Perry Rhodan 518: Sturmlauf in den Tod - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 518: Sturmlauf in den Tod E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Zehntausend Männer und Frauen stehen bereit - sie wollen die Macht des roten Götzen brechen Auf der Erde schreibt man Mitte November des Jahres 3441. Damit ist seit dem Tag, als die Katastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, nahezu ein Jahr vergangen. Immer noch besteht keine echte Aussicht, den mysteriösen Schwarm an seinem Flug durch die Galaxis zu hindern oder die vom Schwarm ausgehende Manipulation der 5-D-Konstante, die bei den meisten Lebewesen eine Retardierung der Intelligenz hervorruft, rückgängig zu machen. Perry Rhodan und seine immunen Gefährten, unter ihnen Atlan, Gucky und viele alte Bekannte, lassen jedoch nichts unversucht, dem Geheimnis des Schwarms auf die Spur zu kommen. Unterstützt von der INTERSOLAR, Reginald Bulls Flaggschiff, hält sich der Großadministrator mit der GOOD HOPE II fast ständig in der Nähe des Schwarms auf, um Informationen zu sammeln und Untersuchungen anzustellen. Zur Zeit ist Perry Rhodans Kreuzer allerdings relativ weit vom Schwarm entfernt, da der "Notruf des Unsterblichen" einen sofortigen Kurswechsel und mehrere Linearetappen erforderlich machte. Jetzt, nach dem Einsatz der GOOD HOPE II auf dem Kunstplaneten Wanderer-Beta - der Unsterbliche wurde aus einer aussichtslosen Lage gerettet, und die Retter erhielten zum Dank einen wertvollen Hinweis - befindet sich Perry Rhodans Kreuzer auf dem Rückflug in Richtung Schwarm. Dabei kommt es zu einem überraschenden Kontakt - und die Terraner erfahren vom STURMLAUF IN DEN TOD ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 518

Sturmlauf in den Tod

Zehntausend Männer und Frauen stehen bereit – sie wollen die Macht des roten Götzen brechen

von H. G. FRANCIS

Auf der Erde schreibt man Mitte November des Jahres 3441. Damit ist seit dem Tag, als die Katastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, nahezu ein Jahr vergangen.

Immer noch besteht keine echte Aussicht, den mysteriösen Schwarm an seinem Flug durch die Galaxis zu hindern oder die vom Schwarm ausgehende Manipulation der 5-D-Konstante, die bei den meisten Lebewesen eine Retardierung der Intelligenz hervorruft, rückgängig zu machen.

Perry Rhodan und seine immunen Gefährten, unter ihnen Atlan, Gucky und viele alte Bekannte, lassen jedoch nichts unversucht, dem Geheimnis des Schwarms auf die Spur zu kommen. Unterstützt von der INTERSOLAR, Reginald Bulls Flaggschiff, hält sich der Großadministrator mit der GOOD HOPE II fast ständig in der Nähe des Schwarms auf, um Informationen zu sammeln und Untersuchungen anzustellen.

Zur Zeit ist Perry Rhodans Kreuzer allerdings relativ weit vom Schwarm entfernt, da der »Notruf des Unsterblichen« einen sofortigen Kurswechsel und mehrere Linearetappen erforderlich machte.

Jetzt, nach dem Einsatz der GOOD HOPE II auf dem Kunstplaneten Wanderer-Beta – der Unsterbliche wurde aus einer aussichtslosen Lage gerettet, und die Retter erhielten zum Dank einen wertvollen Hinweis – befindet sich Perry Rhodans Kreuzer auf dem Rückflug in Richtung Schwarm.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator empfängt einen Gast an Bord der GOOD HOPE II.

Tracs Potschyben – Rüstmeister von Hitschers-Pearl.

Sal Almong – Ein alter Freund des Rüstmeisters.

Toscha Tschehars – Ein »neuer Lehrer«.

Af Atramo – Bürgermeister von Roseata.

Ana Atramo

»Vielerlei Arten von Menschen, Brüder, findet man da in der Welt: und was für welche? Da ist einer, Brüder, schuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß ›In mir ist Schuld‹, und da ist einer, Brüder, schuldig und erkennt der Wahrheit gemäß ›In mir ist Schuld‹ ...

Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, den bezeichnet man als den Schlechteren von den beiden, die gleiche Schuld haben. Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, den bezeichnet man als den Besseren von den beiden, die gleiche Schuld haben.«

Sâriputta im Dialog mit Moggallâna über das Problem der Schuld.

1.

Oberstleutnant Tracs Potschyben blieb stehen, als er unter den Bäumen hervorgetreten war und auf die Stadt herabblicken konnte. Roseata bot nicht mehr das Bild des absoluten Friedens, so wie sie es noch vor etwa einem Jahr getan hatte. Mehrere Häuser waren eingestürzt oder abgebrannt. Die Stadt sah aus, als sei sie vor langer Zeit verlassen worden.

Der Mann verzog die Lippen. Seine Augen verdunkelten sich. Roseata war vor genau 32 Jahren gegründet worden. Schnell war sie zum Mittelpunkt des Kontinents geworden. Und jetzt?

Er sprang über einen Bach und schritt auf einem Weg zu den ersten Häusern hinüber. Seine Kleidung sah alt und zerschlissen aus. Ein schlecht gegerbter Lederfetzen umhüllte seine Hüften. Am Gürtel hingen einige Drahtschlingen, wie sie Fallensteller benutzen. Unter dem durchlöcherten Hemd zeichneten sich einige kantige Gegenstände ab. Die nackten Füße waren überraschend sauber. Sie passten nicht so recht zu einem Mann, der lange in der Wildnis gelebt hatte – oder sich den Anschein geben wollte, als habe er das getan.

An einem verrosteten Traktor vorbei, dessen Reaktor aufgebrochen war, kam er zu den ersten Häusern. Neben dem zerstörten Sockel eines Kleintransmitters lagen zwei erwachsene Männer im Staub der Straße und spielten mit bunten Steinen. Sie blickten auf, als der Schatten des Mannes auf sie fiel, wandten sich aber sofort wieder ab.

»Hallo, Sam, hey, Mac«, grüßte Potschyben.

Sie beantworteten seinen Gruß nur mit einem Brummen.

»Potschy«, rief einer von ihnen plötzlich. Er erhob sich und wollte etwas sagen, doch als der »Fallensteller« sich ihm zuwandte, senkte er den Kopf und schwieg.

Potschyben krauste beunruhigt die Stirn. Er hatte geahnt, dass in Roseata etwas nicht in Ordnung war. Deshalb war er gekommen. Bisher war er jedoch nicht sehr besorgt gewesen. Jetzt fürchtete er plötzlich, in eine Falle zu laufen. Langsam ging er weiter. Seine Aufmerksamkeit wuchs. Suchend blickte er sich um.

Die Kunststoffhäuser sahen verkommen aus. Flechten wucherten auf dem unzerstörbaren Material. Niemand kümmerte sich darum. Einige Männer arbeiteten neben der ehemaligen Schmiede. Die vollautomatischen, positronisch gesteuerten Werkzeugmaschinen standen still. Keiner der Männer hätte sie wieder in Betrieb nehmen können, selbst dann nicht, wenn der Versorgungsreaktor nicht ausgefallen wäre. Sie hatten vergessen, auf welche Knöpfe man drücken musste, um ein vorgewähltes Programm einzuschalten. Roseata war ohne Energie. Die Männer versuchten, einen einfachen Roller, ein Spielzeug für Kinder, zu reparieren. Sie schienen jedoch nicht herausfinden zu können, wie die Teile zusammengesetzt werden mussten.

Drohte von ihnen Gefahr?

Unmerklich schüttelte er den Kopf. Er kannte sie. Es waren harmlose, keineswegs aggressive Männer, die lediglich verdummt waren. Sie blickten auf, als er sich ihnen näherte. Einige lächelten verstohlen, dann jedoch wandten sie sich ebenso ab wie die anderen und zogen sich in die Schmiede zurück.

Die kalte Oktobersonne warf lange Schatten. Der Regen hatte den Boden getränkt und die roten Bodenkristalle herausgewaschen. Das Gras, das in den Vorgärten wucherte, hob sich scharf von dem rötlichen Sand ab. Hier und da lagen Konservendosen im Schmutz. Irgend jemand hatte sie achtlos weggeworfen, obwohl er den Männern und Frauen von Roseata immer wieder eingeschärft hatte, dass sie das nicht tun durften. Man schien seine Ratschläge vergessen zu haben. War der Einfluss seiner Gegner entscheidend größer geworden?

Als der Mann den Platz im Zentrum der Stadt erreichte, blieb er stehen. Neben dem Brunnen im Mittelpunkt des Platzes hatten die Einwohner eine Pyramide aus Konservendosen errichtet. Ein deutliches Zeichen der Herausforderung. Dicht daneben lagen die Reste eines Roboters.

Potschyben wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Finger folgten der Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohrläppchen reichte. Seine große Gestalt reckte sich ein wenig, und seine Hand senkte sich zum Gürtel, als suche er dort Halt. Er fühlte den flachen Energiestrahler, den er unter dem Leder verbarg.

Ruhig lag der Platz vor ihm. Die Häuser, die ihn umrahmten, schienen unbewohnt zu sein. Ihm gegenüber stand ein Leiterwagen vor einem Garten. Zwei Scheps waren davorgespannt worden. Sie dösten mit hängenden Köpfen vor sich hin. Auf einem Gartenzaun hinter dem Wagen saßen zwei Rotgeier. Sie hatten ihre Köpfe tief ins Gefieder gezogen, so dass nur noch die roten Augen hervorlugten. Ihre Haltung verriet, dass sie keinerlei Angriffsabsichten hatten.

Wo waren die Bewohner von Roseata? Die Stadt hatte immerhin 3000 Einwohner, und er hatte bisher nicht mehr als sieben oder acht von ihnen gesehen. Er wusste, dass sie keine Möglichkeit hatten, sich weit von der Siedlung zu entfernen. Sie waren vielmehr gezwungen, möglichst nahe hier zu bleiben. Nachdem die Vertreter des Homo superior auf Hitschers-Pearl gelandet waren und zerstört hatten, was sie als aggressive Technik ansahen, befanden sich die Siedler dieses Planeten plötzlich in akuter Gefahr. Als die Gravitationskonstante der gesamten Galaxis um 852 Megakalup verändert wurde, verdummten die Kolonisten. Sie wurden plötzlich unfähig, für sich selbst zu sorgen.

Oberstleutnant Tracs Potschyben hatte sehr schnell gemerkt, dass er der einzige Mensch auf Hitschers-Pearl war, der nicht von diesem Prozess erfasst worden war. Seitdem hatte er alles Menschenmögliche getan, um die 42.000 Siedler zu versorgen. Er hatte die hilflosen Menschen von den großen Farmen und Produktionsstätten abgezogen, um sie in den Siedlungen zusammenzufassen, weil er sie nur hier ausreichend versorgen konnte. So hatte er insgesamt neun Versorgungszentren auf fünf der sieben Kontinente errichtet.

Potschyben ging langsam auf den Brunnen zu. Ständig beobachtete er die Häuser, doch er entdeckte keinen Hinterhalt.

Wieder lächelte er.

Der Homo superior hatte auf ganzer Linie versagt. Seine Bemühungen, mit Hilfe der Verdummten eine rein landwirtschaftliche Kultur ohne jede Technik zu errichten, waren gescheitert. Das Korn, das im Frühjahr gesät worden war, stand jetzt noch viel zu niedrig auf den Feldern. Es würde nicht mehr zur vollen Reife kommen, denn schon jetzt waren die ersten Vorboten des Winters zu erkennen. Die tiefhängenden Wolken waren dunkel, und sie zogen schnell über den Himmel.

Was plante der Homo superior jetzt? Hatte er ihm eine Falle gestellt, um ihn in diese Stadt zu locken?

Oberstleutnant Potschyben blieb vor dem zerstörten Roboter stehen. Von weitem hatte es so ausgesehen, als sei die Maschine von innen heraus explodiert. Jetzt konnte er klar erkennen, dass sie mit einem Energiestrahler vernichtet worden war.

Plötzlich flog eine Tür auf.

Der Offizier fuhr herum. Seine Hand glitt zum Gürtel.

»Tracs!«, schrie das blonde Mädchen, das in den Vorgarten hinauslief. »Lauf weg. Schnell. Sie wollen dich töten. Bitte, Tracs!«

Er stand wie gelähmt.

Ana sah plötzlich wieder so aus, wie sie früher gewesen war. Ihre Augen leuchteten hell Ihr Gesicht war jedoch von Angst gezeichnet, doch es war nicht die Angst, wie sie ein Mensch mit herabgesetzter Intelligenz zeigt. Es war irgendwie anders Potschyben wusste nicht zu sagen wie es war. Er spürte, dass sich etwas verändert hatte.

»Tracs«, schrie sie, als er sich noch immer nicht bewegte.

Da hörte er das Geräusch.

Er fuhr herum – und wusste, dass er verloren hatte. Die Warnung war zu spät gekommen. Ein Prallgleiter raste auf ihn zu. Zwei Männer beugten sich aus der zurückgefahrenen Transparentkuppel. Sie hielten schwere Energiegewehre in den Armbeugen. Die flammenden Abstrahlfelder zeigten an, dass sie schussbereit waren. Potschyben hätte auch jetzt noch nach seiner Waffe greifen können, aber irgend etwas ließ ihn zögern. Die Kleidung der Männer sah vernachlässigt und zerschlissen aus.

Verdummte in einem Gleiter? Verdummte mit Strahlwaffen?

Warum schossen sie nicht?

Potschyben verfolgte die Ereignisse wie durch fremde Augen. Ihm war, als ob er einen Film sah, der ihn überhaupt nichts anging. Die Szene schien im Zeitlupentempo abzurollen.

Der Gleiter schwebte direkt auf ihn zu. Die Männer zielten auf ihn, aber sie schossen nicht. Sie suchten verwirrt und unruhig nach dem Auslöser, so als hätten sie die Waffen zum ersten Mal in der Hand. Einer der beiden Männer fand den Hebel. Er legte ihn um. Ein Energiestrahl schoss bis zu den Wolken hinauf.

Tracs Potschyben warf sich zur Seite. Der Gleiter raste an ihm vorbei und krachte mit voller Fahrt in eines der Holzhäuser. In diesem Augenblick schien der zweite Mann herausgefunden zu haben, wie sich der Strahler auslösen ließ. Er feuerte mitten in das Fluggerät hinein und brachte es dadurch zur Explosion.

Die Druckwelle rauschte über den Oberstleutnant hinweg. Holzsplitter, Pflanzenteile und Hausgeräte wirbelten durch die Luft, und als es still wurde, begann es wieder zu regnen. In Sekundenschnelle stand das brennende Haus in einer Nebelwolke.

Potschyben sprang auf und eilte zu Ana hinüber. Das Mädchen lag bewusstlos auf dem Boden. Er nahm es auf und trug es zum Haus.

In der Tür stand Af Atramo und blickte ihn finster an.

Zögernd wich er zur Seite, um den »Fallensteller« mit dem Mädchen hereinzulassen. Als Potschyben Ana auf ein Bett gelegt hatte und sich umdrehte, sah er Atramo noch immer an der Tür stehen. Der ehemalige Bürgermeister von Roseata wischte sich verstört über das Gesicht. Er schüttelte den Kopf.

»Was ist geschehen, Tracs?«, fragte er. »Was ist los?«

Tracs Potschyben überzeugte sich davon, dass Ana nicht verletzt worden war. Sie kam schon wieder zu sich.

»Was geschehen ist? Das frage ich dich, Alter.« Der Oberstleutnant ging zu dem Weißhaarigen und legte ihm die Hände an die Schultern. Forschend blickte er ihm in die Augen. Af Atramo schien außerordentlich verstört zu sein. »Warum schießt ihr plötzlich auf mich?«

»Wir, Tracs? Niemand von uns wollte auf dich schießen. Die Männer in dem Teufelsgerät gehörten zu den neuen Lehrern.«

Potschyben wandte sich sofort ab und verließ das Haus. Der Platz hatte sich mit Menschen gefüllt. Aufgeregt standen die Einwohner von Roseata um das zerstörte Haus herum. Sie ließen den Oberstleutnant bis zu den Trümmern durch.

»Sie sind tot, Potschy«, sagte Sal Almong, ein blonder Mann von etwa dreißig Jahren. Er griff nach dem Arm des Offiziers. »Was ist überhaupt los? Was ist passiert? Es sah aus, als hätten die neuen Lehrer plötzlich vergessen, wie sie ihre Teufelswerkzeuge bedienen müssen.«

»Komm mit, Sal«, sagte Potschyben. Zusammen mit dem Blonden kehrte er in das Haus des Bürgermeisters zurück. Ana hatte sich inzwischen erholt. Sie saß aufrecht auf dem Bett.

Af Atramo streifte sich eine Lederweste über. Er fror.

»Mir kommt es vor, als hätten wir alle geschlafen, Tracs«, erklärte er. »Inzwischen hat sich in Roseata offenbar sehr viel verändert. Was war das für eine seltsame Maschine, mit der die neuen Lehrer sich durch die Luft bewegen konnten? Was hielten sie in den Händen? Warum wollten sie dich umbringen?«

Oberstleutnant Potschyben ließ sich von Ana ein Glas Rotwein geben. Er setzte sich an den Tisch und trank. Wieder blickte er einen nach dem anderen an. Sal Almong hatte sich auf einer Bank im Hintergrund niedergelassen. Er drehte an einem Schalter des Fernsehgerätes herum, konnte es jedoch nicht einschalten, weil der Strom fehlte. Er rückte den Apparat ein wenig zur Seite und prüfte, ob er an das Netz angeschlossen war. Ratlos schüttelte er den Kopf. Seine Stirn krauste sich. Potschyben konnte ihm ansehen, dass er mühsam versuchte, seine Gedanken zu ordnen, jedoch nicht sehr erfolgreich dabei war. Endlich wandte er sich an den Offizier.

»Tracs«, sagte er schwerfällig, »ich habe vergessen, wie man das Ding hier einschaltet. Weißt du es noch?«

Tracs Potschyben war erschüttert. Seit fast einem Jahr hatte ihm niemand mehr eine derartige Frage gestellt. Begann der künstlich beeinträchtigte Intellekt der Siedler von Hitschers-Pearl sich jetzt endlich zu klären?

»Tracs, wir haben nichts mehr zu essen«, sagte Atramo. »Was sollen wir tun? Die neuen Lehrer haben uns versprochen, dass der Boden uns alles geben wird, was wir benötigen, doch das Korn steht niedrig. Wir werden nichts ernten können. Nachdem die Lehrer jetzt auch den eisernen Boten getötet haben, ist auch keine Versorgungssendung mehr bei uns angekommen. Ich habe sie gewarnt. Ich habe ihnen gesagt, was passieren würde, wenn sie den Eisernen töten, aber sie haben nicht auf mich gehört. Sie haben den Blitz auf ihn geschleudert.«

Der Bürgermeister ging zu Potschyben und setzte sich ihm gegenüber. Beschwörend packte er seine Hände.

»Tracs, du hast bisher immer Rat gewusst. Hilf uns auch jetzt. Was sollen wir tun?«

Tracs Potschyben lächelte plötzlich.

»Du glaubst gar nicht, Af, wie froh ich bin.«

Atramo sprang befremdet auf.

»Du bist froh?«

»Komm, Af, setz dich. Du hast mich missverstanden. Froh bin ich darüber, dass ihr allmählich aufwacht. Ihr begreift plötzlich wieder.«

»Du irrst dich«, erwiderte Sal Almong, der mit schwerfälligen Bewegungen zum Tisch kam und sich ebenfalls setzte. »Wir begreifen überhaupt nichts. Gestern noch war alles ganz einfach für mich. Ich habe ... was habe ich gestern eigentlich getan? Ich weiß es nicht mehr.«

»Du hast auf der Straße gesessen und mit Kieseln gespielt.«

Almong lächelte. Er schüttelte den Kopf.

»Ja, Tracs, so etwas habe ich auch geträumt. Was aber habe ich wirklich getan?«

Potschyben seufzte. Es würde schwer sein, diesen Menschen zu erklären, was geschehen war.

»Hört zu«, begann er. »Vor zwei Tagen ist auf Hitschers-Pearl ein Raumschiff gelandet. Es steht im Süden von Rose. Es ist groß wie ein Gebirge. Seine Spitze, die aussieht wie das Dach eines Pilzes, ragt bis in die Wolken hinauf. Von diesem Schiff geht etwas aus, das die Menschen auf diesem Planeten verändert.«

»Du sprichst eine seltsame Sprache, Tracs«, wandte Atramo ein. »Bisher kannte ich dich nur als einen Mann mit besonders guten Beziehungen zu den Eisernen. Wenn wir etwas brauchten, haben wir es dir gesagt. Wenn wir dich sprechen wollten und du nicht in unserer Nähe warst, dann haben wir den Eisernen gebeten, dich zu rufen. Er hat es immer getan. Als die neuen Lehrer den Eisernen töteten, hat er dich zur Hilfe gerufen. Das alles begreifen wir. Jetzt aber sprichst du von Dingen die ich nicht mehr verstehe. Ich erinnere mich dunkel, dass es so etwas wie Raumschiffe gibt. Woher aber weißt du, dass dieses fremde Raumschiff uns alle beeinflusst und verändert?«

»Also gut. Freunde«, sagte Potschyben. »Vor etwa elf Monaten ist zwischen den Sternen etwas geschehen, was euch alle verändert hat. Ich kann es euch jetzt nicht erklären, es wäre zu kompliziert für euch. Euer Geist stumpfte ab. Plötzlich vergaßt ihr alles, was ihr gelernt hattet. Ihr wart hilflos wie Kinder, und jemand musste für euch sorgen.«

»Der Eiserne«, warf Atramo ein.

»Der Roboter hat auf meinen Befehl gehandelt, Af«, entgegnete Potschyben. »Ich konnte jederzeit mit ihm sprechen, wo immer ich auch war. Deshalb konnte er mich auch immer zu euch rufen. Auf Oyster, dem großen Kontinent im Osten, gibt es einen Stützpunkt der Solaren Flotte. Von dort aus habe ich euch mit Lebensmitteln versorgen lassen.«