Perry Rhodan 349: Die Partisanen von der CREST - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 349: Die Partisanen von der CREST E-Book

Kurt Mahr

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Beschreibung

Sie sind Gefangene in ihrem eigenen Schiff - sie hoffen auf den Psychotrick der Saboteure An Bord der CREST, des in den Weiten der Kugelgalaxis M-87 verschollenen Flaggschiffs der Solaren Flotte, schreibt man den 11. April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Dabei weiß niemand unter den Terranern, die zusammen mit Perry Rhodan und Icho Tolot und Fancan Teik, den beiden Halutern, mehr als 30 Millionen Lichtjahre weit aus ihrer heimatlichen Galaxis verschlagen wurden, ob die Erde und das Solare Imperium überhaupt noch bestehen. Schließlich wurde die CREST zu einem Zeitpunkt aus der Galaxis geschleudert, als die Schwingungswächter mit dem Riesenrobot OLD MAN Kurs auf das Solsystem nahmen, um die angeblichen "Zeitverbrecher" zu vernichten. Auch in der Galaxis M-87 gelten die Terraner als Verbrecher. Sie sind Freunde der verhaßten "Bestien" von Halut - und mit Leuten, die solche Kontakte pflegen, wollen die Herren von M-87 nichts zu tun haben. Stützpunktingenieur Agen Thrumb, der zu den Regierenden der fremden Galaxis gehört, hat im Kampf mit den Terranern schon etliche Niederlagen einstecken müssen - aber auch Perry Rhodans Männern bleiben leidvolle Erfahrungen bei der Konfrontation mit dem Stützpunktingenieur nicht erspart. Die Terraner haben sich überlisten lassen und sind gegenwärtig Gefangene an Bord ihres eigenen Schiffes, das auf Baiwoffs Castle festgehalten wird. Nur eine Hoffnung bleibt den Gefangenen noch - die Hoffnung auf DIE PARTISANEN VON DER CREST...

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Nr. 349

Die Partisanen von der CREST

Sie sind Gefangene in ihrem eigenen Schiff – sie hoffen auf den Psychotrick der Saboteure

von KURT MAHR

An Bord der CREST, des in den Weiten der Kugelgalaxis M 87 verschollenen Flaggschiffs der Solaren Flotte, schreibt man den 11. April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Dabei weiß niemand unter den Terranern, die zusammen mit Perry Rhodan und Icho Tolot und Fancan Teik, den beiden Halutern, mehr als 30 Millionen Lichtjahre weit aus ihrer heimatlichen Galaxis verschlagen wurden, ob die Erde und das Solare Imperium überhaupt noch bestehen. Schließlich wurde die CREST zu einem Zeitpunkt aus der Galaxis geschleudert, als die Schwingungswächter mit dem Riesenrobot OLD MAN Kurs auf das Solsystem nahmen, um die angeblichen »Zeitverbrecher« zu vernichten.

Auch in der Galaxis M 87 gelten die Terraner als Verbrecher. Sie sind Freunde der verhaßten »Bestien« von Halut – und mit Leuten, die solche Kontakte pflegen, wollen die Herren von M 87 nichts zu tun haben.

Stützpunktingenieur Agen Thrumb, der zu den Regierenden der fremden Galaxis gehört, hat im Kampf mit den Terranern schon etliche Niederlagen einstecken müssen – aber auch Perry Rhodans Männern bleiben leidvolle Erfahrungen bei der Konfrontation mit dem Stützpunktingenieur nicht erspart.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator ist Gefangener in seinem eigenen Schiff.

Atlan – Ein Meister der Intrige.

John Marshall – Telepath und Chef des Mutantenkorps.

Kibosh Baiwoff und Agen Thrumb – Stützpunktingenieure und Träger des blauen Zentrumsleuchtens.

Melbar Kasom, Ras Tschubai, Iwan Iwanowitsch Goratschin und Gucky – Die Partisanen von der CREST IV.

Icho Tolot – Der Haluter droht schreckliche Rache an.

1.

»Ich werde diese Festung mitsamt Ihrem Schiff darauf vernichten, wenn die Störungen nicht sofort unterbunden werden!«

Der das sagte, war Kibosh Baiwoff, der Stützpunktingenieur mit zweiundzwanzig blauleuchtenden Steinen auf der Brust. Weißhäutig und imposant in der Selbstbewußtheit seiner zwei Meter hohen, vierarmigen Statur, leuchtete er von Perry Rhodans Interkombildschirm im Kommandoraum der CREST IV. Baiwoffs vier Augen brannten grell vor mühsam unterdrückter Wut.

»Das ist Ihre Sorge, Baiwoff«, antwortete Rhodan ruhig, das rasch aufquellende Gefühl des Triumphs mit aller Kraft unterdrückend, so daß Baiwoffs empfindliche Instrumente keinen verdächtigen Unterton in seiner Stimme bemerken konnten. »Wer hat Ihnen eingeredet, daß ich die Störungen abstellen könnte?«

Baiwoff, wie alle Mitglieder seiner Rasse, hatte kein erkennbares Mienenspiel. Nur am Klang seiner Stimme ließ sich ablesen, daß er bis an den Rand seiner Geduld gereizt war, als er antwortete:

»Sie verschwenden Zeit, Rhodan. Mein Entschluß ist bereits gefaßt. Wenn sich der nächste Zwischenfall ereignet, werden sich der Druis Agen Thrumb und ich von der Festung entfernen und veranlassen, daß sie von den Schiffen unserer Flotte vernichtet wird. Sie können sich mit mir in ein Rededuell einlassen und versuchen, mich umzustimmen – oder Sie können dem barbarischen Treiben Ihrer Leute Einhalt gebieten. An meinem Entschluß ändert sich dadurch nichts.«

Perry Rhodan lächelte in die Kamera.

»Ich weiß, daß Sie Ihre Festung niemals vernichten würden, Baiwoff«, sagte er mit leisem Spott.

Baiwoffs vier Augen blitzten tückisch.

»Es könnte sein, daß Sie sich täuschen, nicht wahr? Es dreht sich darum, welchen Wertmaßstab man benutzt. Sie und Ihre Leute sind für mich von gewissem Wert, das bestreite ich nicht. Meine Sicherheit und die Freiheit, unbehelligt meiner Beschäftigung nachzugehen, sind ebenfalls wertvoll. Die Möglichkeit, eine der teuflischen Bestien zu vernichten, fällt zusätzlich ins Gewicht. Überlegen Sie sich das. Ich habe soeben entschieden, daß die Tötung der Bestie und meine Sicherheit mehr wert sind als Sie und meine Festung.«

Der Bildschirm erlosch. Perry Rhodan lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück.

Der Plan hatte begonnen, Erfolge zu zeitigen. Kibosh Baiwoff war inzwischen fest davon überzeugt, daß einer der beiden Haluter sich an Bord der CREST und damit an Bord der Festung befinde.

Der Augenblick war gekommen, die zweite Phase des Plans in die Wege zu leiten.

Perry Rhodan stand auf. Der riesige Kommandostand, leer, seitdem das gewaltige Flaggschiff der Flotte des Solaren Imperiums auf Baiwoffs Festung zur Landung gezwungen worden war, erschien wie eine dunkle, traurige Höhle, ein Mahnmal an vergangene Macht. Das Summen der Geräte war verstummt, das ständige Murmeln der Stimmen, das die Luft trotz der schallabsorbierenden Wände und Decken zum Vibrieren gebracht hatte, war nicht mehr.

Das breite Schott öffnete sich. Perry Rhodan trat hinaus in den mit Laufbändern belegten Rundgang, der den Kommandostand umschloß und ihn mit den nach auswärts führenden Radialstraßen des Kommandodecks verband.

Er war nach wie vor sicher, daß Kibosh Baiwoff nicht im Traum daran dachte, seine eigene Festung zu vernichten. Der Druisant hatte geblufft. Aber die Tatsache, daß er sich herabgelassen hatte zu bluffen, bewies, daß die Störaktionen der Mutantengruppe und des Ertrusers Melbar Kasom ihn ernsthaft beunruhigten.

Er hatte allen Grund zur Beunruhigung. Die Mutanten hatten einige der wichtigsten Kontrollstationen außer Betrieb gesetzt und erreicht, daß die Festung aus dem Linearraum in das Einstein-Kontinuum zurückgefallen war.

Perry Rhodan hatte es nicht eilig. Was auch immer als nächstes zu tun war, würde rechtzeitig getan werden. Es drohte keine Gefahr. Der Boden, auf dem er schritt, war sicher.

Aber es war an der Zeit, Kibosh Baiwoff den zweiten Akt des Dramas vorzuspielen, als dessen Autor Atlan, der Arkonide, zeichnete, seit Jahrtausenden unbestrittener Meister der interstellaren Intrige.

Über Laufbandstraßen und durch Antigravschächte erreichte der Großadministrator das Deck, auf dem die fünftausend Mann Besatzung des Riesenschiffes von den Dumfries erneut zusammengepfercht worden waren, nachdem diese ihren Schock über das Auftauchen einer »Bestie« überwunden hatten. Er meldete sich bei einer der Wachen, die den Zeitpunkt der Meldung gewissenhaft registrierte. Dann betrat er durch ein Schott einen schmalen, rechts und links von Felsen eingerahmten Weg, der in eine von Sonnenschein erfüllte und von sanften Brisen gefächelte Welt führte.

Das Sportstadion auf dem C-Deck der CREST IV war etwas, worauf die Schiffsbauer der Erde sehr stolz waren. Eine riesige Anlage, von einer täuschend nachgeahmten Kunstsonne beleuchtet, mit echten Bäumen und Büschen bepflanzt, mitten im Bauch des gewaltigen Raumschiffs: Das Stadion enthielt außer einem großen Schwimmbecken maßgerechte Anlagen für die Ausübung nahezu jeder bekannten Sportart. Über dem Ganzen wölbte sich ein täuschend imitierter blauer Himmel, dessen Bewölkung je nach Wunsch durch den befehlshabenden Offizier variiert werden konnte.

Der schmale Kiesweg weitete sich, die Felsen blieben zurück. Perry Rhodan stand am oberen Rand eines grasbewachsenen Hangs, der sich sanft zum Rand des großen Schwimmbeckens hinabsenkte. Die weite Grasfläche war von reglos liegenden Körpern bedeckt. Sie lagen so dicht, daß es aus der Ferne unmöglich schien, auch nur einen Fuß zwischen sie zu setzen.

Die gesamte Besatzung des Schiffes hatte sich im Stadion zusammengefunden. Kibosh Baiwoff und Agen Thrumb hatten sich bereit erklärt, wenigstens die Aggregate des Schiffes in Tätigkeit zu belassen, die die künstliche Sonne und die Klimaanlage des Stadions versorgten.

Perry Rhodan sah sich um. Der Mann, den er suchte, hockte unweit der Stelle, an der der Kiesweg auf den grasigen Hang mündete. Er hielt die Knie mit beiden Armen umschlungen und starrte abwesend über die träge daliegende Menge hinweg. Als Rhodan zwei Schritte weiter aus dem Felsenweg hervortrat, begann er sich zu rühren, als hätte er die Anwesenheit des Großadministrators mit Hilfe eines zusätzlichen Sinnes bemerkt.

Er wandte sich halb um und sah Rhodan an der Mündung des Weges stehen. Er stand auf und kam auf ihn zu, ein großer, schlanker, dunkelhaariger Mann mit jener stillen und doch unverkennbaren Ruhe des Ausdrucks, wie sie nur die Weisheit von Jahrhunderten verleiht.

Er lächelte, als er die Zufriedenheit in Perry Rhodans Miene erkannte.

»Auf dem richtigen Weg, wie?« fragte er ungezwungen.

Rhodan nickte.

»John, ich möchte, daß Sie eine Nachricht an Kasom und die Mutanten absetzen.«

John Marshall verschränkte die Arme auf dem Rücken.

»Welcher Wortlaut, bitte?«

»An Ort und Stelle bleiben ... ruhig verhalten ... nicht sehen lassen ... auf keinen Fall weitere Störungen auslösen. Machen Sie ihnen klar, daß die Sache ernst ist.«

Marshalls braune Augen leuchteten eine halbe Sekunde lang auf.

»Der Fisch«, sagte er ernst, »hat angebissen.«

Perry Rhodan hob warnend die rechte Hand.

»Es sieht so aus. Wir wissen noch nicht, ob ihm der Haken tief genug im Gaumen sitzt.«

Marshall machte einen vergnügten Eindruck.

»Welche Überraschung«, erkundigte er sich, »wird den Stützpunktingenieuren als nächste geboten?«

»Als nächstes«, begann Perry Rhodan und fand die Vorstellung so erheiternd, daß er zu grinsen anfing, »brauchen wir eine Bestie speziell für den Druisant.«

*

Ras Tschubai sah, wie die kleine Gestalt des Mausbibers plötzlich erstarrte. Die andern hatten es ebenfalls bemerkt. Die angeregte Unterhaltung zwischen Melbar Kasom und Goratschin erstarb abrupt.

Ras preßte den breiten Rücken gegen die Wand und streckte die Beine aus. Es war gut, sich entspannen zu können. Sie waren die vergangenen Stunden und Tage fast ununterbrochen unterwegs gewesen. Er brauchte die Ruhe.

Er war müde genug, um die nüchterne Kahlheit des Raumes, den absoluten Mangel an anheimelnder Gemütlichkeit völlig zu übersehen. Die Kammer, in die sie vor kurzem übergesiedelt waren, als die Suchkommandos der Dumfries dem Hangar I A gefährlich nahe kamen, hatte die Form eines Würfels von vier Metern Kantenlänge. Sie war als Lagerraum gedacht, jedoch nie benutzt worden. Die Wände bestanden aus Plastikonit und waren kühl und schmiegsam zugleich. Eine grelle Fluoreszenzlampe verbreitete unprosaisches Licht. Melbar Kasom und die drei Mutanten, Ras, Iwan Iwanowitsch Goratschin und der Mausbiber, hatten sich längs einer der Wände niedergelassen. Ihnen gegenüber stapelten sich die Dinge, die sie in mühseliger Kleinarbeit aus den Arsenalen der CREST geborgen hatten – ein Sammelsurium von Dingen, die sie irgendwann im Laufe ihres Partisanendaseins zu verwenden gedachten, von Mikroenergietastern über modernste Kampfmonturen bis zur Plastikbombe von nuklearer Sprengwirkung.

Gucky, der Mausbiber, entspannte sich. Die großen Augen glitzerten amüsiert.

»Wir haben Urlaub, Freunde«, verkündete er vergnügt. »Alle Störaktivität wird auf Befehl meines besten Freundes sofort eingestellt.«

Melbar Kasom verzog das breite Gesicht zu einer ungläubigen Grimasse.

»Ich wußte nicht, daß eine Nervensäge wie du überhaupt Freunde hat.«

Der Mausbiber lächelte überlegen.

»Man täuscht sich oft in mir«, belehrte er den Ertruser mit unschuldigem Augenaufschlag. »In Wirklichkeit habe ich eine Natur von Gold, und meine Freunde gehören ausschließlich der obersten Klasse der Gesellschaft an.«

»Welcher Gesellschaft wohl?« erkundigte sich Goratschin.

»Mein bester Freund zum Beispiel«, fuhr Gucky fort, ohne auf den Einwand zu achten, »ist der Großadministrator des Solaren Imperiums, Perry Rhodan. Von ihm kommt der Befehl.« Das Mausgesicht wurde plötzlich ernst. Die großen, braunen Augen verloren den spöttischen Schimmer. »Also sitzen wir ab sofort hier ruhig auf unserem Hintern, unternehmen nichts und sehen zu, daß die Dumfries uns nicht schnappen. Die erste Phase des Plans ist zu Ende. Die Stützpunktingenieure haben angebissen.«

*

Vor drei Tagen irdischer Zeitrechnung war es Kibosh Baiwoff und Agen Thrumb gelungen, die gesamte Besatzung der CREST zu überwinden, das riesige Raumschiff in den Raum über Dwellion zu bugsieren und sie auf der riesigen Raumfestung Baiwoffs mit Hilfe von Saugfeldern zu verankern. Die CREST selbst war von einer halben Division Dumfries besetzt worden, deren Aufgabe es war, die gefangenen Terraner im Auge zu behalten.

Zurück blieb, im Ortungsschatten einer nahen Sonne, das Raumschiff der beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik. An Bord befand sich außer den Halutern der Mausbiber Gucky. Als das Verhängnis der CREST offenbar wurde, hatte er es in einem verzweifelten Einsatz gewagt, sich mit Hilfe seiner parapsychischen Fähigkeit der Teleportation an Bord des gekaperten Schiffes zu versetzen. Es war ihm gelungen, unter den fünftausend bewußtlosen Mitgliedern der Besatzung Melbar Kasom und die beiden Mutanten Ras Tschubai und Iwan Iwanowitsch Goratschin ausfindig zu machen und sie in Sicherheit zu bringen.

Als die Besatzung wieder zu sich kam und sich mit der so unerwarteten, drastischen Wandlung der Lage abzufinden begann, nahm Gucky telepathischen Kontakt mit dem Mutanten John Marshall auf, der zu Perry Rhodans unmittelbarem Gefolge gehörte. Perry Rhodan erfuhr auf diese Weise, daß er trotz allem Unglück einen schlagkräftigen, einsatzbereiten Trupp von Partisanen zur Verfügung hatte.

Kibosh Baiwoffs Festung, von den Männern der CREST Baiwoff Castle genannt, startete kurz darauf mit unbekanntem Ziel. Fünfhundert Schiffe der Dumfrie-Flotte begleiteten sie. Es bestand kein Zweifel daran – und weder Baiwoff, noch sein Untergebener Agen Thrumb machten jemals ein Hehl daraus – daß es darum ging, die wertvollen Gefangenen an einen Ort zu bringen, an dem sie kein Unheil anrichten konnten.

Diese Absicht mußte vereitelt werden. Perry Rhodan hatte nicht die Absicht, sich auf Eis legen zu lassen. Irgendwo in der Nähe der Festung vermutete er das halutische Raumschiff mit Icho Tolot und Fancan Teik an Bord. Die Haluter würden sich bemühen, Baiwoffs Castle zu folgen und in engem Kontakt zu bleiben. Selbst als die Festung mit ihren fünfhundert Begleitschiffen im Linearraum untertauchte, sollte es den Halutern noch möglich sein, dem Feind auf den Fersen zu bleiben. Denn das Schiff war zur Linearraumnavigation ausgerüstet, und der Linearraumspürer, der Baiwoff die Anwesenheit des Verfolgers hätte verraten können, war vorläufig noch ein technisches Geheimnis der Solaren Flotte, von dem Baiwoff niemals gehört hatte.

Ein anderes Problem wurde mit der Zeit jedoch von brennender Bedeutung. Je länger die Festung sich ungehindert durch den Linearraum bewegte, desto näher kam sie ihrem Ziel, und es erschien billig und vernünftig, daß Kibosh Baiwoff sich als Ziel einen Raumsektor ausgesucht hatte, in dem sich zu einem Befreiungsversuch so gut wie keine Gelegenheit bieten werde. Selbst auf dem bisherigen Flug hatte sich noch keine Möglichkeit ergeben, die Perry Rhodan oder die beiden Haluter guten Gewissens und mit halbwegs akzeptabler Aussicht auf Erfolg hätten auswerten können. Um wieviel ungünstiger würde die Lage erst sein, wenn sie ans Ziel gelangten!

Zwei Dinge also mußten erreicht werden. Erstens, daß Baiwoffs Castle den Flug verlangsamte, und zweitens, daß Baiwoffs mißtrauische Wachsamkeit nachließ, so daß ein Befreiungsversuch mit größerer Erfolgsaussicht in die Wege geleitet werden konnte.

Der Partisanentrupp trat in Aktion. Melbar Kasom, in das Deflektorfeld seines Kampfanzugs gehüllt, durchstreifte die Gänge der CREST, terrorisierte die Dumfries und beschaffte aus den Arsenalen, was gebraucht wurde. Die beiden Teleporter, Ras Tschubai und der Mausbiber Gucky, erforschten die Maschinenanlagen der gigantischen Festung. Der erste Schlag wurde an mehreren Punkten zugleich geführt. Vor den ungläubigen Augen der Dumfries explodierten Fusionsaggregate, bröckelten Verteilerstationen auseinander, stürzten Decken und Wände ein. Ein unglaublicher, sinnverwirrender Wirbel von katastrophalen Ereignissen brach über die gigantische Festung herein. Der Ausfall von mehreren Generatorenstationen führte schließlich dazu, daß das Halbraumfeld, das Baiwoffs Castle einhüllte, zusammenbrach. Die Festung glitt in den Einstein-Raum zurück.

Der Zwischenfall hatte einen unerwarteten Nebeneffekt, sozusagen einen Extra-Bonus für die Bemühungen der Partisanen. Die fünfhundert Dumfrie-Schiffe, infolge des Mangels an Halbraum-Ortungsgeräten blind fliegend, bemerkten das Verschwinden der Festung nicht sofort. Als sie den Vorfall entdeckten, waren sie Hunderte oder Tausende von Lichtjahren vom gegenwärtigen Standort der Festung entfernt. Es dauerte Stunden, bis sie wieder Anschluß fanden.

In dieser Zeitspanne hatte bei den Terranern der CREST mühsam unterdrückte Erregung geherrscht. Der Augenblick schien gekommen. Die Festung, schwer beschädigt und von unaufhörlichen Explosionen zerrissen, schwebte hilflos im Raum, ihre Eskorte war in alle Winde zerstreut. Es sah so aus, als würde sich niemals wieder eine so günstige Möglichkeit zur Flucht bieten.

Aber Kibosh Baiwoff war auf der Hut. Die Dumfries-Wachen an Bord der CREST wurden verstärkt, Wachen, die Panik gezeigt hatten, wurden abgelöst. Die Mutanten hatten die Hauptgeneratorenhalle ausfindig gemacht, von der aus das große Schiff mit Hilfe von Saugfeldern an die Oberfläche der Festung gefesselt wurde. Aber auch da hatte Baiwoff sich vorgesehen. Die Halle war von einem hyperenergetischen Feldschirm umgeben, den selbst die Teleporter nicht durchdringen konnten. Die CREST blieb an Ort und Stelle gebannt. Was zuerst wie eine erstklassige Fluchtchance ausgesehen hatte, blieb zwangsläufig ungenutzt. Noch war der Augenblick nicht gekommen. Perry Rhodan und seine Berater-Gruppe griffen auf die ursprüngliche Planung zurück.

Kibosh Baiwoff spielte mit, wie es von ihm erwartet wurde. Er verlangte die sofortige Einstellung der Störmanöver. Obwohl er keinerlei Beweis dafür besaß, daß die Saboteure mit Perry Rhodan im Einvernehmen standen, zweifelte er keine Sekunde lang daran, daß der Großadministrator der Mann sei, an den er seine Forderung zu richten hatte.

Im Verlauf der letzten Vorstöße war Melbar Kasom selbst, von zwei Teleportern getragen, im Innern der Festung aufgetaucht. Mit voller Absicht ließ er seinen Deflektorschirm auf halbe Intensität absinken, so daß seine berserkerhafte Gestalt zumindest in Umrissen durch das lichtablenkende Feld hindurch sichtbar wurde. Zweieinhalb Meter groß, über zwei Meter breit in den Schultern, glich Kasoms Silhouette der eines Haluters so sehr, daß die Dumfrie-Soldaten vor Schreck erstarrten und heilige Eide darauf leisteten, sie hätten eine »Bestie« gesehen.

Kibosh Baiwoff hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, daß einer der beiden Haluter sich an Bord der Festung befinde. Es bestand kein Zweifel, daß diese Entdeckung ihn beunruhigte. Von den Körpern der Haluter ging eine Zellkernstrahlung aus, die die Soldaten der Dumfrie-Rasse physisch lähmte. Ein einziger Haluter konnte die gesamte Besatzung der Festung ausschalten, wenn es ihm darauf ankam. Baiwoff mußte darauf bestehen, daß die Bestie ihm entweder ausgeliefert oder von Bord der Festung entfernt würde. War diese Forderung erfüllt, dann war er wieder Herr der Lage.

Und dann, behaupteten die Psychologen in Perry Rhodans Gefolge, würde seine Wachsamkeit, als Kompensation für die nervliche Überbelastung der vergangenen Tage, abrupt nachlassen.