Perry Rhodan 72: Die Gesandten von Aurigel - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 72: Die Gesandten von Aurigel E-Book

Kurt Mahr

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Beschreibung

FAIR LADY verrät ihre Herkunft! - Das vierte Kolonistenabenteuer Auf Gray Beast, dem siebten Planeten des weit abseits von den Routen des interstellaren Raumverkehrs gelegenen Myrtha-Systems, leben 8000 Verbannte von der Erde. Sie haben angefangen, sich auf ihrer neuen Welt einzurichten und Fortschritte dabei erzielt. Sie haben festgestellt, daß die neue Heimat ihnen nicht allein gehört. In den Bergen gibt es die halbintelligente Affenrasse der Mungos, im Tieflanddschungel hausen die fremdartigen, mit erstaunlichen paramechanischen und parapsychischen Kräften ausgestatteten Blauen Zwerge. Aber auch der zwölfte Planet des Systems trägt intelligentes Leben: die sogenannten Peepsies, deren kürzlich erfolgte Invasion beinahe die weitere Existenz der terranischen Kolonie in Frage gestellt hätte. Mit Hilfe des instandgesetzten Raumbootes FAIR LADY beschließen die verantwortlichen Männer der Kolonie nun, den Peepsies einen Gegenbesuch abzustatten, um jede weiteren Invasionspläne der Bewohner des 12. Planeten im Keim zu ersticken. Die Terraner erscheinen als DIE GESANDTEN VON AURIGEL - doch ihr Vorhaben nimmt einen völlig überraschenden Ausgang...

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Nr. 72

Die Gesandten von Aurigel

FAIR LADY verrät ihre Herkunft – Das vierte Kolonisten-Abenteuer.

von KURT MAHR

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Auf Gray Beast, dem siebten Planeten des weit abseits von den Routen des interstellaren Raumverkehrs gelegenen Myrtha-Systems, leben 8000 Verbannte von der Erde.

Sie haben angefangen, sich auf ihrer neuen Welt einzurichten und Fortschritte dabei erzielt. Sie haben festgestellt, dass die neue Heimat ihnen nicht allein gehört. In den Bergen gibt es die halbintelligente Affenrasse der Mungos, im Tieflanddschungel hausen die fremdartigen, mit erstaunlichen paramechanischen und parapsychischen Kräften ausgestatteten Blauen Zwerge.

Aber auch der zwölfte Planet des Systems trägt intelligentes Leben: die so genannten Peepsies, deren kürzlich erfolgte Invasion beinahe die weitere Existenz der terranischen Kolonie in Frage gestellt hätte.

Mit Hilfe des instandgesetzten Raumbootes FAIR LADY beschließen die verantwortlichen Männer der Kolonie nun, den Peepsies einen Gegenbesuch abzustatten, um jede weiteren Invasionspläne der Bewohner des 12. Planeten im Keim zu ersticken.

Die Terraner erscheinen als DIE GESANDTEN VON AURIGEL – doch ihr Vorhaben nimmt einen völlig überraschenden Ausgang ...

Die Hauptpersonen des Romans

Horace O. Mullon – Der Anführer der Siedler leitet auch die Expedition zum Planeten der Peepsies.

Chellish – Er glaubt, sein Kapitän hielte ihn für einen Faulenzer.

Iiy-Jüür-Eelie – Präsident-König von Heeninniy.

Gii-Yeep – Sein Geheimdienst ist unterwandert.

Wee-Nii – Admiral der Luftflotte von Heeninniy.

Fij-Gül

1.

»Ich habe Sorge«, versicherte Wee-Nii mit seiner hohen, quietschenden Stimme. »Warum meldet sich das Schiff nicht mehr?«

Wee-Nii war fast zweieinhalb Meter groß und sehr dünn. Schon seine äußere Erscheinung wies darauf hin, dass er zur bevorzugten Klasse des Adels gehörte. Nur Adelige, die zeit ihres Lebens nicht kennenlernten, was körperliche Arbeit war, hatten die Möglichkeit, so groß und so schlank zu werden. Den andern, die sich placken mussten, erlaubte, die Natur kaum, größer als zwei Meter zu werden und den Körperumfang unter sechzig Zentimetern zu halten.

Von derselben Statur wie Wee-Nii war der Mann, zu dem er eben gesprochen hatte: Fij-Gül, Offizier der Luftflotte seiner Exzellenz, des Präsident-Königs, verhältnismäßig jung und offenbar wenig geneigt, Wee-Niis Sorgen zu teilen.

»Was soll schon passiert sein?«, fragte Fij-Gül ein wenig spöttisch. »Der Sender wird entzweigegangen sein ... oder etwas Ähnliches. Ich glaube nicht, dass wir Angst zu haben brauchen.«

Wee-Nii machte eine unsichere Geste mit den spinnenfingrigen Händen.

»Das Glauben wird uns wenig nützen«, gab er zu bedenken. »Wir müssen wissen! Und daran gerade fehlt's uns: Kapitän Sey-Wüün hat nur knappe Andeutungen über die Bewohner dieses Planeten gemacht. Er hielt sie für absolut ungefährlich. Ja, er sagte sogar, es sei ziemlich leicht, unter ihnen Verräter zu finden, die um ihres eigenen Vorteils willen bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten. Aber sonst wissen wir nicht viel.«

»Außer, dass wir auf die Getreidelieferung angewiesen sind«, ergänzte Fij-Gül.

Mit einer heftigen Geste stimmte der Admiral zu.

»Ja, das sind wir! Seine Exzellenz muss triftige Gründe dafür gehabt haben, die Haushaltsmittel der Luftflotte so drastisch zu kürzen. Wenn Sey-Wüün nicht innerhalb von zehn Tagen zurückkehrt, werden wir Seine Exzellenz um einen Vorschuss bitten müssen; denn unsere Leute haben nichts mehr zu essen.«

Fij-Gül trat zum Fenster und sah hinaus auf die Stadt mit den hohen, spitzen Türmen und den tiefen Straßenschluchten.

»Sey-Wüün wird zurückkommen, darüber dürfen Sie gewiss sein«, versuchte er seinen Vorgesetzten zu beruhigen. »Was sollen ihm die Primitiven angetan haben?« Wee-Nii spreizte ein zweites Mal seine Finger.

»Wir wissen nicht einmal, ob sie wirklich primitiv sind«, gab er zu bedenken. »Sey-Wüün hat das Wrack eines großen Fahrzeuges gesehen, das in der Nähe ihrer Stadt liegt. Der Agent, den er angestellt hat, versicherte ihm, es sei früher ein Raumschiff gewesen, mit dem die Fremden nach Weelie-Wee gekommen waren. Sey-Wüün ließ es untersuchen; aber seine Leute konnten anscheinend nicht viel damit anfangen. Sie demolierten ein paar Sachen, damit die Fremden auch wirklich nichts mehr damit anfangen könnten. Aber ... na ja, ich weiß nicht. Auf jeden Fall wäre ich sehr froh, wenn Sey-Wüün sich wieder meldete.«

Fij-Gül war ein Gedanke gekommen.

»Wenn er nun aber nichts mehr von sich hören lässt«, fragte er, »was unternehmen wir dann?«

Wee-Nii sah ihn unglücklich an.

»Das frage ich mich auch. Der Teil unserer Luftflotte, der der Raumschifffahrt dient, besteht aus insgesamt drei Fahrzeugen, die so leistungsfähig sind wie Sey-Wüüns Schiff. Falls Sey-Wüün etwas zugestoßen ist und sein Schiff nicht mehr zurückkommt, bleiben nur noch zwei Fahrzeuge übrig. Sollen wir eines davon nach Weelie-Wee schicken und das Risiko eingehen, dass die Fremden es auch vernichten oder kapern oder was sie auch immer damit gemacht haben?«

Fij-Gül wehrte ab.

»Ich meine, wir sollten nicht die Fremden dafür verantwortlich machen, wenn Sey-Wüün nicht mehr zurückkehrt. Ich habe seinen Bericht gehört. Nach Sey-Wüüns Meinung leben auf Weelie-Wee ein paar tausend arme Narren, die Mühe haben, sich selbst am Leben zu halten. Wenn dem Schiff etwas zugestoßen ist, dann ist es während des Fluges geschehen. Ein Meteorit oder etwas Ähnliches. Unter diesen Umständen wäre es doch nahezu selbstverständlich, dass wir ein zweites Schiff nach Weelie-Wee schicken, nicht wahr?«

Wee-Nii gab einen Seufzer von sich.

»Ich wollte, Sie hätten recht, Fij«, antwortete er. »Aber ich fürchte, bei Ihnen ist mehr der Wunsch der Vater des Gedankens. Der Wunsch, ein selbständiges Kommando und ein Weitstreckenschiff zu bekommen; habe ich recht?«

Wenn Fij-Gül verlegen war, dann ließ er es sich nicht anmerken.

»Ich verheimliche nicht«, gab er zu, »dass ein solches Kommando mein ganzes Streben ist. Abgesehen davon sind meine Argumente sachlich und überlegt. Nach allem, was ich über die Fremden weiß, sind sie nicht in der Lage, ein schwerbewaffnetes und vollbesetztes Raumschiff der Luftflotte seiner Exzellenz anzugreifen oder gar zu vernichten.«

»Nach allem, was ich weiß«, wiederholte Wee-Nii nachdenklich und ein wenig spöttisch zugleich. »Wenn ich wüsste, dass Sie das Richtige wissen, hätte ich keinerlei Bedenken, Ihnen ein Schiff zu geben und Sie nach Weelie-Wee zu schicken. Das Schlimmste ist aber: Ich weiß es nicht.«

*

»Natürlich ist es ein dummer Name«, gab Chellish zu. »Aber wir müssen konsequent bleiben. Wenn wir die Bewohner Peepsies nennen, dann müssen wir ihre Heimat Peep taufen, nicht wahr?«

Er kroch unter dem Schaltkasten hervor und wischte sich die Ölreste, die ihm während der Arbeit auf den Kopf getropft waren, mit der Hand weg.

»Na schön, meinetwegen«, brummte O'Bannon. »Ich dachte nur, wie komisch das aussehen wird, wenn in den Katalogen eines Tages der Name Peep auftaucht. Wahrscheinlich werden die Leute denken, wir hatten einen zuviel getrunken, als wir uns das ausgedacht haben.«

»Sollen sie«, ächzte Chellish und kroch wieder unter den Kasten. »Ganz davon abgesehen: Was zu trinken wäre wirklich nicht schlecht.«

»Ich kann Ihnen etwas besorgen«, erbot sich O'Bannon. »Mullon hat in seinem Tornister ...«

»Lassen Sie nur!«, kam Chellishs Stimme unter dem Kasten hervor. »Ich bin sowieso gleich fertig. Dann komm' ich mit hinunter.«

»Fertig?«, fragte O'Bannon ungläubig. »Wollen Sie damit sagen, dass der Kasten wieder flugfähig ist?«

»So flugfähig, wie er noch nie war«, versicherte Chellish. »Wir werden damit nach Peep fliegen und unseren Freunden eins aufs Haupt geben.«

»Sie sind ein Mordskerl«, lobte O'Bannon.

»Ich nicht«, wehrte Chellish ab. »Die Peepsies sind Mordskerle.«

»Wer?«

»Die Peepsies«, antwortete Chellish und tauchte wieder auf. »Sie haben Knüppel in die Hand genommen und einfach drauflosgeschlagen. Sie wussten nicht, wo die empfindlichen Teile des Triebwerks liegen. Anscheinend haben sie vom Prinzip dieses Antriebs überhaupt keine Ahnung. Sie schlugen ein paar Löcher und ein paar Beulen, aber ernsthaften Schaden haben sie nicht angerichtet. Deswegen ging es so schnell.«

»Aha«, machte O'Bannon. »Trotzdem haben Sie sich einen Schluck verdient.«

*

Mullon hatte den Helikopter unten in der großen Lastschleuse der ADVENTUROUS abgestellt. Die Lastschleuse war so ziemlich das einzige, was an dem Riesenwrack noch funktionierte – jetzt, nachdem die Explosion der Atombombe das Schiff noch einmal kräftig durcheinandergerüttelt hatte.

Im Innern des Wracks gab es keine gefährliche Strahlung mehr. Mullon und Chellish hatten sich mit Strahlungsmessgeräten davon überzeugt, bevor sie darangingen, das Beiboot der ADVENTUROUS zu reparieren und sich dazu entschlossen, auf Strahlenschutzanzüge zu verzichten.

Schon nach der ersten oberflächlichen Inspektion hatte Chellish behauptet, der von den Peepsies angerichtete Schaden sei nur gering und werde sich in weniger als zehn Tagen reparieren lassen. Heute war der achte Tag, und Chellish hatte versprochen, dass er heute fertig werden würde.

Im Innern der riesigen Schleuse, deren Außenschott wegen des radioaktiven Staubes, den der Wind draußen vorbeitrieb, ständig geschlossen gehalten wurde, gab es als Beleuchtung nur eine Handlampe, die Chellish in der Nähe des Eingangs aufgehängt hatte, um dem Helikopter das Manövrieren zu erleichtern. Der Schein der Lampe reichte kaum aus, um den Kugelkörper des Beibootes erkennen zu lassen, der im Hintergrund der Schleuse auf Gleitschienen ruhte. Vom Hubschrauber aus sah Mullon nicht mehr als einen riesigen, finsteren Schatten, der unheimlich und gefahrdrohend wirkte.

Während Mullon auf Chellishs und O'Bannons Rückkehr wartete, ließ er sich noch einmal durch den Sinn gehen, was Captain Blailey gesagt hatte – Captain Blailey, der mit einem Fernaufklärer der terranischen Raumflotte vom Typ Gazelle oben in den Bergen lag und auf höheren Befehl darauf aufzupassen hatte, dass es den Siedlern nicht an den Kragen ging.

»Ich halte Ihren Plan für ziemlich halsbrecherisch«, hatte Blailey erklärt, »um es ganz deutlich zu sagen. Aber schließlich befinden Sie sich in einer Notlage, und da lässt man sich manchmal Dinge einfallen, vor denen man unter normalen Umständen eine Gänsehaut kriegen würde. Immerhin, wenn Sie es geschickt anfangen, können Sie Erfolg haben.

Aber rechnen Sie nicht mit der Unterstützung der Erde. Wenn Ihnen auf der Peepsie-Welt etwas zustößt, wird sich niemand um Sie kümmern. Die Erde wünscht, auf dieser Welt einen Flottenstützpunkt einzurichten, und irgendwann werden eines Tages terranische Raumschiffe über dem Planeten der Peepsies auftauchen. Aber das wird sicher nicht gerade sein, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten.«

Mullon hatte sich damals, vor vierzehn Tagen, über diese Worte gefreut. Es hatte ihn von vornherein gestört, dass Captain Blailey und seine Gazelle im Hintergrund lauerten, um zu Hilfe zu kommen, wenn Gefahr drohte.

Das Unternehmen gegen die Peepsies war ganz allein Sache der Siedler, und niemand, zum Donnerwetter, selbst wenn er es noch so gut meinte, sollte sich da hineinmischen!

Mullon war sich darüber im klaren gewesen, dass das ein ziemlich kindlicher Ehrgeiz war. Aber die andern – sogar, glaubte er, Chellish – dachten genauso wie er, deswegen hatte er keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen. Blaileys Ermahnungen hatten ihn beruhigt. Die Gazelle würde nicht eingreifen, wenigstens nicht auf Peep, wo es sich im schlimmsten Fall um das Leben von zehn oder fünfzehn Männern drehen konnte; denn mehr mitzunehmen hatte Mullon nicht die Absicht. Sie würden ihr Spiel alleine spielen können.

Er schrak aus seinen Gedanken auf, als er drüben Chellish und O'Bannon aus dem Schatten des Beibootes treten sah. Mit klappernden Schritten kamen sie auf den Hubschrauber zu, und O'Bannon rief schon von weitem: »Mach die Flasche auf, Horace! Wir haben Durst.«

»Ausgerechnet du«, antwortete Mullon gut gelaunt. »Du hast bestimmt nicht einmal einen Finger krumm gemacht.«

Er betrachtete Chellish, als er in die Nähe kam, und stellte fest, dass er ein zufriedenes Gesicht machte, soweit man das unter der verschmierten Ölschicht erkennen konnte.

»Alles in Ordnung?«, fragte er, während er O'Bannon die Flasche reichte.

Chellish nickte.

»Alles. Wir können einsteigen und davonfliegen.«

Mullon hob warnend den Finger.

»Noch nicht. Zuerst müssen unsere Hals-über-Kopf-Roll-Bomben fertig sein.«

Chellish lachte.

»Ich verlasse mich ganz auf Wolley und seine Leute. In den letzten Tagen haben sie gute Fortschritte gemacht.«

*

Wolley fluchte.

»Was für ein Glück, dass es auf Gray Beast keine Presse gibt! Ich möchte die Reporter nicht sehen, wie die zu lachen anfingen, wenn ihnen jemand erklärte, dass das eine Rakete mit einem Atom-Sprengkopf sein soll.«

Chellish und Mullon amüsierten sich über seinen Zorn.

»Ich bin ein erstklassiger Mechaniker«, behauptete Wolley. »Wenigstens haben mir die Leute das gesagt, als wir noch auf der Erde waren. Aber das Ding hier ... nein, das möchte ich am liebsten nicht gemacht haben.«

Das Ding hatte in der Tat mit einer Rakete, die es doch sein sollte, nicht die geringste Ähnlichkeit. Statt aus einem schlanken, torpedoförmigen Rumpf bestand es aus einem Körper, der einer städtischen Mülltonne nicht unähnlich sah. Es gab keine Stummelflügel und keine Leitflossen. Auf einer der beiden Stirnseiten saß wie ein weggeworfener Waschtopf das Behältnis, in dem die Bombe untergebracht werden sollte. Die andere Stirnseite war offen. Wenn man hineinsah, erkannte man undeutlich einen kleinen, batteriegetriebenen Elektromotor und ein Gebilde, das wie ein Ventilator aussah.

»Hauptsache ist«, meinte Chellish und klopfte Wolley beruhigend auf die Schulter, »der Kreisel tut seine Pflicht. Um mehr brauchen Sie sich gar nicht zu kümmern. Dieses Ding wird nur im freien Raum gebraucht, und da draußen legt man keinen Wert auf aerodynamische Formen.«

»Na trotzdem«, brummte Wolley und kratzte sich am Kopf.

Der nächste, den Chellish und Mullon nach ihrer Rückkehr vom Wrack der ADVENTUROUS besuchten, war Doktor Ashbury, einst Mediziner, der jetzt aus zwingenden Gründen zum Wissenschaftszweig der Chemie übergewechselt war. Ashbury war der Mann, der soviel Knallgas herstellen konnte, wie Wolleys Mülltonnen-Rakete brauchte, um ein Ziel mit vernünftiger Geschwindigkeit anfliegen zu können.

Knallgas herzustellen, war nicht weiter schwierig. Ashbury zerlegte Wasser in großen Mengen in seine Bestandteile und füllte Sauerstoff und Wasserstoff getrennt in Behälter. Weitaus schwieriger würde es sein, die Gase in Wolleys Rakete einzufüllen und dort unter Druck zu bringen.

Nach dem Besuch bei Ashbury schlug Mullon vor, sie sollten zusammen bei ihm zu Hause zu Abend essen und sich dabei gleich erkundigen, welche Fortschritte die »Einsatzgruppe« gemacht hatte. Als sie Mullons Haus erreichten, sahen sie durch das große Fenster hindurch Fraudy, Mullons Frau, mit erhobenen Armen im Zimmer auf und ab gehen. Als sie durch die Tür traten, hörten sie ihre flehende Stimme: »Nach Ausdrücken des Glaubens, Nicht-Wissens, Zweifelns und so weiter steht der Subjonctif! Sub – jonc – tif! Wollen Sie das nicht endlich begreifen, meine Herren?«

Mullon öffnete verwundert die Tür, die ins Zimmer führte, und stellte fest, dass sich außer Fraudy niemand im Zimmer befand. Chellish grinste.

»Die Schüler haben schon so viele Standpauken gehalten bekommen, dass sie es vorgezogen haben, zu verschwinden«, sagte er.

Fraudy drehte sich um, mit rotem Gesicht und die Arme in die Hüften gestemmt.

»Ach was«, erwiderte sie ärgerlich. »Ich übe mich. Diese Dummköpfe machen andauernd etwas falsch, und ich habe nicht den Mut, ihnen etwas Grobes zu sagen. Also muss ich mich üben, grob zu werden. Wie die Lehrer in der Schule.«

Mullon ließ sich in einen Sessel fallen.

»Ist es so schlimm?«

Fraudy machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Eigentlich nicht. Sie haben in vierzehn Tagen mehr gelernt als Schüler auf der Erde in einem halben Jahr. Sie sind mit ungeheurem Eifer bei der Sache. Aber natürlich kann man nicht in vier Wochen perfekt Französisch lernen.«

»Ist auch nicht nötig«, sagte Chellish. »Hauptsache, die Peepsies kriegen eine andere Sprache zu hören als die, die sie schon kennen. In den meisten Fällen wird es genügen, wenn einer oder zwei sprechen. Bei mir können sie höchstens die Aussprache bemängeln, in der Grammatik bin ich ziemlich gut.«

Fraudy sah ihn an und wechselte dann das Thema.

»Sie wollen wohl heute Abend wieder bei uns essen, wie?«, fragte sie grob.

Chellish nickte.

»Ja. Ich bin ein armer Mann und muss sehen, wo ich bleibe.«

»Haben Sie etwas geleistet?«

»Natürlich. Ich habe ein ganzes Raumschiff repariert.«

»So, dass es jetzt wieder fliegen kann?«

»Genauso«, antwortete Chellish.

Fraudy war plötzlich ernst.

»Ich weiß, ich sollte mich darüber freuen«, sagte sie. »Aber ich bringe es nicht fertig. Wer sagt mir, dass alles gut gehen wird?«

Mullon stand auf und fasste sie bei den Schultern.

»Ich«, antwortete er. »Du wirst sehen: In zwei Monaten sind wir wieder zurück und haben mittlerweile bei den Peepsies soviel Durcheinander angerichtet, dass ihnen für alle Zeit die Lust vergangen ist, noch einmal nach Gray Beast zu kommen.«

*

Seit der Explosion der Atombombe und der Vernichtung des Peepsie-Raumschiffes waren drei Monate vergangen, als die aus dreizehn Mann bestehende Expedition startbereit war.

Eine Menge Vorbereitungen hatten getroffen werden müssen. Die Reparatur des Beibootes, das den Namen FAIR LADY bekommen hatte, Wolleys Ärger mit den Mülltonnen-Raketen, von denen er zwei hergestellt hatte, und Dr. Ashburys Sorge mit der Unterbringung des Knallgas-Gemisches waren nur ein Bruchteil der Dinge, die hatten getan oder überwunden werden müssen.

Gray Beast, das heißt: die Siedlerstadt Greenwich am Green River, war nun mit zwei Atombomben ausgerüstet, deren Spaltmaterial man aus den Reaktoren der von den Peepsies gelieferten landwirtschaftlichen Universal-Maschinen entnommen hatte. Vier weitere Reaktoren hatten dran glauben müssen, damit Wolleys Raketen, die die FAIR LADY an Bord nehmen sollte, auch wirksam wären.