Perry Rhodan 719: Fluchtpunkt Ovarons Planet - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 719: Fluchtpunkt Ovarons Planet E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sie beginnen das Duell mit dem Mondgehirn - und öffnen den Weg zu den Sternen Rund 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna die Flucht ergriffen und durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr, und das künftige Schicksal der im Kosmos zersplitterten einzelnen Gruppen ist ebenso ungewiss wie das Schicksal Perry Rhodans und seines Raumschiffs SOL. Das gilt sowohl für die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Terraner und ihre Nachkommen als auch für die kosmischen Flüchtlinge und deren Nachkommen. Die einen - abgesehen von den Menschen, die durch Lordadmiral Atlan und Julian Tifflor in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten - sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger, der Überschweren, geworden. Die anderen, das heißt jene Terraner, die zusammen mit dem Heimatplaneten und seinem Trabanten den großen Sprung über eine halbe Unendlichkeit wagten, sind im Mahlstrom der Sterne zwar in Sicherheit vor der Macht des Konzils, aber sie gerieten dafür fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne einen Funken von Nächstenliebe verwandelt hat. Ausgerechnet den aphilischen Planeten Terra hat die "Geheimmission der Frauen" zum Ziel. Dass die Frauen von Ovarons Planet in ihrem Bemühen, Hilfe für ihre eigene Welt zu erlangen, doch nicht ganz ohne jede Chance sind, verdanken sie allerdings nicht den Aphilikern, sondern der OGN. Roi Dantons Geheimorganisation und Reginald Bull, der die Aphilie abschütteln konnte, bereiten ein riskantes Rettungsmanöver vor - und dieses Manöver steht unter dem Motto: FLUCHTPUNKT OVARONS PLANET ...

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Nr. 719

Fluchtpunkt Ovarons Planet

Sie beginnen das Duell mit dem Mondgehirn – und öffnen den Weg zu den Sternen

von H. G. FRANCIS

Rund 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna die Flucht ergriffen und durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr, und das künftige Schicksal der im Kosmos zersplitterten einzelnen Gruppen ist ebenso ungewiss wie das Schicksal Perry Rhodans und seines Raumschiffs SOL.

Das gilt sowohl für die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Terraner und ihre Nachkommen als auch für die kosmischen Flüchtlinge und deren Nachkommen.

Die einen – abgesehen von den Menschen, die durch Lordadmiral Atlan und Julian Tifflor in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten – sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger, der Überschweren, geworden.

Die anderen, das heißt jene Terraner, die zusammen mit dem Heimatplaneten und seinem Trabanten den großen Sprung über eine halbe Unendlichkeit wagten, sind im Mahlstrom der Sterne zwar in Sicherheit vor der Macht des Konzils, aber sie gerieten dafür fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne einen Funken von Nächstenliebe verwandelt hat.

Ausgerechnet den aphilischen Planeten Terra hat die »Geheimmission der Frauen« zum Ziel. Dass die Frauen von Ovarons Planet in ihrem Bemühen, Hilfe für ihre eigene Welt zu erlangen, doch nicht ganz ohne jede Chance sind, verdanken sie allerdings nicht den Aphilikern, sondern der OGN.

Die Hauptpersonen des Romans

Reginald Bull – Der ehemalige Regierungschef der Aphiliker rehabilitiert sich.

Mücke Oppouthand und Sopper Round – Zwei Spezialisten der OGN.

Piet Opjendaken – Ein Saboteur wird gestellt.

Roi Danton – Chef des Risikounternehmens der PHARAO.

Gnaden Wennein – Ein »Frauenheld«.

Attra Rauent

1.

Bericht Oppouthand

Er galt als einer der besten Raumfahrtexperten und Dimetransspezialisten von Porta Pato. Und er war ein Mann, für den ich meine Hand ins Feuer gelegt hätte.

Am Montagmorgen überraschte ich ihn in der Nähe der Konstantanriss-Nadelpunktkanone (KNK), wo er mit einem Instrumentenkoffer an der Röhrenfeld-Konstantpositronik stand.

Piet Opjendaken drehte sich um und blickte zu der Verbundtechnikerin hinüber, die bewusstlos auf dem Boden lag. Ich hatte gerade zu ihr hinübergehen wollen, als ich ihn bemerkte. Ohne mir über das Motiv meines Tuns klar zu werden, trat ich hinter einen Stützpfeiler und wartete ab.

Die Technikerin hatte die Verschalung der Seitenwand einer Sicherheitsschleuse entfernt und darunter befindliche Sammelschaltungen bearbeitet. Dabei musste sie einen Stromschlag erhalten haben. Bei ihrem Sturz hatte sie sich darüber hinaus ein spitzes Werkzeug durch die Hand gebohrt. Sie blutete und brauchte Hilfe.

Piet Opjendaken überlegte. Sein Gesicht war maskenhaft starr und kalt. Mit drei schnellen Schritten ging er zu dem Mädchen hinüber. Ich glaubte bereits, dass er sich um sie kümmern wollte, aber er stieg über sie hinweg und überzeugte sich davon, dass sich niemand jenseits der Schleuse aufhielt. Danach kehrte er zur Positronik zurück und legte die Hand an den Öffnungskontakt einer Seitentür.

Das war für mich der Zeitpunkt, an dem ich mich genötigt sah, einzugreifen.

»Sie haben etwas vergessen«, sagte ich und trat aus meinem Versteck hervor.

Opjendaken beherrschte sich absolut. Lediglich das Zucken seines rechten Lids zeigte mir, dass er nervös geworden war. Langsam drehte er sich vollends zu mir um.

»Habe ich das?«

»Ich denke.«

»So kann man sich irren.«

»Wie wahr, Opjendaken. Sie haben Ihre Rolle ausgezeichnet gespielt. Bis jetzt ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, dass Sie ein Aphiliker sein könnten.« Ich zielte mit meiner Impulsautomatik auf den Bauch des Dimetransexperten. »Wollen Sie mir nicht erklären, wie Sie es geschafft haben, sich bei uns einzuschleichen?«

»Sprechen wir von etwas anderem«, schlug er vor.

In mir begann es zu kochen. Dieser Mensch war so kalt, als wüsste er nicht genau, dass es um sein Leben ging. Und er tat auch noch, als sei ich derjenige, der nicht ganz richtig im Kopf wäre. Da stimmte doch etwas nicht! Opjendaken verhielt sich völlig anders, als ich erwartet hatte.

»Wenn Sie meinen, dass es sich lohnt, bitte ...«

Er legte seine linke Hand auf den Instrumentenkoffer.

»Was meinen Sie, was darin ist, Mücke?«

Ich zwang mich zu einem Lächeln, obwohl mir ganz und gar nicht danach zumute war. Ich hatte die gelblichen Flecken auf seinen Augäpfeln entdeckt. Opjendaken handelte unter dem Einfluss von Drogen! Das machte ihn erst wirklich gefährlich, denn mit Hilfe bestimmter Pharmaka konnten Instinktreaktionen der Aphiliker überspielt werden. Eine der stärksten Motivreaktionen der Aphiliker war die Todesfurcht. Sollte diese bei Opjendaken ausgeschaltet worden sein?

»Ich tippe auf eine Fusionsbombe«, sagte ich gewollt spöttisch.

»Sie sind gar nicht so dumm, wie ich dachte, Oppouthand.«

»Stellen Sie den Koffer ab, und heben Sie die Hände über den Kopf.«

Opjendaken seufzte. Er tat als hätte ich mich unglaublich dämlich benommen. Mit meiner Ruhe war es vorbei. Ich näherte mich ihm, doch er streckte mir rasch die Hand entgegen.

»Keinen Schritt weiter, Mücke, oder es passiert etwas. Es ist seltsam. Je mehr man mit euch zu tun hat, desto deutlicher merkt man, dass ihr tatsächlich alle den Verstand verloren habt. Mann, Mücke, ich habe hier eine Bombe bei mir, mit der ich ganz Porta Pato in die Luft jagen kann. Und Sie halten mir Ihre alberne Spritze vor die Nase und meinen, ich würde ...«

»Allerdings. Wenn Sie die Bombe jetzt zünden, sterben Sie auch.«

»Das mag für euch Verrückte wichtig sein, nicht aber für mich. Mich lässt es kalt, ob ich mit drauf gehe oder nicht. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen, und das werde ich tun.«

Ich glaubte ihm das sogar. Die Droge hatte ihn völlig entmenscht. Die Aphiliker kannten keine Emotionen. Gefühlsmäßige Bindungen existierten für sie nicht. Die Liebe war in ihnen gestorben, aber die Instinkte funktionierten normalerweise noch. Bei Opjendaken waren sie pharmakologisch ausgeschaltet worden. Er hatte den Sinn für das Leben verloren. Er sah sich selbst nur noch als eine Sache an, als ein Instrument, das im Rahmen eines großen Geschehens eine Aufgabe zu erfüllen hat. Die Aufgabe Opjendakens war, den Stützpunkt Porta Pato zu vernichten. Er hatte nichts mehr von dem an sich, was den Menschen zum Menschen macht. Ich begann ihn zu hassen.

Plötzlich verstand ich nicht mehr, warum er mir bisher stets so sympathisch gewesen war. Opjendaken war mir bisher durch seine Intelligenz und seine Sportlichkeit aufgefallen, die sich überall bewiesen hatte.

Nun musste ich erkennen, wie sehr ich mich geirrt hatte.

Ich erinnerte mich daran, dass ich häufig bedauert hatte, nicht mit ihm im gleichen Team zusammenarbeiten zu können.

Opjendaken hatte seine Rolle meisterlich gespielt. Für einen Aphiliker wie ihn musste es unvorstellbar schwer sein, all die vielen kleinen Verhaltensweisen zu beachten, die einen wirklichen Menschen auszeichnen. Aber er hatte es geschafft. Er hatte alle Sicherheitsorgane getäuscht.

Um so erstaunlicher war es, dass er den Fehler gemacht hatte, sich nicht um die Technikerin zu kümmern. Ein kurzer Hilferuf über die auch in der PHARAO überall angebrachten Videogeräte hätte genügt. Damit hätte er Medoroboter herbeibefehlen können und dennoch genügend Zeit gehabt, die Bombe zu verstecken und sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Nun hatte er sich selbst demaskiert.

»Ich will Ihnen sagen, wie die Bombe gezündet wird, Mücke.«

»Da bin ich aber gespannt.«

Opjendaken lächelte ohne innerliche Beteiligung.

»Ich brauche den Koffer nur fallen zu lassen. Vielleicht werden Sie dann noch einen Blitz sehen, mehr aber auf gar keinen Fall. Wie finden Sie das, Mücke?«

Er wollte mich provozieren. Er wusste, dass ich Gefühle hatte, und dass man diese anpeitschen konnte, wenn man es nur richtig machte. Ich fluchte lautlos.

»Ihnen fehlen die Worte. Mir aber nicht. Nehmen Sie Ihren Impulsstrahler herunter und reichen Sie ihn mir mit dem Kolben zuerst herüber. Wenn nicht, na, Sie wissen schon ...«

»Und dann?«

Er tat, als habe er die Frage nicht gehört. Er streckte mir die Hand entgegen. Mit lauernden Blicken beobachtete er mich. Und ich glaubte ihm alles, was er gesagt hatte. Er konnte die Bombe zünden, indem er sie auf den Boden fallen ließ. Das war logisch, jedenfalls aus der Sicht der Aphiliker. Sie wollten die Bombe auf jeden Fall explodieren lassen, also mussten sie es so einrichten, dass sie selbst dann noch hochgehen konnte, wenn ihr Mann überrascht wurde.

Ich musste an die vielen Kinder, Frauen und Männer denken, die sich in dem alten lemurischen Stützpunkt vor den Aphilikern versteckt hielten. Ihr Leben hing an einem seidenen Faden, genauer, an meiner Reaktionsschnelligkeit und Besonnenheit. Ich durfte keinen Fehler machen.

Opjendaken wusste, dass ich versuchen würde, ihn zu entwaffnen. Als ich auf seine Hand hielt, sah ich, dass er den Koffer nur noch mit den Fingerspitzen hielt. Es ging um Sekundenbruchteile. Sie würden darüber entscheiden, ob die Reste dessen, was ich als wirklich menschliches Leben ansah, ausgelöscht werden würden oder nicht.

»Geben Sie mir die Waffe.«

Natürlich durfte ich das nicht tun. Er hätte mich auf der Stelle erschossen, die Bombe abgestellt und sich selbst in Sicherheit gebracht.

»Lassen Sie uns vernünftig miteinander reden, Opjendaken«, schlug ich vor. »Meinen Sie wirklich, dass es eine Lösung ist, wenn Sie Porta Pato sprengen?«

»Geben Sie mir die Waffe.«

Er war kalt wie ein Fisch.

»Opjendaken, wir wollen die Erde verlassen. Dann habt ihr Aphiliker sie für euch allein.« Ich wusste genau, dass ich ihn nicht überzeugen konnte. Aber darauf kam es mir nicht an. Ich wollte ihn überraschen. Nur darum ging es.

»Wenn Sie mir die Waffe nicht augenblicklich geben, werde ich den Koffer fallen lassen.«

»Bitte, Opjendaken. Auf ein Wort noch. Sie müssen unbedingt wissen, dass ...«

Ich schoss mitten im Satz. Der Blitz durchbohrte seine Brust. Seine Finger öffneten sich. Ich sah den Koffer fallen, beugte mich aber schon beim Schuss nach vorn und packte ihn mit der linken Hand am Griff.

Opjendaken stürzte nach vorn gegen mich. Offenbar versuchte er mit dieser letzten Aktion die Explosion herbeizuführen. Ich fiel zur Seite. Für erschreckend lange Sekundenbruchteile schwebte der Koffer irgendwo über mir und drohte, meinen Fingern zu entgleiten. Während ich auf dem Boden landete, blickte ich nur auf die Bombe. Ich schlug mir den Kopf auf und verrenkte mir die Schulter. Der Tote lag quer über mir, aber ich hielt den Koffer noch immer fest in den Händen. Mühsam schob ich Opjendaken zur Seite, wobei ich nicht wagte, den Koffer abzustellen. Ich stemmte mich hoch und schlich förmlich zum nächsten Video, wobei ich mich bemühte, jede Erschütterung zu vermeiden.

*

Hot schwitzte.

Ich blickte ihm aus einer Entfernung von etwa zwei Metern über die Schulter, und auch mir erschien die Luft heiß und stickig. Dabei hätte ich auch direkt neben ihm knien oder dreißig Kilometer weit weg sein können. Es hätte keinen Unterschied gemacht. Wenn die Bombe gezündet hätte, wären wir beide atomisiert worden.

Als mein Freund die Spitze des Desintegratormessers vorsichtig am Rand des Instrumentenkoffers entlangführte, den er dabei in der linken Hand hielt, stürmte Reginald Bull in den Raum.

Mir verkrampfte sich der Magen, und ich wehrte mich gegen die argwöhnischen Gefühle, die in mir aufkamen. Nach wie vor sah ich in dem ehemaligen Regierungschef der Erde einen der wichtigsten Repräsentanten der Aphiliker. Immerhin hatte dieser Mann vierzig Jahre lang alle Immunen verfolgt. Es fiel mir schwer zu glauben, dass er sich nun so grundlegend gewandelt haben sollte. Knapp drei Wochen befand er sich nun schon in Porta Pato, aber ich hatte ihn in dieser Zeit nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

Einen Unsterblichen wie ihn hatte ich mir anders vorgestellt. Ich musterte ihn, während er zu meinem korpulenten Freund Sopper Round ging, den ich wegen seines Temperaments Hot nannte.

»Was ist hier los?«, fragte Bull. »Ich habe etwas von einer Bombe gehört.«

»Sie ist da drin«, erklärte ich und wies auf den Koffer.

Reginald Bull zeigte nicht, ob ihn meine Worte erschreckt hatten oder nicht. Er blickte mich kurz an, und plötzlich schämte ich mich wegen meines Argwohns. Dieser untersetzte Mann mit den kurzen roten Haaren und den wasserblauen Augen konnte unmöglich ein gefühlloser Aphiliker sein. In diesen kurzen Sekunden, in denen sich unsere Blicke begegneten, erkannte ich, dass er ein Mensch war mit allen seinen Vorzügen und seinen Schwächen, dass er darüber hinaus aber über eine Persönlichkeit verfügte, wie man sie wohl nur während eines Lebens gewinnt, das mehr als eintausendsechshundert Jahre währte.

Um seine Mundwinkel herum bildeten sich winzige Falten, und er nickte mir zu, als wisse er genau, was ich dachte und fühlte. Dann wandte er sich Hot zu, während einige Sicherheitsoffiziere in den Raum kamen.

Sopper Round hatte die Spitze des Desintegratormessers inzwischen einmal um die Seite des Koffers herumgeführt.

Das Seitenteil fiel auf den Boden.

»Der Kerl hat nicht gelogen«, sagte Hot. »Es ist tatsächlich eine Bombe darin.«

Mit der Spitze des Messers deutete er auf den Zünder, der aus drei nadelförmigen Gebilden bestand, die durch den Boden des Koffers hindurchführten. Mir wurde nachträglich heiß. Piet Opjendaken hatte in allen Einzelheiten die Wahrheit gesagt. Hätte er die Bombe fallen gelassen, dann wäre Porta Pato ausradiert worden.

Reginald Bull beugte sich so ruhig über Sopper Round, als ginge ihn alles gar nichts an.

»Hm, das Ding ist nicht leicht zu entschärfen. Es hat seine positronische Doppelsicherung, die anspricht, wenn Sie den Zünder durchtrennen. Lassen Sie sich bloß nicht einfallen, mit dem Desintegrator gegen die Nadeln zu kommen.«

Die Hand Sopper Rounds zitterte ein wenig. Er wusste nicht, was er mit der Bombe machen sollte.

»Wir nehmen sie mit«, sagte Bull. »Sobald wir den freien Raum erreicht haben, schleudern wir sie mit Antigravstrahlern von uns. Das ist die sicherste Methode. Die Techniker sollen die Nadeln mit einem Metallblock umgeben, damit sie nicht bewegt werden können. Machen Sie mir Vollzugsmeldung.«

Die Sicherheitsoffiziere arbeiteten phantastisch schnell und präzise. Sie schienen schon geahnt zu haben, welche Anordnungen Bull geben würde. Zusammen mit zwei Technikern, die mit Werkzeugtaschen ausgerüstet waren, nahmen sie Sopper Round die Bombe ab. Ich blieb bei ihnen und verfolgte, wie sie in wenigen Sekunden den Zünder so absicherten, dass nichts mehr passieren konnte.

Reginald Bull tauchte plötzlich neben mir auf. Er klopfte mir auf die Schulter.

»Das haben Sie gut gemacht, Mücke«, sagte er und grinste mich voller jungenhafter Freude darüber an, dass ihm seine Überraschung gelungen war. Ich hätte niemals gedacht, dass er meinen Vornamen kennen könnte.

»Danke, Sir«, entgegnete ich.

Er nickte mir zu und ging davon.

»Kannst du dir vorstellen, was der für Sorgen hat?«, fragte Hot mich.

»So ungefähr«, erwiderte ich und gab ihm einen Wink. Wir entfernten uns, schwebten in einem der Antigravschächte nach unten und ließen uns in einer Antigravbrücke von der Kugelzelle der PHARAO bis auf den Boden der Halle tragen.

»So ungefähr«, sagte Hot schnaubend und äffte meinen Tonfall nach. Neben einer Reaktorenkammer, die in die Kraftwerke des Schiffes eingebaut werden sollte, blieben wir stehen. Diese lemurischen Reaktoren waren ähnlich konstruiert wie die neuen Schwarzschildreaktoren, arbeiteten also auch nach dem Prinzip des gepulsten Protonenstrahls und der Ausnutzung des Antimaterieeffekts.

Wir blickten zu dem Schiff hoch, das unter der Führung von Professor Ahmid el Fataro für den Einsatz vorbereitet wurde.

»So ungefähr«, wiederholte Sopper noch einmal. »Mann, Reginald Bull war Regierungschef der Aphiliker. Wenn einer sich mit ihnen auskennt, dann er. Was glaubst du, was er wirklich gefühlt hat, als er feststellen musste, dass es einem von denen gelungen ist, sich bis ins Herz von Porta Pato einzuschleichen?«

»Ihm muss ziemlich mulmig zumute gewesen sein.«

»Und wie«, bekräftigte Sopper. Er rieb sich die Nase, die viel zu groß geraten war und ständig geschwollen aussah. »Du kannst dich darauf verlassen, dass Bull sofort mit einer geheimen Sonderaktion beginnt. Wir werden alle unter die Lupe genommen, und am Ende wird er einen oder mehrere Aphiliker ausgefiltert haben.«

Über uns hinweg glitten auf den Antigravbrücken pausenlos Ausrüstungsgüter in die PHARAO hinein. Wir arbeiteten schon seit einigen Tagen daran, das Raumschiff startklar zu machen. Es gehörte zu einer besonderen Typenreihe, die erst in den letzten Tagen und Wochen erforscht worden war. Im Hauptteil bestand es aus einer Kugel, die einen Durchmesser von 350 Metern hatte, aber keinen Ringwulst besaß. Wie es hieß, sollten die lemurischen Techniker Schwierigkeiten bei der Synchronisation der Ringwulsttriebwerke gehabt haben. Aus diesem Grund, so hatte Professor el Fataro erklärt, hatten sie die Lemurer entschlossen, bei diesem Typ die Triebwerke alle im unteren Drittel der Kugelzelle einzubauen.