Pinselstriche, Klavier und Kunst - Heike Streithoff - E-Book

Pinselstriche, Klavier und Kunst E-Book

Heike Streithoff

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Beschreibung

Malerei, Musik und Schriftsteller spielen in diesem Gedichtband eine herausgehobene Rolle. Beethoven, Storm oder Barlach bekommen ihren Auftritt. Monet und Vincent von Gogh sind gefragt. Begebenheiten mit einem Aktmodell werden geschildert. Schwimmen Sie auf den Wasserpfaden der Haie. Reden wir von den letzten Elefanten auf unserem Planeten, dem Schwinden der Evolution. Katzengedichte sind im Band zu finden. Genießen Sie ihren Kaffee auch im Lockdown. Die Corona-Pandemie hinterläßt Spuren in den Gedichten. Ein Maskenball setzt sich in Szene. Warum sind die Nazis von der AfD keine Panzerknacker? Von den verwaisten Dörfern am Rand von Tagebauen wird berichtet. Eine Frau trifft ihren Ex-Mann, sondierte ihre Gedanken über ihn. Herbstgedichte sind zu finden, der Wind pfeift um die Ecken.

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Seitenzahl: 203

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Inhalt

Heike Streithoff

Inmitten des Ortes

Entlang der Isar

Leoni am See

Unter einem Apfelbaum liegen

Im Land der Vögte

Volker Teodorczyk

Wechselspiel

Chancenlos

Unbelehrbar

Ungewiss

Wehrlos

Vera Vorneweg

Bedeutungsgeröll

Elisabeth Furrer

Anleitung zum Glücklichsein

Thomas M. Mayr

wie schnell ist das netz

Inflammation

Wie es jemandem gefällt

Anne Abelein

Im Einkaufshimmel

Rainer Daus

Seinerzeit

Mein Paradies

Dorothee Krämer

frau am fenster

Vera Hewener

Pinselstrich des Mittags

Eline Menke

Kontrovers

Kaia Rose

Zuflucht

Peter Frank

An Wolfgang Borchert

Betrachtung des Holzschnitts Die große Welle vor Kanagawa. Katsushika Hokusai (1760-1849)

An Storms Grab

Im Hinterland

Kletterbäume

Haie

Umbettung

Grindelallee, morgens

erinnerung an strandgut

Raissas Reise

Ulrike Werner-Larsen

Kindersommer

Carsten Rathgeber

nur eine chance

Eingeschlagenes Glas

Altes Haus, alter Name

Gebetskammer

Novembergebet

Riss

Dein Lachen

Grüne Fische

Lebensmut

Blaue Gefühle

Du

Blick ins Begehren

Beieinandersein

Seelensprache

Erbe

Versprechen

Schwimmen mit Biestern

Magnus Tautz

Parkplatz. Ein Achselzucken

Vor dem Absprung

Zement

Frau aus Blau

Stichproben

Frühling

Nocturne

Hanna Fleiss

Die Kerze

Barlach

Generationen

Von der Poesie

Sanft kann ich sein

Ohne Obdach

Wer weiß es denn

Dirk Werner

Mehrere Wunder

Alexander Walther

Eroica

Sonett für Shakesspeare

Henrike Hütter

Im Zentrum

Heute

Peter Schuhmann

Flüchtig

Zauberblume

Leise fallen Tropfen

Verwaist

Nixes Heimkehr

Rote Linie

Fort

Sommers Tod

Armes Ach

Nichtssagend

Gerhild Wächter

späte jahre

spätjahre

abschiedsweg

Alfred J. Signer

Lebenshunger

Ausnahmezustand

Eingriff und Wegnahme. Übergriff und Verletzung

There are moments I remember all my life

Flucht

Silvia Mörschardt

Käthe

Dirk Tilsner

Halluzinationen zum Thema

am Fenster

vor-bildern

out fit

Vorher-Sage

Willi Volka

Wandeln

Probleme

Gang der Dinge

Helmut Glatz

Der Klang der Langsamkeit

Musikalischer Frühling

Abendtraumlied

Espressogesang

Terrassengesang

Die Sonne liegt im Liegestuhl

Kaffee an einem heißen Nachmittag

Herbstwind

Ein Schmetterling weiß

Langeweilegedichte

Wenn ich ein Schmetterling wäre

Cellokonzert in H-moll von Dvorak

Franz List. Ungarische Rhapsodie

An Fernando Pessoa

An Brahms. Variationen über ein Thema von Haydn

An Ingeborg Bachmann. Die Dichterin

An Rose Ausländer. Zwischenzeilwort

Andrzej Kikał

Monet

In Weimar

Daniel Mylow

malen

Christian Engelken

Edvard Grieg

Alte, einsame Frau

Heike Lange

Allerheiligentor

Jörn Kalkbrenner

Manege aus

Lindenblüte

Mancher

Geflügeltes Wort

Gehendes Selbstgespräch

Einen Zahn zuviel drauf

Die Made in Germany

Abwärts

Abend-Sonett

Lahmer Gaul

Duftes Leben

Der Abdichter

Wenn‘s wurmisiert hat

Eva Beylich

Der Letzte

Olivenbäume

Verlassene Räume

Monotypie

Segelbahnen

Subkutan

Dieter Hans

Ernst Ludwig Kirchner

Wolfgang Rinn

Novembersonne

Germano Piccirillo

März 2020

Das was mir von dir gehört

Weihnachtsbescherung

Ein Kuß schwebt in der Nacht

Marko Ferst

Heißer Tag

Australische Feuer

Niemandsland

Leerstelle

Unverortet

Lichtland

Beute

Steinzeiten

Herbstlichter

Valerie Travaglini

Sicilia

Blau

Letzte Tage

Friederike Hermanni

Der Zugbegleiter

Und doch

Torsten Krippner

Erwartung

Hanne Strack

Lyrik

Reise

Stille ist farblos

Liebesgedichte

fühl dich umarmt

eingenickt

Ingrid Ostermann

Corona: allein

Am Gipfel

Martin Spiegler

Nach einer Seuche

Sendeschluß

1989

Vierzehn Gründe, den Klimaschutz zu verpassen

Gesunder Menschenverstand

Was wäre

Peter Nied

Irgendwann

Arno Reis

coronata

herbststurm

Erich Pfefferlen

fast missionarisch

die karriere leitern

Karin Bolte

Aktmodell

Corona-Gedanken

November

Bombenstimmung

Ralf Penzkofer

Erkenntnis

Spaziergang

Reinhard Lehmitz

Liebeslied

Ein besonderer Tag

Strandwanderer

Rotdornweg

Krieg ist vorprogrammiert

Kathrin Ganz

Maiabend auf dem Balkon

Lange Zeit Kaffee trinken im Lockdown

Junigefüster

Das Geheimnis des Mondes

Erste Spätsommertage

Ich denke nur noch selten an dich

Rüdiger Kolb

Angst

Die Muck (Mücke)

Speckgürtel

Gestörte Stille

Fragen an den Frühwachfrühling

Heinz-Helmut Hadwiger

Batteriehenne

Katzenbilder

Grauer Kater mit blauen Augen

Mein, dein, sein – Schwein!

Wär ich eine Katze…

Katzenpaar unter Weinlaub im Fenster

Pferde

Katze inmitten Pflanzen

Pferdejagd vom Blumento zum Busento

Löwin mit 15 Kätzchen

Claudia Engeler

Mein Leben

Zweinsamkeit

Eva Unterhuber

Abschied

Erwachsen werden

Romy Leininger

Weites Blau

Lied des Windes

Exodus

Eiswind

Kinderträume

Abgeblitzt

Zauberharfenklang

Schattenmond

Warten

Worte

Sehnsuchtsmelodie

Wolkenfetzen

Wolkenzug

Septemberimpressionen

Winterfrühling

Sternennacht

Joanna Masseli

Frida Kahlo

Modezar

Werner Hetzschold

Dame in Gelb

Der Besessene

Maler und Modell

Kunst als Therapie

Abgestumpft

Vorbild – eine literarische Kostbarkeit – Gedicht des Herrn Böhmermann

Meine Oma ist keine Umweltsau

Letzte Worte des letzten Elefanten

Corona

Lebensraum

Unverständnis

Die Erde wehrt sich

Ein Nicht-Privilegierter kommt zu Wort

Wieso und warum so reich?

Ein altes Lied

Ein stilles Lied

Veränderung

Wieder erblüht das Leben

Kein Wasser

Deutschland ein Einwanderungsland

Erleuchtung

Weisheit

Ihr ganzer Reichtum

Ich passe nicht mehr in diese Welt

Während einer Feier

Karriere-Druck

Das Ende

Nur Sehnsucht bleibt

Verwaiste Dörfer

Traurige Veränderung

Sauberer Sommer

Herta Andresen

So laut

Winterlandschaft

Mainacht

Wenn der Mond auf dem Rücken liegt

Perfektion

April 2020

Tröstende Farben

Durchhalten

Sie sagte

Trost

Tot?

Weitsicht

Der Besuch

Mühsam

Oscar

Dunkle Wolken

Größenwahn

Am Morgen

Een Ohrworm

Ein Ohrwurm

Zwischen zwei Stühlen

Sommerabend

Freudlos

Digital

Fallout

Kurt Bott

Zum Wohl

Aus gleich

Die Sonne

Kennst du

Klaus J. Rothbarth

Herbstschöne

Ballade von der Freundschaft mit Künstlern

Arabischer Frühling

Bäume pflanzen, Bäume abhauen

Der Radwechsel: Vollzogen

Lesley Wieland

Faltidee

Sagenroute

Fleißarbeit

Schaflaub

Kopffüßler

Oopo oder Odin

Patenkiefer

Hans-Werner Kiefer

Deine Uhr

Verantwortung

Der Weg der Versöhnung

In meinem Kopf ist Jahrmarkt

Lebensnarbe

Celans Mutter

Meine Fesseln

Meine Seele braucht Licht

Helmuth Schönig

Alltägliches

Wunschluftballons

Dietrich Krome

Maskenball

Liebe

Weiße Wolken

In den Tag hinein

Bei Freunden

Tauflied

Angst überwinden

Frühlingswind

Alltagsstille 2020

Ballerinen

Sommerhitze

Wie schön, dass du heut´ bei mir bist

Unversehens

Claudia Windirsch

Dichters Drama

Anfang nach Ende und die Sekunde dazwischen

(

Ein-)Satz der Gouvernante

bombendrohung im schwimmbad

Hans Sonntag

Widersprüche und Wahrheiten

Leben in Angst

An den Enkelsohn

Bäume

Warum?

Ich klage an…

Anderes Leben

Hanna Conrad-Peters

Design

Kunst

Die Werke der Natur

Musik

Heike Wiezorek

Claude Monet, 1840 – 1926

Vincent van Gogh, 1853 – 1890

Hans-Walter Voigt

Wunsch

Der Trott der Tage

Quarantäne

Überall ist sie

Sommer 2020

Suche nach der Welt

Regen im Park

Warten

Ich habe Durst

Das Glück

Der Augenblick

Liebe und Schmerz

Sehnsucht

Was bleibt

Der geöffnete Mantel

Wenn der Abend hereinbricht

Das laute Lachen

Rubinrot

Orphisch

Manchmal

Schöne Zeit

Sternenhaus

Was Liebe ist

Heinz Körer

Begegnung

Yvonne Steffe

Den Ex getroffen

Peter Hort

Nach Westen ...

Johanna Krüger-Bandt

worte

leerstelle

himmel und erde

Heike Lange

Zueinander

Lau ist die Frühlingsluft hinter den Gittern

Detlef Stoklossa

Am Strand

Neue Wege

Kleine Fluchten - geschenkte Zeit

Erinnerung, Sehnsucht, Traum

Singe ach singe mein Herz

Spätestens Jetzt

Mitten im Sommer

Ostern

Abgesang

Gerard J. Duerschke

Das lyrische Ich

Der letzte Tag aller Jahre

Castello di Reschio – Umbria

Nachsinnen am Grabmal Giuliano de Medici. Die Nacht

Erothesis

Totemsche Worte

Geisterbeschwörung

Metaphorischer Surrealismus

Die Menschmaschine

An den All - Einen

Christina Schößler

Sommer

Alter August

Heike Streithoff

Inmitten des Ortes

Vögel aus ihren Verstecken zirpen.

Kälte treibt zum Weitergehen an.

Von Fußstapfen zu Fußstapfen rein.

Luft mit Flocken behangen,

Haare wie kristalline Antennen,

steife Hände in den Taschen.

Jackenleuchten auf den Hügeln,

Winterbüsche am Wegesrand,

kreischende Schlitten.

Ein Kitzeln im Gesicht,

blaue Augen schauen mich an,

Behausung Zaubergarn.

Zu Füßen der Abdruck unserer Sohlen.

Je tiefer die Schneedecke,

desto dumpfer das Knirschen.

Das Wetter schlägt um.

Entlang der Isar

Wanderwege Flaschen unter Wurzeln

Urin Gerüche Eichen Blätter Rinden

abseits Holzbänke Fauna Flora saturiert

Wegweiser splittern Rennradler Kritzeleien

staubig Birken Frösche auf Schutt Ströme

schäumen schürfen Schotter wildes Ufer

sprudelt, hüpft, schlängelt ein Floß

über Inseln gleitend Halme randen

Rinnsal peitscht, klirrt, knallt eisig scharf

kalt hart endlos über kantiges Wasser Töne

im Widerstand oberhalb des Grundes.

Leoni am See

Ein warmer Tag

alles ist Ufer

Boote vor Anker

Prunk enthemmt

Badeunfall

Chaos der Straße

Sirenen

Kinder hüpfen

Riesenwaden

Protest-Selfies

Russisches quicken

Sirenen

Türen klirren

Krieg

Bombenteppich

Sieger

Sirenen

Hunger

vergewaltigt

Geschichte

im Gepäck

Unter einem Apfelbaum liegen

Krähen schweifen auf weiter Flur.

Windräder thronen, reglos.

Herde schimmern, reißen Futter.

Biker pusten durch die Glut.

An den Waldschneisen ländliche

Idylle flimmern. Bienen, Grillen,

Schmetterlinge schwirren, rings.

Mittags schlägt der Kirchturm.

Apfelbäume umwehen ein Lüftchen.

Tücher trocknen im Geäst.

Biobauern mucksen. Reifezeit notiert

auf einem Täfelchen am Stamm.

Weiße Streifen auf blauem Grund.

Äpfel Kullern herum, Körbe ruhen.

Goldene Äcker mähdreschen.

Die Apfelstraße ist mein Garten.

Im Land der Vögte

Astwerk dicht in den Talauen,

Grauwacken unter Granit,

moosgrüne Mauerreste.

O-Töne des Äthers durchwandern.

Vorm Fenster Fließendes.

Resonanzen, alte Gassen.

Webersäle, Ruinen, Fabrik,

die Spindeln zogen ab!

Prasselten auf Samtenes.

Winterkühle, ewig Schatten.

Seufzend in mir du

hinter Alpenveilchen.

Volker Teodorczyk

Wechselspiel

Wenn sich von fremder Macht bestellt

Umgebungen, vertraute Welt

mit tiefer Dunkelheit verbinden

erobert sich die Fantasie

Vernunft und übernimmt Regie

bis Ängste Adressaten finden

Und wo sonst Licht mit hellem Schein

der Ursprung ist für unser Sein

verbünden sich des Nachts Gedanken

verfinstert und zutiefst morbid

wie es in manchem Traum geschieht

wenn schwarze Schleier dicht umranken

Was macht es aus, was ist der Grund

und wie umschreibt sich der Befund

erklärt der Dunkelheiten Mächte

wie kann es sein, dass Angst regiert

die sich bei Lichteinfall verliert

wie Delinquenten Freiheitsrechte?

Mit seinem ersten Atemstoß

reißt sich der Morgen kraftvoll los

und übergibt das Licht dem Tage

der es verschwenderisch verteilt

bis ihn die Dunkelheit ereilt

So halten sie sich stets die Waage

Chancenlos

Wie gerne würde ich

mich frech in Szene setzen

statt vor dem Feind zu flüchten

ihn felsenfest umarmen

und wenn er heult gibt’s kein Erbarmen

Möcht‘ unerschütterlich

mit stahlverwebtem Willen

und ungeahnten Kräften

gestärkt und aufrecht gehen

dem Hang zu Ängsten widerstehen

Dem Ende dieser Welt

mit Mut entgegentreten

mich meinen Zweifeln stellen

stolz über allen Dingen

und über meinen Schatten springen

Mich stark und unbeugsam

wenn’s nur der Tarnung diente

in breiter Pose zeigen

und Kräfte zaghaft melden

doch taug ich nicht zum Menschheitshelden

Er legt uns Fesseln an

und er genießt die Weite

zeigt uns jedoch die Grenzen

wohl um zu animieren

die Hoffnung vollends zu verlieren

Unbelehrbar

Das Tageslicht verliert an Kraft

und ficht noch mit der Dämmerung

um letzte lichte Flächen

mit Hoffnung auf Verlängerung

bis sich die Strahlen brechen

Mal wieder ist ein Tag vertan

als wäre er im Würfelspiel

gesetzt und dann verpfändet

als hätte es nur eins zum Ziel

dass er schnellstmöglich endet

Verschenkt das Reservoir an Zeit

vergeudet im Sekundentakt

grob fahrlässig verludert

und schließlich folgt der letzte Akt

zu spät zurückgerudert

Selbst wer noch einen Baum umarmt

erweckt den Schein der Kondolenz

erspürt vielleicht das Ende

die Geste strotzt von Dekadenz

doch niemand schreit nach Wende

Wie schnell sich eine Welt verbraucht

mit Vorsatz und Entschlossenheit

der Mensch zeigt sich entrüstet

doch irritiert die Gründlichkeit

mit der er sich noch brüstet

Und unbeirrbar hält er fest

an der Vollendung der Natur

sie wankt schon stark benommen

doch leistet noch die Signatur

fürs Ende, es wird kommen

Ungewiss

Wörter kraftvoll und ermahnend

wie zu einer Schlacht formiert

unterspülen alte Dämme

betonierter Lebenspläne

zeigen Klauen und auch Zähne

Spürbar schwankt das Weltgefüge

spröde und im Kern fragil

Risse in der Wohlstandshülle

etwas okkupiert die Sinne

Angst verzeichnet Raumgewinne

Bäume bleiben in der Rinde

üben folgsam Disziplin

Kerzen, arglos angezündet

wird verboten auszugehen

auch der Zwang zu widerstehen

Begehrende enthalten sich

zu enger Blickkontakte

die Redlichkeit maskiert sich brav

doch Unvernunft zeigt Renitenz

Verbündete der Pestilenz

Stets lebte es sich selbstbestimmt

zu allen Lebenszeiten

und nun in ein Gerüst gezwängt

umhüllt von restriktivem Zwang

versandet mancher Werdegang

Wehrlos

Wie dichte Wurzelwerke

vernetzt, verwebt mit seiner Welt

geerdet, zementiert

mit Zweifeln an der Sterblichkeit

Ein Fels im Weltenstrudel

an dem Kritik hilflos zerschellt

der standfest unbeirrt

niemals nach Kompromissen sucht

Aristokratisch lächelnd

doch plötzlich drückt der Kronenkranz

er blickt durch trübes Glas

und spürt verfrühte Dämmerung

Erschrocken innehaltend

und Willenskraft verflüchtigt sich

als fehlt ein Adressat

Befehle enden still im nichts

Und abgrundtiefe Schwärze

füllt sein Gedankenareal

nimmt ungefragt Besitz

und lässt als Fenster einen Spalt

Durch ihn schaut er erschrocken

schreit stumm und wütet innerlich

absurdes Minenspiel

unmerklich ballt sich eine Faust

Wie in Beton gegossen

wie isoliert und still gestellt

was sich dem Schicksal fügt

war gestern noch vom Geist bestimmt

Nicht Lachen und nicht Weinen

nur Anteilnehmen mit dem Blick

nie mehr in einer Pflicht

und Zweifel an Unsterblichkeit

Vera Vorneweg

Bedeutungsgeröll

Worte,

Sätze,

Bedeutungsgeröll.

Kehrmeister der Sprache,

lasst mir die Steine.

Das Reich der Gedanken

ist landlos.

Elisabeth Furrer

Anleitung zum Glücklichsein

Lege das schwarze Kleid weg

Und lächle in die Tage

Lebe sie

Mit den scharfen Kanten

Und mit dem kleinen Glück

Sieh dein Spiegelbild an

Noch bist du da

Mit der Falte über der Nase

Mit dem Blick

Zurück in die Jahre

Höre dem Morgenvogel zu

Er singt von Träumen

Von Bäumen die treiben

Von zappelnder Beute

Für den Nachwuchs im Nest

Wenn der Ofen ausgeht

Ist dein Gepäck bereit

Bedanke dich

Und nicke dem Engel zu

Er hilft den Koffer tragen

Sorge dich nicht um die Sorgen

Bring der Nachbarin Tee

Räume dein Zimmer auf

Nimm das Festliche aus dem Schrank

Lächle in die Tage

Thomas M. Mayr

wie schnell ist das netz

wie schnell ist das netz

ausgeworfen

sätze wie krabben

bilder wie seesterne

verfangen

in einer masche

selbst schlüpfriges

shitstürme türmen wellen

hass zerfasert in mikrobytes

lagert sich an hirnstränden ab

gemeinsam im netz

zappeln

unsere erinnerungen

an den ozean

das netz zieht sich

zusammen

wären wir doch stark

Inflammation

calor

rubor

dolor

tumor1

Klar! – Bakterien am Werke

also: Antibiose

Erderwärmung

Urwaldbrände

Tellerminen

Megastädte

Klar doch! – Menschen sind am Werke

also:?

Wie es jemandem gefällt

Einfach so (I)

Da hat sich jemand

zu mir

hingesetzt,

- einfach so -

er stammte nicht

von hier.

Einfach so (II)

Da hat sich jemand

zu mir

an den Tisch

gesetzt;

- einfach so -

Und dieser Typ

der sprach mich an,

- einfach so -

Er stammte nicht

von hier.

Einfach so (III)

Da hat sich jemand

zu mir

an den Tisch

gesetzt;

- einfach so -

Es waren noch genügend

andre Plätze frei.

Und dieser Typ

der sprach mich an,

- einfach so -

ich fühlte mich ganz

weit und leicht

- einfach so -

verstanden,

denn wir stammten nicht

von hier.

1 Hitze, Rötung, Schmerz, Schwellung

Anne Abelein

Im Einkaufshimmel

Lastminute ins Paradies,

mit der Karrierebibel

flugs zum Erfolg,

die nächste Liebe

nur einen Klick entfernt.

Reizüberschwemmt

treib ich in der Flut zwischen

Erwartungen und Versprechen.

– Auch ein glücksüberströmter

Konsument

ist ein begossener Pudel.

Rainer Daus

Seinerzeit

Jeden Tag ein frisches weißes Hemd,

außerdem Krawatte,

eine Weste,

das passende

Jackett dazu,

Lederschuhe von Crockett & Jones

in Schwarz.

So stand ich vor jungen Leuten,

in Gymnasien da oder da,

und musste Reden halten über

Bismarck,

Wilhelm Zwo,

Rosa Luxemburg,

den Seitengescheitelten

aus Braunau am Inn,

Adenauer, Erhard, Brandt

und wie sie alle hießen,

die sich einen Namen gemacht hatten

in der Deutschen Geschichte

mit irgendwas.

Ich verdiente gutes Geld,

seinerzeit,

konnte mir eine Penthousewohnung leisten

mit Dachterrasse und Fußbodenheizung,

einen Sportwagen mit 6-Zylinder-Motor

und ordentlich PS,

und viele,

die ich unterwiesen hatte,

unterrichtet,

in deutscher Geschichte,

leidenschaftlich,

durchaus,

studierten später selbst Geschichte,

machten ihren Doktor phil.,

machten Karriere,

wie man so sagt.

Und heute?

Sitze ich an meiner Maschine

und schreibe irgendein Zeugs,

Texte,

die man als

Literatur zu bezeichnen pflegt,

trinke irischen Whisky dazu,

höre Iron Maiden oder Motorhead

und bin froh,

dass dieses Seinerzeit hinter mir liegt,

dieser Teil von mir,

der eigentlich mit dem,

der ich tatsächlich war

und auch immer noch bin,

nie wirklich etwas zu tun hatte.

Nicht im Geringsten.

Mein Paradies

Kugeldisteln weiß

und blau,

Fette Henne,

Fuchsbohne,

Storchenschnäbel,

Brookside, Gravetype

und Rozanne,

und aus der Familie

der Lippenblütler

ein Dutzend Ziest.

Hummeln, Bienen,

Schmetterlinge,

deren Namen

ich nicht kenne.

Auch die Vögel

kommen regelmäßig vorbei.

Ein alter Stuhl,

ein kleiner Klapptisch

aus Holz,

Tasse Kaffee,

Zigarette,

weißes Papier,

ein Stift.

Das war‘s.

Mein Paradies.

Dorothee Krämer

frau am fenster

(zum gleichnamigen Gemälde von Salvador Dali)

der raum ein abschnitt

einer postkarte

der in falten gelegte rücken wendet

sich gegen die durchschrittenen jahre

die blauen falten der vorhänge

das am fenster stehende kleid

auf das glattes haar fällt

der raum öffnet sich

lichtsekunden wandern am rahmen

entlang der hält das

meer zusammen

wie eine briefmarke

wohin welches land

das schaut bewundernd auf ihr

haar

Vera Hewener

Pinselstrich des Mittags

Zu dem Bild „Die Ebene La Crau bei Arles mit Mont

majour im Hintergrund“, 1888, Vincent van Gogh

Flimmerndes Lichtviolett

auf den Gesichtern der Häuser

in der Ebene la Crau

im Hochstand der Sonne

weiten sich Kornfelder

gelb durchstuft

bleiche Strohzäune grüner Gärten

spiegeln sich im Bachlauf

von Ähren überhangen

im Schutz der Hügelkette

träumt die Provence

den Pinselstrich des Mittags

Eline Menke

Kontrovers

Das Kleid der Kunst

hat filigrane Nähte

zwischen derben Drähten

die aus den Stoffen

ragen

Farben wie ein Fest

die in den Augen

tanzen und

sich verschanzen

ein knotiger Rest

im Lungenkunstgeäst

in den Bildern

wachsen Disteln

kratzen verzärtelte

Verse wund.

Kaia Rose

Zuflucht

Könnte ich malen

wäre dies der Moment

den Pinsel zu zücken

Grün für die Hoffnung

die noch warm

die Hügel überzieht

Dazwischen erste Sprenkel von Rot und Gold

lächeln dem Herbst

entgegen

An den Weinstöcken prangen

süße Versprechungen

in kräftigem Violett

Eine Prise Sonnenlicht

und ein paar Tränen

für den Aquarell-Effekt

Und dann hineinsteigen

in mein Bild

Peter Frank

An Wolfgang Borchert

Ich sehe

Männer in Ledermänteln,

die Schubladen durchwühlen,

deine Feldbriefe finden,

mit blauen Fingern geschrieben

in einem Erdloch zwischen

Charkow & Smolensk.

Ich sehe

deine zerschossene Hand,

das Gesicht des Richters,

als trüge er eine Maske aus

Rauch.

Ich höre

seine amtgewohnte Stimme,

das Todesurteil,

den Aufprall

der zugeschlagenen Akte.

Ich sehe,

wie du in der Zelle wartest,

hörst im Herzen

nicht auf zu sein,

als sie dich,

noch immer krank,

wieder rausjagen zur

Frontbewährung,

Ich sehe,

wie du immer weiter gehst,

in einem Mantel aus Schmerz,

mit dem verzweifelten Willen

zu lieben,

im Staub der Panzer

Richtung Hamburg.

Ich sehe

ein weißes Zimmer in Basel,

einen junger Mann mit

streichholzkurzem Haar,

fern von Heilung & den

Hohen Bleichen.

Die katholischen Schwestern,

entsetzt über Klee & Picasso,

bringen Papier & braune Tinte,

Orangenwasser gegen die

Leberkrämpfe.

Das Pförtnermädchen hat

Sommersprossen, ein Lachen

& einen blauen Rock,

auch die Bäume vorm Fenster

sehen schön aus,

doch Herbst hat hier keine

Möwen.

Wolfgang Borchert,

Ich weiß,

das Geschehene ist geschehen,

das Vergangene ist vergangen,

die Toten sind tot.

Ich,

schuldlos nachgeboren

in einer anderen,

wohl auch besseren Zeit,

verspreche dies:

Ich sage NEIN!

Betrachtung des Holzschnitts Die große Welle vor Kanagawa. Katsushika Hokusai (1760-1849)

Drei Boote

von Edo kommend

meergeborene Männer

Gesichter wie

weiße Stecknadelköpfe

eins weiter vorn

die linke Flanke

der Welle reitend

die beiden anderen

als seien sie verloren

dahinrasend im

indigoblauen Schatten des

tosenden Bogens

perfekte Parabel

die große Welle

gischtbärtig

für immer

in den Himmel gehoben

entrissen dem Meer

aus dem sie kam

vollkommener Moment

tief wie Japan

der Schnee

auf den Schultern des

Fuji

An Storms Grab

Stelen,

in die Schräge gestürzt,

zerbrochen die Inschrift,

zerfallen das Holz,

eingesunken die Erde.

Wildwuchs der

Krokusse.

Das Grab,

erhabenes Rechteck,

wuchtig, weißrissig,

schattenschweres,

regensattes Dunkel,

als läge ein

schwarzer Lastkahn

längsseits,

die letzte Fracht

gelöscht,

für immer vertäut

an den Dalben der

Bäume,

die Knoten

seemännisch.

In der

Wasserreihe

Nr. 31

brennt noch ein

Fenster.

Wie Tinte

schillert das Pflaster im

Regen.

Tiefer

ins Kerzenlicht,

ins Wort gebeugt,

taucht der Dichter

die Feder in die

Nacht.

Husum

Im Hinterland

Ein Briefkasten am Feld,

eine Bushaltestelle,

der Fahrplan verweht.

Eigenbrötler der Bäume,

breit gegabelt unter

wuchernden Wolken.

Reetgraues,

im Wipfeldunkel versunkenes

Gehöft.

Wortkarge Findlinge,

von einer Vogelscheuche

belauscht.

Ein blaues Holzkreuz

trotzig in den Wind

gestellt.

Kletterbäume

Unseren Großvätern gleich

wuchsen sie heran,

langsam wie Wolken,

spendeten ihre Schatten,

großzügig, kühl,

dem Schulweg,

dem Dorfkrug,

der Landstraße.

Ihre Wipfel,

hoch über uns,

spleißten die Sonne,

rollten den Wind,

schüttelten den Regen,

schulterten den Schnee.

Rauschend, knarrend,

trugen sie die Tage,

in denen wir für immer lebten,

Räuberleiter, Katzensprung,

wir enterten auf in ihre

grünen Wanten,

Wind zwischen den Zähnen,

schabten uns ab, schwankten

in ihrer narbigen Takelage,

knarrend, rauschend.

Blattmaske

zog uns hoch, höher,

wir ließen unsere Gesichter,

unsere Namen zurück,

hießen Jack, Huck, Ismael,

verweht die Stimmen,

verweht das Schulbuch,

gebläht die Segel.

Haie

Kein Pythagoras

vermisst das Dreieck

ihrer Segel.

Kein Samurai

durchschlägt die Banner

ihrer Flossen.

Himmel, Sterne

sind ihnen nichts.

Der Mond ein Knochen.

In ihren Bäuchen

Stiefel, Dosen, Nägel.

Das Grinsen nachgewachsen.

Aus dem Dunkel der Farne,

aus algenaltem Fieber,

die Blutspur der Millennien,

gleiten sie wie Schwerter

durch in die Nacht stürzende

Krieger.

Umbettung

Zu suchen

den Ort,

das Feld,

die bluttiefe

Erde.

Zu greifen den Spaten,

zu graben,

schwer

liegt die Last

geronnener Jahre.

Zu fassen

die Knochen,

zu finden

das schartige Blech,

zu entziffern die

Zwillingsschrift,

noch im Leben ins

Sterben gestanzt.

Wenn

der Regen aufhört,

wird der kleine Sarg

gesenkt,

der Name,

lange ins Schweigen

gesprochen,

lesbar,

geborgen

in der Obhut des

Steins.

Grindelallee, morgens

Vom Fernsehturm fällt,

der Sonne entliehen,

ein rohes Licht.

Auf den Campuswiesen

erwachen Männer.

Auch die Tauben

sind noch da.

Stunde

der Lieferwagen,

der nassen Pflaster.

Schnell

verklingt eine frühe

Schöne.

Vergittert

das alte Programmkino.

Geschlossen

die Buchläden,

die Kneipen,

in denen wir gestern

noch lebten.

erinnerung an strandgut

eine fischerkugel

leuchtend rot in

rollender ferne

milchpulverdosen

versiegelt genießbar

ein schrubber

ohne stiel

ein holzschuh

ein rotweißer rettungsring

die schrift kyrillisch

eine grüne flasche

(ohne post)

ein ölkanister

Castrol HYSPIN AWH 100

eine speisekarte

ein teerschwarzes

tangfusseliges tau

eine europalette (mit möwe)

einzelne flipflops

zehentrenner

ein gebiss

ein gummihandschuh

auf einen pfahl gespießt

wie ein zeichen

Raissas Reise

Im Dorf

legten alle für sie

zusammen.

Ihre Tränen,

von den Jahren

aufbewahrt

im

Blechnapf des

Regens.

Fünf Tage

war sie unterwegs.

Fünf Tage in

Bahnen, Bussen

auf Straßen,

neben denen sie

schlief,

ging die letzten Meter

in Filzpantoffeln

zum Massengrab,

in das sie ihren Vater

geworfen hatten,

weinte,

betete für alle

Geschundenen,

verstreute

die mitgetragene

russische Erde.

Willst du

mit den Toten

speisen,

geh wie Raissa,

geh mit heiligem Wasser

& schwarzem Brot.

Ulrike Werner-Larsen

Kindersommer

Azurhimmel beschirmen

unsere grenzenlose Neugier

- schier unbändig

die Zeit verloren -

Wasserzungen lecken Salzlippen

im Trollgesicht