Plötzlich wach! 3: Mit Piraten über Planken wanken - Maja von Vogel - E-Book

Plötzlich wach! 3: Mit Piraten über Planken wanken E-Book

Maja von Vogel

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Beschreibung

Das Geheimnis der Familie Wunderlich? Sie erwecken Wachsfiguren zum Leben! BAND 3: Arrr! Pirat Schwarzbart steht plötzlich in Oma Fritz' Küche und schwingt seinen Degen. Die Wachsfigur des berühmten Seeräubers ist lebendig und immer zum Kampf bereit ... aber niemals gegen die eigene Mannschaft! Da haben Annemie und Leo noch mal Glück gehabt. Gemeinsam mit dem wilden Schwarzbart machen sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen magischen Glasauge. Denn wer immer es gestohlen hat, will Oma Fritz nichts Gutes. Und er hätte die Macht über die Wachsfiguren – das müssen Annemie und Leo unbedingt verhindern! Liebenswürdige Figuren, witzige Dialoge, schnelle und aufregende Handlung: Diese neue Buchreihe ist für Fans von "Bitte nicht öffnen", "Im Zeichen der Zauberkugel" oder "Die Unlangweiligste Schule der Welt"!

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Maja von Vogel

Plötzlich wach! – Mit Piraten über Planken wanken

Mit Bildern von Anne-Kathrin Behl

Das Geheimnis der Familie Wunderlich?

Sie erwecken Wachsfiguren zum Leben!

Arrr! Pirat Schwarzbart steht plötzlich in Oma Fritz‘ Küche und schwingt seinen Degen. Die Wachsfigur des berühmten Seeräubers ist lebendig und immer zum Kampf bereit … aber niemals gegen die eigene Mannschaft! Da haben Annemie und Leo noch mal Glück gehabt. Gemeinsam mit dem wilden Schwarzbart machen sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen magischen Glasauge. Denn wer immer es gestohlen hat, will Oma Fritz nichts Gutes. Und er hätte die Macht über die Wachsfiguren – das müssen Annemie und Leo unbedingt verhindern!

Wohin soll es gehen?

Personenvorstellung

Buch lesen

Viten

Er hatte einen Auftrag und den würde er erfüllen. Das kleine schwarze Kästchen wog schwer in seiner Hand. Es war ihm anvertraut worden, weil sich darin etwas unermesslich Wertvolles befand. Etwas, das absolut einzigartig und unersetzlich war. Nun lag es an ihm, dafür zu sorgen, dass dieses Kleinod nicht in die falschen Hände geriet. Er hatte bei seiner Piratenehre geschworen, es zu verteidigen, zur Not bis aufs Blut. Wenn es sein musste, würde er kämpfen.

Er hatte in seinem Leben schon viele Kämpfe ausgefochten und die meisten gewonnen. Nun ja, bis auf den allerletzten, aber das war eine andere Geschichte. Er war nicht irgendein Pirat. Er war der Schrecken der Karibik, die Ausgeburt des Teufels. Er war Käpt’n Schwarzbart!

Moment mal – ein Geräusch! Ganz eindeutig. Schwarzbart lauschte.

Klick, klack. Klick, klack.

Schritte! Sie kamen schnell näher. Wer konnte das sein? Er packte die Schatulle fester und zog mit der anderen Hand seinen Degen. Wer auch immer der Eindringling war, er würde ihn gebührend begrüßen. An ihm kam niemand vorbei.

Die Schritte wurden lauter. Dann öffnete sich die Tür. Eine Gestalt erschien auf der Schwelle. Schwarzbart ließ den Degen sinken. Falscher Alarm! Von der Person ging keine Gefahr aus.

Dass er mit dieser Einschätzung komplett falschlag, würde Käpt’n Schwarzbart leider erst später merken.

Zu spät.

Kennst du den Spruch „Manchmal werden Märchen wahr?“

Ganz ehrlich, wünsch dir das lieber nicht!

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, als ich aus der Wohnung trat, um bei Oma Fritz vorbeizuschauen. Es war ein trüber Tag Anfang September und eigentlich hätte ich Hausaufgaben machen müssen. Aber Mathe war einfach zum Gähnen, weil wir das Thema an meiner alten Schule schon durchgenommen hatten. Darum war jetzt erst mal Pause angesagt.

Die Wolken hingen tief über der Stadt und feine Regentropfen benetzten die hohen Fenster des Treppenhauses, als ich die Stufen hinunterlief. Zum Glück musste ich nicht nach draußen, denn Oma Fritz wohnte im selben Haus wie wir. Mama, Papa und ich waren vor einigen Wochen unters Dach gezogen, während Oma Fritz in einer Wohnung im Erdgeschoss lebte.

Zuerst hatte ich schlimmes Heimweh gehabt und das kleine Dorf an der Küste, in dem ich aufgewachsen war, schrecklich vermisst. Nicht nur das Dorf, sondern auch unser gemütliches Reetdachhaus, meine beste Freundin Laura, den Strand und das Meer. Seitdem versuchte ich, mich an das Leben in der Stadt zu gewöhnen.

Echt praktisch war, dass ich Oma Fritz seit unserem Umzug jederzeit besuchen konnte. Sie freute sich immer, mich zu sehen. Und ich hatte einen Grund, mich noch eine Weile vor den Hausaufgaben zu drücken.

Gut gelaunt sprang ich die letzten Stufen hinunter und lief durch den Flur zu Oma Fritz’ Wohnung. Als ich gerade die Tür öffnen wollte (sie schloss nie ab), ertönte ein Scheppern von drinnen, gefolgt von einem dunklen Knurren.

Mir stellten sich alle Nackenhaare auf.

Was war das? Ich lauschte angestrengt.

Da! Wieder dieses Knurren und ein Geräusch wie von Tatzen, die über die Holzdielen liefen. Hatte Oma Fritz neuerdings einen Hund? Nein, das hätte sie mir bestimmt erzählt.

Ich schluckte. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Hier stimmte etwas nicht! Was, wenn Oma Fritz in Gefahr war? Mit klopfendem Herzen drückte ich die Klinke hinunter, öffnete die Tür und schlüpfte in die Wohnung.

Im Flur sah alles ganz normal aus. Trotzdem meinte ich, die Anwesenheit von etwas Fremdem zu spüren.

Etwas, das nicht hierhergehörte.

Und gefährlich war.

„Oma?“, rief ich. Meine Stimme klang hoch und dünn.

Keine Antwort.

In der Küche klapperte es. Vielleicht war ja alles in Ordnung und Oma Fritz kochte sich einen Pfefferminztee. Den trank sie bei der Arbeit literweise, weshalb immer eine Kanne auf dem Arbeitstisch in der Werkstatt stand.

Dennoch war ich auf der Hut. Auf leisen Sohlen huschte ich durch den schmalen Flur zur Küche. Erst jetzt bemerkte ich den Geruch. Ein herrlicher Kuchenduft zog durch die Wohnung. Das machte mich noch misstrauischer. Oma Fritz backte nie. Sie hatte zwar immer eine Packung Schokoladenkekse im Schrank und holte sonntags manchmal Bienenstich vom Bäcker. Aber selbst backen?

Hier war eindeutig etwas faul …

Vorsichtig lugte ich um die Ecke – und schnappte nach Luft. Ich blinzelte, aber es nützte nichts.

Das konnte doch nicht wirklich …

In der Küche stand … ein Wolf.

Ein großer Wolf mit struppigem eisgrauem Fell, langer Schnauze und buschigem Schwanz.

Er trug Omas karierte Schürze und holte in diesem Moment einen Gugelhupf aus dem Ofen. Als er sich mit seiner rauen Zunge über die Lippen leckte, entblößte er zwei Reihen spitzer Zähne.

Von Oma Fritz war nichts zu sehen. Mir rutschte das Herz in die Hose. Was hatte dieses Vieh hier zu suchen?

Sollte ich die Polizei rufen?

Das Tierheim?

Oder die Brüder Grimm?

Bevor ich einen Plan fassen konnte, drehte sich der Wolf um und entdeckte mich. Seine gelben Augen leuchteten auf. Er stellte den Kuchen ab, legte die gehäkelten Topflappen zur Seite und begrüßte mich mit einem fröhlichen: „Hallihallo! Lust auf ein Stück Marmorkuchen?“

Ich starrte ihn an. Dass der Wolf sprechen konnte, überraschte mich seltsamerweise mehr als die Tatsache, dass er in Omas Küche Kuchen backte. Außerdem kam er mir irgendwie bekannt vor …

„O…Oma Fritz“, stammelte ich. „Wo ist sie?“

Der Wolf kicherte. „Das ist der falsche Text! Eigentlich müsstest du fragen: ‚Großmutter, warum hast du so große Ohren?‘ Und dann sage ich: „Damit ich dich besser hören kann!“

Echt jetzt? Wollte er wirklich, dass wir Rotkäppchen nachspielten? Darauf hatte ich überhaupt keine Lust – schließlich weiß man ja, wie die Geschichte ausgeht …

Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Sehe ich etwa aus wie Rotkäppchen?“

Der Wolf legte den Kopf schief und betrachtete mich eingehend.

„Nein“, stellte er schließlich fest. „Außerdem steht Rotkäppchen im Märchensaal. Also musst du Annemie sein, stimmt’s?“ Er ergriff mit beiden Pfoten meine Hand und schüttelte sie. „Freut mich sehr, dich kennenzulernen. Ich bin Wolfgang, aber du kannst Wolfi zu mir sagen.“

Wolfi?

Jetzt fiel mir auch wieder ein, wo ich den Wolf schon mal gesehen hatte.

„Du stehst normalerweise auch im Märchensaal, oder?“, fragte ich. „Direkt neben Rotkäppchen.“

„Bingo!“ Wolfi nickte.

Ich hatte ihn nicht sofort erkannt, weil er normalerweise natürlich keine Schürze trug, nicht auf zwei Beinen durch die Gegend lief und schon gar keinen Kuchen backte. Früher hatte ich immer einen großen Bogen um den Wolf gemacht, weil ich ihn mit seinem zotteligen Fell und den gelben Augen ein bisschen unheimlich fand.

Ich seufzte erleichtert. „Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt! Ich hab komische Geräusche gehört und da dachte ich …“

„Dass ich deine Großmutter gefressen habe?“ Wolfi verzog die Schnauze. „Igitt!“

„Ich muss doch sehr bitten!“ Oma Fritz kam herein. „Keine Beleidigungen in meiner Küche.“

„War nicht persönlich gemeint“, versicherte Wolfi. „Aber Großmütter liegen einem immer so schwer im Magen. Fast so schlimm wie ein Haufen Wackersteine! Deshalb bevorzuge ich Marmorkuchen nach dem Rezept von Rotkäppchens Stiefgroßonkel zweiten Grades.“

„Der duftet wirklich köstlich.“ Oma Fritz schnupperte. Sie sah von Wolfi zu mir. „Ihr habt euch schon miteinander bekannt gemacht?“

Ich nickte. „Nachdem ich vor Schreck fast tot umgefallen wäre, als ich einen riesigen Wolf in deiner Küche entdeckt habe.“

„Sie dachte, ich hätte dich verputzt.“ Wolfi kicherte erneut.

„So weit kommt’s noch.“ Oma Fritz tätschelte meinen Arm. „Tut mir leid, Schätzchen. Wenn ich gewusst hätte, dass du vorbeikommst, hätte ich dich vorgewarnt. Keine Sorge, Wolfi ist wirklich total harmlos. Und er backt den besten Kuchen im ganzen Märchenland.“

Der Wolf holte eine Kanne aus dem Schrank. „Ich koche schnell einen Tee, dann können wir Kuchen essen.“ Er schien sich in der Küche bestens auszukennen.

„Du bist nicht zum ersten Mal hier, oder?“, fragte ich.

„Wolfi und ich treffen uns einmal im Monat zu einer kleinen Teestunde und einer Partie Scrabble“, erklärte Oma Fritz.

„Du spielst Scrabble?“ Ich warf dem Wolf einen überraschten Blick zu.

Wolfi nickte stolz. „Zweiter Platz bei den Scrabblemeisterschaften der Märchenfiguren. Nur Aschenbrödel ist besser als ich. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie schummelt.“

Das musste ich erst mal verdauen. Aschenbrödel war meine absolute Lieblingswachsfigur!

Dass ich seit einigen Wochen mit meinen Eltern, Oma Fritz und 163 Wachsfiguren in einem Wachsfigurenmuseum lebte, war längst nicht das Verrückteste in meinem Leben. Nein, denn kürzlich hatte ich mehr oder weniger zufällig vom großen Familiengeheimnis der Wunderlichs erfahren: Unsere Wachsfiguren konnten lebendig werden!

Leider war Oma Fritz sehr zugeknöpft, was weitere Informationen anging. Aber ein paar Dinge hatte ich bereits herausgefunden:

 

1. Die Figuren bestanden aus einer besonderen, streng geheimen Wachsmischung.

2. Sie wurden mit einem besonderen, streng geheimen Ritual geweckt und wieder zurückverwandelt.

3. Dazu brauchte man ein magisches Glasauge, das Oma Fritz hütete wie ihren Augapfel und das, genau wie das Wachsrezept, natürlich etwas ganz Besonderes und

4. (wer hätte das gedacht?) streng geheim war.

 

Oma Fritz musste als Hüterin der Wachsfiguren dafür sorgen, dass all diese streng geheimen Geheimnisse auch geheim blieben. Außerdem war sie für die Herstellung neuer Wachsfiguren zuständig und leitete das Museum.

Meine Mutter hatte die Buchhaltung übernommen, weil Oma Fritz die viele Arbeit über den Kopf gewachsen war. Mama wusste nichts vom Geheimnis der Wachsfiguren und durfte auch nichts davon erfahren, weil sie sonst vermutlich durchdrehen würde. Sie war eher der vernünftige Typ und hatte mit Magie nichts am Hut.

„Vor dem Tee kümmere ich mich noch schnell um den guten alten Blackbeard.“ Oma Fritz nickte mir zu. „Hast du Lust, mir zu helfen?“

„Blackbeard? Du meinst Käpt’n Schwarzbart?“ Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. „Na klar!“

Ich folgte Oma Fritz in die Werkstatt, die sich direkt hinter dem Wohnzimmer befand. Hier verbrachte sie jeden Tag viele Stunden. Der vertraute Geruch nach Staub, Wachs und Pfefferminztee empfing mich und ich fühlte mich sofort rundum wohl. Ich liebte das gemütliche Chaos in der Werkstatt und half Oma Fritz gerne bei der Arbeit.

In der Mitte des Raums stand eine große Wachsfigur mit schwarzen Haaren und einem breiten Hut auf dem Kopf: Blackbeard, was Schwarzbart bedeutet, zu seiner Zeit einer der gefürchtetsten Piraten der Karibik. Er trug mehrere Messer in seinem Gürtel und machte ein grimmiges Gesicht. Am beeindruckendsten aber war sein Bart. Er war sehr lang, zottelig und tiefschwarz.

„Der Gute ist leider etwas angestaubt.“ Oma Fritz drückte mir einen Wedel in die Hand. „Könntest du dich darum kümmern? Ich schau mir so lange die Waffen an.“

Während ich den Piraten vorsichtig sauber machte, zog Oma Fritz die Messer aus seinem Gürtel und polierte sie mit einem weichen Tuch, bis sie glänzten.

„Na also, sieht doch gleich viel besser aus“, stellte sie zufrieden fest.

„Wie alt ist er eigentlich?“, fragte ich.

„Schwarzbart?“ Oma Fritz überlegte. „Die Figur ist über hundert Jahre alt. Meine Großmutter Charlotte hat sie als junge Frau gemacht. Sie hat das Wachsfigurenkabinett mit zwanzig Jahren von ihrer Mutter Käthe übernommen, nachdem diese viel zu jung gestorben war, und es später an meine Mutter Ilse weitergegeben.“

Mir schwirrte der Kopf. So viele Namen! „War Charlotte auch Hüterin der Wachsfiguren?“

Oma Fritz nickte. „Dieses Amt wird in unserer Familie seit Generationen weitergegeben.“

„Genau wie das magische Glasauge“, murmelte ich.

Oma Fritz hatte mir erzählt, dass unsere Urahnin Caroline Wunderlich, die Gründerin von Wunderlichs Wachsfiguren, das Auge von der berühmten Wachskünstlerin Madame Tussaud bekommen hatte, bei der sie in die Lehre gegangen war. Aber das war noch nicht alles. Es gab eine mysteriöse uralte Schwesternschaft, die regelmäßig geheime Wachssalons im Keller des Museums abhielt. Was genau dahintersteckte, hatte ich noch nicht herausgefunden, doch bevor ich Oma Fritz danach fragen konnte, wechselte sie das Thema.

„Wusstest du, dass Schwarzbart eigentlich Edward Teach hieß?“, erzählte sie. „Er wurde in England geboren. Wie er Pirat geworden ist, weiß man nicht. Aber es ranken sich viele Legenden um ihn.“ Oma Fritz senkte die Stimme. „Nachdem er im Kampf getötet wurde, soll er noch drei Runden ums Schiff geschwommen sein. Ohne Kopf.“

Ich verzog das Gesicht. „Woher weißt du das? Etwa von ihm selbst?“ Ich griff nach einer Bürste und begann, die Jacke des Piraten zu säubern.

„Nein“, antwortete Oma Fritz. „Schwarzbart spricht nicht gern darüber. Er erzählt lieber von den vielen Schiffen, die er gekapert hat.“

„Mannomann, dieser Bart ist ganz schön struppig“, stellte ich fest. „Der müsste echt mal gekämmt werden.“