Perry Rhodan 835: Rückkehr der Vernunft - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 835: Rückkehr der Vernunft E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Sie waren Freunde - und sie werden wieder Freunde der Menschheit Am 10. 4. des Jahres 3584 beendet die Kleine Majestät ihre Bewusstseinsversklavung und verlässt die Erde. Auch die Flotte der Hulkoos zieht sich aus dem Medaillon-System zurück - ebenso wie das auf Luna stehende Hulkoo-Schiff. Damit können die wenigen auf Terra und Luna befindlichen Menschen aufatmen - zumal auch die von den überraschend auftauchenden Molekülverformern ausgehende Bedrohung schnell beseitigt werden konnte. Außerdem wird die verschwindend geringe Einwohnerschaft Terras durch rund eintausend Besatzungsmitglieder der SOL verstärkt, die willens sind, sich auf dem Heimatplaneten der Menschheit anzusiedeln und das Schicksal der Terraner zu teilen. Danach macht sich Atlan, der nach Perry Rhodans Verschwinden als BULLOCS Gefangener das Kommando über die SOL übernommen hat, auf die Suche nach seinem alten Freund - und das Generationenschiff verlässt den Orbit um Terra, um erneut einzugreifen im Konflikt der Superintelligenzen. Einige Monate später erfolgt in der Milchstraße eine Auseinandersetzung auf übergeordneter Ebene. Sie betrifft das Konzept Kershyll und ES. Doch noch etwas anderes geschieht im näheren Bereich der Galaxis: Ronald Tekener und Jennifer Thyron, die sich seit langem bei den Halutern aufhalten, sorgen für die RÜCKKEHR DER VERNUNFT ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 835

Rückkehr der Vernunft

Sie waren Freunde – und sie werden wieder Freunde der Menschheit

von H. G. FRANCIS

Am 10. 4. des Jahres 3584 beendet die Kleine Majestät ihre Bewusstseinsversklavung und verlässt die Erde. Auch die Flotte der Hulkoos zieht sich aus dem Medaillon-System zurück – ebenso wie das auf Luna stehende Hulkoo-Schiff.

Damit können die wenigen auf Terra und Luna befindlichen Menschen aufatmen – zumal auch die von den überraschend auftauchenden Molekülverformern ausgehende Bedrohung schnell beseitigt werden konnte.

Außerdem wird die verschwindend geringe Einwohnerschaft Terras durch rund eintausend Besatzungsmitglieder der SOL verstärkt, die willens sind, sich auf dem Heimatplaneten der Menschheit anzusiedeln und das Schicksal der Terraner zu teilen.

Danach macht sich Atlan, der nach Perry Rhodans Verschwinden als BULLOCS Gefangener das Kommando über die SOL übernommen hat, auf die Suche nach seinem alten Freund – und das Generationenschiff verlässt den Orbit um Terra, um erneut einzugreifen im Konflikt der Superintelligenzen.

Einige Monate später erfolgt in der Milchstraße eine Auseinandersetzung auf übergeordneter Ebene. Sie betrifft das Konzept Kershyll und ES.

Die Hauptpersonen des Romans

Ronald Tekener und Jennifer Thyron – Die beiden Terraner sorgen für die Rückkehr der Vernunft.

Erger Darg, Cornor-Lerz und Croor Ross – Führende Haluter.

Julian Tifflor – Chef des NEI.

Mutoghmann Scerp

1.

Die PHORA schüttelte sich, als würde sie von Titanenhänden zurückgehalten.

Ronald Tekener hatte eine seltsame Vision. Er stellte sich vor, dass einige tausend Haluter das Raumschiff bei den Landestützen gepackt hatten, um es so am Start zu hindern. Doch er wusste, dass so etwas nicht möglich war.

Das Hauptschott glitt zur Seite. Der Lächler betrat die Zentrale der PHORA. Er blickte auf den großen Bildschirm und erkannte, dass der Raumer sich bereits den oberen Schichten der Atmosphäre von Terzrock näherte.

Er spürte, dass eine gereizte Stimmung herrschte. Cornor-Lerz und die anderen Haluter trugen das Abschirmgerät, das sie vor der paramentalen Strahlung der Kannibalkristalle schützte. Dennoch waren sie aggressiv, und in ihren Augen lag jener heimtückische Glanz, der ihm anzeigte, dass Vorsicht geboten war.

Es war ein Fehler gewesen, den Transmitterraum zu verlassen und die Zentrale aufzusuchen. Darüber war sich Tekener klar. Doch er erkannte auch, dass es falsch gewesen wäre, nun sogleich wieder umzukehren.

Der Terraner blieb stehen. Hinter ihm schloss sich das Schott. Er wartete. Die PHORA stieg weiter auf und ging in eine Umlaufbahn um Big Planet.

Die Bildschirme vor Cornor-Lerz leuchteten auf. Das Gesicht von Croor Ross erschien im Projektionsfeld.

»Sie landen sofort wieder, Cornor-Lerz«, befahl Ross mit grollender Stimme, »oder wir knallen Sie ab.«

Cornor-Lerz atmete hörbar durch. »Sie wissen genau, dass Sie niemanden an den Waffenleitständen haben, der zu einem kontrollierten Angriff auf uns fähig ist«, erwiderte er. »Mich können Sie damit nicht beeindrucken.«

»Das werden Sie ja erleben«, brüllte Ross und schaltete ab. Sekunden später blitzte es in den Energieschirmen der PHORA auf. Das Raumschiff schüttelte sich erneut, als wäre es mit der Faust eines unsichtbaren Riesen kollidiert.

Cornor-Lerz lachte abfällig.

»Ich wusste, dass sie nichts ausrichten«, sagte er triumphierend. »Da unten herrscht das Chaos. Wir brauchen Ross nicht zu fürchten.«

Die PHORA glitt auf unverändertem Kurs weiter um den riesigen Planeten. Sie befand sich auf einer Höhe von etwa einhundert Kilometern über der Oberfläche von Terzrock.

»Warum entfernen wir uns nicht weiter von Terzrock?«, fragte der Terraner. »War das nicht unser ursprünglicher Plan? Wollten wir nicht aus der Distanz einige Tage oder Wochen abwarten, bis sich auch die gefangenen Deportierten normalisiert haben? Erinnern Sie sich daran, Cornor-Lerz, dass es uns als besonders wichtig erschien, gerade die Deportierten als friedfertige und liebenswerte Geschöpfe auf Terzrock präsentieren zu können!«

Cornor-Lerz erhob sich aus dem Sessel des Kommandanten und kam einige Schritte auf Tekener zu. »Ich finde, Sie sollten den Mund halten«, sagte er ärgerlich. »Haben Sie vergessen, dass ich der Kommandant der PHORA bin?«

»Wie könnte ich?«

»Sie wissen also, dass ich das Kommando habe. Und dennoch wagen Sie es, mir Vorhaltungen zu machen?« In den Augen des Haluters blitzte es auf. Cornor-Lerz ballte seine Hände zu Fäusten. Ronald Tekener blieb stehen, wo er war.

»Ich mache Ihnen Ihr Kommando nicht streitig«, erklärte Tekener. Er lächelte in der ihm eigenen Art. Es signalisierte seinem Gegenüber zugleich, dass er nicht einzuschüchtern war.

Sogar der ihm vielfach überlegene Cornor-Lerz reagierte in gewünschter Weise darauf. Plötzlich sah er weniger drohend und angriffslustig aus.

»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte er.

»Darf ich Sie bitten, mir zu sagen, warum wir uns nicht weiter von Terzrock entfernen?«, fragte er.

Cornor-Lerz presste die Lippen zusammen.

»Wir haben unsere Pläne geändert«, erwiderte er unwillig. »Wir haben uns entschlossen, zur Offensive überzugehen.«

»Was bedeutet das?«, fragte der Terraner.

»Das geht Sie nichts an. Verlassen Sie nun die Zentrale. Sie stören hier.«

Ronald Tekener wusste, dass die Grenze dessen erreicht war, was Cornor-Lerz noch hinnahm. Wortlos drehte er sich um, betätigte mit einem Fausthieb den Kontaktschalter des Hauptschotts und wartete ungeduldig, bis dieses sich geöffnet hatte. Dann eilte er hindurch. Leise zischend schloss sich das Schott wieder hinter ihm.

Er atmete auf. Viel hatte an einem unkontrollierten Gewaltausbruch nicht mehr gefehlt.

Voller Sorge kehrte Tekener zum Transmitterraum zurück. Hier wartete Jennifer Thyron auf ihn. Sie eilte auf ihn zu, als er eintrat, schlang die Arme um ihn und presste sich an ihn. Er spürte, dass sie zitterte.

»Nanu?«, fragte er betont heiter. »Was ist denn? Hast du Besuch gehabt?«

»Balku war hier«, antwortete sie. »Er hatte zwei Stahlstangen. Er wollte, dass wir damit kämpfen. Es gelang mir mit einiger Mühe, ihm klarzumachen, dass ich zur Zeit nicht in der Lage bin, ihm eine Revanche für die Prügel zu geben, die er bezogen hat.«

Sie löste sich von ihm.

»Die Stahlstangen wogen etwa siebzig Kilogramm. Ich konnte die Stange, die er mir zugedacht hatte, kaum heben.« Sie blies sich eine Locke aus der Stirn. »Hoffentlich begreift er, dass wir uns auf derartige Scherze nicht einlassen können.«

Bevor Tekener auf ihre Worte eingehen konnte, trat Erger Darg ein. Seine Kopfwunde war fast völlig verheilt. Unwillkürlich wichen die beiden Terraner vor dem Koloss zurück, obwohl Erger Darg der friedfertigste Haluter war, dem sie auf Terzrock begegnet waren.

»Keine Angst, meine Freunde«, rief Erger Darg. »Ich habe mich voll unter Kontrolle, und ich habe auch nicht die Absicht, euch zu bedrohen.«

»Was ist mit Cornor-Lerz los?«, fragte Tekener.

»Er hat das Abschirmgerät für einige Zeit abgelegt. Wir haben dafür gesorgt, dass er sich wieder schützt. Dennoch bleibt die Lage kritisch. Er will nicht vernünftig werden.«

»Aber das ist doch noch nicht alles«, bemerkte Tekener. »Was hat er vor? Was bedeutet es, dass er offensiv werden will?«

Erger Darg durchquerte den Raum und setzte sich auf einen Steuerblock neben dem Transmitter. Er zögerte einige Minuten lang mit seiner Antwort. Die beiden Terraner bedrängten ihn nicht. Sie wussten, dass er nur sprechen würde, wenn er es selbst wollte.

»Er will die Kannibalkristalle vernichten«, erklärte der Haluter endlich. »Deshalb bleibt er in der Umlaufbahn. Später wird die PHORA noch tiefer gehen, und dann wird Cornor-Lerz die Kristallfelder beschießen. Er will nuklear bestückte Raketen in sie hineinjagen, sobald die Kristalle sich unter der Einwirkung der Sonneneinstrahlung auflösen und in Nebel umwandeln. Er hofft, dass er sie auf diese Weise völlig beseitigen kann.«

Ronald Tekener war entsetzt.

»Das darf er nicht tun«, rief Jennifer Thyron heftig. »Er weiß genau, dass die Kristalle intelligent sind. Es wäre ein abscheulicher Mord, der die Haluter selbst zerstören würde. Eine solche Untat würde ein Trauma hinterlassen, mit dem die Haluter nicht fertig werden würden.«

Erger Darg blickte Jennifer und Tekener abwechselnd an.

»Sie wissen, dass es exakt so ist, wie Jennifer gesagt hat«, erklärte der Aktivatorträger. »Sie wissen es, Erger Darg.«

»Ich bin mir darüber klar«, antwortete der dunkelhäutige Koloss. »Glauben Sie mir, ich möchte diesen Mord verhindern. Deshalb habe ich Ihnen gesagt, welchen Plan Cornor-Lerz verfolgt. Er hat gefordert, dass wir darüber schweigen, bis der Plan ausgeführt ist. Wir alle mussten es ihm versprechen.«

»Also weiß er auch, dass es ein Verbrechen ist, die Kristalle zu zerstören.«

Erger Darg antwortete nicht auf diesen Vorwurf.

»Es gibt andere Möglichkeiten, die weniger radikal sind«, sagte Jennifer. »Warum will er die Kristallwälder nicht unter einer Energieglocke isolieren?«

»Cornor-Lerz argumentiert, niemand wisse, ob sich die Kristalle unter dem Boden fortsetzen. Ob sie tief in den Boden hineinreichen oder nur wenig. Niemand könne sagen, ob es tatsächlich möglich ist, sie mit einem Energieschirm zu umhüllen. Außerdem, so sagt er, ist damit das Problem nicht gelöst, sondern nur ausgeklammert. Damit aber will er sich nicht zufrieden geben.«

»Wie will er vorgehen?«, fragte Tekener.

»Er hat einen tödlichen Plan«, erklärte der Haluter. »Während die PHORA Terzrock umkreist, tasten die Ortungsgeräte die Oberfläche des Planeten ab. Jedes Kristallfeld wird erfasst. Die geographische Lage wird gespeichert. Sobald die gesamte Oberfläche von Terzrock auf diese Weise abgetastet ist, schlägt Cornor-Lerz zu. Die PHORA wird auf einer genau berechneten Flugbahn in möglichst kurzer Zeit alle Kristallfelder abfliegen und vernichten.«

Der Plan war ebenso genial wie perfekt. Alles würde so schnell ablaufen, dass niemand Cornor-Lerz mehr aufhalten konnte, wenn der Angriff erst einmal begonnen hatte.

Jennifer Thyron blickte Tekener ratlos an.

»Können wir denn überhaupt nichts tun?«, fragte sie.

»Auf jeden Fall dürfen Sie nicht zu Cornor-Lerz in die Zentrale gehen«, riet Erger Darg. »Er würde sie zerreißen. Und er würde rasend werden, wenn er erführe, dass ich seinen Plan verraten habe.«

»Aber eine andere Möglichkeit bleibt nicht. Ich muss versuchen, mit ihm zu reden. Wie sollte ich ihn sonst von diesem Mord abhalten?«

Dabei eilte er im Transmitterraum auf und ab. Erger Darg und Jennifer störten ihn nicht.

Schließlich blieb er vor dem Transmitter stehen. Nachdenklich blickte er das Gerät an.

»Wieviel Zeit haben wir noch bis zum Angriff?«, fragte er.

»Vier Stunden höchstens«, antwortete der Haluter zögernd. »Eher weniger.«

»Warum fragst du?«, erkundigte sich die Überlebensspezialistin. »Was hast du vor?«

»Die Kannibalkristalle müssen helfen, dieses Problem zu lösen«, antwortete er. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«

»Ich verstehe nicht«, erwiderte Jennifer. »Wie sollten sie helfen? Glaubst du, dass du sie dazu veranlassen kannst, die Aggressionsstrahlung einzustellen? Das ist unmöglich. Ich bin davon überzeugt, dass die Kristalle sich in dieser Hinsicht gar nicht unter Kontrolle haben.«

»Davon bin ich allerdings auch überzeugt«, bemerkte Erger Darg.

»Ich muss bedeutend intensiver als bisher versuchen, mich mit ihnen zu verständigen. Ich muss ihnen klarmachen, welche Gefahr für sie besteht. Vielleicht finden sie eine Lösung, die Cornor-Lerz akzeptiert.«

»Wie willst du das schaffen?«, fragte Jennifer. Sie schüttelte den Kopf. »Tek, es gibt Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, die du gar nicht überwinden kannst. Die erste ist, dass du mit der PHORA im Weltraum, nicht aber auf Terzrock bist.«

»Du bist reizend, wenn du ironisch bist«, erwiderte er lächelnd. »Nach unten zu kommen, ist kein Problem. Wir haben den Transmitter. Erst wenn ich unten bin, wird es etwas schwieriger.«

»Etwas? Da unten toben nach wie vor Ross und seine Anhänger herum. Sie werden dich nicht schonen, wenn sie dich erwischen.«

»Erger Darg wird mir einen leichten Paralysator geben, mit dem ich mich wehren kann.«

»Das könnte ich tun.« Der Haluter erhob sich. Bewundernd blickte er auf Tekener hinab. »Außerdem muss ich Ihren Plan loben. Er ist gut. Es gibt mehrere private Transmitterstationen auf Terzrock, zu denen ich Sie bringen kann.«

»Sie?«, fragte Tekener überrascht. »Sie müssen an Bord bleiben. Wenn Sie nicht hier sind, schöpft Cornor-Lerz sofort Verdacht. Das darf nicht geschehen.«

»Ich werde Sie begleiten, damit ich Ihnen helfen kann, falls Sie überraschend angegriffen werden sollten. Danach werde ich sofort wieder in die PHORA zurückkehren.«

»Damit bin ich einverstanden«, sagte Tekener.

Erger Darg eilte wortlos hinaus, um eine Waffe zu besorgen, die für den Terraner nicht zu schwer war. Tekener zog Jennifer Thyron an sich.

»Ich wünschte, wir wären wieder mal allein an Bord eines Schiffes, in dem alles in Ordnung ist, so dass wir uns wirklich nur um uns selbst kümmern können«, sagte er.

»Das wünsche ich mir schon lange«, entgegnete sie seufzend.

Erger Darg kehrte zurück. Er trug einen leichten Paralysator in den Händen.

»Ich habe nur eine Waffe gefunden«, sagte er bedauernd. »Die anderen waren alle zu schwer für Sie.«

»Die Haluter sollten Strahler mit eingebauten Antigravgeräten konstruieren«, sagte Jennifer, doch der Haluter ging auf den scherzhaft gemeinten Vorschlag nicht ein. Er hantierte am Transmitter herum.

»Ich muss die Kontrollverbindung zur Zentrale so unterbrechen, dass kein Alarm ausgelöst wird. Eine schwierige Aufgabe.«

Jennifer verstand den Wink. Sie verzichtete auf weitere Bemerkungen, mit denen sie ihn nur ablenken würde. Erger Darg brauchte etwa eine halbe Stunde. Dann war es soweit. Er schaltete den Transmitter ein und programmierte ihn.

Ronald Tekener blickte auf sein Chronometer.

Nur noch dreieinhalb Stunden bis zum Vernichtungsschlag.

»Fertig?«, fragte der Terraner.

»Fertig«, bestätigte Erger Darg.

»Dann los. Wir wollen keine Zeit verlieren. Sie zuerst.«

Der Haluter bestätigte mit einer Geste, dass er einverstanden war. Er ging in das schwarze Transportfeld des Transmitters und verschwand. Ronald Tekener folgte ihm im Abstand von einigen Sekunden. Jennifer bildete den Abschluss. Sie trug den Paralysator.

Als sie auf Terzrock aus der Gegenstation kam, sah sie sich einem Chaos gegenüber. Erger Darg und Ronald Tekener standen seitlich vom Transmitter. Einige Schritte von ihnen entfernt kauerte ein riesiger Haluter auf einem Podest und beobachtete sie mit tückisch glänzenden Augen.

»Was fällt Ihnen ein, mich in meiner Ruhe zu stören?«, brüllte der Vier-Meter-Koloss. »Ich habe mich hierher zurückgezogen, um mich auf wissenschaftlich-philosophische Probleme zu konzentrieren. Und Sie wagen es, hier einzudringen.«

Jennifer Thyron stockte der Atem. Sie befand sich in einem großen Raum. Durch einige Torbögen konnte sie in die anschließenden Räume blicken. Überall sah es chaotisch aus. Der Haluter, der sich nach seinen eigenen Worten zum Meditieren in dieses Haus zurückgezogen hatte, hatte wie ein Berserker getobt. Von der Einrichtung war so gut wie nichts mehr heil. Alles lag in Trümmern auf dem Boden. Ein Teil der Wände war zusammengebrochen. Fenster waren zerschmettert worden, und von den Decken hing die Verkleidung herab. Ihr lag eine spöttische Entgegnung auf den Lippen. Sie sprach sie jedoch nicht aus, weil sie wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, mit dem Riesen zu diskutieren.

Jennifer fühlte sich unangenehm leicht. Ihr wurde bewusst, dass sie versäumt hatte, ihren Gravitationsneutralisator von den im halutischen Schiff geltenden Wert auf den Terzrockwert umzustellen.

»Denken wollten Sie, he?«, fragte Erger Darg mit hallender Stimme. Er stieß einen aus der Wand herausgebrochenen Kunststein zur Seite. »Mir scheint, Sie sollten lieber mal eine Denkpause einlegen, wenn Sie wollen, dass von diesem Haus noch etwas übrigbleibt.«

Der Deportierte griff augenblicklich an. Er kam jedoch nicht an Darg heran, weil dieser zur Seite auswich und ihm ein Bein stellte. Der Riese stolperte und fiel krachend zu Boden.

Mit unglaublicher Kraft und Geschicklichkeit schnellte er sich wieder hoch. Er flog mit einer Leichtigkeit durch die Luft, die Jennifer verblüffte. Zu spät wich die Überlebensspezialistin aus. Der zu hoch eingestellte Gravitationsneutralisator behinderte sie. Eine Faust des Deportierten traf ihren Arm und schmetterte ihr den Paralysator aus der Hand.

Der Riese stieg, wie von aller Schwerkraft befreit, bis dicht unter die Decke, stieß sich hier kraftvoll von der Wand ab und schoss mit hoher Beschleunigung auf Ronald Tekener zu, so dass dieser nicht mehr ausweichen konnte. Der Aktivatorträger stürzte zusammen mit dem Riesen zu Boden, konnte sich jedoch aus seinen Armen befreien, bevor sich diese zur tödlichen Klammer schlossen.

Tekener rollte sich über den Boden.

»Er hat einen Neutralisator«, schrie er.

Jennifer fiel es wie Schuppen von den Augen. Mit einem Mal war ihr klar, warum der Deportierte sich so leicht bewegen konnte.