Perry Rhodan 626: Kampf der Gehirne - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 626: Kampf der Gehirne E-Book

Kurt Mahr

0,0

Beschreibung

Perry Rhodan im Netz fremder Konflikte - ein Bewußtseinstausch wird verhindert Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte August des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr. Dass die Menschen und die übrigen galaktischen Völker überhaupt noch existieren, verdanken sie, ohne es zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur. Und Perry Rhodan war der Mann, der diese rettende Zeitkorrektur vornahm. Doch kaum war die Gefahr abgewendet, machte Anti-ES, das Geisteswesen, das seit einiger Zeit mit seinem Gegenpart ES eine Art kosmisches Schach um die Zukunft der Menschheit spielt, einen neuen gefährlichen Zug. Perry Rhodans Gehirn wurde durch ein Androiden-Gehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wurde in eine fremde Galaxis versetzt und landete auf dem Markt der Gehirne, wo man es in einen Körper verpflanzte. Kurz darauf muss Perry Rhodans Gehirn notgedrungen seinen Trägerkörper wechseln. Jetzt, in der Gestalt des Yaanztroners Hactschyten, wird der Terraner in ein wahres Netz fremdartiger Konflikte miteinbezogen - und es entbrennt der KAMPF DER GEHIRNE ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 626

Kampf der Gehirne

Perry Rhodan im Netz fremder Konflikte – ein Bewusstseinstausch wird verhindert

von KURT MAHR

Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte August des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr.

Dass die Menschen und die übrigen galaktischen Völker überhaupt noch existieren, verdanken sie, ohne es zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur. Und Perry Rhodan war der Mann, der diese rettende Zeitkorrektur vornahm.

Doch kaum war die Gefahr abgewendet, machte Anti-ES, das Geisteswesen, das seit einiger Zeit mit seinem Gegenpart ES eine Art kosmisches Schach um die Zukunft der Menschheit spielt, einen neuen gefährlichen Zug.

Perry Rhodans Gehirn wurde durch ein Androiden-Gehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wurde in eine fremde Galaxis versetzt und landete auf dem Markt der Gehirne, wo man es in einen Körper verpflanzte.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Ein Gehirn in einem neuen Körper.

Der Rote Anatom – Ein Schwarzhändler strebt nach politischer Macht.

Heltamosch – Designierter Nachfolger des Raytschas von Naupaum.

Priatosch – Heltamoschs Vertrauter.

Selki-Loot

1.

Angesichts des merkwürdigen Gebäudes verhielt er den Schritt.

Die Energieschirme, die den mächtigen Park umgaben, hatten ihn anstandslos passieren lassen; denn die Sensoren sahen in ihm niemand anderen als Hactschyten, den Kaufmann und rechtmäßigen Besitzer des Anwesens. Sie konnten ihn für niemand anderen halten, denn ihre Intelligenz war elektronischer Natur, und die Elektronik vermag nur Körper, nicht aber Seelen voneinander zu unterscheiden.

Er hatte den Energieschirm passiert und war den Weg entlanggewandert, der zwischen Blumenbeeten, lockeren Hainen und blühenden Buschinseln zum Haus führte. Jetzt aber blieb er stehen. Nichts hatte ihn auf den eigenartigen Anblick des Hauses vorbereitet, und doch hatte man ihm gesagt, er berge das Wissen des Kaufmanns Hactschyten in seinem Bewusstsein.

Er horchte in sich hinein.

»Warum kenne ich es nicht?«, fragte er.

»Du weißt noch lange nicht alles«, kam die höhnische Antwort aus seinem Innern. »Du denkst nur, du seist der Meister. In Wirklichkeit bin ich es!«

Er achtete nicht auf den Spott. Beizeiten würde er die zweite Seele bezwingen, die in seinem Innern wohnte. Aber vorläufig hatte er auf anderes zu achten.

Das Haus hatte die Form einer gigantischen Muschel. Die Schale der Muschel war leicht geöffnet – gerade genug, um dem Gebilde eine gefällige Asymmetrie zu verleihen. Die Muschel ruhte auf vier stählernen Säulen, die die Form eines stumpfen Kegels besaßen. Der Unterteil der Muschel war einige Meter vom Boden entfernt, und unter ihr grünte und blühte der farbenprächtigste Garten, den er je gesehen hatte.

Rings um das Haus herum erhoben sich vier Kuppeln. Sie wuchsen aus dem Grün des Parks und bildeten die vier Eckpunkte eines Quadrats, in das das kleinere Quadrat, dessen Ecken von den vier tragenden Säulen markiert wurden, verkantet eingezeichnet war. Es gab keine sichtbare Verbindung zwischen den Kuppeln und dem Haus, und dennoch war er überzeugt, dass Dutzende von Verbindungsgängen bestanden, die unter der Erde hinliefen und in die konischen Säulen mündeten, in denen die Zugänge zu dem Muschelhaus verborgen sein mussten.

Die zweite Seele in ihm hatte die Bewunderung registriert, die er dem Garten zollte.

»Geh hin und sieh ihn dir an!«, forderte sie ihn auf. »Er ist ein Prachtstück. Du wirst so schnell nichts Ähnliches in Naupaum finden.«

Es war ein eigenartiges Drängen in dieser Aufforderung, das ihn misstrauisch machte. Er gehorchte dennoch. Der Garten war ein Gewirr von exotischen Pflanzen, dergleichen er noch nie gesehen hatte.

Einige Schritte vor einer großen, feuerroten Blüte blieb er stehen. Sie glich dem Hibiskus, den er aus seiner Heimat kannte, nur war sie um ein Vielfaches größer. Lange, hellgrüne Blütenfäden drangen aus der Tiefe des Kelches hervor und überragten den Blütenrand fast um eine Handspanne. An ihren Enden trugen sie goldgelbe Pollenbeutel, die zu vibrieren schienen.

»Tritt ruhig näher!«, forderte ihn die zweite Seele auf. »Du hast noch nie einen Duft gerochen wie den, den die rote Ngai-schen ausströmt.«

Er jedoch trat statt dessen zur Seite, um eine andere Pflanze zu mustern. Es war ein seltsames Gewächs, das einen dicken, fleischfarbenen Stängel fast zwei Meter weit in die Höhe reckte. Am Ende des obszön wirkenden Gebildes wuchs ein violetter Knollen, der vielfach gerillt war. Er stand noch da und wunderte sich über die eigenartige Anatomie der Pflanze, da flog aus einem Gebüsch des Parks ein buntgefärbter Vogel herbei und schickte sich an, den Garten unter dem Haus zu überqueren. Er flog dicht an dem fleischfarbenen Stängel vorbei. Im selben Augenblick zuckte der Stängel zusammen. Der Knollen schlug herab und traf das Tier seitlich, so dass es in den großen Kelch der roten Blume geschleudert wurde. Blitzschnell falteten sich die Blütenblätter einwärts und bedeckten den hilflosen Vogel.

Er wandte sich ab.

»Spaßverderber«, grollte die zweite Seele, und es war nicht klar, wen sie damit meinte: ihn, der sich von dem gefährlichen Garten abgewandt hatte, oder den. Zwischenfall, durch den die Tücke der Pflanzen verraten worden war.

»Ich falle auf deine Tricks nicht herein«, antwortete er.

»Ich hätte dich rechtzeitig gewarnt. Mir liegt nichts daran, diesen Körper zu vernichten. Denn er ist mein, und ich bin der Herr.«

Wie üblich sagte er nichts darauf. Er trat auf eine der stählernen Säulen zu. Was er halbwegs erwartet hatte, geschah: In der glänzenden Oberfläche entstand eine Öffnung. Er trat ohne Zögern hinein und fühlte sich sofort in die Höhe gehoben. Durch einen kurzen Schacht gelangte er in eine geräumige Halle, deren schräge, leicht gewölbte Decke aus einem durchsichtigen, rosafarbenen Material bestand, durch das das Licht des Tages hereinfiel.

Ein Bordin mit dem Abzeichen einer der höheren Dienerklassen trat auf ihn zu und verneigte sich. Er hatte, wie alle Bordins, die äußere Erscheinungsform eines domestizierten Gorillas.

»Ich bin überglücklich, Sie wieder in Ihrem Hause begrüßen zu können«, sagte der Bordin.

»Es war keine leichte Sache«, gab er zurück.

Er musste auf jedes Wort achten, das er sagte. Der Bordin war einer von Hactschytens Dienern, aber er kannte seinen Namen nicht. Diesen hatte die zweite Seele ebenso wie alles andere, was mit diesem Haus zu tun hatte, ihm verschwiegen.

»Ich bin müde«, erklärte er. »Jedermann ist müde, wenn er einen Strauß mit dem Geheimen Organkommando auszufechten hatte. Ich möchte schlafen.«

Der Bordin lächelte das verbindliche Lächeln aller guten Diener, deren Herr soeben einen Scherz gemacht hatte. Er wandte sich um und schritt durch eine Tür, und der, der fremd in diesem Hause war, obwohl es ihm gehörte, folgte ihm auf dem Fuße.

Diesem Zustand musste ein Ende gemacht werden, entschied er. Die Auseinandersetzung mit der zweiten Seele durfte nicht mehr länger verschoben werden. Der Erfolg seiner Mission hing davon ab, dass ihm jedermann für den wirklichen Eigentümer des Körpers hielt, in den Doynschtos, des Sanften, Kunst ihn versetzt hatte. Sobald er Zeit hatte, sich zu konzentrieren, musste er zum Angriff übergehen.

»Du kannst es ja mal probieren!«, spottete die zweite Seele.

*

Er befand sich in einem mit fremdartigem Luxus ausgestatteten Schlafgemach. Die eine Wand nahm ein kleiner Garten ein, dessen bunte Blüten einen angenehmen, frischen Duft verströmten. Der Garten wurde durch einen schmalen Wasserlauf befeuchtet, der in einer Rinne über den leicht geneigten Boden schoss und mit lustigem Plätschern zur Beruhigung des Schlafsuchenden beitrug. Das ganze Gemach war eine künstlerisch perfekte Mischung zwischen Natur und Wohnkultur. Das Bett war ein unregelmäßiges, hellblaues Gebilde aus einem fremden Stoff, der weich und anschmiegsam zu sein schien und doch, wenn er das Gewicht des Ruhenden auf sich spürte, seinen eigenen Willen zu entwickeln schien, indem er den Rücken kräftiger stützte als den Kopf und die Beine.

Er, der Fremde, legte sich auf das Bett und verschränkte die Arme unter dem Kopf.

»Es kann beginnen«, sagte er zu sich selbst.

»Was?«

»Der Wettkampf!«

»Es gibt keinen Wettkampf. Ich bin der Meister!«

Die erste Seele antwortete nicht auf die Behauptung. Statt dessen sandte sie einen psionischen Impuls aus, der die zweite Seele zwang, sich vor Schmerzen zu krümmen.

»Du tust mir weh!«, beschwerte sie sich.

»Das war meine Absicht«, erklärte die erste Seele und strahlte einen zweiten Impuls aus.

»Also schön, ich ergebe mich!«

Das kam zu rasch. Das war zu bereitwillig. Die erste Seele begann, die Taktik der zweiten zu durchschauen.

»Also gut, sag mir den Namen des Dieners!«

»Veitto.«

»Wieviele Diener gibt es in diesem Haus?«

»Sieben.«

»Wozu dienen die Kuppeln?«

»Sie enthalten Labors, Lagerräume, Unterkünfte für die Diener.«

»Es gibt unterirdische Zugänge zum Haus?«

»Mehrere pro Kuppel. Sie münden alle unter der einen oder anderen Säule.«

Das war nicht, wie es sich die erste Seele vorgestellt hatte. Der Fluss der Informationen war nicht ein stetiger. Eine Antwort um die andere musste abgefragt werden. Die zwei Seelen waren nicht eins geworden, sie existierten nebeneinander. Die zweite Seele wollte die erste nur glauben machen, dass sie bezwungen sei. Welche Absicht verfolgte sie damit? Sie wollte die erste Seele in Sicherheit wiegen. Und dann, wenn sie sie eingelullt hatte, würde sie zuschlagen.

»Siehst du, wie leicht ich dich bezwungen habe?«, sagte die erste Seele.

»Ich sehe«, antwortete die zweite. »Du bist übermächtig.«

»Ich gehe jetzt zur Ruhe«, verkündete die erste Seele.

Die zweite antwortete nicht. Die erste zog sich zurück, langsam, gleitend, wie eine Schnecke in ihr Haus. Die zweite rührte sich nicht. Dort, wo sie sich befand, war ein Dunkel, das die erste nicht durchdringen konnte. Die zweite Seele lag auf der Lauer, dessen war die erste sicher. Der entscheidende Augenblick würde gleich kommen. Dann, wenn die Impulse, die von der ersten Seele ausgingen, schwächer wurden und darauf hindeuteten, dass sie sich wirklich zur Ruhe begab.

Die erste Seele schloss die Augen. Immer schwächer wurden ihre Ausstrahlungen. Sie versuchte, den Augenblick vorwegzunehmen, in dem der Gegner zum Angriff antreten würde. Als sie ihn für gekommen hielt, schnellte sie sich vorwärts.

Mitten im Leerraum zwischen den Bewusstseinen erfolgte der Zusammenprall der beiden Seelen. Ein wilder Kampf entbrannte, den die zweite Seele verlor. Ihr Sieg wäre nur möglich gewesen, wenn sie die erste Seele unvorbereitet und ahnungslos getroffen hätte. So aber unterlag sie, und im Prozess des Unterliegens löste sie sich auf.

Die erste, die einzige Seele erkannte ihren Sieg, als der Strom der Informationen, die bisher Eigentum der zweiten Seele gewesen waren, sich über ihre Gedächtniszellen ergoss und die Zellen auffüllte. Das Haus, die Zahl der Diener und ihre Namen, die Funktion der Kuppel und die Anlage der Verbindungsgänge – das waren ihr plötzlich keine Geheimnisse mehr.

Pläne offenbarten sich ihr, die die zweite Seele ausgeheckt hatte, als sie noch alleine Besitzerin dieses Körpers und dieses Bewusstseins war. Unter ihnen einer, der Schrecken hervorrief: Ein Plan zum Morden und Zerstören, ein Plan, um die Macht über eines der größten Sternenreiche der Galaxis Naupaum zu gewinnen. Der Plan war akut. Nach ihm musste in den nächsten Tagen gehandelt werden. Der Plan stützte sich auf Bundesgenossen, die Handlung erwarteten.

Er würde sie ihnen geben.

Er, der Mann mit dem Körper des Kaufmanns Hactschyten und der Seele des Großadministrators Perry Rhodan.

*

Als Gehirn in einem mit Nährflüssigkeit gefüllten und mit psychophysischen Steuergeräten ausgestatteten Behälter war Perry Rhodan in die Galaxis Naupaum transmittiert worden. Er kannte sie nicht. Er wusste nicht, in welcher Entfernung sie sich von der heimatlichen Milchstraße befand. Er kannte die Richtung nicht, in die er sich zu wenden hatte, wenn er die Heimat wiederfinden wollte. Und schlimmer noch: Selbst wenn er sie gekannt hätte, wäre es ihm unmöglich gewesen, mit der Information etwas anzufangen. Was vermag schon ein Gehirn, das einsam und verlassen in einem Behälter schwimmt!

Doynschto, der Sanfte, hatte sich seiner angenommen – zuerst aus wissenschaftlichem Interesse und später aus persönlichem Mitgefühl für Rhodans Geschick. Rhodans Gehirn war zunächst in den Körper eines Bordins verpflanzt und dann in die leibliche Hülle des Kaufmanns Hactschyten manipuliert worden. Hactschyten war als Schieber und Schwarzmarktakteur des interstellaren Organhandels bekannt. Das Geheime Organ-Kommando, eine Institution, deren Aufgabe es war, Ungesetzlichkeiten im Organhandel aufzudecken, zu verfolgen und zu bestrafen, hatte sich schon des öfteren mit Hactschyten befasst, ohne ihm jedoch etwas nachweisen zu können. Auch an dem Tag, an dem Rhodans Gehirn in Hactschytens Körper überwechselte, war der Kaufmann mit dem GOK in Berührung gekommen, obwohl dessen Besuch in Doynschtos Klinik eigentlich dem Sanften selbst galt.

Am gestrigen Tag hatte Doynschto seinen Schützling in die Öffentlichkeit entlassen.

»Sie müssen gehen«, hatte er ihm erklärt. »Sie sind Hactschyten, und Hactschyten ist ein vielbeschäftigter Mann. Er hat Angestellte, Agenten und Geschäftspartner, die auf ihn warten. Machen Sie sie nicht misstrauisch, indem Sie sie zu lange warten lassen.«

»Ich verfüge nur über einen Teil des Bewusstseinsinhaltes von Hactschyten«, erklärte Rhodan. »Ich werde kaum mehr als ein paar Worte sagen können, ohne mich zu verraten.«

»Das wird sich ändern!«, beteuerte Doynschto. »Ich habe bei der Transplantation große Fragmente von Hactschytens Gehirn in Ihr eigenes Gehirn einbetten müssen. Die Teile sind groß genug, um für beschränkte Zeit eine Art Eigenleben zu führen. Das Wissen, das in ihnen gespeichert ist, bleibt Ihnen vorläufig verborgen. Mehr noch: Die selbständigen Fragmente betrachten Sie als ihren Feind. Eine Zeitlang werden Sie zwei Seelen in sich herumtragen: Ihre eigene und die Hactschytens. Aber ich vertraue auf Ihre Stärke. Sie werden den Gegner bezwingen!«

Und er hatte ihn bezwungen. Auf dem Wege zu Hactschytens Residenz hatte er über die merkwürdige Verbindung des Wissenschaftlers mit dem Schieber nachgedacht. Doynschto war der Eigentümer einer Klinik für Organverpflanzungen. Er war ein erstklassiger Spezialist auf dem Gebiet des PGT-Verfahrens, das zum Austausch von Gehirnen angewendet wurde. Doynschto war ein angesehener Mann, der nur der Wissenschaft lebte. Was hatte er mit Hactschyten, der Figur aus der Unterwelt, zu tun? Wer diese Frage so stellte, der hatte sie schon halb beantwortet. Eben weil Doynschto Wissenschaftler war und sich forschend betätigte, brauchte er Hactschyten, der ihn mit Organen versorgte, die auf dem legalen Markt nicht zu haben waren. Der Schwarzhandel mit verbotenen Organen galt auf Yaanzar als verabscheuungswürdiges Verbrechen. Aber die forschende Betätigung mit solchen Organen war ein Kavaliersdelikt.

Diese eigenartige, doppelbödige Moral war an jenem Tag, als Hactschyten in Begleitung von zwei insektenähnlichen Navatern Doynschtos Klinik besucht hatte, gänzlich offenbar geworden: Doynschto hatte bemerkt, dass Hactschyten ihn zu betrügen und zu erpressen versuchte. Da war in ihm der Abscheu gegenüber dem hartgesottenen Verbrecher durchgebrochen. Er hatte dafür gesorgt, dass Hactschyten aufhörte zu existieren, und den Körper dem Bewusstsein Perry Rhodans als neue Wohnstätte angeboten.

Perry Rhodan hatte von Hactschytens Anwesen Besitz ergriffen. Seit dem endgültigen Sieg über Hactschytens Bewusstseinsreste fühlte er sich in seiner neuen Umgebung völlig sicher. Er verfügte, neben seinem eigenen, über Hactschytens gesamtes Wissen. Es gab keine Gefahr mehr, dass er sich durch Unkenntnis oder eine unbedachte Äußerung verriet.

Gleichzeitig befand er sich in einem Gewissenskonflikt. Hactschyten hatte sich in letzter Zeit nicht mehr damit begnügt, im illegalen Organhandel Geld zu scheffeln. Er strebte nach politischer Macht, und wie es seiner Art und Denkweise entsprach, suchte er sie nicht auf legalem Wege, sondern auf dem Wege der Gewalt, des Betrugs und des Mordes zu erringen.

Perry Rhodan hatte sich Hactschytens Körper bemächtigt, weil ihm in der Gestalt des Kaufmanns Beziehungen und Mittel zur Verfügung standen, die es ihm ermöglichen würden, den Rückweg in die Heimat zu finden – wenn die heimatliche Milchstraße von Naupaum aus überhaupt gefunden werden konnte. Denn dies war der leitende Gedanke, der Perry Rhodans Bewusstsein belebte: Nach Hause zurückzukehren, wo inzwischen ein fremdes, von Anti-ES gelenktes Bewusstsein in seinem Körper die Herrschaft über das Solare Imperium angetreten hatte und nichts anderes im Sinn führte als den Untergang der Menschheit.

Wenn er auf die Möglichkeiten, die sich ihm in der Rolle des Kaufmanns Hactschyten boten, nicht verzichten wollte, musste er wenigstens vorläufig Hactschytens Rolle spielen.

Er würde jedoch nicht selbst zum Verbrecher werden. Er musste verhindern, dass der verbrecherische Plan des Kaufmanns realisiert wurde.

*

Der junge Mann blickte auf, als der Interkom sich mit leisem Klingeln meldete. Auf ein akustisches Kommando hin trat der Empfänger in Tätigkeit. Das Gesicht eines Duynters in den mittleren Jahren wurde sichtbar. Der samtene Flaum, der seine Haut und den Schädel mit Ausnahme des Gesichts bedeckte, hatte in seiner rostbraunen Grundfarbe einen ins Grüne schimmernden Unterton, der darauf hinwies, dass der Mann die Jahre seiner Jugend schon hinter sich hatte.

»Schlechte Nachrichten von Yrvytom, Mato Pravt!«, meldete er mit ernstem Gesicht.

Der junge Mann horchte auf.

»Mit welchem Inhalt, Priatosch?«