Perry Rhodan 874: Die Gravo-Hölle - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 874: Die Gravo-Hölle E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Er folgt dem Wächter - und erlebt das Chaos ES, die Superintelligenz, die seit langem auf das Geschick der Menschheit heimlichen Einfluss ausübt, hat es Anfang des Jahres 3586 fertiggebracht, zwei terranische Expeditionen auf die Suche nach BARDIOCS verschollenem Sporenschiff PAN-THAU-RA auszusenden. Da ist Perry Rhodans SOL, die nach der erfolgten Vereinigung von BARDIOC und der Kaiserin von Therm und nach Erhalt der genauen Zielkoordinaten zur Galaxis Tschuschik startet - und da ist die vom Mondgehirn NATHAN noch im Auftrag der aphilischen Erdregierung konzipierte und erbaute BASIS unter dem gemeinsamen Befehl von Jentho Kanthall und Payne Hamiller, die das gleiche Ziel anstrebt. Beide Raumschiffe haben inzwischen die Zielgalaxis erreicht, die von ihren Bewohnern Algstogermaht genannt wird, und beginnen mit der vorsichtigen Erkundung der neuen Umgebung. Wie es dort aussieht und welche Verhältnisse dort herrschen, wird durch Plondfair, einen jungen Lufken, beantwortet. Plondfair ist ein äußerst tatendurstiger Mann. Seine Einstellung zu dem in seiner Heimatgalaxis herrschenden System, als dessen Lenker das mysteriöse Alles-Rad gilt, ist kritisch und voller Skepsis. Bei seiner Suche nach den Hintergründen des Systems erreicht Plondfair Välgerspäre, den Planeten ohne Wiederkehr, und wagt sich hinaus in DIE GRAVO-HÖLLE ...

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Nr. 874

Die Gravo-Hölle

Er folgt dem Wächter – und erlebt das Chaos

von H. G. FRANCIS

ES, die Superintelligenz, die seit langem auf das Geschick der Menschheit heimlichen Einfluss ausübt, hat es Anfang des Jahres 3586 fertiggebracht, zwei terranische Expeditionen auf die Suche nach BARDIOCS verschollenem Sporenschiff PAN-THAU-RA auszusenden.

Da ist Perry Rhodans SOL, die nach der erfolgten Vereinigung von BARDIOC und der Kaiserin von Therm und nach Erhalt der genauen Zielkoordinaten zur Galaxis Tschuschik startet – und da ist die vom Mondgehirn NATHAN noch im Auftrag der aphilischen Erdregierung konzipierte und erbaute BASIS unter dem gemeinsamen Befehl von Jentho Kanthall und Payne Hamiller, die das gleiche Ziel anstrebt.

Beide Raumschiffe haben inzwischen die Zielgalaxis erreicht, die von ihren Bewohnern Algstogermaht genannt wird, und beginnen mit der vorsichtigen Erkundung der neuen Umgebung.

Die Hauptpersonen des Romans

Plondfair – Der Berufene erlebt die Gravo-Hölle.

Morgdähn – Wächter von Välgerspäre.

Karskem, Godfart, Krodvan und Kärsgäm – Vier Alte aus Laxau.

Hytawath Borl und Demeter – Gefangene auf Välgerspäre.

1.

Plondfair presste sich gegen die Felsen und warf sich in aller Eile etwas Sand über den Schutzhelm seines Druckanzugs, weil er fürchtete, dass reflektierendes Licht ihn verraten könnte.

Er kniff die Augen zusammen und spähte zu der seltsamen Vegetationsinsel hinüber, auf die er unversehens gestoßen war.

Er war sich dessen ganz sicher, dass er eine Gestalt gesehen hatte, die sich durch das öde Land bewegte. Sie war hinter den fremdartigen Gewächsen verschwunden, die ihn angelockt hatten.

Mehrere Stunden hatte er trauernd an der Stelle verbracht, an der seine Begleiterin Verthe gestorben war. Schließlich hatte ihn ein heranrückendes Kommando von Kegelrobotern vertrieben, und er war weiter und weiter in die Konditionierte Zone eingedrungen. Dabei hatte er sich von Laxau, der Stadt der Alten, entfernt. Obwohl er sich sagte, dass er die Lösung aller Fragen nicht im Zentrum dieser Zone, sondern an ihren Grenzen finden würde, hatte es ihn mit geradezu unwiderstehlicher Gewalt zum Mittelpunkt von Kermershäm gezogen.

Es schien, als habe ihn seine Ahnung nicht getrogen.

Vor einer Stunde hatte er eigenartige Gebilde bemerkt, die sich hoch über die Felsen erhoben. Jetzt sah er sie aus der Nähe. Es waren Pflanzen. In dem düsteren roten Licht, das über der Landschaft lag, sahen sie aus wie ins Gigantische gewachsene Mikrolebewesen. Doch nicht die Pflanzen interessierten Plondfair in erster Linie, sondern jene Gestalt, die er gesehen zu haben glaubte. Sie verbarg sich jetzt irgendwo zwischen den Pflanzen.

Der Berufene zögerte weiterzugehen. Er fürchtete, dass die Pflanzen sich als allzu aggressiv erweisen könnten. In seinem Schutzanzug fühlte er sich zwar recht sicher, er wollte jedoch kein Risiko eingehen. Vor allem wollte er sich nicht aufhalten lassen, sondern das Wesen im Auge behalten, das irgendwo in seiner Nähe war.

Handelte es sich dabei um Morgdähn?

Verbarg sich der geheimnisvolle Wächter hier in diese Oase?

Plondfair erschien es nur logisch, dass ein organisches Wesen wie Morgdähn irgendwo einen Stützpunkt und eine Art Lebensinsel hatte. Es war unvorstellbar, dass der gefürchtete Wächter sich außerhalb der Konditionierten Zone in der tobenden Hölle von Välgerspäre aufhielt und sich ständig den dort herrschenden Belastungen aussetzte, wenn er es hier besser haben konnte. Plondfair hasste Morgdähn. Der gefürchtete Wächter war ein Repräsentant jenes Systems, das für den Tod Verthes verantwortlich war. Er gehörte zu jenen, die das gesamte Geschehen um Välgerspäre und seine Monde manipulierten. Er kannte das Geheimnis. Er wusste, warum das Volk der Wynger getäuscht wurde. Plondfair vermutete auch, dass Morgdähn ihm erklären konnte, weshalb die Berufenen das Universum nach einem Auge absuchten.

Er wälzte sich zur Seite, um in der Deckung der Felsen zu bleiben. Erst als er sich etwa zwanzig Meter weit von seinem Beobachtungsplatz entfernt hatte, richtete er sich auf. Er begann damit, die fremdartige Oase zu umrunden. Zunächst wollte er genau wissen, wie sie von den verschiedenen Seiten aus aussah, bevor er in sie eindrang. Er wollte keinen Kampf mit Morgdähn riskieren, bevor er sich nicht ausrechnen konnte, wie die Chancen standen.

Der Berufene versuchte gar nicht erst, Spuren des Fremden zu finden, weil sich auf dem felsigen Untergrund nichts abzeichnete. Dafür legte er immer wieder Pausen ein, in denen er aus sicherer Deckung heraus die Vegetationsinsel beobachtete.

Voller Erstaunen betrachtete er die vielfältigen Formen der Pflanzen, die er in dieser Landschaft nicht erwartet hatte. Einige waren spiralenförmig wie Korkenzieher, andere ähnelten breitblättrigen Gräsern oder Farnen, langgezogenen Faden-Bakterien oder spitzen Pilzen. Alle aber wiesen eine seltsam langgezogene Form auf, als ob irgend jemand sie mit aller Gewalt in die Höhe gezogen hätte. Plondfair dachte immer wieder darüber nach, wodurch dieser Eindruck entstanden sein konnte.

Schließlich – als er die Oase schon fast ganz umrundet hatte – wurde ihm bewusst, dass die Pflanzen tatsächlich, wie von großer Last befreit, in die Höhe geschossen waren. Sie hatten sich der verringerten Gravitation der Konditionierten Zone angepasst. Außerhalb von Kermershäm, wo eine Schwerkraft von etwa 18 g herrschte, waren es vermutlich Gebilde, die flach über den Boden krochen – falls sie in der natürlichen Atmosphäre von Välgerspäre überhaupt existieren konnten.

Vielleicht aber hatte einer der aus dem Universum zurückgekehrten Berufenen die Sporen auch von einem fernen Planeten mitgebracht und hier in der Konditionierten Zone ausgestreut.

Plondfair schreckte aus seinen Gedanken auf. Aus einem unbestimmbaren Gefühl heraus hatte er zur Seite gesehen. Und wieder glaubte er, eine Bewegung bemerkt zu haben. Etwa zweihundert Meter von ihm entfernt war irgend etwas zwischen den Felsen gewesen. Es war jedoch zu dunkel, so dass er es nicht genau erkennen konnte.

Plondfair gab seine Zurückhaltung auf und kletterte eilig auf einen Felsbuckel, von dem aus er besser sehen konnte. Er wartete, während er den Punkt fixierte, an dem er etwas beobachtet zu haben glaubte.

Die Sekunden verstrichen unendlich langsam.

Der Berufene war sich darüber klar, dass er die Spur des anderen endgültig verlieren würde, wenn es ihm jetzt nicht gelang, sie aufzunehmen. Verschwand Morgdähn – falls er es war –, würde er ihn nicht wiederfinden.

Plondfair blickte abwechselnd zur Oase hinüber und zu der Stelle, an der er hoffte, den Unbekannten auszumachen.

Plötzlich tauchte eine unförmige Gestalt etwa zweihundertfünfzig Meter von ihm entfernt aus einer Senke auf, überquerte einen Felsrücken, der etwa vierzig Meter hoch aufstieg, und verschwand dann wieder. Im diffusen Licht zeichneten sich keine klaren Konturen ab, so dass der Berufene eigentlich nur einen verwaschenen Fleck ausmachte. Doch das genügte ihm.

Er schaltete das Antigravgerät seines Schutzanzugs ein und jagte hinter dem Schemen her.

Als er den Bergrücken erreicht hatte, lag das Land wieder tot und leer vor ihm. Nirgendwo gab es Spuren. Plondfair bezweifelte schon, dass er wirklich jemanden gesehen hatte. Er versuchte, seine Beobachtung mit einem Schatten zu erklären, der über die Felsen geglitten war. Da endlich erschien der andere wieder.

Überraschenderweise war der Abstand zwischen ihnen deutlich gewachsen. Plondfair schätzte, dass er etwa fünfhundert Meter betrug.

Er erschrak.

Jetzt wusste er überhaupt nicht mehr, ob er ein wirklich lebendes Wesen vor sich hatte, oder ob da etwas anderes war, was ihn narrte. Ein Energiefeld vielleicht?

Er erinnerte sich daran, dass er und Verthe in einem Feld erhöhter Schwerkraft gefangen gewesen waren. Dieses war fraglos von unbekannter Seite aus gesteuert worden. In einem solchen Feld konnte man auch Staubpartikel fangen und in der Schwebe halten, so dass für einen entfernten Beobachter der Eindruck eines Körpers bestand.

Erlag er einem derartigen Trugbild?

Er beschleunigte voll und raste ins Land hinaus, in der Hoffnung, den vermeintlichen Morgdähn zu finden. Tatsächlich tauchte er nach einiger Zeit vor ihm auf, allerdings noch weiter von ihm entfernt als zuvor. Plondfair konnte ihn nur noch als Schatten wahrnehmen, der irgendwo vor ihm im roten Nebel über die Felsen tanzte.

Der Berufene behielt die Geschwindigkeit bei. Er war sich darüber klar, dass er nach Laxau zurückkehren musste, wenn er den Verfolgten aus den Augen verlor. Er wusste jedoch nicht, ob er die Stadt der Alten auch wirklich wiederfinden würde.

Endlich gelang es ihm, dem Schemen so nahe zu bleiben, wie es nötig war. Hin und wieder tauchte der Unbekannte in eine Senke, kam aber immer wieder daraus hervor.

Plondfair fühlte sich sicherer.

Einige Male versuchte er, die Richtung zu bestimmen, in die sie sich bewegten, doch das gelang ihm nicht. Das Land sah überall gleich aus. Die Felsen waren größtenteils abgeschliffen. Die Urgewalten, die an ihnen genagt hatten, hatten deutliche Spuren hinterlassen.

Die Landschaft ließ eine Ahnung in Plondfair aufkommen, was ihn erwartete, falls er die Konditionierte Zone verlassen sollte. Er würde sich mit Kräften auseinanderzusetzen haben, wie er sie noch nie zuvor kennengelernt hatte. Doch das schreckte ihn nicht. Er wollte Morgdähn und die Schalt- und Versorgungsstation finden, von der aus die Konditionierte Zone aufrechterhalten und überwacht wurde.

Als etwa eine Stunde verstrichen war, verschwand der Verfolgte plötzlich. Er versank in einer Rinne und kam nicht wieder daraus hervor. Plondfair untersuchte die Rinne Schritt für Schritt, entdeckte jedoch nichts, was ihm geholfen hätte.

Verzweifelt begann er zu fluchen.

Hatte er das Spiel doch noch verloren? Hatte er sich täuschen und in die Irre führen lassen?

Er machte mehrere Vorstöße in verschiedene Richtungen, wobei er immer wieder zur Rinne zurückkehrte, um die Orientierung nicht zu verlieren. Auf diese Weise suchte er ein kreisförmiges Gebiet ab, das er nach und nach mehr ausdehnte.

Als er schon aufgeben wollte, stieß er auf einen Felsen, der wie eine Frucht geformt war, die er auf dem Mond Starscho gesehen hatte. Er stutzte. Der Felsen kam ihm bekannt vor.

Langsam drehte er sich um sich selbst und sah sich um. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste, wo er war. Er befand sich in unmittelbarer Nähe von Grotmer, der Stadt der Berufenen. Von hier aus war er geflüchtet und mit einer Vakuumröhrenbahn nach Laxau gefahren.

Plondfair zog sich etwa fünfhundert Meter weit bis zu einem markanten Felsbuckel zurück, der zwei tiefe Spalten aufwies. Hier streifte er seinen Schutzanzug ab und versteckte ihn. Er war sich dessen sicher, dass er ihn wiederfinden würde.

Dann ging er wieder zu dem Felsen, der wie eine Frucht aussah. Von hier aus waren es nur noch wenige Schritte bis zu einem versteckt angelegten Schott. Es öffnete sich vor ihm. Der Berufene trat ein und gelangte über eine Treppe in einen Gang, der etwa einen Kilometer lang war. Plondfair wusste, wo der Gang endete. In der Stadt Grotmer, dort, wo die anderen Berufenen auf ihren Einsatz warteten.

Er überlegte nicht lange, sondern schritt in den Gang hinein. Morgdähn war in Grotmer. Er sollte ihm nicht entkommen.

*

Plondfair ging ein wenig langsamer, als er das Ende des Ganges erreichte. Er war überrascht, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts geschehen war. Nach den Ereignissen in Laxau hatte er damit gerechnet, dass die Roboter irgend etwas tun würden.

Oder wussten die Roboter von Grotmer noch nicht, was er und Verthe in Laxau getan hatten? Hatten sie nicht registriert, dass sie von Grotmer geflohen waren und versucht hatten, sich ihrem Zugriff zu entziehen?

Es schien so.

Oder waren sich Morgdähn und seine mechanischen Diener ihrer Sache so sicher, dass es keine Rolle spielte, wenn einer der Berufenen für eine gewisse Zeit ausscherte?

Die Tür öffnete sich vor ihm, als er eine gelbe Linie überschritt. Plondfair betrat die Halle der Berufenen.

Der Raum hatte sich völlig verändert. Die Liegen waren daraus verschwunden. Jetzt hatte man ihn in zahlreiche Sektoren unterschiedlicher Lichtintensität und Färbung aufgeteilt. Plondfair stand einige Sekunden lang völlig verwirrt an der Tür, bis er erfasste, was geschehen war.

Jeder Sektor wurde durch ein besonders eingefärbtes Licht gekennzeichnet, so dass ein breit gefächertes Spektrum entstand. Doch das war nicht das Entscheidende. Wichtiger war, dass jeder Sektor durch ein anderes Kraftfeld charakterisiert wurde, mit dem sich der darin eingeschlossene Berufene auseinanderzusetzen hatte.

Plondfair beobachtete, dass einige Berufene unter der Last einer hohen Gravitation auf dem Boden lagen, während andere scheinbar spielerisch leicht gymnastische Übungen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit durchführten, und dass wiederum andere sich mit negativen Schwerekräften auseinanderzusetzen hatten.

Gravitation war jedoch nicht der einzige Gegner, gegen den es zu bestehen galt. Durch einige der Sektoren zuckten elektrische Entladungen. Verschiedene Berufene wurden psychischem Stress ausgesetzt, wie an ihren Reaktionen deutlich zu erkennen war, während andere in ihren Energiekäfigen mit extremen Atmosphärebedingungen zu kämpfen hatten.

Bevor Plondfair sich dagegen wehren konnte, packte ihn ein unsichtbares Energiefeld, schleuderte ihn etwa zwanzig Meter weit durch die Halle, bremste ihn abrupt ab und sperrte ihn in einen grün leuchtenden Sektor.

Der Berufene vernahm ein schrilles Geräusch, das körperliche Schmerzen bei ihm auslöste und ihn zwang, die Hände gegen die Ohren zu pressen. Doch damit konnte er sich nicht abschirmen. Seine Peiniger steigerten die Qualen noch mehr, so dass er nach einem anderen Weg suchte, den Geräuschen zu entgehen. Er warf sich auf den Boden, weil er hoffte, dort verschont zu werden, sprang jedoch sogleich wieder auf, weil es am Boden unerträglich war. Er schnellte sich in die Höhe und stellte fest, dass dicht unter der oberen Abgrenzung seines Energiekäfigs eine Lautlos-Zone war.

Instinktiv hüpfte er immer wieder hoch, um sich wenigstens für Sekundenbruchteile den Qualen zu entziehen. Er wurde sich dessen bewusst, wie närrisch er sich im Grunde genommen benahm, aber die Schmerzen wurden von Minute zu Minute stärker.

Du benimmst dich wie ein Versuchstier, das ohne Verstand ist, schalt er sich und blieb stehen. Er hielt es jedoch nur einige Sekunden lang aus, dann musste er wieder springen. Er konnte nicht anders.

Gleichzeitig wuchs der Zorn in ihm. Er dachte an Koßjarta, seine Nährmutter, die bei dem Versuch einer Transmitterheilung gestorben war, und er dachte an Verthe, die von einem Roboter zerstrahlt worden war.

Morgdähn!

Er musste Morgdähn finden und töten. Wenn ihm das gelang, dann hatte er den Prozess der Berufung mit der sich anschließenden Schulung der Berufenen und ihren Start ins Universum nachhaltig gestört. Morgdähn spielte eine entscheidende Rolle. Wenn er nicht mehr da war, dann mussten sich die unbekannten Manipulatoren zeigen. Sie mussten einen Nachfolger einsetzen, und dabei würden sie sich selbst entlarven. Davon war Plondfair überzeugt, und nur deshalb nahm er alle Gefahren auf sich.

Nach wie vor aber glaubte er an das Alles-Rad. Seine Erziehung und sein ganzes Leben hatten unter dem Vorzeichen vom Alles-Rad gestanden. Noch war er nicht in der Lage, seinen Glauben über Bord zu werfen und alle Ereignisse auf Välgerspäre wissenschaftlich-nüchtern zu sehen.

Er glaubte nach wie vor daran, dass das Alles-Rad die Geschicke aus dem Hintergrund lenkte. Zugleich war er davon überzeugt, dass irgend jemand das Alles-Rad missbrauchte, um in seinem Namen das wyngerische Volk zu manipulieren.

Endlich wurde es still. Plondfair sank erschöpft auf den Boden. Er atmete schnell und heftig. Dabei sah er sich um, entdeckte jedoch nichts Außergewöhnliches. Die Trainingseinrichtungen der anderen Berufenen waren ebenfalls abgeschaltet worden. Überall lagen, hockten oder knieten die Männer und Frauen auf dem Boden, um sich von den überstandenen Strapazen zu erholen.

Plondfair konnte sie nicht zählen, weil er nicht alle sah. Er konnte daher auch nicht feststellen, ob Verthe durch eine andere Berufene ersetzt worden war und ob man ihren Ausfall überhaupt bemerkt hatte.

»Stehen Sie auf«, hallte ein Kommando durch den Saal.

Plondfair gehorchte, ebenso wie die anderen auch.

Die trennenden Energiefelder wichen.

»Viel länger hätte ich das nicht ausgehalten«, sagte Plondfair zu einem jungen Mann, der wenige Schritte von ihm entfernt stand und starken Fliehkräften ausgesetzt gewesen war.

»Wenn es darum geht, dem Alles-Rad zu dienen, gibt es bei mir keine Belastbarkeitsgrenze. Ich würde alles aushalten«, erwiderte dieser und warf Plondfair einen verächtlichen Blick zu.

»Sieh da«, entgegnete der Lufke spöttelnd. »Die Kryn werden sich freuen, wenn sie derart kritiklose Worte hören. Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, die Augen aufzumachen?«

Der andere wandte ihm wortlos den Rücken zu, breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und murmelte die Beschwörung der zwölf Monde.

Plondfair wandte sich an ein junges Mädchen, das ebenfalls in seiner Nähe stand. Sie hatte seine Worte gehört. Ihr Gesicht war starr. Sie blickte an ihm vorbei und tat, als ob er nicht vorhanden sei.