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Vorsicht! Die neue Mystery-Serie "Porterville" ist keine normale Serie, wie du sie kennst. Denn sie funktioniert wie eine Art Puzzle: So ist jede neue Folge von "Porterville" wie ein neues Puzzle-Teil. Das bedeutet, die Geschichten beginnen nicht unbedingt da, wo du bei der letzten Folge aufgehört hast. Doch mit jeder neuen Folge erhältst du tiefere Einblicke in die Stadt und ihre Bewohner, bis sich das rätselhafte Gesamtbild immer mehr zusammen setzt und am Ende die Frage geklärt wird: "Was ist das dunkle Geheimnis der Stadt Porterville?" Folge 3 "Nach dem Sturm": Jefferson Prey sollte eigentlich überglücklich sein. Er hat alles, was man sich in Porterville nur wünschen kann. Eine glückliche Familie, einen guten Job und einen liebevollen Freundeskreis. Zusammen mit seinem Freund und Mentor Takumi Sato hat er Porterville durch schwere und stürmische Zeiten geführt. Ab jetzt soll endlich eine neue, hoffnungsvolle Epoche der Stadt beginnen – bis Jefferson plötzlich erste Risse in der schönen Fassade Portervilles bemerkt und schon bald eine Entscheidung treffen muss, die sein ganzes Leben verändern kann …
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Seitenzahl: 70
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PORTERVILLE
- Folge 3 -
„Nach dem Sturm“
Simon X. Rost
- Originalausgabe -
3. Auflage 2013
ISBN 978-3-942261-44-9
Lektorat: Hendrik Buchna
Cover-Gestaltung: Ivar Leon Menger
Fotografie: iStockphoto
Psychothriller GmbH
www.psychothriller.de
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Ein Buch zu schreiben, dauert Monate. Es zu kopieren, nur Sekunden. Bleiben Sie deshalb fair und verteilen Sie Ihre persönliche Ausgabe bitte nicht im Internet. Vielen Dank und natürlich viel Spaß beim Lesen! Ivar Leon Menger
Prolog
„Ich atme einige Male tief durch und komme mir mit jedem Atemzug blöder vor. Fast bin ich so weit, den Test abzubrechen und Mr. Lundergaard zu sagen, was ich von seinen Fragen halte und dass er zurück zu seiner Farm fahren soll, oder wo immer er auch hergekommen ist, doch dann presse ich die Lippen zusammen, die Luft bleibt in mir und mit ihr all die Worte, die nach draußen wollten, und beginne zu zählen.“
Paul Higgins
Cambridge, 1985
- 1 -
„Tun sie etwas! Irgendwas!“
Alles ist voller Blut und Rhonda schreit wie von Sinnen.
„Halten Sie die Klappe!“, zischt Louise mich an und wischt sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn.
„Aber man muss doch etwas tun können!“ Meine Stimme überschlägt sich, das Herz schlägt knapp unter meinem Kinn, ich blicke mich gehetzt um.
Louise faucht zurück: „Sie halten jetzt augenblicklich die Klappe, sonst fliegen Sie raus! Kapiert?“
Louise schreit, um Rhondas Brüllen zu übertonen, und taucht wieder zwischen ihren blutigen Schenkeln ab. Ich nicke eingeschüchtert und Rhonda windet sich unter Schmerzen. Für einen Moment schließe ich die Augen, während Rhondas Fingernägel sich in meine Handfläche krampfen. Dann lässt der Druck ihrer Finger nach, sie hört auf zu schreien. Einen Atemzug lang ist es totenstill und ich frage mich, ob Rhonda noch bei Bewusstsein ist.
Dann wieder ein Schrei.
Aber nicht von Rhonda.
Leiser. Kleiner.
Von einem Neugeborenen.
Von Emily.
Ich öffne die Augen wieder und sehe meine Tochter zum ersten Mal.
- 2 -
Tag 25, Jahr 0032. Nieselregen setzt ein und legt einen Schleier über die Windschutzscheibe. Colin schaltet den Scheibenwischer ein und die Straßen Portervilles verwandeln sich in ein trübes Grau, das langsam an mir vorbeizieht. Ich blicke auf meine Hand und kann immer noch nicht fassen, wie klein Emilys Hand in ihr gewirkt hat, als sie vor kurzem noch in der meinen lag. Wie ein Spielzeug. Und doch hat ihre Hand sich mit jedem Atemzug bewegt, den meine Tochter, friedlich schlafend in den Armen ihrer Mutter, getan hat.
Seit acht Tagen ist sie nun da und es ist alles gut gegangen, trotz der vielen Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen hatten und haben. Was für ein Glück! Und Rhonda geht es auch gut, obwohl die Wehen 14 Stunden dauerten und sie meine Hand die ganze Zeit so fest gedrückt hielt, dass ihre Knöchel weiß wurden und es mir vorkam, als wären meine Finger in einen Schraubstock geraten. Ich hatte Angst, weil das Krankenhaus bis unters Dach voll war und das Licht immer wieder ausfiel, und Louise, die Hebamme, sagte, sie könne die Herztöne des Ungeborenen nicht überprüfen, weil die Notstromaggregate nur Energie für das Licht liefern und nicht für den Ultraschall und was sie sonst noch an Gerätschaften brauchen.
Ich hatte furchtbare Angst und wusste, ich darf sie nicht zeigen. Bleib ruhig, Jefferson Prey, habe ich mich immer wieder ermahnt und auf die fleckigen, grünen Kacheln des Kreißsaals gestarrt, die stumpf im flackernden Neonlicht glänzten. Bleib ruhig, gib ihr Kraft! Aber Rhonda hat so furchtbar geschrien. Als würde man ihr bei lebendigem Leibe das Herz herausreißen.
Und dann das Blut. Viel Blut. Es war einfach überall! Die alte Hebamme schwitzte, ihre Arme waren bis zum Ellenbogen mit Blut verschmiert. Und Rhonda schrie so laut, dass wir alle halb taub waren. Aber es war nicht das Herz, das man ihr bei lebendigem Leibe heraus riss. Es war Emily.
Unsere, meine Emily.
Emily Prey.
Wie wunderschön sie ist! Ich finde es immer noch unbegreiflich, dass ich seit acht Tagen der Vater einer kleinen, wunderschönen Tochter bin. Und ebenso unbegreiflich ist die Tatsache, dass man einen Menschen von ganzem Herzen lieben kann, sogar sein Leben für ihn geben würde, obwohl er erst so kurz auf der Welt ist und man ihn eigentlich noch gar nicht kennt. Es ist ein Wunder, nicht mehr und nicht weniger.
Seit Emily auf der Welt ist, habe ich endgültig das Gefühl, dass alles gut werden wird. Es gibt eine Zukunft für uns. Für uns alle in Porterville, und Emily wird sie sehen und erleben, an ihr Teil haben und sie mitgestalten.
All das Blut, all die Tränen und die vielen Toten auf den Straßen werden nicht umsonst gewesen sein. Sogar meinem Vater, Martin Prey, geht es besser, seit Emily da ist. In den Tagen vor der Befreiung sah er ständig alt und abgekämpft aus, als läge Staub in den dünnen Falten um seine Augen. Er hustete und immer wieder war das Taschentuch, das er sich dabei vor dem Mund hielt, rot. Getränkt von Blut.
Ich habe ihn darauf angesprochen, ihn gedrängt, zu einem Arzt zu gehen, aber er wollte davon nichts wissen. „Was du tust, ist jetzt viel wichtiger für uns alle, Jefferson. Und die Krankenhäuser sind voller verwundeter junger Männer und Frauen. Die brauchen die Ärzte nötiger als ich.“
Er hatte nicht unrecht, und meinem Vater zu widersprechen fällt mir nach all den Jahren immer noch schwer, obwohl ich nun selber ein Vater bin und zu einem kleinen bescheidenen Teil sogar die Geschicke dieser Stadt lenke. Als ich Emily nach der Entbindung in seine schwachen Arme gelegt habe, kam dieser Glanz in seine Augen, die sonst so trüb wirken. Es wird alles wieder gut, sagten seine Augen.
Es wird alles wieder gut.
„Tut mir leid, Sir. Da vorne muss irgendetwas los sein.“
Die Stimme des Fahrers reißt mich aus meinen Gedanken und erst jetzt fällt mir auf, dass wir seit bestimmt fünf Minuten auf der gleichen Stelle der Congress Street stehen, ohne, dass eine Ampel in Sicht wäre. Wir haben einen Umweg an der Mauer entlang genommen, um dem dichten Verkehr zu entgehen, und sind dennoch steckengeblieben. Regentropfen laufen zitternd über die Frontscheibe, die Menschen vor uns sind aus ihren Fahrzeugen ausgestiegen, irgendjemand brüllt etwas, aber ich kann nicht hören, was er brüllt. Ich lege Colin kurz die Hand auf die Schulter.
„Warten sie hier, Colin. Ich gehe mir das ansehen.“
„Sir, es ist vielleicht nicht sicher. Sie sollten besser ...“
Aber ich höre nicht, was ich besser sollte, weil ich schon ausgestiegen bin.
- 3 -
Schwere Regentropfen klatschen jetzt auf die Straße, waschen den Staub von den Gehwegen. An der nächsten Straßenkreuzung scheint die Ursache des Staus zu liegen. Männer in schwarzen Uniformen brüllen Befehle. Unsere Männer. Dann knallt ein Schuss und die, die aus ihren Autos ausgestiegen sind, zucken zusammen und ducken sich schnell wieder in ihre Fahrzeuge.
Ich beschleunige meine Schritte, sehe, dass ein umgestürzter Lieferwagen auf der Kreuzung liegt, wie ein großer weißer Käfer, der auf den Rücken gefallen ist. Schwarze Bremsspuren ziehen sich über die Kreuzung, Patronenhülsen liegen überall, Pulverdampf hängt schwer in der Luft. In der Seitenwand des Lieferwagens ist eine Reihe Einschusslöcher, wie eine schwarze Perlenkette auf einem schmutzigen Bettlaken.
Drei Männer mit Skimasken liegen auf dem Asphalt, ihre Hände sind mit Kabelbindern hinter dem Rücken gefesselt, zwei von ihnen bluten. Unsere Leute halten sie mit Waffen in Schach. Ich gehe auf den Kommandanten der Brigade zu, der in ein Walkie-Talkie spricht, als mir plötzlich ein junger Uniformierter mit blondem, streng gescheiteltem Haar den Weg verstellt. „Halt! Sie können hier nicht weiter. Gehen Sie zurück zu Ihrem Auto!“ Er nimmt sein M4 hoch und richtet den Lauf auf mich.
Ich hebe abwehrend die Hände. „Hören Sie, ich will mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Was ist hier los? Wer sind diese Leute?“
Der Junge steht unter Druck, er nimmt den Lauf noch etwas höher und richtet ihn auf meinen Kopf. Seine Kiefer mahlen aufeinander, sein Blick zuckt zu seinen Kameraden. Er hat Angst und bellt mich an. „Sind Sie taub, Mann? Gehen Sie jetzt weg! Zurück in Ihren Wagen, oder ich schieße!“