Perry Rhodan 575: Stadt im Lavameer - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 575: Stadt im Lavameer E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Spuk auf der Welt der Asporcos - die Mutanten laufen Amok Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende März des Jahres 3444. Somit sind seit der Entlassung des Solsystems aus dem Sternenschwarm und dem Ende der "Verdummungsstrahlung" rund neun Monate vergangen. Das Leben der Terraner und der übrigen galaktischen Völker nimmt inzwischen wieder seinen gewohnten Gang - und dennoch verläuft manches nicht mehr in den gewohnten Bahnen. So ist zum Beispiel im Solaren Imperium eine schwere innenpolitische Krise ausgebrochen. Im August sollen Neuwahlen zum Amt des Großadministrators stattfinden - zu einem Amt, für das nach der Meinung vieler solaren Bürger Perry Rhodan nicht mehr in Betracht kommt. Perry Rhodan - so verbreiten die Propagandisten der Opposition - soll während der Schwarmkrise unverantwortlich gehandelt haben. Und Perry Rhodan selbst schweigt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, obwohl er sich leicht rechtfertigen könnte. Er hat andere Sorgen. Im Wissen, dass der Menschheit große Gefahr droht, hat er zur Abwendung eben dieser Gefahr mit der TIMOR eine Weltraumexpedition gestartet. Die Mitglieder dieser Expedition haben die vom Planeten Asporc ausgehenden "Stimmen der Qual" schon auf fatale Weise zu spüren bekommen. Trotzdem scheuten Atlan und die Angehörigen seiner Einsatzgruppe nicht davor zurück, auf der Welt der Asporcos erneut zu landen. Jetzt ist Atlans Gruppe in Not - die Terraner müssen sich durchschlagen zur STADT IM LAVAMEER ...

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Nr. 575

Stadt im Lavameer

Spuk auf der Welt der Asporcos – die Mutanten laufen Amok

von H. G. FRANCIS

Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende März des Jahres 3444. Somit sind seit der Entlassung des Solsystems aus dem Sternenschwarm und dem Ende der »Verdummungsstrahlung« rund neun Monate vergangen. Das Leben der Terraner und der übrigen galaktischen Völker nimmt inzwischen wieder seinen gewohnten Gang – und dennoch verläuft manches nicht mehr in den gewohnten Bahnen.

So ist zum Beispiel im Solaren Imperium eine schwere innenpolitische Krise ausgebrochen. Im August sollen Neuwahlen zum Amt des Großadministrators stattfinden – zu einem Amt, für das nach der Meinung vieler solaren Bürger Perry Rhodan nicht mehr in Betracht kommt.

Perry Rhodan – so verbreiten die Propagandisten der Opposition – soll während der Schwarmkrise unverantwortlich gehandelt haben. Und Perry Rhodan selbst schweigt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, obwohl er sich leicht rechtfertigen könnte. Er hat andere Sorgen.

Im Wissen, dass der Menschheit große Gefahr droht, hat er zur Abwendung eben dieser Gefahr mit der TIMOR eine Weltraumexpedition gestartet. Die Mitglieder dieser Expedition haben die vom Planeten Asporc ausgehenden »Stimmen der Qual« schon auf fatale Weise zu spüren bekommen. Trotzdem scheuten Atlan und die Angehörigen seiner Einsatzgruppe nicht davor zurück, auf der Welt der Asporcos erneut zu landen.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator scheint einer falschen Spur zu folgen.

Mentro Kosum – Der Mann mit der SERT-Haube.

Dalaimoc Rorvic und Tatcher a Hainu – Das ungleiche Paar sorgt für Aufregung an Bord der TIMOR.

Atlan – Leiter des Sonderkommandos auf Asporc.

Gucky – Der Mausbiber rettet einen »Flattermann«.

Alombo Troyd-Samare

1.

Asporc!

Eine Welt mit einer Zivilisation, die jener der Erde im Jahre 2000 ähnelte, obwohl sie von völlig fremdartigen Intelligenzwesen geschaffen worden war.

Oberstleutnant Mentro Kosum saß in der Kommandozentrale der TIMOR unter der SERT-Haube, die ihm eine simultane Emotio- und Reflex-Transmission erlaubte und ihn damit befähigte, seine raumflugtechnischen Entschlüsse gedankenschnell in die Wirklichkeit umzusetzen.

Seine Blicke lösten sich von dem Marsgeborenen Tatcher a Hainu, der dicht neben dem Pilotensitz vor einem Bildschirm stand und die Oberfläche des Planeten beobachtete. Tatcher a Hainu machte einen beunruhigten Eindruck. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und strich sich immer wieder über die vorgewölbte Brust. In dem braunen, bartlosen Gesicht, das von tausend Runzeln und Falten durchsetzt war, zuckte unkontrolliert ein Lidmuskel.

Der Emotionaut grinste breit.

Der Marsgeborene reagierte sofort.

»Was ist los mit Ihnen?«, fragte er mit keifender Stimme, die mühsam gebändigte Aggressivität verriet. »Sie grinsen in einer geradezu beleidigenden Weise.«

»Was bleibt mir in Ihrer Nähe schon anderes übrig, als still in mich hineinzulächeln«, erkundigte sich Mentro Kosum wohlwollend. »Ich kann doch nicht jedes Mal schallend auflachen, wenn ich Sie sehe. Schließlich bin ich gezwungen, Rücksicht auf Ihr zartes Nervenkostüm zu nehmen. Das gebietet die mir angeborene Höflichkeit. Können Sie mir folgen?«

Der Galaktogeologe wurde erst blass, dann rot.

»Die Situation verbietet es mir, Ihnen mit ähnlich dummen Scherzen zu antworten«, erklärte er steif.

»Auf dem Weg zu Ihrer Kabine wird Ihnen später bestimmt noch eine bessere Antwort einfallen, Tatcher«, sagte der Emotionaut in ermunterndem Ton, als wolle er den Marsgeborenen moralisch aufrichten.

»Lassen Sie mich in Ruhe«, fauchte Tatcher a Hainu und zog sich schmollend bis an das Ausgangsschott zurück.

»Ist im Oberstübchen einmal Ebbe, kommen Ideen nur auf der Hintertreppe«, reimte Mentro Kosum schmunzelnd.

Tatcher a Hainu blieb stehen. Er drehte sich um und verzog das Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Während er den Emotionauten anblickte, suchte er mit der Hand nach dem Öffnungsknopf des Schotts.

»Bei Ihrem Anblick kommen jedem gebildeten Menschen Zweifel an der terranischen Kultur«, erwiderte er stotternd. »Ihre Frotzeleien sind an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Aber Ihre Dichtkunst stellt alles in den Schatten. Sie bereitet Zahnschmerzen. Das ist das Schlimmste an Ihnen.«

Er suchte noch immer nach dem Knopf.

»Fehlt Ihnen Ihre Kaffeekanne?«, fragte Kosum mit einem liebenswürdigen Lächeln und ahmte die Handbewegungen des Marsgeborenen nach.

Tatcher a Hainu verfärbte sich und ließ den Arm nach unten fallen.

»Sie bringen mich auf eine gute Idee«, rief er mit schriller Stimme. »Auf eine sehr gute Idee sogar. Darf ich fragen, wann Sie Ihre SERT-Haube einmal abnehmen?«

»Sie werden informiert, wenn ich von Ihnen mit Ihrer Spezialmethode geweckt werden möchte. Bei dieser Gelegenheit werde ich mich tief bücken, damit Sie auch erreichen können, was Sie anstreben.«

Tatcher a Hainu schlug wütend mit dem Fuß nach dem Schott, das sich gerade in diesem Moment öffnete. Der Galaktogeologe verfehlte Alaska Saedelaere, der eintreten wollte, nur ganz knapp. Er verlor das Gleichgewicht und landete in den Armen des Transmittergeschädigten.

»Wollen Sie mir nicht erklären, was das zu bedeuten hat?«, fragte der Mann mit der Maske.

»Fragen Sie Mentro Kosum, den galaktischen Dichter. Ich komme mir hier absolut überflüssig vor.«

»Überflüssig ist niemand«, sagte der Emotionaut und setzte sich noch etwas bequemer in seinem Sessel zurecht. »Jeder ist zu etwas gut, Tatcher, und sei es auch nur als abschreckendes Beispiel.«

Das reichte endgültig. Der Marsgeborene zog sich zurück.

Mentro Kosum wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Planeten Asporc zu. Der Schwere Kreuzer überflog ihn jetzt wieder auf einer engen Kreisbahn. Der Emotionaut hatte die TIMOR auf eine Höhe von nur 140 Kilometern herabgebracht. Der vierte Begleiter der gelbroten Sonne Rattley trug eine sehr dünne Wolkendecke, so dass Kosum alle neun Kontinente mit den ausgedehnten Landflächen sehr gut übersehen konnte. Weiträumige Ozeane im terranischen Sinne gab es nicht. Die Meere zwischen den Kontinenten waren schmal und glichen mächtigen Strömen, die sich bizarre Bahnen durch die Landmassen gesucht hatten.

Asporc war eine heiße Sauerstoffwelt. Die mittleren Temperaturen lagen bei 37,3 Grad Celsius bei einem durchschnittlichen Feuchtigkeitsgehalt der Luft von über neunzig Prozent. Bei einer Rotation von 32,03 Stunden ergaben sich sehr hohe Temperaturspitzen, die das Leben für einen Terraner nahezu unerträglich machten.

Auch aus diesem Grunde war das Einsatzkommando, das sich auf Asporc befand, mit Kampfanzügen ausgerüstet worden, die es klimatisch von der Umwelt unabhängig machten.

Dies war die Heimatwelt der Asporcos, die aus einem flugfähigen und ursprünglich primitiven Echsenvolk hervorgegangen waren.

Die TIMOR glitt über ausgedehnte Schachtelhalmwälder hinweg, die den gesamten Kontinent überwuchert hatten. Die vereinzelten Anlagen der Asporcos waren darin kaum zu erkennen.

Die Wissenschaftler der TIMOR hatten das Fotomaterial von diesem Planeten bereits ausgewertet. Danach waren sie zu der Ansicht gekommen, dass auch für die Asporcos ein Leben in der Äquatorzone nicht mehr möglich war. Vermutlich handelte es sich bei den Bauten in den Urwäldern um wissenschaftliche Stützpunkte, in denen ein künstliches Klima herrschte.

Mentro Kosum richtete sich unwillkürlich ein wenig auf, als die TIMOR sich auf ihrer Kreisbahn erneut dem riesigen Gebirge näherte, das alles übertraf, was Terraner in der Galaxis bisher vorgefunden hatten. Er veränderte den Bildausschnitt, um das Massiv noch besser und deutlicher sehen zu können.

Ein aufgefaltetes Gebirge in Hufeisenform erreichte eine Höhe von 20 Kilometern, stellte jedoch nur den kleineren Teil des ungeheuren Gebildes dar. Es umfasste eine Erhebung von nahezu 70 Kilometern Höhe!

Diese bildete das obere Drittel eines abgestürzten und tief in die Rinde des Planeten eingedrungenen Riesenmeteors, dessen Durchmesser von den Wissenschaftlern der TIMOR auf etwa zweihundert Kilometer geschätzt worden war.

»Wahrhaft ungeheuerlich«, sagte Tatcher a Hainu.

Mentro Kosum drehte sich überrascht um, als er die Stimme des Galaktogeologen vernahm.

»Sind Sie schon wieder da?«, fragte er. »Sollte Ihnen auf dem Weg zu Ihrer Kabine tatsächlich noch ein passender Hintertreppenwitz eingefallen sein?«

»Leider gibt es hier so etwas wie eine Hintertreppe nicht, sonst hätte man vielleicht einmal Gelegenheit, Sie dort hinunterzuwerfen«, entgegnete der Marsgeborene, ohne Kosum eines Blickes zu würdigen. »Aber selbst wenn wir hier so etwas hätten, dann hätte ich etwas anderes zu tun, als nur darüber nachzudenken, was ich Ihnen auf Ihre Unverschämtheiten antworten soll.«

»So ist's brav«, lobte der Emotionaut lächelnd. »Vielleicht wird auf diese Weise doch noch etwas aus Ihnen.«

»Ich frage mich, weshalb die ungeheure Masse des Meteors die Kruste des Planeten nicht durchbricht«, überlegte Tatcher a Hainu laut, ohne weiter auf die Frotzeleien des Emotionauten einzugehen. »Eine Erhebung von 70 Kilometern ist eine kosmogeologische Unmöglichkeit. Was meinen Sie, werden wir Geologen die Möglichkeit haben, dieses Phänomen zu untersuchen? Wir könnten einmalige wissenschaftliche Aufschlüsse erhalten.«

»Wohl kaum«, bemerkte Alaska Saedelaere, der die Worte des Marsgeborenen gehört hatte. »Die seltsamen Stimmen der Qual vertreiben auch uns von Asporc. Unter diesen Umständen bleibt keine Zeit für wissenschaftliche Forschungen.«

»Wenn wir das Rätsel der Beeinflussungswellen klären wollen, dann müssen wir allem auf den Grund gehen, was ungewöhnlich ist«, erwiderte Tatcher a Hainu. »Ich werde Rhodan bitten, eine wissenschaftliche Expedition zusammenzustellen, die ...«

»Fragen Sie ihn gleich«, riet Alaska Saedelaere. »Da ist er.«

Der Großadministrator des Solaren Imperiums betrat die Zentrale in Begleitung der beiden Mutanten Dalaimoc Rorvic und Irmina Kotschistowa. Alaska und Rhodan begrüßten sich mit leichtem Kopfnicken.

»Die Funkverbindung ist endgültig abgerissen«, sagte der Transmittergeschädigte.

Rhodan blickte zu dem Panoramaschirm hinauf.

Das Ringgebirge mit dem Riesenmeteor wanderte langsam aus dem Bild.

»Inzwischen ist klar, dass einer aus dem Kommando versucht hat, mit Hilfe des Kleintransmitters auf die TIMOR zurückzukehren«, erklärte Perry. »Er kam jedoch nicht durch. Irgend etwas hat den Sprung verhindert.«

»PEW«, warf Tatcher a Hainu ein.

»Parabio-Emotionaler-Wandelstoff«, stimmte Rhodan zu. »Ich vermute auch, dass dieses Metall für die Störungen verantwortlich ist.«

»Und das Einsatzkommando steckt mitten drin«, sagte der Galaktogeologe. »Um noch einmal darauf zurückzukommen, Sir, ich verstehe wirklich nicht, warum Sie darauf verzichtet haben, einen Experten wie mich an der Expedition teilnehmen zu lassen.«

Dalaimoc Rorvic, der Tibeter, grunzte. Bisher hatte er mit fast geschlossenen Augen neben Rhodan gestanden und die Hände vor dem gewaltigen Bauch gefaltet gehalten. Jetzt beugte sich der Riese zu Tatcher a Hainu hinab, riss das rechte Auge beängstigend weit auf und starrte den Galaktogeologen forschend an.

»Wenn Erwachsene sich unterhalten, Tatcher, sollten alle Knirpse unter 1,53 Meter den Mund halten.«

»Ich bin 1,52!«, rief Tatcher a Hainu wütend.

Der Ultrafrequenz-Ingenieur ließ sich nicht anmerken, wie sehr er sich darüber freute, dass der Marsgeborene prompt auf ihn hereingefallen war, und erwiderte: »Eben – das ist ein Zentimeter zu wenig. Also, Ruhe jetzt!«

Dalaimoc Rorvic richtete sich zu seiner vollen Höhe von 2,10 Metern auf, faltete seine Hände wieder vor dem Kugelbauch und spähte drohend mit einem Auge auf Tatcher a Hainu hinab.

»Wir haben jetzt andere Sorgen, Tatcher«, sagte Rhodan besänftigend. Er wandte sich an Alaska Saedelaere. »Ist das Robotkommando fertig?«

»Alles ist bereit.«

»Gut, dann warten wir jetzt nicht mehr länger. Fertig machen zum Ausschleusen und Abregnen. Das Einsatzkommando wird unsere Hilfe dringend benötigen. Die nächste Beeinflussungswelle lässt vermutlich nicht mehr lange auf sich warten, und bis dahin müssen die Roboter unten sein und Atlan unterstützen können. Dazu setzen wir drei Luftgleiter ab.«

»Sie rechnen damit, dass wir uns zurückziehen müssen?«, fragte Mentro Kosum.

Rhodan nickte.

»So ist es, Mentro. Atlan muss die Möglichkeit haben, sich notfalls zur OSSATA durchzuschlagen. Dabei können ihm die Luftgleiter sehr dienlich sein. Alles klar? Ich mache noch einmal darauf aufmerksam: Keines der Hilfsgeräte darf über biologische Zusätze verfügen. Wir müssen uns auf die reine Mechanik verlassen.«

Alaska Saedelaere, der ein kurzes Interkomgespräch geführt hatte, kehrte zu Rhodan zurück.

»Es ist alles entsprechend vorbereitet«, sagte er. »Beim nächsten Anflug auf den Meteor kann der Einsatz erfolgen.«

Rhodan ging zum Konferenztisch in der Zentrale und setzte sich. Er blätterte die Aktenfolien durch, die darauf lagen.

»Neue Informationen sind noch nicht hinzugekommen«, stellte Alaska fest. Er drückte auf eine Taste unter einem Informationsschirm. Das Bild erhellte sich sofort.

Rhodan konnte die zusammengefassten Beobachtungsergebnisse der Wissenschaftler und Ortungsoffiziere ablesen. Alaska Saedelaere setzte sich neben ihn.

»Unsere Spezialisten sind sich darüber einig, dass die Asporcos tatsächlich eine Zivilisationsstufe erreicht haben, die der der Erde im Jahre 2000 weitgehend gleicht. Flugzeuge sind mit atomaren Triebwerken ausgerüstet. Auch die Seeschifffahrt und die schnellen bodengebundenen Verkehrsverbindungen sind mit Motoren ausgestattet, die bereits einen beachtlichen technischen Leistungsstand verraten. Militärische Einrichtungen aber sind nicht sehr zahlreich vertreten.«

»Nur in der Nähe des abgestürzten Riesenmeteors scheint es Waffen aller Art zu geben.« Rhodan deutete auf den Bildschirm, auf dem eine Abbildung mit mehreren Großraketen erschien. »Sogar Atomgeschosse sind vorhanden. Immerhin beachtlich für eine Zivilisation, die keine Kriege zu kennen scheint.«

»Alles konzentriert sich auf den Meteor. Ihn scheint man mit allen Mitteln schützen zu wollen.«

Rhodan nahm die Informationen, die in schneller Folge über den Bildschirm liefen, schweigend in sich auf. Für die TIMOR bestand offensichtlich keine allzu große Gefahr. Der HÜ-Schirm war nach Ansicht der Experten den Offensivwaffen der Asporcos gewachsen.

»Sie leben auf einem Pulverfass«, sagte Rhodan und schaltete das Gerät ab.

Alaska Saedelaere blickte ihn fragend an.

»Denken Sie an die Stimmen der Qual«, erklärte der Großadministrator. Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. »Nach unseren bisherigen Erfahrungen verlieren die Asporcos während der Beeinflussungswelle die Beherrschung über sich selbst. Sie wissen nicht mehr, was sie tun, und schlagen dann mit Parakräften blind um sich. Seltsamerweise kommt es dabei fast ausschließlich zu negativen Auswirkungen, also zu Zerstörungen. Das lässt immerhin interessante Schlüsse auf die Psyche der doch offensichtlich so friedfertigen Bewohner dieses Planeten zu.«

»Vielleicht ist dieses pazifistische Bild nur eine Täuschung«, vermutete Alaska.

Rhodan schüttelte den Kopf.

»Nein, daran glaube ich nicht. Seltsam ist zwar, dass eine solche Zivilisation, wie die der Asporcos, derartige Waffen entwickelt hat, um den Meteor und alles, was damit zusammenhängt, zu schützen, obwohl ein direkter Feind auf dem Planeten und aus dem Raum doch nicht zu erwarten ist. Dennoch kann ich nicht daran glauben, dass es gewissermaßen unter der Oberfläche der Friedfertigkeit brodelt.«

»Dann verstehe ich nicht ganz ...«, entgegnete Saedelaere.

»Die Asporcos könnten sich während der Beeinflussungswelle sehr leicht selbst vernichten. Wenn ein verrückt gewordener Priester auf die Knöpfe drückt, weil er glaubt, dass der Meteor angegriffen wird, dann fallen unter Umständen auf dem ganzen Planeten die Atombomben.«

Alaska Saedelaere nickte.

»Wir müssen sehr vorsichtig sein«, stellte er fest.

»Alles, was die Asporcos irritieren oder beängstigen könnte, ist zu vermeiden«, sagte Perry Rhodan. »Vielleicht richten sie alle Waffen gegen uns, vielleicht gerät ihnen aber auch alles außer Kontrolle.«

»Das bedeutet, dass wir den ursprünglichen Plan, mit dem wir das Kommando entsetzen wollten, ändern müssen«, warf Mentro Kosum ein.

Rhodan ließ sich eine Tasse Kaffee reichen. Er erhob sich und lehnte sich gegen den Tisch.

»Ich halte es für das Beste, wenn wir den Krater schnell und entschlossen anfliegen. Alles muss blitzschnell ablaufen, bevor die Verteidiger des Meteors reagieren können.«

»Könnten wir nicht gerade dadurch eine Kurzschlussreaktion auslösen?«, gab Alaska Saedelaere zu bedenken.

»Natürlich«, erwiderte Rhodan. »Das ist möglich. Die Gefahr ist jedoch wesentlich größer, wenn wir uns dem Zielgebiet sehr langsam nähern. Dann haben die Asporcos Zeit, sich bedroht zu fühlen. Und sie werden entsprechend handeln. So aber merken sie erst, was passiert ist, wenn alles vorbei ist.«

Mentro Kosum nahm einige Schaltungen vor. Aufflammende Kontrolllichter zeigten an, dass die Haupttriebwerke anliefen. Die TIMOR war schon nach wenigen Sekunden einsatzbereit.

Alaska Saedelaere kehrte zum Kontrollpult zurück. Er drückte einige Knöpfe und Tasten. Mehrere Bildschirme erhellten sich. Von zahlreichen Sektionen des Schiffes liefen Klarmeldungen ein.

Plötzlich richtete Mentro Kosum sich steil auf. Er drehte sich um und blickte Perry Rhodan an. Der Großadministrator schien jedoch nichts bemerkt zu haben.

Dalaimoc Rorvic setzte sich mitten in der Zentrale auf den Boden. Er stützte die Hände neben sich auf, hob den Kopf und schloss die Augen. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Er bot das Bild eines zu leblosem Material erstarrten Mannes.

Irmina Kotschistowa beugte sich vor und klammerte sich mit beiden Händen an den Konferenztisch. Ihre Lippen zuckten unkontrolliert.

Perry Rhodan griff sich an den Hals. Er wurde blass. Verwundert blickte er Mentro Kosum an.

»Sir«, rief der Emotionaut. »Es geht wieder los. Die Beeinflussung setzt wieder ein.«

*

Alombo Troyd-Samare ließ sich nach vorn fallen. Er begann zu schreien. Als er etwa zehn Meter tief gestürzt war, wurden die Laute schrill. Die Tonhöhe stieg stark an, bis seine Rufe für menschliche Ohren unhörbar wurden.

Für die Asporcos im Samva-Tempel war der Priester überall zu vernehmen.

Samare breitete Arme und Beine weit auseinander. Er fühlte, wie die aufsteigende Luft sich in den Flughäuten staute. Langsam ließ er sich zur Seite hin abkippen, segelte an den Felswänden entlang und verließ den heiligen Schacht durch einen Spalt, der gerade so breit war, dass er hindurchfliegen konnte.

Das Licht der gelbroten Sonne blendete ihn, aber er wendete das Gesicht nicht ab, sondern wartete, bis seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.

Tief unter ihm breitete sich das Land aus. Die grünen Bäume standen teilweise so dicht beieinander, dass die Häuser mit den Wohnräumen, den Fabriken und Forschungsanstalten, den Tempeln und Gebetsstätten kaum noch zu erkennen waren. Aus den dichten Wäldern, die bis an den Horizont reichten, stiegen jedoch die Rufe der Heilsuchenden und Opferwilligen auf. Samare konnte sie deutlich hören, obwohl er immer noch in einer Höhe von fast tausend Metern an den schimmernden Felswänden entlangglitt und sich nur langsam dem Bereich des Samvas näherte.

Aus dem verzerrergesicherten Armgerät kam die Stimme eines Alven.

Samare meldete sich.

»Was gibt es, Alve? Warum störst du mich?«