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Auf dem Ponyhof Apfelblüte werden Träume wahr. Jedes Mädchen findet sein Lieblingspony, kann mit ihm schmusen, es striegeln und natürlich auf ihm reiten! Für Lotte bricht eine Welt zusammen. Ihre Eltern können sich den Unterhalt für ihr geliebtes Pony nicht mehr leisten und wollen es verkaufen! Und schon stehen die ersten möglichen Käufer auf dem Hof - was soll Lotte nur tun? Fieberhaft sucht sie einen Weg, ihr Pony doch noch behalten zu können … Freundschaften, süße Ponys und spannende Wettkämpfe - der Alltag auf dem Reiterhof wird einfach nie langweilig. Die neue Kinderbuchreihe mit liebevollen Illustrationen vermittelt nebenbei Wissenswertes über Ponys und ist besonders für Mädchen ab 8 Jahren geeignet.
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Seitenzahl: 55
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Der Hufschmied
Den Oberkörper weit nach vorn gebeugt trat Lena Kennet kräftig in die Pedale ihres Fahrrads. Der Weg, der zum Ponyhof Apfelblüte führte, war steil und normalerweise fuhr Lena ihn gemächlich hinauf.
Aber heute hatte sie es eilig. Sie legte einen letzten Spurt hin und schlitterte durch den großen, steinernen Torbogen auf den Innenhof des Anwesens. Die zwei hofeigenen Hunde, Hop und Skip, kamen zur Begrüßung mit ihren wedelnden Schwänzen auf Lena zugerast.
Lena hielt ihr Rad mit einer Hand fest und beugte sich hinunter, um die Hunde zu streicheln. Ihr Blick fiel auf einen großen weißen Transporter, der gleich neben dem Apfelbaum in der Mitte des gepflasterten Hofs parkte.
„Super!“, sagte sie zu Skip, dem sie die Ohren kraulte. „Ich bin nicht zu spät!“
Lena lehnte ihr Fahrrad gegen die Mauer und rannte zum Wagen. Er gehörte dem Hufschmied des Ortes, einem kräftigen, aber eher schüchternen Mann namens Matthew. Er kam einmal im Monat auf den Ponyhof Apfelblüte, um die Hufe der Ponys auszuschneiden und zu beschlagen. Lena freute sich darauf, dem Schmied zum ersten Mal bei seiner Arbeit zuzusehen.
Matthew stand über den Vorderhuf einer hübschen haselnussbraunen Stute gebeugt, die auf den Namen Lady hörte. Ihre Besitzerin, Isabel Marle, hielt sie am Führstrick. Isabel war groß, blond und fünfzehn Jahre alt. Ihrer Mutter gehörte der Ponyhof.
„Du hast es geschafft!“, rief Isabel mit einem breiten Lächeln, als sie Lena herbeilaufen sah. „Seht ihr? Ich hab euch doch gesagt, dass sie kommt.“
Zwei von Lenas neuen Freundinnen, Julia Marle und Lotte Stevens, standen beim Apfelbaum und winkten ihr zu. Die beiden waren neun Jahre alt, genau wie Lena. Juli war Isabels jüngere Schwester und sah ihr sehr ähnlich, bis auf ihr Haar, das kürzer war. Juli war Lena gegenüber anfangs ziemlich arrogant und besserwisserisch gewesen. Aber mithilfe der süßen Ponys des Hofes hatte Juli ein paar wichtige Lektionen über Höflichkeit und Geduld gelernt. Mittlerweile waren sie und Lena schon richtig gute Freundinnen geworden.
Lotte hatte ihr Pony, einen Palomino-Wallach namens Goldstück, auf Ponyhof Apfelblüte untergebracht. Lotte – oder Charlotte, wie sie eigentlich hieß – war so ziemlich das mädchenhafteste Mädchen, dass Lena sich vorstellen konnte. Sie hatte jeden Tag etwas Rosafarbenes an und liebte alles mit Glitzer und Strass darauf.
Heute trug sie ihre pinken Lieblingsturnschuhe und niedliche silberne Haarspangen hielten ihr schulterlanges rotes Haar zurück. Lena kannte Lotte noch nicht so gut, aber sie mochte sie schon sehr.
„Tut mir leid, dass ich so spät bin“, keuchte Lena, als sie endlich bei den Mädchen angekommen war. „Mama und ich waren heute Morgen einkaufen und ich glaube, wir haben uns wirklich mit jedem Einzelnen im Dorf unterhalten!“
„Tja, so ist das in Willow Springs.“ Lotte lächelte und ihre grünen Augen funkelten. „Jeder kennt jeden.“
„Und jeder weiß über alles Bescheid“, fügte Juli hinzu.
Lena nickte. Vor dem Sommer hatten sie und ihre Mutter noch in einer Wohnung in der Stadt gewohnt. Sie hatten gerade einmal eine Handvoll ihrer Nachbarn gekannt. In einem kleinen Dorf zu leben, war in vielerlei Hinsicht ganz anders. Hier waren ihre Nachbarn, wie zum Beispiel MrsKraft, die die andere Hälfte ihres Hauses bewohnte, richtige Freunde! Aber der schönste Unterschied war, dass hier so viele Ponys lebten. Lena liebte Ponys und Pferde, seit sie denken konnte. Doch bis vor Kurzem hatte sie sie nur in Büchern oder im Fernsehen bewundern können. Sie hätte sich nicht träumen lassen, dass sie und ihre Mutter irgendwohin ziehen würden, wo sie beinahe jeden Tag reiten konnte!
„Danke, dass wir dir bei der Arbeit zusehen dürfen“, sagte Lena zu Matthew.
Der Hufschmied nickte lächelnd. „Kein Problem.“ Er richtete sich auf und beugte sich dann durch die Hintertür in den offenen Transporter. Man hörte ein metallisches Klirren. Lady spitzte ihre Ohren, blieb aber, wo sie war.
„Was macht Matthew?“, fragte Lena ihre Freunde leise.
„Er ist fertig mit dem Ausschneiden von Ladys Hufen und wird gleich die neuen Eisen anpassen“, erwiderte Juli. „Das wird richtig cool, schau!“
Matthew drehte sich zu Lena um und zeigte ihr eine riesige Zange. Damit hielt er ein neues Hufeisen hoch.
„Dieses Eisen muss ich so heiß machen, dass ich es formen kann“, erklärte er. Vorsichtig steckte er das Hufeisen mit der Zange in eine kleine Metallkiste im Inneren des Autos. Sie war in etwa so groß wie ein Fernseher und Lena konnte sehen, dass sie voller Glut war!
„Das ist ein Schmiedeofen“, erklärte ihr Juli. „Früher musste man sein Pferd zum Hufschmied bringen, weil das Schmiedefeuer die gesamte Werkstatt einnahm. Heute passen die kleinen Öfen in ein Auto.“
Schon kurze Zeit später zog Matthew das Hufeisen wieder aus dem Ofen. Es glühte orange vor Hitze! Er hob Ladys Huf an und presste das Eisen darauf. Es zischte laut und es gab eine stark riechende Rauchwolke.
Lena konnte kaum glauben, dass Lady einfach stillhielt.
„Tut das nicht weh?“, rief sie.
Isabel lächelte. „Überhaupt nicht. Pferde haben außen an den Hufen keine Nerven. Uns tut es ja auch nicht weh, wenn wir uns die Fingernägel schneiden.“
Matthew setzte Ladys Huf wieder ab und ging mit dem heißen Hufeisen zu seinem Amboss, einem gebogenen Metallklotz, der ziemlich schwer und solide aussah. Er drehte das Eisen mit der Zange und schlug mehrmals mit einem Hammer darauf.
„Er passt das Eisen genau an Ladys Huf an“, sagte Lotte.
Es dauerte nicht lang. Sobald Matthew mit dem Ergebnis zufrieden war, tauchte er das Hufeisen in einen Eimer kaltes Wasser, um es abzukühlen. Eine Dampfwolke stieg auf und es zischte wie eine alte Dampflock. Dann nagelte Matthew das Eisen an Ladys Huf. Er sah zu Lena auf.
„Das Wichtigste ist, dass die Nägel an der Außenwand des Hufs bleiben“, sagte er. „Wenn ich den Nagel zu tief in den Huf schlage, würde es Lady furchtbar wehtun.“
Für Lena war klar, dass Matthew ein ausgezeichneter Hufschmied war, denn er befestigte alle vier Hufeisen zügig und ohne dass Lady auch nur einmal zusammenzuckte. Die schöne haselnussbraune Stute sah richtig stolz aus, als ihre neuen Schuhe fertig waren! Isabel dankte Matthew und führte Lady in klackerndem Trab über das Pflaster zum Stall. Lotte kam ihnen mit Goldstück am Zügel entgegen.
„Jetzt ist wohl Goldstück dran“, sagte Lena mit einem Lächeln.
Goldstück schnaubte, als eine Rauchwolke aus dem Transporter aufstieg. Er tänzelte auf der Stelle und beäugte Matthews Lederschürze mit Unbehagen.
„Ruhig, Großer“, beruhigte ihn Lotte und tätschelte ihm den Rücken. „Es ist alles gut. Das ist doch nur dein Freund Matthew.“
„Benimmt er sich beim Hufschmied immer so?“, flüsterte Lena Juli zu.