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Eine erblühte Menschheit in ferner Zukunft sieht sich mit der größten Gefahr seit Bestehen der Erde konfrontiert und wird dadurch gezwungen, sich einer universellen Aufgabe zu stellen, die sich als Reife-Prüfung der Spezies erweisen wird. Nicht nur der Planet Erde, sondern das gesamte Sonnensystem steht vor der Vernichtung, womit durch einen spektakulären Vorgang die kosmische Gral-Werdung der Menschheit erzwungen wird. Das atemberaubende Finale des Gral-Epos führt in unbekannte Bereiche von Raum und Zeit und versucht zu beleuchten, wie bedeutend das Leben auf der Erde für den Kosmos ist. Durch die Visionen eines zukünftigen Lebens auf Erden entfaltet sich die Wirklichkeit der majestätischen Schöpfung vor unseren Augen. *** In einer der Schlüsselszenen sagt die Protagonistin: "Als wir in der Halle der Wahrheit standen, unfähig, unsere Aufmerksamkeit von der Faszination des sich aufbauenden Licht-Doms zu nehmen, wurde uns bewusst, daß der Moment nun gekommen war, auf den sich die Menschheit seit ihrer Entstehung zuentwickelt hatte: Sie stand vor der Entscheidung, den Kosmos als siegreicher Überwinder der Vergangenheit zu betreten - oder von ihm wie ein zaghafter Feigling vernichtet zu werden."
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Seitenzahl: 536
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Parzzival
Portal zum Kosmos
Band 5 des Epos
Die Suche nach dem kosmischen Gral
Das Brechen der Dimensions-Schranken
Dieses Buch wurde bewußt in alter deutscher Rechtschreibung verfaßt!
Copyright © Erste Auflage 2012 by Verlag Neue Dimension
90765 Fürth, Germany
www.neue-dimension.eu
Cover-Illustration: Stefan Erdle
Lektorat und Cover-Gestaltung: Gundula Lendt
Herausgeber: H. P. Neuber
Erstauflage – ISBN: 978-3-89690-024-1
Verlag Neue Dimension, Fürth, Bayern
Vorbemerkung
Lara und Peter haben es geschafft, in ferner Zukunft wieder gemeinsam auf Erden zu inkarnieren. Die gesamte Menschheit ist von einem geistig orientierten Bewußtsein durchdrungen. All die glanzvollen Visionen der Vergangenheit sind in Erfüllung gegangen. Seit vielen Jahrhunderten herrscht absoluter Friede auf Erden, und eine fest geeinte Menschheit zieht an einem gemeinsamen Strang.
Ungeheure gesellschaftliche, geistige und technische Fortschritte sind seitdem auf der Erde gemacht worden, doch sind viele alte Ereignisse in Vergessenheit geraten.
Niemand hat zum Beispiel in all der Zeit diejenigen uralten Gegenstände genauer untersucht, die immer noch in der Halle der Wahrheit unter der antarktischen Sphinx liegen. Zwar haben die Antarktiker einst all ihr Wissen, ihre Technologie und ihre geistige Reife der gesamten Menschheit zur Verfügung gestellt, dennoch lagern unter der Sphinx immer noch zahllose mysteriöse Artefakte und Schriften.
Unmittelbar nach ihrem Studium setzen Lara und Peter nun alles daran, die Rätsel um diese geheimnisvollen Hinterlassenschaften aus grauer Vorzeit zu lösen. Bei ihren Forschungen entdecken die beiden Liebenden jedoch etwas Entsetzliches: eine Gefahr von derart kosmischem Umfang, daß sogar eine geeinte, spirituell erwachte Menschheit der Zukunft die allergrößten Schwierigkeiten haben wird, dem Unbeschreiblichen zu widerstehen, ja, es überhaupt in seiner ganzen Tragweite zu erfassen. Und es scheint, daß auch die Lara der Zukunft dazu bestimmt ist, das Unmögliche möglich werden zu lassen …
“Als wir in der Halle der Wahrheit standen,
unfähig, unsere Aufmerksamkeit von der Faszination
des sich aufbauenden Licht-Doms zu nehmen,
wurde uns bewußt, daß der Moment nun gekommen war,
auf den sich die Menschheit seit ihrer Entstehung
zu entwickelt hatte:
Sie stand vor der Entscheidung,
den Kosmos als siegreicher Herrscher zu betreten -
oder von ihm wie ein zaghafter Feigling vernichtet zu werden.”
Auf des Lebens Pfad geht neben uns der Tod einher,
ein dunkler Zuschauer bei des Körpers Beginn
und letztes Gericht eitlen menschlichen Tuns.
Seiner Vieldeutigkeit Rätsel aber ist das nicht:
Der Tod ist eine Treppe, eine Tür,
ein stolpernder Schritt der Seele,
die von Leben zu Leben kreuzt,
eine graue Niederlage, trächtig mit Sieg,
eine Geißel, die uns treibt in unser todloses Sein.
Die unbewußte Welt ist des Spirits selbsterschaffener Raum,
die ewige Nacht ist der Schatten des ewigen Tags.
Die Nacht ist nicht unser Beginn, noch unser Ende;
sie ist die dunkle Mutter, in deren Schoß wir uns bargen,
sicher vor allzu jähem Erwachen zum Daseinsschmerz.
Wir kamen zu ihr aus überirdischem Licht,
vom Lichte leben wir und kehren zurück ins Licht.
Sri Aurobindo, Savitri, Buch 10, Canto 1
Ein Mensch, der die Ewigkeit seiner Seele bewußt erlebte,
dennoch weiterhin dem alten Pfad des Todes zu folgen hatte,
konnte letztlich als seltsamer Anachronismus der Natur bezeichnet werden.
(Eine Überlegung dieses Romans)
O Allmacht,
gürte mit der Gottes-Macht
die Bewegungen und Augenblicke des sterblichen Willens,
packe eine einzige Menschenstunde voll mit der ewigen Macht
und wandle so mit einer einzigen Geste alle künftige Zeit!
Laß ein erhabenes Wort von den Gipfeln sprechen
und öffne mit einem einzigen großen Akt des Schicksals Tore!
Sri Aurobindo, Savitri, Buch 10, Canto 1
Das reine seelische Wesen
besteht aus der Essenz des Ananda,
es stammt von der Seeligkeits-Seele im Universum.
Sri Aurobindo
“So forscht nun, ihr beiden Menschenkinder. Forscht in diesen uralten Hallen, bis euer Wissensdrang beginnt, über sich selbst zu stolpern, weil er die entdeckten Wahrheiten nicht mehr zu verarbeiten vermag. Dann fragt euch, worin die eigentliche Aufgabe der Menschheit besteht, besonders hinsichtlich dieser langen Jahrhunderte globalen Wachstums und Friedens. Und dann, ihr Zwei, die ihr Eins seid, dann tut, was getan werden muß …”
Darotschin zu den beiden Suchern in der Halle der Wahrheit
“Wann werden die Menschen es lernen,
einen erhabenen Tempel für den Göttlichen Geist zu bauen,
aus den Bauklötzen der eigenen Substanz,
mit dem eigenen Seelen-Kind als Baumeister?
Zu spät ist es nie!
Doch ist es ein Evolutions-Gesetz,
daß ein mangelhafter Versuch dem zu fertigenden Ideal zu weichen hat.”
Shiva zu Ailon
“Peter, Lara, ihr zwei, die ihr Eins seid, mein Staunen kennt keine Grenzen, denn wiederum werdet ihr es sein, die der Menschheit den Impuls für die nächste Stufe der Evolution zu geben habt. Seid gesegnet bis in alle Ewigkeit!”
Der Hüter des kosmischen Friedens-Tempels
EINS ist das bewußte Verschmelzen mit anderem Sein.
EINS ist die Entwicklung jenseits jeder Dualität, die Gottwerdung des
Individuum, wodurch es im Geiste zum EINEN wird, aus dem die VIELEN
entstanden sind.
EINSwerdung ist das Fallen aller Schranken zwischen dem Vergänglichen
und dem Ewigen.
aus den Botschaften der wahren Liebe,
übergeben von Yr, der Weisen, an Xantuil, den Hohepriester
Die Sucht der alten Seinsweise
Als Sucht wird stets die Tatsache beschrieben,
von einer alten, meist selbstzerstörerischen Gewohnheit
nicht mehr loszukommen.
Das einzige Heilmittel gegen die Sucht besteht darin,
den Süchtigen in eine radikal andere Umgebung zu versetzen,
in der er keine Suchtstoffe mehr vorfindet
und wo er durch diese umfassende Veränderung der Lebens-Umstände
zu einer völligen Neu-Orientierung gezwungen wird,
frei von Abhängigkeits-Tendenzen,
aus seiner eigenen Bewußtheit heraus lebend.
Wie sollte man nun die Mitglieder einer globalen Gesellschaft bezeichnen,
die seit vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten
beständig an ihrer eigenen Selbstzerstörung arbeitet und absolut unfähig ist,
ihr Verhalten zu ändern, obwohl zahllose Warnungen der Natur
und einiger wacher Menschen eine deutliche Sprache sprechen?
Vergessen wir nicht, daß nur wenige Süchtige es wirklich schaffen können,
aus ihrem tödlichen Fehlverhalten zu entkommen.
Wer nicht mit dem Schwert sein bisheriges destruktives Leben abtrennt,
wird unweigerlich den Pfad des Untergangs beschreiten,
den die natürliche Evolution dann für ihn bereit hält.
So schafft die alte vergehende Menschheit
zurzeit mit Siebenmeilenstiefeln die Voraussetzungen dafür,
sich selbst ihrer Lebensgrundlage zu berauben
und sich dadurch in diejenige Zwangslage zu versetzen,
die unabdingbar ist, um für das Erscheinen der neuen Menschenspezies
eine radikale Veränderung zu erwirken.
So macht die Masse der ewig gestrigen Raupen durch ihre Ignoranz
von ganz alleine den Platz für die Welt der Schmetterlinge frei,
die sich jenseits der Metamorphose erheben werden.
Ode an die Sonne
O Sonnen-Kraft, o höchster Glanz,
o selbstvergeß‘ner Schein,
wo ist all Dein Flammen-Tanz,
wo ist der Götter Wein?
Es scheint, daß alle Gottes-Pracht
und höchste Seligkeit
in diesen Zeiten dumpfer Nacht
liegt in Vergessenheit.
Warum ist jenes Seelen-Licht,
des Menschen hellster Schein,
noch nicht erblüht zur Alltags-Sicht
und hält das Wesen rein?
Traurig ist die Antwort gar:
Begreif’ die Perversion
all dessen, was ist licht und wahr
im jetzigen Äon.
Die Sonnen-Kraft, der Seelen-Glanz,
liegt hinter dichtem Ruß,
Erstickung raubt den Atem ganz,
was jeder spüren muß.
O Sonne, send’ Dein Flammen-Meer,
zerstör die finstre Pein,
daß aller klebrig schwarzer Teer
verbrennt - und Mensch wird rein.
Sei gnadenvoll, wenn Kali tanzt.
Vernichtung ist kein Pfad,
den Du in Freudes Hallen fandst,
so höre meinen Rat.
Ja: ich, der Mensch, ich maß mir an,
Dir Rettung vorzuschlagen.
Denn leucht’ nicht auch die Sonnen-Flamm
in meines Geistes Wagen?
Ich bin ein Teil von Dir, und mehr:
ich bin vergänglich auch.
Meinst Du, daß mein Leben wär
nur irdisch Schall und Rauch?
O nein, Du reine Gotteskraft,
der Mensch ist jene Zwei,
die Ewigkeit aus Staub erschafft,
und EINS, wenn Wahrheit sei.
So höre, Sonne, die bald siegt,
zerstör nur jenes Netz,
das über allem Edlen liegt
und finstre Täuschung schätzt.
Ein Netz der Lüge! Ist es fort,
dann ist der Mensch erwacht,
und in seines Geistes-Hort
Dein ewig Licht nur lacht.
Dann ist der Mensch zur EINS erblüht,
der Ganzheit bringt er Licht.
Der Kosmos nun vor Glanz erglüht,
denn aus des Himmels Sicht
ist jenes einst’ge Tier-Geschlecht
zur Göttlich Tat bereit,
wenn Seel’ entzündet, hell und recht,
und all sein Geist befreit.
Poesie und Musik
sind ein Geschenk des Kindes Ananda
an die erwachende Menschheit,
nach Beendigung der Ära Sodons
Damals habe ich etwas Ungeheuerliches erkannt, das für alles
Wesenhafte dieses Kosmos zutrifft:
Die stets im Zentrum allen Seins inne liegende göttliche
Wahrheit und Schöpfungs-Macht, erschafft solange alles
Existenzielle aus ihrer eigenen Seins-Wirklichkeit, alles
Bewußtsein, alle Stofflichkeit, alles Leben, solange sie sich in
unverfälschter Weise zu entfalten vermag.
Sobald sich jedoch die Kräfte der Unbewußtheit, des Leidens,
der Todes-Starrheit und der Lüge auf die entstandene
Stofflichkeit legen und der wahrhaftigen Reinheit die starren
und leblosen Gesetze der gefallenen Urkräfte auferlegen,
verblaßt die selbst-seiende Ewigkeits-Existenz und wird von
einem Netz des Todes und der Vergänglichkeit erdrückt,
welches das inne liegende Gotteslicht mit Finsternis und
Nihilismus ummantelt.
Laras kosmische Erkenntnis
während ihrer interdimensionalen Odyssee
Vorbemerkung
Wie auch in den ersten vier Gral-Romanen, wurde die zentrale Handlungsebene dieses Buchs in Ichform verfaßt.
In diesem fünften Roman, der Haupthandlung der Gralsuche noch hinzugefügt, um einen Ausblick auf die kosmische Zukunft des Menschen zu geben, wird von der gesamten Menschheit und den Protagonisten ein Reife-Zustand vorausgesetzt, der sich in nur wenigen Fällen bereits auf Erden manifestiert haben dürfte: die Transzendierung des irdisch gebundenen zum kosmischen Bewußtsein.
Diese innere Weite zieht sich von Beginn an durch diesen finalen Roman, um die Geschehnisse nicht als pure Science Fiction darzustellen, sondern als leuchtende Vision.
Im Prolog wird beschrieben, wie Lara und Peter, die Helden aus Band 4, sich gemeinsam wieder auf Erden inkarnieren, um die begonnene Aufgabe fortsetzen zu können.
Dem Autor ist bekannt, daß derartige bewußte Wiederverkörperungen mit vollem Erinnerungs-Vermögen nur bei ausgesprochen reifen Seelen stattfinden können, die all ihre Wesensteile bereits vollständig der ewigen Göttlichen Flamme in uns dargebracht haben.
Ob unsere Helden bereits derart gereift sind, soll hier nicht erörtert werden. In ihre Taten wird jedoch der Impuls gesetzt, ihr seelisches Wachstum mit aller Kraft und Hingabe voranzutreiben, denn die gerade eingebrachte “Ode an die Sonne” kann nur Wirklichkeit werden, wenn jene zentrale Sonne in allen Menschen dieser Erde entzündet worden ist.
Prolog
Der Zustand der Seele, die sich in die seelische Welt zurückzieht, ist ein vollkommen statischer; jede zieht sich in sich selbst zurück und hat keine Beziehung zu anderen.
Wenn sie aus ihrem Trancezustand auftaucht, ist sie für ein neues Leben bereit, doch wirkt sie zwischenzeitlich nicht auf das Erdenleben ein.
Es gibt andere Wesen, Wächter der seelischen Welt, doch kümmern diese sich nicht um die Erde, sondern nur um die seelische Welt, sowie um die Rückkehr der Seelen zur Reinkarnation.
…
Man sollte wissen, daß die Voraussetzungen des künftigen Lebens grundsätzlich nicht während des Aufenthalts in der seelischen Welt bestimmt werden, sondern zum Zeitpunkt des Todes; das seelische Wesen wählt dann, was es im nächsten Erdenleben ausarbeiten wird, und dementsprechend gestalten sich die Voraussetzungen.
Sri Aurobindo, “Das Seelische Wesen”
***
Die höchste Form der menschlichen Liebe ist das Vorhandensein einer verschmolzenen Seele in zwei menschlichen Körpern.
Sri Aurobindo
***
Die Ewigkeit lag vor uns …
Die unvergleichliche Gnade, gemeinsam altern zu dürfen und in guter Gesundheit unseren Geist und unsere Körper zu immer höheren Reifegraden entwickeln zu können, war uns noch viele Jahrzehnte gegeben worden, nachdem wir uns in jene Holzhütte in der Nähe des Rjukanfoss in Südnorwegen zurückgezogen hatten.
Die bewußte Zell-Erhaltung, die ich, Peter, von den Lys gelernt und Lara von Excalibur verliehen bekommen hatte, wandten wir auf der Ebene der Lebenskräfte nicht mehr an.
Stattdessen versuchten wir mit äußerster Konsequenz, die organische Materie des Körpers durch immer bewußteres Einswerden mit den Wahrheits-Kräften der Seele langsam aber stetig zu transformieren.
Bald erkannten wir jedoch, daß ein auf alte Weise durch Sexualität gezeugter Körper einfach nicht aufnahmefähig genug war, um jene höchste Schwingung zu ertragen, die ihn zum reinen physischen Abbild der Gottheit hätte machen können.
So akzeptierten wir, daß wir unsere irdischen Aufgaben durch Ablegen der alten Körperhülle unterbrechen mußten.
Für das Erwachen der Erde und der Menschheit hatten wir während dieses Lebens unser Bestes gegeben, viele Jahrhunderte lang, jeder von uns. Daher war es uns vergönnt gewesen, das hohe Alter in einem Zustand tiefster Zufriedenheit und innerer Freude zu erleben.
Die wenigen Besucher, die noch in unsere selbst gewählte Einsamkeit kamen, hatten von wunderbaren Entwicklungen auf Erden berichtet, was in uns stets ein Gefühl von Erfüllung hinterlassen hatte, der Erfüllung eines sehr sinnvoll verbrachten physischen Lebens.
Dann war es eines kalten Herbstmorgens so weit …
Die Ewigkeit meldete sich …
Innigst in Herz und Seele miteinander verschmolzen, wunderte es uns in keinster Weise, daß unsere organischen Körper zum gleichen Zeitpunkt die Funktion einstellten.
Bereit, den Pfad hinter dem Schleier zu betreten, lagen wir nebeneinander in unserem Holzbett, blickten noch ein letztes Mal nach draußen in die aufgehende Sonne, um dann unsere Blicke ineinander zu versenken.
Die große Gnade, gemeinsam die Materie verlassen zu dürfen, zauberte ein Lächeln in unsere faltigen, von weißen Haaren umrahmten Gesichter.
Und während unsere ineinander gelegten Hände kraftlos und kühler wurden, verließ unser geeintes Gesamtbewußtsein langsam die physischen Körper; ein Vorhang glitt zur Seite und gab den lichten Pfad frei, den wir nun betreten konnten.
Doch wir blieben noch sieben Tage bei unseren Körpern, um uns bei dieser wunderbaren Materie zu bedanken, die uns so lange Jahrhunderte ein treues Heim geboten hatte. Während dieser Zeit offenbarten sich die Essenzen aus unser beider Leben, doch nicht wie zwei ‘Filme’, sondern wie ein einziger, so sehr verschmolzen waren wir in all unserem Sein.
Wir erkannten, dass es möglich sein könnte – als Konsequenz unserer Leben - in der nächsten Verkörperung in etwa einem Jahrtausend einen supramentalen Körper gemeinsam, als EINS zu bewohnen, schon geschlechtslos, schon gezeugt auf die kommende Weise, die sich bald auf Erden zu entwickeln hatte.
Ein Körper, für eine verschmolzene Seele aus zwei Individuen.
Wir blickten auf den Pfad der Menschheit.
Sahen, daß diese Möglichkeit sehr unsicher war.
Sahen, daß das zukünftige Jahrtausend ganz und gar nicht so friedvoll verlaufen würde, wie es aktuell den Anschein hatte, wenn nicht …
Wenn nicht …
Unsere lodernden Flammen in den Tiefen des Seins zeigten uns, daß wir früher als nach einem Jahrtausend wieder erscheinen sollten. Die Vision ordnete sich, unsere zwei Seelen, zur EINS verschmolzen, trafen eine gemeinsame Wahl. Zum Wohle der Menschheit, denn es ging nicht anders …
Zur Weiterentwicklung von uns selbst, denn die eine große Aufgabe war jetzt
nicht mehr erledigt worden, lag aber im Potential des Möglichen …
So akzeptierten wir die gemeinsame Seelen-Wahl: wieder zwei Körper, noch keine reinen Seelenkörper, aber bedeutend empfindsamere als in unserer vergangenen Inkarnation …
Keine tausend Jahre Assimilation der Essenz der Wahrheit, sondern nur etwa zweieinhalb Jahrhunderte …
Die Aufgabe, war so umfassend, so universal, daß alles, was wir in den jetzt abgeschlossenen Leben getan hatten, vielleicht nur eine Vorbereitung dieser unvermeidlichen Entwicklung war, die wir zu initiieren und durchzuführen hatten.
Die Woche der Verabschiedung war vergangen, und just als ein Besucher unsere starren, nun leblosen Körper fand, betraten wir Hand in Hand den Pfad hinter dem geöffneten Vorhang.
Die Welten der subtilen Materie und der vitalen und astralen Kräfte legten wir relativ rasch zurück, denn wir hatten dorthin kaum mehr Bindungen. Sowohl zu den höllischen Ebenen als auch zu den verführerischen Himmels-Bereichen der Lebensgötter hatten wir die Verhaftungen während des irdischen Lebens nahezu gekappt, so daß nun die Bereiche des weiten Mentals auf uns warteten, deren sanfte, friedvolle Unendlichkeit uns die Größe der Schöpfung nun viel intensiver erfahren ließ, als wir es während der Bewußtseins-Reisen und Meditationen im vergangenen Leben vermocht hatten.
Schließlich, nach etwa drei Jahren irdischer Zeit, doch bereits im Frieden der Zeitlosigkeit, erreichten wir den Hüter der Schwelle in seinem strahlenden Friedens-Tempel.
Wieder wartete er in seinem gleißenden Silberblau, denn er wartet immer.
Und der Tempel erklang in den Freuden-Tönen des Jubels, als der Hüter die seelengewählte Aufgabe für die nächste Runde auf dem blauen Juwel in uns verankert sah.
Und er sprach: “Peter, Lara, ihr zwei, die ihr Eins seid, mein Staunen kennt keine Grenzen, denn wiederum werdet ihr es sein, die der Menschheit einen wichtigen Impuls für die nächste Stufe der Evolution zu geben habt. Seid gesegnet bis in alle Ewigkeit!”
Dann begleitete uns der Hüter zum gleißenden Portal auf der Schwelle zum todlosen Sein der Seligkeit, wohin ich bereits während meiner großen Prüfung des Armageddon einen Blick werfen durfte.
Das Portal öffnete sich.
Mit dem Klang von Ommm aus tausend ekstatischen Kehlen neigte der Hüter seinen Kopf zum lichten Gruße.
Dann legten Lara und ich die letzten Gewänder ab, die uns noch an das Irdische banden, und betraten das pure Ewigkeits-Sein, um Jahr und Tag zu ruhen, zu assimilieren und uns vorzubereiten.
Die Saat war nun gelegt …
***
Als Lara und Peter hinter die Schwelle des Seins gelangt waren, änderte sich der majestätische Ausdruck des Hüters. Ein eventueller Beobachter hätte ihn jetzt sogar als traurig dreinblickend empfunden.
Er setzte sich auf seinen Thron aus Ewigkeit und stützte den Kopf in die Hände.
Eine allzu menschliche Geste für einen Hüter der Ewigkeit.
Dann flüsterte er zu sich selbst und hauchte die Seins-Worte in die kosmische Existenz: “Oh ihr zwei Aufrechten, mein höchster Segen sei mit euch. Wart ihr doch einst Teile eines Jahrtausendplanes, so werdet ihr bald Teile eines Jahrmillionenplanes werden. Kämpftet ihr einst gemeinsam für die Rettung der Erde vor der finsteren Lüge, so werdet ihr bald für die Weiterexistenz des Kosmos zu kämpfen haben, denn das, was vielleicht nie entstehen hätte dürfen, wird sich auf den Weg zur Erde machen. Und wenn die Erde vergeht, verliert dieses Universum seine Seele und ist zum Untergang verdammt. Oh ihr beiden Unsterblichen, die sich immer noch in sterbliche Hüllen kleiden müssen, werdet euch nun eurer wahren Größe bewußt. Darin verbirgt sich die Chance für die Inbesitznahme des Kosmos durch den höchsten Herrn, der sich in euch Menschen verbirgt. Die Stunde Gottes, auf die dieses Universum so lange gewartet hat, wird auf der Erde entschieden, nachdem einer von euch in der Einsamkeit der Äonen die gewaltige Wandlung vorbereiten wird, am Abgrund des Nichts stehend und fast ohne Hilfe, nur auf sein eigenes Seelenfeuer vertrauend!”
Er hob die Hände und rief in die Weiten: “All mein Segen sei mit euch!”
Es heißt, die Seelen würden in sich selbst versunken ruhen, um das abgeschlossene materiegebundene Leben zu verarbeiten. Doch die Bedeutung dieser Selbstversunkenheit ist mit Worten der menschlichen Ausdrucksweise nicht zu vermitteln.
Die EINS, die wir auch jetzt sind, ist nicht allein.
Zwar in Trance, zwar in Abgeschiedenheit von den Vorgängen der physischen Welt, dennoch in der unermeßlichen Seligkeit des All-Einen badend, dort, woher Ananda sich in die Schöpfung ergießt, dort, wo Glückseligkeits-Freude jede Existenz durchpulst, ja jede Existenz darstellt.
Dennoch eine Art Schlaf … eine Erholung … bis die irdische Zeit den Ruf ergehen läßt … hierhin in die Zeitlosigkeit der Dimensionen.
Die Göttliche Flamme in den Tiefen unseres Seelenschlummers lodert nun heller.
Die Zeit ist gekommen für den Aufbruch.
Erwachen …
Umbrandet von Wogen der Glückseligkeit … im Lichte schwimmend. Wir nähern uns der physischen Welt. Kaum mehr frische Energien aus den Bereichen von Mental und Vital mehr
nötig.
Einiges an Denken und Lebenskräften haben wir vom letzten irdischen Besuch mitgenommen.
So besuchen wir diese Dimensionen von Dynamik und Weite auch jetzt nur kurz.
Dann ein starker Sog …
Die Zeitlinie erscheint … sie leuchtet hell … wir sind richtig … Die Erde erscheint … die momentane Heimat der Göttlich Geborenen.
Wir sind richtig …
Die Bewußtseins-Linie tritt hervor … es sollte eine Zwillings-Geburt sein, um uns von Anfang an vereint wachsen zu lassen … wunderbare Körper, gezeugt ohne Lust und Gier und aus dem Wunsche heraus, edle Seelen in die Materie zu rufen. Indien hätte das Land sein sollen.
Dann zwei hellere Blitze, direkt auf dem Weg zur Einkörperung.
Sie ziehen uns stärker an.
Etwas läuft schief …
Wir werden getrennt … wir müssen es zulassen … denn die beiden nun im selben Augenblick gezeugten Wesen sind für die anstehende Aufgabe noch besser geeignet.
Ein letzter inniger Blick, bevor der Sog uns auseinanderreißt.
Nicht ganz freiwillig, aber unvermeidlich.
Ein Hauch eines Erkennens weht durch die Weiten.
Ailon.
Hat Ailon für andere Inkarnationen gesorgt? Existiert er denn wieder?
Wer vermag es zu sagen …?
Der Hauch des Erkennens verweht wieder.
“Wir werden uns finden …” rufen wir uns durch den Äther zu.
Dann Stille.
Ein Schweben über der Materie, über dem jeweiligen Embryo, den jeder von uns bereits nach seiner Zeugung mit dem Lichte der Seele prägen wird. Noch in einem Mutterschoß heran wachsend, noch auf die herkömmliche Art gezeugt, denn geistige Zeugung durch das Stirnchakra ist bei allem Fortschritt noch kein Allgemeingut der Menschheit, aber auf eine faszinierende Weise über das Dritte Auge als hohe Seele herbeigeholt, jeweils von bewußten Eltern, die vom Geheimnis der Seele und den Schöpfungs-Fähigkeiten der menschlichen Visualisationskräfte wissen.
Dann sinken wir in die Materie … beziehen die werdenden körperlichen Wohnstätten … und beginnen mit den Vorbereitungen.
Kein Fall mehr in die völlige Unbewußtheit, denn unsere Wahl war klar. Besondere Körper mußten es sein, um dem Ungeheuerlichen begegnen zu können, das auf die Menschheit lauerte.
Tausend Jahre des Friedens?
Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre, warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und tat ein Siegel oben darauf, daß er nicht mehr verführen sollte die Völker, bis daß vollendet würden die tausend Jahre. Danach muß er los werden eine kleine Zeit.
Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.
Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig bis daß die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.
Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über solche hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.
Offenbarung des Johannes 19.20
***
Zu Beginn des 24. Jahrhunderts alter Zeitrechnung schien es, als ob die biblische Prophezeiung des tausendjährigen Friedens-Reiches Wirklichkeit geworden wäre.
Sodon, war nicht nur im Abgrund verschlossen worden, sondern der gesamte Abgrund des Sodon - inklusive all seiner äonenlang errichteten Strukturen der Lüge und Verfälschung - war durchlichtet und verwandelt worden.
Die strahlende Tochter der Sonne auf Erden war erschienen, eine unmittelbare Emanation aus der Göttlichen Mutter, um der Menschheit einen entscheidenden Impuls zur neuen Licht-Epoche zu vermitteln, die wiederum die Konsequenz aus der Ära des Bösen war.
Die biblische erste Auferstehung (das Erwachen der Menschen und dem massiven Hervortreten der individuellen Seelen) war ein weltweiter Vorgang gewesen, der tatsächlich bewirkt hatte, daß der biblische zweite Tod (das physische Sterben) mehr und mehr zu einem Anachronismus wurde.
Denn auch die Oberflächen-Menschheit hatte bereits nach zwei Generationen langsam damit begonnen, eine neue Art der Fortpflanzung zu entwickeln, wodurch der Keim dazu gelegt worden war, daß die körperlichen Todesfälle immer weniger wurden.
Die großen Veränderungen, die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts (im berühmten Jahre “Null” der neuen Zeitrechnung des Lichtes) ereignet hatten, waren zu wunderbaren Blüten der menschlichen Entwicklung gediehen, die damals noch von keinem Zukunftsvisionär in diesem Umfang hätten erahnt werden können.
Man schrieb das Jahr 299 neuer Zeitrechnung auf Erden, die Menschheit bereitete sich weltweit auf Feierlichkeiten zum dreihundertsten Jahrestag des großen Umschwungs vor.
Die finsteren Strukturen der Vergangenheit schienen gänzlich überwunden. Ein unvergleichlicher Aufschwung hatte die gesamte Menschheit fest geeint. Der einstige Alptraum aller freiheitsliebenden Menschen, eine planetare Zentralregierung, hatte sich von der neuen UNO aus gebildet. Diese arbeitete jedoch eher wie eine sehr edle und spirituell gefestigte planetare Zentral-Verwaltung, denn es war längst nicht mehr möglich, die Menschheit mit Machtansprüchen und verdummenden Idiotien zu gängeln. Das erklärte Ziel der nunmehr geeinten Menschheit war, den Planeten Erde zu einer Wohnstätte der Schönheit und Harmonie zu gestalten.
Die Ära der Finsternis schien endgültig überwunden zu sein; und bereits eine Generation nach dem großen Wandel konnten die jüngeren Menschen, die Sodons Wirken nicht mehr erlebt hatten, kaum mehr glauben, daß es einst Kriege aus Macht- und Geldbesessenheit gegeben hatte. Auch über die damalige bewußte Zerstörung der Umwelt, gewaltsame Unterdrückung im Großen und Kleinen und viele weitere unsägliche Zustände konnten sie nur den Kopf schütteln.
Herrschaft im Sinne von Unterdrückung und Ausnutzung war ein Relikt der Vergangenheit. Eine edle Anarchie hatte die Menschen ergriffen: eine sehr selbstbewußte Herrschaftslosigkeit, worin nahezu jedes Glied im Gefüge der Menschheit seinen Platz gefunden hatte und eine Steuerung von außen nicht mehr nötig gewesen war.
Hierarchien gab es natürlich, aber nur im geistigen Bereich, denn ohne den einstigen Widerstand des langsam im Menschen verschwindenden Ego war der Einzelne dazu bereit, sich der Weisheit oder der weiter gediehenen Spiritualität eines anderen zu öffnen. Ja, es handelte sich um keine Unterordnung, sondern um eine Darbringung! Das lächerliche und paradoxe Phänomen der Unterdrückung von höherer Weisheit und deutlich umfassenderer Spiritualität, das in der Ära der Lüge zum Zweck der Selbst-Erhaltung der dekadenten Machtstrukturen an der Tagesordnung lag, galt als verschwunden.
In den ersten Jahrzehnten der neuen Zeitrechnung hatte das Kind Ananda sich rührend um die Entwicklung der Menschheit gekümmert und seine Weisheit überall einfließen lassen, wo es vonnöten gewesen war.
Später hatten sich die einst vielen Emanationen von Ananda immer weniger gezeigt, da der Aufschwung eine solche geistige Dynamik entwickelt hatte, daß eine unterstützende Kraft von außen nicht mehr nötig war. Ananda war nur noch erschienen, wenn jemand dringend Hilfe benötigte.
Die Religionen waren zeitgemäß erneuert worden, hatten aber im Laufe der etwa sechs Generationen mehr und mehr an Bedeutung verloren, da die Menschen aller Kulturen den Zugang zum Göttlichen Wirken in ihrer eigenen Seele immer unverfälschter finden konnten und eine äußere Lehre nicht mehr gebraucht wurde.
Das unterirdische Volk der Lys hatte all seine geistigen Stärken und seine unvergleichliche Technik der Beherrschung der Lebenskräfte (Vril) vollständig mit den Menschen der Oberfläche geteilt, so daß in allen Bereichen der Wissenschaft, der Forschung und des täglichen Lebens unglaubliche Fortschritte gemacht worden waren.
Die Seelen der Menschen schienen auf bewußter Ebene mehr und mehr wie eine einzige Gemeinschafts-Seele zusammenzuwachsen, das eine große Ziel im Herzen: den gesamten Planeten zu einer kosmischen Reife zu erheben.
Darunter litt in keinster Weise die Individualität des einzelnen Menschen. Im Gegenteil: es wurden viele bedeutende Geistes-Größen geboren, die durch ihren befreiten Geist und dem dynamischen Drang, der ihnen nun innewohnte, überragende Forscher wurden.
Das Sonnensystem war inzwischen völlig erforscht, das kam der Raumfahrt zugute.
Mit schnellen Plasma-Triebwerken auf vril-Basis ausgestattet, flog eine bemannte irdische Explorer-Flotte regelmäßig und in nur wenigen Stunden bzw. Tagen die großen Basen der Menschheit an. Auf Venus, Mars, Ganymed, Titan, Umbriel und Triton, hatten sie sich in ihrer Größe fast schon zu Kolonien entwickelt. Organisches Leben wurde in einfachster Form nur in den großen Methan-Ozeanen des Saturn-Mondes Titan entdeckt, doch waren viele der Raumfahrer und Entdecker sehr medial - und somit in der Lage, bewußte Kontakte zu den feinstofflichen Wesen auf den anderen Planeten bzw. Monden aufzunehmen. Das bescherte der Menschheit faszinierende Einblicke in die Vielzahl der Existenz-Ebenen und Dimensionen.
Dies wurde auch als Allgemeinwissen in den Schulen gelehrt, denn jedes elitäre Denken und Handeln galt in diesen glücklichen Tagen als verpönt. Die großen Entdeckungen wurden der Masse der Menschen daher schon lange nicht mehr vorenthalten.
Nirgends auf den anderen Himmelskörpern unseres Sonnensystems waren ähnliche Schwierigkeiten unter den feinstofflichen Wesen gefunden worden, wie sie die Menschheit in Sodons Epoche durchleben mußte; ja es schien fast, daß diese schlimme Zeit der finsteren Lügen ein spezielles Schicksal der Menschheit gewesen war, jedoch ein Schicksal, das die Menschen zur ganzheitlichsten Spezies in unserem System gemacht hatte.
Die anderen immateriellen Wesen waren viel gradliniger in ihrer Ausrichtung, hatten sie doch eher lineare Entwicklungen in ihren eigenen Dichte-Graden hinter sich, auf deren Pfaden keine Auseinandersetzungen mit Polaritäten lagen.
Die lichten Leuchtwesen, die auf der Venus beheimatet waren und die - wenn sie sich gelegentlich sichtbar zeigten - wie glitzernde Schmetterlinge in der extrem dichten Atmosphäre des Nachbarplaneten herumflatterten, ohne von den beständigen Stürmen dabei behindert zu werden, waren beispielsweise von einem engelhaft harmonischen Geist geprägt, der nichts anderes vermochte, als Liebes-Gefühle in allen Wesen zu erzeugen. Doch mehr vermochten sie nicht. In dieser edlen Liebeskraft waren sie dem Menschen überlegen, kein Irdischer vermochte so selbstlos zu lieben wie einer der Venus-Schmetterlinge. Es wäre ihnen jedoch niemals in den Sinn gekommen, ihren Planeten zu verlassen und mit typisch irdischem Forschungsdrang die Geheimnisse des Universums zu erkunden.
So erkannte sich die Menschheit immer mehr als geistiges Sammelsurium aller planetaren Rassen des Sonnensystems, nicht in einem überheblichen Sinne, diese Zeiten waren endgültig vorüber, sondern im Sinne einer hohen Verantwortung. Nur die Menschen vermochten sich innerhalb der Materie zu inkarnieren und diese einst unbewußte Materie mit Hilfe des erblühten Geistes immer mehr zu veredeln.
Den hehren Lichtkugeln, die innerhalb der hellblauen Atmosphäre des Uranus lebten, kam hierbei eine besondere Stellung zu, denn sie wurden sehr gerne von bedeutenden Forschern kontaktiert, wenn große Aufgaben anstanden. Diese hellblauen Kugelwesen aus Lichtquanten konnten, den Geist eines jeden Menschen durch pure innere Nähe um Unendlichkeiten zu erweitern.
Auf dem Uranus-Mond Umbriel gab es ein Zentrum, das sich ausschließlich den medialen Kontakten mit diesen Wesen widmete.
Stundenlang könnte noch über die großen Errungenschaften dieser glanzvollen Epoche berichtet werden (und wird es teils auch noch …), doch würde es zu Beginn der vorliegenden Erzählung den Rahmen sprengen.
Alle Geschehnisse schienen tatsächlich von solchem Lichte der Wahrheit durchwachsen zu sein, daß einer endlosen Evolution des Menschen keine Grenzen gesteckt zu sein schienen.
1000 Jahre des Friedens?
Nein! Nahezu unendliche Jahre des grenzenlosen Aufschwungs waren offenbar angesagt.
Nur eines gab zu denken.
In einer der letzten öffentlichen Auftritte von Ananda, den sie im großen Plenarsaal der UNO hielt, in jenem alt-ehrwürdigen Gebäude in New York, dessen Erbauer sich damals nie hätten träumen lassen, wie wunderbar die Idee einer geeinten Menschheit sich einmal verwirklichen würde, sagte sie mit ihrem ewigen Lächeln:
“Ich werde mich nun in die Heimat meines Geistes zurückziehen, wo ich bei meiner Mutter eine Zeit lang ausruhen werde. Die Menschheit ist auf dem Wege, der wahren Entwicklung angekommen, so bedarf sie keiner Führung mehr, außer aus der eigenen inneren Seelen-Quelle, die sich mehr und mehr zu offenbaren beginnt.
Doch bitte denkt nicht, daß ihr als Menschheit nun bereits erwachsen seid. Ihr habt eine große Hürde genommen, indem ihr den Pfad der Selbstvernichtung und der lügnerischen Selbst-Täuschungen verlassen habt, um euch höheren Zielen zuzuwenden. Aber aus kosmischer Sicht seid ihr noch eine sehr junge Spezies, vielleicht gerade mal kurz vor der Pubertät.
Wohin die weiteren Wandlungen euch führen werden, das wurde bereits oft gesagt: in eine über-mentale Rasse, die aus Materie der Wahrheit besteht. Um dorthin zu gelangen, müßt ihr jedoch durch eine Prüfung gehen, die euch weitaus mehr abverlangen wird, als euch im Äon der Finsternis von Sodon aufgebürdet worden war.
Und diesmal müßt ihr aus eigener Kraft die Lösung finden. Das mag die für euch notwendige Hürde der Pubertät sein, woraus ihr als erwachsene kosmische Rasse entlassen werdet, wenn ihr die Prüfung besteht. Ich darf euch Menschen nicht viel darüber berichten, denn die Ereignisse werden in absehbarer Zukunft von selbst ins Rollen kommen.
Nur so viel: bedenkt, ihr habt zwar euer Planetensystem bereist, wißt aber noch denkbar wenig von den Tiefen des Kosmos und dem Wirken der dortigen Kräfte. Ihr wißt nichts Wahrhaftiges über fremde Sonnensysteme oder gar fremde Galaxien. Und erst recht nichts über die riesigen Leerräume dazwischen, wenn sie denn leer sind.
Ihr konntet einst als Menschheit geeint werden, als der globale Sodon zur Tochter der Sonne wurde, zur Hüterin und Wächterin der Erde, zur Überbringerin des Wahrheits-Lichtes.
Doch nun, muß sich der Vorgang des EINSwerdens auf viel umfassendere Weise wiederholen, sonst lauft ihr - obwohl als Menschheit geeint - in die nächste Falle der Evolution, der kosmischen Evolution, die nur einen Sinn hat, den höchsten All-Einen in all seinen Formen und Möglichkeiten und in jeder Ebene und Dimension des Seins zu manifestieren.
Ihr habt einst die Essenz der Liebe mit der Essenz der Macht verschmolzen. Dadurch erschien zunächst ein energetisches, später ein materielles Schwert im Wirkungsbereich der Erde. Nun gilt es, die vier Aspekte des irdischen Seins miteinander zu vereinen: die Liebe der Seele, die Weisheit des weiten Mentals, die Macht der Lebenskräfte und das Sehnen nach Schönheit, was dem Wesen des wahren Physischen entspricht. Daraus wird etwas Fünftes entspringen, etwas Ätherisches, welches wiederum die anderen Rassen des Sonnensystems zu vereinen hat.
Aus all den planetaren Aspekten dieses wunderbaren Systems muß etwas
Großartiges entstehen, etwas noch nie Dagewesenes. Nur dann werdet ihr aus den kommenden Geschehnissen als glanzvolle, erwachsene Spezies hervorgehen, als eine Spezies, die zu diesem Zeitpunkt eine kosmische Größe erlangt haben wird.
So bitte ich euch, dieses Abschieds-Geschenk wohl zu verwahren, bis die Zeit dazu reif geworden ist, es zu verwenden. Dann werdet ihr auch seinen Zweck erkennen.
Der Segen der lichtvollen Kräfte dieses Kosmos schwebe für alle Zeiten über
der Erde.”
Nach diesen geheimnisvollen Worten legte das Kind Ananda eine etwa faustgroße weiße Kugel vor das große Rednerpult im UNO-Zentralgebäude und löste sich unter einer strahlenden Licht-Kaskade auf. Die Kugel trug in mehreren irdischen Sprachen die Aufschrift: “Ruf der Sonne”. Sie widerstand jeder wissenschaftlichen Untersuchung und hatte keinerlei energetische Ausstrahlung.
Hunderte von Millionen Jahren zuvor
Der rote Zerstörer hatte wieder einmal eine ganze Sternen-Ballung einer Galaxis in sich assimiliert, die jedoch nur noch aus mehr oder weniger unbelebter Materie bestanden hatte. Die planetaren Geister und die individuellen Rassen hatten sich schon vor langer Zeit zu einem gewaltigen Geistes-Wesen zusammengeschlossen, das von außerhalb des materiellen Kosmos den Fraß des Sternenvampirs beobachtete.
Als der Sternenfresser satt war und sich wunderte, warum die Materie dieser Ballung so alt und leblos geschmeckt hatte, näherte sich dieses Wesen dem roten Zerstörer und sprach: “Du hast eine fatale Rolle in diesem Universum. Du glaubst, aus Liebe zu handeln, indem du das starre Sein in dich aufnimmst, dennoch folgst du nur dem Pfad des eigenen Hungers, ohne wirkliche Transformationen zu initiieren.”
Jahreswechsel 299-300, Jerusalem
An jener hehren Örtlichkeit außerhalb der hochgebauten Stadt, wo vor drei Jahrhunderten die Tochter der Sonne eine Vision der Zukunft des Menschengeschlechtes vermittelt hatte, waren schon viele Gäste zur Feier der Jahrhundertwende zusammengekommen.
Mathematisch betrachtet wäre es korrekt gewesen, dieses Fest erst zum Jahreswechsel 300-301 zu begehen, doch man behielt die eingebürgerte emotionale Betrachtungsweise, das Jahrhundert sei zu Ende, sobald sich die Hunderter-Ziffer verändere.
Helena und Henoch Goldstein, ein deutschstämmiges Paar, das in den Randgebieten Jerusalems lebte, waren bei der Feier nicht anwesend, denn Helena stand kurz vor der Niederkunft, und ihr Mann wich nicht von ihrer Seite.
Er war Arzt, und wollte seine Frau bei einer Hausgeburt selbst versorgen. Etwa um 23.30 Uhr begannen die Wehen, kurz zuvor war die Fruchtblase bereits geplatzt.
Als Henoch warmes Wasser und frische Tücher, sowie ein steriles Messer zum Zerschneiden der Nabelschnur bereit legte, ereignete sich im Schlafzimmer der Goldsteins etwas Unglaubliches.
Direkt an der Zimmerdecke begann ein goldenes Licht zu erstrahlen, das rasch zu einer kleinen, hellen Sonne wuchs und das Zimmer in einen warmen Lichtschauer tauchte.
“Sieh nur…” staunte Helena, “das neue Leben kündigt sich als Herabkunft einer edlen Seele an.”
Die Menschheit hatte sich in den letzten Jahrhunderten an solcherart wunderbare
Geschehnisse gewöhnt, so daß eine mystische Lichtflut kein allzu außergewöhnliches Ereignis mehr war. Besonders war das Wissen um die Wahrheit der menschlichen Geburt zum Allgemeingut geworden, so daß immer mehr Paare sich bemühten, eine Zeugung ohne Anwendung von Lust stattfinden zu lassen, wenn die von den Lys in die Menschheit eingebrachte Zeugung über das dritte Auge noch nicht funktionierte.
Das Kind der Goldsteins war noch auf die herkömmliche Weise gezeugt worden, doch war dies derart bewußt und voller Hingabe an die göttliche Anwesenheit im jeweiligen Partner geschehen, daß von der Annäherung einer wahrhaft reifen Seele ausgegangen werden konnte. Schließlich hatte Helena dieses Goldlicht bereits als Schimmer immer wieder um sich herum gespürt, als wenn diese spezielle Seele während der Schwangerschaft bereits über die Entwicklung ihres physischen Körpers gewacht hätte.
Rasch gingen die Wehen in den Geburtsvorgang über, Helena begann unter Stöhnen mit dem Pressen, wobei ihr Mann sie liebevoll unterstützte.
Schließlich - es war genau Mitternacht - kam das spärlich behaarte Köpfchen eines strohblonden Mädchens zum Vorschein, und kurz darauf der ganze Körper.
Henoch, vor väterlichem Stolz fast platzend, nahm seine Tochter in Empfang, reinigte sie kurz, wobei sie zu atmen begann, dann legte er sie seiner glücklichen Frau auf die Brust und sagte:
“Ein gesundes Mädchen, geboren genau zur Jahrhundertwende. Es scheint mir, sie wird eine Wende einleiten müssen in ihrem Leben, wenn es denn ein Omen ist.”
“Täglich geschehen Wandlungen und Wenden in diesen wunderbaren Zeiten, das
paßt ja dann genau!” antwortete Helena, wobei sie ihr Töchterlein zärtlich streichelte und versuchte, ihr schon eine Brustwarze zum Saugen anzubieten.
“Sei mal still, Helena, hörst du das auch?” hauchte Henoch plötzlich.
Und tatsächlich schien es, als wenn aus dem immer noch vorhandenen golden strahlenden Licht aus der Decke eine sanfte Stimme flüstern würde: “Nennt mich bitte Lararga, so helft ihr mir, zu meiner Bestimmung zu finden.”
“Aber Lararga ist kein hebräischer Name …” flüsterte Helena, die trotz aller Weltoffenheit sehr traditionsbewußt lebte und sich bereits einen kabbalistisch passenden Namen für das Töchterlein zurechtgelegt hatte.
Und tatsächlich antwortete die warme Stimme: “Dennoch magst du mich so nennen, denn die Tochter Zions muß sich bald mit dem Sohne Thules vereinen, und aus dieser Vereinigung muß eine bestimmte Synchronizität erwachsen, die nicht nur für die Erde, sondern gar für den gesamten Kosmos ein bedeutsames Ereignis initiieren wird …”
Fragend sahen sich die frischgebackenen Eltern in die Augen, doch keiner dachte daran, diesen seltsamen Wunsch nicht zu erfüllen, obwohl die Bedeutung der geheimnisvollen Aussage sich den Eltern nicht eröffnete.
Das Wort Zion hatte im heutigen Sprachgebrauch der jüdischen Kultur keine Schwingung des früheren politischen Zionismus mehr, sondern strahlte die edle Höhe der göttlichen Allmacht aus.
Was mochte jedoch Vereinigung mit Thule bedeuten?
Thule, das ursprüngliche heilige Zentrum des germanisch-keltischen Nordreichs hatte ebenfalls nur noch eine mythologische Bedeutung im Sinne von geistiges Licht-Zentrum. Und vereinen brauchte man heutzutage auf der Erde nichts mehr. Die Völker und Menschen des Planeten waren geeint.
Es gab kaum mehr wirklich Trennendes unter ihnen, denn die alten Feindschaften und Rivalitäten zwischen Völkern und Kulturen gehörten einer finsteren Vergangenheit an. Und über solch künstlich aufgebaute Feindschaften wie zwischen der deutschen und jüdischen Bevölkerung Europas zu Zeiten des Dritten Reiches konnte man sich heute nur noch wundern.
Bei allem Wiederaufblühen der einzelnen irdischen Kulturen aus dem einst zwangsweise auferlegten Gleichschaltungs-Einheitsbrei, waren die Völker der Erde so innig miteinander verschmolzen, daß eine echte Einheit in der Vielfalt entstanden war. Keine Egoismen der Vergangenheit gab es mehr, längst nicht mehr, sondern eine umfassende, bedingungslose Bereitschaft zum gegenseitigen voneinander lernen.
“Nun ja, wir werden die Bedeutung dieses empfangenen Geburts-Psalms wohl im Laufe von Larargas Leben erfahren,” schmunzelte Henoch und trennte jetzt erst die Nabelschnur seiner Tochter.
Jahreswechsel 299-300, Helgeland, Nordnorwegen
Erik war ein Hüne von einem Mann.
Auf den ersten Blick konnte man ihn für einen der historischen Wikinger halten, die vor vielen Jahrhunderten in Norwegen lebten. Rothaarig, dichter, dunkelroter Bartwuchs, strahlend blaue Augen, so leuchtend wie ein Saphir in der Morgensonne, fast zwei Meter Körpergröße und überaus muskulös, denn er stählte seinen Körper durch intensives Training, so oft es ihm möglich war.
Dieser Hüne hielt seinen gerade geborenen Sohn mit einem freudevollen Lachen in die Höhe. Voller Liebe blickte er dem kleinen Wesen ins Gesicht, das seine Augen noch geschlossen hatte und rief:
“Welch ein Wunder! Genau um Mitternacht zum Jahrhundertwechsel erblickte er das Licht dieser Erde.”
Auch dieser Mann legte seinen Sprößling nach der ersten Freude zärtlich auf den Bauch seiner im Wochenbett liegenden Frau zurück, strich ihr liebevoll über die Wangen und fragte sie zärtlich: “Wollen wir ihn wirklich Odin nennen?”
“Nein”, flüsterte seine Gemahlin Solborn, mit noch schwacher Stimme nach der schweren Geburt, “wir werden ihn Peter nennen, dies habe ich vorhin klar im Geiste gehört. Denn während der ganzen Schwangerschaft fühlte ich die große Kraft seiner Seele unter meinem Herzen, die Kraft eines Felsens, aber keines Felsens der Starrheit, sondern eines rollenden Steines der Beweglichkeit, der einst etwas Gewaltiges in Bewegung bringen soll, eine ganze Lawine an Ereignissen. Und dies mag eine Fortsetzung seines Vorlebens sein.”
“Nun denn”, antwortete Erik, der die Worte seiner Frau nicht anzweifelte, “dann heiße ich dich herzlich willkommen, kleiner Peter. Wenn du so eine machtvolle Seele verkörperst, dann wundert es mich nicht, daß du im heiligen Zentrum des ursprünglichen Thule zur Welt gekommen bist, im Hålogaland des Nordens. Ich gelobe, mein Sohn, daß ich den dir auferlegten Lebens-Pfad mit all meiner väterlichen Macht unterstützen werde …”
Während der begeisterten Worte des rotbärtigen Hünen, hatte sich im Schlafzimmer der Eltern, die in einer einsam gelegenen Farm im Fiplingsdal wohnten, ein sanftes, hellblau-silbrig schimmerndes Licht entfacht, das allgegenwärtig die Atmosphäre durchdrang.
“Seht nur”, rief die Hebamme, die die Geburt begleitet hatte, “es scheint fast, daß das Kind Ananda wieder einmal auf Erden erscheint. Es hatte auch stets so einen geheimnisvollen Lichtschein um sich.”
Ananda erschien zwar nicht, aber der silberblaue Schein legte sich wie eine flimmernde Aura um den Neugeborenen, als wenn das Kind eine spezielle Weihung des Himmels erhalten sollte.
Mit Tränen der Freude in den strahlenden Augen antwortete Solborn ihrer Amme: “Unser Ritual der Vereinigung zeigt wohl seine Wirkung. Wir haben dieses Kind in höchst möglicher Aufrichtigkeit und Seelen-Reinheit gezeugt, ganz nach den Anleitungen der Cymischen Hochzeit, die einst von den Lys unter die obere Menschheit gebracht wurden. So bin ich mir sicher, daß eine sehr alte Seele den Weg zu uns gefunden hat, die sich sehr bewußt diesen Ort und diese Familie als Inkarnations-Punkt ausgesucht hat.”
Erik fügte schmunzelnd hinzu: “Und ganz sicherlich hat diese Seele eine lange Beziehung zu Skandinavien, wenn nicht gar zu unseren Urahnen und ihrer einstigen Geisteskraft, die sie Thule nannten.”
***
Was sind Jahrmillionen in der Unermeßlichkeit des Kosmos?
Nur ein Windhauch in der Ewigkeit der Zeiten?
Nur ein Wassertropfen im Ozean der Unermeßlichkeit?
Oder gar eine Nichtexistenz aus dem Blickwinkel des höheren Geistes, der den Zeitverlauf als Illusion eines in der Wahrnehmung beschränkten materiellen Geschöpfes betrachtet?
Dies soll an dieser Stelle nicht näher erörtert werden.
Zu berichten sei jedoch im Folgenden von einem Ereignis, dessen Kulmination nicht nur einige Jahrmillionen, sondern vielleicht Hunderte von Millionen Jahren in der Vergangenheit liegt und dort in die Entwicklung des Kosmos wie eine universelle Bombe einschlug, eine Bombe, deren Explosions-Wellen in Form von bestimmten Artefakten wie eine fatale Botschaft durch Raum und Zeit eilten und überall dort, wo sie auf Resonanz trafen, eine ungeheuerliche Entwicklung initiierten.
Erinnern wir uns zunächst an jene Aussage über den Fall des Kosmos, die sich im Zuge des ersten Kontaktes von Peter Neumann mit dem finsteren Aspekt der Schwarzen Sonne offenbart hatte:
In einem Bereich des Kosmos, den man schwerlich noch als existent bezeichnen kann, da er von Nichtexistenz geprägt ist, hatte sich die Essenz des einstigen Falls der Schöpfung an verschiedenen Punkten kondensiert. Der Name dieses Kondensats jagte vielen Wesen dieser Schöpfung kalte Schauder ein: die ‘Schwarze Sonne’.
Eigentlich war der Name dieses Gebildes irreführend, denn unter Sonne versteht man gewöhnlich etwas Spendendes und sich Verschenkendes. Und eine schwarze Sonne würde demgemäß dann immerhin schwarzes Licht ausstrahlen.
Jenes Kondensat des Widergöttlichen spendete jedoch nichts und verschenkte schon gleich überhaupt nichts. Es raubte und saugte alles für seine Zwecke Brauchbare aus dem Universum heraus, um es augenblicklich zu pervertieren und für die Schöpfung des Lichtes unbrauchbar zu machen.
Jenes Gebilde einer Schwarzen Sonne war daher aus einem Blickwinkel als der Widersacher des göttlichen Schöpfungsplanes anzusehen, als die Antischöpfung schlechthin.
Jedoch gab es auch einen anderen Blickwinkel, besser gesagt: einen Blick ohne jeden Winkel, eine Sicht, die die Wirklichkeit hinter der Schwärze zu erkennen vermochte.
Um in diese winkellose Perspektive zu gelangen, und ein kosmisches Ur-Mysterium in seiner Unverfälschtheit erkennen zu können, mußte eine Menschen-Seele jedoch zunächst die persönliche Gral-Suche vollendet haben.
War das noch nicht der Fall, so hatte die Schwärze ein kosmisches Drama von ungeheurerem Ausmaß zu spielen …, und sogar einen rationalen Grund für ihre Existenz zu konstruieren …
Die Schlange biß sich in den Schwanz
und drehte sich im steten Tanz.
Die Ursach’ für den einst’gen Fall
schlief tief in der vergess’nen Hall.
Bis einst ein Wahrheits-Sucher naht,
und sucht den Gral auf seinem Pfad.
Im weiteren Verlauf der Ereignisse der Gral-Suche wurde diese Ur-Finsternis schließlich demaskiert und ihr irdischer Statthalter, Sodon, im persönlichen Aspekt des Protagonisten und im globalen Bereich der Erde zu etwas Glanzvollem transformiert.
Die finstere Seite der kosmischen Polarität hatte sich als notwendig für die Entwicklung des Heimatplaneten der Menschheit entpuppt.
Die unendliche Weite des Kosmos läßt einerseits vermuten, daß die auf Erden stattgefundene Transformation gewaltige Auswirkungen auf das Universum initiieren würde.
Andererseits bleibt die Frage offen, ob in diesen Unendlichkeiten des Alls nicht eine der irdischen Polarität ähnliche Erscheinung existiert, deren Wesen völlig unberührt von den Vorgängen auf der Erde eine eigene Wirklichkeit in den Unermeßlichkeiten zu etablieren versucht. Eine Wirklichkeit, deren Bedrohung durch ihre fremdartige Realität sehr fatal für die Erde wäre, würde sie eines Tages damit in Berührung kommen.
Der Mensch ist gewohnt, seine Umgebung durch den Filter der Erfahrungen der eigenen Entwicklung zu betrachten.
So wurden auch die Menschen des angebrochenen vierten Jahrhunderts neuer Zeitrechnung stets von den überwältigenden Ereignissen vor nunmehr dreihundert Jahren geprägt, als die Menschheit endlich die Ära der Lüge und Perversion hinter sich lassen konnte und die ersten Stufen zur kosmischen Reife erklomm.
Es war daher für die nun lebende Menschheit sehr schwer, sich eine kosmische Wesenhaftigkeit von gänzlich anderer Entwicklungslinie vorzustellen, einer Linie, deren evolutionäres Ziel sich derart von der irdischen Evolution unterschied, daß man eine Begegnung der Erde mit dieser Wesenheit nur als katastrophal und absolut tödlich hätte betrachten können.
Keine Schuld wäre bei einer eventuellen Begegnung irgendwo zu suchen, nichts ursächlich Böses wäre hier am Werke.
Dennoch würde eine Berührung der irdischen Wirklichkeit mit jener kosmischen Macht etwa die gleichen Folgen nach sich ziehen, wie ein Zusammentreffen eines Klumpens Materie mit einem Klumpen Antimaterie.
Und alles war Teil dieses Kosmos.
Alles ging einst aus dem All-Einen Unaussprechlichen hervor.
Alles war Teil des großen Spieles, in dessen Verlauf der Eine zu Vielen werden wollte, um Sich selbst in zahllosen Erscheinungen eines Multiversums zu begegnen. Warum sollten einige dieser Selbst-Begegnungen nicht explosiven Charakters sein? Für das Höchste Bewußtsein eine Erfahrung, für eine gerade erwachte Menschheit auf der Suche nach ihrer universellen Bestimmung jedoch ein Fatalismus.
Als dann eines Tages der Ruf erging und Xantuil auf die Erde aufmerksam wurde, hing das Schicksal der Menschheit nur noch an einem seidenen Faden.
Aber greifen wir den Ereignissen nicht zuvor …
Lararga
Lararga besuchte in ihrer Heimat eine Schule für geistig hochentwickelte Kinder, denn rasch stellte sich heraus, daß sie eine unglaubliche innere Reife mit sich gebracht hatte.
Bereits mit fünf Jahren sprach sie Hebräisch, Englisch, Französisch und Deutsch und verstand auch einige arabische Dialekte.
Besonders lag ihr als kleines Kind schon eine Art historischer Forscherdrang im Blute, der ihre Eltern mehr als verblüffte.
Stundenlang spazierte sie in alten historischen Gebäuden und den Ruinen von Grabstätten umher, und betrachtete oft lange Zeit einzelne Gegenstände, wonach sie ihren Eltern dann ganze Geschichten über deren Vergangenheit zu berichten wußte.
Es schien, daß sie eine Art Gedächtnis der Materie unmittelbar zu lesen vermochte, was sogar in diesen segensreichen Zeiten als außergewöhnliche Fähigkeit galt.
Mit sechs Jahren wurden ihr dann, zusätzlich zur Eliteschule, von der Kulturverwaltung für Nordafrika noch zwei freiberufliche Lehrkräfte zur Seite gestellt, die in Absprache mit den Eltern geistige und körperliche Übungen der Selbst-Vervollkommnung mit ihr durchführten.
So kam es, daß sie bereits im achten Lebensjahr eine umfassende Perfektion der von den Lys an die obere Menschheit gebrachten Kampfkünste entwickelt hatte, die Eltern und Erzieher gleichermaßen erstaunen ließ und den Schluß nahelegte, daß diese vollkommene Beherrschung von Körper und Vital-Energien nur aus den hohen, seelischen Erfahrungen des letzten Erdenlebens resultieren konnte.
Wenn ihre Eltern sie nach Erinnerungs-Fetzen aus der Vergangenheit befragten, so lächelte das Mädchen nur tiefgründig, aber gab nichts Konkretes preis.
“Wenn du nichts berichten magst”, sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr, “so ist das völlig in Ordnung. Bewahre die Erinnerungen zwar im Herzen, denn sie mögen dir in besonderen Zeiten eine große Hilfe sein, aber nehme sie dennoch nicht allzu ernst, denn die Seele bildet ja eine völlig neue Persönlichkeit aus, wenn sie wieder auf Erden erscheint. Auch wenn du eine der begnadeten Wesen bist, die ohne karmische Abhängigkeiten frei und wach geboren wurden, so spielt sich deine Aufgabe auf der Erde doch im Jetzt ab, und niemals in der Vergangenheit.”
“Ja, Mama, das ist mir klar”, antwortete Lararga, “dennoch hat meine diesmalige Aufgabe sehr mit der Vergangenheit zu tun. Soviel wurde mir schon bewußt. Um die ganze Wahrheit zu erfahren, muß ich jedoch erst meinen purusha finden, der mich ebenso als seine shakti suchen wird, wenn die Zeit gekommen ist.”
Dabei blieb es erst einmal, und weder Vater noch Mutter bedrängten das Mädchen weiter. Schon alleine, um es in ihrer von Sorglosigkeit geprägten Kindheit nicht mit sinnlosen Grübeleien zu belasten.
***
Eine ähnliche Entwicklung spielte sich in Helgeland am Polarkreis Nordeuropas ab. Hier wuchs ein sehr naturverbundener Junge heran, der auf natürliche Weise Kontakt aufzunehmen vermochte mit den Lebewesen der Wälder, Berge und feinstofflichen Ebenen (wie Trollen, Zwergen, Feen etc.).
Sein Vater lehrte ihm gleichermaßen die Mystik der alten Wikinger und die tiefe Spiritualität, die von Ananda in den Jahren der Freude auf die Erde gebracht worden war.
Als Jahre der Freude wurden inzwischen die ersten Jahre nach dem großen Umschwung genannt, wo sich derart viel Positives ereignet hatte und all die alten Strukturen der Gier und der Finsternis gefallen waren.
An einem wunderschönen Frühsommer-Morgen führte der rotbärtige Hüne seinen nunmehr sechsjährigen Sohn auf einen Hügel in den östlichen Hanglagen des Fiplingsdals, von wo aus die gesamte weitläufige Landschaft des einstigen Heiligen Landes überblickt werden konnte.
“Sieh, Peter”, sagte er zu ihm, “die Landschaft Helgelands ist wie ein Symbol für die Unendlichkeit des menschlichen Geistes, wenn er von der Kraft der Seele genährt ist. Nicht umsonst hatten unsere alten Vorfahren diese Gegend zum Heiligtum erklärt, und sie war wohl auch geistiges Zentrum des einstigen Nordreiches. Aber, sag, mein Junge, kannst du dir unter dem Begriff Seelen-Kraft schon etwas vorstellen?”
“Aber Papa …” antwortete der Junge in fast schon empörtem Tonfall, “in meiner Brust wächst doch eine Seele mit alter Erfahrung. Natürlich bin ich mir ihrer Schwingung bewußt. Und ich werde täglich ein Stückchen mehr zu dieser Kraft.
Es dürfte nicht allzu lange her sein, als sie das letzte Mal inkarniert war. Ich fühle mich mit meinem Namen sehr verbunden … und glaube fast, ich trug ihn damals auch, als …, als …”
Dann unterbrach sich Peter, schien kurz zu überlegen und fügte hinzu: “… als ich auf Svalbard diese Entdeckung machte … aber … hmmm … Genaueres kann ich nicht sagen. Meinst du, ich werde mich einmal an noch mehr erinnern können, Papa?”
“Ja, das meine ich”, antwortete Erik seinem Sprößling, “und ich ahne, daß diese Erinnerungen für uns alle noch große Überraschungen mit sich bringen werden.
Wer weiß, vielleicht warst du sogar der einstige Finder Excaliburs …”
Peter wollte darauf offenbar nichts antworten, wechselte abrupt das Thema und
rief: “Sieh mal, Papa …”
Wieder einmal verblüffte er seinen Vater mit einer ganz besonderen Gabe, die auch in diesen leuchtenden Zeiten noch kein Allgemeingut der Menschheit war und meistens nur den Lys zur Verfügung stand: Telekinese. Ganz bewußt ließ Peter einige Steine und herumliegende Holzstücke schweben und in der Luft einen furiosen Tanz aufführen, bevor er sie wieder zu Boden sinken ließ.
Dann streckte er den Zeigefinger der rechten Hand kerzengerade nach vorne und deutete genau auf einen der schwebenden Steine. Da schoß plötzlich ein leicht bläulicher Energiestrahl aus der Fingerspitze hervor, traf genau den Stein und zerlegte ihn in winzigste Bröckchen.
Erik stand staunend daneben und klatschte lachend Beifall.
Sie gingen ein Stückchen weiter, als Peter plötzlich den Arm seines Vaters packte, stehenblieb und mit großen Augen fragte: “Was ist aus Excalibur denn eigentlich geworden, nachdem es damals wiedergefunden und sogar in die Vergangenheit gesandt wurde?”
Erik setzte sich ins junge Gras und hob seinen Sohn auf den Schoß, dann blickten beide versonnen in die gewaltige Naturlandschaft.
Schließlich antwortete Erik: “Du hast letzthin gut aufgepaßt, als ich dir diese Geschichte erzählte. Aber es ist eigenartig. Gerade hierüber gibt es keine Aufzeichnungen. Als Lara, die jahrhundertelange Trägerin des Schwertes ihre Rolle als Nummer Eins preisgegeben hat, trug sie offenbar das Schwert nicht bei sich.”
Er sah seinen Sohn prüfend an: “Wieso fragst du so seltsam, Junge? Willst du wohl auch ein Abenteurer werden und Excalibur suchen und finden?”
Wieder blickte der Junge versonnen in die Ferne, schien aber gleichzeitig tief in sich selbst zu tauchen, als er antwortete: “Excalibur wiederfinden … oh ja, Papa, das würde mich wirklich begeistern. Seit du mir davon berichtet hast, kann ich kaum mehr an etwas anderes denken. Und auch der Name Lara, den du gerade wieder genannt hast, brennt wie eine helle Flamme in meinem Herzen, als wenn …, als wenn …, ach ich weiß auch nicht … ich will jetzt nicht mehr darüber reden …”
“Ist völlig in Ordnung”, erwiderte Erik, “wir sprechen zur rechten Zeit darüber, wenn deine Tiefen sich weiter geöffnet haben. Morgen hast du erst einmal deine erste Stunde im Schwertkampf. Vielleicht hilft dir das Training, um die Impulse deines Innenlebens zu ordnen.”
Kloster der Gelbmützen
Im Kloster der Gelbmützen in Tibet, das bei den dramatischen Ereignissen vor etwa drei Jahrhunderten eine so bedeutende Rolle gespielt hatte, herrschte – wie immer - tiefer spiritueller Friede.
Der amtierende Abt, Ranchan Vanpoche, hatte sich auf das meditative Studium von uralten Ereignissen spezialisiert, wozu er sich mit einer Gruppe fortgeschrittener Mönche alle paar Tage in einen Zustand tiefster Kontemplation begab, um in der Akasha-Chronik der Erde nach bisher unbekannten und wissenswerten Ereignissen der irdischen Vergangenheit zu forschen.
Nach jahrelangen Studien des Erd-Gedächtnisses verfügte er über viele faszinierende Aufzeichnungen aus der Frühgeschichte der Erde, die derart spektakulär waren, daß die offizielle Geschichtsschreibung der Erdverwaltung, die vom Kloster stets von den Neuigkeiten unterrichtet wurde, so manches Mal ungläubige Rückfragen schickte.
Das Bild der irdischen Geschichte begann sich durch diese Forschungen langsam aber stetig zu wandeln und wies mehr und mehr in Richtung des Kosmos.
Ja, es schien, daß seit Urbeginn der Erde Schicksal auf das Engste mit dem Schicksal des gesamten Kosmos verwoben war; eine Tatsache, die sogar in Zeiten des sich etablierenden Wahrheits-Bewußtseins noch lange nicht jedem Menschen geläufig war.
Kosmische Groß-Ereignisse, z.B. die einstige Entstehung der negativen Seite der Schwarzen Sonne als kosmische Finsternis, eng verbunden mit dem Fall der vier Urkräfte der Schöpfung, zeigten sich dem Abt in glasklarem Verständnis.
Dies wiederum eröffnete Einblicke in die Evolutionen anderer kosmischer Rassen, die teilweise gänzlich verschieden waren in Geist und Evolutions-Ziel, dennoch auf erstaunliche Weise mit dem Schicksal der Menschheit verwoben.
So tendierten die Geistes-Forschungen der Kontemplations-Gruppe um den Abt immer mehr in eine kosmische Ausrichtung, um jenes eingebettet sein der Erde im Universum immer besser verstehen zu können.
Sie waren überzeugt, daß die Menschheit auf dem Sprung zu einem Kontakt mit kosmischen Intelligenzen stand, um dadurch einen neuen Sprung auf der Treppe ihrer Entwicklung machen zu können.
Eines Abends jedoch ereignete sich während der gemeinsamen Forschungs-Kontemplation etwas Unerwartetes.
Während Vanpoches kraftvoller Geist, wie ein abgeschossener Pfeil seines erblühten Mental-Körpers einen bisher unentdeckten Bereich in Raum und Zeit besuchte, versuchte eine ungeheuerliche Macht den dadurch offenen Kanal zu besetzen und zur Erde durchzudringen. In heilloser Panik zog jeder einzelne der Gruppe sofort seine geistigen Fühler aus den kosmischen Weiten zurück und ließ den wegweisenden Kanal in sich zusammenbrechen.
Wieder aus der Trance erwacht fragte einer der Welten-Reisenden seinen Abt:
“Meister, was war das nur? Es fühlte sich an wie eine Energie aus den alten Vampir-Sagen Europas.”
Ranchan Vanpoche hielt lange die Augen geschlossen und schien seine Antwort wohl im Herzen zu wiegen, bevor er antwortete: “Dein Eindruck ist stimmig.
Wir trafen so etwas wie einen kosmischen Moloch, etwas das alles Andere in sich hinein saugt, jedoch nicht, um sich davon zu ernähren, wie es die Evolution auf der Erde hervorgebracht hat, als niedrigste Form der Liebe quasi, sondern aus einem Grund, der auch mit kosmisch ausgerichtetem Denken nur schwerlich nachzuvollziehen ist.
Möge die Vorsehung es verhindert haben, daß dieses schreckliche Etwas den Weg zur Erde jemals finden wird. Es könnte das Ende des Planeten zur Folge haben.”
“Aber Meister”, rief da ein anderer Teilnehmer der Runde aufgeregt, “diese Macht hat einen Resonanzpunkt auf der Erde gefunden, vielleicht sogar selbst angelegt. Ich habe es deutlich gesehen. Sonst wäre sie auch niemals auf unsere Forschergruppe aufmerksam geworden.”
“Ja, ich weiß!” gab Vanpoche zurück. “Dennoch wird dieses … dieses Ding …
den Pfad hierher nicht finden, solange der Resonanzpunkt nicht aktiviert ist.
Und bevor dies geschieht, müssen wir den Ereignissen zuvorkommen.”
“Was bedeutet das?” hauchte ein anderer Mönch.
Der Abt hatte seine Augen immer noch geschlossen, als er antwortete: “Das bedeutet, daß die 1000 Jahre des Friedens, von denen weltweit immer wieder gesprochen wird, nun nach 300 Jahren des geistigen Erblühens langsam zu Ende gehen könnten, wenn wir nicht aktiv eingreifen. Nicht wir hier, vom Ashram aus, sondern wir als Menschheit. Und als ausführende Personen kommen eigentlich nur diejenigen in Frage, die in unserer Kloster-Universität die Ur-Zeiten studieren möchten, äußerlich und durch Kontemplation.
Ich habe da meine Hoffnungen, daß in einigen Jahren zwei Menschen hier erscheinen werden, deren frühere Seelen-Verkörperungen dieses Kloster bereits besucht oder gekannt haben.
Unser erster Abt der Wahrheit nach den finsteren Jahren des Schwarzen Abtes, seine Heiligkeit Ringsan Poche, hat jedenfalls in seinen persönlichen Aufzeichnungen einiges Bemerkenswerte hinterlassen, denn er hatte seherische Fähigkeiten, er war ein Rishi.”
“Könnt Ihr darüber sprechen, Meister?” fragte jemand.
“Ja, denn es ist kein Geheimnis! Als Peter und Lara Neumann, die heute als besondere Initiatoren dieses neuen Zeitalters gelten, sich nach jahrhundertelanger Odyssee hier unterhalb dieses Klosters in der Gruft des Schwertes wieder trafen, sah Ringsan Poche, daß sich ihre Seelen in diesen Mauern noch einmal treffen würden, um das größte Abenteuer der Menschheit einzuleiten, den Sprung in das wahre kosmische Bewußtsein.”
“Ihr meint, daß sie in neuer Verkörperung als Schüler in unsere Universität kommen werden?” fragte ein bisher schweigender Mönch.
“Nicht nur das”, antwortete der Abt, “sie werden hier möglicherweise die Erinnerung an das gesamte letzte Vorleben wiedererlangen, wenn ihre Seelen-Wesen dies als essentielles Wissen gespeichert haben. Sie werden daraufhin jener Macht die Stirn bieten, mit der wir vorhin konfrontiert worden sind und deren Namen ich jetzt noch nicht aussprechen möchte, um keine allzu frühen Resonanzen zu erschaffen.
Aber ich schreibe ihn hier auf. Möge jeder, der diesen Begriff je auf einer inneren kosmischen Reise hören wird, sehr auf der Hut sein und sich augenblicklich zurückziehen.”
Da nahm der Abt ein Stück Papier und schrieb mit einem Filzstift darauf:
“Xantuil”.
Dann schüttelte er sich kurz, als wenn er dadurch die Schwingung dieses Wortes möglichst rasch von sich weisen wollte. Schließlich erhob er sich von seinem Meditations-Bänkchen und sprach: “Für heute ist es genug. Zeit nun für Konzentrationsübungen. Heute ist wieder Schießsport angesagt. Haben wir eigentlich noch genug Munition für die Präzisionsgewehre?”
“Im Überfluß!” antwortete ein Teilnehmer der Gruppe lachend. “Nach der großen Wende haben doch nahezu alle asiatischen Armeen ihre nutzlos gewordenen Munitionsbestände den Klöstern für den Schießsport übergeben. Im Hauptlager in den Katakomben lagern so viele Kisten an Kaliber .223 und .308, daß wir noch 100-200 Jahre damit üben können, wenn die alten Gewehre das mitmachen.”
Spitzbergen
Die Lys hatten sich in den vergangenen drei Jahrhunderten vielfach als Lehrkräfte in den neu entstandenen ganzheitlichen Schulen engagiert, war doch eine umfassende Erziehung der Kinder in einem möglichst illusionsfreien Wahrheits-Bewußtsein zu einem der wichtigsten Errungenschaften dieses Zeitalters geworden.
Da die Lys sich in den Jahrhunderten der eskalierenden Herrschaft Sodons auf Erden weitgehend aus allen Geschehnissen der Erdoberfläche herausgehalten hatten, war ihr Volk niemals von den Wirren der Finsternis angesteckt worden und konnte eine Körper- und Geistes-Erziehung der Wahrheit entwickeln, die den Schul-Systemen der Erdoberfläche um Unendlichkeiten voraus war.
Nachdem die Lys ab dem Jahre Null all ihre Errungenschaften der Oberflächen-Menschheit zur Verfügung gestellt hatten, waren sie als Lehrer, Erzieher und Trainer in jeder Schule, Universität oder jedem Trainingslager höchst willkommen, bis in die heutige Zeit hinein.