Perry Rhodan 412: Gefahr von Sol - H.G. Ewers - E-Book

Perry Rhodan 412: Gefahr von Sol E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

Eine tödliche Bedrohung greift nach der Menschheit - nur der fremde erkennt das Unheil Im Solsystem, das seit dem "Tag Laurin" um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und dadurch für das übrige Universum unsichtbar und nicht-existent wurde, schreibt man Anfang September des Jahres 3432. Innerhalb des Solsystems - neuerdings auch "Ghost-System" genannt - herrscht wieder Ruhe. Der Handel mit dem Planeten Olymp, der über die Zeitschleuse getätigt wird, verläuft ganz nach Plan. Ja, man kann sagen, daß die interstellaren Geschäfte geradezu florieren. Allerdings müssen die Terraner höllisch aufpassen, daß das Geheimnis vom Weiterleben ihres Sonnensystems gewahrt bleibt - nicht nur gegenüber den Großmächten der antisolaren Koalition und den anderen Machtgruppen der Galaxis, sondern speziell gegenüber Ribald Corello, dem Supermutanten. Es gibt bislang keinen Menschen, der Corello zu Gesicht bekommen hat und später darüber berichten konnte. Man weiß nur, daß der Supermutant die Menschheit abgrundtief haßt. Tod und Chaos sind die Spuren, die er hinterläßt. Spezialagent Joak Cascal, der im Auftrag der Solaren Abwehr handelt, hat bereits versucht, Ribald Corellos Existenz nichtig zu machen. Doch der Zeitreisende kam zu spät, um seine Mission in vollem Umfang zu erfüllen. Und so stellt Ribald Corello, der anscheinend das Ziel verfolgt, sich zum Diktator der Galaxis aufzuschwingen, auch weiterhin eine tödliche Bedrohung für alle Sternenvölker dar. Eine weitere tödliche Bedrohung, die allein dem Solsystem und seinen Bewohnern gilt, wird anschließend akut. Ein Fremder kommt und erkennt als erster die GEFAHR VON SOL...

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Nr. 412

Gefahr von Sol

Eine tödliche Bedrohung greift nach der Menschheit – nur ein Fremder erkennt das Unheil

von H. G. EWERS

Im Solsystem, das seit dem »Tag Laurin« um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und dadurch für das übrige Universum unsichtbar und nicht-existent wurde, schreibt man Anfang September des Jahres 3432.

Innerhalb des Solsystems – neuerdings auch »Ghost-System« genannt – herrscht wieder Ruhe. Der Handel mit dem Planeten Olymp, der über die Zeitschleuse getätigt wird, verläuft ganz nach Plan. Ja, man kann sagen, dass die interstellaren Geschäfte geradezu florieren.

Allerdings müssen die Terraner höllisch aufpassen, dass das Geheimnis vom Weiterleben ihres Sonnensystems gewahrt bleibt – nicht nur gegenüber den Großmächten der antisolaren Koalition und den anderen Machtgruppen der Galaxis, sondern speziell gegenüber Ribald Corello, dem Supermutanten.

Es gibt bislang keinen Menschen, der Corello zu Gesicht bekommen hat und später darüber berichten konnte. Man weiß nur, dass der Supermutant die Menschheit abgrundtief hasst. Tod und Chaos sind die Spuren, die er hinterlässt.

Spezialagent Joak Cascal, der im Auftrag der Solaren Abwehr handelt, hat bereits versucht, Ribald Corellos Existenz nichtig zu machen. Doch der Zeitreisende kam zu spät, um seine Mission in vollem Umfang zu erfüllen. Und so stellt Ribald Corello, der anscheinend das Ziel verfolgt, sich zum Diktator der Galaxis aufzuschwingen, auch weiterhin eine tödliche Bedrohung für alle Sternenvölker dar.

Die Hauptpersonen des Romans

Oberst Tepper Sockmann – Ein Stützpunktchef, der an Langeweile leidet.

Accutron Mspoern – Besucher aus dem Antimaterie-Universum.

Lobbyhuvos – Mspoerns Robotunterhalter.

Perry Rhodan – Der Großadministrator bringt einen Fremden ins Solsystem.

Lord Zwiebus – Ein »echter« Neandertaler.

Captain Naien D. Chasara – Kommandant des Experimentalschiffes ROLIN.

Dr. Meng-tse

»Es gibt ein universales Gesetz, dem nichts und niemand sich entziehen kann: das Gesetz des Werdens und Vergehens. Es ist jenes Naturgesetz, das die Evolution vorantreibt: So, wie unser Universum aus der Kontraktionsessenz des vorhergehenden Universums geboren wurde, so werden aus den Überresten menschlicher Zivilisationen neue Zivilisationen geboren. Man darf allerdings den Begriff ›Zivilisation‹ nicht aus der begrenzten Sicht planetaren oder galaktopolitischen Denkens verstehen, wenn man begreifen möchte, warum die neue Zivilisation selten Spuren ihrer Vorgängerin findet. Alles wahrhaft Gewaltige zerstört im Sterben das, was es schuf, mit beispielloser Gründlichkeit. Manchmal versucht es sogar, eifersüchtig auf kommende große Geschlechter, seinen Erben die Zukunft zu verbauen, ohne zu sehen, dass es damit in Wirklichkeit nur einen Katalysator der künftigen Evolution schafft ...«

Aus »Philosophische Kosmologie« von Abloth Myandra (1987–2046),

Professor an der Ersten Universität Terrania.

1.

Oberst Tepper Sockmann war ein vorbildlicher Offizier der Kaiserlichen Raumflotte von Olymp, vormals »Flotte des Solaren Imperiums« genannt. Dennoch vernachlässigte er seit einiger Zeit sein Äußeres. Er fühlte sich »in die Wüste« abgeschoben, nicht etwa, weil die Oberfläche des Planeten Krover, zweiter im Squirepankin-System, größtenteils wüstenhaften Charakter hatte, sondern weil er sich wie ein Hund vorkam, dem man befohlen hatte, einen tief vergrabenen Knochen in einer absolut leeren Gegend zu bewachen.

Der »Knochen« war in diesem Fall das vor hundertachtzig, Jahren eingerichtete unterirdische Flottenmagazin auf Krover; die »leere Gegend« war das Squirepankin-System.

»In dieser verlassenen Gegend«, hatte Oberst Sockmann vor zwei Tagen geäußert, »hat sich nie etwas Nennenswertes ereignet, ereignet sich gegenwärtig nichts und wird sich in den nächsten tausend Jahren auch nichts ereignen!«

Tepper Sockmann war ein Mensch – und irren ist menschlich ...

*

Der Oberst blieb stehen. Hinter ihm schloss sich mit saugendem Schmatzen das Hermetikschott der getarnten Pfortenkuppel. Am Horizont schwebte der rote Glutball von Squirepankin, infolge der dünnen Atmosphäre des Planeten kaum verzerrt. Eine schwache Morgenbrise hauchte laue Atemzüge über die Wüstenlandschaft und erzeugte kleine Sandwirbel.

Oberst Tepper Sockmann warf einen Blick auf den komplizierten Armbandchronographen, dann winkelte er die Arme an und begann mit seinem morgendlichen Dauerlauf. Er trug nur knappe hellbraune Shorts, ein lose darüber fallendes kragenloses Hemd und Turnschuhe mit besonders breitflächigen Sohlen. Dennoch wurde es ihm rasch warm. Lunge und Herz mussten mit erhöhtem Tempo arbeiten, um der dünnen Atmosphäre Krovers ausreichend Sauerstoff für den Körper zu entnehmen.

Nach einer halben Stunde erreichte der Oberst einen Hügel. Felsklippen, von Hitze und Kälte, Sand und Wind erodiert, ragten bis zu zehn Metern aus dem ungewöhnlich hellen, beinahe glasigen Sand. Drei Cusquenne-Palmen reckten ihre seltsam verdrehten Stämme empor. Eigentlich waren es gar keine Palmen, aber die auf Krover stationierten Männer störten sich nicht daran, dass es sich bei »ihren« Palmen um Kakteengewächse handelte.

Tepper Sockmann erkletterte die höchste Klippe. Zufrieden bemerkte er, dass sein Atem sich schnell beruhigte und die Pulsfrequenz sich wieder normalisierte. Das tägliche Training hatte den Körper auf den niedrigen Sauerstoffgehalt umgestellt. Nicht alle seine Leute fanden sich mit den besonderen Bedingungen Krovers so gut ab; es gab sogar einige Männer, die höchstens für eine Minute ohne Atemmaske ins Freie gehen konnten. Im subplanetaren Stützpunkt herrschten selbstverständlich Terranorm-Bedingungen.

Sockmann seufzte.

Der Begriff »Terranorm« war geblieben, obwohl es die Erde nicht mehr gab. Plötzlich lächelte er. Schließlich wurde auch der Begriff »Lichtjahr« in der überlieferten Bedeutung weiterverwendet, obwohl es keine Welt mehr gab, die in einem Planetenjahr genau der Erde glich, von dessen Jahr der Begriff »Lichtjahr« stammte. Und so verhielt es sich ähnlich mit anderen Begriffen: Monat, Meter, Kilogramm und so weiter ...

Der Offizier blickte einer Wüstenkrabbe nach, die ungeheuer flink hinter einem Wollwurm herrannte, ihn mit einem Biss lähmte und dann in ihre Höhle schleppte. Der graubraune, von einem wolligen Pelz bedeckte Wurm zuckte noch einige Male, dann erschlaffte er. Gleich einem alten Seil wurde er durch den Sand geschleift.

Sockmann seufzte zum zweiten Mal.

Fressen und Gefressenwerden – das war sowohl auf einer unberührten Welt wie auch sonstwo im Universum ewiges Gesetz. Aber niemals hätte Tepper Sockmann geglaubt, auch die solare Menschheit und die Erde, von der alles seinen Anfang genommen hatte, könnten diesem Naturgesetz unterliegen, Opfer sein statt Gewinner.

Er erinnerte sich noch so deutlich an die Ereignisse vor zwei Jahren, als wären sie gestern erst abgelaufen. Damals hatte er mit seinem Verband von zehn Leichten Kreuzern auf Kallisto gestanden, dem fünften Mond des solaren Jupiter. Die Bohrungen im Tonga-Graben auf der Erde hatten ihn anfänglich nicht interessiert – bis die Nachricht vom Auffinden eines zweihunderttausend Jahre alten lebenden Neandertalers durchgesickert war. Zuerst belustigt, dann ungläubig und schließlich nachdenklich hatte er auf diese Nachrichten reagiert. Die Informationen waren lückenhaft gewesen, aber als Chef eines Aufklärer- und Abhorchverbandes war der Oberst im Ergänzen lückenhafter Botschaften speziell ausgebildet worden. Er hatte sich sogleich gesagt, dass der Neandertaler nur mit einer komplizierten biophysikalischen Einrichtung über zwei Jahrhunderttausende hinweg konserviert worden sein konnte, einer Einrichtung, die ebenso sicher der Versorgung durch starke Kraftwerke unbekannter Lebensdauer und ähnlicher Aggregate bedurfte. Jemand musste demnach vor zweihundert Jahrtausenden mit unwahrscheinlichen technischen Mitteln im Solsystem und besonders auf der Erde operiert haben. Jemand, der entweder noch mächtigere Gegenspieler gehabt hatte oder – im Widerspruch zur ersten Handlung – eine mysteriöse Langzeitwaffe auf der Erde stationierte, die das gesamte Solsystem zweihunderttausend Jahre später vernichtete und in den Hyperraum schleuderte.

Oberst Tepper Sockmann legte die Hand über die Augen, als sich in einigen Kilometern Entfernung Bewegung auf einem flachen Felsplateau zeigte.

Er sah auf die Uhr und schloss aus der Zeitanzeige, dass die Bewegung den Start der KÖNIGSBERG ankündigte. Der Leichte Kreuzer der Städteklasse sollte seinen täglichen Patrouillenflug absolvieren, eine langweilige Sache, die seiner Besatzung und denen der anderen Kreuzer seit langem zum Halse heraushing.

Eine Sand- und Staubwolke wirbelte auf und fegte das Plateau sauber. Gleich darauf glitt summend ein Teil der mächtigen Felsplatte weg; ein hundertfünfzig Meter durchmessendes, kreisrundes Loch wurde erkennbar: der Transportschacht der KÖNIGSBERG, die aus ihrem subplanetaren Hangar ins Freie gehoben wurde.

Ungefähr eine halbe Minute später tauchte die obere Polkuppel des Aufklärungskreuzers über dem Rand des Schachtes auf. Majestätisch langsam schob sich der blankpolierte Kugelkörper hervor, bis schließlich die Landestützen zu sehen waren. Die KÖNIGSBERG stand auf einer Antigravplattform, die ihrerseits von einem Druckfeld transportiert wurde. In fünfzig Metern Höhe über dem Schachtrand begann die Plattform wieder abzusinken; das Schiff verharrte bewegungslos in der Luft. Erst nachdem der Transportschacht sich wieder geschlossen hatte, blitzte es im Ringwulst der KÖNIGSBERG grell auf. Die Impulstriebwerke überwanden die natürliche Massenträgheit des Kreuzers innerhalb von fünfzehn Sekunden. Anschließend beschleunigte das Schiff so schnell, dass Oberst Sockmann ihm nicht mit den Augen zu folgen vermochte. Lediglich das Donnern der aufgewühlten Luftmassen und eine rasch absinkende Sandwolke verrieten, dass auf dieser Einödwelt soeben ein hochmodernes Raumschiff gestartet war.

Ein Raumschiff der Flotte des Solaren Imperiums.

Doch das wusste der Oberst nicht – das mit der Flotte des Solaren Imperiums. Für ihn, wie für Milliarden terranischer und anderer Raumoffiziere, existierte das Solsystem und das Solare Imperium nicht mehr.

Allerdings glaubte Tepper Sockmann nicht daran, dass die gesamte solare Menschheit bei der Katastrophe umgekommen sein sollte. Noch weniger glaubte er daran, Perry Rhodan wäre ebenfalls umgekommen. Natürlich hatte Glaube nichts mit wissenschaftlich beweisbarer Wahrheit zu tun. Aber so wahr er, Tepper Sockmann, den Großadministrator bei mehreren Manövern und im Imperiumsrat beobachtet hatte, so fest vertraute er darauf, dass dieser genial begabte, außerordentlich entschlussfreudige und der Menschheit zutiefst ergebene Mann sowohl das Verhängnis vor seinem Wirken erkannt als auch dafür gesorgt hatte, dass der größte Teil der solaren Menschheit in Sicherheit gebracht wurde. Einige Gerüchte schienen das in letzter Zeit zu bestätigen. Und im Grunde genommen war die Existenz eines gigantischen Flottenmagazins unter der Oberfläche von Krover auch eine Art Bestätigung, denn ein Ausrüstungsmagazin, das seit hundertachtzig Jahren unberührt – bis auf wenige Ausnahmen – bleibt, obwohl eine Katastrophe über die Menschheit hereingebrochen war, das zeugt zumindest von der Vorsorge für noch schlimmere Fälle. Und diese Vorsorge hätte keine Berechtigung, wenn die erste Katastrophe vernichtend gewesen wäre.

Der im Dienst ergraute Flottenoffizier fragte sich sekundenlang, ob die Anlegung der Flottenmagazine wie auf Krover etwas mit dem Auftauchen der geheimnisvollen Accalauries zu tun haben könnte. Die letzten Geheimberichte aus dem Kaiserpalast von Trade City besagten, dass die Accalauries Lebewesen aus Antimaterie seien, deren Raumschiffe ebenfalls aus Antimaterie bestünden und die wahrscheinlich von einer Antimaterie-Galaxis gekommen seien. Die gewaltigen Energieblasen, die die Völker der Galaxis seit einiger Zeit beunruhigten oder gar in Panikstimmung versetzten, waren nichts anderes als kompliziert aufgebaute Energieschirme, die den Kontakt zwischen Koinomaterie und Antimaterie und damit eine katastrophale explosive Reaktion verhindern sollten. Dennoch war es immer wieder zu Unfällen gekommen, wenn Accalaurieschiffe versucht hatten, in Planetenatmosphären einzudringen.

Das Summen des Kombinations-Armbandes riss ihn aus seinen Grübeleien. Er meldete sich.

»Wo bleiben Sie so lange, Sir?«, fragte die Stimme seines Appartementroboters mit deutlichem Missfallen. »In fünf Minuten sind die Brötchen fertig. Sonst waren Sie um diese Zeit immer schon zurück ...«

Sockmann schluckte eine unfeine Entgegnung herunter und sagte: »Ich komme ja schon. Was gibt es Neues, Rob?«

»Ein neues Abnutzungsgeräusch auf Ihrem Musikband, Sir«, erwiderte der Roboter und bewies damit, dass er Sinn für unterschwelligen Humor besaß. »Sie sollten sich ein paar neue Bänder bestellen.«

»Ich werd's versuchen«, brummte der Oberst.

Ächzend kletterte er von seiner Klippe, federte nach einem letzten Sprung in den Knien durch und wandte sich um.

Plötzlich waren Appartementroboter, Frühstück und Musikband vergessen.

Fassungslos starrte Oberst Tepper Sockmann auf die seltsame Sonne, die im Westen Krovers aufging. Es war eine bleiche, stark abgeflachte Sonne mit Protuberanzen, die weit in den Weltraum hinausreichten, und einer sich ausbreitenden unregelmäßigen Korona.

»Oberstleutnant Akkadany hier, Sir«, meldete sich das Kombigerät erneut. »Haben Sie beobachtet Erscheinung seltsamige?« Der Sohn des lange Zeit »vergessenen« Planeten Abdanjug sprach das Interkosmo immer noch nicht rein.

»Natürlich«, erwiderte Sockmann. »Eine Supernova in einem Nachbarsystem, nicht wahr?«

»Irrtum schwerer«, widersprach Akkadany. »Supernova sein nur neun Milliarden Kilometer von uns entfernt.«

»Was ...?«, schrie der Oberst. »Aber das ist doch in dem Staubring unseres Sonnensystems!«

»Ja ...!«, dehnte sein Stellvertreter. »Natürlich, Sir. Und damit kann es nicht sein Nova oder Supernova. Kommen in HALIFAX, Sir. Habe gegeben Alarm für Stützpunkt.«

Tepper Sockmann spurtete bereits los. Aus der getarnten Pfortenkuppel kam ihm ein flacher Gleiter entgegen. Der Offizier warf sich hinein.

»Endlich eine Abwechslung, Sir!«, sagte ein junger Leutnant freudestrahlend.

Sockmann nickte. Dennoch war er plötzlich nicht mehr so versessen auf eine Unterbrechung seines langweiligen Routinedienstes ...

*

Accutron Mspoerns Geist balancierte an der Grenze zwischen äußerster Verzweiflung und Wahnsinn. Das Grauen schüttelte seinen kugelförmigen Körper. Seine vier hervorquellenden Augen waren auf die Instrumente des Raumbootes gerichtet, aber sie registrierten keine einzige Anzeige. Accutron sah vor seinem geistigen Auge wieder und wieder das große Mutterschiff, wie es hilflos auf die Gas- und Staubwolke zutrieb – ohne Neutralisierungsschirm, der es vor der Antimaterie dieses Universums schützte ...

Accutron Mspoern verdankte sein Leben einer Kette glücklicher Zufälle, die ihren Ursprung allerdings in einer weniger glücklichen Quelle hatten.

Durch Überlastung verschiedener Aggregate war es im Mutterschiff zum Ausfall wichtiger Maschinen und Projektoren gekommen. Der Neutralisierungsschirm war zusammengebrochen, und bevor seine Versorgungsaggregate gedrosselt worden waren, hatte die überschüssige Energie einige kleinere Explosionen innerhalb des Schiffes hervorgerufen. Dadurch war es auch noch weitgehend manövrierunfähig geworden.

Accutron und dreißig andere »Blätter« waren mit diskusförmigen Beibooten ausgeschleust worden, um die Schäden an den Projektoren zu beseitigen. Nachdem sie schon einige Bigras gearbeitet hatten, war Accutrons Blick zufällig auf die Anzeigetafeln der Massetaster gefallen. Er hatte gesehen, dass das Mutterschiff zusammen mit den Reparaturbooten dicht vor einem mächtigen Ring aus interstellarer Mikromaterie schwebte und unaufhaltsam weiter darauf zutrieb. Bevor er die Folgen bewusst erkennen und nach Gegenmaßnahmen suchen konnte, handelte sein Unterbewusstsein und ließ ihn sein Raumboot mit höchsten Werten beschleunigen und aus der unmittelbaren Gefahrenzone bringen.

Der grelle Explosionsblitz hinter seinem Boot hatte den Wissenschaftler kaum noch geistig berührt, denn im gleichen Augenblick war sein Gehirn erfüllt gewesen von den Todesimpulsen seiner dreihundert Gefährten, die in der Explosion verdampften, wobei ihre Gehirne unbewusst den fünfdimensionalen »Notschrei der Blätter« ausstießen.

Accutron Mspoern schrie, als die Erinnerung an die vereinten Todesimpulse ihn wieder und wieder mit täuschender Scheinrealität überfiel.

Er zitterte und schrie und weinte und fluchte so lange, bis seine physischen Kräfte aufgezehrt waren und sein Bewusstsein allmählich wieder aufnahmefähig für äußere Reize wurde.

Langsam sickerte der melodische Gesang des Lobbyhuvos in Accutrons Geist, schläferte die Furcht ein und weckte die Erinnerung an den Baum ...

Accutron stieß einen langen Seufzer aus.

Lobbyhuvos wedelte mit allen sechs Armen gleichzeitig.

»Endlich, endlich!«, rief er ekstatisch. »Die Finsternis ist aus ihm entwichen! Ah, Accutron, Blatt aller Blätter! Du hast die Furcht und den Schrecken besiegt!«

Lobbyhuvos rückte näher. Seine vier kleinen Tellerfüße saugten sich an dem Pilotensessel fest. Dachte man sich die Gliedmaßen und die Kopfantennen weg, dann sah der Lobbyhuvos aus wie eine bauchige Flasche mit langem dünnen Hals und einem kugelförmigen Verschluss. Zusammen mit den vier extrem kurzen und dünnen Beinen und dem kugelförmigen Kopf maß der Lobbyhuvos siebzig Zentimeter; sein größter Durchmesser betrug 25 Zentimeter. Der Kugelkopf durchmaß acht Zentimeter.

»Soll ich dich kraulen, Herr und Gebieter?«, fragte Lobbyhuvos und kicherte. Gleichzeitig streckte er seine beiden Kraul- und Massagearme aus; die zartgliedrigen Finger kitzelten und kraulten Accutron Mspoern an dem halbkugelförmigen Kopf, unterhalb der glatten Fläche mit den vier hervorquellenden Augen.

Unwillkürlich begann Accutron zu lachen, doch dann schob er die Hände des Lobbyhuvos unwillig zur Seite.