Pleasure Park. Zu deinem Vergnügen - Sandra Henke - E-Book
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Pleasure Park. Zu deinem Vergnügen E-Book

Sandra Henke

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Beschreibung

Wir treffen uns am sündigsten Ort der Welt

Immer wieder trifft Ally in dem weltweit einzigen Vergnügungspark für Erwachsene auf den atemberaubenden Jonas. Ist das Zufall, Schicksal oder fädelt er diese Treffen ein? Mit seiner rauen Männlichkeit und Dominanz zieht er sie völlig in seinen Bann. Aber liegt es nur an seinem phantasievollen Liebesspiel, dass sie nicht aufhören kann, an ihn zu denken, oder hat sie sich etwa Hals über Kopf in ihn verliebt? Wer ist der geheimnisvolle Mann wirklich und ist er es wert, dass sie ihre Hochzeit für ihn absagt?

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Seitenzahl: 371

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DAS BUCH

Kurz stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um größer zu wirken als sie war, doch damit kam sie seinem Gesicht sehr nah, worauf ihr auf bittersüße Weise schwindelig wurde. Dieser Typ könnte alles mit mir anstellen, wenn er mich nur nicht die ganze Zeit aufziehen würde. »Falls du vermutest, ich wäre unbefleckt, liegst du so was von falsch.«

»Nein, auf die Idee wäre ich niemals gekommen.« Seine Finger strichen an ihrer Seite auf und ab. »Eine anziehende Frau wie du könnte jeden Kerl haben.«

»Dich scheine ich allerdings nicht willenlos zu machen.« Sie gab ihrer Stimme einen spöttischen Ton: »Ich könnte dich nur ködern, indem ich mich entkleiden würde.«

»Nur, wenn du das auch möchtest.« Er lachte sinnlich. »Ich habe schon so viel gesehen und erlebt, dass ich nicht so leicht zu begeistern bin.«

»Heißt das, du kommst regelmäßig in den Pleasure Dome?«

Er zögerte und wirkte einen Moment lang verunsichert. »Könnte man so sagen.«

Folglich musste er einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Erotik besitzen und ein verteufelt guter Lehrmeister sein …

DIE AUTORIN

Sandra Henke lebt in der Nähe von Düsseldorf. Mit ihren erotischen Romanen hat sie sich ein großes Publikum erschrieben. Eine spannende Handlung liegt der Autorin ebenso am Herzen wie ein starkes Knistern und außergewöhnlich sinnliche Erotik.

LIEFERBARETITEL

Die Mädchenakademie

Alphawolf

Meister der Lust

Das Lustroulette

Mit starker Hand

Die Unterweisung

SANDRA HENKE

Pleasure Park

Zu deinem Vergnügen

EROTISCHER ROMAN

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © 2018 by Sandra HenkeCopyright © 2018 dieser Ausgabeby Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Anita HirtreiterUmschlaggestaltung: Nele Schütz Designunter Verwendung von Shutterstock/Mayer GeorgeSatz: KompetenzCenter, MönchengladbachISBN 978-3-641-22307-6V002
www.heyne.de

1

Heimlich schlich Alina Silver zu ihrer Nachtkonsole. Ihre Hand zitterte leicht, als sie sie ausstreckte und den Knauf umfasste. Vor Aufregung beschleunigte sich ihr Atem. Zwischen ihren Schenkeln prickelte es sanft. Man könnte meinen, ich würde den frivolen Brief eines Liebhabers verstecken, dachte sie verschmitzt, doch das traf nicht zu.

Das, was sie hütete wie ihr Tagebuch in Teenagertagen, war viel delikater!

Sie träumte nicht etwa davon, Kyle mit einem einzigen Mann zu betrügen, sondern gleich alle Moralvorstellungen abzustreifen wie ein Kleid, aus dem sie herausgewachsen war, und in einer Lust zu baden, die so süß und dickflüssig war wie Sirup.

Sie wusste genau, wo das möglich war. Dieser Ort, an dem sich vierundzwanzig Stunden lang alles um Sex drehte, wo es ausschließlich darum ging, den nächsten Höhepunkt zu erklimmen, und das jedes Mal anders als zuvor – außergewöhnlicher, sinnlicher oder versauter –, befand sich nur eine Autostunde entfernt und schien für Ally, wie sie genannt wurde, dennoch in einer Märchenwelt zu liegen.

Die Geräusche im Badezimmer verstummten. Alarmiert schaute sie zur Tür, die das Bad und den Schlafraum verband. Jeden Augenblick konnte Kyle herauskommen und sie ertappen. Dann hörte sie das Rauschen des Föns und stieß erleichtert die Luft aus. Ihr Freund würde nur noch wenige Minuten brauchen, um sich ausgehfertig zu machen, aber die knappe Zeit würde für einen kurzen Blick auf ihren Sehnsuchtsort reichen.

Untermalt vom Verkehrslärm Las Vegas’, der durch das gekippte Fenster drang, zog Ally so leise wie möglich die Schublade auf. Sie holte den Liebesroman, den sie zur Zeit las, heraus, setzte sich mit dem Rücken zur Badezimmertür aufs Doppelbett und schlug ihn an der Stelle, an der sie zuletzt aufgehört hatte zu lesen, auf. Doch in diesem Moment interessierte sie nicht der Inhalt, sondern das Lesezeichen.

Es handelte sich um einen Flyer des Pleasure Dome, des einzigen Vergnügungsparks für Erwachsene auf der ganzen Welt.

Als sie das sechsseitige Faltblatt in den Händen hielt, kribbelte es in ihr. Das Papier war auf beiden Seiten farbig bedruckt und glänzte durch eine spezielle Beschichtung wie eine Seeoberfläche, auf die Sonnenstrahlen fallen. Fast magisch! Es strahlte jedenfalls auf Ally einen besonderen Zauber aus, denn sie verspürte ständig den Wunsch, es anzufassen. Kaum dass sie es berührte, geriet sie ins Träumen. Waren ihre Fantasien erst angestoßen worden, gab es für sie kein Halten mehr. Dann stellte sie sich so intensiv vor, was wohl an dem sündigsten Ort auf dem Erdball geschah, dass sie einfach masturbieren musste.

Zärtlich strich Ally über die Abbildung auf der Frontseite. Diese zeigte nur einen Pfahl mit Richtungsschildern, der so kunstvoll gestaltet war, dass er in einem Luxusviertel in Paris der Zwanzigerjahre gestanden haben konnte. Mehr war nicht zu sehen, und dennoch klopfte Allys Herz so heftig, dass sie befürchtete, Kyle könnte es bis ins Badezimmer hören, was daran lag, was auf den Wegweisern stand: Love Tunnel, Spaßbad, Reithalle, Babypflegestation, Erziehungsanstalt, Deckraum, Kerker & Folterkammer und vieles mehr. Jedes Mal verschwammen die Wörter vor ihren Augen, sie verblassten, und neue Buchstaben tauchten auf, und zwar waren es auf allen Schildern dieselben. Genau genommen war es nur ein einziges Wort, das plötzlich überall stand: Sex.

Egal, welchen Weg im Pleasure Dome man einschlug, er führte zu erotischen Ausschweifungen. Manche waren harmlos, andere dagegen bewegten sich auf dem schmalen Grat des Tabubruchs. Freilich spielten sich die erotischen Praktiken alle im Bereich der Legalität ab, jedoch sprengten einige davon die allgemeingültigen moralischen Grenzen.

Darum hatte es schon während des Baus in der Mojave-Wüste Protestaktionen gegeben. Als der Pleasure Dome vor fünf Monaten eröffnet wurde, rannten die Besucher dem Park allerdings die Türen ein. Die Proteste hatten am Ende nur seinen Bekanntheitsgrad gesteigert. Es gab sie heutzutage immer noch, aber sie wurden kaum noch wahrgenommen. Vielmehr sprach man über die gewaltigen Besucherströme, die bis heute nicht abrissen, und von den Plänen des mysteriösen Betreibers Xavier Hold, weitere Vergnügungsparks in Asien und Europa zu bauen.

Der Pleasure Dome war skandalös! Genau darum wurde Ally von ihm angezogen wie die Motten vom Licht.

Denn er war somit genau das Gegenteil von ihrem Leben. Ihr Alltag verlief in ruhigen Bahnen und war so langweilig wie ein Lastkahn, der immer denselben Wasserkanal hoch und runter schippert. Ohne Sturm, ohne Wellen und ohne Gezeiten. Monoton erledigt der Flussschiffer seine Arbeit und wird dafür bezahlt, doch er selbst ist unglücklich.

Plötzlich schwang die Badezimmertür auf. Kyle schlenderte nackt zum Kleiderschrank. Gedankenversunken rieb er über seinen durchtrainierten Oberkörper, betrachtete sein Spiegelbild einige Sekunden im Ganzkörperspiegel, der außen angebracht war, und öffnete dann die Schranktür, um seine Klamotten durchzusehen. Dass er sich darüber, was er anziehen möchte, anscheinend noch keinen Kopf gemacht hatte, sprach nicht gerade dafür, dass er Wert auf den Termin an diesem Freitagabend legte, fand Ally.

Hastig legte sie den Flyer zurück in das Buch. Am Anfang ihrer Sehnsucht nach Sexabenteuern hatte sie Kyle die Werbung zeigen und fragen wollen, was er davon hielt, gemeinsam hinzugehen. Doch das hätte er womöglich falsch interpretiert, und es wäre zum Streit gekommen, das wollte sie unter keinen Umständen. Denn zwischen ihnen lief es stets harmonisch, und das sollte auch so bleiben.

Allerdings schliefen sie schon seit mehreren Monaten nicht mehr miteinander. Während ihrer Highschool-Zeit waren sie übereinander hergefallen, nach neun Jahren Beziehung hatte die Anziehungskraft allerdings stark nachgelassen. Es gab andere Dinge, die sie verband, wie Hobbys, Reisen und gemeinsame Erinnerungen an lustige, aber auch traurige Erlebnisse. Schlief nicht in jeder Beziehung das Sexualleben über kurz oder lang ein? War nicht Freundschaft als Basis wichtiger?

»Warum seufzt du?«, fragte Kyle.

»Habe ich das?«

»Tief aus dem Bauch heraus, so klang es zumindest.«

Um von sich abzulenken, fragte sie: »Was hast du denn so lange im Bad gemacht?«

»Schönheitspflege.«

»Du brauchst ja länger als ich«, neckte sie ihn. »Warum bist du noch nicht angezogen? Wir werden zu spät kommen.«

»Offensichtlich hast du sogar noch Zeit zum Lesen.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Lektüre in ihrer Hand.

Hitze stieg in ihre Wangen. Rasch verstaute sie den Roman in der Schublade und schloss sie.

Es pochte in ihrem Slip. Während sie Kyle dabei beobachtete, wie er Boxershorts, Socken und eine weiße Stoffhose anzog, fragte sie sich, wie es sein konnte, dass ihr Schoß zum Leben erwachte wegen eines Flyers, Kyles Nacktheit sie dagegen kaltließ. Dabei war er ein Augenschmaus. Sportlich und braun gebrannt. Seine goldblonden Haare boten einen appetitlichen Kontrast zu seinem Solarium-Teint. Er war ein Sonnyboy, nach dem sich die Frauen umdrehten. Ally nahm seine Attraktivität noch immer wahr, doch sie löste nichts mehr in ihr aus.

Er nahm einen Bügel aus dem Schrank und hielt das Kleidungsstück, das darauf hing, hoch. »Soll ich das rosa Hemd anziehen? Es würde zu deinem pinken Cocktailkleid passen.«

»Partnerlook?« Wie süß!

»Oder erwartet dein Dad etwa, dass ich im Anzug erscheine?« Mit seinen großen blauen Augen und einem Blick, der Stein erweichen konnte, sah er sie an.

»Wir gehen nur auf das jährliche Sommerfest der Firma, und du bist jetzt schon das sechste Mal dabei.« Lächelnd kniete sich Ally aufs Bett. »Du weißt doch, dass es dort zwar chic, aber leger zugeht.«

»Das schon«, er zupfte an seinem Ohrläppchen, in dem eine Silbercreole gesteckt hatte, bevor er bei Silver-Kruger eingestiegen war, »aber dein Dad wirkte irgendwie feierlich, als ich mich heute Nachmittag im Büro von ihm verabschiedet habe.«

»Mir gegenüber ließ er durchblicken, dass er etwas verkünden wird.« Ihre Neugier erwachte erneut. Barfuß ging sie zu ihm und lehnte sich in einer lasziven Art und Weise mit dem Rücken gegen die Wand, doch er schien das gar nicht wahrzunehmen. Auch er war nicht mehr empfänglich für ihre Reize. Allys Frust wuchs. »Weißt du, was er allen mitteilen will?«

Er zuckte mit den Schultern, steckte den Saum seines Hemds in die Hose und schlüpfte in weiße Lederschuhe.

»Dad hat nicht einmal dir gegenüber erwähnt, was er bekannt geben wird?« Immerhin arbeitete Kyle nun schon seit einem Jahr als sein Assistent und damit eng an dessen Seite.

»Nein. Er hat ganz geheimnisvoll getan.«

»Wie merkwürdig!«, murmelte sie, während sie in einer mütterlichen Geste seinen Kragen richtete.

»Ja, das macht mich nervös.« Grinsend zog er sie an seine Seite und deutete auf den Spiegel. »Sind wir nicht ein hübsches Paar?«

Zwei schöne Menschen, die ein schönes Pärchen bildeten und ein schönes Leben führten. Sicherlich gab es viele Menschen, die sie beneideten, aber Ally fand das alles fürchterlich öd und nur ein Blendwerk für ein tristes Leben. Sie verbarg ihre Zweifel hinter einem Lächeln, denn sie wollte nicht undankbar sein. Sie hatte es gut, das wusste sie, nur fehlte etwas. Glücksgefühle, Schmetterlinge im Bauch und viel Sex, sie fühlte sich regelrecht ausgehungert danach.

Obwohl sie sich gerne zurechtmachte, hatte sie ein gespaltenes Verhältnis zu Schönheit. Daran trug ihre Mutter Helga die Schuld.

Schon mit fünf Jahren war sie mit Ally an den Wochenenden zu Kinderschönheitswettbewerben in ganz Nevada und den Nachbarstaaten gefahren. Sie verordnete Ally Extensions, damit deren schwedenblonde Haare mehr Volumen bekamen, sie trug Selbstbräuner auf das Kindergesicht auf, brachte Ally regelmäßig zur Maniküre und Pediküre und verbot ihr, Schokolade und Kuchen zu essen. Mit sieben Jahren gewann Ally sogar eine Wahl und wurde Little Miss Barbie Doll. Danach hatte ihre Mutter ihr den Künstlernamen Barbie aufgedrückt.

Vom ersten Moment an fühlte sich die kleine Ally unwohl, aber sie wollte ihre Mutter nicht enttäuschen und spielte daher mit. Erst im Teenageralter rebellierte sie. Sie wollte sich den Schädel rasieren und zehn Kilo zulegen, um ihre Mutter zu ärgern, schaffte es jedoch nicht, über ihren eigenen Schatten zu springen. Es war inzwischen zu tief in ihr verankert, perfekt aussehen zu müssen. Darum verhielt sie sich kratzbürstig, schrieb schlechte Noten und prügelte sich sogar einmal mit einem anderen Mädchen in der Mall. Erst als Ally von der Polizei nach Hause gebracht wurde, gab ihre Mutter die Schönheitswettbewerbe und den Traum auf, Ally könnte durch die Miss-Wahlen als Model oder Schauspielerin entdeckt werden und Karriere machen.

Auch diese Vorgeschichte und das daraus entstandene Gefühl, nur geliebt zu werden, wenn sie wie aus dem Ei gepellt aussah, waren für Ally Gründe, den Pleasure Dome aufzusuchen. Dort könnte sie sich so lange und heftig vögeln lassen, bis sie die Ketten der Vergangenheit endlich absprengen würde, bis sie schwitzte, ihr Make-up verlief, ihr Körper vor Lust glühte, sie völlig derangiert und ihr das vor Ekstase herzlich egal war. Darin sah sie die Chance, endlich eine andere Alina zu sein, eine ehrlichere Version ihrer selbst, eine, die ihren eigenen Wünschen entsprach.

Mit Kyle konnte sie über diese Gedanken keinesfalls sprechen, denn er war ebenso auf seine Wirkung auf andere bedacht wie sie. Kein Wunder, dass einige Freunde und Bekannte sie scherzhaft Barbie und Ken nannten. Während Kyle dies als Kompliment nahm, vermutete Ally eine versteckte Lästerei dahinter. Jedenfalls würde er ihr Problem nicht nachvollziehen können, denn er machte sich gerne zurecht. Ally dagegen empfand das Stylen beinahe als zwanghaftes Verhalten. Vor Jahren hatte sie einen Therapeuten aufgesucht, doch sie hatte zu spüren geglaubt, dass er der Meinung war, sie würde auf hohem Niveau jammern. Vielleicht hatte sie sich das aus Unsicherheit auch nur eingebildet. So oder so, helfen können hatte er ihr nicht.

Auf der Autofahrt zum Firmengebäude von Silver-Kruger, der Security-Firma ihrer Eltern, träumte sie mit offenen Augen vom Pleasure Dome. Sie saß auf dem Beifahrersitz neben Kyle, schaute aus dem Seitenfenster und malte sich die Sexeskapaden aus, die dort auf sie warten könnten.

Sie verlor sich in frivolen Tagträumen, die immer obszöner wurden. Die Welt vor ihren Augen verschwamm.

In ihrer Fantasie wurde sie von einem Mann, der sein Gesicht hinter einer Rabenmaske verbarg, entkleidet. Bereitwillig ließ sie es geschehen. Er brachte sie zu einer Tür, über der »Herrenklub« stand, und führte sie dann hinein in den Raum dahinter mit dunklem Tafelparkett, Holzvertäfelungen an den Wänden und Stuck an der Decke. Jagdtrophäen hingen in einer Ecke, in einer Vitrine erspähte sie Duellpistolen und klassische Musik drang leise aus einem Grammofon. Es roch nach Zigarren und Whiskey.

2

In dem Zimmer saßen zwölf Männer im Kreis. Neben Smokings und Fliegen trugen sie kurioserweise unterschiedliche Tiermasken. Ally wurde von dem Raben in die Mitte gelenkt. Er band ihr ein violettes Samtband mit der Aufschrift »Freiwild« um den Hals und drückte sie auf alle viere.

In einer fließenden Bewegung bückte er sich zu ihr hinunter und stellte eine Keramikschale mit Milch vor sie hin und befahl: »Trink! Und zwar wie ein Kätzchen.«

Während ihre Wangen vor Scham glühten, loderten zwischen ihren Schenkeln Flammen auf, die an ihrer Möse leckten. Ihr Puls jagte, als sie ihr Gesicht hinabsenkte und sich vor den Augen der Herren unterwarf. Ihre Blicke brannten auf Allys nackter Haut und schürten das Feuer in ihr. Begleitet vom Wummern ihres Herzens tauchte ihre Zunge in die milchige Flüssigkeit. Überraschenderweise schmeckte sie salzig …

»Kommst du?« Kyles Stimme schien weit entfernt.

Ally schrak aus ihrem feuchten Traum auf. Verlegen nestelte sie an ihren rosa lackierten Zehennägeln, die aus den Peeptoes herauslugten, als hätte sie gerade entdeckt, dass der Lack abblätterte. In Wahrheit brauchte sie nur einen Moment, um wieder normal zu atmen.

Kyle stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Galant reichte er ihr die Hand und half ihr beim Aussteigen. »Zu Hause hattest du es noch eilig, und jetzt bist du diejenige, die herumtrödelt.«

Entschuldigend lächelte sie.

Seite an Seite schritten sie auf das Gebäude zu, ohne Händchen zu halten oder Arm in Arm zu gehen.

Was mochte ihr Vater nur zu verkünden haben, dass er nicht einmal seine beiden engsten Vertrauten darüber informiert hatte? Ein ungutes Gefühl erwachte in ihr, eine Ahnung, die sie nervös machte. Konnten die Neuigkeiten etwas mit ihr oder mit Kyle zu tun haben? War das nicht eine naheliegende Schlussfolgerung? Sie rief sich in Erinnerung, dass sie sich alle drei sehr mochten und es keinen Grund zur Sorge gab, denn ihr Dad wollte nur das Beste für sie. Doch manchmal war das, was die Eltern für gut erachteten, nicht das, was auch die Kinder wollten, wie Ally schon in jungen Jahren gelernt hatte.

Es dämmerte an diesem Augustabend bereits. Das Neonschild mit dem Schriftzug Silver-Kruger Security Company leuchtete auf dem Dach des Firmengebäudes. Es ließ Allys verstorbene Mutter weiterleben.

An der Highschool hatte ihr Vater Dylan Silver Deutsch gelernt und danach Umwelt-, Hygiene- und Sicherheitstechnik studiert. Um seine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und Auslandserfahrung zu sammeln, studierte er sechs Semester Sicherheitsmanagement an der Northern Business School in Hamburg. In dem Kurs traf er Helga Krüger, eine schicksalhafte Begegnung. Sie verliebten sich Hals über Kopf ineinander. Nach dem Abschluss reisten sie zusammen durch Europa. An der Côte d’Azur machte er ihr einen Hochzeitsantrag. Sie nahm ihn an und zog mit ihm nach Amerika. In den kommenden Jahren bauten sie gemeinsam das Wach- und Sicherheitsimperium Silver-Kruger auf.

Aufwind bekam der Betrieb ausgerechnet durch die Sparmaßnahmen vieler Casinos, die mithilfe von Outsourcing ihre Ausgaben verringern wollten. Alinas Eltern fischten die meisten Aufträge ab, indem sie ihre Angebotspalette erweiterten und neben dem Einbau von Sicherheitsanlagen und dem Einsatz von Wachpersonal auch Geldtransporte anboten und somit günstige Rundum-Pakete schnüren konnten. Außerdem setzten sie ihr Personal bei Sicherheitskontrollen an den Flughäfen ein. Silver-Kruger wurde zum Inbegriff von Sicherheit.

Das Unternehmen florierte, es war breit aufgestellt und durch Dylan und Helga straff organisiert. Bis Alinas Mutter plötzlich an einem Herzinfarkt verstarb. Die Ärzte erkannten ihn zuerst nicht, da Helga unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kurzatmigkeit und Beschwerden im Bauch aufwies und nicht über Schmerzen im Brustkorb, sondern lediglich über Druck klagte. Sie wurde falsch behandelt, vielleicht auch weil die Ärzte bei einer Frau nicht sofort an einen Herzinfarkt dachten, und starb überraschend vor einem Jahr und drei Monaten.

Seitdem wurde Ally immer wieder von Trauer heimgesucht, doch die Abstände wurden kürzer. Es tat nicht mehr weh, den Namen des Familienbetriebs zu lesen oder dessen Logo zu betrachten: zwei Hände, die schützend über ein Haus gehalten wurden. In einem Finger auf der linken Seite stand »Silver« und in einem auf der rechten »Kruger«.

Die Party fand im großen Empfangsbereich statt. Als Alina und Kyle eintrafen, stürmte ihr Vater gleich herbei, als hätte er nur auf sie gewartet. Misstrauisch drückte ihn Ally kurz an sich. Im vergangenen Jahr war er optisch um zehn Jahre gealtert. Obwohl er in diesem Dezember erst neunundfünfzig Jahre alt werden würde, war er bereits ergraut, aber das passte zu ihm und ließ ihn weise und gütig wirken. Nach dem Tod seiner Frau hatte er erst stark abgenommen, inzwischen waren seine Wangen allerdings wieder voll, und er musste nicht mehr heimlich unter seinem Jackett Hosenträger tragen. Er stand ständig unter Strom, das blieb wohl nicht aus, wenn man ein Unternehmen in dieser Größe leitete, aber es schien ihm nichts auszumachen. Im Gegenteil: Die Arbeit war neben seiner Familie sein Lebenselixier.

»Da seid ihr ja endlich.« Es lag kein Vorwurf in David Silvers Feststellung. »Dann können wir ja jetzt richtig anfangen. Das Rosa ist gewagt, Kyle, aber dir steht die Farbe. Kommt mit!« Schon eilte er zur Bühne, schaute über die Schulter hinweg, ob sie ihm folgten, und winkte, dass sie sich beeilen sollten.

Warum war er nur so aufgeregt? Das fragte sich Ally, während sie ihre Kollegen aus der Personalabteilung, die sie leitete, im Vorbeigehen begrüßte.

Kyle flüsterte: »Das Hemd war doch die falsche Wahl. Dein Dad hasst es. Hätte ich doch besser einen Anzug angezogen.«

»Siehst du hier eine einzige Person in Bürokleidung?«

»Deinen Vater.«

»Er zählt nicht, denn er hatte keine Zeit, nach Hause zu fahren und sich umzuziehen, da er immer bis zur letzten Minute arbeitet.«

»Ich brauche dringend Alkohol.«

Ally verdrehte die Augen und schob Kyle voran in Richtung Podest. Sie passierten die Galerie mit den Fotos der »Mitarbeiter des Monats«. In anderen Betrieben hingen sie in der Kantine, aber Allys Vater wollte, dass nicht nur das Personal, sondern auch die Kunden die Auszeichnungen sahen. Damit drückte er die Wertschätzung für seine Angestellten aus. Bei seinen Feiern ließ er sich ebenfalls nicht lumpen. Er erlaubte es den Mitarbeitern, nachmittags früher heimzufahren, damit sie sich frisch machen konnten, es gab nicht etwa Sekt, sondern Champagner, und er engagierte bekannte lokale Bands.

Einige Male klopfte David Silver auf das Mikrofon. Aufgrund des lauten Pochens, das über die Boxen durch die gesamte Empfangshalle schallte, zuckten einige Kollegen zusammen. Als er hineinsprach, gab es eine Rückkopplung. Ally hielt sich kurz die Ohren zu. Zum Glück bekam ein Techniker dieses Problem schnell in den Griff. Die Anwesenden entspannten sich und lachten verlegen.

»Nun ja«, sprach ihr Boss etwas zu laut ins Mikrofon, schien das aber nicht zu bemerken, denn er dämpfte seine Stimme keineswegs. Vielleicht wollte er auch sichergehen, dass das, was er zu verkünden hatte, in der letzten Reihe ankam. »Ich heiße euch herzlich willkommen zum alljährlichen Silver-Kruger-Sommerfest, das so legendär wie berüchtigt ist.«

Die Menge lachte. Die Worte riefen Erinnerungen wach an Michael aus dem Lager und Jill aus dem Marketing, die beim Parkplatzsex erwischt worden waren, an Drucke von Brüsten, die montags im Auffangkorb des Kopierers entdeckt worden waren, und an den Sicherheitsmann Paul, den die Reinigungskraft am Samstagmorgen in einer Toilettenkabine schlafend und immer noch betrunken vorgefunden hatte.

Silver hob die freie Hand, damit Ruhe einkehrte. »Lasst uns schnell den offiziellen Teil hinter uns bringen, damit die Party losgehen kann, denn darum seid ihr doch alle hier und ich auch.«

Er zwinkerte. Immer wieder fuhr er sich durchs Haar, prüfte den Sitz seiner Krawatte, bis er sie schließlich auszog und die obersten zwei Knöpfe seines Hemds öffnete.

Diese Nervosität kannte Ally gar nicht von ihrem Vater. Sicherlich fehlte ihm Helga mit ihrem Charme, von dem sich alle einwickeln ließen, an seiner Seite, aber das konnte nicht alles sein. Seine Unruhe sprang auf Alina über. Ständig verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

In knappen Sätzen berichtete er über das vergangene Geschäftsjahr und gab einen Ausblick auf das kommende. »Ich habe unsere Ziele noch höher gesteckt. Und wisst ihr warum? Weil ich weiß, dass wir sie erreichen können. Silver-Kruger ist die führende Kraft im Bereich Sicherheit, und wir werden diese Position nicht nur verteidigen, sondern die Konkurrenz abhängen.«

Alle grölten. Nur Ally klatschte verhalten, denn sie merkte ihrem Vater an, dass da etwas war, das er unbedingt loswerden wollte. Was mochte das sein?

»Ich möchte die Stimmung nicht trüben, aber … nun ja, meine geliebte Frau Helga ist vor einem Jahr und 89 Tagen von uns gegangen. Es waren schwere Zeiten für mich und meine Tochter. Darum möchte ich an dieser Stelle Kyle danken, der stets für meine Familie und für das Unternehmen da war.«

Alle sahen Kyle an. Die Kollegen nickten ihm zu und schlugen ihm kumpelhaft auf die Schulter. Peinlich berührt winkte er ab, schnappte sich ein Glas Schampus und kippte es hinunter. Ally bemitleidete ihn, denn sie wusste, wie ungern er im Mittelpunkt stand, doch er hatte das Lob verdient.

Ihr Vater machte die Situation noch schlimmer für den armen Kerl, indem er sagte: »Komm rauf zu mir, Kyle! Nun, komm schon. Zier dich nicht wie ein Mädchen, auch wenn du Rosa trägst!«

Kyle zog den Kopf zwischen die Schultern und betrat die Bühne. Sein Teint nahm langsam die Farbe seines Hemds an. Anfeuernde Zurufe erklangen.

»Niemand kann Helga ersetzen, keiner kann ihren Platz einnehmen, aber du hast alles getan, um mich zu unterstützen. Kurz nach …«, Silver stockte für einen Moment, »nach ihrem Ableben habe ich dich zu meinem Assistenten gemacht, und du hast dein Bestmögliches getan, mir während der Trauerphase den Rücken freizuhalten.«

Verhaltener Applaus ertönte, schließlich wusste jeder, dass Kyle nur sein Laufbursche war. Er führte die Anweisungen aus, die David Silver ihm gab, oder leitete sie an die entsprechenden Mitarbeiter weiter. Auch Kyle schien sich dessen bewusst, denn er wurde auf dem Podest immer kleiner. Er tat Ally wirklich leid. Wer ihn nicht kannte, glaubte, er wäre ein Poser, doch er war jemand, der sich lieber im Hintergrund hielt.

»Du arbeitest jetzt seit sechs Jahren für Silver-Kruger, du bist mir eine Stütze und du machst meine Tochter glücklich, darum …«, Allys Dad machte eine Kunstpause, dann ließ er die Bombe platzen, »ernenne ich dich hiermit zum stellvertretenden Geschäftsführer.«

Ein Raunen ging durch die Menge, bevor es für einige Sekunden mucksmäuschenstill war, als befänden sich alle in Schockstarre. Selbst Ally war zu überrascht über die Neuigkeiten, um zu reagieren. Sie stand nur mit offenem Mund da und fand die Stille so peinlich, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre.

Zögerlich klatschte der eine oder andere Kollege, darum fühlten sich andere dazu aufgerufen, ebenfalls zu applaudieren. Weitere Reaktionen blieben aus, bis auf Tuscheln, das von überallher wie das Zischen von Schlangen zu Ally drang.

Kyle ist ein Quereinsteiger, er hat den Job gar nicht richtig gelernt und ist nur ein Handlanger.

Er macht Silvers Tochter glücklich, hast du doch gehört.

Barbie und Ken, denen fällt wohl alles in den Schoß.

Hätte ich mich doch an Ally rangemacht, dann würde ich jetzt wie die Made im Speck leben.

Allys Augen wurden feucht, gleichzeitig ballte sie vor Wut eine Hand zur Faust. Was bildeten die sich eigentlich ein? Weder war Kyle bloß mit ihr zusammen, weil sie aus reichem Hause stammte, noch lebten sie ein Leben, das in Watte gepackt war. Am liebsten hätte sie geschrien. Stattdessen warf sie Kyle Luftküsse zu und rang sich ein Lächeln ab.

Als er zu ihr kam, ihre Hand nahm und sie auf das Podest zog, wurde ihr mulmig.

Hätte ihr Dad seine Entscheidung nur vorher mit ihr besprochen! Offensichtlich wollte er Kyle als seinen Nachfolger aufbauen. Das zwischen Kyle und ihr lief schon so lange, dass er wohl dachte, sie würden ewig zusammenbleiben und eines Tages Silver-Kruger gemeinsam führen, wie er und seine Frau es getan hatten. Ein netter Gedanke – sicher, bequem und … langweilig.

Kyle nahm das Mikrofon. Ungelenk bedankte er sich bei seinem Boss. »So viele Lorbeeren habe ich gar nicht verdient. Ich wette, viele aus dem Publikum würden mir da zustimmen.« Offenbar hatte er die angespannte Stimmung ebenfalls bemerkt. »Jedenfalls bist du mir zuvorgekommen, David. Auch ich hatte für heute etwas Besonderes geplant.«

Schweißflecken bildeten sich unter seinen Achseln.

Als er vor Ally auf die Knie ging, rutschte ihr das Herz in die Hose. Was zur Hölle hatte er vor? Ihre Knie wurden weich. Sie riss die Augen auf, um ihm zu signalisieren: Tu das nicht! Doch er verstand sie nicht oder wollte sie nicht verstehen.

»Liebste Ally, wir sind jetzt seit der Highschool zusammen, also irgendwie schon immer, zumindest seit wir uns für das andere Geschlecht interessieren.« Verlegen kicherte er wie ein Schuljunge.

Ein großer Redner war Kyle nie gewesen, noch ein Grund, warum er sofort aufstehen und den Mund halten sollte, fand Ally.

»Es gab immer nur dich, und so soll es auch bleiben. Ich bin kein Mann großer Worte, daher sage ich es freiheraus.« Er räusperte sich. »Willst du mich heiraten?«

Erneut erfüllte erstauntes Raunen die Eingangshalle.

Erwartungsvoll schaute Kyle zu ihr hoch, die Kollegen starrten sie an und ihr Vater hob beide Daumen.

Allys Wangen brannten. Warum hatte Kyle das getan? Was sollte sie nur antworten? Warum schrie sie kein euphorisches Ja heraus? Stattdessen schien ihr Brustkorb zu schrumpfen und ihr den Atem zu rauben. Die Sekunden verstrichen. Oder waren es inzwischen schon Minuten? Die Situation wurde immer unangenehmer.

Als Ally versuchte zu sprechen, kam nur ein Krächzen heraus. Darum nickte sie schließlich. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Ihr blieb nichts anderes übrig, ohne Kyle und ihren Vater vor den Kopf zu stoßen.

Kyle sprang auf und schlang seine Arme um sie. Ally spitzte die Lippen, weil bestimmt ein Kuss von ihnen erwartet wurde, doch er herzte ihren Vater, drehte sich zu den Kollegen und reckte eine Siegerfaust in die Höhe. Seine geballte Hand zitterte, sein Grinsen war wie festgefroren und die Haare im Nacken waren feucht von Schweiß.

Verloren stand Ally auf der Bühne und war völlig durch den Wind. Wollte sie diese Ehe überhaupt? Sie wusste es nicht, sie horchte in sich hinein, aber in ihrem Inneren herrschte durch die Aufregung Chaos. Ihr war nur eine Sache klar. Kyle konnte den Hochzeitsantrag nicht geplant haben, denn er hatte keinen Verlobungsring an ihren Finger gesteckt. Aber warum hatte er es dann behauptet?

3

»Kyle hat gelogen.« Schwungvoll hakte sich Ally bei ihrer besten Freundin ein. Seite an Seite spazierten sie über den Parkplatz zum Sunset Park, ihrem Lieblingsort, wenn es darum ging, Abstand von der Hektik Las Vegas’ zu suchen. »Denn sein Heiratsantrag war spontan.«

»Das weißt du nicht mit Sicherheit.« Jocelyn nahm die Sonnenbrille, die sie zwischen ihre braunen Locken auf den Kopf geschoben hatte, und setzte sie auf die Nase.

»Und warum hatte er dann keinen Ring dabei?«

»Vielleicht hatte er vor, dich um deine Hand zu bitten, allerdings nicht unbedingt vor den Augen der gesamten Belegschaft.« Jocelyns High Heels klackerten auf dem betonierten Weg, der am Pavillon vorbeiführte. Wenn sie von gemütlichem Schuhwerk sprach, meinte sie Block- statt der üblichen Pfennigabsätze.

Ally war jedenfalls froh, sich für ihre himmelblauen Plateauturnschuhe entschieden zu haben. Dazu trug sie einen weißen Minirock und eine ärmellose Chiffonbluse mit kleinen Margeriten. »Aber genau das hat er schließlich getan, dabei ist er gar nicht der Typ dafür. Als er mal gesehen hat, wie ein Mann einer Frau im Football-Stadion einen Heiratsantrag machte, auf dem Spielfeld mit Mikrofon und TV-Kamera vor der Nase, hat er gemeint, dass solch ein Moment zu intim sei, um ihn mit der ganzen Welt zu teilen.«

»Die Belegschaft von Silver-Kruger ist ja nun nicht gerade die ganze Welt.«

»Wahrscheinlich fühlte er sich dazu gedrängt, weil Dad ihn zu seinem Stellvertreter befördert hat. Das ist wenig schmeichelhaft für mich.«

»Ach, Süße! Du machst dir zu viele Gedanken.« Jocelyn blieb stehen, zog den Saum ihrer weißen Bluse aus den schwarzen Hotpants und band die Enden vor dem Bauch locker zusammen. »So ist es besser. Wie viel Grad sind es heute? An die vierzig? Großer Gott! Hauptsache, Kyle hat dich gefragt und du hast Ja gesagt.«

Hatte Ally nicht. Sie hatte keinen Ton herausgekriegt und nur genickt, das war etwas anderes. »Was blieb mir denn anderes übrig?«

Sie schlenderten weiter mitten durch eine Gruppe von Hundehaltern, die mit ihren Fellnasen vermutlich gerade vom eingezäunten Sunset Dog Park im Norden des Naherholungsgebietes kamen.

Sachte knuffte Jocelyn sie. »Du hättest Nein sagen können.«

»Alle haben mich angestarrt.«

»Dann hättest du dir eben eine Bedenkzeit erbeten können.«

»Der Abend war ohnehin schon eine Katastrophe. Hätte ich das gemacht, was du vorschlägst, wäre er zum Drama geworden.«

Stöhnend wischte sich Jocelyn mit einem Papiertaschentuch die Schweißperlen von der Stirn. »Ich hätte eine Kopfbedeckung aufsetzen sollen wie du. Heißt das, du willst gar nicht Kyles Ehefrau werden?«

Ally zog ihren Westernstrohhut tiefer in die Stirn. »Ich weiß es nicht. Sein Antrag kam so plötzlich. Es gab keinerlei Anzeichen vorher. Wir hatten nie über das Thema Hochzeit gesprochen.«

»Das Sommerfest war vorgestern.« Ohne anzuhalten, holte Jocelyn einen Lippenstift in Korallenrot aus der Handtasche und malte ihre Lippen nach. »Bestimmt hast du in der Zwischenzeit darüber nachgedacht.«

Ally tat nichts anderes. Zumindest fast. Wenn sie eine Pause von den Grübeleien benötigte, träumte sie sich in den Pleasure Dome. Der Vergnügungspark für Erwachsene war seit Freitagabend zu einem gedanklichen Zufluchtsort geworden, an den sie sich verkroch, wenn es ihr nicht gut ging. Konnte es sein, dass er das von Anfang an gewesen war? Zog er sie nicht nur magisch an, weil sie ausgehungert nach Sex war, sondern ebenso unzufrieden mit ihrer Beziehung? Vielleicht gab es mehr, über das sie nachdenken sollte, als ihr bisher bewusst gewesen war.

Als die beiden Frauen am Teich in der Mitte des Sunset Park ankamen, legte Jocelyn den Arm um Ally. Langsam schlenderten sie weiter. »Es tut mir leid, dass ich erst heute Zeit für dich habe.«

»Du musstest arbeiten«, sagte Ally verständnisvoll. Sie bereute es, hierhergekommen zu sein. Heute, am Sonntag, tummelten sich an diesem Ausflugsort scharenweise Familien, Freizeitsportler, Gassigänger und Angler. »Außerdem haben wir gestern zwei Stunden telefoniert. Oder waren es drei?«

»Ich wäre am liebsten sofort zu dir gekommen, wenn die Show nicht gerufen hätte.« Jocelyn sang im Background-Chor von Celine Dion und trat täglich im Colosseum des Ceasars Palace auf. Während sie davon träumte, selbst einmal im Rampenlicht zu stehen, vergingen die Jahre, ohne dass sie weiterkam, denn neben den Proben und den Shows blieb kaum Zeit, an der eigenen Karriere zu basteln. Inzwischen war sie achtundzwanzig.

Ally trat vor ihre Freundin und versperrte ihr somit den Weg. »Was würdest du an meiner Stelle tun?«

»Ewig Single bleiben.« Lachend legte Jocelyn ihren Kopf in den Nacken. Sie hatte den Rosenkavalier William, mit dem sie stilvoll essen ging, den experimentierfreudigen Thomas, der immer für ein Schäferstündchen zu haben war und der keinerlei Ansprüche stellte, und war sogar schon von einem Scheich nach Dubai eingeladen worden, doch sie hatte postwendend abgesagt, weil sie sich nicht kaufen ließ. Bisher hatte es keinen Mann gegeben, der für sie attraktiver war, als ihre Freiheit zu behalten.

»Das ist nichts für mich.« Heftig schüttelte Ally den Kopf. Ihr Hut verrutschte, sie rückte ihn zurecht. »Ich liebe die Liebe!«

»Hast du die nicht schon gefunden?«

»Kyle und ich, wir waren einmal bis über beide Ohren ineinander verschossen.« Ally beobachtete einen weißen Schwan, der in Ufernähe vorbeischwamm. »Aber Beziehungen ändern sich.«

»Du redest von Sex, oder?«

»Kyle sieht gut aus und ist ein netter Kerl.«

»Aber?«

Ally zögerte. Um Zeit zu gewinnen, zog sie ihre Freundin weiter. »Er übt einfach keinen unwiderstehlichen erotischen Reiz mehr auf mich aus, und ich glaube, das ist umgekehrt genauso.«

»Dann sind die Dinge doch klar.«

»Sind sie nicht. Wir sind ein eingespieltes Team. Silver-Kruger nimmt viel Raum in unserem Leben ein, Kyle versteht sich prima mit Dad, wir gehen zweimal wöchentlich ins Fitnessstudio und streiten nie um Reiseziele oder die Fernbedienung.«

»Ist das alles, was euch verbindet?«

Jocelyns spöttischer Unterton blieb Ally nicht verborgen. Verschnupft, weil ihre Freundin keine Ahnung von langen Beziehungen hatte, fragte Ally: »Schläft nicht in jeder Beziehung irgendwann das Sexleben ein?«

»Nicht bereits vor der Hochzeit.«

Autsch. »Eine Beziehung sollte doch auf Freundschaft gegründet sein, nicht auf Sex.«

»Hört sich an, als ob das Salz in der Suppe fehlt, Süße.« Demonstrativ schaute Jocelyn zu einem jungen Pärchen, das knutschend im Schatten eines Baums hockte, hinüber.

Ally spürte einen Stich im Herzen. Ihre Freundin hatte recht. Zeternd jagte eine Ente eine andere über das Wasser, die beiden machten einen Heidenlärm.

»Solltest du nicht lieber mit Kyle reden als mit mir?« Jocelyn wich einem Kind auf einem quietschgelben Rutschauto aus, das den Spielplatz ansteuerte. Die strahlenden Eltern folgten ihm händchenhaltend.

Neidisch betrachtete Ally das Paar. »Wir reden nie.«

»Du sagst das, als wärst du stolz darauf.«

»Das ist unser Geheimrezept.« Ally roch Steak und Würstchen, sah sich um und entdeckte eine mobile Grillstation. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. »Keine Diskussionen, dann kann es auch nicht zu Streit kommen.«

»Aber Probleme können auch nicht gelöst werden.«

Ally schätzte Jocelyn für ihre Ehrlichkeit, im Moment jedoch tat diese weh. »Ich muss mir erst einmal über meine Gefühle klar werden, bevor ich mit ihm über alles offen reden möchte.«

Den ganzen Samstag war Kyle ihr aus dem Weg gegangen, indem er erst die Aufräumarbeiten nach der Betriebsfeier überwacht hatte, was er sonst nie tat, und nachmittags joggen ging. Abends war Ally ins Kino geflüchtet, allein, und als sie an diesem Morgen aufstand, war er bereits Squashspielen mit einem Freund. Immerhin hatte er ihr mit Erdbeermarmelade ein Herz auf einen Frühstücksteller gemalt. Auch wenn es wackelig wirkte, als hätte ein Dreijähriger die Liebesbotschaft gezeichnet, so hatte Ally sich doch gefreut.

»Worüber denkst du gerade nach?« Sachte tippte Jocelyn mit den Fingerspitzen gegen Allys Schläfe.

Ally seufzte, begleitet vom Plätschern, das die Wasserspeier verursachten.

»Nun rück schon raus mit der Sprache!«

Ally führte ihre Freundin von einer Gruppe junger Leute, die auf der Wiese ein Picknick veranstalteten, fort, sah sich verschwörerisch um und senkte die Stimme. »Wie kann ich ihn heiraten, wenn ich ständig nur daran denke, mich im Pleasure Dome mal so richtig durchvögeln zu lassen?«

»Du bist besessen von dem Vergnügungspark.« Ihre Freundin kicherte.

»Vielleicht, ja, okay. Der Gedanke, wie es wohl dort ist, wird langsam zur Sucht.« Versprach der sündigste Ort der Welt, der nahe der sündigsten Stadt Amerikas, »Sin City«Las Vegas, lag, was der Flyer versprach?

»Dagegen gibt es ein Mittel.«

»Und das wäre?«

Jocelyn griff in ihre Hosentasche und zog zwei Eintrittskarten für den Pleasure Dome heraus. »Hingehen und dich ficken lassen, bis dir Muskeln wehtun, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie hast.«

Jauchzend schnappte sich Ally die Karten und küsste sie. »Woher hast du sie? Der Vergnügungspark ist doch auf Monate ausverkauft.« Es gab noch ein kleines Kontingent an Tagestickets, aber die bekam man mit – viel Glück – nur an der Kasse.

»Beziehungen.« Jocelyn zwinkerte und grinste frivol.

Plötzlich sah Ally ihre Freundin verunsichert an. »Für Kyle und mich?«

»Um Gottes willen, nein! Ich werde mit dir hingehen. Den Spaß lasse ich mir doch nicht nehmen.«

Ally gab Jocelyn einen Schmatzer auf die Wange. »Danke. Du bist die Beste!«

»Möglicherweise lernst du dort etwas, das du später mit Kyle machen kannst, und dann wird er dir wieder aus der Hand fressen.«

Wollte Ally das überhaupt? Vielmehr träumte sie von einem Mann, der ihr zeigte, wo es lang ging, aber nicht auf brutale Weise, sondern sanft und konsequent, kleine Bestrafungen und Demütigungen inklusive. Insgeheim war sie eine versaute junge Frau. »Obwohl Kyle und ich harmonisch zusammenleben, ist unsere Beziehung verdammt kompliziert.«

»Du hast nur Panik, weil du bald in Ketten gelegt werden wirst.«

Ganz und gar nicht, dachte Ally, meinte allerdings nicht die Ehe, sondern sah obszöne Unterwerfungsszenarien vor ihrem geistigen Auge. »Gehe ich Kyle nicht fremd, indem ich den Erotikpark aufsuche?«

»Ach was!« Ihre Freundin legte den Zeigefinger senkrecht an die Lippen. »Scht. Was im Pleasure Dome passiert, bleibt im Pleasure Dome.«

Den Spruch sagte man auch über Las Vegas, und nicht wenige Verlobungen wurden gelöst, nachdem eine Frau Schnappschüsse von ihrem Beinahe-Ehemann zugespielt bekam, die zeigten, wie er es auf seiner Junggesellenparty mit drei Prostituierten trieb.

Trotz ihres schlechten Gewissens machte Ally mit Jocelyn einen Termin aus. Sie wollte sich endgültig die Hörner abstoßen, heißblütigen Sex haben, um den Pleasure Dome vergessen zu können, und noch einmal so richtig auf den Putz hauen. Ein letztes Mal. So war es zumindest geplant.

Als Ally jedoch anderthalb Wochen später vor dem Eingang des Vergnügungsparks stand, bezweifelte sie, dass ein einziger Besuch reichen würde. So groß, so faszinierend und beeindruckend!

Mit offenem Mund betrachtete sie staunend die Fassade. Sie kam sich vor wie ein Kind, das zu Weihnachten ein Puppenhaus geschenkt bekam, vor Freude sprachlos war und es kaum erwarten konnte, mit dem Spielen anzufangen.

Ein starkes Prickeln erfasste sie, das zwischen ihren Brüsten hindurchsickerte, ihren Bauch hinabfloss und zwischen den Schenkeln eintauchte. Ally unterdrückte ein Keuchen. Unauffällig wischte sie sich über die Mundwinkel, da sie befürchtete, zu sabbern.

Jocelyn flüsterte von hinten in ihr Ohr: »Na, was sagst du, Süße?«

»Wow!« Mehr brachte Ally in diesem Moment nicht heraus.

4

Der Pleasure Dome war viel größer, als Ally es sich in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Auf dem Flyer hatte es gewirkt, als würde sich nur ein einziges Dach über dem Vergnügungspark wölben, doch er bestand aus einer riesigen Kuppel und fünf Nebengebäuden mit kleineren Kuppeln, die sich an den Hauptbau schmiegten wie Haremsdamen an ihren Sultan. Die Fassaden waren weiß gestrichen. Umso intensiver leuchtete der flammend rote Schriftzug über dem Eingang: Willkommen im Pleasure Dome.

Es kribbelte in Allys Nacken. Ihr Blick traf ihr Spiegelbild in der Fensterfront. Sie hatte sich nicht besonders aufreizend angezogen, war aber auch nicht zugeknöpft. Ihr ärmelloses Chiffonkleid bot ihr viel Bewegungsfreiheit. Es war so kurz, dass es gerade mal ihren Schoß bedeckte. Außerdem ließ es sich schnell ausziehen, das war das ausschlagende Kriterium bei der Wahl dieses Kleidungsstücks gewesen.

Allys Puls stieg, als sie neben Jocelyn, die einen hautengen schwarzen Bodysuit mit kurzen Ärmeln und Beinen und verboten hohe Stilettos trug, in den Vorraum eintrat. Unauffällig wischte sie sich die Handflächen an ihrem Weekender ab. Ihr Dad hatte im vergangenen Jahr all seinen Mitarbeitern eine Tasche mit dem Logo der Firma geschenkt, den Angestellten eine einfache Sporttasche und den Führungskräften eine Reisetasche. Nun passten alle Sachen, von denen Ally glaubte, sie brauchen zu können, hinein. Obwohl sie gelesen hatte, dass Duschen, Handtücher, Desinfektionsspray und Präservative immer und überall zur Verfügung standen, hatte sie unter anderem einen Bikini, Kondome, Deo, einen Waschlappen, ein Gästehandtuch und gleich fünf Höschen zum Wechseln dabei. Sie spürte jetzt schon, wie sie feucht war, allein vor Aufregung und Vorfreude.

Im Hintergrund liefen leise brasilianische Klänge. Eine Kaffeebar verströmte einen angenehmen Duft. Der Eingangsbereich erinnerte Ally an ein Multiplexkino. Die beiden Frauen passierten eine Galerie mit XXL-Postern, die die verschiedenen Spaßbereiche zeigten und die wie eingerahmte Plakate der aktuellen Blockbuster präsentiert wurden.

Nur dass hier jeder Gast selbst der Held oder die Heldin in den Erotikstreifen ist, dachte Ally und erschauerte wohlig vor Erregung.

Überall standen Glasschalen mit Fruchtgummis. Beherzt griff Jocelyn hinein und hielt Ally zwei zur Auswahl hin. »Schwanz oder Möse, worauf stehst du?«

Hitze stieg in Allys Wangen. Wie sollte das erst hinter dem Einlass werden? Grinsend nahm sie den Gummibonbonpenis, biss die Eichel ab und schmeckte Kirscharoma.

»Ich bin da etwas offener, wie du weißt.« Frivol schmunzelnd steckte sich Jocelyn die »Vagina« in den Mund.

An einer speziellen Kasse tauschten sie etwas Geld gegen Dome Dollars, der Währung im Park, ein. Ihre Pumps sanken leicht im orientalisch roten Teppich ein, als sie vorbei an den Männern und Frauen, die nicht vorbestellt hatten und vor den Kassenhäuschen Schlange standen, in der Hoffnung, ein Ticket aus dem kleinen Kontingent an Tageskarten zu ergattern, zur Einlasskontrolle gingen. Dort mussten sie ihre Handys und ihre Wertsachen in Schließfächern zurücklassen. Auch Kameras waren streng verboten, weshalb sie von Mitarbeitern der Security abgetastet wurden. Ally fiel sofort das Logo des Pleasure Dome auf den schwarzen Uniformen auf. Offenbar hatte der Vergnügungspark eigenes Sicherheitspersonal und vertraute diesen sensiblen Bereich keiner Fremdfirma an.

Während sie die große Kuppel betrat, hielt sie einige Schritte lang den Atem an. In einiger Entfernung sah sie einen ähnlichen Wegweiser wie den, den sie von dem Flyer kannte, und stieß die Luft aus. Sie war tatsächlich hier. Am Ort ihrer erotischen Sehnsüchte. An dem all ihre schmutzigen Fantasien wahr werden konnten.

Kurz flackerte ihr schlechtes Gewissen auf, weil sie sich bei ihrem Dad einen Tag Urlaub genommen und Kyle gegenüber behauptet hatte, mit Jocelyn zu einer Brautmodenmesse zu fahren, doch es verflog rasch wieder. Dieser Ausflug würde schließlich auch ihrem Verlobten zugutekommen. Nach diesem Tag voller Hemmungslosigkeiten würde sie den Pleasure Dome endlich vergessen können, dieser starke Wunsch nach stürmischem Sex wäre Vergangenheit, und sie wäre bereit für die Ehe. Eventuell.

Sie nahm sich vor, in den nächsten Stunden, die sie hier verbringen würde, nicht mehr an Kyle zu denken. Für den Moment spielte er keine Rolle, ebenso wenig wie ihr Dad, dem sie stets eine brave Tochter gewesen war und von dem sie nicht wusste, wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie die Kuppelstadt aufgesucht hatte. Dies was ihre Zeit, sie gehörte allein ihr, und sie würde sie mit allen Sinnen und ohne Vorbehalte genießen!

Während sie auf einen Springbrunnen zuspazierte, kribbelte ihre Haut wie elektrisiert, obwohl dies sicher der harmloseste Bereich des Vergnügungsparks war, nämlich die Fressmeile. Um das Wasserspiel waren Läden mit einer nostalgisch französisch anmutenden Front angeordnet, die jedoch die modernsten Speisen anboten. Es duftete köstlich nach Sushi und Sashimi, Hamburger, Pizza und Chili. In den Schaufenstern wurden zudem Salat- und Baguettevariationen feilgeboten, und Ally sah Cupcakes mit Marzipanbrüsten als Deko. Ein Schild wies darauf hin, dass es Restaurants mit Sitzplätzen in der hintersten Kuppel gab.

Nach links ging es laut Wegweiser zum Liebestunnel, in dem totale Finsternis herrschte, wie Ally gelesen hatte. Dort konnten Besucher andere befingern, mit Fremden herumknutschen und noch weiter gehen, wenn sie wollten, ohne zu sehen, mit wem sie intim wurden.