Pööks 2 - Marco Brandt - E-Book

Pööks 2 E-Book

Marco Brandt

4,9

Beschreibung

Im zweiten Band der PÖÖKS Serie erleben sie weitere Abenteuer eines kleinen Jungen aus der Lüneburger Heide. In 22 amüsanten Geschichten über Labyrinthe aus Strohballen, wilde Ritte auf einem Eber, Schlittentouren hinter einem Trecker sowie Erlebnissen mit Hunden, Kühen und andere Tieren beschreiben das unbeschwerte Leben auf dem Lande, in den siebziger Jahren. Bereits der erste Band über PÖÖKS weckte bei Lesern dieser Generation Erinnerungen aus dieser Zeit. Aber auch die jüngeren Leser amüsierten sich über die lustigen Geschichten des kleinen Jungen. Zitate von Lesern Das Buch ist klasse, fesselnd und amüsant geschrieben! Absolut empfehlenswert. Es wird sehr deutlich, wie wunderschön und erfüllt eine Kindheit fernab von Technik war, ist und sein kann. Wer das Buch liest und selber mal an seine Kindheit denkt, wird nicht umher kommen sich auch selbst bei einen oder anderen Geschichte an seine Lausbubenstreiche zu erinnern. Ich kann es jedem nur empfehlen. Kurzweilig und gute Laune stiftende Geschichten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 93

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Orkan

Drei-Birnen-Baum

Pannenbude

Zeh ist weg

Strohlabyrinth

Das Fort

Der Porsche und die Walze

Discokugel - selbst gemacht

Schlittentour

Getarnte Fußballtore

Die Glocke

Spargeldiebe

Liebchen, die Kuh

Poltergeist

Hofhunde

Hühner-Hund

Papa und die Hühner

Der Don

Falsche Spinnweben

Der Bulle von Sieverdingen

Vorsicht: Eber!

Coole Wildsau

Vorwort

Guten Tag,

ich freue mich, dass Sie dieses Buch zur Hand genommen haben und sich für meine kleinen Geschichten aus der Jugend interessieren. In diesem zweiten Band finden sie weitere Abenteuer und Tiergeschichten.

Ich verspreche Ihnen auch hier lustige, unglaubliche, aber auch traurige Erzählungen, die Ihnen einen Einblick in eine glückliche Kindheit eines Jungen vermitteln, der in den 70er Jahren auf einem kleinen Dorf aufwachsen durfte.

Leider haben die Kinder in der heutigen Zeit oft nicht mehr die Möglichkeit, solche Erfahrungen zu sammeln. Schade, denn gerade diese haben unsere Generation geprägt.

Was die Kinder heutzutage zum Teil nur visuell mit ihren Handys, Computern und im Fernsehen erleben oder besser gesagt sehen, haben wir noch gerochen und gefühlt. Jeden Frühling, wenn die Bäume ihr Maigrün anlegen, habe ich den Duft in der Nase und das Bild der zum Leben erwachenden Eichenbäume auf unserem damaligen Hof vor Augen. Als Kind saß ich auf dem Tritt unserer Haustür und habe die erwachende Natur bestaunt. Mit dem Heranwachsen meiner Kinder, im digitalen Zeitalter, wurde mir immer bewusster, wie schön und wie wertvoll die damalige Zeit war.

Mit den Erzählungen des kleinen Pööks hoffe ich einige dieser Erfahrungen und Gefühle eingefangen zu haben und nicht nur meiner Generation ein kleines Stück Erinnerung an ihre Jugend zurückzubringen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch jüngere Menschen durch meine Erzählungen erkennen, wie wertvoll die Erlebnisse in der Jugend sind. Sie prägen uns für unser gesamtes Leben.

Deshalb ein kleiner Appell an alle jungen Eltern:

Lasst Eure Kinder die Welt erforschen. Lasst sie selbst erfahren, was es heißt, im Matsch zu wühlen, sich die Knie aufzustoßen, hinzufallen, sich den Dreck abzuklopfen, wieder aufzustehen und weiter zu machen. Im späteren Leben müssen sie dieses in anderer Form auch tun, und irgendwann seid auch ihr nicht mehr da, um sie zu beschützen.

Vielen Dank an Frieda Haberlach, für die geduldige Unterstützung bei der Erstellung dieses Buches.

Marco Brandt

Braunschweig, im Mai 2017

Orkan

Das wohl einschneidendenste Erlebnis in meiner Jugend war ein Orkan. Am 13. November 1972 zog das Orkantief Quimburga über Norddeutschland hinweg. Es gilt bis heute als das stärkste und schlimmste Orkantief des 20sten Jahrhunderts. Neben den verheerenden Schäden mussten auch viele Menschen ihr Leben lassen.

Ich war damals fünf Jahre alt, und der Orkan hat bei mir lange seine Spuren hinterlassen. Noch heute, fast 45 Jahre danach, kommt bei mir bei jedem Sturm eine gewisse Unruhe auf. Früher war es noch viel schlimmer. In der Jugend ergriff mich fast die Panik, wenn der Wind auffrischte.

Mein Vater arbeitete zu der Zeit noch in einem Büro im Walsrode. Er war bereits an multipler Sklerose erkrankt und benötigte zwei Handstöcke zum Laufen. Als der Sturm im Radio angekündigt wurde, machte mein Vater sich auf dem Weg nach Hause. Eigentlich benötigte er für die zehn Kilometer nicht mehr als 20 Minuten mit dem Auto. Als er jedoch nach anderthalb Stunden noch nicht zu Hause war, wurde meine Mutter unruhig. Zu dieser Zeit gab es noch keine Handys, so dass er sich nicht melden konnte. Der Sturm frischte in dieser Zeit mehr und mehr auf, und die Nervosität bei meiner Mutter und Großmutter stiegen ebenfalls mehr und mehr. Nach zwei Stunden fuhr endlich das Auto auf den Hof. Der Sturm hatte auf der Strecke bereits mehrere Bäume umgestürzt, und die Straßen waren nicht mehr zu passieren. Mein Vater musste sich den Weg durch den Wald suchen, was natürlich noch gefährlicher war. Zum Glück kannte er sich in den Wäldern sehr gut aus. Er hatte sehr viel Glück, denn wäre er im Wald liegen geblieben und hätte nicht weiterfahren können, hätte er aufgrund seiner Gehbehinderung im Auto warten müssen, bis ihn jemand findet. Da niemand ahnen konnte, wo er langgefahren wäre, hätte ihn warscheinlich so schnell niemand gefunden. Meine Mutter war verständlicherweise ziemlich sauer auf ihn.

Während des Sturms kümmerte sich meine Urgroßmutter Dora um mich. Hinter ihrem Wohnzimmer - ungefähr zehn Meter vom Haus entfernt - standen zwanzig große Tannen in einer Reihe, am Feldrand. Ich erinnere mich, dass wir den Sturm aus dem Fenster beobachteten, als plötzlich ein Baum nach dem anderen, wie Streichhölzer, abbrachen und aufs Feld schlugen. Das Krachen der Baumstämme habe ich noch heute in den Ohren. Kurze Zeit später flog die Fernsehantenne des Nachbarn am Fenster vorbei. Meine Uroma Dora war für mich immer die stärkste und ruhigste Frau, die ich kannte, die zwei Weltkriege und ihre Folgen miterlebt hatte. In diesem Moment sah ich aber sogar bei ihr die Angst in den Augen.

Der Schreck der umgeknickten Tannen war noch nicht verdaut, als wir plötzlich eine riesige Staubwolke auf dem Feld sahen. Diese Staubwolke begann, sich immer schneller und schneller um ihre eigene Achse zu drehen. Es entwickelte sich eine „Windhose“, wie man sie seinerzeit nannte. Heute würde man es einen Tornado nennen. Es war der erste, den ich in meinem Leben sah, es sollte aber nicht der letzte sein. Glücklicherweise kam er nicht auf das Haus zu, sondern drehte in die entgegengesetzte Richtung ab. Er hielt auf den Wald zu, und wenige Augenblicke später sahen wir haushohe Bäume durch die Luft wirbeln. Es war unfassbar! Bäume, deren Stämme einen Durchmesser von bis zu dreißig Zentimeter hatten, wurden entweder mit den Wurzeln aus der Erde gerissen oder der Stamm zerberstete unter der Gewalt des Sturms.

Der Lärm, den der Sturm erzeugte, ist kaum zu beschreiben. Es war ein ohrenbeteubendes Heulen, das von einem permanenten Rauschen verstärkt wurde. Man hatte zeitweise das Gefühl, dass ein Düsenflugzeug nach dem anderen im Tiefflug über das Haus flog. Wir wohnten in einem riesigen Bauernhaus und hielten uns während des Orkans ausschließlich im Erdgeschoss auf. Trotzdem konnten wir uns bei dem Lärm nicht normal unterhalten. Meine Uroma und ich mussten uns quasi anschreien, damit wir uns verstehen konnten. Wir beide standen noch immer fassungslos vor dem Fenster und schauten die Schneise im Wald an, die der Tornado gerissen hatte, als wir von der anderen Seite des Hauses plötzlich ein lautes Krachen und einen Knall hörten. Die Wände des Hauses wackelten förmlich. Aus Reflex zogen wir die Köpfe ein und gingen in Deckung. Plötzlich sprang die Tür von Uromas Wohnzimmer auf, und Oma Mariechen stand in der Tür. „Da ist gerade ein Baum auf die Scheune gefallen!“, sagte sie hektisch auf Plattdeutsch.

Auf dem Nachbarhof standen mehrere große Buchen, deren Stämme einen Durchmesser von bis zu einem Meter hatten und die höher waren, als alle Gebäude drumherum. Eine dieser Buchen wurde von dem Sturm umgeweht und ist quer über die Straße auf unsere Scheune gestürzt. Die freiwillige Feuerwehr des Dorfes war kurze Zeit später bereits dabei, den Baum mit Kettensägen zu zerlegen und die Straße frei zu räumen, als hinter ihnen mit einem lauten Krachen die nächste Buche auf die Scheune stürzte. Meine Mutter war mittendrin und half den Feuerwehrleuten, die Straße wieder passierbar zu machen. Ich hatte panische Angst, dass ihr etwas passieren könnte. Nachdem dann auch die dritte Buche auf die Scheune gefallen und aus dem Weg geräumt war, kam meine Mutter vollkommen erschöpft und pitschnass zur Haustür hinein. Ich stand weinend vor Angst auf dem Flur, als meine Mutter die Haustür öffnete und hereinkam.

Sie stand noch in der offenen Tür, als erneut ein noch lauteres Krachen das Tosen des Sturms übertraf. Ich sah, wie sich hinter meiner Mutter eine der über hundert Jahre alte Eiche neigte und ganz langsam umstürzte. Es war ein unheimliches Bild, wie ein Baum mit einem mehr als einen Meter dicken Stamm umstürzt und man hört, wie die arm- und beindicken Wurzeln mit ohrenbetäubenden Knartschen, Kreischen und Knallen platzten.

Vor Schreck duckte sich meine Mutter und schlug die Haustür zu. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, öffnete sie die Tür ganz vorsichtig, und uns bot sich ein unheimlicher Anblick. Die älteste Eiche auf dem Hof wurde von dem Sturm entwurzelt. Er stürzte in unseren Obstgarten. Glücklicherweise verfehlte er knapp unser Gästehaus, das unmittelbar neben der Eiche stand. Auf der Obstwiese sollten eigentlich Apfelbäume stehen, der Orkan hatte sie jedoch bereits zuvor umgelegt.

Meine Mutter lief sofort wieder in den Regen und Sturm hinaus, um nachzusehen, was alles zerstört wurde. Als ich sah, wie meine Mutter gegen den Wind ankämpfte und was alles durch die Luft flog, bekam ich Panik. Ich hatte Angst, dass noch ein Baum umstürzt und meine Mutter erschlägt. Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück. Der Sturm war mittlerweile so stark geworden, dass es zu gefährlich war, sich draußen aufzuhalten.

Wir versammelten uns im Wohnzimmer, wo mein Vater die ganze Zeit auf dem Sofa lag. In seinen Augen konnte man erkennen, dass er verzweifelt war, nicht helfen zu können. Wir zündeten ein paar Kerzen an, da der Strom bereits seit einigen Stunden ausgefallen war, und hofften, dass der Orkan sich endlich beruhigt. Irgendwann bin ich im Schoß meiner Mutter eingeschlafen.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, lag ich bei meinen Eltern im Bett. Der Sturm hatte im Laufe der Nacht nachgelassen. Auf unserem Hof herrschte eine absolute Verwüstung, überall lagen Scherben von Dachpfannen auf dem Kopfsteinpflaster verteilt. In die Dächer der Scheune, des Wohnhauses und des Rinderstalles hatte der Sturm große Löcher gerissen. Die Tannen hinter dem Haus lagen sauber nebeneinander auf dem Feld, als ob man sie absichtlich abgelegt hätte.

Am beeindruckendsten war die entwurzelte Eiche! Sie hatte ein riesiges Loch in den Boden gerissen. Der Wurzelkranz des auf der Seite liegenden Baums war größer als ich. In dem entstandenen Erdloch konnte ich komplett verschwinden.

Die Äste der Eiche, die teilweise beindick waren, steckten bis zu zwei Metern im durch den Regen aufgeweichten Boden. Nachdem der Stamm von den Nachbarn mit den Kettensägen zerlegt waren, wurden die Äste mit einem Traktor herausgezogen.

Einige Tage später fuhren mein Vater, meine Mutter und ich in den Wald, um nachzusehen, was der Orkan dort angerichtet hatte. Als wir das Waldstück erreichten, das bereits seit einigen Generationen in Familienbesitz war, wurde mein Vater kreideweiß, und ich sah ihn das erste Mal weinen. Der Sturm hatte sämtliche Bäume abgeknickt oder entwurzelt. Nur in der Mitte des Waldstücks stand noch eine große Tanne, sie ragte empor wie ein Mahnmal. Es war ein schrecklicher Anblick! So muss es im Krieg ausgesehen haben. Wenn ich heute an diesem Waldstück vorbeifahre, habe ich noch immer dieses Bild vor Augen. Ein paar Jahre später haben meine Eltern den Wald verkauft, um mit dem Geld einen weiteren Umbau auf unserem Hof durchzuführen.

Die Zerstörungen waren überall so groß, dass die hiesigen Landwirte und Holzfäller die Aufräumarbeiten nicht schafften. Es wurden in Österreich, Schweden, Finnland und Norwegen Holzfäller engagiert, die die Wälder wieder aufräumten und