Perry Rhodan 712: Am Rand der 7. Dimension - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 712: Am Rand der 7. Dimension E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sie sind die Wächter über das Nichts - sie brauchen ein Opfer 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna mit unbekanntem Ziel durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr. Da sind einerseits die Milliarden Terraner im Mahlstrom der Sterne. Ihr Mutterplanet umläuft seit 3460 die Sonne Medaillon, deren unheilvolle Ausstrahlung die Aphilie hervorrief, die die meisten Menschen in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelte. Da sind die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Nachkommen der Menschen, die an der Flucht Terras nicht teilnehmen wollten oder konnten. Sie sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger geworden. Und da sind die Terraner beziehungsweise deren Abkömmlinge, die von Atlan und Julian Tifflor nach Gäa in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten. Sie haben ein Staatengebilde gegründet - das Neue Einsteinsche Imperium. Dieses NEI scheint - und das gilt besonders nach Leticrons Entmachtung und Tod - gute Überlebenschancen zu haben. Doch was ist mit Perry Rhodan und denjenigen seiner Getreuen geschehen, die 3540 durch die Aphiliker von Terra vertrieben wurden und an Bord der SOL gingen? - Jetzt, im Jahr 3578, finden sie endlich den Weg zurück in die Menschheitsgalaxis. Doch sie können diesen Weg nicht gehen. Denn die Kelosker, die die Kleingalaxis Balayndagar bewohnen, haben die SZ-1 und das Mittelstück der SOL auf dem Planeten Last Stop in unzerreißbare Fesseln gelegt. Nur einige Beiboote des Terraschiffs können Raumflüge unternehmen - so auch die CINDERELLA. Sie bewegt sich sogar AM RAND DER 7. DIMENSION ...

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Nr. 712

Am Rand der 7. Dimension

Sie sind die Wächter über das Nichts – sie brauchen ein Opfer

von H. G. FRANCIS

120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna mit unbekanntem Ziel durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr.

Da sind einerseits die Milliarden Terraner im Mahlstrom der Sterne. Ihr Mutterplanet umläuft seit 3460 die Sonne Medaillon, deren unheilvolle Ausstrahlung die Aphilie hervorrief, die die meisten Menschen in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelte.

Da sind die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Nachkommen der Menschen, die an der Flucht Terras nicht teilnehmen wollten oder konnten. Sie sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger geworden.

Und da sind die Terraner beziehungsweise deren Abkömmlinge, die von Atlan und Julian Tifflor nach Gäa in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten. Sie haben ein Staatengebilde gegründet – das Neue Einsteinsche Imperium. Dieses NEI scheint – und das gilt besonders nach Leticrons Entmachtung und Tod – gute Überlebenschancen zu haben.

Doch was ist mit Perry Rhodan und denjenigen seiner Getreuen geschehen, die 3540 durch die Aphiliker von Terra vertrieben wurden und an Bord der SOL gingen? – Jetzt, im Jahr 3578, finden sie endlich den Weg zurück in die Menschheitsgalaxis.

Doch sie können diesen Weg nicht gehen. Denn die Kelosker, die die Kleingalaxis Balayndagar bewohnen, haben die SZ-1 und das Mittelstück der SOL auf dem Planeten Last Stop in unzerreißbare Fesseln gelegt.

Die Hauptpersonen des Romans

Tontro Jegontmarten – Kommandant der Korvette CINDERELLA.

Eckrat Birtat – 1. Offizier der Korvette.

May Ennis – Eine von drei Frauen unter 40 Männern.

Peta Alahou – Ein Astronom beschäftigt sich mit einem Toten.

Allpatan Hirishnan

1.

Der Raum

»Ich bin für so etwas Altmodisches wie Ehe und Familie«, sagte Eckrat Birtat. »Wenn wir einen Planeten gefunden haben, auf dem wir bleiben können, dann möchte ich mit dir ein solches nostalgisches Gebilde errichten.«

May Ennis lächelte flüchtig. Sie erhob sich von der Bank, auf der sie gesessen hatte, und entfernte sich einige Schritte vom Schaltpult des Transmitters. Dicht vor dem Ersten Offizier blieb sie stehen. Sie blickte zu ihm auf.

»Du Träumer«, erwiderte sie und hängte ihre Finger in seinen Gürtel. »Siehst du die Realität nicht?«

»Wir werden auf einer sehr realen Welt landen, die eine große Ähnlichkeit mit der guten, alten Erde hat.«

»Eckrat, sieh dich doch einmal an Bord um. Hast du dir noch nie überlegt, was die anderen Männer sagen werden?«

»Was gehen die mich an?«

»An Bord der CINDERELLA befinden sich vierzig Männer und drei Frauen. Dein Traum, unter solchen Umständen eine Frau für dich allein zu haben, kann sich nicht realisieren.«

Er blickte sie schockiert an.

»Willst du damit sagen, dass ...?«

Er sprach nicht zu Ende, denn in diesem Moment baute sich das schwarze Transportfeld zwischen den beiden Transmittersäulen auf.

»May, der Transmitter!«

Sie fuhr herum. Ihre Augen weiteten sich.

»Eckrat, das kann doch nicht sein.«

Ihre Hand krallte sich in seinen Arm. Plötzlich schien es ungeheuer kalt im Transmitterraum zu sein. May Ennis spürte, dass sie etwas tun musste. Sie wollte zum Schaltpult gehen, um nachzusehen, welchen Fehler sie gemacht hatte. Dabei wusste sie genau, dass sie die Positronik blockiert hatte. Das bedeutete, dass sich das Gerät auf gar keinen Fall einschalten konnte. Dennoch hatte es das getan.

Aber noch mehr war geschehen. May Ennis fühlte es deutlich, obwohl sie nicht wusste, was es war.

Irgend etwas hatte sich verändert, war nicht mehr so, wie es eigentlich hätte sein müssen. Die Unendlichkeit schien sich vor ihr zu eröffnen, Raum und Zeit schienen sich miteinander zu verdrehen, und die Perspektiven verzerrten sich.

Dann schnellte in Bruchteilen von Sekunden eine riesige Gestalt aus dem Transportfeld hervor. Sie flog auf Birtat und das Mädchen zu, breitete mit einem grässlichen Schrei die Arme auseinander und stürzte vor ihnen zu Boden. Sie versuchte sofort, sich wieder aufzurichten, und stemmte sich mit den Armen hoch. Das Gesicht hob sich dem Ersten Offizier und May Ennis zu.

Es war das Gesicht eines ungeheuer alten Mannes. Eine vertrocknete, tiefbraune Haut spannte sich über den Knochen dieses mumienhaften Antlitzes, das Eckrat Birtat irgendwie bekannt vorkam. Schlohweißes Haar fiel bis auf die Schultern herab, und auch die weißen Augenbrauen und der Bart wirkten überlang, als seien sie seit Äonen nicht mehr geschnitten worden.

Die Lippen bewegten sich. Der Fremde gab einige röchelnde Laute von sich, die quälend langsam kamen. Deutlich konnte der Erste Offizier ihm ansehen, dass er voller Mühen und Verzweiflung um Worte kämpfte. Birtat kniete vor ihm nieder.

»Was ist denn mit Ihnen?«, fragte er.

Der fremde Besucher klammerte sich an die Uniformjacke des Offiziers. Er blickte ihn flehend an. Seine Lippen zuckten, und ein Schwall völlig unverständlicher Worte drang aus seinem Mund.

»Ich verstehe Sie nicht«, sagte der Erste Offizier. »Was wollen Sie mir denn sagen?«

Der Mann sank in sich zusammen. Er drückte die Stirn gegen den Boden. Seine Schultern zuckten.

Er war etwa zweieinhalb Meter groß und war völlig abgemagert. Auf eine kaum begreifliche Weise wirkte er wie in die Länge gezogen, als habe eine unvorstellbare Macht ihn deformiert.

Eckrat Birtat wandte sich an das Mädchen.

»Schnell, May. Holen Sie Doc. Der Mann braucht Hilfe.«

Sie schien froh zu sein, aus dem Raum fliehen zu können. Der Erste Offizier drehte den Fremden behutsam auf den Rücken herum. Wiederum hatte er das Gefühl, dass er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Aber das war vollkommen ausgeschlossen, denn nie zuvor war ein Mensch in diesem Raumsektor dieser Kleingalaxis Balayndagar gewesen. Wenn ihn dieser Greis an irgend jemanden erinnerte, dann konnte nur eine rein zufällige Ähnlichkeit vorliegen.

May Ennis kehrte mit »Doc« Peta Alahou zurück.

»Wo haben wir denn unseren Patienten?«, fragte er.

Er sah den Alten und eilte interessiert auf ihn zu. Als er neben ihm niederkniete, erklärte Birtat: »Er hat das Bewusstsein verloren.«

Alahou, ein schlaksig wirkender Mann, legte dem Fremden die Finger an die Augen und hob die Lider. Danach fühlte er den Puls.

»Wo kommt er her?«, fragte er.

»Aus dem Transmitter«, antwortete der Erste Offizier. »Mehr weiß ich auch nicht. Wo ist der Kommandant?«

»Ich habe ihn ausrufen lassen«, entgegnete May Ennis. »Bis jetzt habe ich noch nichts von ihm gehört.«

Sie ging zu dem Transmitter. Dabei fuhr sie zu Alahou gewandt fort: »Das Gerät hat sich von selbst eingeschaltet, obwohl ich es abgesichert hatte.«

Sie blieb vor dem Schaltpult stehen.

»Eckrat«, rief sie.

»Was ist denn, May?«

»Komm her.« Ihre Stimme steigerte sich. »Der Transmitter ist auch jetzt noch ausgeschaltet!«

»Unmöglich.«

Eckrat Birtat lief zu der Spezialistin, die mit zitternder Hand auf die Drucktasten zeigte. Der Offizier konnte deutlich erkennen, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Doch in diesem Moment geschah wiederum etwas völlig Unerklärliches. Die Tasten bewegten sich. May Ennis wich vor dem Gerät zurück.

»Eckrat«, sagte sie stammelnd. »Jetzt schaltet der Transmitter sich ein!«

Seine Blicke glitten über die Instrumente. Die Kehle schnürte sich ihm zu. Sie wiesen langsam ansteigende Werte ein, die erst nach etwa dreißig Sekunden jenen Standard erreichten, der für einen Materietransport notwendig war. Der Transmitter hatte aber schon vorher einen Mann in die Korvette geschleudert. Damit hatte sich etwas Ungeheuerliches ereignet. Eine physikalische Unmöglichkeit war Wirklichkeit geworden.

Zehn bis fünfzehn Sekunden verstrichen, während Eckrat Birtat und May Ennis fassungslos vor dem positronischen Schaltpult standen. Danach schaltete sich der Transmitter wieder aus. Das schwarze Transportfeld erlosch.

Der Erste Offizier wandte sich dem Fremden zu, der aus seiner Ohnmacht erwachte und wiederum versuchte, ihm etwas mitzuteilen. Rasch begab sich Birtat zu ihm. Als er sich über ihn beugte, fiel der Kopf des Alten ruckartig nach hinten.

»Er ist tot«, sagte Alahou.

»Sie müssen ihn retten!«, rief Birtat erregt. »Doc, Sie haben doch die Möglichkeit, ihn an ein Lebenserhaltungssystem anzuschließen. Sie müssen es tun. Sofort.«

Peta Alahou schüttelte den Kopf.

»Zu spät«, entgegnete er. »Diesen Mann erweckt nichts mehr zum Leben. Er war praktisch schon tot, als er aus dem Transmitter kam. Mit ungeheurer Willenskraft hat er sich noch einige Minuten gehalten. Jetzt rettet ihn kein Lebenserhaltungssystem mehr.«

»Wie können Sie das sagen? Sie haben ihn ja kaum untersucht, Doc.«

Peta Alahou erhob sich. Er strich sich seine Jacke glatt.

»Wir wollen nicht vergessen, dass ich Astronom bin und kein Arzt, obwohl Sie trotz meiner Proteste immer wieder so tun, als wäre ich es. Ich habe eine medizinische Teilausbildung genossen, die ausreicht, Sanitätsdienste an Bord zu versehen. Alles andere müsste man dem Medoroboter überlassen. Aber der erreicht hier auch nichts mehr.«

»Sie sollten nicht soviel reden, sondern etwas tun.«

Die Hände Alahous glitten über die Beine des Toten. Er schüttelte den Kopf, als könne er nicht begreifen, was er fühlte. Dann bewegte er ein Bein. Es knickte nicht im Knie ein, sondern bildete einen Bogen, als ob es keine Knochen besitze.

»Entweder ist dies überhaupt kein Mensch«, sagte der Astronom, »oder seine Knochen sind vollkommen zermalmt worden. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ihn seziere?«

»Nein. Im Gegenteil. Ich will wissen, was für ein Geschöpf wir hier vor uns haben.«

»Ich hätte schwören können, dass es ein Mensch ist«, bemerkte May Ennis.

*

Eckrat Birtat betrat die Hauptleitzentrale der CINDERELLA. Auf den ersten Blick sah er, dass die Korvette den Linearraum verlassen hatte und sich auf eine große, rote Sonne zubewegte. Kommandant Tontro Jegontmarten saß neben dem Funkleitoffizier. Er war ein hagerer Mann mit einem kantigen Gesicht. Seine Haltung, die Art, wie er sprach, und wie er sich bewegte, ließ erkennen, dass er ein energischer und zielbewusster Mann war. Birtat wusste jedoch, dass er auch seine Schwächen hatte. Jetzt wirkte der Kommandant beunruhigt.

»Gut, dass Sie kommen, Eckrat«, sagte er, als der Erste Offizier zu ihm an den Sessel trat. »Wir haben eben einen Funkspruch erhalten, der ein Ding der Unmöglichkeit ist.«

»Und ich habe etwas erlebt, was mir niemand glauben würde, wenn ich nicht einen eindeutigen Beweis hätte.«

»Was für einen Beweis?«

»Eine Leiche.« Eckrat Birtat berichtete mit knappen Worten, was im Transmitterraum geschehen war.

»Das gibt es doch nicht«, sagte Jegontmarten kopfschüttelnd. Er erhob sich. »Wissen Sie, was der Funkspruch beinhaltet?«

»Natürlich nicht.«

»Woher sollten Sie es auch wissen.« Der Kommandant wandte sich halb ab und blickte zum Panoramaschirm hinauf. Die Korvette befand sich noch immer im Normalraum. Sie war etwa vier Lichtstunden von dem System der roten Sonne entfernt. »Der Funkspruch lautete: Transmitter einschalten! Er war absolut unverständlich für uns und musste erst von der Positronik übersetzt werden. Die Positronik teilte interessanterweise mit, dass der Funkspruch in Interkosmo abgefasst war.«

»Er war also verschlüsselt.«

»Die Positronik verneinte meine diesbezügliche Frage. Sie erklärte, der Funkbefehl sei verstümmelt und verdreht gewesen, ohne kodifiziert worden zu sein. Sie verstehen, was ich meine?«

»Nein.«

»Die Positronik wollte damit ausdrücken, dass der Spruch nicht absichtlich verändert, sondern durch andere Umstände unverständlich gemacht worden ist, auf die der Sender keinen Einfluss hatte.«

»Aha«, sagte Birtat, ohne wirklich zu begreifen. »Und wann war das?«

»Der Funkspruch lief ein, kurz bevor Sie in die Zentrale kamen.«

»Das ist logisch.«

»Wieso, was meinen Sie damit?«

»Ich wünschte, ich wüsste es selbst, Tontro. Jetzt begreife ich nämlich überhaupt nichts mehr. Erst schaltete sich das Transportfeld des Transmitters von selbst ein, obwohl die Positronik blockiert ist. Dann kommt ein Mann aus dem Transmitter. Danach nimmt dieser erst wirklich die Arbeit auf und schaltet sich später wieder aus. Erst als das alles vorbei ist, kommt ein Befehl von einem Unbekannten, den Transmitter in Betrieb zu nehmen.«

»Sie glauben, dass ein Zusammenhang besteht?«

»Nein, das glaube ich nicht, Tontro. Ich habe nur festgestellt, dass kein Zusammenhang bestehen kann, es sei denn, dass Ursache und Wirkung sich in einem chaotischen Durcheinander befinden.«

»Halten Sie es für möglich, Eckrat, dass ein Mann tot umfällt, bevor man auf ihn geschossen hat?«

Der Erste Offizier schüttelte den Kopf.

»Ausgeschlossen, Tontro. Wie sollte so etwas passieren? Wir leben in einem Universum voller Wunder, und wenn die Kausalität in bestimmten mikrokosmischen Bereichen auch nicht mehr gegeben sein mag, so bleibt sie doch in unserer Erlebniswelt bestehen. Nehmen wir an, dass jemand auf einen anderen schießt. Der Energiestrahl durchbohrt die Brust des Getroffenen und verbrennt Herz und Lunge. Dann ergeben sich doch Fragen, die niemand mehr beantworten kann, wenn wir Wirkung und Ursache umkehren.«

»Das meinte ich. Wie sollten die Ereignisse ablaufen? Fällt der Mann tot um, obwohl er organisch noch völlig unverletzt ist? Erste Ursache seines Endes wäre doch der Schuss. Wird dieser nicht abgegeben, dann ... ach, lassen wir das. Diese Fragen ergeben keinen Sinn. Die Kausalität muss Grundlage unseres Denkens bleiben, sonst können wir gleich die Reise zur Hölle antreten.« Er deutete mit dem Daumen auf den Panoramaschirm. »Ich hoffe, dass wir einen Sauerstoffplaneten finden, auf dem wir unsere Vorräte auffüllen können. Bleiben Sie in der Zentrale, ich will mir den Mann ansehen, der durch den Transmitter gekommen ist.«

Er eilte hinaus und wechselte in den Transmitterraum hinüber. Er erreichte ihn gerade, als Peta Alahou ihn mit der Leiche verlassen wollte.

»Wohin, Doc?«, fragte er.

»Ins Medocenter, Commander. Ich will die Leiche genau untersuchen.«

»Das können Sie später tun. Jetzt werden Sie anderweitig gebraucht. Wir nähern uns einem Sonnensystem. Ich möchte, dass Sie es genau unter die Lupe nehmen, bevor wir ihm allzu nahe kommen. Ich möchte keine neue Überraschung erleben.«

»Gut, Major, ich werde den Toten ins Medocenter bringen und ihn dort liegen lassen, bis ich Zeit für ihn habe.«

»In Ordnung, Doc. Machen Sie mir Meldung, sobald Sie mir etwas Wichtiges sagen können.«

»Sie können sich auf mich verlassen, Professor.«

»Professor? Was soll das, Doc? Spinnen Sie?«

»Wieso? Sie nennen mich doch auch Doc, obwohl ich kein Mediziner bin.«

Major Jegontmarten verzog das Gesicht.

»Für derlei Scherze habe ich zur Zeit keine Antenne, Doc.«

Der Astronom setzte zu einer Gegenbemerkung an, unterdrückte sie jedoch. Er blickte auf den Greis, der auf einer Antigravplattform lag. Major Jegontmarten trat näher an ihn heran.

»Das ist er?«, fragte er, obwohl er sich dessen bewusst war, wie überflüssig diese Worte waren. Alahou verzichtete auch auf eine Antwort. Er schob sich eine Pfeife in den Mund und stopfte sie mit einer Hand. Sie entzündete sich von selbst, als er leicht am Kolben der Pfeife drehte.

Jegontmarten presste die Lippen zusammen. Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Der Tote erinnerte ihn an jemanden, doch er wusste nicht, an wen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er wandte sich ab und eilte davon.

Doc Alahou zog einige Male kräftig an der Pfeife und produzierte blauen Dunst. Leise vor sich hin fluchend, schob er die Trage weiter. Jetzt beeilte er sich, denn eine neue Aufgabe wartete auf ihn. Auf sie freute er sich. Er war Astronom aus Leidenschaft. Nichts faszinierte ihn mehr als sein Spezialgebiet. Er stellte den Toten im Medocenter ab und begab sich sofort in seine Arbeitsräume. Mit einigen Knopfdrücken setzte er seine Apparate in Betrieb. Mehrere Bildschirme leuchteten auf. Alahou merkte nicht, dass seine Pfeife erlosch. Er ließ sich in einen Sessel sinken und betrachtete die rote Sonne.

Ihm als Astronom fiel sofort auf, dass sich nur wenig Sterne in diesem Bereich der Kleingalaxis Balayndagar befanden. Ortungs- und Beobachtungsgeräte lieferten erste Daten. Die interstellare Materie war auffallend dünn verteilt. Die Helligkeit des roten Riesen war beträchtlich kleiner, als Alahou aufgrund der anderen Daten erwartet hatte. Die Infrarotsensoren zeigten eine deutliche Strahlung in der Nähe der Sonne an.

Der Astronom nahm einige weitere Schaltungen vor und beobachtete die Oszillographen. Kurz darauf nickte er, als habe er nichts anderes erwartet.

Das Türschott öffnete sich. May Ennis trat ein.

»Störe ich Sie, Doc?«

»Mich stört heute gar nichts, May.«

Sie setzte sich neben ihn in einen freien Sessel.

»Hat es Sie mal wieder gepackt?«, fragte sie verständnisvoll lächelnd. Sie deutete auf die Ortungs- und Beobachtungsschirme. »Was ist mit dieser roten Sonne? Ich sehe nichts Ungewöhnliches.«

»Das ist auch nicht möglich«, entgegnete er geheimnisvoll und setzte seine Untersuchungen fort. »Ich habe gerade festgestellt, dass wir einem wahren Hagel von Röntgenstrahlung ausgesetzt sind. Natürlich wird diese hochenergetische Strahlung von den Schutzschirmen unschädlich gemacht.«

»Dann ist sie doch nicht so wichtig. Oder doch?«