wo auch immer. Oder gar noch Saftflecken. – Solltest du langsam wissen.«

Der Ilt kicherte. Das war ein kleines Spiel zwischen ihnen, das allgemein die Stimmung lockerte, wenn nicht besserte.

Der Antigrav transportierte ihn zu einem Besuchersessel, in den er sich nicht sanft absetzen, sondern mit einem Ächzen absichtlich hineinplumpsen ließ.

Suyemi Taeb nahm neben ihm Platz, ohne eine Miene zu verziehen.

Bendisson aktivierte ein kugelförmiges Holo. Es zeigte ein kleines System mit der hellblauen Sonne Irkalla und ihren einsamen Planeten Inferno, der in der habitablen Zone lag und tatsächlich gute Lebensbedingungen bot. .

»Wir haben uns in Schleichfahrt mit aktivierter Laurin-Antiortung genähert und befinden uns jetzt im Ortungsschutz der Sonne. Den Hyperfunk leiten wir um auf die bereits ausgeschleuste OLYMP-Fregatte EUDORA, mit der wir auch landen werden«, erläuterte der Kommandant. »Die Attentäter werden in höchster Alarmbereitschaft sein und damit rechnen, dass wir aufkreuzen. Die Commonwealth-Station wird nicht über ausreichende Abschirmung verfügen, sodass unser Funkverkehr absolut geheim bleibt. Unangemeldet können wir nicht auftauchen, ohne die herrschenden Verhältnisse genauer zu kennen – und wir wollen die Stationierten nicht vor den Kopf stoßen, wir brauchen ihre Unterstützung. Also müssen wir ein wenig tricksen.«

»Du denkst, ein kleineres Schiff werden sie nicht allzu ernst nehmen?« Gucky war nicht ganz überzeugt, aber eine bessere Idee hatte er nicht.

»Weniger jedenfalls als die THORA, und sie werden von einer kleinen Gruppe ausgehen, die sie verfolgt – angefangen bei dir, Gucky. Sie rechnen sich Chancen aus. Es ist deshalb wichtig, dass wir schneller sind als die und ihre Schritte voraussehen.«

»Und wie wäre ein direkter Angriff?«, schlug Taeb vor. »Wenn sie weit genug von der Station entfernt sind: ein paar ordentliche Bomben drauf, und Schluss.«

»Schluss ist der falsche Ansatz. Wir wollen sie lebend fangen, denn wir brauchen Antworten«, lehnte Gucky ab. »Und womöglich haben sie noch Geiseln an Bord. Die Vrochonen werden sich selbst in die Luft sprengen, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen. Ich gebe Holger recht. Wir müssen uns auf ein Katz-und-Maus-Spiel einlassen, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«

Das Zentraleschott öffnete sich erneut, und Moria Armstrong trat ein. Sie war eine Nachfahrin des Raumfahrers Tieker Armstrong, der das Malasystem entdeckt und den bewohnbaren Planeten besiedelt hatte, der nun seinen Namen trug: Armstrongs Welt. Moria Armstrong, dort geboren, lebte aktuell auf Goroldoa und leitete in der Hauptstadt ein Büro der Kosmischen Hanse.

Sie hatte sich nach dem Attentat sofort bereit erklärt, sich an der Verfolgung des gekaperten Beiboots der SIHUNDAS I zu beteiligen, und um Mitnahme gebeten. Gucky nahm ihre Dienste als Ortskundige gerne in Anspruch – und ebenso ihren Namensbonus des berühmten Vorfahren, der auch im Commonwealth gut wirken mochte.

Sie war mittelgroß, hatte schwarze, kurze Haare und dunkle Augen und eine schlanke Figur bei breiten, kräftigen Schultern. Ihr Gemüt war optimistisch-heiter, und sie steckte voller Energie.

Bendisson nickte ihr zu und lud sie mit einer Geste ein, sich neben ihn zu stellen. Zuerst wurde ein ultrakurzgeraffter Spruch gesendet mit den Informationen, über welche gesicherte Frequenz die Kommunikation stattfinden sollte.

Bald darauf wurde der Funkkontakt zu der kleinen Forschungsstation des Commonwealth hergestellt. Im Holo erschien das Abbild eines etwa sechzigjährigen, stämmigen Mannes mit samtbrauner Haut, hellblauen Augen und schlohweißem, lockigem Haar.

»Hier wissenschaftlicher Leiter Nikolo Bonasera, wie kann ich helfen?« Er wunderte sich zunächst wohl nicht über diese Aufforderung zur Geheimhaltung.