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Was ist das dunkle Geheimnis von Porterville? Erlebe in Folge 16 "Zeichen des Zerfalls" die spannende Geschichte aus der Sicht von Martin Prey.
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Seitenzahl: 54
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Folge 16
„Zeichen des Zerfalls“
John Beckmann
- Originalausgabe -
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-942261-62-3
Lektorat: Hendrik Buchna
Cover-Gestaltung: Ivar Leon Menger
Fotografie: iStockphoto
© Verlag Psychothriller GmbH
www.psychothriller.de
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Vertonung als Hörbuch oder -spiel, oder der Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen, Video oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.
Ein Buch zu schreiben, dauert Monate. Es zu kopieren, nur Sekunden. Bleiben Sie deshalb fair und verteilen Sie Ihre persönliche Ausgabe bitte nicht im Internet. Vielen Dank und natürlich viel Spaß beim Lesen! Ivar Leon Menger
Prolog
„Ich sitze am Schreibtisch in meinem Büro und kann es immer noch nicht fassen. Mein Porterville – es entgleitet meinen Fingern und ich kann nichts dagegen tun, als mit anzusehen, wie die Stadt im Chaos versinkt. Anarchie und Auflehnung herrschen statt Güte und Vernunft. Mein Lebenswerk zerfällt zu Scherben.
Vor mir auf dem Tisch liegen die Berichte der verschiedenen Instanzen. Auf allen prangt der rote Schriftzug „Code A“. A wie Apokalypse oder All systems down! Zögerlich ziehe ich die Zettel mit den Fingerspitzen heran und beginne, das Protokoll des Schreckens noch einmal zu lesen.“
Takumi Sato
Porterville, Jahr 0048
1
Ich räuspere mich. Vor mir auf dem Tisch liegt ein Tablet. Es zeigt ein Textdokument. Vor dem Tisch steht eine Kamera.
„Prägen Sie sich den Text in Ruhe ein“, sagt eine Stimme aus der Dunkelheit jenseits der Schweinwerfer. „Schauen Sie während der Aufnahme nicht nach unten, sondern die ganze Zeit direkt in die Kamera. Haben Sie das verstanden?“
Ich nicke. Ich schwitze. Die Scheinwerfer sind sehr warm.
„Wenn Sie nach unten auf das Tablet schauen, müssen wir die Aufnahme wiederholen.“
„Okay“, sage ich.
„Ja?“
„Ich habe es verstanden.“
„Gut. Fangen Sie einfach an, wenn Sie so weit sind.“
Ich räuspere mich. Dann beginne ich zu sprechen.
„Ich werde ein paar Wochen in der Klinik bleiben. Die Mediziner haben ein neues Verfahren entwickelt, das mich mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig heilen wird. Allerdings darf mich während der Behandlung niemand besuchen. Mach dir also keine Sorgen, Emily. Alles wird gut. Ich liebe dich sehr.“
„Gut“, sagt die Stimme. „Das müsste funktionieren.“
Sie zwingen mich, diese Nachricht einzusprechen.
Es ist eine Lüge. Alles, bis auf den letzten Satz.
„Ich kannte Ihren Sohn, Mr. Prey, wussten Sie das? Wahrscheinlich nicht. Ich war damals dabei, als er befragt wurde. Wegen des geplanten Attentats auf Bürgermeister Sato. Wie lange ist das her? Zwölf, dreizehn Jahre?“
Der Mann auf der anderen Seite des Tisches heißt David Cheung. Ich kenne sein Gesicht aus dem Fernsehen. Er war Running Back der Patriots, bevor er sich für eine Karriere bei der IFIS entschloss.
„Jefferson war ein harter Hund, Mr. Prey“, sagt David und knackt dabei gedankenverloren mit den Fingerknöcheln. Er muss etwa Anfang Vierzig sein und ist noch immer ein Berg von einem Mann. Wo früher pure Muskeln waren, sind jetzt Fleisch, Fett und Muskeln. Auch der maßgeschneiderte Dreireiher kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich unter seinem feinen Stoff mindestens 150 Kilo Lebensgewicht verbergen.
„Ich hoffe, Sie machen es uns beiden nicht ganz so schwer.“
Das Schwein bringt es tatsächlich fertig zu lächeln.
„Warum bin ich hier?“, frage ich. Mein Hals ist rau und trocken.
„Die Frage ist vielmehr, warum man Sie nicht schon viel früher festgenommen hat. Wenn man sich Ihren Stammbaum einmal ansieht, sollte eigentlich niemand aus Ihrer Familie frei herumlaufen. Erst Sie, dann Ihr Sohn Jefferson und jetzt Emily …“
Meine Deckung fällt bereits bei der bloßen Erwähnung ihres Namens.
„Was … was ist mit ihr?“
„Emily …“, sagt David noch einmal, denn er ist sich der Wirkung bewusst. „Was mit ihr ist? Sie wollen wissen, ob sie in Schwierigkeiten steckt? Ob es ihr gut geht?“ Er zupft mit seinen dicken Fingern die Hemdsärmel unter seinem Jackett heraus. Ein Metzger, der einen kultivierten Geschäftsmann imitiert. „Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Sie erzählen mir etwas, dann erzähle ich Ihnen etwas. Dann Sie wieder, dann ich wieder. So kommen wir in einen Dialog. Was halten Sie davon?“
„Was ist mit Emily?“
Er schüttelt den Kopf. „Sie fangen an.“
„Okay. Okay, was wollen Sie wissen?“
Er sieht mich einige Sekunden lang an, bevor er fragt. Und als er es tut, betont er jedes Wort einzeln. „Wo … ist … Jonathan … Sato?“
„Jonathan Sato … Woher … woher soll ich das wissen?“
„Schade“, sagt David und schlägt die Beine übereinander. Seine Oberschenkel sind mannsdicke Leberwürste in Seidenpelle. „Wir waren auf einem guten Weg.“
„Es tut mir leid, ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sich der Enkel von Mr. Sato befindet.“
„Für wen arbeitet Emily?“
„Für … für niemanden. Wie kommen Sie darauf, dass sie für jemanden arbeitet? Was ist mit ihr?“
„Sie erzählen mir etwas, dann erzähle ich Ihnen etwas, das ist der Deal, aber bislang versuchen Sie nur, mich zu ficken.“
Seine Fassade bröckelt. Ich weiß nicht, ob dies gut oder schlecht für mich ist. Eigentlich ist es mir egal.
„Wo ist Jonathan Sato?“, fragt David wieder.
„Ich weiß es wirklich nicht. Ich kenne den Jungen überhaupt nicht.“
„Er hat Kontakt zu Ihrer Enkelin.“
„Ja. Ja, das stimmt. Und ich habe ihr verboten, ihn wiederzusehen.“
„Warum?“
„Weil … Ich möchte es einfach nicht.“
„Mit wem hatte Emily in den letzten drei Monaten sonst noch Kontakt?“
„Ich weiß nicht, mit ihren Freundinnen, Mitschülerin. Warum fragen Sie das? Emily hat nichts Falsches getan. Sie ist ein durch und durch anständiges Mädchen.“
„Für wen arbeitet sie?“
„Für niemanden!“
„Wo ist Jonathan Sato?“
„Ich weiß es nicht!“
„Bullshit!“
Davids Faust schlägt auf der Tischplatte ein wie ein Vorschlaghammer. Der Knall ist so laut, dass ich zusammenzucke.
„Bullshit!“, brüllt er noch einmal. Dann steht er auf und geht einige Male auf und ab. „Ich habe Ihren Sohn stundenlang bearbeitet, bis er aus allen Körperöffnungen geblutet hat. Und dann ist er zerbrochen. Jeder zerbricht früher oder später. Auch Sie.“
„Aber ich weiß nichts“, sage ich schwach.
„Jefferson hat sich für Sie geopfert. Es ist an der Zeit, dass Sie dasselbe für Ihre Enkelin tun.“