Perry Rhodan 873: Die Manipulierten - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 873: Die Manipulierten E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Der Berufene auf Välgerspäre - dem Planeten ohne Wiederkehr ES, die Superintelligenz, die seit langem auf das Geschick der Menschheit heimlichen Einfluss ausübt, hat es Anfang des Jahres 3586 fertiggebracht, zwei terranische Expeditionen auf die Suche nach BARDIOCS verschollenem Sporenschiff PAN-THAU-RA auszusenden. Da ist Perry Rhodans SOL, die nach der erfolgten Vereinigung von BARDIOC und der Kaiserin von Therm und nach Erhalt der genauen Zielkoordinaten zur Galaxis Tschuschik startet - und da ist die vom Mondgehirn NATHAN noch im Auftrag der aphilischen Erdregierung konzipierte und erbaute BASIS unter dem gemeinsamen Befehl von Jentho Kanthall und Payne Hamiller, die das gleiche Ziel anstrebt. Beide Raumschiffe haben inzwischen die Zielgalaxis erreicht, die von ihren Bewohnern Algstogermaht genannt wird, und beginnen mit der vorsichtigen Erkundung der neuen Umgebung. Wie es dort aussieht und welche Verhältnisse dort herrschen, wird durch Plondfair, einen jungen Lufken, beantwortet. Plondfair ist ein äußerst tatendurstiger Mann. Seine Einstellung zu dem in seiner Heimatgalaxis herrschenden System, als dessen Lenker das mysteriöse Alles-Rad gilt, ist kritisch und voller Skepsis. Bei seiner Suche nach den Hintergründen des Systems erreicht Plondfair Välgerspäre, den Planeten ohne Wiederkehr, und trifft auf DIE MANIPULIERTEN ...

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Nr. 873

Die Manipulierten

Der Berufene auf Välgerspäre – dem Planeten ohne Wiederkehr

von H. G. FRANCIS

ES, die Superintelligenz, die seit langem auf das Geschick der Menschheit heimlichen Einfluss ausübt, hat es Anfang des Jahres 3586 fertiggebracht, zwei terranische Expeditionen auf die Suche nach BARDIOCS verschollenem Sporenschiff PAN-THAU-RA auszusenden.

Da ist Perry Rhodans SOL, die nach der erfolgten Vereinigung von BARDIOC und der Kaiserin von Therm und nach Erhalt der genauen Zielkoordinaten zur Galaxis Tschuschik startet – und da ist die vom Mondgehirn NATHAN noch im Auftrag der aphilischen Erdregierung konzipierte und erbaute BASIS unter dem gemeinsamen Befehl von Jentho Kanthall und Payne Hamiller, die das gleiche Ziel anstrebt.

Beide Raumschiffe haben inzwischen die Zielgalaxis erreicht, die von ihren Bewohnern Algstogermaht genannt wird, und beginnen mit der vorsichtigen Erkundung der neuen Umgebung.

Die Hauptpersonen des Romans

Plondfair – Der Berufene gelangt nach Välgerspäre.

Verthe – Plondfairs neue Gefährtin.

Krodvan, Godfart und Karskem – Drei ehemalige Berufene.

Kärsgäm

1.

Plondfair war sich augenblicklich darüber klar, dass er beschattet wurde, als er den Kryn sah. Plondfair erinnerte sich daran, dass er schon da gewesen war, als das Raumschiff gelandet war.

Er lehnte sich an die Scheibe eines Bezirksplanes und blickte zum Eingang der Halle hinüber. Zahlreiche Wynger aus den verschiedensten Bereichen von Tschuschik verließen das Landefeld und betraten die Halle, die das Eingangstor zu Starscho bildete. Von hier aus würde sich der Strom der Neuankömmlinge über den ganzen Mond verteilen.

Plondfair mutete es seltsam an, Starscho als Mond zu bezeichnen, obwohl diese Welt genau das war – der Trabant eines Planeten. Doch dieser Mond war etwa so groß wie Kschur im Gurschin-System, woher er kam. Und er bot auch ähnliche Bedingungen wie Kschur.

Plondfair löste sich von der Scheibe und ging quer durch die Halle. Er blickte auf die tief herabhängenden Anzeigetafeln, da sie stark spiegelten und ihm so ermöglichten, seinen Schatten zu beobachten.

Plondfair war sich klar darüber, dass er sich in letzter Zeit keineswegs so verhalten hatte, wie man es von offizieller Seite erwartet hatte, doch sah er darin keinen Grund für eine ständige Überwachung.

Er wollte sich der Berufung nicht entziehen. Vielmehr fühlte er sich durch sie geehrt. Dennoch stand er den Ereignissen skeptisch gegenüber. Alles, was er in den letzten Tagen gesehen hatte, war anders gewesen als in den Berichten, die er gelesen hatte. Er war in der Überzeugung aufgewachsen, dass das Alles-Rad eine mystische Macht war, die mit irrationalen Mitteln Wunder vollbrachte. Doch er war auf Erscheinungen gestoßen, die sich durchaus mit technisch-rationalem Denken erklären ließen.

Die Kryn schienen erkannt zu haben, dass er für die von ihnen garantierte Ordnung eine Gefahr bedeutete. Während des Transports von Bostell nach Starscho hatten sie ihn mehrfach verhört, und er argwöhnte, dass sie dabei versucht hatten, ein paar Gedächtnismanipulationen vorzunehmen. Er konnte sich nicht in allen Einzelheiten daran erinnern, was auf Wallzu und Bostell geschehen war. Ihm war aufgefallen, dass keiner der Kryn, die die Berufenen nach Starscho begleitet hatten, von Bord des Raumschiffs gegangen war. Das schien zu bedeuten, dass auf Starscho eine Gruppe von Priestern lebte, die besser informiert waren als alle anderen. Plondfair vermutete, dass die Kryn auf Starscho wussten, dass bei dem Gang über das Rad technische Verfahren die so genannten Wunderheilungen bewirkten.

Aber auch die Kryn von Starscho konnten nicht wissen, wer das Alles-Rad war. Das blieb weiterhin ein großes Geheimnis. Nach den jüngsten Ereignissen konnte nicht einmal als sicher angesehen werden, dass die Berufenen nach Välgerspäre gebracht wurden.

Plondfair war entschlossen, der einmal aufgenommenen Spur weiterhin zu folgen und die Wahrheit herauszufinden.

»Du wirst beschattet. Weißt du das eigentlich?«, fragte eine helle Stimme neben ihm.

Er fuhr herum. Vor ihm stand Verthe. Sie gehörte ebenfalls zu den Berufenen und war eine Wyngerin vom Stamm der Lufken wie er. Bisher hatte er sie so gut wie nicht beachtet, obwohl sie ein anziehendes Wesen besaß. Sie machte einen skeptischen und selbstsicheren Eindruck. Ihr konnte man nicht einfach irgend etwas vorsetzen, mit ihr musste man sich auseinandersetzen. Einerseits waren Plondfair diese Frauen wesentlich lieber als jene, die davon überzeugt waren, dass körperliche Attribute bereits den Wert eines Menschen ausmachten. Andererseits wollte er gerade jetzt niemanden, der jeden seiner Schritte kritisch betrachtete.

»Beschattet?«, fragte er mürrisch. »Was soll das? Mich beschattet niemand.«

»Nur der Kryn dort«, erwiderte sie. Sie strich sich das silberne Haar aus der Stirn, und in ihren Augen blitzte es spöttisch auf. Sie war wesentlich kleiner als er und musste zu ihm aufblicken.

»Und wenn es so wäre? Was geht es dich an?«

»Eigentlich überhaupt nichts«, erklärte sie. »Ich wollte nur wissen, ob es dich beunruhigt.«

»Es beunruhigt mich nicht«, sagte er heftig.

Sie lachte.

»Also doch«, stellte sie fest.

Er wurde unruhig.

»Das geht dich doch gar nichts an«, sagte er. »Das ist mein Problem.«

»Sicher«, entgegnete sie. »Auf der einen Seite schon. Auf der anderen Seite möchte ich auch wissen, was hier eigentlich los ist. Irgend etwas ist faul. Es sieht fast so aus, als hätte jemand das Alles-Rad übernommen oder doch derart beeinflusst, dass das Alles-Rad nicht mehr frei in seinen Entscheidungen ist.«

Plondfair blickte sie verblüfft an. Damit hatte er nicht gerechnet. Plötzlich sah er, dass sich ihm eine Chance bot, seine Gedanken mit einem anderen kritischen Gehirn abzustimmen. Damit wurde die Wahrscheinlichkeit, dass er sich irgendwo verrannte, geringer.

»Also gut«, sagte er und versuchte, seine Unsicherheit vor ihr zu verbergen. »Der Kryn beschattet mich. Aber was für einen Grund sollte ein Priester haben, das zu tun?«

»Vielleicht stecken die Kryn hinter all den Veränderungen?«, erwiderte sie. »Vielleicht sind sie es, die das Alles-Rad beeinflussen?«

Sie ging ganz selbstverständlich von Veränderungen aus. Auf den Gedanken, dass es vielleicht schon immer so gewesen war, schien sie nicht zu kommen.

Die Veränderung könnte auch in uns selbst liegen, wollte er sagen, doch er spürte rechtzeitig, dass sich daran uferlose Fragen anschließen würden, die keiner von ihnen beantworten konnte.

»Ich möchte wissen, warum der Kryn dich beschattet«, sagte sie in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie bei ihm bleiben würde. Verthe sah es als selbstverständlich an, dass ihre gemeinsamen Erkenntnisse und Interessen auch zu gemeinsamen Schritten führten. Plondfair seufzte. Er blickte sich hilflos in der Halle um. Unwillkürlich suchte er nach einem Vorwand, Verthe loszuwerden, obwohl er sich im Grunde genommen darüber klar war, dass er sich nicht mehr von ihr trennen wollte.

»Ich kann es mir schon denken«, erwiderte er zögernd. »Von einem Berufenen erwartet man vermutlich absoluten Gehorsam. Vermutlich habe ich mich anders verhalten als andere. Nun will man wissen, was mit mir los ist. Dabei ist das alles gar nicht so schwer zu erraten. Die Sorge um Koßjarta, meine Nährmutter, bringt mich fast um.«

Es war sonst nicht seine Art, anderen gegenüber von seiner Nährmutter zu sprechen. Doch in diesem Fall hatten sich ihm die Worte auf die Zunge gedrängt, und sie waren heraus, bevor er sich dessen bewusst wurde. Erschrocken blickte er Verthe an, doch das Mädchen blickte ihn verständnisvoll an. Sie nickte.

»Das wäre bei mir nicht anders gewesen«, erklärte sie. »Was ist mit Koßjarta?«

»Sie hat eine Rückenverletzung. Sie kann sich nicht mehr bewegen. Wahrscheinlich ist das Rückenmark verletzt. Deshalb habe ich sie begleitet, doch bis jetzt scheint keine Änderung eingetreten zu sein.«

»Scheint?«, fragte sie.

»Ich weiß nicht mehr, wo sie ist«, antwortete er.

Sie strich sich nachdenklich das Haar aus der Stirn.

»Ich habe gehört, dass hier irgendwo in der Nähe ein Krankenzentrum sein soll«, sagte sie. »Könnte es nicht sein, dass man sie dorthin gebracht hat?«

»Du willst mir helfen, sie zu finden?«, fragte er.

»Warum nicht?« Sie lächelte. »Wir beide gehören zu den Berufenen. Wir wissen, dass man nicht so ohne weiteres berufen wird, und dass eine bestimmte Qualifikation dazu gehört.«

»Natürlich.«

»Berufene müssen nicht nur körperlich Überragendes leisten, sondern sie müssen auch intellektuell und psychisch überdurchschnittlich sein.«

»Richtig«, stimmte er zu. »Was hat das aber mit Koßjarta zu tun?«

»Sie sorgt zur Zeit für ein seelisches Ungleichgewicht bei dir«, eröffnete sie ihm. »Und das müssen wir beseitigen. Wenn du dem gewachsen sein willst, was mit Sicherheit noch auf dich zukommt, dann muss diese Sache bereinigt werden. Wir werden das zusammen machen.«

Er blickte Verthe von der Seite her an, als sie neben ihm durch die Raumhafenhalle ging. Sie hatte ein hübsches, edel geschnittenes Gesicht, aber das war zweitrangig für ihn. Was sie für ihn so anziehend machte, war ihre geistige Haltung.

Er drehte sich um und warf ein Stückchen Papier in einen Abfallkorb. Bei dieser Gelegenheit stellte er fest, dass der Kryn ihm noch immer folgte.

Zusammen mit Verthe verließ der junge Lufke die Halle. Er trat auf einen Platz hinaus, von dem zahlreiche Straßen abzweigten. Überall erhoben sich gläserne Fronten, hinter denen technische Einrichtungen der verschiedensten Art arbeiteten. Auf dem Platz und in den Straßen wimmelte es von Wyngern aus allen Bereichen der Galaxis.

»Komm«, sagte Verthe. »Wir gehen dorthin.«

Sie zeigte auf ein Gebäude, in dem Computer von beachtlichen Ausmaßen standen.

»Warum dorthin?«, fragte er, während er neben ihr über den Platz eilte. »Hast du einen bestimmten Grund dafür?«

Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

»Überhaupt keinen«, antwortete sie. »Wir könnten auch dorthin gehen oder dorthin.«

Sie zeigte jeweils mit ausgestrecktem Arm in die Richtung, die sie meinte.

»Ich verstehe«, murmelte er und blickte sich nach dem Kryn um, der ihnen im Abstand von etwa dreißig Schritten folgte. »Weiter.«

Sie erreichten den Eingang der Straße und schoben sich zwischen die Menschen. Überall befanden sich Einkaufszentralen, in denen man zu erstaunlich günstigen Preisen alles bekommen konnte, was man sich nur vorstellen konnte. Verthe wurde von Minute zu Minute aufgeregter, als sie das sah.

»Tritt mir doch mal ins Kreuz«, forderte sie ihn auf.

»Warum das?«, fragte er verblüfft.

»Damit ich vernünftig bleibe«, erwiderte sie lachend. »Kannst du dir nicht vorstellen, dass sich eine Frau hier die verrücktesten Sachen kauft, nur weil sie da sind?«

Er blickte sie forschend an.

»Nein«, gestand er.

»Das ist es ja. Du würdest es nie begreifen. Deshalb pass lieber auf, dass ich bei klarem Verstand bleibe.«

»Keine Angst«, erwiderte er und schob sie voran. »Ich behalte mein Ziel im Auge. Wenn du einkaufen willst, kannst du es tun, aber ich gehe weiter.«

»Das war ein klares Wort«, sagte sie enttäuscht. Plondfair stutzte. Plötzlich ging ihm auf, was sie wirklich von ihm wollte. Er sollte sie nicht daran hindern, etwas zu kaufen, sondern dazu ermutigen, obwohl sie genau das Gegenteil gesagt hatte.

Er schüttelte den Kopf.

»Das ist mir alles zu verwirrend«, sagte er. »Wenn du kaufen willst, dann kaufe doch. Ich habe dich nicht gebeten, bei mir zu bleiben.«

»Natürlich nicht«, erwiderte sie sanft. »Ich meine ja nur. Außerdem – hast du eigentlich gesehen, dass man uns Berufenen Sonderkonditionen einräumt?«

Er blieb stehen. »Wieso das denn?«

»Sieh doch. Da steht es.« Sie zeigte auf ein Geschäft. Eine Leuchtschrift verkündete, dass Berufene zu besonders günstigen Bedingungen einkaufen könnten.

»Das ist doch Unsinn«, sagte er und zog Verthe zur Seite, um anderen Wyngern Platz zu machen. Sie standen vor einem Geschäft, das Chronometer verkaufte. »Weder wir Berufenen, noch sonst irgend jemand weiß, was aus uns wird.«

»Wir werden nach Välgerspäre gebracht«, erklärte sie und deutete zu dem erdrückenden Riesenplaneten hoch, der den Himmel von Starscho nahezu ausfüllte.

»Das wissen wir alle. Aber was kommt dann?«

»Vermutlich erhalten wir eine Ausbildung.«

»Das meinte ich nicht. Kannst du mir sagen, ob wir für den Rest unseres Lebens auf Välgerspäre bleiben, oder ob wir Välgerspäre verlassen? Werden wir irgendwo weitab von hier im Universum eine Aufgabe zu erfüllen haben, von der wir jetzt überhaupt noch keine Vorstellung haben?«

»Vielleicht. Woher soll ich das wissen?«

»Siehst du, Verthe. Du weißt es nicht. Ich weiß es nicht. Und der Mann dort drüben, dem das Geschäft gehört, weiß es auch nicht. Wieso verkauft er uns deshalb etwas günstiger als anderen? Das gibt es doch gar nicht.«

»Du hast recht. Er hat keinerlei Sicherheiten. Wir könnten alles nehmen und brauchten nichts zu bezahlen.«

»Betrug ist es. Weiter nichts«, erklärte er. »Kümmere dich nicht darum.«

»Fragen will ich ihn trotzdem«, sagte sie. »Kommst du mit?«

»Ich bin neugierig«, gab er zu. »Niemand hat je davon gehört, dass ein Berufener in seine Heimat zurückgekehrt ist. Ein Berufener verlässt seine Welt, und damit scheint seine Existenz beendet zu sein. Wohin gehen die Berufenen? Was wird aus ihnen? Vielleicht kann uns dieser Mann eine Antwort geben.«

»Bestimmt, sonst würde er keinen Kredit geben.«

Sie kämpften sich durch die Masse der durch die Straßen ziehenden Bewohner von Starscho zu dem Geschäft durch und betraten es. Danach erst erkannten sie, dass sie hier Schmuck aller Art kaufen konnten. Eine zierliche Frau kam ihnen entgegen.

»Geld haben wir nicht«, eröffnete ihr Plondfair. »Wir brauchen Kredit, wenn wir etwas kaufen sollen.«

»Das ist kein Problem«, erwiderte sie. »Wieviel?«

Plondfair nannte eine Phantasiesumme, für die er nahezu den ganzen Warenbestand des Geschäfts hätte kaufen können. Sie lachte.

»Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen soviel Kredit«, sagte sie. »Aber soviel Schmuck können Sie gar nicht tragen.«

»Wieso geben Sie Berufenen Kredit?«, fragte Verthe. »Sie wissen doch, dass wir nach Välgerspäre verschwinden und nicht zurückkehren.«

»Allerdings«, antwortete die Verkäuferin. »Sicherlich aber haben Sie Besitztum in Ihrer Heimat zurückgelassen. Sie haben Freunde und Verwandte, für die es eine hohe Ehre sein wird, einen geringen Teilbetrag für einen Berufenen zu zahlen.«

Plondfair lachte schallend auf.

»Jetzt verstehe ich«, rief er. »Verthe, selbstverständlich dürfen wir nichts als unsere Kleidung mit nach Välgerspäre mitnehmen, vielleicht noch nicht einmal das. Es könnte sein, dass man uns nackt weitertransportiert. Dann bleiben die eingekauften Waren hier auf Starscho. Sie fließen in dieses Geschäft zurück, so dass kein Verlust entsteht. Den Gewinn aber holt man sich bei uns zu Hause. Dort sind unsere Freunde und Verwandten vermutlich sogar noch geschmeichelt, wenn sie für uns bezahlen müssen. Man redet ihnen ein, das Alles-Rad selbst würde sie dafür belohnen, und dann zahlen sie, bis die Taschen leer sind.«

»Gehen Sie«, rief die Verkäuferin. »Gehen Sie schnell.«

Sie drückte einen Knopf, und in einem Winkel des Hauses heulte eine Sirene auf.

Plondfair lachte erneut.

»Verthe, ob sie es wagen, sich mit Berufenen einzulassen, die vom Stamm der Lufken kommen?« Er streifte die Ärmel seiner Kleidung hoch, so dass sie seine muskulösen Arme sehen konnte.

Verthe lächelte.

»Wir haben es nicht nötig, uns mit ihnen zu schlagen«, erwiderte sie. »Sollen sich andere betrügen lassen.«

Sie verließ das Geschäft. Plondfair folgte ihr. Er stellte fest, dass der Kryn sich in der Nähe aufhielt und sie beobachtete.

»Lass ihn in Ruhe«, bat das Mädchen. Sie merkte, dass er sich auf den Priester stürzen wollte, und zog ihn mit sich. »Das hat keinen Sinn. Jedenfalls nicht hier in der Öffentlichkeit.«

Sie eilten weiter. Der Gedanke, sich irgend etwas zu kaufen, war verflogen.

»Ob sie etwas wissen?«, fragte Verthe. »Ich meine, vielleicht können sie uns sagen, was aus den Berufenen wird?«

Plondfair schüttelte den Kopf.

»Daran glaube ich nicht«, erwiderte er. »Für sie steht nur eins fest: Berufene kehren nie zurück. Darauf bauen sie ihr Geschäft auf.

Wir wollen den Kryn abschütteln«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe keine Lust, mich noch länger von ihm verfolgen zu lassen.«

»Einverstanden«, erwiderte sie. »Wie fangen wir es an? Geben wir ihm eins über den Schädel?«

In ihren Augen blitzte es spöttisch auf bei diesen Worten.

»Du meinst, einer wie ich kann so etwas nur mit Gewalt machen, wie?«, fragte er.