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Auf dem Ponyhof Apfelblüte werden Träume wahr. Jedes Mädchen findet sein Lieblingspony, kann mit ihm schmusen, es striegeln und natürlich auf ihm reiten!Als die Mädchen von der Legende der Weißen Lady erfahren, die im nahegelegenen Wald spuken soll, glauben sie kein Wort. Doch als sie selbst Gespenst spielen, um Abenteuerausritte anbieten zu können, sind sie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob an der Geschichte nicht doch etwas dran ist ...Freundschaften, süße Ponys und spannende Wettkämpfe – der Alltag auf dem Reiterhof wird einfach nie langweilig. Die Kinderbuchreihe mit vielen liebevollen Illustrationen vermittelt nebenbei Wissenswertes über Ponys und ist besonders für Mädchen ab 8 Jahren geeignet.
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Seitenzahl: 56
Winter auf dem Ponyhof
„Warte auf mich, Hannah!“, rief Lena Kennet. Sie trat, so fest sie konnte, in die Pedale ihres Fahrrads.
Hannah schien sie nicht zu hören, obwohl sie nicht weit vor Lena die steile Straße hinauffuhr.
Lena beugte sich tiefer über ihren Lenker. Ihr Atem bildete kleine weiße Wölkchen in der kalten Dezemberluft. Sie konnte die Ponys und Pferde sehen, die von der frostüberzogenen Koppel neben der Straße neugierig herübersahen. Der Anblick brachte Lena zum Lächeln und sie fand wieder neue Kraft, um auch das letzte Stück des Hügels zu erklimmen.
Hannah wartete oben auf sie und balancierte ihr Rad zwischen den Beinen. Ihre Wangen leuchteten rot in ihrem runden, blassen Gesicht. „Es ist k-k-kalt“, sagte sie mit klappernden Zähnen.
Lena blieb stehen und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus den Augen. „Ich weiß. Aber wenigstens sind Ferien und wir können jeden Tag in den Stall gehen.“
Sie blickte auf und kniff die Augen zum Schutz gegen die blendende Sonne zusammen. Über den Mädchen ragte eine mittelalterliche Burg auf. Lenas Freundin Juli Marle lebte dort mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Isabel. Den Marles gehörte der Ponyhof Apfelblüte, einer von Lenas liebsten Orten auf der ganzen Welt.
„Lass uns reingehen“, sagte sie zu Hannah. „Ich sterbe, wenn ich Samson nicht auf der Stelle umarme. Ich habe ihn seit fünf Tagen nicht gesehen!“
Die beiden Mädchen lehnten ihre Fahrräder an die Wand im Torbogen. Als Lena den gepflasterten Hof betrat, blieb sie sofort wie festgefroren stehen. Eine riesige Fichte erhob sich in der Mitte des Hofs, dort, wo früher ein wunderschöner Apfelbaum gewachsen war. Ein Sommersturm hatte ihn entwurzelt und seitdem wirkte der Hof seltsam leer.
„Sieh mal!“, sagte Lena.
Zwei Mädchen standen neben der Fichte. Sie winkten, als sie Lena und Hannah entdeckten.
„Da seid ihr ja endlich!“, rief Mia.
„Wie gefällt euch der Weihnachtsbaum?“ Lottes helle grüne Augen strahlten vor Begeisterung. „Juli meinte, wir können beim Schmücken helfen.“
„Toll!“, erwiderte Lena. Sie lugte in den Stall ihres Lieblingsponys. „Ist Samson schon da?“
„Noch nicht“, antwortete Lotte.
„Sternchen und Surprise sind aber drinnen“, fügte Mia hinzu.
Sternchen war ein hübsches graues Pony, das kurz nach seiner Ankunft auf dem Ponyhof ein Fohlen bekommen hatte. Surprise war inzwischen vier Monate alt und wurde jeden Tag niedlicher.
Lena und ihre Freundinnen gingen zu der Doppelbox in der Hofecke. Ein kleines Gesicht mit wachen Augen blinzelte über die halb geöffnete Tür.
„Guten Morgen, Surprise“, sagte Mia und streichelte dem Fohlen über den strubbeligen Kopf.
„Wie siehst du hübsch aus mit deinem kleinen Umhang“, sagte Lena, streckte die Hand über die Tür und strich die Decke des Fohlens glatt.
Surprise drehte sich um und schnappte mit den Zähnen nach dem Deckengurt. Er zog so lange daran, bis die Decke wieder krumpelig war.
Lotte lachte. „Er hat sich noch nicht an seinen Wintermantel gewöhnt.“
„Nein, hat er nicht“, sagte eine neue Stimme hinter ihnen. „Er versucht, ihn loszuwerden.“
Es war MrsMarle. Sie kam gerade durch den Torbogen und führte an jeder Hand ein Pferd. Hop und Skip, die Terrier, wuselten hinter den Pferden her. Sie bellten und schnappten nacheinander.
Juli Marle trat aus der Sattelkammer. Ihre blonden Haare lugten unter der Wollmütze hervor. „Ich habe es gefunden, Mama!“, rief sie.
„Was ist das?“, fragte Mia. Juli reichte ihrer Mutter ein Bündel Lederriemen.
Lotte rief begeistert: „Das ist ein kleines Halfter!“
„Wie süß“, sagte Lena. „Ist das für Surprise?“
Juli rollte mit den Augen. „Nein, es ist für Marlow“, scherzte sie und meinte damit das größte Pferd im Stall. „Natürlich ist es für Surprise! Mama will heute anfangen, ihm beizubringen, das Halfter zu tragen und sich führen zu lassen.“
Lena strich dem Fohlen über die samtige Wange und es knabberte neugierig an ihrem Ärmel. „Führen? Aber er ist doch noch ein Baby.“
„Genau“, antwortete MrsMarle. „Es ist besser, ihm gutes Benehmen beizubringen, solange er noch klein ist. Später, wenn er groß und kräftig ist, ist das viel schwieriger.“
Mia zitterte. „Ich wünschte, ich hätte auch einen Pferdemantel“, sagte sie. „Mir ist eiskalt!“
„Ich weiß eine sichere Methode, um wieder warm zu werden.“ MrsMarle hob die Augenbrauen und sah die Mädchen an. „Ausmisten!“
Mia grinste. „Mir ist plötzlich gar nicht mehr so kalt…“
„Wenn ihr fertig seid, könnt ihr euch außerdem bei einem langen Ausritt aufwärmen“, fügte MrsMarle lächelnd hinzu.
„In diesem Fall bin ich dabei!“, erklärte Mia. „Kommt, Mädels!“
Nach einer Stunde hatten sie alle Ställe sauber gemacht. MrsMarle hatte inzwischen die Ponys von der Weide geholt und vor den Stallboxen angebunden. Lena verstaute gerade die Schubkarre, als MrsMarle zwei weitere Ponys auf den Hof führte – eine hübsche hellgraue Stute, deren Fell beinahe weiß wirkte, und einen etwas dunkleren Apfelschimmel.
„Samson!“ Lena rannte zu ihm und umarmte den grauen Wallach. „Ich habe dich so sehr vermisst.“
MrsMarle reichte ihr Samsons Strick. „Binde ihn neben den anderen Ponys an“, sagte sie. „Ihr könnt mit dem Satteln anfangen.“
„Super, ich sage den anderen Bescheid.“ Lena band Samson neben den Ponys fest, dann nahm sie ihm die Decke ab und hängte sie über die Tür einer leeren Box. Anschließend ging sie ihre Freundinnen suchen, die ihre Schubkarren zum Misthaufen geschoben hatten.
Ein Auto fuhr vor und ein Mädchen mit Locken und großen blauen Augen sprang heraus. Es sah abgehetzt aus.
„Tut mir leid, dass ich so spät dran bin!“, rief Paulina. „Wir mussten erst noch meinen Bruder zu seinem Freund bringen und der wohnt total weit weg mitten im Wald.“
„Nicht schlimm, jetzt bist du ja hier“, sagte Lena lächelnd. „Genau zum richtigen Zeitpunkt, wir sind nämlich gerade mit dem Ausmisten fertig.“
Paulina lachte. „Zum richtigen Zeitpunkt, du sagst es!“
In diesem Augenblick kamen Juli, Mia und Hannah vom Misthaufen zurück. Ihre Schubkarren waren leer. Paulina bewunderte den Weihnachtsbaum im Hof und begrüßte dann ihr haselnussbraunes Pony Lancelot.
„Wo ist Lotte?“, fragte sie Lena.
„Weiß nicht.“ Lena sah sich um. „Warte, ich habe etwas gehört…“
Sie schielte über die Tür der benachbarten Box. Von Lotte war nichts zu sehen, aber das Geräusch, das sie gehört hatte, war jetzt lauter. Es klang wie ein unheimliches Stöhnen.
Lena machte einen Schritt rückwärts. „Was ist das?“, keuchte sie.
Eeeeoooooo!
Mia riss die Augen auf. „Oh Mann“, sagte sie. „Juli, du hast uns nie erzählt, dass es in den Ställen spukt.“
„Wie kann das sein?“, fragte Paulina in ihrer vernünftigen Art. „Sie wurden doch erst gebaut, nachdem der Sturm die alten zerstört hat. Sie sind nagelneu!“
„Vielleicht hat das die Geister verärgert“, meinte Mia mit Gruselstimme.