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Moderatorin Darla wird in Versuchung geführt: Sie muss bei der Tanzshow ausgerechnet mit Blake, dem arroganten Playboy vom Konkurrenzsender, zusammenarbeiten. Schon lange weckt er in ihr unwiderstehliche erotische Fantasien …
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Seitenzahl: 198
Lisa Renee Jones
Play with me: Darla und Blake
Aus dem Amerikanischen von Sandra Roszewski
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Winning Moves
Copyright © 2012 by Lisa Renee Jones
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Covergestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Maya Gause
Titelabbildung: Shutterstock; Thinkstock/Getty Images, München
ISBN eBook 978-3-95649-492-5
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Alle handelnden Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder
Darla James’ Nervosität stieg von Sekunde zu Sekunde. Sie stand in der Schlange vor dem Sicherheitscheck und versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass sie gleich in ein Flugzeug steigen musste. In eine dieser Blechdosen, bei denen sie sich nie erklären konnte, wieso sie überhaupt fliegen konnten. Darla versuchte, sich zu beruhigen. Sie musste unbedingt diese Ängste in den Griff bekommen, denn in den nächsten Wochen würde sie viel Zeit in der Luft verbringen. Stepping Up, die erfolgreiche Reality-Dance-Show, ging in die zweite Staffel, und Darla war Teil der Jury. Das bedeutete, dass sie zu unzähligen Castings und Auftritten überall in den USA reisen musste. Der Fernsehsender hatte ihr sogar gestattet, ihr eigenes Morgenmagazin während dieser Reisen weiterzuführen, obwohl sie dieses Format für einen konkurrierenden Sender produzierte. Dies war eine einmalige Chance. Und gerade jetzt, wo die Zukunft der Ranch ihrer Eltern von ihrem Erfolg abhing, konnte sie nicht zulassen, dass ihre Flugangst alles ruinierte.
Darla pustete sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, zog ihre Stiefel aus und durchquerte die Sicherheitsschranken. Im Check-in-Bereich blieb sie stehen und überprüfte noch einmal, ob sie alles dabeihatte. Schokolade, das neue Buch ihrer Lieblingsautorin und Kopfhörer, um sich mit Musik abzulenken. Darla hasste den Gedanken, dass sie sich bei jedem Geräusch während des Fluges fragen könnte, ob die Maschine gleich abstürzte. Am schlimmsten waren die mitleidigen Blicke der Mitreisenden. Darla hasste diese Blicke. Und sie hasste Flugzeuge.
Sie griff nach ihrer Tasche, drehte auf dem Absatz um – und wurde von der ersten Turbulenz des Tages eiskalt erwischt. Unvermittelt stieß sie mit Blake Nelson zusammen. Ausgerechnet Blake. Fernsehmoderator, Konkurrent um die besten Einschaltquoten – und ihr Erzfeind.
Darla reichte ihm gerade einmal bis zur Brust, und so konnte sie nicht verhindern, einen Blick auf die wohlproportionierten Muskeln zu erhaschen, die sich deutlich unter seinem Shirt abzeichneten. Aber dass dieser Mann attraktiv war, hatte sie bereits zu einer anderen Gelegenheit herausgefunden – ein Erlebnis, das sie nur zu gerne vergessen würde.
Rasch wandte Darla den Blick ab. Ihre Knie fühlten sich plötzlich wie Pudding an. Anscheinend hatte ihre Produzentin Kayla recht – sie fühlte sich immer zu den falschen Männern hingezogen.
„Wie kommt es, dass ich dich immer ohne Schuhe erwische?“, hörte sie Blakes dunkle Stimme dicht an ihrem Ohr. Darla blickte auf. Blake deutete amüsiert auf ihre Füße und Darla unterdrückte ein Stöhnen. Sie war so mit ihrer Angst beschäftigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass sie noch immer auf Socken in der Halle stand.
Sie verzog die Mundwinkel. „Ich dachte, die Schuhwitze hätten wir hinter uns. Hat es dir wenigstens gefallen, mich während deiner Show in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen?“, entgegnete sie kühl. Die Erinnerung war sofort wieder da. Blake und sie waren bei einer Gala eingeladen gewesen und während des Gangs über den roten Teppich hatte Darlas hoher Absatz den Geist aufgegeben. Sie hatte das Gleichgewicht verloren und war im letzten Moment von Blake aufgefangen worden. Noch immer konnte sie deutlich seine starken Muskeln dicht an ihrem Körper spüren …
Rasch drehte sie sich weg und marschierte zu einer kleinen Sitzgruppe. Blake folgte ihr und blieb dicht vor ihr stehen. „Mein Gast hat Witze über dich gemacht, nicht ich“, entgegnete er ruhig.
Darla heftete den Blick fest auf Blake. „Es wurde in deiner Show gezeigt. Dein Gast war Rick, der Moderator von Stepping Up, und er hätte gar nicht die Befugnis gehabt, das zu zeigen. Du bist verantwortlich für das, was in deiner Show passiert. Du hättest verhindern müssen, dass man über mich herzieht.“
„Das war eine Absprache zwischen Rick und dem Produzenten, Darla“, sagte Blake. „Es ging ihnen um Einschaltquoten. Ich war dagegen und das weißt du auch, schließlich habe ich versucht, dich anzurufen, um mich zu entschuldigen.“
Darla zog energisch den Reißverschluss ihres rechten Stiefels nach oben. „Ehrlich gesagt ist mir das egal. Ich wollte weder mit dir noch mal darüber reden noch weiterhin etwas mit Rick zu tun haben. Aber man kriegt eben nicht immer, was man sich wünscht.“
Über Blakes arrogantes Gesicht huschte Überraschung. „Und du bist immer ehrlich, ja?“
Darla zog den zweiten Stiefel an und stand auf. „Ich mache zumindest keine Witze auf Kosten anderer Leute. Ihr hättet meine Karriere ruinieren können. Gut, ich bin nicht gefeuert worden, aber wenn meine Quoten gesunken wären, wäre das Thema wieder aufgekommen und das weißt du auch.“ Darla schulterte ihre Tasche. „Ich habe deinen Anruf nicht angenommen, weil ich fürchten musste, dass unsere Gespräche wieder in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. Damit ist das Thema für mich beendet. Und jetzt muss ich mich beeilen.“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen Schritten Richtung Abfluggate. Blake blieb ihr dicht auf den Fersen. Darla runzelte die Stirn. „Warum verfolgst du mich?“ Sie begegnete dem Blick seiner blauen Augen und sofort begannen Schmetterlinge in ihrem Bauch zu tanzen.
Er ignorierte die Frage. „Die ganze Sache hat mir wahrscheinlich mehr geschadet als dir. Ich habe jede Menge wütende Briefe bekommen und das Telefon stand wochenlang nicht still. Es gab jede Menge Publicity, ja. Aber keine gute.“
Darla wusste, dass er die Wahrheit sagte, denn auch sie hatte unzählige Briefe bekommen. Nur die aufmunternde Fanpost und ihre Familie hatten sie davon abgehalten, alles hinzuwerfen.
„Trotzdem war es unverantwortlich“, sagte sie kühl.
Blake hob die Hände. „Ich schwöre dir, Darla, ich wusste nichts von dem Plan. Auf der Aufzeichnung ist deutlich zu sehen, dass ich vollkommen geschockt war. Ich habe noch während der Show versucht, das Schlimmste zu verhindern.“
Verdammt. Er klang so aufrichtig, dass Darla versucht war … Tu das nicht, ermahnte sie sich. Sie vergab Menschen immer zu schnell.
Wohl wissend, dass sie ganz kurz davor war, einen schweren Fehler zu begehen, steuerte sie auf die Damentoilette zu. Dorthin würde er ihr wenigstens nicht folgen können.
„Du entschuldigst mich“, sagte sie.
„Warte“, warf Blake ein. „Darla, da ist noch etwas …“
„Tut mir leid“, sagte sie und öffnete die Tür. „Nur für Damen.“
Darla hastete zu den Waschbecken und atmete tief durch. Gut, dass sie auf Abstand gegangen war. Noch ein paar Sekunden länger neben Blake, noch ein einziger Blick in seine Augen und sie hätte alle guten Vorsätze über Bord geworfen.
Sie kramte noch einmal in ihrer Tasche. Hatte sie wirklich alles dabei? Schokolade – war da. Das Buch ebenfalls. Kopfhörer? Wo, zur Hölle, waren die Kopfhörer?
Oh nein, dachte Darla und unterdrückte ein Fluchen. Sie brauchte diese Kopfhörer. Dringend.
Hektisch durchwühlte sie ihre Tasche, doch die Kopfhörer tauchten nicht auf. Darlas Magen krampfte sich zusammen. Hatte sie die Kopfhörer etwa in der Eile auf dem Küchentisch liegen lassen?
Sie schnappte sich ihre Tasche und hastete nach draußen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie vielleicht noch neue besorgen.
Blake war verschwunden, und obwohl Darla es sich nur ungern eingestand, fühlte sie Enttäuschung in sich aufsteigen. Ganz offensichtlich hatte sie das Problem, die falschen Männer interessant zu finden, noch lange nicht im Griff.
Sie blickte auf die Uhr und stellte fest, dass die Zeit nicht mehr ausreichte, um neue Kopfhörer zu kaufen. Sofort stieg die Angst wieder in ihr auf. Was, wenn das Flugzeug abstürzte? Was, wenn die Triebwerke versagten?
Mit wackligen Knien schritt sie über die Gangway. Eine Stewardess begrüßte sie freundlich. „Herzlich willkommen an Bord. Ihr Platz ist in Reihe 4, direkt am Fenster.“
„Vielen Dank“, erwiderte Darla. Ihre Stimme klang belegt. Am liebsten hätte sie der Flugbegleiterin unzählige Fragen gestellt. Wie erfahren der Pilot war zum Beispiel. Und ob er genug Schlaf gehabt hatte. Doch im letzten Moment hielt sie sich zurück.
Langsam schritt sie den schmalen Gang entlang und blieb dann wie angewurzelt stehen. Die zweite Turbulenz des Tages erwischte sie mit voller Wucht. Direkt neben dem für sie gebuchten Platz in Reihe 4 saß Blake Nelson.
„Ich wollte dich warnen“, sagte Blake und unterdrückte ein Lachen.
„Warnen?“ Darla strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Ganz genau“, antwortete er. „Ich wollte dir mitteilen, dass wir gemeinsam fliegen werden. Aber du hast ja gekniffen und dich stattdessen in der Damentoilette eingeschlossen.“
„Ich habe nicht gekniffen … Woher wusstest du, dass wir im gleichen Flieger sind?“ Sie kämpfte sich zum Fensterplatz durch und Blake nahm den frischen Geruch ihres Parfums wahr. Es roch süß, nach Blumen und Sommer. Und es passte perfekt zu Darla. Blakes Pulsschlag beschleunigte sich.
Darla heftete den Blick fest auf ihn. „Also, was ist hier los?“
„Ich mache eine Reportage für Stepping Up“, antwortete er.
Darla klammerte sich an ihre Handtasche. „Warum hat mir keiner etwas gesagt?“
„Ich habe das schon im letzten Jahr gemacht“, sagte Blake. „Wahrscheinlich dachten alle, dass du informiert bist. Wir werden uns also definitiv öfter begegnen. Sobald die Finalisten gemeinsam in das Haus in Las Vegas gezogen sind, werde ich erneut filmen. Und dann noch einmal, sobald der Gewinner feststeht.“ Er lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Vielleicht dachten die anderen, dass du empfindlich auf mich reagierst.“
„Ich bin nicht empfindlich. Ehrlich gesagt habe ich gerade andere Probleme“, konterte Darla. „Ich sage es dir besser gleich: Ich hasse fliegen. Vielleicht solltest du mit jemandem die Sitze tauschen. Ich werde dich wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben. Obwohl … das könnte meine Rache für damals sein.“
„Ah“, grinste Blake. „Du bist ein kleiner Kontrollfreak.“
„Das bin ich nicht.“
„Natürlich. Alle Menschen mit Flugangst sind Kontrollfreaks.“
Darla seufzte. „Ich aber nicht. Übrigens hättest du mich nicht warnen müssen. Es bestand kein Grund zu glauben, dass ich empfindlich auf deine Anwesenheit reagiere.“
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte in diesem Moment die Stewardess neben ihnen.
„Ja, einen Sekt bitte“, sagte Darla hastig.
Blake hob eine Augenbraue. „Es ist nicht einmal zehn Uhr morgens.“
„Also gut“, stöhnte Darla und wandte sich an die Stewardess. „Dann mischen Sie den Sekt eben mit Orangensaft.“ Sie funkelte Blake an. „Das war kein Witz. In einem Flugzeug bin ich nicht ich selbst.“ Sie richtete den Blick erneut auf die Stewardess. „Vielleicht sollte er auch einen Drink nehmen. Schließlich sitze ich neben ihm.“
Blake lachte laut auf und nickte der Stewardess zu. „In Ordnung. Ich nehme auch einen.“
Die Stewardess deutete auf Darlas Handtasche. „Die muss leider unter Ihren Sitz, wenn wir starten.“
Darla zog energisch den Reißverschluss auf und griff in die Tasche. „Hier, nimm das mal“, sagte sie und drückte Blake die Schokolade und das Buch in die Hand.
Er musterte es. „Gefährliche Leidenschaft von Lisa Renee Jones? So etwas liest du?“
Darla schob ihre Handtasche unter den Sitz. „Aber sicher. Ein Held mit übersinnlichen Fähigkeiten rettet die Welt und die Frau, die er liebt. Ich lese es, um es in meiner Morgenshow vorzustellen. Hast du ein Problem mit romantischer Lektüre?“
„Nein, nicht im Geringsten“, lachte Blake. „Ich glaube sogar, das wäre etwas für meine Schwester. Sie hat einen grauenvollen Geschmack, was Männer angeht. Und wundert sich dann, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Mir wäre es lieber, sie würde ihren Helden in einem Buch finden, als dass sie weiterhin versucht aus Verlierern Helden zu machen.“
„Deine Schwester und ich würden uns bestimmt verstehen“, murmelte Darla. Doch bevor Blake darauf eingehen konnte, fügte sie hinzu: „Und damit das klar ist: Kein einziges Wort, das wir beide auf diesem Flug wechseln, taucht in deiner Show auf. Wenn du Witze auf Kosten meiner Flugangst machst, schwöre ich dir, dass ich …“
„Das werde ich nicht tun“, sagte Blake ruhig. Er suchte Darlas Blick, um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte.
„Ihre Drinks sind da“, erklang in diesem Moment die Stimme der Stewardess neben ihnen.
Blake reichte Darla eines der Gläser. Als sie danach griff, berührten sich ihre Finger und ein elektrischer Schlag schien sie zu durchfahren.
Blake schluckte schwer. Er erinnerte sich noch genau, wie es sich angefühlt hatte, Darla damals auf dem roten Teppich aufzufangen. Noch heute spürte er ihren Körper verführerisch an seinem. Und den Wunsch, sie erneut festzuhalten, sie in seine Arme zu schließen und jeden Millimeter ihres Körpers zu erkunden. Irgendetwas an dieser Frau brachte ihn dazu, sie näher kennenlernen zu wollen – etwas, das er seit einer sehr langen Zeit nicht mehr gefühlt hatte.
Er hob das Glas. „Auf einen neuen Anfang.“
Darla musterte ihn einen Moment prüfend, dann ließ sie ihr Glas gegen das seine klingen. „Auf einen neuen Anfang.“
Dann, plötzlich, sprangen die Turbinen des Flugzeugs an.
„Oh mein Gott!“ In Darlas Blick lag pure Panik.
„Keine Sorge“, sagte Blake. Am liebsten hätte er Darla geküsst, doch er widerstand dem Impuls. Es gab wahrscheinlich keinen unpassenderen Moment dafür. „Ich bin schon sehr oft geflogen.“ Er musterte sie und bemerkte einmal mehr den kleinen sexy Leberfleck über ihrer Oberlippe. Verdammt, er liebte diesen Leberfleck. Blake deutete auf Darlas Glas. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für den Drink.“
Darla schüttete ihn in einem Zug hinunter. „Kann ich noch einen haben?“
Blake reichte ihr sein Glas. „Ich dachte, du trinkst nicht viel?“
„Tue ich auch nicht.“ Sie lachte auf. „Oh Gott, ich habe schon einen Schwips.“
Mit einem Ruck setzte sich das Flugzeug in Bewegung und rollte langsam zur Startbahn. Darla setzte sich auf und starrte aus dem Fenster.
„Das ist eine ganz schlechte Idee“, sagte Blake. Darla funkelte ihn an.
„Ich möchte wenigstens sehen, was da draußen los ist. Und woher willst du wissen, dass es eine schlechte Idee ist?“
„Weil meine Mutter Flugangst hatte“, sagte er. „Und sie ist ein hundertprozentiger Kontrollfreak.“ Er zog das kleine Rollo am Flugzeugfenster herunter.
„Was soll das?“, fauchte Darla.
„Es bringt nichts rauszuschauen.“
„Ich muss aber rausschauen!“
„Das hat meine Mutter auch immer gesagt. Bis sie es einmal mit heruntergezogenem Rollo probiert hat. Sie konnte zum ersten Mal wirklich entspannen und hat den Flug genossen. Heute ist sie übrigens Reisejournalistin.“
„Ich bin aber nicht deine Mutter.“
„Nein“, sagte er sanft und legte eine Hand auf der Darlas Knie. „Das habe ich mitbekommen.“
Da war es wieder, das erotische Flirren zwischen ihnen.
Das Flugzeug beschleunigte, bis es sich schließlich in die Luft erhob.
Darla starrte Blake an. „Sind wir abgehoben?“, flüsterte sie.
Blake klappte die Armlehne zwischen ihnen hoch. „Ja.“ Er lächelte ihr zu. „Siehst du, wie unspektakulär alles ist, wenn du abgelenkt bist? Wie wäre es jetzt mit einem Stück Schokolade?“
„Aber ich muss doch nach draußen sehen!“
Blake fasste sie am Arm. „Sieh lieber mich an.“
Ihre Blicke trafen sich, und Blake konnte sich nicht erinnern, dass jemals eine Frau ein solches Feuer in ihm entfacht hatte. „Du brauchst definitiv eine neue Strategie“, sagte er. „Schokolade und Alkohol sind keine Lösung. Immerhin musst du zu dreißig verschiedenen Wettbewerbsorten fliegen. Du wirst das nicht durchstehen, wenn du so angespannt bleibst. Mach es wie ich. Bleib vom Fenster weg und konzentriere dich auf andere Dinge. Auf mich zum Beispiel.“
„Ich glaube, das ist eine schlechte Idee.“
„Und warum?“
„Weil ich getrunken habe. Es könnte sein, dass ich vergesse, dass ich dich nicht leiden kann.“
„Oder“, schmunzelte er, „du stellst fest, wie sehr du mich magst.“
Genau davor hatte Darla Angst. Dass sie Blake mochte. Und dass sie vergaß, weshalb sie sich von ihm fernhalten sollte. Er war nur ein weiterer machthungriger Mann, der früher oder später auf ihren Emotionen herumtrampeln würde. Und er konnte eine echte Bedrohung für ihre Karriere werden. Warum also konnte sie einfach nicht damit aufhören, seinen Mund anzustarren? Diese sinnlichen Lippen … Konnte er sie nicht einfach küssen? Das wäre die perfekte Ablenkung.
„Es könnte sogar sein“, sagte er leise, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „dass du mich plötzlich küssen möchtest.“ Er lehnte sich zu ihr hinüber und Darla nahm den herben Geruch seines After Shaves wahr.
Ja, sie wollte ihn küssen. Aber das war absolut unmöglich.
Sie rückte von Blake ab. „Nein. Auf keinen Fall. Ich werde lesen.“ Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schlug sie das Buch auf.
Sie legte ihre Handflächen auf seinen nackten Oberkörper und drängte ihn zurück in die Kissen. Damian hätte nicht beschreiben können, was Lauras wilde und fordernde Küsse in ihm entfachten, als sie sich auf ihn setzte. Sie küssten sich wie Ertrinkende, erforschten jeden Millimeter des anderen, berührten sich, schmeckten sich. Damian spürte Lauras heiße Haut an seinem Unterleib. Fühlte das sehnsüchtige Verlangen nach mehr in sich aufsteigen. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Konnte nicht aufhören, sie zu küssen, sie zu streicheln. Ihre Brüste lagen klein und fest in seinen Händen, und er hörte, wie Laura aufstöhnte. Es war wie das Verschmelzen zweier verwandter Seelen und nichts außer diesem Moment zählte. Niemals hatte Damian etwas Ähnliches mit einer anderen Frau erlebt. Es gab nichts mehr zu sagen. Nichts, über das man hätte nachdenken müssen. Nur noch reines Fühlen.
Damian strich mit einer Hand an Lauras Rücken entlang, ließ die Finger hochwandern bis zu ihrem weichen Haar. Der Kuss wurde drängender, tiefer. Und alles außerhalb dieses Raums wurde unwichtig. Es gab kein richtig oder falsch mehr, keine Freundschaft oder Feindschaft. Nur sie beide und das Verlangen, das sie vereinte.
Darla ließ das Buch sinken. Keine Freundschaft oder Feindschaft. Dieser kurze Satz spiegelte genau das wider, was sie gerade mit Blake erlebte. Oder sich in ihrer Fantasie zusammenreimte. Dieses Buch war definitiv die falsche Strategie, um Blake Nelson zu widerstehen. Sie griff nach der Schokolade, doch gerade, als sie sich ein Stück in den Mund stecken wollte, geriet das Flugzeug in Turbulenzen. Es gab einen heftigen Ruck und Darla schrie auf. Vor Schreck ließ sie die Schokolade fallen.
Blake reagierte sofort. Er fing die Schokolade auf und klappte das Tischchen nach oben. „Keine Panik, das sind nur leichte Turbulenzen. “
Die Stewardess eilte zu ihnen. „Ist alles in Ordnung?“
„Das wollte ich Sie fragen“, keuchte Darla nervös.
Die Stewardess lächelte. „Selbstverständlich. Diese Luftlöcher sind harmlos. Es ist August, und die heiße Luft in Erdnähe führt zu Turbulenzen, wenn sie aufsteigt.“
„Sind Sie sicher?“ Darla musterte die Flugbegleiterin prüfend.
„Glauben Sie mir, es ist alles in Ordnung.“
„Wir nehmen noch zwei Drinks, bitte“, sagte Blake, während er Darla nicht aus den Augen ließ. „Wenn du später betrunken bist, sorge ich dafür, dass du sicher in deinem Hotelzimmer ankommst“, sagte er und lächelte sie an. „Und ich verspreche dir, ich werde keinen Vorteil aus der Situation schlagen. Auch wenn der Gedanke ziemlich verlockend ist.“
Er würde keinen Vorteil aus der Situation schlagen, selbst wenn der Gedanke verlockend war. Diese kurze Bemerkung brachte Darla aus dem Konzept. Konnte es sein, dass hinter Blakes Fassade tatsächlich ein einfühlsamerer Mann steckte, als sie dachte?
„Bitte schön“, sagte die Stewardess. „Zwei Gläser Sekt mit Orangensaft.“
Blake reichte Darla ihren Drink und behielt einen für sich.
„Danke“, wehrte Darla ab. „Ich hatte bereits zwei. Die beiden sind für dich.“
Blake hob eine Augenbraue. „Ich halte mein Versprechen. Ich sorge dafür, dass du heil im Hotel ankommst. Auch wenn du diese beiden jetzt noch trinkst.“
„Ich glaube dir“, sagte Darla leise. Dann musterte sie ihn. „Wie alt ist deine Schwester? Älter oder jünger als du?“
„Sie ist fünf Jahre jünger als ich“, sagte er. „Siebenundzwanzig.“
„Ich dachte immer, die Tendenz zu falschen Männern ist ein Fluch der Medienbranche. Aber vielleicht ist es einfach der Fluch der Siebenundzwanzigjährigen.“
Blake lachte. „Unsere Branche ist nicht gerade beziehungsförderlich, oder? Zu viele Menschen, die nach oben wollen. Und das um jeden Preis.“ Blake musterte sie prüfend. „Ein großer Unterschied zu deinem Leben in Colorado.“
„Ich bin immer noch die Tochter eines Ranchers aus Colorado“, antwortete sie „Daran hat auch das Showbusiness nichts verändert.“
„Manchmal bekommt man die Veränderung nicht mit.“
„Meine Familie würde mich darauf hinweisen.“
Blake lächelte. „Genau wie meine.“
„Steht ihr euch nah?“
„Ja, ich verdanke ihnen alles, was ich erreicht habe. Ehrlich gesagt haben mich die Investmentstrategien meines Vaters so weit gebracht. Schon als Student habe ich Videos mit Börsentipps veröffentlicht.“ Er nippte an seinem Glas. „Es wurde ganz unerwartet ein Riesenerfolg, deshalb habe ich weitergemacht. Irgendwann wurde ein Produzent darauf aufmerksam. Und der Rest ergab sich von selbst. Das ist übrigens der Grund, weshalb ich Aktien und Investitionen auch in meinem Morgenmagazin immer wieder behandle.“
„Ist doch wunderbar“, sagte Darla trocken. „In deiner Show geht’s um Aktien, in meiner um Schnulzenromane. Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.“
„Richtig. Man könnte auch sagen, wir ergänzen uns perfekt.“
Darla hatte diesen Gedanken selbst schon oft gehabt. „Davon wirst du meine Fangemeinde allerdings nicht überzeugen“, sagte sie. „Nach allem, was passiert ist, wollen sie, dass ich dich fertigmache.“
In Blakes Augen trat ein gefährliches Glitzern. „Und was möchtest du?“
„Nachdem du mich vor aller Welt zum Idioten gemacht hast, habe ich alles gesagt, was zu sagen war.“
„Ich habe dich nicht …“
Darla winkte ab. „Ich akzeptiere, dass du es vielleicht nicht geplant hast.“, sagte sie.
„Vielleicht?“
„Ja, vielleicht. Und mehr Zugeständnisse bekommst du von mir nicht.“
„Immerhin ein Fortschritt.“ Blake trank sein Glas in einem Zug aus. „Übrigens dauert unser Flug drei Stunden. Du kannst also locker noch einen Drink nehmen, ohne betrunken am Ziel anzukommen.“
Darla runzelte die Stirn. Nur für den Fall, dass ihr kleiner Flirt sich fortsetzte, wollte sie einen klaren Kopf bewahren. Sie nahm ihm das Glas ab und ersetzte es durch das zweite volle. „Hier. Ich nehme vielleicht noch einen Drink, wenn wir wieder auf der gleichen Höhe sind.“
Er grinste breit. „Dann sollte ich mich beeilen.“ Er leerte das Glas und rief die Stewardess.
Darla lachte. „Wolltest du nicht auf mich aufpassen? Stattdessen sorgst du dafür, dass ich mich betrinke!“
„Falsch, ich machte dich betrunken, damit ich auf dich aufpassen kann.“ Er zwinkerte ihr zu. „Übrigens hätte ich kein Problem damit, dass du mich betrunken machst, um die Situation dann auszunutzen.“
Bevor Darla etwas antworten konnte, geriet das Flugzeug erneut in Turbulenzen. Es fühlte sich an, als würden sie in ein Loch fallen. Aus einem Reflex heraus klammerte sie sich an Blakes Knie.
„Ganz ruhig“, murmelte er, während er seine Hand auf ihre legte. „Du erinnerst dich? Es ist nur die Hitze.“ Er rückte näher an sie heran, bis ihre Oberschenkel sich berührten.
Die Hitze. Ja. Darla spürte sie mehr, als ihr lieb war. Ein Glühen, das ihren ganzen Körper durchströmte.
„Hi“, hörte sie in diesem Moment die Stimme der Flugbegleiterin neben sich. Blake musterte Darla aus dem Augenwinkel. „Noch einen Drink?“
„Erst muss ich etwas essen.“
Nachdem sie aus der Karte gewählt hatten, wandte Blake sich zu Darla um. Sie realisierte erst jetzt, dass er noch immer ihre Hand hielt, und ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Er hatte wunderbare Hände, groß und kräftig. Hände, bei deren Anblick ihre Fantasie lebhaft angeregt wurde …
„Also, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er. „Ach richtig. Es ging darum, dass du mich betrunken machen willst. Aber das sollten wir uns für ein anderes Mal aufheben“, fuhr er grinsend fort. „Du könntest mir allerdings erzählen, wie du zu deiner Fernsehshow gekommen bist.“
Darla atmete tief durch. „Ich habe Journalismus an der Colorado University