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In seinen frühen Jahren verstand Bob Dylan sich sowohl als Songwriter als auch als Lyriker. Seinen Schallplatten gab er komplette Gedichtzyklen und lyrische Prosa bei, Langgedichte erschienen in Zeitschriften der Folk- und der Beat-Szene, das Poem "Last Thoughts On Woody Guthrie" rezitierte er im Konzert. Die Lyrik war seine Ideenwerkstatt, sie gab ihm die Möglichkeit zu Selbstkommentaren gegenüber Freund und Feind, sie verband die Poesie seiner Songs mit den literarischen Traditionen Rimbauds, Brechts, der Beat Poets. Dieser Band bietet zum ersten Mal eine zweisprachige Auswahl aus Dylans Gedichten und Prosagedichten von den Anfängen bis 1974, ergänzt um einige programmatische Texte aus den letzten Jahren. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Dylan-Kenner Heinrich Detering.
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Seitenzahl: 374
Bob Dylan
Planetenwellen
Gedichte und Prosa
Übersetzt und kommentiert von Heinrich Detering
Hoffmann und Campe
Wenn ich nicht allen gefallen kann
kann ich genauso gut überhaupt niemandem gefallen
(es sind so sehr viele leute
und ich kann einfach nicht allen gefallen)
Duluth ist eine eisenerz-hafenstadt in Minnesota
Sie ist auf einem felsigen kliff errichtet das in den Oberen See ausläuft
Ich wurde da geboren – mein vater wurde da geboren –
Meine mutter ist aus dem Iron Range Country im norden
Der Iron Range ist eine lange reihe von bergarbeiterstädten die in Grand Rapids anfangen und in Eveleth enden
Wir zogen da hoch zur familie meiner mutter als ich noch klein war –
Hibbing hat die größte offene erzgrube der welt
Hibbing hat schulen, kirchen, lebensmittelläden und ein gefängnis
Sie hat highschool-footballspiele und ein kino
Hibbing hat frisierte autos die am freitagabend voll aufdrehen
Hibbing hat eckcafés mit polkabands
Du kannst am einen ende von Hibbings hauptstraße stehen und hinausschauen bis über die entgegengesetzte stadtgrenze
Hibbing ist eine gute alte stadt
Ich lief aus ihr fort als ich 10, 12, 13, 15, 15½, 17 und 18 war
Ich wurde immer wieder erwischt und zurückgebracht bis auf ein mal
Ich schrieb meinen ersten song für meine mutter und nannte ihn »Für Mutter«
Ich schrieb ihn in der fünften klasse und der lehrer gab mir eine 2 plus
Ich fing mit elf zu rauchen an und hörte nur einmal kurz auf um luft zu holen
Ich kann mich nicht erinnern dass meine eltern sonderlich viel gesungen hätten
Jedenfalls nicht dass ich irgendwelche songs mit ihnen gewechselt hätte
Später saß ich in der Universität von Minnesota mit einem albernen stipendium das ich nie hatte
Ich saß im naturkundeunterricht und flog raus weil ich mich weigerte zuzusehen wie ein kaninchen stirbt
Ich wurde aus dem englischunterricht geworfen weil ich in einem aufsatz verbotene wörter gebraucht hatte um unseren englischlehrer zu beschreiben
Ich scheiterte auch im kommunikationskurs weil ich jeden tag anrief um zu sagen dass ich nicht kommen könnte
Ich war in spanisch immerhin okay aber das konnte ich schon vorher
Ich wurde spaßeshalber im verbindungshaus geduldet
Sie ließen mich da wohnen und ich wohnte da bis ich ihrem verein beitreten sollte
Ich zog mit zwei mädchen aus South Dakota in eine zweizimmerwohnung für zwei nächte
Ich ging über die brücke in die 14. straße und zog in ein zimmer über einer buchhandlung die auch schlechte hamburger basketball-sweatshirts und bulldoggenstatuetten verkaufte
Ich verliebte mich heftig in ein mädchen das schauspielerin war und in meinen eingeweiden kniete
und landete schließlich auf der East Side des Mississippi
mit circa zehn freunden in einem abbruchhaus
unter der Washington Avenue Bridge gleich südlich von Seven Corners
Das wäre so weit alles über meine leben am college
Danach fuhr ich per anhalter in vier tagen nach Galveston, Texas,
und suchte einen alten freund dessen mama mir durch
die küchentür sagte er wäre jetzt bei der army –
Als die küchentür sich schloss
War ich auf dem weg durch Kalifornien – fast schon in Oregon –
Ich traf eine kellnerin in den wäldern die mich aufsammelte
und irgendwo in Washington wieder rausließ
Ich tanzte weiter von den indianerfestivals in Gallup, New Mexico
Bis zum Mardi Gras in New Orleans, Louisiana
Den daumen rausgestreckt, die augen verschlafen, die mütze umgedreht und den kopf aufgedreht
Ließ ich mich treiben und lernte neue lektionen
Ich machte mir meine eigene depressionszeit
Ich fuhr aus übermut in den güterzügen
Und wurde aus spaß verprügelt
Mähte den rasen für vierteldollars
Und sang für pennys
Trampte auf den highways 61 – 51 – 75 – 169 – 37 – 66 – 22
Auf der Gopher Road – Route 40 und dem Howard Johnson Turnpike
Kam ins gefängnis wegen verdachts auf bewaffneten raubüberfall
Wurde vier stunden festgehalten wegen einer mordanschuldigung
Saß im knast weil ich aussehe wie ich aussehe
Und hatte nichts von alldem getan
Irgendwann damals nahm ich mir die zeit mit der gitarre anzufangen
Irgendwann damals nahm ich mir die zeit mit dem singen anzufangen
Irgendwann damals nahm ich mir die zeit mit dem schreiben anzufangen
Aber niemals nie nahm ich mir die zeit herauszufinden warum
Ich nahm mir die zeit diese sachen zu tun – wenn sie mich
Fragen warum und wo ich angefangen habe, muss ich den kopf schütteln
und die augen verdrehen und sprachlos weggehn
Auf dem weg aus Shreveport landete ich in Madison, Wisconsin
In Madison füllten wir einen viertürigen Pontiac mit fünf leuten
Und schossen geradewegs nach süden und dann scharf nach osten und
nach 24 stunden waren wir immer noch unterwegs jetzt im Hudson-tunnel –
Stiegen aus in ’nem schneesturm und winkten den dreien
zum abschied zu, sausten zur MacDougal-Street
und hatten zusammen fünf dollar – doch wir waren nicht arm
Ich hatte meine gitarre und harmonika und konnte spielen
Und er hatte die klamotten seines bruders zu verpfänden
Nach einer woche ging er zurück nach Madison während ich dablieb und
Den winterweg hin- und herwanderte zwischen der Lower East Side und Gerde’s Folk City
Im mai fuhr ich per anhalter richtung westen und nahm den falschen highway nach Florida
Wütend wie der teufel und ohne zweifel übermüdet, schlug ich mich durch bis zurück nach
South Dakota indem ich einen lastwagenfahrer den ganzen tag wach hielt und an einem
Abend in Cincinnati sang
Ich sah bei einem alten freund in Sioux Falls vorbei und war enttäuscht,
blind vor kummer, schwer getroffen weil wir uns so wenig zu sagen hatten
Ich rollte zurück nach Kansas, Iowa, Minnesota, traf
alte freunde und neue freundinnen und begriff allmählich
dass ihre straße und meine straße
zwei verschiedene arten von straßen sind
Ich fand mich wieder in New York City mitten im
sommer wohnte in der 28. straße mit freundlichen, anständigen
hart arbeitenden leuten die gut zu mir waren
Ich wurde in der Times hochgeschrieben als ich im herbst
in Gerde’s Folk City gespielt hatte
Ich wurde bei Columbia aufgenommen nachdem die Times mich hochgeschrieben hatte
Und finde immer noch nicht die zeit zurückzugehen und zu sehen wo und warum
Ich anfing zu tun was ich tue
Ich kann nichts über die einflüsse sagen weil es zu viele sind
und ich einen vergessen könnte
Und das nicht fair wäre
Woody Guthrie, klar
Big Joe Williams, aber ja
Es ist leicht an diese namen zu denken
Aber was ist mit den gesichtern die du nicht wiederfindest
Was ist mit den bordsteinen und straßenecken und absperrungen die außer sicht geraten und zurückfallen
Was ist mit den platten die du nur einmal gehört hast
Was ist mit dem ruf des koyoten und dem bellen der bulldoggen
Was ist mit dem miau des katers und dem muhen der kuh
Und dem klagenden pfeifen der züge
Mach deine augen und ohren auf und du wirst beeinflusst
und es gibt nichts was du dagegen tun kannst
Hibbing ist eine gute alte stadt
Ich lief aus ihr fort als ich 10, 12, 13, 15, 15½, 17 und 18 war
Ich wurde immer wieder erwischt und zurückgebracht bis auf ein mal
Schnee türmte sich auf den treppen und hinaus auf die straße in jenem ersten winter als ich mich in New York City herumtrieb
es war eine andere straße damals –
es war ein anderes village –
Niemand hatte nichts –
Es war nichts zu kriegen –
Dich lockte nicht das geld an, dich lockten andere leute
Alle hingen in einem unterirdischen kaffeehaus mit klopfenden heizungsrohren herum es hieß The Gaslight –
Es lag damals begraben inmitten von MacDougal Street –
Es war ein sonderbarer ort nicht wie in irgend’nem schulbuch –
Mehr als sieben nächte pro woche stürmten die cops und die feuerwehrleute die stufen runter und verteilten vorladungen wegen irgendwelcher erfundenen gründe –
Mehr als fünf nächte pro woche fingen jungs von auswärts schlägereien an und jeder von
John dem besitzer über Dave dem koch zu Rod dem registrierkassenglöckner zu Adele der kellnerin zu jedem der gerade auf der bühne war zu irgendwelchen schlichten freunden die gerade da waren musste raufkommen und geschirr und pfannenstiele und besen und stühle schwingen manchmal sogar schwerter die an der wand hingen um dem gewicht der jungs irgendwas entgegenhalten zu können und die jungs waren jedesmal schwere jungs –
Jeder der sich im Gaslight aufhielt war dir nah –
Das musstest du sein –
Um nicht verrückt zu werden um zu überleben –
Und es ist nicht zu leugnen –
Es war ein treffpunkt –
Aber kein vergleich mit der straßenecke –
Da unten standen wir nicht und sahen in die welt hinaus sahen mädchen zu – und versuchten rauszufinden wie sie gehen –
Wir sahen uns gegenseitig an … und fanden sachen über uns selber raus –
Es ist die erinnerung an diese zeiten die mich am traurigsten macht –
Weil sie vergangen sind –
Und niemals nie wiederkommen –
Es sind diese zeiten an die ich jetzt denke –
Ich denke zurück an eine dieser nächte als die türen geschlossen waren und vielleicht dreißig oder vierzig leute so nah wie möglich an der bühne saßen –
Es war wieder eine dieser nächte nach eins und das hieß dass die touristen von der straße nicht reinkommen konnten –
In diesen stunden wusste man nie was passieren würde –
Der größte wahrsager hätte es nie nie erraten können –
Es gab nichts was einem publikum ähnelte –
Es gab nichts was einem performer ähnelte –
Jeder machte irgendwas –
Und hatte irgendwas über irgendwas zu sagen –
Ich erinnere mich an Hugh der damals andere sachen trug aber noch fließende verse seiner
poesie ausrief und zungen brach und jeder der vom klang eines steinbrockens getroffen werden konnte der gegen eine wand prallte konnte ihn verstehen –
Ich erinnere mich an Luke der banjo spielte und »East Virginia« sang in einem ton der so weich war wie der
schnee draußen und dann »Mr Garfield« mit einem beißenden touch der so hart war wie das ofenrohr drinnen –
Und Dave wie er »House of the Rising Sun« sang den rücken an die ziegelwand gelehnt und worte
liefen in einem einsamen hungrigen grollenden flüstern aus ihm heraus das jedes mädchen verstehen konnte das sein gesicht in der dunkelheit verbarg –
Paul war damals ein gitarrespielender sänger-komödiant –
Allerdings nicht von der ha-ha-wie-komisch-sorte –
Was an ihm komisch war darauf passte nur das wort »hip« oder »hyp« –
Eine mischung aus Charlie Chaplin Jonathan Winters und Peter Lorre –
Vielleicht war es an diesem abend dass jemand rasch ein stück karton vor den kleinen scheinwerfer schob
und er auf der bühne schnelle ruckartige bewegungen machte und alle anwesenden sahen aus erster hand einen stummfilm als wirklichkeit –
Der bärtige schurke wie aus einem frisch gedruckten foto –
Das papier hat nicht genug platz um von allen zu erzählen die da waren und davon was genau sie taten –
Jeder abend war ein roman wirklich erstklassig –
Jedenfalls war es an einem dieser abende dass Paul sagte »Jetzt sollt ihr mich und Peter und Mary singen hören« die haare reichten Mary damals fast bis zur taille –
Und Peters bart war erst halblang –
Und die bühne des Gaslight war kleiner
Und der song den sie sangen war jünger –
Aber die wände wackelten
Und alle leute lächelten –
Und allen ging es gut –
Und da unten kam beifall nicht als händeklatschen am ende des songs –
Er brach aus wann immer wie immer ihm nach ausbrechen war –
Und sie kriegten beifall –
Von den leuten die zusahen und von sich selber –
Und das war wirklich beifall –
Und so fing das alles an –
In den wänden einer unterirdischen welt –
Aber es ist eine konkrete art von anfang –
Konkret weil nah –
Und nah weil es nah sein muss –
Und dieses gefühl nicht verlorengehen darf –
Du trägst es bei dir –
Es ist geboren nicht gekauft –
Und es wird nicht gelehrt –
Und wenn du damit lebst lernst du es in anderen leuten sehen und erkennen –
Wenn ihr wie eine person singen und sprechen wollt müsst ihr wie eine person denken –
Und ihr müsst glauben wie eine person –
Und fühlen wie eine person –
Und Peter und Paul und Mary tragen das gefühl das in diesen wänden war jetzt die treppe hinauf
in die ganz welt draußen –
Kein hahn hat je gekräht auf MacDougal Street –
Kein tau hing im gras und nie schien die sonne über den berggipfel –
Nichts sagte dir dass es morgen war außer den
nadelstichen in deinen eingeschlafenen armen und beinen die nächtelang aufgeblieben waren –
Aber jeder von uns fand auf seine weise heraus wann es morgen war –
und wenn du das gefühl einmal kennst ändert es sich nicht mehr –
Es kann nur größer werden –
Denn Peter ist größer geworden
Und Paul ist größer geworden
Und Mary ist größer geworden
Und die zeiten sind größer geworden
Du fragst in deinem letzten brief warum ich in letzter zeit nicht geschrieben habe –
Du sagst an mich zu schreiben ist wie wörter gegen eine steinmauer blasen –
Du fragst mich ruhig ob ich mein leben so geändert habe dass ich alte freunde nicht mehr kenne –
Du fragst mich sogar ob ich dir wegen irgendwas böse bin –
Und für jeden abgeschickten brief kriegst du wieder keinen zurück –
Und ich weiß wie dir zumute sein muss –
Dave Glover – harmonikamitspieler und gitarrenpartner –
Dave Glover – bester freund in höchster form –
Dave Glover – wahrer rebell und unbewusster outlaw –
Dave Glover – wandernder gutes-tuer von der besten sorte –
Dave Glover – der mich kannte bevor es mich nach New York City verschlug oder New York City mich schlug –
Dave Glover – der alles ist wofür ich stehe oder wozu ich gehöre –
Und ich beantworte nicht mal einen brief von ihm –
Ich beantworte nicht mal einen kleinen lausigen brief –
Und ich frag mich selber ob ich verrückt bin –
Das ist Dave der dir hier schreibt, mann –
Das ist jemand den du liebst –
Wir haben zusammen musik gemacht –
Wir haben zusammen hustensaftflaschen und wodka getrunken –
Wir sind zusammen die ganze nacht aufgeblieben und haben gelacht und gesungen –
Und wir taten das als noch nicht viele das taten –
Hey mann – tut mir leid – / ich meine tut mir wirklich leid –
Ich habe in den letzten jahren viele zeilen geschrieben aber es gibt in keinem dieser wörter die buchstaben mit denen ich buchstabieren könnte wie leid es mir tut –
Es ist ein komplizierter tag –
Ich weiß noch immer die songs die wir sangen und spielten –
Die songs die vor zwanzig dreißig fünfzig jahren geschrieben wurden –
Die farmersterben-songs – die dust bowl-songs –
Die songs aus der depression – die draußen- und am boden-songs –
Die alten bluessongs und balladen –
Ich denke an Woodys songs –
Ich denke an Woodys tag –
»Dieses land werd ich mit meinem leben verteidigen wenn es sein muss«
Und ich sage mir »Ja das ist wahr –
Hitler marschiert
Ich will nicht dass er an boden gewinnt
Ich will nicht dass er auf meinem land lebt«
Und ich sehe zwei seiten mann –
Ich sehe zwei wege die du einschlagen kannst –
Den Amerikanischen weg oder den Faschistischen weg –
Bei einem streik gab es nur zwei arten des blicks –
Und zwei arten die nachricht zu verbreiten –
Aus den augen der gewerkschaft oder aus den augen der bosse –
Und du konntest auf einer linie stehen und deine freunde anschauen –
Und auf derselben linie stehen und deine feinde anschauen –
So einfach war das –
»Which Side’re You On« sind keine belanglosen wörter
Und sie sind aus keinem belanglosen song –
Und das war Woodys tag mann –
Zwei seiten –
Ich weiß nicht was passiert ist weil ich nicht dabei war aber irgendwo auf dieser linie die den tag ausmachte ist etwas durcheinandergekommen –
Mehr arten von seiten geraten in diese geschichte –
Leute so kommt es mir vor fingen an die seiten zu wechseln und ihre eigenen seiten zu machen –
Es muss so viele seiten geben dass keine augen die augen sehen konnten die auf sie gerichtet waren –
Es muss so viele seiten geben dass jede von ihnen anfing wie jede andere auszusehen –
Ich tue nicht so als als wüsste ich was passiert ist mann aber irgendwie verloren alle seiten ihre ziele und leute begannen andere leute zu vergessen –
Ich meine sie müssen alle angefangen haben gegeneinander loszuziehen nicht um ihrer eigenen seiten willen sondern um oh ja um ihrer selbst willen –
Und die beiden einfachen seiten die so klar zu unterscheiden waren platzten und explodierten und gingen so gewaltig in die luft dass heute alles was noch übrig und für uns gemacht ist nur dieses große rocken und rollen ist –
KOMPLIZIERTER KREISLAUF –
Heutzutage sind die hirne der leute beschwatzt und beschwindelt von kategorien –
von labels und slogans und werbung die jeden kopf verdrehen könnten –
Schwer zu glauben dass irgendjemand die wahrheit sagt wie sie ist –
Es ist wahr ich schwör’s dass leute in manchen teilen des landes den fingerzeigern mehr glauben schenken als dem Präsidenten –
Es ist die zeit der fahnenschwingenden schießgewehrtragenden John Bircher –
Es ist die zeit der killerhunde und killersprays –
Es ist die zeit der werbetafel super fliegenden highways –
Es ist die zeit des knopfdruckessens und der fünfminutenmarotten –
Es ist die zeit der weiße-kragen-hemden und weißer-stoff-kapuzen und weiße-männer-sonnenschutzcremes –
Es ist die zeit der gewehre und granaten und bomben größer als alles je gesehene –
Es ist die zeit der Liz-Taylor-fans – sportfans und elektrofans –
Es ist die zeit in der ein siebzigjähriger senator der kuba bombardieren will keinen gedanken an den schwarzen zwanzigjährigen verschwendet dessen kopf blutet –
Ich kenne die leute nicht mann die es so weit haben kommen lassen aber sie haben bekommen was sie von ihrem leben wollten und lassen dich und mich im angesicht einer verängstigten vergewaltigten welt zurück –
Sie haben die luft des freien denkens herausgesaugt und uns im irrenhauskreislauf gelassen –
Sie ließen den armen wind verfaulen und haben uns eine zusammengerührte armselige falsche brise zurückgelassen –
Sie haben Abraham Lincolns landstraße gestohlen und uns Bill Moores highway verkauft –
Sie haben die bäume erschossen – die blätter begraben und »Bekenne« auf den grabstein geschrieben –
Sie haben den klaren sprudelnden strom des »liebe deinen nächsten« nach den worten Jesu Christi aus Bethlehem aufgestaut und uns vergiftet mit dem »Ich werde diese schultüre mit meinem eigenen körper bewachen« nach den worten des Gouverneurs Wallace von Alabama –
Sie haben dem land die verfassung gestohlen und die bewusstseinszensoren eingeschmuggelt –
Sie haben bei der auktion alles aufgekauft und uns den müllmarkt der verrückten der furcht der frustrierten fadheit zurückgelassen –
Du fragst wie’s mir geht Dave –
Ich singe noch – ich schreibe noch –
Ich tue noch immer alles was ich immer getan habe glaub ich –
Aber der unterschied ist vielleicht dass ich jetzt wirklich nicht mehr darüber nachdenke was ich tue –
Ich sorge mich nicht mehr um die verkleideten lügen und verdrehten wahrheiten vor meinen augen –
Ich sorge mich nicht mehr um die talentlosen kritisierer und nichtsahnenden philosophierer –
Ich sorge mich nicht mehr um die im schneidersitz hockenden eckensitzer die regeln für alle zu machen versuchen die mitten durchs zimmer reisen –
Ich singe und schreibe jetzt was ich selber im sinn habe –
Was mir selber durch den kopf geht und was mir selber auf dem herzen liegt –
Ich singe für mich und eine million anderer ichs die von demselben gefühl zusammengezwungen sind –
Nicht von irgendeiner seite nein –
Nicht von irgendeiner kategorie nein –
Leute die abgehängt und eingespannt sind –
Leute die frustiert sind und eingekorkt und in flaschen gesperrt –
Leute aus keinem besonderen feld oder vorhaben – keine alters- keine klassengrenze –
Ich kann nicht mehr »Red Apple Juice« singen
Ich muss »Masters of War« singen –
Ich kann nicht mehr mit einem klaren Kopf »Little Maggie« singen –
Ich muss stattdessen »Seven Curses« singen –
Ich kann nicht »John Henry« singen
Ich muss »Hollis Brown« singen –
Ich kann nicht »John Johannah« singen denn es ist seine geschichte und die geschichte seiner leute –
Ich muss »With God On My Side« singen weil es meine geschichte ist und die geschichte meiner leute –
Ich kann nicht »The Girl I Left Behind« singen weil ich weiß wie es sich anfühlt –
Ich muss »Boots of Spanish Leather« singen weil ich weiß wie es sich durchlebt –
Aber versteh mich nicht falsch –
Denk nicht ich ginge mir weit aus dem weg wenn ich keine folksongs singe nein –
Das ist es gar nicht –
Die folksongs haben mir den weg gezeigt
Sie haben mir gezeigt dass songs etwas menschliches sagen können –
Ohne »Barbara Allen« gäbe es kein »Girl from the North Country« –
Ohne »Lone Green Valley« gäbe es kein »Don’t Think Twice« –
Ohne »Jesse James« gäbe es kein »Davey Moore« –
Ohne »Twenty-one Years« gäbe es kein »Walls of Red Wing« –
Verdammt nein –
Diese alten songs sind das einzige bild auf dem wir den nachgeborenen zeigen können wie es in diesen zeiten war –
Diese alten songs erzählen uns was sie durchwandern oder durchlaufen oder durchtanzen mussten
Die alten songs erzählen wie sie liebten und wie sie sich küssten –
Sie erzählen was sie zurückwiesen und was sie verweigerten –
Sie haben es niedergelegt und den weg bereitet –
Sie waren einfach und erzählten die geschichte geradeaus –
Sie sagten wen sie bekämpften und wofür sie kämpften und womit sie kämpften –
Und wogegen –
Jetzt ist der tag kompliziert geworden –
Und alles was ich sage ist dass ich über diesen tag meine eigene aussage machen muss –
Ich muss meine eigenen gefühle niederschreiben wie sie es mit den ihren taten vor mir an jenem tag –
Und ich empfinde nichts als verehrung und eine art von heiligkeit vor den alten songs und storys –
Aber jetzt sind du und ich da –
Und ich tue was ich tue für mich –
Und ich tue was ich tue für dich –
Ich schreibe und singe für mich –
Und ich schreibe und singe für dich –
Ich schreibe und singe für mich weil ich ein mensch bin und atme –
In einer welt die für mich gemacht ist –
Ich schreibe und singe für dich weil du ein teil von mir bist und von allem wofür ich stehe –
Ich weiß nicht warum ich dir nicht geschrieben habe –
Vielleicht weil ich mir nie selber briefe schreibe –
Ja vielleicht deshalb –
Wir sehn uns wenn ich da bin
dein freund
Bob Dylan
Wenn dein denken betäubt ist und dein kopf sich dreht
Wenn du denkst du bist zu alt, zu jung, zu dumm, zu früh, zu spät
Wenn du an tempo verlierst und dich vom hauptfeld trennst
Und durch eine zeitlupenversion des lebens rennst
Wenn alles in dir nur noch »aufgeben« brüllt
Wenn der wein deinen becher nicht mehr füllt
Wenn der wind dich seitwärts fasst und nur eine hand hält fest
Und die andere wird taub bis sich nichts mehr halten lässt
Und dem kessel fehlt die glut sodass dein zug nicht fahren kann
Und du weiß auch wo das holz ist doch du kommst einfach nicht dran
Und dein gehsteig rollt sich auf und die straße zieht sich hin
Und du gehst allmählich rückwärts dabei hat es keinen sinn
Und dann dämmert schon der abend und »verlassen« heißt das wort
Und noch immer ist es heute und der morgen ist weit fort
Und du fühlst wie deiner nassen hand die zügel entgleiten
Und du weißt du kannst dein pony wirklich nicht mehr lange reiten
Und deine lichterfüllte wüste und dein immergrünes tal
Werden zu abfallhaufen-slums werden dreckig dunkel fahl
Und dein abflussrohr trieft und dein himmel heult rotz und wasser
Und die blitze gehen nieder und es donnert immer wieder
Und die fenster gehn entzwei und das dach liegt schon halb frei
Und deine welt ächzt und kracht und der wind erwacht
Und auf minuten voller sonne folgen stunden voller sturm
Und dann hörst du dich auf einmal zu dir selber sagen
»Niemand hat mich je gewarnt vor solchen tagen
Warum erzählt dir das kein mensch am tag deiner geburt«
Und dir wird kalt und kälter und der schweiß bricht dir aus
Und du schaust nach irgendetwas doch nach was denn aus
Und gehst knietief durch dunkles wasser mit erhobenen händen
Und die welt sieht auf dich nieder aus den fenstern in den wänden
Und dein mädchen hat dich verlassen wird jetzt frei sein ungeheuer
Und dein herz fühlt sich so elend wie ein fisch überm feuer
Und dein presslufthammer fällt dir aus den händen auf den zeh
Und du bräuchtest ihn jetzt dringend doch er liegt im tiefen schnee
Und dein glocken gellen »bäng« und deine ohren tun dir weh
Und du denkst du wirst bald taub sein
Und deine augen werden blind von dem dreck und dem staub sein
Und du sagst du hast versagt und du sagst es unentwegt
Der vierer-flush vorgestern hat dich verflucht voll reingelegt
Und du hattest doch ein blatt mit drei damen auf der hand
Und es treibt dich zum wahnsinn es treibt dich an den rand
So als wärst du in ein foto im life magazine verbannt
Oder wärst als irre kugel durch den flipper gerannt
Und immer geht dir etwas durch den kopf dass du unbedingt sagen willst
Etwas das irgendwer irgendwo jetzt bitte hören soll
Doch es liegt dir auf der zunge es steckt fest in deiner stirn
Und es raubt dir nachts den schlaf und es martert dein gehirn
Und sosehr du es versuchst du kriegst es nicht zu fassen
Und dich packt die kalte angst du könntest es vergessen
Und deine augen schwimmen und die tränen fließen frei
Und die federn in den kissen werden schwer wie blei
Und der löwe reißt sein maul auf und du glotzt auf sein gebiss
Und dann schließt er seine kiefer und jetzt hat er dich gewiss
Und du liegst flach auf dem bauch und fühlst die fesseln mit der hand
Und verfluchst jetzt dieses schild auf dem »umleitung« stand
Und du sagst zu dir selber was tu ich hier eigentlich
Auf dieser straße die ich gehe, diesem weg den ich wandre
In dieser kurve in der ich hänge
Auf diesem pfad den ich bummle, in diesem raum den ich durchquere
In dieser luft die ich inhaliere
Und ich bin zu konfus, und es ist mir zu schwer
Warum wandr’ ich, wohin lauf ich
Was sag ich, was weiß ich
Auf dieser gitarre die ich spiele, diesem banjo das ich schlage
Der mandoline die ich zupfe, diesem song den ich singe
Der melodie die ich summe, in diesen wörtern die ich schreibe
In den wörtern die ich denke
In diesem meer der stunden das ich immerzu trinke
Wem werd ich helfen, was zerbrech ich
Was gebe ich, was nehme ich
Doch du versuchst aus tiefster seele
Diese gedanken nicht zu denken
Und nicht zu erblassen
Ihnen keinen raum zu geben dass sie dein herz nicht erfassen
Und weißt doch warum sie dich nicht verlassen
Sie wollen den moment zum angriff nicht verpassen
Du kannst sie manchmal hören wenn die nächte hallen
Und du fürchtest dass sie dich im schlaf überfallen
Und du springst aus dem bett, dass die träume vor dir fliehn
Und du fragst dich und du weißt es nicht
Hast du selbst im traum geschrien
Und du weißt du brauchst jetzt etwas um himmels willen
Und du weißt keine droge kann dir diesen wunsch erfüllen
Und kein schnaps im ganzen land kann deine hirnblutung stillen
Und du brauchst was besonderes
Ja, du brauchst was besonderes schon klar
Du brauchst einen schnellzug wie ein windstoß einen kick
Der schießt dich irgendwohin und wieder zurück
Du brauchst einen wirbelsturm der in der dampflok heult
Der in ewigkeit donnert und bläst und jault
Der all deine sorgen kennt und heilt
Einen Greyhound-bus der keinem rennen ausgewichen ist
Der nicht lacht weil du so aussiehst
Und so sprichst und so bist
Dem egal ist wie viele wetten im buche stehn
Und der noch fährt wenn die bubblegumzeit vorbei ist
Du brauchst neue türen brauchst ein schiff mit neuem mast
Um zu gehen und zu sehen was du nie gesehen hast
Oder tausendmal gesehen aber jedesmal verpasst
Du brauchst was das dir die augen öffnen kann
Etwas das dir sagt und dir schwört
Dass dir und nur dir dieser fleck gehört
Auf dem du stehst und der platz auf dem du sitzt
Dass die welt dich nicht schlägt
Dass sie dich nicht kriegt
Dass sie dich nicht verrückt macht
Egal wie oft sie siegt
Du brauchst was besonderes schon klar
Du brauchst was besonderes das dir hoffnung gibt
Aber das ist bloß ein wort
Das dich betört hat dich aufgestört hat
Auf irgendeiner strecke an einer windigen ecke
Doch genau das brauchst du mann dir geht’s wirklich schlecht
Und dein problem ist du weißt es zu gut
Und während du dich umsiehst dringt die kälte in dich ein
Denn du findest es nicht auf dem dollarschein
Und bei Macy’s im schaufenster wird es auch nicht sein
Und nicht auf der straßenkarte dieses reichen typen
Und in keinem verbindungshaus dieser fetten typen
Und keinem vollkornmüsli aus Hollywood
Und auf keiner schlechtbeleuchteten bühne
Mit einem schlechtgelaunten komiker
Der redet und ruft und scharf auf dein geld ist
Und du denkst dass er dein held ist
Nein du findest es nicht im nightclub und nicht im yachtclub
Und auch nicht in den sesseln eines supper club
Das ist so sicher wie die hölle und du weißt es auf der stelle
Und soviel du auch rubbelst du wirst es nicht entdecken
Auf dem ticket das sie dir in die tasche stecken
Und es ist nicht in dem tratsch den die leute dir erzählen
Und auch nicht in der hautcreme die sie dir empfehlen
Und es ist in keinem dieser häuser die man aus pappe baut
Und kein kinostar trägt es auf der nackten haut
Du findest es auf keinem golfplatz heraus
Und Onkel Remus weiß es so wenig wie der Nikolaus
Und es steckt in keiner toupierfrisur und in keinen bonbonkleidern
Nicht bei den eindollarverkäufern und den kaugummihungerleidern
Nicht im marshmallow-sound der schokosüßen stimmen
Wenn sie anklopfen bei dir mit weihnachtsgeschenkpapier
Und sagen seh ich nicht gut aus bin ich nicht cool sieh meine haut an
Sieh nur wie sie schimmert, sieh nur wie sie scheint
Sieh wie meine haut lacht, sieh nur wie sie weint
Und du spürst nicht mal ob sie überhaupt eine innenseite haben
Diese hübschen menschen mit ihren bändern und schleifen
Nein nicht heute und nicht sonst und an keinen anderen stellen
Wirst du es finden und auf keinen dieser pappmaschee-schwellen
Und nicht im innern von leuten die aus molasse bestehen
Und die jeden tag wieder zum sonnenbrillen-shopping gehen
Nicht bei fünfzig-sterne-generälen nicht bei den ausgeflippten typen
Die dich für einen zehntel penny verpfeifen
Die brüllen und bluffen und beten und sich bücken
Und noch ehe du’s kapiert hast tun sie es vereint
Und noch mal von anfang an nur diesmal hinter deinem rücken
Mein freund
Die dich rädern und federn und wirbeln und zwirbeln
Und miteinander durch die spiele ihrer sandkastenwelt wirbeln
Und du findest es auch nicht bei den unbegabten
Die auf aventiuren trabten
Und regeln erfinden für die andern die begabten
Und schon gar nicht bei denen die es selber zu sein hoffen
Und die immerzu glauben sie könnten dich bluffen
Die auf den wagen springen weil es gerade schick ist
Und dann schnell wieder abspringen
Weil das ihr trick ist
Und weil geld-und-girls ihr ewiger tick ist
Und du sagst zu dir selbst und du wirfst alles hin
Und du fragst »Jesus und wenn ich das nun nicht bin
Ist denn keiner da der mich kennt wie ich bin
Ist wirklich keiner da denn das muss ja wohl klar sein
Grund Gütiger Gott
DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN«
Nein du kannst nicht darauf schwören, und dein rennen ist das nicht
Deinen namen kannst du nicht hören, und du siehst nicht dein gesicht
Such woanders nach dem licht
Aber wo hältst du ausschau nach der hoffnung die du suchst
Wo hältst du ausschau nach der lampe die brennt
Wo hältst du ausschau nach dem öl das noch quillt
Wo hältst du ausschau nach der kerze die glüht
Wo hältst du ausschau nach der hoffnung die da sein muss
Und du weißt dass sie da draußen sein muss
Und deine füße können nur zwei arten von wegen gehn
Deine augen nur durch zwei arten von fenstern sehn
Deine nase kann nur zwei arten von hausfluren riechen
Du kannst nur zwei arten von türgriffen greifen
Und drehen und drücken
Du kannst in die kirche deiner wahl gehen
Oder ins Brooklyn State Hospital
Du begegnest Gott in der kirche deiner wahl
Du begegnest Woody Guthrie im Brooklyn State Hospital
Und auch wenn das bloß meine meinung ist
Und ich recht haben kann oder nicht
Du begegnest beiden
Im Grand Canyon
Wenn die sonne untergeht
Als ich klein war spielte ich oft auf dem feld
Am haus meiner tante wo die eisenbahn hält
Und riss das gras aus der erde hervor
Und zerrte an den wurzeln wie wild
Und zählte die halme stundenlang
Und flecken grünten auf meiner hand
Und ich wartete auf das rattern der loren
Die das eisenerz aus den gruben fuhren
Die schienen summten ich biss mir die lippen
Und hielt mich fest wenn die pfeife gellte
Kauerte flach wenn die maschine dröhnte
Winkte schüchtern dem fahrer zu
Und zählte die wagen die vorüberrollten
Doch wenn das echo verhallt war im hohen tag
Und ich begriff dass er fort war der zug
Geschah es dass meine augen sich wieder
Den fingern zuwandten mit grünen flecken
Die meine handflächen markierten wie blut das
Verriet ich hatte genommen und nichts zurückgegeben
Doch zurückblickend auf den leeren fleck
Wo aufgewühlt die erde lag und die
Wurzeln tot lagen neben dem baum
Sagte ich wohl »das berührt mich doch kaum«
Und »ich weiß dem gras ist das egal
Es wächst ja wieder das ist normal
Was ist schon so ein rasenstück«
Und ich wischte die hand um den fleck zu entfernen;
Und schleuderte steine über die gleise
Das echo des zugs hallte unter den sternen
Schwer wie gewitter und kommender regen
Im abenddämmern der ersten laternen
Und ich bat mich selber mein freund zu sein
Und zog meinen weg wie ein fuchs voller furcht
Und ich sang mein lied wie ein dämonisches kind
Strampelnd und fluchend
Im schoß meiner mutter –
In späteren jahren obwohl noch jung
Schwang mein kopf in engen kurven
Auf wilden wegen rotierend verschlungen
In die grenzen meiner jugend gezwungen
Bis ich mich endlich zurückzog so weit
Von den wänden der welt von dem freundlosen spiel
Das ich kein wort mehr sagte zu keiner zeit
Und zu keinem menschen den ich erblickte
Und schloss mich ein verlor den schlüssel
Und dann gewann der traum gestalt
Und formte feinde für den kampf
Die zunge peitschte rebellion
Und spie erbrochene wörter aus
Doch lernte ich bald idole wählen
Die für mich reden sollten für mich erzählen
In meinem kampf mit dem phantom
Hank Williams war mein erstes idol
Denn er sang von dem schienenstrang
Von eisernen schwellen vom rattern der wagen
Von der wirklichkeit in unseren tagen
»Schönheit« hieß mein erstes phantom
Denn die schienenstränge waren nicht schön
Schwarz von rauch und der farbe der gosse
Erfüllt von stank und ruß und staub
So waren sie mein maß des schönen
Mir galt nur das was hässlich war
Was meine hand berührte mein auge sah
Nur dann verstand ich und sagte »ja
Dies ist wirklich«
Und ich ging meinen weg und sang meinen song
Wie ein trauriger clown
Im zirkus meiner eigenen welt –
Dann kam die zeit als die idole stürzten
Weil ich verstand sie waren nur menschen
Die gründe hatten für ihre taten
Von denen keine meine waren keine
Und auch auf sie war kein verlass
Doch was ich lernte von jedem vergessenen
Gott war: das schlachtfeld gehörte nur mir
Und ich allein warf steine hier
Und die phantome verschwanden nicht
Wurden riesig und blieben in sicht
Wenn auch gestaltlos doch stärker als je
So sah ich sie in schärferem licht
Und das phantom namens »schönheit« stieß mir noch
In die eingeweide und beschämte mich doch
Meine rebellion wurde härter und zehnmal so stolz
Und ich sang meinen song und ging meinen pfad
Ein erzverbrecher der nicht böses tat
Kein verbrechen beging und um hilfe schrie
Aus jemand anderes zelle –
Später noch in der stadt New York
Mit eigenen worten aus eigner erfahrung
Sagte ich »schönheit ist nur in den rissen
Und gossen gekleidet in staub und in dreck«
Und ich suchte danach in jedem loch
Warf mich kopf voran an ihre brust
Flüsterte ihr melodien ins ohr
Küsste den mund und umschlang ihre taille
Schwamm herum in ihrem leib
Ging zugrunde auf ihrem kalten bauch
Und wie ein verliebter in wilder flucht
Schrie ich aus meinen wunden heraus
»Meine stimme sein und für mich sprechen
Soll nur der harte schmutzige klang der gossen
Denn nichts anderes kann ich berühren
Und keine andere schönheit empfinden«
Und freiwillig tauchte ich wieder ein
Gierig saugte meine löchrige haut
Jede andere stimme wies ich zurück
Und ging meinen weg und sang meinen song
Wie ein einsamer könig
Der im furiengarten der königin steht
Und hinunterstarrt in
Ein flaches grab –
So vergingen die zeiten die gesichter darin
Und viele gedanken wurd’ ich gelehrt
Von namen und köpfen zu viele für mich
Sie berührten meinen pfad und waren bald fort
Nur manche blieben als freunde zurück
Obwohl jeder der erste war keiner der beste
Ist es nun an der zeit für eine zu sprechen
Es ist nun an der zeit für eine zu sprechen
Die mir bewies dass jungs noch wachsen
Ein mädchen ich traf sie auf gemeinsamem grund
Sie spielte wie ich einsame melodien
Mit »lieblicher stimme« so hörte ich sagen
»Ein fall von schönheit« sagten die leute
»Wunder des wohlklangs« schrieben die schreiber
»Ich hasse diesen klang« sagte ich
»Die einzige schönheit ist hässlich, mann
Die brechenden reißenden beißenden klänge sind
Die einzige schönheit die ich versteh«
So war da ein gitter zwischen unseren zungen
Und obwohl wir die welt unsrer ängste teilten
Und über dieselben späße lachten
Und unsre augen dasselbe ziel umfassten
War da sobald sie singen wollte
Ein zaun aus taubheit um mich her
Sprang auf wie scheiben aus sicherheitsglas
Vor dem innern meiner ohren
Und ich sprach laut in meinem kopf
Als doppelter schild gegen den klang
»Es gibt keine stimmen als hässliche stimmen
Alles andere soll von mir aus vergehn
Wenn meine hand nicht berührt meine augen nicht sehn
Dann verlangt nicht von mir etwas zu verstehn
Und doch will ich warten bis dein song vorbei ist
Denn da ist etwas an dir aber
Ich weiß nicht was«
Und ich ging meinen weg und sang meinen song
Wie ein angstvoller dichter
Am saum der brandung entlang
Trat mit dem schattenfuß das treibholz fort
Hatte angst vor dem meer –
Auf der autofahrt hörte ich ihren
Geschichten zu von den stunden der kindheit
Ein mädchen in einem arabischen land
Sie sprach von den hunden die auf der straße
Geschlachtet wurden und sie sah zu
Und ich lernte wie die leute lachen
Wenn sie sanfte hunde erschlagen
Aus den augen eines kindes das vergebens versuchte
Einen hund in ihrem haus zu verbergen
Und ich wandte mich ab ohne ein wort
Und sah auf die straße mit kaltem blick
Und als der wind in mein halbes gesicht schlug
Da rollte erinnerung sich ab wie die straße
Rückwärts und wie in einem blitz
Sah ich einen flecken vergilbten grases
Gestorben als man den hund erschlug
Und ein gefühl von schuld sprang wieder auf
Nicht wegen der ausgerissenen wurzeln
Nein wegen ihr die das schlachten sah
Und ohne atem sagte ich leise
»Du solltest ihre stimme hören …
Vielleicht ist etwas in dem klang …
Ach aber ihr wär’s doch egal
Töte die gedanken … so wird es nicht gehn
Nur was hässlich ist lässt sich verstehn«
Und ich reckte den kopf hinaus in den wind
Und ließ ihn die worte einfach verwehn
Fort mit dem atem als ein lastwagen jäh
Vorbeikam und uns fast von der straße blies
Und das in einer zeit ganz ohne song –
In Woodstock im haus eines malers waren
Freunde über das zimmer verstreut
Als sie im sessel saß und sprach
Und ich im schneidersitz am boden
Saß rauchend lachend hörte zu
Trank rotwein dann war auf einmal
Jede der zitternden adern verloren
Im wurzelwerk meines tanzenden herzens
Und wankend schwankend wirbelte der raum
Kein zaun hielt wache und stand still
Und plötzlich riss die stille luft
Im klingen ihrer stimme auf
Und kein wort hatte mich gewarnt
Mein herz stand still wie ein instinkt
Ich schwankte fasste nach der wand
Die fallen musste wo sie stand
Doch meine ruhigen nerven behielten die ruhe
Und wollten diesmal noch nicht springen
Sie riefen »lass die stimme klingen«
»Wir sind zu müde sie aufzuhalten«
Das brach meine regeln allesamt
Mir blieb keine wahl ich ließ mich betören
Ihrer stimme zuzuhören
Und als ich mich auf meine ellbogen stützte
Die meinen körper matt aufrecht hielten
Da fühlte ich mein gesicht gefrieren
Konnte den versteinerten mund nicht mehr spüren
Hätte mich nicht mehr bewegen können
Die zeit glitt vorüber wie samt
Dann kam mein aufschrei aus hunger und schmerz
»Hör nicht auf … sing noch einmal«
Und wie schon andere die mich belehrten
Nicht über sich selbst sondern über mich
So lachte sie jetzt als wüsste sie schon
Dass unser gitter zerbrochen war
Und auch ich lachte wie von sinnen
Hinauf zur decke des zimmers
Als mir klar wurde was ich gefordert hatte
Und meine ellbogen gaben nach
Und mein kopf lag wieder am boden
Und die zitternden nerven schwangen frei
Doch ich wusste die worte die zu schreiben waren
Für eine andere zeit morgen wenn der abend dämmert
Und hielt ungefährdete träume fest
Als mein bewusstsein schwand irgendwo in der nacht –
Ich hatte keine berührung
Ehe ich endlich fühlte was nicht da war
Oh wie klein und kraftlos wie töricht und traurig
Von mir zu denken dass schönheit nichts
Als hässlichkeit und abschaum war
Denn sie war ja der zauberstab
Der mein bewusstsein umweht und kitzelt
Und weiß dass sie allein nur fühlt
Und weiß ich habe keine chance
Verführt zu denken meine hand
Und sie allein könnte verstehn
Ah wie lacht sie mich wohl aus
Den krüppel der sogar den klang
Des flusses noch zerlegen will
Den klang der brandung wenn sie rauscht
Doch du täuschst mich nun nicht mehr
Denn der hauch im atem eines mädchens
War jetzt wahr wie der sex wie das frausein selbst
Und so tief wie die tiefen des todes
Und stark wie der leiseste wind der weht
Und dauernd wie fatum und vaterschaft
Wie zigeunertrommeln
Und chinesische gongs
Und kirchenglocken
Und das windspielgeläut
Einfache hymnen mysterien
Die geheimnisvoll ineinandergehn
Und sie sind nicht zu lösen nicht zu verstehn
Von händen fingern fingerspitzen
Und niemand soll da sein der sie verflucht
Nur weil er nach einfachen antworten sucht
In jedem buch nur in sich selbst nicht
Na los du wetterstrahl lach mich aus
Lass deine zähne blitzen
Schlag dir auf die knie
Ich lache mit dir sieh
Ich zeige sogar auf mich selber
Eine schande dass es so lange gedauert hat
Nun ist es schon spät es ist winter geworden
Also muss ich den frühling abwarten
Zurückzugehn dorthin wo ich kniete
Wo ich den gesang der loren vernahm
Und die wurzeln ausriss mitsamt dem boden
Doch diesmal werd ich meine kraft nicht benutzen
Um die zeit zu vertreiben und gras auszureißen
Wenn ich das tönen des zuges erwarte
Nein diesmal wird es ein anderer tag sein
Denn der zug wird schon dastehn wer weiß wenn ich komme
Und warten werd ich bis die wagen vorbei sind
Und wenn ihr echo dann verhallt
Werd ich mich bücken und grashalme zählen
Eines aber muss gewiss sein
Statt die erde zu reißen und zu zerren
Werd sie liebkosen wie einen freund
Und wenn der zug dann näher kommt
Nick’ ich den eisenrädern zu
Und ruf »howdy« dem heizer zu
Und sage Joanie sagt dir hallo
Und der heizer kratzt sich das kinn
Und fragt sich ob ich bei sinnen bin
Dann stehe ich auf und erinnere mich