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"Beantworte mir nun die Frage der Fragen: Was ist das Geheimnis des Grals?" Kaum hat der Hüter die Frage ausgesprochen, beginnt der Friedens-Tempel zu vibrieren. Ein Klang, wie von einer gigantischen tibetischen Glocke oder Klangschale ertönt durch den Kosmos. Ja, der gesamte Mikro- und Makro-Kosmos scheint in diesen Klang einzustimmen. Der dritte Band des Epos "Die Suche nach dem kosmischen Gral" führt uns sowohl in die Tiefen von Sodons Höllen-Welten, wo dessen Magisches Tor zerstört werden muss, als auch in die Höhen des kosmischen Friedens-Tempels, worin der Hüter der Schwelle unserem Helden die Grals-Frage stellt. Ein geheimnisvolles Kloster in Tibet taucht erstmalig auf, das im vierten und fünften Band noch eine bedeutende Rolle spielen wird. Nachdem sich die Aufgabe, im Fluss der Schöpfung nach den beiden Enden des Universums zu suchen, als undurchführbar erweist, erkennt der Gral-Sucher, welche Illusionen seine Suche bisher behindert hatten. Er begreift die ihm offenbarte Symbolik auf die richtige Art und Weise und wagt daraufhin eine bedrohliche Herausforderung: den Sturz durch ein „Schwarzes Loch", ohne zu ahnen, in welche Bereiche des Seins ihn dieser Durchgang führen wird. Danach steht ihm die ultimative Prüfung bevor - sein persönliches Armageddon, worin er nur zu bestehen vermag, wenn er die bisherigen Grenzen des Mensch-Seins zu überschreiten wagt. Für wen der Beteiligten dies zur Katastrophe führt, bleibt abzuwarten.
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Seitenzahl: 523
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Parzzival
Das Magische Tor
Gral-Suche und finales Armageddon
Band 3 des Epos
Die Suche nach dem Kosmischen Gral
Gewidmet allen Menschen,
die die dunkle Macht in ihren eigenen Tiefen
aufgespürt haben und nun den Schritt wagen,
die Finsternis nicht zu verdrängen,
sondern in innerer Annahme zu verwandeln.
Gewidmet allen glühenden Suchern,
die ihren Geist zum Gefäß
für das himmlische Licht weiten möchten,
die sich selbst als Kosmischer Gral erkennen,
fest verwurzelt auf der Erde stehend,
zu Irminsul, der Weltenesche werdend,
doch die Arme in umfassender Hingabe als Gralskelch ausgebreitet.
Dieses Buch wurde bewußt in alter deutscher Rechtschreibung verfaßt!
Copyright © Erste Auflage 1999 by Verlag Neue Dimension
90765 Fürth, Germany
www.neue-dimension.eu
Cover-Illustration: Stefan Erdle
Lektorat: Gundula Lendt, Peter Stielicke
Herausgeber: H. P. Neuber
Erstauflage - ISBN: 978-3-89690-022-7
Verlag Neue Dimension, Fürth, Bayern
Aus zwei mach’ eins!
- Mythische Weisheit –
Wie oben, so unten - wie im Großen, so im Kleinen.
- Mythische Weisheit –
Bedenkt stets, daß das Ergebnis eurer Suche eine Errungenschaft des gesamten
Menschheits-Bewußtseins sein wird.
- Elisabeth, die Antarktikerin –
Tod, du bist mein Schatten und mein Instrument.
Ich habe dir deine unheimliche Gestalt verliehen,
dein scharfes Schwert von Schrecken, Leid und Schmerz,
um den Menschen zu zwingen, für das Licht zu kämpfen
bei dieser Kürze seiner halbbewußten Tage.
Du bist sein Sporn, der ihn zur Größe treibt in seinen Werken,
die Peitsche seines Sehnens nach ewiger Wonne,
sein brennendes Bedürfnis nach Unsterblichkeit.
So lebe, Tod, noch eine Weile und sei weiterhin mein Werkzeug.
- Savitri, das göttliche Wort, die Tochter der Sonne
und Manifestation der höchsten Wahrheit, zur Kraft des Todes -
( aus dem Epos Savitri, Sri Aurobindo, Buch 10, Canto 4 )
Zum Geleit:
Wer heute mit offenen Augen und wachen Gedanken unseren blauen Planeten betrachtet, wird möglicherweise ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Resignation nicht los, denn allzu ausweglos scheint das Schicksal unserer Welt auf eine Katastrophe zuzusteuern.
Das Leben auf dieser Erde wird augenscheinlich geprägt von Kriegen und Kämpfen, vom Ausnutzen der Schwächeren, vom Sich-Bereichern auf Kosten anderer, von Geltungsdrang, Begierde, Machtwahn und weiteren fast schon
„normal“ gewordenen Erscheinungen unserer Tage - und das, obwohl die meisten Religionen und humanistischen Philosophien der verschiedenen Kulturen unseres Planeten von Liebe, gegenseitiger Achtung und dienender Gottverbundenheit sprechen.
Der aufmerksame Beobachter unserer Zeit mag sich fragen, was eigentlich der Grund für diesen zunehmenden Verfall ewiger Werte sein könnte? Warum scheinen sich viele Menschen immer weiter von ihrem spirituellen Herzen zu entfernen und die Liebe zur Macht ihr Leben bestimmen zu lassen, anstatt die Macht der Liebe in sich zu erwecken?
Die fünf Bände des Gral-Epos versuchen, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.
Im ersten Band der Reihe wurde bereits von den üblen Kräften gesprochen, die einen Niedergang der Menschheit herbeiführen möchten, und praktisch gangbare Pfade für den Einzelnen aufgezeigt, der sich den verführenden Machenschaften und versklavenden Absichten des Dunklen nicht länger aussetzen möchte.
Der zweite Band enthüllte die üblen Pläne des Herrn der Finsternis genauer, der auf dramatische Weise seinen Unterjochungsplan forcierte.
Der vorliegende dritte Band berichtet zuerst über den bisher gefährlichsten Plan
des Höllenfürsten, über die Errichtung jener magisch wirksamen Sperre im Bewußtsein aller Menschen.
Einige lichtvolle Abenteurer machen sich nun in die finsteren Schlünde des schwarzen Feuers auf, um dort, in der Ur-Heimat des Bösen, den Archetypus jener Herzens-Sperre im menschlichen Bewußtsein zu vernichten. Eine Reise, die die Sucher in abgrundtiefe Bereiche der Existenz führt.
Gleichzeitig wartet in einer höheren Sphäre der geheimnisvolle Hüter des himmlischen Friedens-Tempels auf eine wichtige Antwort: Die Menschheit solle ihm die Lösung der Frage nach der Bedeutung des Kosmischen Grals überbringen, um zur nächsten Schwelle der Evolution gelangen zu können.
Keiner ahnt zunächst, daß dadurch ein gigantischer Kampf zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis ausgelöst wird.
Alle Andeutungen und Anspielungen
auf einzelne herrschende Personen
und auf die weltpolitische Lage
sind als reine Erfindung des Autors zu sehen!
Er begehrte Möge ich Viele sein!
Er konzentrierte sich in tapas,
durch tapas erschuf er die Welt.
Als er sie erschuf, ging er in sie ein.
Beim Eingehen in sie wurde er zum Daseienden
und zu dem, was jenseits des Daseins ist.
Er wurde zu dem, was ausgedrückt,
und zu dem, was nicht ausgedrückt ist.
Er wurde zum Wissen
und zur Unwissenheit.
Er wurde zu dem, was wahr,
und zu dem, was falsch ist:
Er wurde zur Wahrheit,
eben zu all diesem, das überhaupt ist.
Jene Wahrheit nennen sie ihn.
Taittiriya Upanishade, Absatz II.6
Der wertvollste Besitz des Menschen
ist sein spirituelles Herz,
denn in ihm befindet sich die eigentliche Seins-Essenz,
die ewige Seele!
Seit jeher haben die dunklen Mächte versucht,
das edle Herz des Menschen zu versperren,
und gerade in diesen Tagen versuchen sie es
intensiver denn je zuvor.
Daher - oh Sucher nach der Wahrheit -
sei auf der Hut vor der Magie der Verblendung,
denn jene ist ein Magisches Tor zur Finsternis
und in der Lage,
dir deine unsterbliche Existenz zu vermauern,
auf daß du eine seelenlose Marionette wirst,
verloren und verkauft auf lange Zeit!
Doch einst wird die Verblendungs-Magie des Bösen
hinweg gewischt sein von dieser Erde,
denn ein Feuer-Sturm wird entfacht werden
und verbrennen die Sklaven der Finsternis,
und die schrecklichen Schlünde des schwarzen Feuers
werden erhellt sein vom Lichte des Höchsten.
Der Kosmische Gral wird festverwurzelt stehen auf Erden
und seine Weite erheben gen Himmel,
um das Licht des Schöpfers zu empfangen.
Und Silberblau wird sein die Farbe der Dankbarkeit.
Und Liebe wird gerufen als Wort des Sieges.
Und Einssein wird heißen der Zustand der Vollkommenheit.
Ailon, die erleuchtete Seele
Sodon, der Fürst der Finsternis
… hat eine gewaltige Niederlage hinnehmen müssen, denn mehr und mehr Menschen spüren seine üblen Machenschaften auf unserem Planeten und beginnen, sich daraus zu befreien, wodurch seine Pläne gefährdet werden.
Der dritte Roman des Gral-Epos berichtet über ein schreckliches Vorhaben des Dunkelfürsten, über die Errichtung einer magisch wirksamen Sperre im Bewußtsein aller Menschen, die dadurch endgültig zu seelenlosen Marionetten werden sollen, für alle Zeiten unempfänglich für die Inspirationen ihrer Seele.
Einige innerlich erwachte Abenteurer machen sich nun in die finsteren Schlünde des schwarzen Feuers auf, um dort, in der Ur-Heimat des Bösen, den Archetypus jener Herzens-Sperre im menschlichen Bewußtsein zu vernichten.
Eine Reise, die die Sucher in abgrundtiefe Bereiche der Existenz führt, ebenso jedoch in den mysteriösen Fluß der Schöpfung, worin die Schlüssel zum Einsturz des Magischen Tors gefunden werden sollen.
Parallel zu diesem Geschehen kommt der geheimnisumwitterte Kosmische Gral ins Spiel. Seine Bedeutung für das Schicksal der Menschheit scheint bis zur Kreuzigung Christi zurückzureichen.
Im Zusammenhang der Suche nach dem Gral werden einige ungelöste Rätsel der ersten beiden Bände geklärt.
Das Mysterium der Schwarzen Sonne beginnt sich langsam zu entschleiern; und während das Geheimnis des Grals dem Hüter des kosmischen Friedens-Tempels berichtet werden soll, erfährt man, daß Sodon die dämonischen Kräfte des gesamten Universums zu einer Schlacht gegen das Licht zusammengezogen hat.
Danach ereignet sich eine ultimative Konfrontation der Kräfte des Lichts und der Finsternis, wobei das für den Menschen meist unverständliche Spiel dieser Mächte demaskiert wird:
Es kommt zum persönlichen Armageddon des Protagonisten.
Vor Urzeiten in der Unendlichkeit
In den Urzeiten aller Existenz, während die Macht der Liebe sich in die gefallene Schöpfung hinab senkte, um sie eines fernen Tages wieder dem Lichte zuzuführen, kondensierte eine besonders starke Geist-Flamme in dieser göttlichen Liebes-Flut.
Dieser Lichtfunke, bewußter Teil des All-Ozeans, wußte von seinem schweren Auftrag: Er würde durch viele dunkle Täler gehen müssen, um einst, in einer großen Wendezeit, im irdischen Bereich als erwachte Seele erblühen und unserer Welt einen wichtigen Evolutions-Impuls geben zu können.
Sein Name würde dann lauten: AILON.
Und er wird suchen nach Verbündeten im Kampf gegen die Lüge und die Finsternis, denn allein ist er hilflos, ohne Arme und Beine, ohne Zunge und Ohren, ohne Möglichkeit, all sein Licht und seinen Frieden auszugießen und zu verbreiten.
Und er wird sein einer der kosmischen Grals-Brüder, um zu helfen jenen Menschen, welche sind auserkoren, das Geheimnis des Grals zu suchen, um es in den Tagen des letzten Sieges dem Hüter des himmlischen Friedens- Tempels anerbieten zu können, auf daß dieser die Schwelle freigeben möge, die der Menschheit bisher verschlossen war.
Daher, o Mensch, erkenne Ailon, die geläuterte Seele, den Vertreter des erblühten Herzens, der Macht der Liebe, und folge seinem Pfade, auch wenn er steinig und schwer ist.
Doch der Sieg ist dem Tapferen, und das Leben, die Unendlichkeit und Erfüllung gehören dem mutigen Kämpfer für die Wahrheit.
Trotzdem, o Mensch, erkenne auch das Wirken Sodons, des dunklen Fürsten, in deiner Nähe. Er, der große Verführer und Verfälscher, er, der Statthalter der Schwarzen Sonne, wird nichts unversucht lassen, um dein Herz für lange Zeiten zu verschließen, um dem Licht den Weg in dein Innerstes zu versperren und deine Seele mit der Illusion der Sterblichkeit und des Versagens zu beschmutzen.
Denn er lockt mit der Magie der Liebe zur Macht, welche bereit steht als das Magische Tor zur Hölle in dir selbst.
Siehe, das ist der leichte, breite Weg der Finsternis, der da heißt Selbstsucht und an dessen Ende seelenlose Leere, Entfremdung, Marionetten-Dasein, Frustration, Zerstörung und letztendlich der innere Tod lauern.
Was bisher geschah
Ailon, jener lichtvolle Erleuchtete aus der Zukunft, hatte Peter und Carl eine nahezu unglaubliche Geschichte berichtet. Er hatte von einem Langzeitplan des asurischen Wesens Sodon erzählt, dessen Ziel es sei, die Menschheit vollständig zu unterjochen und den göttlichen Schöpfungsplan zu unterbinden.
In diesem Bericht zur nächtlichen Stunde beschrieb er seine eigene Entwicklungsgeschichte, die vor Jahrhunderten als an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifelnder Pater Gregorius begonnen hatte.
Durch den mystischen Kontakt mit jenem Fürsten der Lüge namens Sodon war er damals zu einem der grausamsten Kardinäle aufgestiegen, den die Zeit der Inquisition je gesehen hatte. Danach war er von Sodon in ein zukünftiges Zeitalter geschickt worden, das dem unseren nicht mehr allzu fern ist, wo er als Industrie-Magnat Simon McGreg die absolute Weltherrschaft erlangte.
Er war in dieser Zeit als Erhabener Scribor in der Lage, mit Hilfe eines magischen Super-Computers über das Schicksal fast der ganzen Welt zu entscheiden. Ailon hatte weiterhin von lichtvollen Wesenheiten berichtet, die seinen eigenen vollständigen Fall in die Dunkelheit verhindert und ihn in einem langen und schweren Läuterungs-Prozeß zu einem ergebenen Diener des Göttlichen umgewandelt hatten.
Er hatte Sodon, die Macht der Finsternis, dann zwar aus sich selbst vertreiben können, aber auch erkennen müssen, daß dieses dämonische Wesen bereits in nahezu jedem menschlichen Bewußtsein seine dunkle Festung errichtet hatte: in den Tiefen der Unbewußtheit.
Da Ailon die jetzige Menschheit davor warnen wollte, in absehbarer Zeit von einem dunklen Tyrannen unterjocht zu werden, innerlich wie äußerlich, hatte er dringend darum gebeten, seinen Bericht zu veröffentlichen.
Leider ist Sodon, der Fürst der Dunkelheit, keine Romanfigur, sondern eine schreckliche Realität in düsteren Kavernen des menschlichen Seins.
Um dies zu verdeutlichen, wurde im zweiten Band geschildert, wie der Statthalter der Finsternis von der Rückkehr des geläuterten Ailon in die materielle Welt des Jetzt erfuhr, wo er die Menschen vor dem Erscheinen des Scribors (in einer möglichen Zukunft) zu warnen gedachte.
Der Dunkelfürst setzte nun alles daran, um die Veröffentlichung dieses Berichts zu verhindern. Teilweise auf so subtiler Weise, daß nichts auf das Wirken der Finsternis mehr hindeutete, teilweise aber auch durch die geballte Macht von schwarzer Magie und menschlichem Verbrechen.
Band zwei berichtete weiterhin von Sodons Anstrengungen, mit schrecklichen Verbündeten die Menschheit für die völlige Versklavung durch die Finsternis zermürbend vorzubereiten, was ihm zunächst sogar zu gelingen schien.
Er erweckte die Erd-Titanen in den Grüften der Ausweglosigkeit, welche alsbald auf der Erde die Menschen zu den übelsten Taten und blinder Aggression animierten.
Peter Neumann, der Ailons Bericht veröffentlichen wollte, wurde daraufhin während einer Geschäftsreise nach Saudi-Arabien entführt und nach Südamerika in ein geheimes Lager politischer Fanatiker verschleppt, die mit ihm Grauenhaftes vorhatten, ihn jedoch zunächst für ihren Plan, den Aufbau eines neuen Tausendjährigen Reiches, gewinnen wollten.
Als der Entführte ablehnte, verwendeten sie seine Lebenskraft zur okkulten Herstellung zweier Androiden, die die Aufzeichnungen von Ailons Bericht herbeischaffen und den Freund des Entführten beseitigen sollten.
Carl, jener Freund, machte sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach dem verschollenen Peter, doch dessen Spur verlief sich in Riad, Saudi-Arabiens Hauptstadt.
Dort wurde ein Mordanschlag auf Carl verübt, und nur das Eingreifen eines Derwischs rettete ihn vor einem zweiten Anschlag.
Im Hause dieses weisen Arabers erlebte Carl eine intensive Einweihung durch den Hüter des Smaragds, der ihm einen Auftrag von universeller Bedeutung erteilte: Er sollte in die Zeit zurück ins alte Atlantis reisen, um dort den Lapislazuli der Macht vor dem Untergang zu retten.
Mit Hilfe dieses Atlanter-Schatzes sollte er ins Jetzt zurückkehren und in der Cheops-Pyramide den Rubin der Liebe finden.
Nach unsagbaren Abenteuern gelang es Carl tatsächlich, den Stein der Macht in Atlantis zu finden, mit ihm in die Gegenwart zurückzukehren und in der ägyptischen Cheops-Pyramide eine geheime Kammer zu finden. Dort fand eine mystische Verschmelzung zwischen den Kräften der Liebe und der Macht statt. Es entstand ein neues geistiges Symbol: das Schwert des Lichtes, das von nun an jedem erwachenden Menschen als eine machtvolle Hilfe zur Verfügung stehen würde.
Bald darauf zeigte dieses Schwert auch seine erste Wirkung, indem es einen drohenden Nuklearkrieg in letzter Sekunde verhinderte und die Regierung eines asiatischen Staates mit der Macht der Liebe inspirierte.
Während all dieser Geschehnisse reiste das Bewußtsein des entführten Peter (dessen Körper scheintot in Stasis lag) durch Raum und Zeit und näherte sich einem kosmischen Mysterium, der Schwarzen Sonne, die bereits als die hinter Sodon stehende finstere Ur-Macht bekannt war.
Es wurden einige Zusammenhänge um jene Schwarze Sonne offenbart, doch man erfuhr auch, daß die Zeit noch nicht reif wäre für die Preisgabe des vollständigen Mysteriums.
Da auf der Erde inzwischen die Androiden enttarnt und zerstört worden waren, konnte Peters Bewußtsein in seinen Körper zurückkehren.
Der in seiner Ganzheit Wiederhergestellte floh aus der Gefangenschaft und fand in uralten Katakomben die Aufzeichnungen zu Sodons großem Plan, dem Magischen Tor, das einem Menschen den Zugang zu seinem spirituellen Herzen für immer versperren und dieses vor dem Einfließen göttlichen Lichtes verschließen sollte.
Peter konnte die Aufzeichnungen entwenden. Auf der Flucht vor den Verfolgern
- allesamt Diener Sodons - geriet er in ein verborgenes Tal, in dem die alten Inkas bis heute ihre Kultur bewahren konnten. Er wurde dort freundlich aufgenommen.
Gleichzeitig gelang Carl auf fantastische Weise eine Teleportation aus Ägypten in jenes Inka-Tal, und die beiden Freunde berichteten sich gegenseitig von ihren bisherigen Erlebnissen.
Währenddessen zeigte das Schwert der Liebe auf Erden diverse Auswirkungen, die sich für Sodons Pläne als fatal erwiesen.
Weitere Androiden wurden in aller Welt enttarnt, und sogar die fürchterlichen Erd-Titanen mußten in ihre angestammten Tiefen zurückkehren, weil sie die neue Geistes-Kraft im Erd-Bewußtsein nicht auszuhalten vermochten.
In einem Wutanfall zerstörte Sodon die Siedlung seiner Verbündeten im südamerikanischen Urwald und fiel danach in tiefe Trübsal.
Doch er resignierte nur kurz. Um die Endlösung der Menschenfrage zum Abschluß zu bringen, wie es die Schwarze Sonne von ihm gefordert hatte, wollte er nun selbst das Magische Tor in den Schlünden des Schwarzen Feuers errichten, um von dort alle Menschen zu seelenlosen Marionetten zu verwandeln.
Doch wo Finsternis überhand zu nehmen droht, entzündet sich stets auch das Licht.
Und so erfuhren wir von der Kosmischen Gralsrunde, einer universellen Vereinigung lichtvoller Wesenheiten, als deren momentaner Führer Ailon agierte. Dieser erschien den beiden Freunden, die sich noch im Tal der Inkas befanden, und gab ihnen neue Ratschläge.
Die Freunde sollten eine Truppe lichtvoller Menschen zusammenstellen, um in die Tiefe der Höllenwelten, in Sodons Urheimat, einzudringen, um dort im archaischen, kollektiven Unbewußten der Menschheit die Errichtung des Magischen Tors durch Sodon zu verhindern oder gegebenenfalls. zu beseitigen.
Ailon ließ keinen Zweifel an der Gefährlichkeit dieses Auftrags, doch er deutete auch manche gewaltigen, sich abzeichnenden positiven Ereignisse an:
In absehbarer Zeit sollte es zu einer Art Endkampf zwischen den Mächten der Finsternis und des Lichts kommen. Um den Kampf siegreich beenden zu können, riet Ailon, die Suche nach dem Kosmischen Gral voranzutreiben. Denn sobald dem Hüter des Friedens-Tempels das Geheimnis um die Bedeutung des Kosmischen Grals mitgeteilt werden würde, könnte Sodons Herrschaft endgültig beendet werden.
Die Handlung des zweiten Bandes stellte sich als sehr realitätsnahe Vision dar. Doch in jener Zwischenwelt, zwischen Traum und Wachsein drang Sodon in das Bewußtsein des Erzählers ein und verwirrte ihn mit gräßlichem Lachen.
Er lachte, weil wieder einmal ein Mensch versucht hatte, ihn, die offensichtliche Finsternis, aus sich zu verdrängen, um sich einer trügerischen Vision der Vollendung hinzugeben.
Peter hat nach dem zweiten Band erkannt, daß das Dunkle, die negative Seite des Seins, niemals verdrängt oder gewaltsam bekämpft werden darf, sonst würde sich derjenige Mensch selbst zerstören, weil er der Finsternis durch ebendiese Beachtung immer mehr Macht verleihen würde.
Er begreift das sogenannte Dunkle zwar als einen uralten Teil des Menschen, will es aber in diesen Zeiten der Wandlung nicht mehr akzeptieren, sondern demaskieren, worüber der dritte Band der Gral-Reihe berichten wird.
Wenn in diesem Roman die ultimative Dunkelheits-Macht Schwarze Sonne wieder auftauchen wird, der sogar Sodon noch Rechenschaft schuldig ist, so wird unser Held entscheiden müssen, ob die menschliche Polarisierung des Guten und des Bösen in der Wahrheit des Seins denjenigen Platz einnimmt, den ihr unser Verstand stets zuordnet.
Denn Martanda, das inne liegende Sonnen-Licht in der Schwärze der Tiefe, läßt sich nicht so rasch in seiner Seinsweise erkennen.
Es strebt jedoch im Verborgenen nach Möglichkeiten zu einer vollständigen Verwandlung der Erde und ihrer Bewohner.
Insbesondere all die symbolhaften Geschehnisse um die Grals-Thematik werden dies zum Ausdruck bringen.
Die Zeit drängt!
Denn das Magische Tor ist nicht nur eine Fiktion, es existieren auf dieser Erde viele Tore zur Finsternis, doch ebenso viele Tore zu den blumenübersäten Weiten des menschlichen Herzens, deren Schlüssel jeder im Fluß der Schöpfung oder gar noch dahinter zu entdecken vermag.
Prolog: Die Annonce …
Ich erinnerte mich an das, was unmittelbar nach dem eigentlichen Traum geschehen war. Verbleibe im Ich, belaß mich im Du!
Ich sprang auf, rannte zum Telefon, versuchte Carl anzurufen. Es meldete sich nur der Anrufbeantworter.
“Mist er schläft noch!” entfuhr es mir, … dabei hab’ ich die Lösung!
Lara kam mir entgegen.
Sie hatte wohl gehört, daß ich aufgewacht war.
Sie umarmte mich spontan und fragte: “Kaum wach … und schon hat er eine Lösung im Sinn. Um was geht’s denn?”
“Na, um Sodon!” rief ich entrüstet aus, ohne daß ich mir bewußt war, daß ich meine geliebte Frau ja erst in all die Geschehnisse einweihen mußte.
Ihr war schließlich nur bekannt, daß ich mit Carl eine absolut seltsame Nacht erlebt hatte. Der Name Sodon sagte ihr nichts.
So antwortete sie belustigt: “Ach …? Um Sodon … Aha!”
Ich nahm ihre Ironie gar nicht wahr, so sehr steckte ich noch in der Welt meiner intensiven Vision.
Eindringlich hörte ich mich sagen: “Sodon ist nichts Fremdes, er ist zunächst einmal ein Wesens-Teil von uns geworden, auch wenn er eigentlich überhaupt nichts in unserem Gesamtbewußtsein verloren hat. Das ist eines seiner großen Geheimnisse.
Wir müssen ihn aufspüren, erkennen, demaskieren und schließlich …”
Ich stockte in meinen Worten. Mir kam das Bild von Kansai-Khan in den Sinn, als er unter seinen vielen Erläuterungen von der Macht der Liebe sprach. So führte ich meinen unterbrochenen Satz mit den Worten des Derwischs fort:
“… durch die neu entstandene Liebes-Macht verwandeln …”
Lara blickte mich völlig verwirrt an.
Ich fuhr einfach fort: “… denn ich glaube, er wird einst zu etwas völlig Anderem werden …”
***
Carl hatte nicht geschlafen!
Er hatte das Telefonat aus einem anderen Grund nicht beantwortet.
Mein lieber Freund, dem ich so viel zu verdanken hatte, nicht nur im Traum, sondern durch viele freundschaftliche Taten im Laufe der Jahre, war verstorben.
Plötzlicher Herztod - hieß es … Entsprach das der Wahrheit?
Carl war beruflicherseits mit allerlei Intrigen der sogenannten Big Pharma konfrontiert worden, worüber er niemals Näheres berichtet hatte, um mich nicht zu belasten oder gar zu gefährden.
Sollte er einer Schweinerei zu nahe gekommen sein? Sollte man ihn auf üble Weise beseitigt haben?
Ich wollte diese Gedanken nicht weiter verfolgen, denn das würde ihn auch nicht mehr lebendig werden lassen.
Möglich war es allemal …
Carls Tod war jedenfalls ein herber Verlust, besonders ein unerwartet plötzlicher. Ich war mit ihm lange in bester Kameradschaft verbunden gewesen, so traf mich dieses Ereignis ziemlich heftig, zumal meine Nerven sowieso durch all die Ereignisse der durchwachten Nacht und der darauf folgenden gewaltigen Vision extrem gespannt waren.
Lara half mir sehr, die äußere Trauer zu überwinden.
Und ich mußte feststellen, daß sie, meine geliebte Lebensgefährtin, jetzt auch mehr und mehr der geschätzte Lebens-Kamerad wurde.
Eine seltene Gnade, als Gefährtin sowohl eine liebende Frau als auch einen Kameraden für dick und dünn - in einer Person - an die Seite gestellt zu bekommen.
Wir wurden tatsächlich wie eine Seele in zwei Körpern.
***
Es dauerte gute zwei Wochen, bis ich den Schock über den Mord an Carl einigermaßen überwunden hatte. In dieser Zeit lagen auch seine Beerdigung und einige Unterredungen mit seiner Verwandtschaft, die sich zuvor nie um ihn geschert hatte, doch jetzt plötzlich wie Ratten aus den Löchern angekrochen kamen, in der Hoffnung, es gäbe etwas zu erben.
Carl hatte seine Spareinlagen und Wertgegenstände testamentarisch an seine Schwester vererbt, aber die gesamten Datenträger, Rechner und Unterlagen in seiner Wohnung eindeutig für mich hinterlassen. Dabei kannten wir uns ja noch nicht so lange. Wahrscheinlich hatte er geahnt, daß man ihm aufgrund all seiner brisanten Recherchen nach dem Leben trachtete. So hat er rechtzeitig ein Testament verfaßt, um wichtige Unterlagen an mich zu übergeben und dadurch eventuell vor den Häschern der Konzerne zu retten.
Die Polizei schien mir in all diesen Angelegenheiten allzu naiv und wirkte fast schon geschmiert. Jeder Verdacht, den ich äußerte, wurde als gegenstandslos abgeschmettert. Einmal drohte mir ein Kommissar sogar mit einer amtlich angeordneten psychiatrischen Untersuchung, als ich allzu hartnäckig meine Vermutungen untersucht haben wollte.
Es blieb also bei der offiziellen Version des plötzlichen Herztodes.
Lara und ich hatten in diesen Tagen und Wochen viel zusammengesessen.
Ausführlich hatte ich ihr von all den vorangegangenen Ereignissen erzählt, sodaß sie Ailons nächtlichen Bericht bald ebenso gut kannte wie ich und auch bestens über den Inhalt meiner anschließenden Vision Bescheid wußte.
Wir hatten viel diskutiert, darüber meditiert, reflektiert und überlegt, was nun unternommen werden sollte, wobei Lara tatsächlich mehr und mehr die Rolle Carls als mein tiefsinniger geistiger Begleiter übernommen hatte und so fundierte Ideen gebar, als wenn sie sich schon lange Zeit mit den Geheimnissen der anderen Seins-Bereiche beschäftigen würde.
In ihr schien eine sehr leuchtende und wache Seele zu erblühen.
Ailon war dies offenbar längt bekannt, denn er hatte schließlich den Hinweis gegeben, daß sie einst das Unmögliche möglich machen müsse.
Ob das nur als Allegorie gemeint war?
Eines war uns sehr bewußt: Wir waren in eine unglaubliche Geschichte hineingeraten, in eine Kette von Ereignissen, die unser Leben entscheidend verändern würden.
Dabei waren wir uns auch im Klaren, das es hier nicht nur um unser eigenes Leben ging, sondern um das Leben vieler Menschen.
Die Befreiung vom Joch der Finsternis sollte so umgreifend wie nur möglich den ganzen Planeten erfassen.
Sodons finsteres Wirken war eng an die Unbewußtheit der Menschen geknüpft. Somit hieß die eigentliche Aufgabe, die sich uns und jedem anderen erwachenden Menschen stellte:
So bewußt wie nur möglich, das eigene Leben zu führen, nicht abhängig werden von den Manipulationen Sodons, sich führen zu lassen von der im Herzen wohnenden Seele.
Sodon hatte erkannt, welche Gefahr das menschliche Herz-Bewußtsein für seine Pläne barg. So würde er nun alles dransetzen, um die Herzens-Sperre Magisches Tor möglichst rasch auf Erden zu manifestieren.
Dies sahen wir als sicher an.
Durch diese Erkenntnis und auch durch Carls Tod, der uns immer mehr wie ein mahnender Zeigefinger des Schicksals vorkam, wurden wir zur Initiative angetrieben. Wir wollten agieren, nicht nur reagieren.
Das war vielleicht das einzige Positive am Ableben meines Freundes: es spornte uns vehement zum Handeln an, um die Steuerung des Lebens und der inneren Regungen vollständig in die eigenen Hände zu legen und nicht mehr einen einzigen von Sodons Marionetten-Fäden an uns zu dulden.
Daher glaubten Lara und ich, daß es jetzt die vordringlichste Aufgabe wäre, geeignete Menschen zu finden, die innerlich so gereift waren, um eine Reise ins archaische Unbewußte der Menschheit bei vollem Bewußtsein unternehmen zu können. Denn wir fühlten, daß auf uns beide noch andere, umfangreichere Aufgaben zukommen würden.
All unsere Freunde wollten wir von vorne herein ausklammern, um nicht denjenigen Spott zu ernten, den ich bereits erlebt hatte.
So überlegten wir uns einen gangbaren Weg, um auf möglichst einfache Weise und ohne Aufsehen zu erregen Gleichgesinnte zu finden.
Zunächst dachten wir, Meditations-Gruppen zu kontaktieren, an Internet-Bekanntmachungen (schon allein, um eine gewisse Internationalität zu gewährleisten) und sogar an Flugblatt-Aktionen.
Doch die innere Reflektion ließ uns erstaunlicherweise eine ganz simple Annonce als geeignet erscheinen, die so harmlos abgefaßt war, daß sie Sodons Diener sicher nicht verdächtig vorkommen würde.
Wir setzten also eine schlichte, doch eindeutige Anzeige in eine lokale Zeitung. Man sagt ja, Gleiches ziehe Gleiches an. Daher nahmen wir an, daß eine entsprechend formulierte Annonce schon ihre Wirkung zeigen würde, zumal Nürnberg eine gutbesuchte Stadt mit recht kraftvoller Ausstrahlung war.
Bald darauf war im Lokalblatt folgende kleine Fließsatz-Anzeige zu lesen:
Wer es wagt, das innere Abenteuer
der Befreiung auf sich zu nehmen,
dem sei ein außergewöhnliches Erlebnis garantiert.
Bitte melden unter …
CHIFFRE 253387
In unserer Gutgläubigkeit war uns jedoch nicht bewußt, daß wir durch diese Bekanntmachung nicht nur lichtvolle Kämpfer auf den Plan riefen …
Aufbruch ins Ungewisse
Sodon
“Höre meine Verteidigung, Meister, Mutter, Herrin, höre sie wohlwollend, denn ich bin gänzlich unschuldig an dem Geschehenen!
Ich wußte, wie sehr dir, o Urgrund des Nichtseins, an der Endlösung der Menschheits-Frage lag, daher traf ich alle Vorbereitungen, das Magische Tor selbst zu errichten. Mein Zorn über das Versagen meiner menschlichen Verbündeten war verraucht, und ich überlegte mir, wie ich diese durch die Menschen verursachten Fehlschläge nun persönlich in Siege verwandeln konnte. Die Fehlschläge jener verweichlichten und unbrauchbaren Menschen-Sklaven waren massiv gewesen, oh Gebieter! Da war das Mißlingen des fast schon sicheren atomaren Kriegsausbruches zu verzeichnen, da wurden die androidischen Doppelgänger wichtiger Persönlichkeiten der irdischen Politik mehr und mehr enttarnt.
Der größte Fehlschlag jedoch war leider die Wiedererstarrung der Erd-Titanen gewesen, die völlig überstürzt in die Grüfte der Ausweglosigkeit zurückgekehrt sind. Ich habe bisher leider keinen genauen Grund dafür feststellen können. Es scheint fast, als ob die Erde und ihre Bewohner meinem Wirken plötzlich unerwarteten Widerstand entgegenzubringen hätten. Sollten sie etwa verborgene Hilfe aus den Bereichen des hellen Widersachers erhalten haben? Ich weiß es nicht, Mutter der Nacht!
Doch es ist auch egal, denn wenn mein Plan erst in die Tat umgesetzt sein wird, ist in naher Zukunft ein für allemal Schluß mit den Einflüsterungen des hellversengenden Widersachers. Mir ist nicht verborgen geblieben, daß sich die Menschen den aus ihrem Unbewußten stammenden Befehlen umso mehr widersetzten, je mehr sie sich ihrem Herz-Bewußtsein nähern konnten, welches der Sitz des Widersachers im Menschen ist und dem auch der Scribor McGreg - trotz all seiner magischen Macht - nicht gewachsen sein wird.
Leider ist es also auch dem hellen Gegner gelungen, im Menschen selbst Fuß zu fassen. Aber während ich das dunkelste Unbewußte als Hort im Menschen gewählt habe, oh Herr des Nichtseins, von wo aus ich die meist triebgesteuerten Menschen recht gut zu lenken vermag, mußte sich der helle Widersacher mit jenem Herz zufrieden geben, das in vielen Menschen überhaupt noch nicht als greifbarer Wesensteil erweckt ist oder nicht mehr wirksam werden kann, wenn sich der betreffende Mensch allzu sehr den von mir gebotenen Vergnügungen an Machtrausch und Lustgewinn hingibt. Somit habe ich tatsächlich die besseren Karten, denn der Zugriff von den dunklen Triebwelten aus ist einfacher und sicherer, zumindest solange sich der zu Steuernde seinen Trieben und Lüsten hingibt.
Damit dies auch für immer so bleibt, habe ich nun beschlossen, den Plan Magisches Tor selbst auszuführen, und zwar in der Abgeschiedenheit der Schlünde des schwarzen Feuers, jenen wunderbaren Absolut-Manifestationen deines Friedens-Nichts. Ich werde sie unmittelbar vor den Symbolen des Herzens aufklaffen lassen.
Nicht mehr in irrealen Zwischen-Welten werde ich das Magische Tor errichten, wo Menschen noch hingelangen können, sondern im bodenlosen Abgrund des Nichts.
Auf fehlerhafte menschliche Verbündete wie jene politischen Fanatiker werde ich mich nicht mehr verlassen, nur noch auf meine eigene Kraft.
Ich als dein Statthalter für den Bereich des Planeten Erde, will die anstehende Endlösung der Menschenfrage ein für allemal zum Abschluß bringen, damit du wahrlich zufrieden mit mir sein kannst, meine hohe Gebieterin, mein Herr des schwarzen Urgrunds!”
Von Seiten der Schwarzen Sonne durchdrang nur ein kurzer, aber vehementer Impuls die Unendlichkeit: “Du weißt, was dich nach nochmaligem Versagen erwartet …”
Kurz wurde Sodon von seinem Meister bzw. seiner Meisterin (was auf das Selbe hinauslief, denn in diesem Bereich gab es selbstredlich kein Geschlecht mehr) mit neuer, stärkender Schwarzaura durchflutet, dann berichtete er weiter …
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Wir wollen diesem Bericht aus Sodons rechtfertigender Sichtweise nicht weiter lauschen, sondern zunächst festhalten, daß der dunkle Fürst die Geschehnisse in Peters tiefer Traum-Vision als real betrachtete. Wahrscheinlich waren sie es auch, aus gewisser Sichtweise. Untersuchen wir nun, was sich weiter ereignete.
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Majestätisch und entschlossen begab sich der große Asura alsbald in jenes geheimnisvolle, energetische Kabinett innerhalb seiner spitzzackigen schwarzen Burg, worin es nach menschlichem Ermessen ekelhaft nach Unrat und Verwesung stank und in welchem er einst auch die Erweckung der Erd-Titanen und den ersten Versuch der Manifestation des Magischen Tors vorbereitet hatte. Hier, in der Abgeschiedenheit seiner alles vereinnahmenden Perversion wollte er nun die energetischen Grundbedingungen für die dauerhafte Errichtung des Magischen Tors vorbereiten.
Sodon legte wieder einmal seine trügerisch-blendende Schönheit des Astrallichtes an den Tag. Sein markantes, nahezu adelig geschnittenes Gesicht war von jenem täuschenden Irr-Licht der Schattenreiche umgeben, als er in kaltschnäuzig-überheblicher Haltung vor seiner schwarzen Kristallkugel stand und mit seinen stechenden Augen die Bewegungen verschiedener Muster und Formen verfolgte.
An vielen Stellen blitzte und dampfte es. Überall lag ein düster-rotes Wabern in der Luft und zeugte von der Manifestation des unaussprechlich Bösen.
Ein sterbliches Wesen hätte nicht eine Sekunde diese höllische Atmosphäre ertragen können …
Da, ein besonders starker Blitz!
Irisierende, stechende Farben aus der Kristallkugel. Sodon stieß einen Triumphschrei aus!
Die ideale Lösung war nun okkult vorbereitet: Die Schlünde des schwarzen Feuers hatten sich im archaischen Bewußtsein der Menschheit manifestiert, der ideale Nährboden, um an diesem Ort das Magische Tor bis in alle Ewigkeit errichten zu können!
Von hier aus konnte die herzzerstörende Perversion ungehindert direkt in jedes menschliche Bewußtsein eindringen, ohne daß der Einzelne überhaupt bemerkte, was mit ihm geschah. Von hier aus würde der Zugang zum Herzen perfekt zu verschließen sein.
Niemals würde ein Sterblicher dorthin gelangen können, um das Magische Tor zu beseitigen. Dieser Ort war nach seiner Einschätzung absolut sicher, da er sich im Kollektiv-Bewußtsein der gesamten Menschheit befand, dort, wo alle jemals erdachten und ausgeführten Übelkeiten sich zu markanten Symbolen des Destruktiven kondensiert hatten und gleichsam Ursprung und Ur-Symbol für alle weiteren Erscheinungen der Finsternis waren.
Ja, die in diesen Bewußtseins-Tiefen bald aufklaffenden Schlünde des schwarzen Feuers waren absolut vor dem Lichte des Gegners sicher, der sich niemals hierher wagen konnte, ohne sich augenblicklich im Nichtsein aufzulösen oder von den Flammen des Schwarzfeuers in den Ursprungsbereich der Schwarzen Sonne katapultiert zu werden.
Das Bemerkenswerte an dieser Örtlichkeit war die Tatsache, daß die Sperrung der Herzkräfte - was das Magische Tor darstellte - sogar unmittelbar vor dem Herz-Bewußtsein der Menschen wirksam wurde, wenn das Gebilde erst einmal hier in den Schlünden des schwarzen Feuers errichtet worden war.
Darin lag eben die Besonderheit einer archaischen Welt: Ihre Symbole waren doppelt wirksam, zum einen im planetaren Sinne, im globalen Kollektiv- Bewußtsein, zum anderen jedoch auch innerhalb jedes einzelnen Menschen, wenn sie dort auf Resonanz stießen.
Dies bedeutete, daß ein Sucher nach seinem Herzen in Zukunft vom Magischen Tor in die Höllenbereiche katapultiert werden würde, wenn er noch die allergeringsten menschlichen Schwächen in sich trug oder die allerkleinste Begierde in ihm nagte.
Für viele Menschen war es bereits eine entsetzliche Hölle, von der Wärme des eigenen Herzens abgeschnitten zu sein und nur noch in rationalen Sachzwängen leben zu müssen, in einem äußerlich orientierten Sumpf aus wirren Gedanken, Geltungsdrang und Konsumrausch.
Allerdings bemerkten die Menschen diese Hölle bereits nach kurzer Zeit nicht mehr. Sie gewöhnten sich erstaunlich rasch an die Abstumpfung, sie vermochten den Käfig der Enge ihres Kunst-Lebens nicht mehr zu verlassen, selbst wenn sich einmal eine offene Türe darbot.
Alles schien daher ganz einfach: Es mußte lediglich ein energetischer Aufriß- Trichter vom Schwarzfeuer zu den Herz-Symbolen geschaffen werden … und die Dinge würden ihren geplanten Verlauf nehmen.
Durch das Aufeinanderprallen solch gegensätzlicher Energien würde das
Magische Tor als unwiderrufliche Sperre entstehen.
Sodons Triumph artete in grelles bösartiges Gelächter aus, das seine Dunkelburg erzittern ließ. Er wollte nun keine Zeit mehr verlieren. Zu viel Zeit hatte er schon durch die Unfähigkeit seiner menschlichen Verbündeten eingebüßt.
Er wollte sich umgehend aufmachen, um das Magische Tor unwiderruflich zu errichten. Schon in kurzer Zeit würde er seinem hohen Herrn vermelden können: die Endlösung der Menschheits-Frage ist nunmehr Geschichte!
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Als Tom Anderson an diesem Morgen die Lokalzeitung aufschlug, wunderte er sich schon nicht mehr über die üblichen negativen Sensations-Meldungen und Effekthaschereien, die ihn jedes Mal in schlechte Stimmung brachten, wenn er sie nur überflog.
Tom war arbeitslos. Seit er mit seinen Eltern von England nach Deutschland gekommen war, wo der Vater einen interessanten wissenschaftlichen Auftrag erhalten hatte, war es mit seinem Leben immer mehr bergab gegangen, zumindest äußerlich. Er bewohnte ein enges, vom Sozialamt bezahltes Ein-Zimmer-Appartement in einer grauen Industriegegend von Nürnberg, wo tagaus tagein in der Nachbarschaft Maschinen stampften, die wiederum andere Maschinen herstellten. Als die Eltern nach England zurückgekehrt waren, blieb er in Franken. Eine Partnerschaft hatte ihn gehalten. Doch diese ging in die Brüche, kostete ihn seinen Job aufgrund von üblen Intrigen und sogar fast das Leben aufgrund eines Suizidversuchs.
Mitten in dieser Persönlichkeitskrise lernte er damals einen äußerst aufgeschlossenen evangelischen Pfarrer kennen, der in seiner Kirche ZEN-Meditationen praktizierte. Und dieser Pfarrer vermittelte ihm auf einfache Weise den ersten Kontakt zu seinem Innenleben, ließ ihn spüren, daß all die äußeren Widrigkeiten nur Schachzüge im großen Spiel des Lebens sind, einzig und allein dazu da, um daran reifen und wachsen zu können.
Seitdem hatte sich eine ständige subtile Freude um Toms ganzes Leben gelegt, trotz der Arbeitslosigkeit, trotz des offensichtlichen Fehlens einer Lebensaufgabe.
Unterbrochen wurde diese sanfte Lebensfreude eigentlich nur durch die ständigen Negativmeldungen in der Presse. Radio- und Fernsehgerät besaß Tom nicht, so war die Tageszeitung die einzige Informations-Quelle, die er jedoch nur abonniert hatte, um regelmäßig die Stellenangebote studieren zu können.
Am heutigen Tag war der Presse-Blick rasch beendet, denn es wurde nichts, rein gar nichts angeboten.
Als gelernter Feinmechaniker war es auch nicht einfach, eine einigermaßen passende Arbeit zu finden.
Nicht einmal als Hilfsarbeiter auf dem Bau war zurzeit ein Job zu bekommen, zumindest nicht für ihn, denn seiner schmächtigen, drahtigen Gestalt traute kein Vorarbeiter zu, ordentlich Steine schleppen zu können.
Außerdem waren nur noch Hilfskräfte aus osteuropäischen Ländern gefragt, die sich mit minimalem Stundenlohn zufrieden gaben.
Tom wollte die Zeitung gerade weglegen, da streifte sein Blick wie zufällig eine kleine, unscheinbare Anzeige, in welcher zu lesen stand:
Wer es noch wagt, das innere Abenteuer der Befreiung auf sich zu nehmen …
“Na, wenn das nichts für mich ist …?” rief Tom laut aus.
Ohne zu zögern nahm er ein Blatt Papier und schrieb einen Antwortbrief auf jene Chiffre-Anzeige.
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Maria Bogner war ein Kind aus reichem Elternhaus. Ein bildhübsches, blondes Mädchen mit blitzenden blauen Augen, dem allein wegen seinem Äußeren schon die Welt hätte zu Füßen liegen müssen.
Doch es sollte anders kommen. Jahrelang vom Wohlstand der Eltern verwöhnt, jedoch von der elterlichen Liebe schwer im Stich gelassen (beide mußten ja reichlich Geld verdienen, um den hohen äußeren Lebensstandard halten zu können), war sie bereits mit achtzehn Jahren straffällig geworden.
Bei einer Routine-Kontrolle auf dem Weg in die Disko hatte die Polizei Rauschgift in ihrer Handtasche entdeckt. Dazu einige Adressen und Notizen, aus denen hervorging, daß sie den Suchtstoff nicht nur zum Eigenbedarf benötigte.
Dann häuften sich die Schicksals-Schläge: Völlige Ablehnung durch die Eltern, Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung und ohne Jugendstrafrecht gelten zu lassen; im Gefängnis ständige sexuelle Belästigungen durch lesbische Mithäftlinge, Einzelhaft wegen Prügelei und schließlich völliger seelischer Zusammenbruch in der Einzelzelle. Doch dann ereignete sich etwas Überwältigendes: Auf dem Tiefstand ihrer persönlichen Entwicklung, allein, in Einzelhaft, hoffnungslos am Boden zerstört, hatte die bisher völlige Atheistin eine Engel-Vision. Als sie sich von quälenden Selbstvorwürfen zermürbt schlaflos auf ihrer Pritsche wälzte, erschien ihr mitten in der kalten Gefängniszelle eine golden leuchtende Lichtgestalt, die sich in klarer Sprache als ihr Schutzengel vorstellte und ihr riet, sich von nun an die Tageszeitung bringen zu lassen (was in Einzelhaft möglich war) und nach einem Abenteuer zu suchen. Dann würde ihr Leben in Bahnen verlaufen, die sie sich niemals zuvor hätte träumen lassen.
So stieß auch Maria Bogner, das vom Leben bitter enttäuschte, ehemals verweichlichte und verwöhnte Einzelkind, auf die besagte Annonce. Und da ihr Atheismus inzwischen einem schrankenloseren Weltbild gewichen und es nur noch kurze Zeit bis zu ihrer Entlassung war, zögerte sie nicht und verfasste einen Antwortbrief. Allzu viele andere Möglichkeiten würde ihr das Leben sowieso nicht zu bieten haben …
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Jan Helsig war Niederländer und lebte seit vielen Jahren in Nürnberg. Zu seinem Beruf als selbständigen Taxifahrer hatte ihn einst sein Schicksal auf verschlungenen Pfaden geführt. Da er meist nachts arbeitete, brachte der Job viel Tages-Freizeit mit sich, die er gewissenhaft mit dem Studium alter mystischer und okkulter Schriften verbrachte.
Ursprünglich war Jan ein wissenschaftlich forschender Historiker, der auf der Suche nach Schriften aus der nationalsozialistischen Ära Deutschlands im Auftrag einer holländischen Universität nach Nürnberg gekommen war. Hier hatte er in bislang geheimen Archiven über die Nürnberger Prozesse Material entdeckt, das derart hochbrisant war, daß seine Universität es glatt weg als Humbug ablehnte und nicht anzuerkennen, geschweige denn zu veröffentlichen gedachte.
Erbost kündigte Jan seinen Forschungsauftrag, hielt sich mit Gelegenheits-Jobs über Wasser und forschte seitdem in eigener Regie in allen ihm zugänglichen Archiven über die okkulten Hintergründe des Dritten Reichs.
Diese Tätigkeiten hatten sich immer mehr verzweigt, sodaß Jan im Laufe der Zeit auf allerlei geheime Gesellschaften gestoßen war und durch den teils recht intensiven Kontakt mit ihnen äußerst wirksame magische Praktiken erlernt hatte. Niemals jedoch hatte er sein Wissen und seine Fähigkeiten bisher mißbraucht oder zum eigenen Vorteil angewendet, wußte er doch, wie gefährlich die Anwendung okkulter Macht zur Befriedigung egoistischer Bedürfnisse war.
Jan war ein Bär von einem Mann, muskulös, breitschultrig, mit einem langen schwarzen Bart und durchdringenden Augen.
Er betrieb intensiv Kraftsport und Karate, was sich vorteilhaft auswirkte, da in seinem Taxi mitunter auch sehr unliebsame Kunden mitfuhren.
Er stieß auf jene seltsame Annonce, als er nachts im Taxi vor dem Hauptbahnhof auf Kundschaft wartete.
Und da ihn die eigentümliche Formulierung tief berührte, schrieb er noch im Taxi auf einem Schreibblock ein paar Antwort-Zeilen, die er am nächsten Tag gleich zur Post gab.
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Vera Fröhlich hatte gerade ihr Studium der Soziologie beendet. Sie war ein zierliches, ziemlich unscheinbares Mädchen, das in verschiedenen Jugendlokalen schon öfters als graue Maus bezeichnet worden war, da es ihr bisher nicht so recht gelungen war, ihrem Wesen eine begehrenswerte weibliche Fassade zu geben.
Irgendwann einmal hatte sie dann beschlossen, die Sehnsucht nach dem Begehrt werden aufzugeben, doch es war ein rein mentaler Entschluß, entstanden aus Enttäuschung und sicherlich mit Verdrängung verbunden. Und so brannte weiterhin (und vielleicht stärker denn je …) eine gewaltige Sehnsucht in ihrem Herzen, ein glühendes, jedoch unbestimmtes Sehnen nach Erfüllung, das zweifellos Berge zu versetzen vermochte, würde es eines Tages nur richtig kanalisiert werden.
Und dieser Kanal sollte auch eines Tages in ihr Leben treten. Eine Woche nach dem bravourös bestandenen Diplom fiel auch ihr die besagte Annonce auf, als sie sich in der Tageszeitung nach einem preisgünstigen Auto umsah und dabei auch einen Blick auf die Bekanntschafts-Anzeigen warf, natürlich nur, um sie zu belächeln …
Was wurde hier versprochen? Ein inneres Abenteuer? Was um alles in der Welt mochte dies bedeuten?
Und nicht nur Veras Neugierde, sondern auch ihre brennende Sehnsucht ließ sie sofort zu Stift und Papier greifen, um zu erfahren, was sich hinter dieser geheimnisvollen Anzeige wohl verbergen würde.
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An dem Wochenende, als jene unscheinbare Annonce in der Nürnberger Presse erschien, traf sich in Nürnberg in einem sehr tief gelegenen und auf magische Weise völlig abgeschirmten Keller in der Nähe der alten Kaiserburg eine Gruppe von fünf Männern, denen eines gemeinsam zu sein schien: Sie trugen allesamt stechende Augen im Gesicht und verbreiteten allein durch ihr markantes Auftreten eine Aura von Furcht bei jedem, dem sie begegneten.
Der Keller lag tief im Sandgestein des Nürnberger Burgberges.
Zusammengerufen hatte die Gruppe ein in okkulten Kreisen berüchtigter Schwarzmagier mit dem bürgerlichen Namen Holgar Jotunson, der sich jedoch in magischen Kreisen meist Holgar von Jotunheimen nannte.
Er war im gleichnamigen norwegischen Gebirge aufgewachsen und von seinen Eltern nach der Geburt rituell dem Einfluß einer finsteren Macht geweiht worden, da diese einst ein entsprechendes Gelübde gegeben hatten, um daraus weltliche Macht zu erlangen.
Der heranwachsende Holgar hatte später verschiedene magische Praktiken studiert, von Crowley-Ritualen bis hin zu Vodoo-Gebräuchen und Dämonen-Beschwörungen, stets um einst befähigt zu werden, gewaltige Macht auszuüben. Er wußte, daß sein wahrer Meister, das Tier, bald stark genug sein würde, um innerhalb der Materie direkt einzugreifen, und so half er jener entsetzlichen Wesenheit, wo es nur ging, um in den der Materie nahestehenden Seins-Ebenen zu kondensieren.
Eines Tages war es dann auch gelungen. Sein schrecklicher Meister, jenes Urbild der triebgebundenen, destruktiven Kraft, war leibhaftig geworden. Das Tier war in den Schlünden des schwarzen Feuers auferstanden. Welch großartiger Fortschritt!
Doch mit seinen ständig wachsamen okkulten Fühlern bemerkte er, daß sich ein bisher unbekannter Faktor zu entwickeln begann, der der Macht des Tieres entgegenwirken würde.
Er hatte rasch die Örtlichkeit jener Gegenkraft lokalisiert: die alt-ehrwürdige deutsche Kraftstadt Nürnberg, die nicht ohne Grund einst als Herz des dritten Reiches bezeichnet worden war. Dort war nun jenes Treffen Gleichgesinnter anberaumt worden, um gemeinsam jenen Kräften auf die Spur zu kommen und ihnen ein Ende bereiten zu können, die sich der Offenbarung des Tieres entgegenzustellen drohten.
So stand nun Holgar von Jotunheimen in einer schwarzen Kutte vor den anderen vier Männern, die auf kleinen, stählernen Dreifüßen Platz genommen hatten, welche wiederum über je einem mit dampfendem Räucherwerk gefüllten Eisenkessel standen. Diese Kessel enthielten unter anderem Jungfrauenblut und männliches Ejakulat, beides auf sehr frevelhafte Weise in Einheit gebracht, was umso verurteilenswerter war, da nur zwei der übel mißbrauchten Mädchen überhaupt noch in der Lage waren, eine Anzeige bei der Polizei aufzugeben.
Während die Männer die Dämpfe dämonischer Sexualmagie lustvoll einatmeten, erhob Holgar seine Stimme und erklärte: “Brüder im Bunde des Tieres, seid mir willkommen zur Versammlung des Jahres Null, das die Auferstehung des Meisters einleiten wird.”
Alle nickten kurz und stumm mit dem Kopf.
Dann sprach der Norweger weiter: “So erfreulich es ist, daß die Macht des Tieres unsere Ziele auf Erden nun bald persönlich unterstützen wird, so bedenklich ist es auch, daß einige Anzeichen des Horgon-Orakels auf das Wirken einer Gegenkraft hindeuten. Und jene muß hier in Nürnberg ihren Ausgangspunkt haben.
So eröffne ich die Runde mit der Frage an den hier ansässigen Bruder Diabolophilus von Franken: Weißt du Näheres über irgendwelche uns schädlichen Aktivitäten unter den hiesigen Menschen?”
Während Holgar wieder Platz nahm, erhob sich der Angesprochene nun von seinem Dreifuß und erwiderte mit eiskalter Stimme: “Ja, Bruder Holgar von Jotunheimen. Vernimm die verwerfliche Annonce, die heute in der lokalen Presse zu lesen steht.
Ich hege die Vermutung, sie zeigt uns die Spur zu den Gesuchten.”
Alle Blicke richteten sich auf Diabolophilus, der einen Fetzen Papier aus seiner schwarzen Kutte zog und vorlas: “Wer es wagt, das innere Abenteuer der Befreiung auf sich zu nehmen, dem sei ein außergewöhnliches Erlebnis garantiert. Bitte melden unter …”
“Das ist alles? Das Wort Befreiung wird heute oft in den Mund genommen. Das sagt noch gar nichts!” warf Lumb’ha Ghan’ha, ein gewaltiger Magier und Voodoo-Zauberer aus Zentralafrika in Englisch ein.
In dieser Sprache wurde die Debatte geführt. Lumb’ha Ghan’ha war Meister im Zombifizieren und beherrschte einige unfehlbare Tötungs-Verfluchungen. Seine Haut war fast noch schwärzer als sein Umhang, das Schwärzeste an ihm war jedoch die Mauer um sein Herz.
Im Laufe seines Lebens hatte es ihn nach Tibet verschlagen, wo er in einem der wenigen von den Chinesen unberührten Klöster seinen diabolischen Machenschaften nachging.
In einem namenlosen Tal des Hochlandes von Tibet, wo auf einem schwer zugänglichen Felsvorsprung das genannte Kloster stand, betrieb er seitdem die Magie des Tieres. Das Kloster hatte er inzwischen völlig unter seine Kontrolle gebracht; er wurde dort nur noch der Schwarze Abt genannt. Daß in diesem Kloster inzwischen nicht mehr der wahrhaftige Buddhismus der Loslösung von allem Verhaftet sein praktiziert wurde, sondern eher das Gegenteil, braucht an dieser Stelle wohl nicht separat erwähnt zu werden.
Lumb’ha Ghan’ha hatte durch das Studium geheimer buddhistischer Schriften in Verbindung mit seinen schwarzmagischen Künsten eine ziemlich ungewöhnliche Fähigkeit entwickelt: Er beherrschte die körperliche Teleportation, konnte sich also kraft seiner Konzentration körperlich an andere Orte versetzen. So war es für ihn auch kein Problem gewesen, dem Versammlungs-Aufruf des mächtigen Holgars umgehend - ohne Flugzeug - Folge zu leisten.
“Ich habe die okkulte Spur der Annonce bereits nachverfolgt, Bruder Lumb’ha Ghan’ha”, warf Diabolophilus ein. “Sie führt zu zwei Männern, die einen verderblichen feindlichen Pfad beschreiten und von sehr seltsamen Energien umgeben sind. In höchstem Grade gefährlich!”
“Liquidiere die beiden, Bruder Lumb’ha Ghan’ha, dann wird die Macht des Tieres unbehindert wirken können!” schlug Ivor Laterna Magica aus Prag vor. Warum der Tscheche Ivor ausgerechnet den Namen jenes bekannten Theaters in Tschechiens Hauptstadt gewählt hatte, war unbekannt. Die Schicklichkeit erforderte, nicht danach zu fragen. Es mochte seine Gründe haben. Prag war eine geheimnisvolle Stadt, in deren verborgenen Katakomben die Schlüssel zu manch weltlicher und magischer Macht lagen.
“Nein!” befahl Holgar von Jotunheimen.
Er konnte befehlen, denn er war der Mächtigste im Bunde der Fünf.
“Die beiden werden noch nicht liquidiert. Wer weiß, auf welche Spuren sie uns noch bringen können. Ich persönlich werde mich auf ihre Annonce melden und die Machenschaften eventueller Gegner ausmerzen.”
Als letzter meldete sich nun ein kleiner, drahtiger Koreaner zu Wort. Er war sehr alt, seine stechenden Augen von tiefen Runzeln umgeben.
Es hieß, er habe einst den Koreakrieg initiiert und aus der Teilung des Landes immense okkulte und weltliche Macht gewonnen, herausgesogen aus dem Leid der unzähligen Morde und gewaltsamen Trennungen. Man nannte ihn in der Runde einfach Fakir, da er nie einen Namen angegeben hatte. Er war unverwundbar durch Pistolen-Kugeln, Feuer, Gifte oder andere äußere Einflüsse, was er vor der Runde bereits öfter lachend demonstriert hatte.
“Bruder Holgar”, äußerte Fakir, “wir schätzten deine außergewöhnlichen Ideen schon immer. Ich selbst habe nichts gegen eine solche Aktion einzuwenden, doch denke stets daran, daß du der Gemeinschaft des Tieres verpflichtet bist, durch deine Taten und deine Absichten. Du magst große Kräfte in dir haben, doch sie werden dich nicht auf Dauer vor den Einflüssen der Gegner schützen können. Sei auf der Hut! Das rate ich dir, denn auch ich spüre die Gegenkraft, und sie ist sehr stark!”
Die Versammlung legte noch einige Rituale fest, um die Macht des Tieres mehr und mehr zu festigen und ihrer habhaft zu werden. Dann löste sie sich auf.
In Nürnberg ereigneten sich in dieser Nacht auffallend viele unerklärbare Verkehrsunfälle, und die psychiatrischen Abteilungen der Kliniken meldeten eine enorm hohe Anzahl akuter schizophrener Anfälle. Von der Mauer der Nürnberger Burg stürzten sich zwei Jugendliche unter rätselhaften Umständen zu Tode …
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“Stell’ dir nur vor …” schwärmte ich Lara vor, “es haben sich fünf Leute auf unsere Anzeige gemeldet. Alle fünf haben nur kurze Briefe geschrieben, daß sie neugierig wären, was es mit dieser Annonce auf sich habe und daß sie gerne Kontakt aufnehmen würden. Zwei Frauen sind darunter. Eine davon sitzt noch im Gefängnis, das hat sie ganz offen zugegeben, wegen Drogen-Geschichten, sie kommt aber bald raus. Ein anderer - er nennt sich Holgar Jotunson - kommt sogar aus Norwegen, spricht aber ganz gut deutsch. Was meinst du, wollen wir sie alle zusammen mal einladen, wenn das eine Mädchen aus dem Gefängnis entlassen worden ist? Oder wollen wir sie lieber einzeln zu uns bitten und aufklären?”
“Möglicherweise wäre ein einzelnes Einladen effektiver, wenn wir sie überreden wollten …” antwortete Lara.
Sie wirkte nachdenklich, fuhr dann aber entschlossen fort: “Doch sie sollen sich ja zu einer Art Himmelfahrts-Kommando entschließen. Ein Treffen in einer Gruppe wäre also vorteilhafter. Da lassen sich die einzelnen Personen auch besser in ihren Reaktionen beobachten, weil sie sich nicht so beobachtet fühlen. Wie heißen sie denn eigentlich?”
Ich zählte auf: “Tom Anderson, ein in Deutschland lebender Engländer, merkt man sofort, Maria Bogner, das ist die Straffällige, Jan Helsig, wahrscheinlich ein Niederländer, er schreibt, er sei jetzt Taxifahrer, doch aus seinen wenigen Zeilen spricht ausgesprochen viel Lebenserfahrung, dann dieser Norweger Holgar Jotunson und schließlich eine junge Frau namens Vera Fröhlich, sie hat gerade ihr Diplom in Soziologie geschafft. Sie schreibt sehr enthusiastisch.
Naja, ob sie es in ihrer Begeisterung mit Sodon und seinen Machenschaften aufnehmen kann …?”
“Das wollen wir nicht beurteilen!” fiel mir meine Frau mir ins Wort, womit sie recht hatte. Wir überlegten uns noch eine passende Formulierung für ein Anschreiben, das an alle fünf gleichzeitig gerichtet werden könnte. Ein Termin wurde in zwei Wochen vorgeschlagen. Dann würde auch jene Maria nach ihrer Entlassung dabei sein können. Den Treffpunkt wollten wir genau an derjenigen Stelle festlegen, wo vor einiger Zeit die ganze Kette massiver Ereignisse begonnen hatten: in unserem Garten, just dort, wo Ailon einst erschienen war und eine ganze Nacht lang von seinem Leben erzählt hatte.
Danach setzten wir uns gemeinsam zur Meditation.
Lara nahm eine yogische Haltung ein, ich wählte den Lotossitz, kerzengerade und aufrecht.
Nach einiger Zeit bildete ich das Lichtschwert vor meiner Brust. Mit meditativ bewußtem Blick betrachtete ich es.
Das Schwert schien größer zu sein, als noch kurze Zeit zuvor. Auch schien es heller zu strahlen.
Es wird immer machtvoller! erkenne ich. Mächtiger noch, als in meiner Vision. Dennoch ist es nicht genug. Es muß eines Tages die Materie verwandeln. Dazu müßte es in der Tat materiell werden … so etwas wie das mythische Excalibur sollte wirklich auftauchen … was Ailon damit nur meinte?
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Sodons Dunkelburg erglänzte vor neuer Schwarzkraft, denn der Herr der Bosheit würde heute zu den Tiefen des archaischen Bewußtseins der Menschheit aufbrechen.
Der Fürst der Finsternis hatte in seiner Selbstherrlichkeit ein weit wallendes Gewand aus verdorrten Lichtstrahlen angelegt, dazu jenes hypnotische Diadem auf die Stirn, welches einst Pater Gregorius bei der ersten Begegnung mit dem vermeintlichen Zorn Gottes so beeindruckt und vereinnahmt hatte.
Ein Abstieg in das archaische Bewußtsein der Menschheit war keine Reise, bei der Entfernungen zurückgelegt werden, sondern verschiedene Zeit-Epochen und Bewußtseins-Zustände durchlaufen werden mußten.
Für ein Wesen wie Sodon, das an keinen materiellen Körper gebunden war, stellte eine derartige Reise keine große Herausforderung dar, zumal das Ziel der Reise in Sodons eigentlicher Ur-Heimat lag. Dort, in jenen Tiefen der Existenz, hatte er einst sein schauerliches Dasein begonnen, hervorgerufen durch die ersten eigennützigen Gedanken auf dieser Erde, genährt durch alle habsüchtigen Taten, Aggressionen und perversen Begierden der verschiedenen Wesenheiten. Sodon existierte, weil ihm die Wesen dieser Welt einst selbst die Chance gegeben hatten zu existieren. Er war durch eine Sackgassen-Entwicklung der Evolution in seine Art von Pseudo-Existenz gerufen worden. Und er wußte wohl, daß seinem Dasein jede Existenz-Berechtigung entzogen werden würde, falls einst die Menschen die Fähigkeit erlangen sollten, sich wieder in den natürlichen Fluß der Schöpfung einzufügen.
Aus diesem Grunde versuchte er ebendies vehement zu verhindern und die Menschen für alle Zeiten an ihre egoistischen Bestrebungen zu binden, mit deren Verlockungen er sie knechtete.
All die hieraus entstandenen fehlgeleiteten Gedanken und Handlungen der Menschen, sowie in deren Konsequenz das Leid und der Tod, waren schließlich seine und seiner Vasallen Lebens-Energie, die sie den Menschen voller Gier entzogen.
Wie ein strahlender Held, mit blitzenden trügerisch starken Augen, umgeben vom scharfen Nichts-Licht seiner vampirhaften Existenz-Ebene, so stand er nun mitten im Thronsaal seiner vielzackigen Dunkelburg, jenem schwarzen Gemäuer des Grauens, das fest verankert weit unter dem Wachbewußtsein des Lebendigen lag und seine verletzenden Zacken und Zinnen von dort aus in alles emporstrebende Leben bohrte.
Der Lügen-Fürst begann mit der Konzentration auf seine Heimat. Von düsterrotem Wabern umgeben verflossen allmählich seine Umrisse. Schließlich löste er sich ganz auf. Er, der Herr der Finsternis, hatte sich auf eine bedeutungsvolle Reise gemacht, deren Ergebnis der Vollzug der Endlösung der Menschheits-Frage sein sollte, ganz wie sein dunkler Urgrund, die Schwarze Sonne, es von ihm forderte.
Vom Reich der feinstofflichen Materie ausgehend, betrat Sodon einen düsteren Bereich, der an eine sich endlos erstreckende graue Wüstenei erinnerte. Hier lag kein Wüstensand, gab es keine Wüstenhügel und schon gar keine Wüsten-Tiere, hier herrschte nur ein alles vereinnahmendes Grau. Eine unendlich weite Trostlosigkeit, ein Ebenbild - oder wohl eher ein Ur-Symbol - der grauen, zubetonierten Zentren von Riesenstädten unserer Tage.
Dies war das Eingangs-Grau, gleichzeitig der Vorhof zu den archaischen Symbolen der Menschheits-Geschichte, einem ungeheuren Sammelsurium an allen bisher durchlebten Evolutions-Stufen und deren Abfall.
Von Sodons Warte aus zeigte sich der Eingang zu den archaischen Welten als ein glühender Spalt, der das endlose, leblose Grau in unheimlicher Weise durchschnitt.
Optisch war darunter nur ein unheimliches, undefinierbares Wabern zu erkennen, ohne Form, ohne Harmonie.
Doch der Höllenfürst wußte wohl, was diese seine Urheimat in Wirklichkeit barg:
Jedes tiefe Tal der menschlichen Entwicklung war hier nicht nur verzeichnet, sondern auch in höchstem Grade lebendig, jeder Mord, jede Gewalttat, jede Folterung, jeder destruktive Gedanke, kurzum alles Übel, das jemals geschehen war auf Erden, lag hier in Form von Ursymbolen vor. Natürlich lebten darin auch Bewußtseins fördernde Ur-Symbole lichtvoller Entwicklungen, doch daran war Sodon verständlicherweise nicht interessiert.
Sodon ließ seine schwarze Flammengestalt in den Aufriß-Spalt sinken und wurde alsbald von einem grausigen Geblubber in Form von giftgrünen Schlamm-Blasen umgeben, das sich zäh und vereinnahmend an ihn zu kleben versuchte.
Die Artverwandtschaft erkennend, ließ das Geblubber jedoch umgehend von ihm ab, als sich Sodon unbeeindruckt weiter sinken ließ.
Er kam nun in einen Bereich der Versteinerung, von wo aus die Urbilder des kristallinen Lebens ihre Matrizen in die Materie sandten.
Diesen Bereich der Pyramiden und Rhomben, der Kristallgitter und Oktaeder durcheilte der Dunkelfürst in großer Schnelligkeit. Er mochte das mineralische Leben der Steine nicht. Sie waren ihm zu ehrlich, noch nicht verderbbar.
Er wußte um die großen kosmischen Kräfte, die in den Edelsteinen schlummerten und sogar für ihn unvorhersehbar waren, Kräfte, die seine Pläne gelegentlich durchaus zu stören vermochten!
Der mineralische Bereich ging alsbald in einen eigenartigen Bereich über, der in Form von schmierigen Algen-Ablagerungen die Symbole für das entstehende pflanzliche Leben beherbergte. Auch hier hielt sich Sodon nicht lange auf. Die Pflanzen waren ihm ebenfalls zu rein, zu sehr dem Lichte zugewandt, ohne jene Triebe und Anlagen zur Selbstsucht ausgestattet, die nun einmal die Grundlage seiner eigenen Existenz bildeten.
Den Bereich des beginnenden tierischen Lebens erreichte Sodon als nächsten. Hier begannen nun die Triebe ihr erstes, stets unzufriedenes Dasein zu entwickeln. Passend zwar in ihrer eigenen Ebene, doch mit fatalen Auswirkungen, wenn ein Mensch sich nicht von dieser Ebene zu lösen vermochte.
In dieser Dimension entwickelten die Triebe die Basis für jede Begierde, die sie später im menschlichen Leben mit dem vom All-Sein abgetrennten Ego- Bewußtsein zu jener pervertierten Verzerrtheit des Mentals organisierten, von der die Erde heute geprägt ist und gesteuert wird.
Hier fühlte sich Sodon sichtlich wohler, denn die Symbole des Tierreichs veränderten in seiner Nähe sofort ihre Neutralität und wurden zur Destruktivität getrieben.
Eine Schlange war in Sodons Nähe nicht das Symbol der Weisheit und Heilung, sondern der Falschheit und des Verderbens. So ist es nicht verwunderlich, wenn Sodon in diesem Existenz-Bereich genau diejenigen Energien um sich scharte, die seiner eigenen Verderbtheit entsprachen.
Lügen-Schlangen krochen demütig zu seinen Füßen, ihren Meister erkennend und seine Größe verehrend. Zähne starrende Haifischmäuler und Tiefseefisch- Fratzen bissen nach ihm und versuchten, seiner gewaltigen Aggressions-Aura habhaft zu werden. Da rannten einige einsame Werwölfe durch einen dunkelbraunen Gras-Wald, vielleicht auf der Suche nach dem Vollmond, jedoch nur das düstere Glühen des Unbewußten findend.
Schräg über ihm bekämpften sich nun in einer riesigen Energieblase Hunderttausende, nein Millionen von Tyrannosauriern; brachten sich gegenseitig um und verspritzten dabei die dunklen Wolken von Blutrausch und Mordgier.
Lange und zufrieden betrachtete Sodon jene Tier-Symbole der Saurier. So sollten sich die schwächlichen Menschen umbringen. Das wäre nahezu ideal …
Natürlich müßte laufend für Nachkommenschaft gesorgt werden.
Die Sexualtriebe würden also weiter gestärkt werden, parallel dazu die kriegerischen Auseinandersetzungen zunehmen …
Nun ja, nach Errichtung des Magischen Tors würden diese Zustände normal werden unter den Menschen. Welch labende Energien würden davon an ihn fließen! Denn wo immer ein Kampf stattfand, flossen die Todes-Energien und Entsetzens-Schreie direkt zu seiner Dunkelburg und nährten die Existenz des Widergöttlichen.
Der Sieger aller Kämpfe hieß somit Sodon; der Nutznießer eines jeden destruktiven und selbstsüchtigen Gedankens war somit ausschließlich Sodon.
Man kann diese Tatsache nicht oft genug wiederholen …
Sodon ließ sich gerade durch eine energetische Untiefe voller Quallen und saugender Schmarotzer-Symbole treiben, wo er sich besonders heimisch fühlte, um schließlich den Bereich der reinen, ungelenkten Triebe zu verlassen.
Er passierte eine weitere Grenze und gelangte nun in die Welt des zur systematischen Ausrottung fähigen Verstandes.
Hier war ein denkendes Mental der Herr, ein pechschwarzes, Werwolf ähnliches Tier, das wußte, daß es zu wenig weiß, um allwissend zu sein. Doch unabhängig davon wurde es von all den vorhandenen Ur-Trieben gelenkt, daß es zu einem äußerst gefährlichen Urwesen geworden war.
Im Gegensatz zu den körperlichen Tieren auf der Erde, die in eine spezielle Harmonie der Natur eingebettet waren, war das Tier in der Lage, bewußt zu zerstören.
Und es hatte seine Finger nach der Menschheit ausgestreckt.
Noch hatte Sodon keinen unmittelbaren Kontakt mit der Manifestation des Tieres gehabt, doch es konnte sich nur um einen potentiellen Verbündeten handeln, ähnlich wie einst die Erd-Titanen, die leider wieder in die Grüfte der Ausweglosigkeit zurückgekehrt waren.
Überall sah Sodon in diesem schwarz wabernden Höllenbereich die Bilder von Gräuel-Szenen der auf der Erde stattfindenden und stattgefundenen Untaten des egozentrischen kleinkarierten Verstandes, der sich für unüberwindbar hielt, und doch nur Kälte und Unmenschlichkeit verbreitete.
Folterungen, Vergewaltigungen und Morde waren nur die augenscheinlichsten Manifestationen dieser Kraft. Wesentlich unerkannter waren all die subtilen und magischen Steuerungen der menschlichen Verhaltensweisen durch Werbung, Massenmedien, Politik und den Mißbrauch der Welt-Religionen.
Fast überall auf diesem Level war die sich als Herrscher aufschwingende eiskalte und durch Unbewußtheit pervertierte Ratio die treibende Kraft des Bösen im Hintergrund, und ihre menschlichen Opfer wurden entweder von ihren eigenen Gedanken zermürbt oder durch boshafte Taten zerrieben.
Gelegentlich waren die Sklaven der Unterjochungs-Mechanismen auch gleichzeitig die Ausführenden des Systems: sie waren vom Schicksal etwas begünstigter und hielten sich selbst für die Herrschenden, wodurch sie stets die weniger Begünstigten in ihrer Verblendung als Untermenschen betrachteten, deren einzige Daseinsberechtigung es sei, für sie zu arbeiten und zu konsumieren, und danach möglichst rasch das Grab zu besteigen.
Deutliche, symbolträchtige Szenerien dieser Ebene der Rohheit glitten an Sodon vorbei, und offenbarten allein, dadurch, daß sie anwesend waren, ihre Resonanz zur Entstellung der Wahrheit.
Kurz hintereinander erblickte der Herr der Finsternis während seiner Weiterreise einen schwafelnden Politiker an einem Podium, einen Fernsehbildschirm, auf dem gerade Werbung gezeigt wurde, einen häßlich dreinblickenden Guru vor einer Schar ängstlich niederkniender Vasallen und eine dickliche Ärztin, die gerade gelehrt dreinblickend und gleichzeitig feist grinsend einem kleinen Kind eine riesige Spritze ins Gesäß jagen wollte.
Bei jeder Szene lächelte Sodon grausam und wohlwollend … Ja, das Tier konnte nur ein natürlicher Verbündeter Sodons sein.
Der Dunkelfürst beschloß, es bald nach Errichtung des Magischen Tors zu kontaktieren.
Schließlich gelangte Sodon in einen gewaltigen energetischen Wirbelsturm. In ein Inferno an gewaltigen, rotierenden Energien, die etwas schützend zu umgeben schienen.
Unberührt schritt er hindurch, um im Auge des Sturms eine reine, blühende Wiese zu erblicken.
Verächtlich spuckte der Herr der Finsternis aus seiner Entfernung auf diese blühende Wiese, war sie doch das Symbol für Harmonie und für das erwachende menschliche Herz.
Und genau dies galt es nun für immer zu verschließen!