Pilates - Die Anatomie verstehen - Tracy Ward - E-Book

Pilates - Die Anatomie verstehen E-Book

Tracy Ward

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Beschreibung

Pilates – Die Kraft aus der Körpermitte!  Als Ganzkörpertraining mit den Schwerpunkten Körpermitte, Balance und Flexibilität ist Pilates absolut für jede und jeden geeignet. Dieses Buch zeigt die Anatomie hinter den Pilates-Übungen in detaillierten Grafiken. Es erklärt auf verständliche Weise die positiven Effekte der Bewegungsabläufe und gibt wissenschaftliche Einsichten, damit das Training auch von Einsteiger*innen richtig ausgeführt werden kann. So werden Rücken, Beckenboden und Rumpf effektiv und sicher trainiert. - Pilatestraining aus dem anatomischen Blickwinkel in detailreichen Illustrationen - Gezieltes Training für Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur verbessert die Körperhaltung, stärkt den Kreislauf und fördert die Körperwahrnehmung - Grafiken zeigen alle beteiligten Muskeln, Knochen, Gelenke und Bänder - Mehr als 50 Übungen und über 30 Workouts für Einsteiger*innen und Fortgeschrittene - Für jedes Niveau geeignet und auch zu Hause effizient und sicher Den Körper verstehen und kräftigen: Pilates kräftigt gezielt die tiefliegende Rumpfmuskulatur, es fördert Kraft, Flexibilität, Koordination und Eigenwahrnehmung. Durch die Übungen entsteht ein ganz neues Körperbewusstsein für die korrekte aufrechte Haltung der Wirbelsäule, einen entspannten Schulter-Nackenbereich und für das Zusammenspiel von Atmung und Bewegung, Anspannung und Entspannung. Deshalb ist Pilates perfekt für Menschen mit Rückenproblemen geeignet und für all diejenigen, die viel sitzen oder sich weniger bewegen. Pilates: Die anatomischen Zusammenhänge verstehen und gezielt Rücken, Rumpf und Beckenboden trainieren.

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Seitenzahl: 305

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PILATES
DIE ANATOMIE VERSTEHEN
MIT ÜBUNGEN FÜR EINEN STARKEN UND
FLEXIBLEN KÖRPER
PILATES
Die Anatomie verstehen
Mit Übungen für einen
starken und flexiblen Körper
TRACY WARD
INHALT
Einführung
06
ANATOMIE &
PHYSIOLOGIE 12
Die Muskulatur
14
Lokale und globale Muskeln 16
Muskelschlingen
Wie Muskeln arbeiten
Das Skelett
18
20
22
Knochenstärke und Gelenke 24
Coremuskeln
Die neutrale Wirbelsäule
Gesunde Körperhaltung
26
28
30
Der mechanische Schmerz 32
Pilates gegen Schmerzen
Die Atemtechniken
Verdauung
34
36
38
Pilates und Achtsamkeit
gegen Stress und Ängste 40
PILATES-
ÜBUNGEN 42
Einführung in das Training
44
Einfache Haltungsübungen 46
Gerade Crunches
Schräge Crunches
48
49
STABILITÄTSÜBUNGEN 50
Hundred
Varianten
Rolling Back
Varianten
One Leg Stretch
Varianten
Double Leg Stretch
Varianten
Open Leg Rocker
Swan Dive
Varianten
One Leg Kick
Double Leg Kick
Scissors
Varianten
52
54
56
58
60
62
64
66
68
70
72
74
76
78
80
Bicycle
Shoulder Bridge
Varianten
Swimming
Varianten
Seal
82
84
86
88
90
92
ROTATIONSÜBUNGEN 94
One Leg Circle
Varianten
Side Kick
Varianten
Hip Twist
Varianten
Side Kick kniend
Side Bend
Varianten
Side Twist
Clam
Leg Lift and Lower
Double Leg Lift
One Leg Lifted
96
98
100
102
104
106
108
110
112
114
116
117
118
119
KRAFTÜBUNGEN
Roll Up
Varianten
Roll Over
Corkscrew
Neck Pull
Jack Knife
Teaser
Varianten
Leg Pull Front
Varianten
Leg Pull Back
Varianten
Boomerang
Rocking
Breaststroke
Criss Cross
Control Balance
Push Up
Varianten
120
122
124
126
128
132
134
136
138
140
142
144
146
148
152
154
155
156
158
160
MOBILITÄTSÜBUNGEN 162
Spine Stretch
Saw
164
166
Spine Twist
Cobra
Arm Openings
Thread the Needle
Mermaid
168
170
172
174
176
PILATES-
TRAINING 178
Allgemeine Fitness
Trainingspläne für
Fortgeschrittene
180
Trainingspläne für Einsteiger 182
184
Trainingspläne für Geübte 186
Pilates für Läufer
Pilates für Schwimmer
Pilates fürs Krafttraining
Pilates für alle, die
viel sitzen
Pilates für die Frauen-
gesundheit
Pilates gegen Rücken-
schmerzen
188
190
192
194
198
202
Pilates gegen Nacken- und
Kopfschmerzen
Pilates gegen Skoliose
204
206
Pilates gegen Hypermobilität 208
Pilates gegen Osteoporose 210
Pilates gegen Arthritis
Register
Literaturverzeichnis
Über die Autorin und
Danksagungen
212
214
220
223
EINFÜHRUNG
Pilates entstand Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dieser Fitnesstrend hält bis heute an und ist inzwi-
schen eine weltweit anerkannte Trainingsmethode.
Ursprünglich als Körpertraining entwickelt, verfolgt
Pilates stets einen ganzheitlichen Ansatz. Es unter-
stützt unter anderem eine korrekte Körperhaltung
und stärkt die Körpermitte, reduziert Schmerzen und
hilft, den Geist zu fokussieren – alles Dinge, die wir
heute mehr denn je benötigen.
In jüngerer Zeit hat sich ein Bewusstseinswandel
vollzogen, der unsere Sichtweise auf Bewegung und
die Bedürfnisse unseres Körpers verändert hat. Viele
Menschen wünschen sich heute ein Training, das
nicht nur Spaß macht, sondern auch Achtsamkeit
und Gesundheit fördert.
Pilates sorgt für kräftige, schlanke Muskeln und die
Mobilisierung des gesamten Körpers. Die Trainings-
intensität lässt sich flexibel variieren und an jedes
Fitnessniveau und Können anpassen. Die vielseitige
Trainingsmethode ist besonders beliebt, weil sie für
alle Menschen geeignet ist und uns für die Heraus-
forderungen des Lebens wappnet.
Ich entdeckte Pilates während meines Studiums, als
ich nach einem Sport suchte, der meine regelmäßi-
gen Besuche im Fitnessstudio ergänzte. Damals war
mir nicht sofort klar, dass Pilates genau das Training
war, das mein Körper brauchte. Muskelschmerzen
vom stundenlangen Sitzen beim Lernen und Sport-
verletzungen verschwanden, nachdem ich Pilates-
Kurse besuchte. In jüngerer Zeit lernte ich Pilates ganz
neu schätzen, denn ich führe meine beiden sehr posi-
tiv verlaufenen Schwangerschaften und unkomplizier-
ten Geburten auf meine konsequente Pilates­Praxis
zurück. Vielleicht war das nur Glück – eine Geburt
ist so unvorhersehbar –, aber ich bin sicher, dass die
beim Pilates eingeübte Atmung und innere Einstel-
lung mir die Geburten erleichtert haben.
Heute praktiziere ich regelmäßig Pilates, um körper-
lich fit zu bleiben, und weil die Verbindung von Körper
und Geist mir mentale Gesundheit schenkt. Auch bei
meiner Tätigkeit als Physiotherapeutin setze ich stark
auf Pilates und erlebe jeden Tag, wie gut es meinen
Patienten tut – Sportlerinnen und Sportlern ebenso
wie Müttern nach der Entbindung, Menschen mit
akuten Rückenschmerzen, Hypermobilität uvm.
WARUM DIESES BUCH?
Ob in meinen Kursen, bei meiner klinischen Arbeit
oder über meine Online­Plattformen – überall werden
mir interessierte Fragen gestellt. Das hat mich dazu
»Pilates ist ein Kraft- und Beweglichkeits-
training für den ganzen Körper, es stärkt die
Gesundheit, die Fitness und den Geist und
eignet sich für alle Menschen.
«
veranlasst, dieses Buch zu schreiben. Hier kann ich
meine Begeisterung für Pilates, mein wissenschaftli-
ches Know­how und meine praktischen Erfahrungen
teilen. Pilates – Die Anatomie verstehen ist ein um -
fassender Leitfaden, der es Ihnen leicht macht, in die
Pilates­Methode einzusteigen und sich weiterzuent-
wickeln. Dieses Buch hilft Ihnen, das Training an Ihre
persönliche körperliche Situation anzupassen. Sie wer-
den sehen, dass Pilates genau das Richtige für Sie ist.
Dieses an nützlichen Tipps und Fakten so reiche Buch
hätte ich als Pilates­Einsteigerin selbst gern gehabt und
ich hoffe, dass es Ihnen viel Freude bereitet. Ob Pilates
neu für Sie ist, Sie es bereits regelmäßig praktizieren
oder sogar lehren – dieses Buch leitet sie mit detaillier-
ten Schritt­für­Schritt­Illustrationen durch die Übungen
und stützt sich dabei auf zuverlässige wissenschaftliche
Quellen. Es ist eine innovative Mischung aus Forschung
und praktischer Anwendung und erweitert die Pilates-
Methode um neue Dimensionen.
Pilates hat mein Leben buchstäblich zum Besseren
verändert. Ich hoffe, es ergeht Ihnen ebenso.
Tracy Ward, BSc (Hons), MSc, MCSP
Physiotherapeutin, Pilates­Trainerin
und ­Ausbilderin
www.freshlycentered.com
EINFÜHRUNG
GESCHICHTE UND
PRINZIPIEN VON PILATES
Pilates wurde von dem Deutschen Joseph Pilates (1883–1967) entwickelt. Er war Körper trainer
und Turner. Ab 1912 lebte er in England, wo er mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Deutscher
interniert wurde. In dieser Zeit erarbeitete er sein revolutionäres Training, um Körper und Geist voll
zu entfalten. Er nannte seine Methode »Contrology«, später wurde sie als »Pilates« bekannt.
DIE ANFÄNGE VON PILATES
Joseph Pilates litt als Kind unter zahlreichen Krankheiten – u. a. an Asthma, Rachitis und rheuma-
tischem Fieber. Er begann, sich mit Gesundheit und Fitness zu beschäftigen, um Wege der Heilung
zu finden. Pilates praktizierte Yoga, Kampfsport, Meditation, Gymnastik und Selbstverteidigung.
Ab 1912 arbeitete er in England als Turn­, Box- und Selbstverteidigungslehrer.
Während des Ersten Weltkriegs
musste Joseph Pilates als »feind-
licher Ausländer« in Lazaretten als
Pfleger arbeiten. Entsetzt über den
Zustand der Patienten entwickelte er
ein Übungsprogramm, das die Gene-
sung beschleunigte. Nach dem Krieg
kehrte Pilates nach Deutschland
zurück und seine Trainingsmethode
wurde in der Ballettwelt populär.
1926 wanderte er in die USA aus, wo
er seine Frau Clara kennenlernte, mit
der er in New York ein Pilates- Studio
eröffnete. Sie arbeiteten mit vielen
verletzten Tänzerinnen und Tänzern
des New Yorker Balletts zusammen.
Sein Ruf verbreitete sich im ganzen
Land und weitere Studios wurden
eröffnet, die seine einzigartige Trai-
ningsmethode anboten.
ENTSTEHUNG DER METHODE
Joseph Pilates war ein Visionär. Er
glaubte an Selbstdisziplin, Selbst-
fürsorge und das Streben nach
einem gesunden Lebensstil. Seine
8
Methode beruhte auf den Prinzi-
pien Routine, Flexibilität und Kraft
aus der Körpermitte. Er war über-
zeugt, dass Ganzkörperfitness in
Verbindung mit mentaler Kontrolle
von Krankheiten befreien, Körper,
Geist und Seele ins Gleichgewicht
bringen und das Selbstvertrauen
stärken könne. Sein Ansatz war
von Grund auf ganzheitlich.
Zunächst entwickelte er Übun-
gen auf der Matte. In den Laza-
retten experimentierte er dann
mit Sprungfedern von Betten, um
den Körper durch Widerstand und
progressive Überlastung zu kräfti-
gen. Als in New York das Inter esse
an dieser Methode wuchs, ent-
wickelte Joseph Pilates Geräte wie
den Cadillac, den Reformer, den
Wunda Chair und den Arc Barrel,
die alle die Beweglichkeit, Kraft und
Flexibilität über die Matte hinaus
verbesserten.
Pilates starb im Jahr 1967. Seine
Anhänger führen sein Erbe fort.
»Contrology
entwickelt den
Körper, korrigiert
die Haltung,
stellt die körper-
liche Vitalität
wieder her und
stärkt den
Geist …
«
Joseph Pilates
PILATES-PRINZIPIEN
Pilates­Übungen basieren auf festen Atemmustern, die Atmung ist das ursprüng-
liche und grundlegende Prinzip der Methode. Die übrigen fünf Prinzipien be grün-
den die einzigartige Technik von Pilates. Ihr Zusammenwirken verbindet Körper
und Geist und ist der Grund für die Wirksamkeit von Pilates. Die Prinzipien lassen
sich auch im Alltag anwenden, nicht nur auf der Matte.
Damit ist sowohl das Aktivieren
der Coremuskulatur als auch
das geistige und körperliche
ZENTRIERUNG
Fokussieren bei der Ausführung
der Übungen gemeint.
werden die Übungen unbewusst
ausgeführt, es entwickeln sich
Körperbewusstsein und
Achtsamkeit.
Jedes Detail einer Bewe-
gung, wie sie ausgeführt wird
und wie sie sich anfühlt, erhält
Aufmerksamkeit. Mit der Zeit
KONZEN TRATION
vollständige Atmung in die Seiten
(siehe S. 36) wird empfohlen, um
körperlich und geistig optimal
zu profitieren.
Das Atemmuster sollte die
Bewegungen ergänzen – eine
ATMUNG
Grazie und Leichtigkeit ausgeführt
werden und fließend ineinander
übergehen. Die für eine Übung
BEWEGUNGSFLUSS
Die Übungen sollten mit
aufgewendete Energie sollte den
ganzen Körper einbeziehen.
Bewegung innerhalb einer Übung,
einschließlich Ausführung,
Wahrnehmung jeder einzelnen
Wichtig ist die bewusste
PRÄZISION
Positionierung und Ausrichtung
der einzelnen Körperbereiche.
geführt. Kontrolle umfasst auch die
mentale Ebene und die achtsame
Ausführung der Bewegungen.
Jede Übung wird kontrolliert
mit den jeweiligen spezifischen
Muskeln und der Atmung aus-
KONTROLLE
9
EINFÜHRUNG
NEUE ERKENNTNISSE
Das ursprüngliche Ziel von Joseph Pilates war die Rehabilitation von Kranken und
Verletzten in den Lazaretten des Ersten Weltkriegs. Später wurde die Methode vom
Ballett beeinflusst und für Profitänzer weiterentwickelt. Seit der Jahrtausendwende
sind zunehmend achtsame Trainingsmethoden in den Blick gerückt und Pilates wurde
an aktuelle Forschungsergebnisse und Reha-Anforderungen angepasst.
WEITERENTWICKLUNG DER METHODE
Joseph Pilates legte großen Wert
auf das Aktivieren der Körpermitte
und der gesamten Muskulatur, um
die Bewegungen zu stabilisieren
und zu unterstützen.
Dies wird deutlich bei Übungen wie
Scissors (siehe S. 78) und Control
Balance (siehe S. 156), bei denen
die Beine die Bewegung ausführen
und die Wirbelsäule stabil bleibt, um
den Körper zu stützen. Viele original
Pilates-Übungen setzten für die
langen Beinhebel, die Positionen
am Ende einer Bewegung und die
großen Wirbelsäulenbewegungen
bereits ein hohes Maß an Muskel-
und Gelenkflexibilität voraus. Für eine
kontrollierte Einnahme der korrekten
Positionen erforderten sie auch ein
gutes Körperbewusstsein.
HEUTIGE METHODE
Heute konzentriert man sich zu -
nächst auf die Beherrschung der
Körpermitte zur Stabilisierung der
Wirbelsäule, erst dann wird der
Körper insgesamt aktiviert. Manche
Übungen erfordern Flexibilität. Diese
wird oft durch aufeinander aufbau-
ende Übungen erzielt, sodass man
mit jedem Fitnessniveau einfach
beginnen und sich schrittweise stei-
gern kann. Die heutige Methode ist
für durchschnittlich fitte Menschen
unbedenklicher als die ursprüng-
lich von Joseph Pilates entwickelte.
Zudem gibt es Varianten, die das
individuelle Können berücksichtigen
und sich an spezifische funktionelle
Bedürfnisse anpassen, etwa um
größere Flexibilität und besseres
Gleichgewicht zu erzielen oder um
Beschwerden wie Schmerzen im
unteren Rücken zu reduzieren.
Methoden-Übersicht
TRADITIONELL
Basiert auf den Übungen, wie Joseph Pilates sie lehrte,
und in der Reihenfolge, die er festgelegt hatte.
Jede Übung in einer Sequenz baut auf der vorherigen auf.
Strenge Wiederholungszahl für jede Übung
Beginnt im Liegen, sodass die Schwerkraft die Coreverbin-
dung unterstützt wird, und geht zu vertikaleren Positionen über.
Becken meist nach hinten gekippt, mit flachem Rücken
Lange Hebel bei Armen und/oder Beinen
10
HEUTE
Modernisierte Version der traditionellen Übungen mit neuen
Varianten
Abfolge nicht festgelegt, sondern an den Bedarf angepasst
Wiederholungszahl an den Bedarf angepasst
Beginnt oft im Liegen, sodass die Schwerkraft die Coreverbin-
dung unterstützt, und kann zu anderen Positionen übergehen.
Becken in neutraler Haltung
Oft kürzere Hebel mit anfangs gebeugten Beinen
VERÄNDERTE TECHNIKEN
Es gibt vier Bereiche, in denen
sich die Pilates-Technik weiterent-
wickelt hat und wissenschaftliche
Erkenntnisse zu Veränderungen
der Methode geführt haben, ab -
gesehen von den Übungen selbst.
FLACHE vs. NEUTRALE
WIRBELSÄULE
Die Wirbelsäule sollte ursprüng-
lich flach auf der Matte liegen
(»Imprint«). Es hat sich aber gezeigt,
dass sie so keine stoßdämpfenden
Eigenschaften hat und bei einem
Training weniger funktionell ist als
eine neutrale Wirbelsäule. In neutra-
ler Haltung lassen sich die Core-
muskeln optimal isoliert aktivieren,
anders als bei einem nach vorne
oder hinten gekippten Becken.
MAXIMALE vs. GERINGE
BAUCHSPANNUNG
Den Bauchnabel zur Wirbelsäule
ziehen, um die gesamte Bauch-
muskulatur maximal zu aktivieren,
war früher das Credo. Dies kann zu
Überaktivität und frühzeitiger Ermü-
dung führen. Eine sanfte Aktivie-
rung isoliert zunächst den queren
Bauchmuskel, was die Wirbelsäule
stabilisiert und Kontrolle ermöglicht.
GEBEUGTER vs. NEUTRALER
NACKEN
Ein gebeugter Nacken kann die
Muskeln der Halswirbelsäule stark
belasten und den gesamten Ober-
körper verspannen. Die neutrale
Nackenposition minimiert diese
Belastung, richtet den Hals korrekt
aus und fördert eine angenehmere,
wohltuendere und natürlichere
Körperhaltung.
Neigung nach hinten
Das Becken ist nach
hinten gekippt.
Neutrales Becken
Das Becken ist in der
neutralen Position.
FLACHE WIRBELSÄULE
NEUTRALE WIRBELSÄULE
VERÄNDERTE ANWEISUNGEN
Die Anweisungen für Pilates-Übungen wurden im Laufe der Jahre modifiziert, sie unter-
scheiden sich deutlich von der ursprünglichen Lehre von Joseph Pilates. Hier führen wir
einige der wichtigsten Punkte auf.
Strenge Anweisung vs.
Übungsauswahl
Die traditionelle Methode
sieht eine strenge Reihen-
folge von 34 Bewegungen
vor. Moderne Schulen
wählen die Übungen nach
klinischen oder individu-
ellen Überlegungen aus,
denn nicht jede Ausfüh-
rung eignet sich für alle
Menschen.
Ein Niveau vs.
viele Niveaus
Die ursprünglichen Übun-
gen waren als einzelne Ein-
heiten konzipiert, während
die heutigen Schulen in
der Regel jede Übung für
mehrere Niveaus und/oder
in verschiedenen Varianten
anbieten. So ist sicherge-
stellt, dass Pilates für alle
sinnvoll eingesetzt wird.
Feste vs. flexible
Wiederholungen
Traditionell war die Anzahl
der Wiederholungen streng
vorgeschrieben, sie musste
genau eingehalten werden.
Nach modernen Übungs-
prinzipien wird die Anzahl
der Wiederholungen den
individuellen Fähigkeiten
und dem Ermüdungsgrad
angepasst.
Ballistik vs. Kontrolle
Viele ursprünglichen
Pilates-Übungen weisen
ein ballistisches Element
mit integrierten Impulsen
auf. In modernen Varianten
wird auf dieses Element oft
verzichtet und der Schwer-
punkt auf die neutrale Kon-
trolle über einen größeren
Bewegungsumfang gelegt.
SPEZIFISCHE ATMUNG vs.
VARIABLES ATEMMUSTER
Joseph Pilates gab spezifische
Atemanweisungen passend zu
den Bewegungen. Heute wird bei
Pilates-Übungen häufig während
der Anstrengung ausgeatmet, da
dies den queren Bauchmuskel
effektiver aktiviert.
11
ANATOMIE &
PHYSIOLOGIE
Pilates lehrt die Bewegung von der Körpermitte aus und fördert
so kräftige, schlanke Muskeln und effiziente Bewegungsmuster. Ein
grundlegendes Wissen über Anatomie, Physiologie und die Funktions-
weise des Bewegungsapparats, aber auch über die Auswirkungen von
Körperhaltung und Atmung und wie all dies mit Schmerzen und psychi-
schem Wohl befinden zusammenhängt, wird Ihre Sicht auf den Körper
verändern. Mithilfe dieses Wissens werden Sie Ihre Pilates-Technik und
die Auswahl Ihrer Übungen zunehmend optimieren und zielgerichtet
trainieren.
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
DIE
MUSKULATUR
Muskeln geben uns Halt und ermög-
lichen Bewegung. Ske lettmuskeln sind
über Sehnen mit den Knochen verbun-
den. Durch Zusammenziehen der Mus-
keln werden die Knochen bewegt.
SKELETTMUSKELN
Muskeln arbeiten selten isoliert. Der
primäre Beweger wird Agonist genannt.
Ihn können mehrere Muskeln unter-
stützen. Der Antagonist arbeitet dem
entgegen, um die Bewegung abzu-
bremsen und das Gelenk zu stabili-
sieren. Pilates kräftigt den Körper
über Muskelschlingen (siehe S. 18).
Brustmuskeln
Pectoralis major
Pectoralis minor (großer
und kleiner Brustmuskel)
Zwischenrippenmuskeln
M. brachialis
(Oberarmmuskel)
Abdominalmuskeln
M. rectus abdominis
(gerader Bauchmuskel)
Mm. obliqui internus und
externus (innere – tief,
nicht sichtbar – und äußere
schräge Bauchmuskeln)
M. transversus abdominis
(querer Bauchmuskel)
Hüftbeuger
M. iliopsoas (iliacus
und M. psoas major)
M. rectus femoris
(s. u. Quadrizeps)
M. sartorius
(Schneidermuskel)
Adduktoren (s. u.)
Parallel angeordnete
Muskelfibrillen
Ellbogenflexoren
M. biceps brachii
(zweiköpfiger
Armbeuger)
M. brachialis
Adduktoren (»Heranzieher«)
M. adductor longus (langer Adduktor)
M. adductor brevis (kurzer A.)
M. adductor magnus (großer A.)
M. pectineus (Kammmuskel)
M. gracilis (»schlanker Muskel«)
(tief, Oberarmbeuger)
M. brachioradialis
(Oberarmspeichen-
muskel)
Die Querstreifen zei-
gen die Anordnung
der Muskelproteine.
Skelettmuskelfasern
Skelettmuskelfasern bestehen aus Tausen den
von Myofibrillen, die in parallelen Bündeln
angeordnet sind. Diese enthalten die kontrak-
tilen Proteine, die den Muskel kontrahieren.
14
OBERFLÄCHLICH
TIEF
Vierköpfiger Oberschenkelmuskel
(Quadrizeps)
M. rectus femoris (gerader
Oberschenkelmuskel)
M. vastus medialis (innerer O.)
M. vastus lateralis (äußerer O.)
M. vastus intermedius (mittlerer
breiter O. – tief, nicht sichtbar)
Fuß- und Zehenstrecker (Dorsal -
flexoren des Sprunggelenks)
M. tibialis anterior (vorderer
Schien beinmuskel, Fußheber)
M. extensor digitorum longus
M. extensor hallucis longus (langer
Zehen- und Großzehenstrecker)
Halsstrecker
M. splenius capitis
M. splenius cervicis
(Riemenmuskeln d. Kopfes und d. Halses)
M. levator scapulae
(Schulterblattheber)
Rhomboiden
M. rhomboid minor
M. rhomboid major
M. trapezius
(Kapuzenmuskel)
M. deltoideus
(Deltamuskel)
(kl. und gr. Rautenmuskel)
Rückenstrecker
Halsstrecker (s. o.)
M. erector spinae
M. latissimus dorsi
(breiter Rückenmuskel)
(»Aufrichter der Wirbelsäule«)
transversospinales System
(kleine, tiefe Muskeln entlang
der Wirbelsäule)
M. serratus posterior inferior
(hinterer unterer Sägemuskel)
M. gluteus medius
(mittlerer Gesäßmuskel)
Gesäßmuskeln
M. gluteus maximus
M. gluteus medius
M. gluteus minimus
(großer, mittlerer und
kleiner Gesäßmuskel)
Die myotendinöse
Verbindung ist der
Übergang zwischen
Muskel und
Sehne.
M. piriformis
(birnenförmiger Muskel)
M. adductor magnus
(großer Adduktor)
Hüftstrecker
Gesäßmuskeln (s. o.)
M. adductor magnus (großer Adduktor)
Ischiocrurale Muskulatur (hintere
Oberschenkelmuskulatur)
M. biceps femoris (zweiköpfiger
Beinbeuger)
Kollagenfasern widerste-
hen Zug und Spannung.
Sehnen
Sehnen bestehen aus Bündeln dichter Kolla gen -
fasern. Sie sind sehr widerstandsfähig gegen-
über Zugkräften und übertragen die Muskelkraft
auf den Knochen. Pilates stärkt die Muskeln,
indem es Kraft auf die Sehnen ausübt.
TIEF
Fuß- und Zehenbeuger (Plantar-
flexoren des Sprunggelenks)
M. tibialis posterior (hinterer
Schienbeinmuskel)
Wadenmuskeln
M. gastrocnemius
(Zwillingswadenmuskel)
M. soleus (Schollenmuskel)
OBERFLÄCHLICH
15
M. triceps brachii
(Trizeps/dreiköpfiger
Oberarmmuskel)
M. semitendinosus (Halbsehnenm.)
M. semimembranosus (Plattensehnenm.)
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
LOKALE UND GLOBALE
MUSKELN
Unser Körper erzeugt Bewegung und Halt durch Aktivieren und Kontra-
hieren der Muskeln. Man unterscheidet zwei Muskelsysteme, über die der
Körper diese Kräfte effizient verteilt. Sie werden anhand ihrer Lage sowie
zahlreicher weiterer Eigenschaften klassifiziert.
ZWEI SYSTEME
Die Koordination des lokalen und des globalen Muskelsystems ist die
Essenz von Pilates. Man kann sich die zwei Systeme so vorstellen: die
lokalen Muskeln als inneren Kern, die globalen Muskeln als äußeren
Kern und die Muskeln der Extremitäten als Bewegungssystem.
LOKALE MUSKELN
Die lokalen Muskeln liegen nah am
Gelenk und haften an der Wirbel-
säule. Sie versteifen Gelenke, um
Druck-, Scher- (Reiß-) und Rotati-
onskräfte auf die Wirbelsäule abzu-
mildern. Zudem sorgen sie bei Be -
wegung für Stabilität und Halt zwi-
schen den Wirbeln, indem sie den
intraabdominalen Druck erhöhen.
Die lokalen Muskeln sind der quere
Bauchmuskel, der M. multifidus, der
Beckenboden und das Zwerchfell.
GLOBALE MUSKELN
Die globalen Muskeln liegen ober-
flächlicher als die lokalen und set-
zen vom Becken bis zur Wirbelsäule
an. Sie erzeugen in erster Linie
Bewegung und übertragen die Last
zwischen den oberen und unteren
Extremitäten über den Core. Zudem
stabilisieren sie und ermöglichen
dem Core bei diesen Bewegungen
exzentrische (dehnende) Kontrolle.
Die globalen Muskeln sind der
16
M. quadratus lumborum, der
M. psoas major, die äußeren und
inneren schrägen und der gerade
Bauchmuskel, der mittlere Gesäß-
muskel und alle Hüftadduktoren:
MM. adductor magnus, longus
und brevis, gracilis und pectineus.
M. sternocleidomastoid
(großer Kopfwender)
Zwerchfell
M. quadratus lumbo-
rum (quadratischer
Lendenmuskel)
BEWEGUNGSSYSTEM
Für eine optimale Leistung ist die
Aktivierung des lokalen und des
globalen Muskelsystems sowie
des Bewegungssystems erforder-
lich. Letzteres besteht aus Muskeln,
die die Wirbelsäule und/oder das
Becken mit den oberen und unteren
Extremitäten verbinden. Es erzeugt
Kraft bei Schnelligkeit und größere
Bewegungen, produziert konzentri-
sche Kraft und kontrolliert die exzen-
trische Entschleunigung. Zugehörige
Muskeln sind der breite Rücken-
muskel, die Hüftbeuger, die hintere
Oberschenkelmuskulatur und der
Quadrizeps. Sie wirken über Muskel-
schlingen zusammen (siehe S.18).
M. transversus abdominis
(querer Bauchmuskel)
M. multifidus
(vielgefiederter Muskel)
M. pectoralis minor
(kleiner Brustmuskel)
Beckenboden
M. pectineus
(Kammmuskel)
M. adductor brevis
(kurzer Adduktor)
LOKAL vs. GLOBAL
Die lokalen Muskeln
werden im Detail
gezeigt, um ihre
tiefe Lage, ihre
gerin gere Größe
und ihre Nähe
zur Wirbelsäule zu
verdeutlichen. Die
globalen Muskeln,
als Schicht an der
Oberfläche darge-
stellt, sind größer.
EIGENSCHAFTEN
Nähe zur Oberfläche
LOKALE MUSKELN GLOBALE MUSKELN
Tief
Länge des Muskels
Nähe zum Gelenk
Anzahl Gelenke, die er bewegt
Muskelfaserart
Ausrichtung der Muskelfaser
Muskelkontraktion
Funktion
Kürzer
Nah
1 oder mehr
Typ I (tonisch)
Fusiform
Langsam zuckend
Ausdauer
Oberflächlich
Länger
Weiter entfernt
2 oder mehr
Typ II (phasisch)
Aponeurotisch
Schnell zuckend
Kurze Höchstleistung
Funktionelles Training
Zwischenrippenmuskeln
Gerader Bauchmuskel
Äußerer schräger
Bauchmuskel
Die Körpersysteme sollten von innen nach
außen trainiert werden, zuerst die lokalen
Muskeln, dann die globalen und schließlich
das gesamte Bewegungssystem.
Innerer schräger
Bauchmuskel
M. gluteus medius
(mittlerer Gesäßmuskel)
M. gluteus minor
(kleiner Gesäßmuskel)
M. gluteus minor
(kleiner Gesäßmuskel)
M. adductor longus
(langer Adduktor)
M. gracilis
(»schlanker Muskel«)
Die Bewegung
der unteren
Extre mitäten
geht von der
Hüfte aus.
17
Die lokalen Muskeln werden unabhängig
von den globaleren Bauchmuskeln kon-
trolliert und haben einen Feedforward-
Mechanismus, d. h. Coremuskeln werden
vor Gliedmaßen aktiviert. Trainiert man sie
zuerst, sorgt man für eine stabile Wirbel-
säule, die dann jede zusätzliche Last tragen
kann. Den globalen Muskeln fehlt diese
spezifische Stabilisie rung, weshalb sie im
zweiten Schritt involviert werden. Im letzten
Schritt werden die Kraft produzierenden
Muskeln gestärkt, um die Kraft erzeugung
bei Schnelligkeit zu maximieren.
Die oberen Extre-
mitäten erzeugen
die Bewegung
der oberen
Körperhälfte.
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
MUSKELSCHLINGEN
Muskeln übertragen Kraft auf die Knochen, mit denen sie verbunden sind, und erzeugen
Bewegung durch Bewegen der Gelenke. Muskelschlingen verbinden Muskeln, Faszien
(Bindegewebe) und Bänder (Gewebe, das Knochen mit Knochen verbindet) über die
Faszien miteinander, um Kraft von einem Körperteil auf einen anderen zu übertragen. Sie
sorgen für mehr Stabilität und Unterstützung während der Bewegung und ermöglichen
die Übertragung von Kraft über den kontrahierenden Muskel hinaus. Die Muskelschlinge
wird oft auch als (Muskel-)Kette bezeichnet.
VIER ARTEN VON MUSKELSCHLINGEN
Sind die Kräfte zwischen den Muskelschlingen ausgeglichen, ist alles optimal ausgerichtet. Ist eine Kompo-
nente der Muskulatur jedoch schwach, verändert sich die Spannung in der Schlinge und dadurch die Kraft-
übertragung. Solch ein Ungleichgewicht kann eine Fehlstellung oder eine Funktionsstörung verursachen.
VORDERE SCHRÄGE SCHLINGE
Diese Schlinge stabilisiert das
Becken und sorgt an dessen Basis,
der Schambeinfuge, für den Kraft-
schluss. Sie stabilisiert den Körper
beim Gehen auf dem Stützbein und
kontrolliert die Beckenrotation bei
der Vorwärtsbewegung. Steigert
sich das Tempo vom Gehen zum
Laufen, wird die vordere schräge
Schlinge stärker beansprucht. Beim
Sport spielt sie für das Beschleuni-
gen, Abbremsen und Rotieren eine
wichtige Rolle. Eine Fehlfunktion
der Schlinge übt Scherkräfte auf das
Becken aus und kann die Bauch-
oder Leistenmuskeln verletzen.
HINTERE SCHRÄGE SCHLINGE
Diese Schlinge stabilisiert das
Becken von hinten und sorgt für
den Kraftschluss am Iliosakral-
gelenk. Sie ist in der Antriebsphase
beim Gehen aktiv, wenn der M. glu-
teus maximus das Bein nach vorn
bringt – was beim Rennen noch
18
deutlicher wird. Der M. latissimus
dorsi unterstützt die Koordination
des vorwärts schwingenden Beins
und das Zurückziehen des gegen-
läufigen Arms, um die Laufbewe-
gung zu erleichtern. Ist einer der
beiden Muskeln schwach, kann
das die Oberschenkelrückseiten
überlasten und eine Muskelzerrung
verursachen. Zudem können Scher-
bewegungen aufgrund schwacher
hinterer Beckenstabilität zu Schmer-
zen im Iliosakralgelenk führen.
TIEFE LÄNGSSCHLINGE
Diese Schlinge stabilisiert durch
Aktivierung des M. multifidus
Wirbelsäule und Becken. Über
ihre oberflächlicheren Muskeln –
M. erector spinae und M. biceps
femoris – erzeugt sie Bewegungen,
die auf Wirbelsäulen- und Hüftstre-
ckung beruhen. Sie ist stark an der
aufrechten Körperhaltung beteiligt
und stützt den Rumpf bei flexions-
basierten Aktivitäten wie Vorbeu-
gen und Aufrichten. Eine Schwäche
dieser Schlinge kann sich, wegen
geringerer Stabilität oder muskulä-
rer Unterstützung von Lendenwir-
belsäule und Becken, als Schmerz
im unteren Rücken äußern. Wenn
Sie sich z. B. vorbeugen, kann das
Aufrichten Mühe bereiten oder zu
weites Vorbeugen kann Schmerzen
verursachen.
SEITLICHE SCHLINGE
Diese Schlinge ermöglicht Bewe-
gungen in der Frontalebene, die
den Körper vertikal in Vorder- und
Rückseite unterteilt. Sie hält das
Becken bei einbeinigen Aktivitäten
wie Gehen, Treppensteigen und
Ausfallschritten gerade. Dysfunk-
tionen können ein positives Tren-
delenburg-Zeichen (siehe Grafik
rechts), Pronation des Fußes und
mediale Kniehaltung sein. Pilates-
Übungen, die hier helfen, sind z. B.
Clam, Side Kick und Leg Lift and
Lower.
VORDERE SCHRÄGE SCHLINGE
Beteiligte Muskeln: innere und
äußere schräge Bauchmuskeln
und die Adduktoren der ent-
gegengesetzen Seite, mitein-
ander verbunden durch die
Adduktoren-Bauch-Faszien.
HINTERE SCHRÄGE SCHLINGE
Beteiligte Muskeln: M. latissimus
dorsi und gegenüberliegender
M. gluteus maximus, verbunden
durch die Fascia thoracolumbalis.
Pilates-Übungen:
Pilates-Übungen:
One Leg Stretch (S. 60)
Scissors (S. 78)
Roll Up (S. 122)
Teaser (S. 136)
TIEFE LÄNGSSCHLINGE
Beteiligte Muskeln und
Bänder: M. erector spinae,
M. multifidus, Ligamentum
sacrotuberale und M. biceps
femoris, verbunden durch
die Fascia thoracolumbalis.
One Leg Kick (S. 74)
Shoulder Bridge (S. 84)
Swimming (S. 88)
Rocking (S. 152)
SEITLICHE SCHLINGE
Beteiligte Muskeln: MM. gluteus
medius und minimus, M. tensor
fasciae latae und die gegenüber-
liegenden Adduktoren.
Linke Becken-
seite sinkt
nach unten.
Rechte Hüfte auf-
grund schwacher
rechter Gesäßmus-
keln hochgezogen
Pilates-Übungen:
Swan Dive (S. 70)
One Leg Kick (S. 74)
Shoulder Bridge (S. 84)
Rocking (S. 152)
Dysfunktionale seitliche Schlinge
Aufgrund schwacher Hüftabduktoren, vor allem
MM. gluteus medius und minimus, kippt das
Becken beim unbelasteten Bein nach unten,
sodass sich die betroffene Person von der
beeinträchtigten Hüfte weg neigt. Dies ist das
sogenannte Trendelenburg-Zeichen.
19
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
WIE MUSKELN ARBEITEN
Muskeln kontrahieren auf unterschiedliche Arten, um Bewegungen zu ermöglichen
und zu kontrollieren. Auf welche Weise sie kontrahieren, hängt von der Kontraktilität
eines Muskels und der von außen auf ihn einwirkenden Kraft ab.
MUSKELSTRUKTUR
Skelettmuskeln sind eine komplizierte
Anordnung von Muskelzellen, Blutzellen
und Nervenfasern. Muskelfaserbündel
werden Faszikel genannt. In jeder Muskel-
faser befinden sich Myofibrillen mit den
kontrak tilen Protein filamenten, die die
Muskel kontraktionen erzeugen.
Faszikel
Bündel von
Muskelfasern
Antagonist
Der Biceps brachii ist der
Antagonist, er verlängert sich
unter Spannung.
Streckung
Der Gelenkwinkel
vergrößert sich.
Muskelzelle
Auch Muskel -
faser genannt
Agonist
Der Triceps brachii ist
Myofibrille
Kontraktile
Proteine
M-Linie
Mitte des
Sarkomers
Z-Scheibe
Rand des
Sarkomers
Dünnes
Filament
Besteht aus
dem Protein
Aktin.
Dickes
Filament
Besteht aus
dem Protein
Myosin.
20
EXZENTRISCHE KONTRAKTION
der Agonist, der konzen-
trisch kontrahiert, um
den Ellbogen zu strecken.
Eine exzentrische Kontraktion tritt auf, wenn sich ein
Muskel verlängert, während er weiterhin unter Span-
nung ist. Der Bizeps arbeitet hier exzentrisch, um den
Arm kontrolliert abwärts zu führen. Im Pilates tun
dies die Gesäßmuskeln bei der Shoulder Bridge, wenn
Sie Ihr Bein senkrecht ausstrecken (siehe S. 84).
KONTRAKTIONEN
Muskelbewegungen erzeugen in einem Muskel Kraft auf ver-
schiedene Weise. Isometrische Kontraktionen aktivieren einen
Muskel ohne Bewegung – die Muskellänge verändert sich nicht.
Ein Beispiel ist das Halten in der Übung Hundred (siehe S. 52).
Isotonische Kontraktionen verändern die Muskel länge: Sie
erfolgen konzentrisch oder exzentrisch (siehe Grafik).
Agonist
Der Biceps brachii ist der
Agonist,der konzen trisch
kontrahiert, um den
Ellbogen zu beugen.
Beugung
Der Gelenkwinkel
verkleinert sich.
Antagonist
Der Triceps brachii
entspannt sich fast
vollständig, um sich
ohne Spannung zu
verlängern.
Isometrisch
Bei einer isometrischen
Kontraktion erzeugt ein
Muskel Spannung, ohne
seine Länge zu verändern.
Muskelkontraktion
Die Kraft, die ein Muskel erzeugen
kann, ist am größten, wenn er in
Ruhelänge ist. Dann ist das Poten-
zial für die Interaktion der Protein-
filamente Aktin (dünne Filamente)
und Myosin (dicke Filamente) am
größten. Eine Kaskade von Nerven-
signalen setzt Kalzium frei, das
bewirkt, dass sich die Aktin- und
die Myosinfilamente im Inneren der
Sarkomere aufeinander zu bewe-
gen. Dadurch verkürzt sich das
Sarkomer, der Muskel kontrahiert.
KONZENTRISCHE KONTRAKTION
Eine konzentrische Kontraktion liegt vor,
wenn sich die Muskelfasern verkürzen, wäh-
rend sie Spannung erzeugen. Hier arbeitet
der Bizeps konzentrisch, um den Ellbogen zu
beugen. In der Pilates-Übung Scissors beugen
die Hüftbeuger die Hüfte (siehe S. 78).
M­Linie
Dickes
Filament
ENTSPANNTES SARKOMER
Dünnes
Filament
Z­Scheibe
KONTRAHIERTES SARKOMER
21
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
DAS
SKELETT
Das Hauptgerüst des Körpers besteht
aus Knochen und Knorpeln und wird von
Bändern zusammengehalten. Es gibt
dem Körper Struktur und Schutz und
ermöglicht durch Hebel Bewegung.
ÜBERSICHT
Knochen sind ein lebendes Organ und eine
Art hartes Bindegewebe, das aus Kollagen
besteht. Sie speichern Kalzium, das sie fes-
tigt und für viele weitere Körperfunktionen
benötigt wird. Das Knochenmark in ihrem
Inneren produziert kontinuierlich
neue Blutzellen. Knochen sind durch
Gelenke miteinander verbunden
und werden durch Bänder gehalten.
Pilates-Übungen, die mit Belastung
durch geführt werden, fördern die
Gesundheit der Knochen.
Schädel
Verbundene Knochenplatten
schützen das Gehirn.
Unterkiefer
Der Kiefer ist der einzige
bewegliche Teil des Schädels.
Schlüsselbein
Ver bindet Schulter-
blätter und Brustbein.
Brustbein
Auch Sternum genannt.
Hier setzen die Rippen an.
Rippen
12 Knochenpaare bilden
den Brustkorb.
Becken
2 Hüftknochen,
durch das Kreuzbein
verbunden
Handwurzel-
knochen
8 kleine Kno-
chen bilden das
Handgelenk.
Mittelhandknochen
5 lange Knochen
verlaufen durch
die Hand.
»Hormone, Ernährung
und körperliche Aktivität
beeinflussen Wachstum
und Entwicklung der
Knochen.
«
22
Fingerknochen
Auch Phalangen genannt.
14 Knochen je Hand bilden
die Finger.
Kniescheibe
Auch Patella genannt.
Sie ist an der Sehne des
Quadrizeps befestigt.
Fußwurzelknochen
7 kleine Knochen bilden
das Sprunggelenk.
Mittelfußknochen
5 lange Knochen ver-
laufen durch den Fuß.
Fußglieder
Auch Phalangen genannt.
14 Knochen je Fuß bilden die Zehen.
Knorpelzelle
(Chondrocyt)
Wirbelsäule
Übereinander
angeordnete
Knochen platten
Schulterblatt
Auch Scapula genannt.
Es verbindet Ober körper
und Arm.
Oberarmknochen
Verbindet Schulterblatt
und Unterarm.
Knorpel
Knochengelenke sind oft von Hyalinknorpel
umhüllt. Dieser ermöglicht den Gelenken,
sich frei zu bewegen, weil er eine glatte, gut
geschmierte Oberfläche bildet, die die Rei-
bung minimiert und Kraft überträgt. Nimmt
der Knorpel durch Gewalteinwirkung oder
Rückbildung Schaden, kann Arthrose
auftreten (siehe S. 24).
Elle
Unterarmknochen,
verläuft bis zum
kleinen Finger.
Speiche
Unterarmknochen,
verläuft bis
zum Daumen.
Kreuzbein
Zentrum des Beckens
Knochen sind
über Bänder
verbunden.
Oberschenkelknochen
Auch Femur genannt,
längster Knochen
Schienbein
Kann unter der Haut
ertastet werden.
Wadenbein
Bänder
Bänder sind dichte Bindegewebsfasern, die Knochen miteinan-
der verbinden und Gelenke stabilisieren. Verletzungen können
die Propriozeption beeinträchtigen – die Wahrnehmung von
Bewegung und Körperposition. Das Körperbewusstsein lässt
sich durch Pilates und achtsame Bewegungen verbessern.
Fersenbein
Mit der Achillessehne
verbunden
23
Dünner Knochen an der
Außenseite des Beins
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
KNOCHENSTÄRKE
UND GELENKE
Knochen und Gelenke bilden das Gerüst, das unseren Körper stützt, die Hebel-
systeme, die Bewegung ermöglichen, und die Grundlage für unsere Kraft. Knochen
sind hoch spezialisierte lebende Gewebe, die sich an mechanische Belastungen
anpassen. Regelmäßiges Pilates­Training stärkt unsere Knochen und Gelenke.
KNOCHENWACHSTUM
Die Knochenbildung erfolgt durch spezielle Zellen, die
Osteoblasten. Alte Knochensubstanz wird in den Osteo-
klasten abgebaut. So bleibt die Knochendichte erhalten.
Das äußere Bindegewebe verleiht den Knochen Festigkeit
und Elastizität, Mineralien geben ihnen Härte. Kalzium
spielt hier eine wichtige Rolle.
Während der Kindheit entwickelt sich das Skelett auf-
grund erhöhter Produktivität der Osteoblasten rasch. Mit
etwa 16–18 Jahren erreicht die Skelettreife ihren Höhe-
punkt, die Knochendichte kann aber noch bis zum Alter
von 20–30 Jahren zunehmen. Ab etwa 35 Jahren nimmt sie
wieder ab. Regelmäßiges Krafttraining kann die Knochen-
dichte maximieren und erhalten.
Arthrose
Arthrose, die Degeneration des
Gelenkknorpels, ist die häufigste
Gelenkerkrankung. Sie verursacht
Schmerzen, weil die Gelenkflächen
und die Schmierung der Gelenke
abnehmen. Arthrose-Patienten
können durch Pilates-Training ihre
Schmerzen verringern und die allge-
meine Gelenkfunktion verbessern.
PROGRESSION
Knorpel wird durch Abnutzung oder
Verletzung abgebaut. Damit verengt
sich der Gelenkspalt, die Synovial-
membran kann sich entzünden und
schmerzen. Im Knochen können
Sporne (Höcker) und Zysten entstehen.
24
Glatter Knorpel
Spalt im
Gelenk
Knochenhaut
(Periost)
Kompakter
Knochen
Gelbes
Knochenmark
Blutgefäße
DAS KNOCHENINNERE
Schwamm-
artiger
Knochen
Die äußere Schicht ist die Knochenhaut (Periost).
Darunter liegt kompakter Knochen, der den tiefen
schwammartigen Knochen umgibt. Die innere Archi-
tektur bildet ein Gerüst aus Bälkchen (Trabekel), die
mechanischen Belastungen standhalten.
Schwindender Knorpel
Knochen
Verengter
Gelenkspalt
auf Knochen
Knochen-
sporn
Synovial-
membran
Entzündete
Membran
GESUNDES
GELENK
ARTHROSE IM
FRÜHSTADIUM
FORTGESCHRITTENE
ARTHROSE
Zyste im
Knochen
GELENKE
Gelenke verbinden die Knochen des Skeletts und ermöglichen Bewegung. Es
gibt drei Arten von Gelenken: Bandgelenke, Knorpelgelenke und echte Gelenke.
Ihre Beweglichkeit nimmt von den Bandgelenken zu den echten Gelenken zu:
Die beweglichsten, echten Gelenke werden beim Pilates mobilisiert.
GELENKBEWEGUNGEN
Echte Gelenke sind frei beweglich. Ihre Bewegungen
werden durch die sie stützenden Muskeln, Bänder und die
sie umschließende faserige Gelenkkapsel eingeschränkt.
Scharniergelenke wie z. B. Ellbogen und Knie ermöglichen
nur Beugung und Streckung. Kugelgelenke können sich in
viele Richtungen bewegen und sind in größeren Gelenken
wie Schulter und Hüfte zu finden.
Außenrotation
der Schulter
ARTEN VON BEWEGUNGEN
Flexion
Extension
Abduktion
Adduktion
Außenrotation
Innenrotation
Axialrotation
Plantarflexion
Dorsalflexion
Der Gelenkwinkel wird kleiner.
Der Gelenkwinkel wird größer.
Glied bewegt sich vom Körper weg.
Glied bewegt sich näher zum
Körper hin.
Glied dreht sich nach außen.
Glied dreht sich nach innen.
Wirbelsäule rotiert um ihre Achse.
Fußspitze strecken
Fußspitze heranziehen
Innenrotation
und Abduktion
der Hüfte
SEITBEUGE
Das Gelenkinnere
Die Gelenkkapsel ist von der Synovial-
membran ausgekleidet. Diese gibt
schmierende Synovialflüssigkeit in die
Gelenkhöhle ab, ein Prozess, der bei Druck
auf die Gelenke aktiviert wird. Aktivität
und Belastung der Gelenke erhöhen die
Viskosität der Gelenkflüssigkeit und tragen
zum Schutz der Gelenke bei. Pilates-
Positionen mit Belastung wie Stehen
oder Übungen im Vierfüßlerstand
spielen hier eine wichtige Rolle.
ECHTE GELENKE
Außenrotation
der Hüfte
Flexion (Beugung)
des Knies
Axial -
Abduktion der
Schulter
Extension (Streckung)
des Ellbogens
rotation der
Wirbelsäule
Bänder verbinden
Knochen mit
Knochen.
Schwammartiger
Knochen
Gelenkkapsel
hält das Gelenk
zusammen.
Knochen treffen
an Gelenken
aufeinander.
Bei fast allen Gelenken handelt es sich
um echte Gelenke. Sie enthalten Syno-
vialflüssigkeit, die den Gelenkknorpel
nährt und das Gelenk schmiert, um rei-
bungslose Bewegung zu ermöglichen.
Gelenkknorpel
verringert die
Reibung.
Gesunde Synovial-
flüssigkeit ist dick,
um das Gelenk
abzupolstern.
ELLBOGENGELENK
25
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
COREMUSKELN
Der Core besteht aus vier Muskelgruppen, die eine
dreidimensionale Stütze um den Rumpf herum bilden.
Gemeinsam koordinieren sie dessen Bewegungen und
verbinden den Ober- mit dem Unterkörper. Auch für die
Atmung und die Kontinenz sind sie zuständig.
STABILITÄT
Ein stabiler Rumpf stellt sicher, dass sich die einzelnen Seg-
mente der Wirbelsäule verletzungsfrei bewegen. Geringe
Rumpfstabilität kann die Wirbel bei einfachen Bewegungen
wie Beugen oder Strecken vermehrt belasten.
Atmung: Becken boden und
Zwerchfell
Die Zusammenarbeit von Becken-
boden und Zwerchfell ermöglicht die
natürliche Biomechanik des Brustkorbs
und verringert Widerstände durch
Kontrahieren der Coremuskeln. Wenn
Sie bei Anstrengung einatmen, füllt sich
Ihre Bauchhöhle mit Luft und erschwert
die Bewegung. Pilates fördert ein natür-
licheres Atemmuster: Sie atmen bis auf
den Lungenboden ein und dehnen den
Brustkorb aus, beim Ausatmen entspan-
nen Sie den Brustkorb.
Beim Ausatmen kontrahiert und hebt
sich der Beckenboden, beim Einatmen
lockert und senkt er sich. Lernen Sie,
den Beckenboden bewusst zu aktivieren
und dies mit Atmung und Bauchmuskeln
zu koordinieren. So arbeitet Ihr Core-
system effizient.
Einatmen
Zwerchfell
und Becken-
boden senken
sich.
Ausatmen
Zwerchfell und
Beckenboden
heben sich.
26
Rippenknorpel
Brustkorb
Zwerchfell
Kontrahiert beim Ein-
atmen und entspannt sich
beim Ausatmen.
M. multifidus
Rückenmuskel, der die
Wirbelsäule lokal stabilisiert
M. quadratus lumborum
Rückenstrecker
Lange Muskeln, die die
Wirbelsäule strecken
Wirbelsäule
Ligamentum iliolumbale
Ligamentum
longitudinale anterius
Reduziert die Beugung der
Wirbelsäule nach hinten.
Becken
Beckenboden
Muskelgruppe, die die
Blase, den Darm und die
Gebärmutter stützt
ANTERIOR–
LATERALE ANSICHT
Den Core aktivieren
Wenn die Coremuskeln zu 30 Prozent aktiviert sind, kontrahieren sie effizient
und stabilisieren die Wirbelsäule optimal. Atmen Sie bei der Kontraktion der
Coremuskeln aus, werden die Muskelfasern vom Typ 1 besser angespro-
chen – langsam zuckende Muskelfasern, die für eine langsame und gleich-
mäßige Bewegung und damit für Ausdauer sorgen. Eine Aktivierung von
über 30 Prozent bringt Muskelfasern vom Typ 2 ins Spiel, die schnell Kraft
entfalten, aber auch schnell ermüden. Achten Sie einmal darauf, ob Sie den
Atem anhalten, die Bauchmuskeln anspannen oder das Gesäß zusammen-
pressen, wenn Sie Ihre Körpermitte aktivieren. Diese Kompensationsmecha-
nismen verringern die Effizienz Ihres Cores.
Äußerer schräger Bauchmuskel
Die Fasern des größten und oberflächlichs-
ten Bauchmuskels liegen auf beiden Seiten
und auf der Vorderseite des Rumpfes und
sie laufen an der Rektusscheide zusammen.
Wenn beide Seiten kontrahiert werden, beugt
sich der Rumpf. Wird nur eine Seite kontrahiert,
führt diese eine Seitbeugung aus und die
gegenüberliegende Seite eine Rotation.
Innerer schräger Bauchmuskel
Dieser breite Muskel liegt unter dem äuße-
ren schrägen Bauchmuskel, zu dem seine
Fasern im rechten Winkel verlaufen. Er wirkt
mit dem äußeren schrägen Bauchmuskel
zusammen, um den Rumpf zu beugen. Die
Kontraktion einer Seite beugt und rotiert zu
dieser Seite.
Querer Bauchmuskel
Dieser am tiefsten gelegene Coremuskel
umschließt den Rumpf mit seinen horizon-
tal verlaufenden Fasern. Er wird vor einer
Bewegung aktiviert, um die Wirbelsäule zu
stabilisieren, und lässt sich durch den Atem
beeinflussen. Wir atmen aus, wenn wir eine
Bewegung ausführen, um die Muskeln opti-
mal zu aktivieren und Gelenke, Bandschei-
ben und Muskeln zu unterstützen.
Gerader Bauchmuskel
Dieser vertikale Bauchmuskel besteht aus
einem langen, breiten Muskel, der durch drei
sehnige Leisten in Abschnitte unterteilt ist.
Durch seine Mitte verläuft die Linea alba.
COREMUSKELN
Die Rumpfmuskulatur besteht aus mehreren
Schichten. Die stabilisierenden Muskeln
liegen tief, die Bewegung erzeugenden
Muskeln näher an der Oberfläche.
27
ANATOMIE & PHYSIOLOGIE
DIE
NEUTRALE WIRBELSÄULE
Unsere aufrechte Haltung wird durch die Wirbelsäule und ihre Anatomie ermög-
licht. Entscheidend für unsere Beweglichkeit sind ihre Krümmungen und das
Zusammenspiel von Wirbelsäule und Becken. Diese sind individuell ausgeprägt,
starke Abweichungen beeinträchtigen die ganze Wirbelsäulenfunktion.
DIE ROLLE DER WIRBELSÄULE
Die Wirbelsäule unterstützt unsere aufrechte Haltung, verleiht dem
Rücken Beweglichkeit und schützt das Rückenmark und andere neurale
Strukturen. Jeder ihrer Abschnitte weist einzigartige Merkmale auf.
Die Wirbelsäule besteht aus
24 Wirbeln: 7 Hals-, 12 Brust- und
5 Lenden wirbeln. Zudem bilden
5 zusammengewachsene Wirbel
das Kreuzbein (den dreieckigen
Knochen an der Basis der Lenden-
wirbelsäule) und 4 verschmolzene
Wirbel das Steißbein. Die Wirbelkör-
per – die dicken, ovalen Wirbelab-
schnitte – liegen auf der Vorderseite.