Perry Rhodan 612: Galaxis am Abgrund - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 612: Galaxis am Abgrund E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Hölle bricht los - Haluter gehen in den Kampf Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Februar des Jahres 3457. Perry Rhodan hat nach den gefahrvollen Abenteuern, die er zusammen mit 8500 Gefährten der MARCO POLO mit viel Glück und Geschick bestand, aus der Parallelgalaxis wieder in die Heimat zurückgefunden. Was die Teilnehmer der abenteuerlichen Expedition zuerst nicht wussten oder auch nur ahnten - seit ein paar Monaten ist es für alle Terraner und Terraabkömmlinge grausame Wirklichkeit geworden: Aus der negativen Parallelgalaxis wurde eine gefährliche Seuche eingeschleppt, die sich mit den bisher bekannten Heilmitteln weder eindämmen noch bekämpfen lässt. Die "Psychosomatische Abstraktdeformation" - in Kurzform PAD genannt - breitet sich in der Galaxis immer weiter aus und nimmt bedrohliche Formen an. Und bei den meisten Befallenen kommt es bereits zur "Sekundärreaktion" - zur zweiten Phase der Krankheit, die sich darin äußert, dass alle Menschen, ganz gleich, wo sie leben, einen unstillbaren Drang zur Rückkehr nach der Urheimat verspüren. Damit wird die Situation im Solaren Imperium und auf anderen Menschenwelten vollends chaotisch, während galaktische Völker nichtmenschlicher Abstammung von der paraenergetischen Seuche verschont bleiben. Doch wie lange noch? Sollten auch Nichthumanoide von der PAD-Seuche befallen und dadurch zu unerwarteten Reaktionen getrieben werden, dann stünde die GALAXIS AM ABGRUND ...

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Nr. 612

Galaxis am Abgrund

Die Hölle bricht los – Haluter gehen in den Kampf

von H. G. FRANCIS

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Februar des Jahres 3457. Perry Rhodan hat nach den gefahrvollen Abenteuern, die er zusammen mit 8500 Gefährten der MARCO POLO mit viel Glück und Geschick bestand, aus der Parallelgalaxis wieder in die Heimat zurückgefunden.

Was die Teilnehmer der abenteuerlichen Expedition zuerst nicht wussten oder auch nur ahnten – seit ein paar Monaten ist es für alle Terraner und Terraabkömmlinge grausame Wirklichkeit geworden: Aus der negativen Parallelgalaxis wurde eine gefährliche Seuche eingeschleppt, die sich mit den bisher bekannten Heilmitteln weder eindämmen noch bekämpfen lässt.

Die »Psychosomatische Abstraktdeformation« – in Kurzform PAD genannt – breitet sich in der Galaxis immer weiter aus und nimmt bedrohliche Formen an. Und bei den meisten Befallenen kommt es bereits zur »Sekundärreaktion« – zur zweiten Phase der Krankheit, die sich darin äußert, dass alle Menschen, ganz gleich, wo sie leben, einen unstillbaren Drang zur Rückkehr nach der Urheimat verspüren.

Damit wird die Situation im Solaren Imperium und auf anderen Menschenwelten vollends chaotisch, während galaktische Völker nichtmenschlicher Abstammung von der paraenergetischen Seuche verschont bleiben.

Die Hauptpersonen des Romans

Sebastian – Ein junger Mann riskiert sein Leben.

Pedral – Kapitän eines Passagierraumers.

Don Marin – Leiter des Raumhafens von Puralon.

Atlan – Der Lordadmiral wird verfolgt.

Icho Tolot – Der Haluter läuft Amok.

Gucky, Ras Tschubai und Takvorian

1.

In dem blassen Licht der aufgehenden Sonne sah der junge Mann fast kränklich aus. Er hatte sich in ein rotes Tuch gewickelt, das seinen Körper bis zu den Füßen hin bedeckte. Auf dem Kopf trug er einen flachen Hut mit breiter Sonnenkrempe. Er hatte sie tief ins Gesicht gezogen, um Schatten für seine Augen zu haben.

Langsam schritt er durch das Tänzergras, das ihm bis zu den Schultern reichte. Feuchter Nebel stand zwischen den Halmen, so dass seine Stiefel nass wurden. Er achtete nicht darauf. Mit leicht verengten Augen beobachtete er die Umgebung. Seine auffallend gerade Haltung verriet, dass er ständig mit Überraschungen rechnete. Darauf wies auch der Degen in seinen Händen hin. Immer wieder ließ er die Schneide über seinen Handballen gleiten.

Südlich von ihm erhoben sich zwei Talgeier von einem Baum. Mit trägen Flügelschlägen strichen sie an ihm vorbei. Für einen kurzen Moment sah er ihre Konturen scharf und dunkel vor dem Ball der Sonne, die gerade über den Horizont gestiegen war. Noch sah die Luft blau und kalt aus, bald aber würde sie flimmern vor Hitze und die Farben ausbleichen.

Sebas blieb stehen, als er das drohende Schnaufen eines Schwertstiers hörte. Unwillkürlich hielt er den Atem an. Dann hob er die Klinge senkrecht vor das Gesicht und presste sie dicht über dem Handknauf an seine Lippen. Er schloss die Augen. In seinem asketischen Gesicht bewegte sich kein Muskel. Einige Sekunden lang blieb er so stehen. Er fühlte den Hauch des Windes an seinen Wangen, und er vernahm den hastigen Lauf eines Wühlhundes, der nach Westen floh.

Weit von ihm entfernt flog ein Gleiter über die Weingärten. Die Reben brauchten nur noch wenige Tage Sonne bis zur Lese. Dann aber würde man einen Wein ernten können, der besser war, als jeder andere Jahrgang zuvor in der Geschichte von Foktor-Pural. Don José erwartete, dass beachtliche Mengen für den Export in Frage kamen. Er rechnete sogar damit, dass sein Produkt für Terra besondere Auszeichnungen erhalten würde. Das wäre der Durchbruch, auf den er so lange gewartet hatte. Dann hätte er es geschafft, und die finanziellen Sorgen gehörten der Vergangenheit an.

Sebas lächelte.

»Don José! Dein Traum ist zu Ende!«, sagte er leise.

Er spürte, wie sein Armgerät ansprach. Es pulste rufend gegen sein Handgelenk. Er erschrak so heftig, dass der Degen in seiner Hand zu zittern begann. Die Konzentration ließ nach. Rasch zerrte er sich das Band vom Arm und ließ es auf den Boden fallen. Erleichtert atmete er auf, als er fühlte, wie die innere Ruhe sofort zurückkehrte.

Niemand sollte ihn stören.

Diese Stunde gehörte ihm allein.

»Mein Traum ist noch nicht zu Ende, Don«, flüsterte er.

Er lauschte mit allen Sinnen.

Er wusste, dass gleich ein Sturm der Gewalt losbrechen würde. Die Ruhe über dem Tal täuschte. Irgendwo in seiner unmittelbaren Nähe befand sich ein Schwertstier, ein Koloss, der über geradezu halutische Kräfte verfügte. Sebas erinnerte sich daran, dass Don José diese Tiere gern mit Halutern verglich. Wenn er über sie plauderte, dann äußerte er die scherzhafte Vermutung, dass sie ihren Ursprung auf dem Planeten Halut gehabt haben müssen. Natürlich war eine derartige Behauptung nicht ernst zu nehmen. Eine Verwandtschaft war nicht vorhanden. Diese Riesenrinder hatten zwar sechs Beine und unvorstellbare Kräfte, aber das war auch alles, was sie mit den Halutern gemein hatten.

Sebas senkte den Degen nach vorn, bis er sich mit den Spitzen der Gräser in gleicher Höhe befand. Dann zeichnete er mit langsamer Bewegung ein Kreuz in die Luft.

Mit ausgestrecktem Arm ging er weiter. Er glaubte, seinen Gegner sehen zu können, wie er in einer Mulde stand, wiederkäute und mit seinen kleinen, tückischen Augen die Mauer der gelben Halme zu durchdringen suchte. Er war überzeugt davon, dass der Stier ihn längst gewittert hatte. Das lag auch in seiner Absicht. Er sollte merken, dass er kam, und er sollte angreifen. Seine Ausdünstung sollte das Tier reizen, bis sein Aggressionstrieb angesprochen wurde.

Sebas erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln.

Niemand konnte sich vorstellen, welche Kräfte frei wurden, wenn dieser Stier angriff, wenn er es nicht selbst gesehen hatte. Auch ein Icho Tolot würde mit einem solchen Kämpfer vermutlich einige Schwierigkeiten haben, zumal er es sicherlich mit der für ihn eigenen Methode versuchen würde, mit ihm fertig zu werden.

Der Mann lächelte stärker. Sein Gesicht entspannte sich und verlor die Strenge. Dadurch sah er noch jünger und anziehender aus.

Er war ganz fest davon überzeugt, dass er dem Haluter die wertvollste Trophäe dieser Welt mitbringen konnte. Er würde das mächtige Tier besiegen – aber auf die Art, die hier üblich war. Dann würde er das Schwert des Stieres auf die Erde mitnehmen und es Icho Tolot übergeben. Er kam gar nicht auf den Gedanken, dass der Haluter nicht dort sein könnte, wohin es ihn zog. Der Koloss musste einfach dort sein. Er würde ihn in der Nähe des Großadministrators finden und ihm dort überreichen, was kein Mann von Foktor-Pural je aus der Hand geben würde, wenn er es erst einmal erbeutet hatte.

Er spitzte die Lippen und pfiff leise, um die Erregung des Schwertträgers noch zu steigern. Langsam ging er weiter.

Er konnte die Spannung kaum noch ertragen. Don José suchte nach ihm.

Vermutlich ließ er jetzt das ganze Josenna durchkämmen. Nie und nimmer aber würde er darauf kommen, dass sein Sohn sich auf das gefährlichste Duell einlassen wollte, das auf Foktor-Pural denkbar war.

Spielte das alles jetzt noch eine Rolle?

Sie würden diese Welt vielleicht noch heute verlassen. Der Platz war für sie reserviert. Bevor die Sonne wieder unterging, würden sie an Bord der MADRID gehen, und der Wein würde verfaulen. Niemand würde sich um ihn kümmern, und keine terranische Kommission würde dem Don einen Qualitätspreis geben. Aber auch das war auch nicht mehr wichtig. Sie würden die Erde sehen und ihren Boden betreten. Nur das zählte.

Sebas blieb stehen. Er sah den schwarzen Rücken des Schwertstiers. Nur ein Dutzend Schritte trennten ihn noch von ihm.

Er pfiff erneut.

Der Koloss reagierte. Er warf seinen Kopf herum. Das Schwert zerschnitt das Gras. Noch bevor es auf den Boden fallen konnte, wurde es erneut von dem scharfen Instrument getroffen und zersägt.

»Hallo, schwarze Bestie!«, rief Sebas. Seine Stimme klang hell. Die Erregung klang in ihr mit.

Nie zuvor wäre er auf den Gedanken gekommen, sich auf ein so gefährliches Abenteuer einzulassen. Gewiss, wie alle Männer von Foktor-Pural hatte er auch immer von so einer Begegnung geträumt. Oft genug hatte er sich ausgemalt, wie es sein müsste, mit einem solchen Riesen zu kämpfen. Aber niemals hatte er ernsthaft den Entschluss gefasst, ein solches Wagnis einzugehen. Im Grunde genommen wusste er auch, dass er nur eine verschwindend geringe Chance hatte, unverletzt den Kampf zu überstehen, aber das berührte ihn seltsamerweise nur wenig. Er wusste nicht, warum das so war. Er hätte auch nicht sagen können, weshalb er zur Erde zurück wollte. Irgend etwas war in ihm, das ihn leitete.

Er schnalzte mit der Zunge, beunruhigt darüber, dass der Stier noch immer nicht zum Angriff übergegangen war. Jetzt plötzlich begann der schwarze Rücken zu zucken. Langsam hob sich der mächtige Kopf. Sebas sah endlich das begehrte Schwert. Es war mindestens zwei Meter lang.

Er erschrak. Dieser Gegner war zu groß für ihn und viel zu stark. An den weißen Haaren, die zwischen den kurzen Hörnern wuchsen, erkannte er, dass dieses Tier wenigstens dreißig Jahre alt sein musste. Damit schied es eigentlich als Kämpfer aus, denn in diesem Alter waren diese Kolosse so wild und geschickt, dass es Selbstmord gewesen wäre, sich ihnen zu stellen.

Sebas stand bewegungslos auf der Stelle und beobachtete den Riesen. Die Augen waren blutunterlaufen. Die Nüstern zitterten. Entsetzt erkannte der junge Mann, dass der Schwertstier angreifen würde. Nichts konnte ihn davon abhalten. Dass er es bis jetzt nicht getan hatte, war ein Beweis seiner Intelligenz.

Dadurch hatte er seinen Feind immer näher an sich herangelockt.

Jetzt standen sie sich viel zu dicht gegenüber. Die Chancen, dem Angreifer auszuweichen, waren minimal geworden. Sebas verfluchte sich. Nicht er hatte den Kampfplatz bestimmt, sondern dieser schwarze Gigant.

Vorsichtig trat er zurück. Jetzt galt es, alles zu vermeiden, was den Stier noch mehr reizen konnte.

Doch zu spät.

Plötzlich schienen sich die Konturen des Schwarzen zu verwischen. Er raste aus der Mulde heraus und beschleunigte dabei derart stark, dass Sebas unwillkürlich aufschrie. So verschenkte er wichtige Sekundenbruchteile, weil er nicht schnell genug reagierte. Als er sich endlich das rote Tuch herunterriss und sich dem Stier in dem schneeweißen, hautengen Anzug zeigte, wuchs der Gegner bereits vor ihm auf. Er überragte ihn weit.

Sebas war der Panik nahe.

Verzweifelt fragte er sich, wie er bei diesem Tier die daumengroße Stelle finden sollte, durch die er den Degen bis ins Herz stoßen konnte. Sie befand sich fast in Kopfhöhe.

Der Schwertstier überragte ihn etwa um anderthalb Meter. Seine Brust war wenigstens zwei Meter breit.

Sebas wirbelte das Tuch zur Seite und schwenkte es dann zurück. Es verdeckte ihn bis auf den Kopf, so dass der Gigant nur daran hätte sehen können, wo er tatsächlich stand. Das Schwert fuhr auf ihn los. Sebas glaubte schon, die Spitze auf der Brust zu fühlen. Eilig sprang er zur Seite. Seine einzige Chance erkannte er erst jetzt. Das Fußstück der Waffe war so breit und wülstig, dass es dem Stier die Sicht zur Seite versperrte. War er etwa zwei Meter an einen Feind herangekommen, so konnte er ihn nur noch mit einem Auge sehen. Das war seine einzige Schwäche.

Der Koloss verfehlte ihn und das Tuch, das er buchstäblich in letzter Sekunde an sich riss. Die tödliche Schneide zischte an ihm vorbei, doch die Schulter streifte ihn. Instinktiv schnellte Sebas sich in die Höhe. Er wusste, dass er stürzen musste, aber so verringerte er die Gefahr etwas. Endlos lang erschien ihm der Leib des Stieres, als er an ihm vorbeiraste. Der junge Kämpfer starrte mit geweiteten Augen auf den Schwanz, der nicht weniger gefährlich war als das Schwert. Wie erwartet, flog er herum und zerschnitt das Gras dabei. Deutlich sah er die Halme wanken, aber noch bevor sie fielen, zuckte der mit Zähnen bewehrte Schwanz unter ihm vorbei. Er fühlte, dass er seine Füße ganz leicht berührte. Sebas stürzte zu Boden. Er starrte hinter dem Riesen her, der noch etwa zwanzig Meter weiterrannte, bevor es ihm gelang, seinen verfehlten Angriff zu stoppen. Schnaufend stemmte er die Beine in den Boden und rutschte noch einige Meter weiter.

Wütend warf sich der sechsbeinige Stier herum. Dabei fegte er mit seiner Schneide das Gras zur Seite. Auf diese Weise würde allmählich ein freier Kampfplatz entstehen, vorausgesetzt, dass keiner der beiden Duellanten zu früh durchbohrt wurde.

Sebas blickte in die kleinen Augen. Er fürchtete sich. Am liebsten wäre er jetzt davongelaufen, aber er wusste, wie sinnlos das gewesen wäre.

Am Horizont grollte es dumpf.

Unwillkürlich blickte Sebas auf. Für einen kurzen Moment vergaß er seinen Gegner, denn über den Bergen sah er etwas, das sein Herz sofort schneller schlagen ließ. Ein Raumschiff! Wie es ihm schien, war es am Pol abgeflacht. Das bedeutete, dass es ein halutischer Raumer war.

Wie kam ein derartiges Schiff nach Foktor-Pural?

Noch niemals in der Geschichte dieser Welt war ein Haluter hier gelandet. Sebas vergaß seine Angst. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht auch nicht. Wesentlich für ihn war, dass er sich wieder daran erinnerte, wem er die Trophäe dieses Kampfes gewidmet hatte. Jetzt wusste er, wer Sieger werden würde. Intelligenz hatte immer die höhere Chance gegen die Gewalt.

Der Stier griff erneut an. Dabei hieb er seine Waffe links und rechts ins Gras und zerschnitt es. Bei seinem Sturmlauf hatte er eine breite Gasse geschaffen. Sie bestimmte auch jetzt seine Marschrichtung, denn an ihrem Ende wartete die verhasste weiße Gestalt mit dem roten Tuch.

*

Don Marin betrat das Büro, nahm seinen Hut ab und schleuderte ihn ärgerlich in eine Ecke.

»Es ist zum Verzweifeln«, sagte er. »Sieh dir das an, Isabel. Die Menschen sind verrückt geworden! Wenn das so weitergeht, dann startet kein einziges Schiff mehr.«

»Ich glaube nicht, dass es so bleibt, Don«, erwiderte sie. »Ich bin überzeugt, Sie schaffen es.«

Der Chef der Raumhafenbehörde schüttelte den Kopf. Er stand am Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Der Duft des süßlichen Pural-Tabaks erfüllte den Raum. Isabel erhob sich aus ihrem Schreibsessel und ging zu dem Mann, der für alles verantwortlich war, was den Raumhafen von Puralon betraf. Seit einer Stunde hatte sie sich praktisch nicht mehr um das gekümmert, was draußen geschah. Der Anblick des Flugfeldes versetzte ihr einen Schock. Etwa fünfzigtausend Menschen hatten es betreten. Sie umringten die drei Raumschiffe, die darauf standen, und behinderten die Abfertigung.

»Das ist doch Wahnsinn, Don«, sagte sie erschüttert. »Die benehmen sich ja, als hätten sie den Verstand verloren.«

»Nein, das haben sie nicht«, entgegnete der Don. »Sie geben nur dem Verlangen, zur Erde zurückzukehren, hemmungslos nach und vergessen dabei die Disziplin. Das ist alles. Ich werde Paralysestrahler gegen sie einsetzen müssen, wenn sie sich nicht von selbst zurückziehen. In einer Stunde werden sieben weitere Raumer hier landen. Dann darf kein einziger Mensch mehr auf dem Feld sein.«

Die meisten der Passagiere trugen ihre Sachen in kleinen Koffern oder Taschen bei sich. Sie benahmen sich, als hätten sie lediglich einen Wochenendausflug vor. Sie hielten ihre Kinder an der Hand. Viele lachten und sangen. An mehreren Stellen entdeckte Isabel junge Leute, die tanzten. Zahlreiche Frauen trugen Blumen in den Händen. Dabei mussten sie doch wissen, dass sie diese nicht mit ins Schiff nehmen durften.

Da endlich klang die Lautsprecherstimme von Halmer Gironde auf, dem Assistenten des Don. Er befahl den Passagieren, das Landefeld sofort zu verlassen.

»Wer unseren Anordnungen nicht folgt«, rief er, »muss damit rechnen, dass der Präsident die Flugkarte beschlagnahmen lässt. Ziehen Sie sich bis in die Flughallen zurück, sonst werden Sie die Erde niemals sehen.«

Don Martin ging zum Getränkeautomaten und filterte einen Tee aus. Er trank ihn zu hastig und verbrannte sich. Er hustete und spülte mit einem Schluck kaltem Wasser nach.

»Isabel, geben Sie mir das Amt des Präsidenten. Ich benötige militärische Unterstützung«, sagte er.

Sie blickte ihm nach, als er in sein Chefbüro eilte und sich hinter den Arbeitstisch setzte. Halmer Gironde meldete sich auf dem direkten Kanal.

»Geben Sie mir den Don, Isabel. Beeilen Sie sich.«

Sie schaltete sofort durch.

»Wir bekommen Besuch«, sagte der Assistent. Er sprach sehr laut, so dass die Sekretärin ihn hören konnte, als seine Stimme aus dem Lautsprecher am Tisch des Don kam. »Ein Haluter hat um Landeerlaubnis gebeten.«

»Geben Sie sie ihm.«

»Ich habe ein komisches Gefühl dabei, Don. Alles können wir jetzt gebrauchen, nur keine weiteren Schiffe. Sie nehmen uns den Platz weg, den wir selbst dringend benötigen.«

»Ein Haluter bringt uns nicht um«, erwiderte Don Marin.

»Das ist richtig, aber ich höre gerade von der Raumortung, dass etwa dreihundert von ihnen Foktor-Pural anfliegen.«

Don Marin stöhnte.

»Ich komme gleich zu Ihnen hinüber.«

Er unterbrach die Verbindung.

»Geben Sie mir das kosmo-medizinische Amt. Dr. Estobal.«

Er brauchte nur Sekunden zu warten, dann erschien das Gesicht des Arztes auf seinem Bildschirm. Beide Männer verzichteten auf umständliche Begrüßungsformeln, denn jeder wusste vom anderen, dass er unter Zeitdruck stand. Beide waren überbelastet.

»Doktor, es sieht so aus, als ob wir halutischen Besuch bekämen«, sagte Don Marin. »Wie weit sind Sie mit Ihrer Arbeit? Können Sie mir schon sagen, ob ...«

»Sie meinen, ob die Haluter auch von der psychosomatischen Abstraktdeformation erfasst werden?« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Keine Sorgen, Don. Nach allen bis jetzt vorliegenden Nachrichten werden nur die Lemuria-Terraner von dem Virus befallen.«

»Virus? Dann steht jetzt fest, dass bei der PAD ein Erreger vorhanden ist?«

»Es gibt keinen Zweifel mehr. Ein ausführlicher Bericht geht Ihnen zu. Wir sprechen jetzt richtiger von der Paraenergetischen Virusseuche. Sie wurde unter anderem durch Hyperfunksendungen übertragen.«

»Gibt es Hoffnung?«