Private Banking und Financial Planning - Prof. Dr. Frank Schneider - E-Book

Private Banking und Financial Planning E-Book

Prof. Dr. Frank Schneider

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Wie sparen Sie auf legale Art und Weise Steuern und reduzieren Ihren Spitzensteuersatz? Erfahren Sie mehr über zuverlässige, planbare und überschaubare Wege der Steuerersparnis im Zusammenhang mit Ihrer Vermögensanlage. Denn nur so wird die Rendite Ihrer Kapitalanlagen systematisch erhöht. Und durch Reinvestition der Steuerersparnisse bauen Sie weiteres Vermögen auf. Das nennt sich "Financial Planning". Das Buch informiert Sie praxisnah und leicht verständlich über die finanzwirtschaftlichen und steuerrechtlichen Grundlagen des Financial Planning. Es beleuchtet Kapitalanlagen nach steuerlichen Aspekten und bietet zuletzt Empfehlungen hinsichtlich der optimalen Finanzplanung. Zusätzlich erhalten Sie Adressen und Checklisten für Ihre Planung.

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Seitenzahl: 373

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Prof. Dr. Frank Schneider

Private Bankingund FinancialPlanning

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

ISBN

Hardcover:

978-3-7451-0329-8

Softcover:

978-3-7451-0328-1

eBook:

978-3-7451-0330-4

© 2018 Frank Schneider

Business Insights by Haufe

Ein Imprint der Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1 Grundlagenwissen: Was Banker, Finanzberater und Steuerberater nicht wissen oder Ihnen verschweigen

1.1 Warum Zeit wirklich Geld ist: Fundamentale Gesetze der Kapitalmarkttheorie, die Sie kennen sollten

1.2 Wie Banken rechnen – oder: Die Suche nach der wahren Rendite

1.3 Nicht nach Steuern steuern: Objektive Beurteilungskriterien für Kapitalanlage- und Finanzierungsentscheidungen

1.4 Welches Kapitalanlageziel ist wichtiger: Zielkonflikte, Interaktion und Priorisierung der Entscheidungskriterien

1.5 Financial Planning nach Einführung der Abgeltungsteuer

1.5.1 Grundlagen der Besteuerung

1.5.2 Doppelbesteuerungsabkommen und fiktive Quellensteuer: Vorsicht bei Anlagen im Ausland

1.5.3 Die Fondsbesteuerung: Ein Buch mit sieben Siegeln

1.5.4 Die Besteuerung von Einkünften aus Vermietung und Verpachtung: Attraktive Gestaltungsmöglichkeiten für Betongoldinvestoren

1.5.5 Erbschaft- und schenkungsteuerliche Vorschriften und Gestaltungsmöglichkeiten: Richtig (ver)erben

2 Von der Kapitalanlage zur steuerorientierten Vermögensgestaltung: Einführung in die Finanzplanung

2.1 Datenaufnahme und Datenauswertung: Wo stehe ich heute?

2.2 Erfassung und Priorisierung der persönlichen Ziele und Einstellungen: Wo möchte ich hin?

2.3 Entwicklung eines Finanzplanes: Wie erreiche ich meine Ziele?

2.3.1 Liquiditätsplanung: So vermeiden Sie Engpässe

2.3.2 Vermögensstrukturplanung: Ziehen Sie Bilanz

2.3.3 Immobilienplanung: Mehr Nachsteuerrendite durch Nachrechnen

2.3.4 Steuerplanung: Mehr als Verteilung der Freistellungsaufträge

2.3.5 Risikoplanung: So sichern Sie sich sinnvoll gegen existenzielle Risiken ab

2.3.6 Vermögensübertragungsplanung: Planen Sie Vererben, Schenken und Unternehmensnachfolge sorgfältig

2.3.7 Vorsorgeplanung: So reagieren Sie richtig auf Riester und Rürup

2.4 Dynamisches Financial Planning: Erfolg durch kontinuierliche Planung und Szenarioanalysen

2.5 Financial Planning – konkrete Tipps für die praktische Umsetzung

2.5.1 Warum ist eine steuerorientierte Finanzplanung sinnvoll und wie finde ich einen Finanzplaner?

2.5.2 Überprüfung des Erfolges und der (versteckten) Kosten: Verdienen Sie anstelle der Banken

2.5.3 Maßnahmenplanung: Quick Hits für Ihre Kapitalanlage

2.5.4 Die Finanzplanungsmatrix: Eine Strategieübersicht für Besserverdiener und Spitzensteuersatzgeschädigte

2.5.5 Asset Allocation: Leitlinien für die erfolgreiche Aufteilung Ihres Vermögens in verschiedene Anlageklassen

3 Basisstrategien des Financial Planning, die Sie kennen und nutzen sollten

3.1 Schöpfen Sie den Sparerfreibetrag optimal aus

3.2 Erzielen Sie hohe steuerfreie Erträge

3.3 Steuerstundung durch Cash-Flow-Steuerung: Verlagern Sie Ihre Zinserträge

3.4 Der Stückzinstopf-Trick: Schlagen Sie das Finanzamt mit seinen eigenen Waffen

3.5 Nutzen sie die fiktive Quellensteuer: Hochprozentiges mit Steuervorteil

3.6 Vermögensübertragung: Steuern sparen mit Hilfe Ihrer Kinder

3.7 Nutzen Sie die Doppelbesteuerungsabkommen: steuerfreie Immobilienerträge

4 Strategien für selbst genutzte und vermietete Immobilien

4.1 Schuldzinsabzug: Gestaltungsmöglichkeiten für Selbstnutzer mit vermieteter Immobilie

4.2 Immobilienerwerb gegen Kaufpreisrente

4.3 Immobilienerwerb gegen Versorgungsleistungen

4.4 Miteigentum an der selbst genutzten Wohnung: Vorsicht Förderungsfalle

4.5 Kurzfristige Vermietung für Selbstnutzer

4.6 Langfristige Vermietung vor Selbstnutzung

4.7 Verkauf vermieteten Grundbesitzes an nahe Angehörige: wieder flüssig

5 Die Umsetzung Ihrer Strategie: Was bringen Geldwertanlagen unter Steueraspekten?

5.1 Sparangebote und Sichteinlagen

5.2 Bausparverträge

5.3 Lebensversicherungen

5.4 Rentenversicherungen

5.5 Fondsgebundene Lebensversicherungen

5.6 Direktversicherungen

5.7 Anleihen

5.7.1 Zerobonds

5.7.2 Annuitätenanleihe

5.7.3 Bundesschatzbrief Typ B

5.7.4 Kombizinsanleihe

5.7.5 Optionsanleihe

5.7.6 Stufenzinsanleihe

5.7.7 Bondstripping

5.8 Anleihen ohne Steuereffekt

5.8.1 Bundestitel

5.8.2 Genussscheine

5.8.3 Industrieanleihen

5.8.4 Wandelanleihe

5.8.5 Floater

6 Die Umsetzung Ihrer Strategie: Was bringen Sachwertanlagen unter Steueraspekten?

6.1 Sinn und Unsinn von Aktien

6.2 Aktienkursabhängige Wertpapiere

6.2.1 Discount-Zertifikat

6.2.2 Aktienanleihe

6.2.3 Indexzertifikat

6.2.4 Indexaktien (ETFs) und Indexfonds

6.2.5 Indexanleihe und Anleihezertifikate

6.3 Immobilien

6.3.1 Finanzierung: Teure Fehler vermeiden

6.3.2 Offene Immobilienfonds

6.3.3 REIT-Fonds

6.4 Investmentfonds

6.4.1 Funktionsweise und generelle Beurteilung

6.4.2 Besteuerung: Buch mit sieben Siegeln – auch nach dem Investmentsteuergesetz

6.4.3 Auswahlkriterien: Sieben Schritte zur besten Auswahl

6.4.4 Investmentstrategie: So werden Sie Millionär

6.4.5 Cost-Average und andere Mythen

6.5 Unternehmerische Beteiligungsmodelle

6.5.1 Prüfung von geschlossenen Fonds: Vorgehensmodell und Checkliste

6.5.2 Geschlossene Immobilienfonds

6.5.3 Schiffsbeteiligungen

6.5.4 Windkraftanlagen

6.5.5 Medienfonds

7 Faustregeln für das Financial Planning

Literaturverzeichnis

Vorwort

Sehr geehrter Leser,

zunächst möchte ich Sie beglückwünschen. Nicht zum Erwerb dieses Buches, das wäre vermessen. Nein, vielmehr gilt mein Respekt Ihrer Leistung und Ihrer ökonomischen Position. Denn wenn Sie dieses Buch erworben haben steht zu vermuten, dass Sie bereits nennenswertes Vermögen besitzen. Offenbar gehören Sie zu dem in Deutschland geneideten Kreis derer, die es „geschafft“ haben. Anders als in anderen europäischen Ländern, wo Reichtum regelmäßig auch von gesellschaftlicher Anerkennung begleitet wird, muss der deutsche Millionär sich quasi ständig für seinen Erfolg entschuldigen und diesen erklären – besonders beim Finanzamt.

An dieser Stelle unterscheidet sich das vorliegende Buch auch von vielen anderen. Es wendet sich nämlich an Leute, die bereits wohlhabend sind oder zu den Besserverdienern mit Spitzensteuersatz gehören. Zwar gibt es eine Flut von Beiträgen zum Thema „Wie werde ich möglichst schnell mit möglichst wenig Arbeit Millionär?“. Danach lässt die Wirtschaftsliteratur den geneigten Leser allerdings allein. Oft genug darf auch befürchtet werden, dass die Autoren selbst diese Frage zumeist erst nach der Veröffentlichung Ihrer Schriften realistisch beantworten können. Finden sich doch Rezepte zum Reichtum immer an den vordersten Plätzen der Bestsellerlisten. Allen, die noch nicht Millionär sind, sei gesagt, beeilen Sie sich, es zu werden. Denn wir werden sehen, dass man in der Tat Millionär sein muss, um eine monatliche Rentenlücke von 1.000 Euro zu schließen. Dieses Buch soll Sie ein Stück des Weges dahin begleiten. Mit Finanzplanungs-Strategien, die jeder Vermögende kennen sollte, möchte ich Ihnen zeigen, wie man das Kapital vermehrt, Steuern vermindert und vor allem seinen Lebensstandard sichert.

Denn ist man erst einmal wohlhabend geworden, so hat man es mit einer Reihe von Widersachern zu tun. Dazu zählen die Jünger von St. Fiskus, die bei Millionären durch eine Reihe von Steuern öfter und mittels höherer Steuersätze auch schmerzhafter zulangen als bei Durchschnittsverdienern. Der Steuerrechtler nennt das Besteuerung nach Leistungsfähigkeit. Jeder zahlt das, wozu er in der Lage ist, also so viel er kann. Wie viel Sie aber zahlen können, entscheiden andere für Sie. Zudem muss sich der Wohlhabende den Tücken der Inflation und hoher Transaktionskosten bei der Kapitalanlage erwehren und er wird regelmäßig Opfer von Vertriebsaktivitäten des grauen Kapitalmarktes. Insofern wende ich mich an eine aussterbende Klasse, zumal schon die Einführung des Euro die Anzahl von Millionären in Deutschland drastisch reduziert hat. Dennoch reicht es völlig aus, wenn das Einkommen des Lesers einer hohen Steuerbelastung – oder gar dem Spitzensteuersatz – unterliegt, um von den Hinweisen dieses Buches profitieren zu können. Diese beziehen sich auf die zentrale Fragestellung der Besserverdienenden und Wohlhabenden: Wie bleibe ich vermögend?

Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Antwort vieler Wohlhabender auf diese Frage daher lautet: So viele Immobilien kaufen und Schuldzinsen anhäufen wie möglich, um der Inflation und dem Finanzamt gleichermaßen ein Schnippchen zu schlagen. An dieser Faustregel ist viel Wahres. Denn die Rendite einer Anlageform ist immer die Rendite nach Steuern und die Berücksichtigung von Steuereffekten ändert die Vorteilhaftigkeit von Kapitalanlagen dramatisch.

Banker wissen um diesen Sachverhalt und umwerben Sie mit englisch eingefärbten Schlagworten wie „Private Banking“, „individuelle Asset Allocation“ oder seit neuestem „Financial Planning“. Das primäre Ziel dieses Buches besteht daher zunächst darin, dieses Modewort zu beleuchten. Generell haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie kümmern sich um Ihre Finanzplanung selbst oder Sie delegieren sie einem Banker. Wenn Sie sich jedoch auf diese Fachleute verlassen, überlassen Sie die Anlageentscheidung einem Dritten, der oft genug nicht einmal dieselbe ökonomische Erfahrung besitzt wie Sie. Das heißt, er schätzt das Risiko einer Alternative ganz anders ein als Sie selbst. Noch dazu ist das Fachwissen von Bankern im Bereich Kapitalanlage und Steuern oft sehr lückenhaft.

Bedenken Sie stets, dass Banken keine Steuerberatung übernehmen dürfen. Insofern ist mangelnde Sachkenntnis in diesem schwierigen Bereich nicht sonderlich verwunderlich. Auch wenn Sie hierfür einen Steuerberater hinzuziehen, lehnen Banken jegliche Haftung hinsichtlich der steuergestaltenden Kapitalanlage ab. Dennoch verkaufen Ihnen Banker diese Anlageformen, wie Immobilien, geschlossene Fonds oder bestimmte Wertpapiere. Die Betonung liegt auf „verkaufen“, denn objektiv beraten kann jemand, der auch 10 Jahre nach Beginn der Finanzkrise immer noch von Transaktionsprovisionen, versteckten Margen und Gebühren lebt, wohl kaum. Solange Ihre Bank für die Finanzplanung und Vermögensverwaltung kein offenes Beratungshonorar fordert, wird sie nicht in Ihrem Sinne, sondern nur im Eigeninteresse handeln. Daran ist übrigens nichts Unehrenhaftes, denn Banken sind gewinnmaximierende Unternehmen. Nur zu Ihrem Vorteil handeln sie nicht.

Wenn Sie bereits langjährige Anlageerfahrung besitzen, werden Sie auf die Empfehlung eines Bankers oft verzichten können, auf den Steuerberater jedoch nicht. Steuerlicher Rat ist bei der Kapitalanlageentscheidung unabdingbar. Auch wenn die Besteuerung von Kapitalanlagen selbst für Steuerberater ein schwieriges Gebiet ist, werden Sie bei einem Großteil dieser Fachleute gegen ein Beratungshonorar fachkundigen und objektiven Rat erhalten. Nach einer Vielzahl von Seminaren, die ich für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zu diesem Thema gehalten habe, muss jedoch konstatiert werden, dass ein Steuerberater kaum den Überblick über alle in Betracht kommenden Anlagealternativen besitzen kann. Die meisten Steuerberater scheuen sich daher vor einer Anlageberatung und der damit verbundenen Empfehlung. Kein Wunder, denn ihre Betriebshaftpflicht schützt sie nicht vor der Haftung im Falle einer Fehlberatung im Kapitalanlagebereich.

Wenn aber weder Banker noch Steuerberater Sie kompetent hinsichtlich Ihrer langfristigen, steuerorientierten Vermögensgestaltung, was nichts anderes ist als „Financial Planning“, beraten können, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als dieses selbst zu übernehmen. Ohnehin kann (auch rechtlich) niemand Ihnen die Entscheidung hinsichtlich einer Kapitalanlagealternative abnehmen, auch wenn Banker und freie Vermögensberater des grauen Kapitalmarktes aus verkäuferischen Gründen oft vorgeben, dieses zu tun. Im Endeffekt unterschreiben Sie persönlich und es ist Ihr Geld, das sich vermehrt oder verloren geht.

Sie selbst sind also Ihr bester Anlageberater! Daher wendet sich das vorliegende Buch sowohl an Besserverdiener mit Spitzensteuersatz als auch an Vermögensmillionäre. Dabei sind zwei grundsätzliche Typen zu unterscheiden. Der selbst disponierende Anleger, der seine Finanzplanung eigenständig durchführt, und der delegierende Anleger, der sich dabei externer Unterstützung bedient. Der selbst disponierende Anleger erhält in diesem Buch konkrete Empfehlungen über Finanzplanungsstrategien, eine Anleitung über den Ablauf und die Instrumente einer Finanzplanung mit vielen Formularen und Checklisten. Der Delegierer bekommt genaue Hinweise zum gezielten Einsatz von Finanzplanern, Steuerberatern, Bankern oder Notaren. Beide bekommen einen Überblick über die Prozesse und Kontrollmöglichkeiten bei der Vermögensplanung sowie über die mittlerweile fast unüberschaubare Produktwelt des Kapitalmarktes.

Dieses Buch soll Sie in die Lage versetzen, Kapitalanlagealternativen vor dem Hintergrund der ökonomischen und steuerlichen Nebenwirkungen weitgehend eigenständig zu beurteilen und zu kombinieren, die Empfehlungen von Dritten kritischer zu hinterfragen und Anknüpfungspunkte für das Gespräch mit Ihrem Financial Planner, Notar oder Steuerberater zu erhalten.

Dabei möchte ich insbesondere Bankfachwissen und Steuerwissen entmystifizieren. Beides ist kein Buch mit sieben Siegeln und mit wenigen ökonomischen Grundregeln und gesundem Menschenverstand ist bereits viel gewonnen. Daneben möchte ich den oft sehr trocken anmutenden Stoff so praxisnah wie möglich und mit viel Lesespaß vermitteln.

Ich hoffe, das ist mir gelungen, und ich freue mich schon auf Ihre Rückmeldung unter [email protected].

Auf diesem Wege möchte ich Herrn Björn Bordien danken, ohne dessen strenges Lektorat dieses Vorhaben nicht gelungen wäre.

Alles Liebe geht an Sandra und Socke, denen dieses Buch gewidmet ist!

Wiesbaden, 16.42018Frank Schneider

Einleitung

Als Leser mit Spitzensteuersatz arbeiten Sie wie die meisten wohlhabenden Bundesbürger ab Mitte des Jahres nur noch für das Finanzamt. Dieses Bild vor Augen ist es nur verständlich, wenn Sie die Besteuerung Ihres Einkommens gerade noch so hinnehmen, aber die Besteuerung der Erträge auf ein langjährig erarbeitetes Vermögen als ungerecht empfinden und unbedingt vermeiden wollen.

Der größte Fehler wäre nun, mit dem Geld ins Ausland zu flüchten. Die Schwarzgeldanlage in der Schweiz oder in Steueroasen ist in der Praxis nämlich immer schwieriger geworden. Die Maschen der Steuerfahnder werden enger und haben mittlerweile europäischen Zuschnitt. Zumeist vergessen solche Steuerschummler sich zu überlegen, wie die Re-Legalisierung dieser Gelder erfolgen soll. Jede Transaktion von Bargeld hinterlässt Spuren. Und von Wertpapiercoupons in ausländischen Tresoren lässt sich nun einmal kein auskömmlicher Rentenplan gestalten. Selbst nach dem Hinscheiden eines Schwarzgeldbesitzers mit Auslandskonto tauchen noch Probleme auf. Oft ist den Nachkommen die Existenz des Kontos nicht bekannt. Wenn doch, stehen sie vor einem (erbschaft)steuerlichen Problem.

Schon an dieser Stelle des Buches möchte ich Sie daher vor dem Schritt in die Illegalität warnen! Genauso wie vor der übereifrigen Zeichnung von Verlustzuweisungsmodellen. Durch Abschreibungsakrobatik ist noch niemand reich geworden. Es sei denn durch den Verkauf derselben. Allzu oft vermutet das Finanzamt Gestaltungsmissbrauch und erkennt die steuerlichen Verluste nicht an. Zusammen mit den betriebswirtschaftlichen Verlusten ist mancher schon doppelt geschädigt worden. In diesem Kontext kann es – erst recht nach der letzten Steuerreform – nicht mehr darum gehen, dass Sie Ihre Einkünfte auf Null drücken. Solche Konzepte sind unsinnig!

Viel besser ist es, legal Steuern zu sparen. Dieses Buch stellt eine Vielzahl zulässiger, planbarer und überschaubarer Wege der Steuerersparnis im Kontext Ihrer Vermögensanlage auf. Entscheidend und betriebswirtschaftlich viel sinnvoller als Verluste zu produzieren ist, dass Sie durch legale Gestaltungsmethoden der Steuer ihre Spitze nehmen. Diese Spitzensteuersatzreduzierung ist die sicherste Möglichkeit, die Rendite Ihrer Kapitalanlagen legal, systematisch und planvoll zu erhöhen. Verstärkt wird dieser Effekt noch, wenn Sie die resultierenden Steuerersparnisse nicht konsumieren, sondern durch strategische Reinvestition in zusätzliches Kapitalvermögen umwandeln. Das verstehe ich unter „Financial Planning“.

Darauf aufbauend sollten Sie sich regelmäßig über Neuigkeiten im Steuerund Kapitalmarktbereich informieren. Das ist gar nicht so schwierig, wie Sie vielleicht glauben. Die notwendigen Informationsquellen werde ich Ihnen aufzeigen. Mühsam ist lediglich, dass Steuerrechtund Kapitalanlageinformationen gleichermaßen und systematisch verfolgt werden müssen. Aus diesem Grunde untergliedert sich dieses Buch auch in drei Teile. Zunächst werden die finanzwirtschaftlichen und steuerrechtlichen Grundlagen des Financial Planning dargelegt, danach werden Kapitalanlagen unter besonderer Berücksichtigung steuerlicher Aspekte beleuchtet, um schließlich Gestaltungsempfehlungen hinsichtlich einer steuerlich optimalen Finanzplanung zu geben. Hier wird auch auf die Fallstricke eingegangen, die bei der Thematik Steuergestaltung mit Kapitalanlagen lauern. Zusätzlich finden Sie viele nützliche Adressen und Checklisten, die Ihnen in der Praxis weiterhelfen werden.

1 Grundlagenwissen: Was Banker, Finanzberater und Steuerberater nicht wissen oder Ihnen verschweigen

Die Kapitalanlageentscheidung gehört offensichtlich zu den schwierigsten und spannendsten. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Heerscharen von Journalisten und Wissenschaftlern in Tausenden von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen damit beschäftigen.

Doch keine Angst, ich kann Sie beruhigen. Sie müssen dieses Zeug nicht lesen. Warum auch? Glauben Sie im Ernst, jemand, der die absolut sichere Methode zur Überlistung der Kapitalmärkte gefunden hätte, würde sie für den Preis eines Buches oder einer Zeitschrift verraten? Aus zwei Gründen ist diese Annahme unsinnig. Einmal hätte unser Schlaufuchs es finanziell nicht nötig, wenn seine Methode wirklich funktioniert. Zum anderen würde sein

„Stein der Weisen“ dann nicht mehr wirken, wenn die Methode öffentlich bekannt würde. Denn denken wir an Aktien, so muss er ja immer dann, wenn er einen Börsenwert kauft oder verkauft, jemanden finden, der genau das Gegengeschäft tätigt. Je bekannter aber sein System wird, desto mehr Leute mit immer mehr Geld gibt es, die gleichgerichtet handeln. Irgendwann wird er also eine Aktie, die er zu verkaufen beabsichtigt, gar nicht mehr los, unabhängig wie stark sie gestiegen ist. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Anleger, die sein System kennen, auch gleichzeitig Verkaufsaufträge in den Markt geben würden. Mit der Zeit gäbe es immer weniger uninformierte Käufer, die bereit sind, diese Aktie zu kaufen. Der Kurs fiele, das System hat sich selbst ad absurdum geführt. Es funktioniert ab einem gewissen Punkt nicht mehr.

Was lehrt uns dieser spieltheoretische Ausflug? Wenn Sie regelmäßig (Online-)Börsenbriefe beziehen, die mit allen fundamentalen und charttechnischen Argumenten wöchentlich irgendwelche Werte empfehlen, bestellen Sie sie ab. Reich werden meist nur die Herausgeber und das nicht nur durch die Jahresgebühr. Des Weiteren bleibt Ihnen nur eine Konsequenz: Sie müssen sich von den externen Meinungen der Analysten, Banken, Börsen, Medien emanzipieren und sich eine eigene Meinung und ein dickes Fell zulegen. Was mit Leuten geschieht, die sich wie Lemminge den Meinungsbildnern einer Technologie-Euphorie am Neuen Markt oder vor der Finanzkrise den Immobilienmärkten in den USA angeschlossen haben, hat die jüngste Vergangenheit gezeigt. Entsprechend ausgerichtete Investmentfonds haben oft mehr als die Hälfte des investierten Vermögens vernichtet.

Wenn Sie also schon selbst Ihr eigener Anlageberater sein müssen, dann ist nicht allein der Bezug von sachlichen und fundierten Informationen ausreichend. Essentiell ist vielmehr das Verfolgen der Finanznachrichten in der Tagespresse und in seriösen Wirtschaftszeitschriften. Ich möchte Sie also ermutigen, auch ohne Studium der kritisierten Informationsflut Ihre Kapitalanlageentscheidung selbst zu treffen. Und zwar auf dem Fundament Ihres gesunden Menschenverstandes und einiger kapitalmarkttheoretischer Grundlagen, die nachfolgend erläutert werden.

1.1 Warum Zeit wirklich Geld ist: Fundamentale Gesetze der Kapitalmarkttheorie, die Sie kennen sollten

Bevor wir uns Gedanken über die Kapitalmarkttheorie machen, sollten wir uns zunächst dem Begriff Kapitalmarkt widmen. Denn obwohl der Kapitalmarkt unsere eigene Schöpfung ist, verstehen wir ihn nicht. Jedenfalls nicht so gut, als dass wir zuverlässig prognostizieren könnten, wie sich bestimmte Marktpreise oder Kurse zukünftig entwickeln werden. Allgemein bezeichnet der Wirtschaftswissenschaftler einen Markt für Güter, die Ansprüche auf gegenwärtige und zukünftige Zahlungen darstellen, als Finanzmarkt. Diese Güter können Geld, Aktien, Renten, Immobilien etc. sein. Insofern existieren viele Finanzmärkte. Die Gesamtheit dieser Finanzmärkte, die gegenwärtige und zukünftige Zahlungen in Übereinstimmung bringt, nennt man Kapitalmarkt.

Ein Finanzmarkt besitzt grundsätzlich vier verschiedene Funktionen:

Risikotransformation

sorgt dafür, dass Risiko gehandelt, also gekauft und verkauft werden kann. Dies wiederum ist Voraussetzung dafür, dass das Risiko einer Investition reduziert werden kann.

Fristentransformation

sorgt dafür, dass verschiedene Laufzeitpräferenzen von Kapitalgebern und Kapitalnehmern koordiniert werden.

Losgrößentransformation

ist das Zusammenfassen und Splitten unterschiedlicher Kaufs- und Verkaufsmengen.

Publizitätstransformation

bedeutet die standardisierte Schaffung von Transparenz durch Gütesiegel, Börsenaufsicht, Aktienrecht, etc.

Im Zentrum der Kapitalmarkttheorie steht die Hypothese der Kapitalmarkteffizienz1. Im Rahmen rationaler Erwartungsbildung gehen alle Marktteilnehmer davon aus, dass alle für die Marktpreisbildung relevanten Informationen anderen Marktteilnehmern ebenfalls bekannt sind und verhalten sich entsprechend. Der Marktpreis, also auch der Aktienkurs, resultiert dann aus dem jeweils gegebenen Informationsstand. Die Effizienzhypothese wurde im Hinblick auf ihre empirische Überprüfbarkeit präzisiert. Dabei unterscheidet man drei Formen der Markteffizienz2, welche mit ihren Implikationen3 in der Reihenfolge steigenden Effizienzniveaus dargestellt werden können.

Abb. 1: Implikationen der Kapitalmarkteffizienz

Was lernen wir daraus? Wenn es durch empirische Untersuchungen nicht gelingt, zu widerlegen, dass die in der Tabelle dargestellte Art der Information nicht zu überdurchschnittlichen Kursgewinnen führt, dann ist einerseits die technische Analyse (Betrachtung historischer Kurse) und andererseits die fundamentale Analyse (umfassende Informationsbeschaffung) nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Fakt ist, dass es seit Jahrzehnten eine Vielzahl von Versuchen gab, die Hypothese der Kapitalmarkteffizienz zu widerlegen. Vorweggesagt: mit sehr wenig Erfolg. Einzig Insiderwissen führt empirisch überzeugend und nachweisbar zu überdurchschnittlichen Kursgewinnen. Aus diesem Grunde wird dieses Handeln an allen internationalen Börsen streng (USA) oder weniger streng (Deutschland) bestraft. Auf die Probleme der Kursanalysen gehen wir an späterer Stelle noch ein. Ab heute brauchen Sie jedoch kein schlechtes Gefühl mehr zu haben, wenn Sie noch kein Buch zur Chartanalyse gelesen haben oder auch keine Bilanz, die Bibel der Fundamentalisten, lesen können.

Die grundlegenden Begriffe der Kapitalmarkttheorie sind an dieser Stelle nicht etwa Selbstzweck, sondern helfen durch stetiges Vergegenwärtigen im Alltag dabei, dass man rational entscheidet und nicht auf Verkaufstricks hereinfällt. Möglicherweise kennen Sie einige dieser Prinzipien, – ich kenne Sie auch, dennoch erwische ich mich regelmäßig selbst dabei, wie ich eines oder mehrere dieser Kapitalmarktgesetze verletze, indem ich mir von einer bestimmten Investition, meistens in eine Aktie, unglaublich viel verspreche, weil ich Vorteile und Unterbewertungen analysiert habe, die andere nicht gesehen haben. Zumeist sind es vier Gesetze, die wir bei unseren Anlageentscheidungen durch Banken- oder Börsenbriefwerbung allzu oft vernachlässigen: das Zeitwertprinzip, das Mini-Max-Prinzip, das Opportunitätsprinzip und die Arbitragefreiheit.

Das Zeitwertprinzip beschreibt das Phänomen, dass eine heutige Einnahme (ein positiver Cash Flow) immer gegenüber einer Einnahme in einer späteren Periode präferiert wird. Anders ausgedrückt: „Zeit ist Geld“. Ich nenne das Zeitwertprinzip auch „Gummibärchentheorem“. Denn wenn Sie Kinder haben, kennen Sie die Antwort, wenn Sie fragen: „Wollt Ihr die Gummibärchen jetzt oder später?“. Dieser vergleichsweise einfache Sachverhalt liegt also schlichtweg in der Gier der Menschen begründet. Dennoch vergessen viele Anleger dieses Prinzip, weil es noch von der Renditegier überlagert wird. Sie schließen irgendwelche Verlustzuweisungsmodelle oder Lebensversicherungen ab und vernachlässigen, dass die Kapitalbindung in der Regel länger als 15 Jahre beträgt. Doppelt so lange wie die deutsche Durchschnittsehe hält. Was wir daraus ableiten ist, dass wir zukünftige positive Cash Flows, z.B. aus Geldanlagen, schlechter bewerten als heutige Auszahlungen. Um diesen Sachverhalt rechnerisch abzubilden, zinsen Banker zukünftige Zahlungsströme, also alle Ein- und Auszahlungen einer Investition, auf den heutigen Zeitpunkt ab, um den Barwert oder Kapitalwert zu erhalten. Je höher der Kapitalwert, desto vorteilhafter die Investition. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Inflation und Steuern die Vorteilhaftigkeit von Alternativen (Fisher-Hypothese) verändern. Auch Inflation und Steuern sind Zahlungsströme und unterliegen einem „Zinseszinseffekt“. Wie sie in die Investitionsrechnung miteinzubeziehen sind, sehen wir im nächsten Kapitel bei der Suche nach der „wahren Rendite“.

Das Opportunitätsprinzip ist wahrscheinlich das Entscheidungskalkül, dass wir am häufigsten vernachlässigen. Immer dann, wenn uns die Werbung oder ein Bankberater etwas verkauft, fragen wir uns, ob wir zuschlagen sollen oder nicht. Als rationaler Mensch denken wir über die Vor- und Nachteile dieses Produktes nach und kommen bei überwiegenden Vorteilen zu einer Kaufentscheidung. Nehmen wir beispielsweise einen geschlossenen Immobilienfonds. Vorteilhaft ist das eigentlich geringe Risiko von Immobilien. Auch die Rendite ist bei einem soliden Generalmieter akzeptabel. Da fallen die lange Kapitalbindung und das Agio nicht ins Gewicht. Und schon sind wir hereingefallen, weil wir das Opportunitätsprinzip verletzt haben. Denn entscheidungstheoretisch kann man nicht die Vorteile und Nachteile einer Alternative ohne eine zweite, auch Nullalternative genannt, bewerten. Auch beim Kauf eines Porsches müssen wir die Vor- und Nachteile relativ zu einer anderen Alternative, vielleicht einen Golf, bewerten. In unserem Immobilienfall kann die Nullalternative beispielsweise ein Bundesschatzbrief sein. Dann ist die Rendite des Immobilienfonds etwas höher als die des Bundesschatzbriefes, wobei das Risiko des Bundesschatzbriefes weitaus geringer ist. Zudem sind die Transaktionskosten des „BuSchas“ niedriger, so dass die Rendite nach Kosten besser sein dürfte. Zudem ist er im Gegensatz zum geschlossenen Fonds liquidierbar. Folglich sollten wir vor dem Hintergrund einer Alternativanlage, die wir jetzt im Hinterkopf hatten, von einem Kauf des Fonds absehen. Was noch nicht heißt, dass wir nun die festverzinslichen ins Depot legen sollen. Entscheiden nach dem Opportunitätsprinzip bedeutet nur, dass man eine Alternative gegen eine Nullalternative vergleicht, nicht dass man letztere gleich erwirbt. Insofern hilft das Opportunitätsprinzip uns zuverlässig beim Schutz gegen Banken- und Versicherungswerbung oder andere Verkaufstricks. Wenn Sie wieder einmal in Emissionsprospekten die „Chancen auf eine hervorragende Wertentwicklung“ lesen, sollten Sie erst einmal fragen, woran „hervorragend“ gemessen wird. An Sparbüchern, Optionsscheinen oder Oldtimern? Auch bei der Investitions- und Finanzierungsentscheidung für ein großes Immobilienprojekt ist daher stets eine Alternative relativ zu einer zweiten Alternative zu beurteilen. Auch hier kann die Nullalternative ein Bundesschatzbrief sein, aber auch die Möglichkeit, das Geld in der eigenen Firma zu investieren. Beim Vergleich dieser Alternativen ist durch Betrachtung der Zahlungsströme zu überprüfen, ob ein positiver Kapitalwert herauskommt. Von den verglichenen Projekten ist dann das zu wählen, das abgezinst auf den heutigen Zeitpunkt den höheren Kapitalwert liefert.

Das Prinzip der Arbitragefreiheit beschreibt, dass es auf dem Kapitalmarkt nicht möglich sein kann, ohne Risiko positive Zahlungsströme zu erzielen. Grund hierfür ist die hohe Effizienz des Kapitalmarktes, weil heutzutage alle Informationen sofort im Preis verarbeitet werden und keine Transaktionen mit erwartetem positiven Kapitalwert möglich sind. Durch die modernen Informationstechnologien gibt es also keine unterschiedlichen Börsenpreise für dieselbe Aktie in Frankfurt und New York mehr. Bei der Kapitalanlageentscheidung sollten wir uns also darüber klar sein, dass mit einer höheren Rendite regelmäßig ein höheres Risiko verbunden ist. Der Nobelpreisträger Milton Friedman charakterisiert diesen Zusammenhang mit: „There is no free lunch“. Weil es also auf den Kapitalmärkten nichts umsonst gibt, sollten Sie den nächsten Telefonverkäufer, der bei Ihnen anruft und 25 Prozent Rendite durch Penny Stocks oder Diamanten verspricht, sofort in die Wüste schicken. Jeder Basispunkt jenseits der Umlaufrendite von festverzinslichen (Bundes-)Wertpapieren wird mit zusätzlichem Risiko erkauft.

Das Mini-Max-Prinzip ist das zentrale betriebswirtschaftliche Grundgesetz. Es besagt, dass man entweder bei gegebenen Bedingungen versuchen kann, das Maximale zu erreichen oder aber ein gegebenes Ziel mit minimalem Einsatz erreichen kann. Die Maximierung eines ökonomischen Zieles bei gleichzeitiger Minimierung des Einsatzes ist nicht logisch, weil Investition und Ergebnis immer in einem positiven linearen Zusammenhang stehen. Insofern ist auch – zur Verblüffung vieler Anleger – die Maximierung der Rendite bei Minimierung des Risikos nicht möglich!

1.2 Wie Banken rechnen – oder: Die Suche nach der wahren Rendite

„Vertrauen ist der Anfang von allem“ warb früher eine große deutsche Bank, doch in Geldangelegenheiten sollten Sie wissen, wie Banken und Versicherungen rechnen, wie sie tricksen, um Habenzinsen möglichst hoch und Sollzinsen möglichst niedrig ausschauen zu lassen. Das schlimme an dem Wort „Rendite“ ist, dass wir es hier mit einem Begriff zu tun haben, der nirgendwo vernünftig definiert wird. Ganz allgemein ist die Rendite ein Maß für den Ertrag einer Anlage in einer Periode, ausgedrückt in Prozent des investierten Kapitals.

Teilweise wird die Rendite in der Bankenwerbung verbraucherunfreundlich mit „Verzinsung“, „Performance“ oder noch schwammiger mit „Wertentwicklung“ durcheinandergeworfen. Auch die Steuerbehörden sind im Umgang damit oft recht hilflos. Am Ende dieses Kapitels kennen zumindest Sie persönlich alle Renditebegriffe. Die Formeln gehören zwar nicht zum Lernziel, helfen aber weiter, Investitionen und Finanzierungen in Ihrem Finanzplan vernünftig zu bewerten. Merken sollten Sie sich lediglich folgenden zentralen Punkt: Inflation und Steuern beeinflussen die Rendite maßgeblich und ändern die Vorteilhaftigkeit von Investitions- und Finanzierungsalternativen.

Mit anderen Worten, was sich bei erster oberflächlicher Betrachtung als gute Kapitalanlage darstellt, kann sich nach Berücksichtigung der Geldentwertung und der steuerlichen Gegebenheiten, insbesondere beim Spitzensteuersatz, als ziemlich nachteilig erweisen. Bei Sparbüchern, Termingeldern und selbst beim guten alten Bausparvertrag kommt man dann zu überraschenden Ergebnissen. An der Berücksichtigung der Inflation und der Steuer erkennen Sie dann auch den erfahrenen Financial Planner.

In Zeiten des nahenden Euro verging kein Tag, ohne das die Tagesschau über dessen Inflationsrate berichtet hätte. Eigentlich albern, denn wenn man genau ist, gab es die Mark zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Sie existierte seit 1999 nur noch in materieller Form als so genannte Denomination. Das bedeutet, wir bezahlten mit der Mark als Bargeld, gerechnet und verhandelt wurde in allen Transaktionen aber schon mit dem Euro als Buchgeld. Der Grund dafür ist, dass die Unterzeichner des Maastricher Vertrages der europäischen Bevölkerung ausreichend Zeit geben wollten, sich an die neue Währung zu gewöhnen. Daher kam das Euro Bargeld erst mit Beginn des Jahres 2002. Hier haben die Politiker ein Phänomen ausgenutzt, welches der berühmte Wirtschaftswissenschaftler John M. Keynes mit den Worten „money is a vail“ beschrieb: „Geld ist ein Schleier“. Ein Schleier, der sich über den tatsächlichen, man sagt auch „realen“ Wert von Sachen legt und wie wir noch sehen werden über manches hinwegtäuscht. Im Falle des Euro muss man ehrlich zugeben, dass dieser Betrug gut funktioniert hat. Denn der Euro ist stabil. Stabiler als sein Ruf. Würden die Redakteure der Tagesschau neben den Kursen des Euro gegen den US-Dollar täglich auch die Inflationsraten von Euroland und USA vergleichen, würde man das sehr schnell und viel besser erkennen.

Auch in diesem Beispiel verdeckt der nominale Wert des Geldes, ausgedrückt in Kursen, den tatsächlichen „realen“ Wert wie ein Schleier. Denn was nützt Ihnen eine im Außenwert starke Währung, die im Inland ständig und überdurchschnittlich an Wert verliert. Was das Wort „real“ bedeutet, zeigt sich dann, wenn Sie jede Woche in den gleichnamigen Supermarkt gehen würden und immer für nominal 200 Euro einkaufen. Anfänglich werden Sie den Einkaufswagen bis zum Rand vollgeladen haben. Nach zehn Jahren ist der Wagen nach dem Einkauf nur noch halbvoll – das ist realer Wertverlust. Diese schleichende Geldentwertung ist nichts anderes als Inflation. Im Euroland beträgt dieser am Preisanstieg eines künstlichen Warenkorbes gemessene Geldwertverfall derzeit um die 2 Prozent. Anscheinend nicht viel, nur der entscheidende Punkt ist, dass auch die Inflation einem Zinseszinseffekt unterliegt. Das bedeutet, dass Geld, welches Sie in diesem Jahr zur Bank tragen mit derzeit 2 Prozent entwertet wird. Im nächsten Jahr wird derselbe Betrag bereits um 2,04 Prozent entwertet, im darauf folgenden Jahr um 2,0808 Prozent usw., aber nur, wenn die Inflation konstant bei 2 Prozent bleibt.

Diese Erkenntnis führt dazu, dass die Inflation unter Beachtung des Zinseszinseffektes mittel- und langfristig eine große Rolle in unserem Leben spielt. Hat ein VW Golf 1980 noch 8.804 Euro gekostet, muss man heute für ein Basismodell schon mehr als 15.000 Euro hinblättern. In 20 Jahren wird ein Golf dann schon 25.600 Euro kosten, so viel wie heute ein Mittelklassewagen. Dass die Inflation gerade bei der zumeist langfristig angelegten Finanzplanung zu schwerwiegenden Fehlentscheidungen führen kann, wenn sie vernachlässigt wird, zeigt folgendes Beispiel: Der Hausarzt H erzielt heute ein Nettoeinkommen von 5.000 Euro im Monat. Er muss bis zur Praxisaufgabe noch 20 Jahre arbeiten und schätzt, dass sein Nettoeinkommen jährlich um drei Prozent steigt. Zum Zeitpunkt des Ruhestandes würde er dann fantastische 9.000 Euro pro Monat kassieren. Warum sollte H sich also Sorgen um seine Altersvorsorge machen? Wozu dann noch Financial Planning? Sein Freund der Internist I hält das mit Recht für eine Milchmädchenrechnung und erklärt ihm, dass er vollkommen vergessen hat, dass von den drei Prozent Einkommensteigerung jährlich rund zwei Prozent von der Preissteigerung, der Inflation, aufgefressen werden. H werden also jährlich nur etwa ein Prozent als Einkommenszuwachs bleiben. Sein Nettoeinkommen beträgt dann zum Zeitpunkt des Ruhestandes nur noch 6.000 Euro. Nur dieser inflationsbereinigte Wert ist mit Einkommensbeträgen von heute vergleichbar. Die monatliche Lücke von 3.000 Euro (!) müsste irgendwie anders aufgefangen werden. H muss sich folglich sogar ernsthafte Gedanken über seine Altersversorgung machen.

Weil der Preis des Golfs und der Preis für Geld ausgedrückt als Zinssatz, vergleichbar sind, wird klar, dass man auch überall dort, wo Banken und Versicherungen uns Zinsen für Guthaben oder Kreditzinsen auftischen, den „wahren“ Zinssatz berechnen muss. Nämlich die Rendite nach Berücksichtigung der Inflation. Wirtschaftswissenschaftler nennen das auch Realrendite. Das, was Sie in bunten Prospekten der Finanzintermediäre lesen können, ist (leider) immer nur die nicht inflationsbereinigte Nominalrendite.

Die Betrachtung der Realrendite bei Kapitalanlagen führt zu einigen interessanten Ergebnissen, die Sie abspeichern sollten. Die Inflation sorgt beispielsweise dafür, dass Sie bei Bargeld oder Girokonten jedes Jahr eine negative Rendite erzielen. Langes Parken von Geldern auf Sichteinlagen- oder Termineinlagenbasis führt real betrachtet auch nur zu einer Nullverzinsung. Zieht man dann noch die Transaktionskosten in Form von Kontoführungsgebühren, Telefongesprächen mit der Bank und Besuche derselben ab, bringen Sie auch bei Festgeldern jedes Jahr noch Geld mit anstatt welches zu verdienen. Richtig schlimm wird es aber bei langfristigen Sparverträgen. Die von den Deutschen so innig geliebten Kapitallebensversicherungen etwa erwirtschaften im Durchschnitt eine jährliche Rendite von ca. 2,4 Prozent. Ursächlich für den Absturz von durchschnittlich 6,1 Prozent vor 10 Jahren ist die andauerende Niedrigzinspolitik der EZB. Sie führt dazu, dass Versicherungsgesellschaften ihr Geld nur noch zur Umlaufrendite von 10-jährigen Wertpapieren zwischen 4ca. 1,9 und 2,7 anlegen konnten.

Weil die Inflationsrate im Euroraum zwischen 1,7 und 2,3 Prozent lag, wird die Verzinsung von Lebensversicherungen oder Pensionskassen fast vollständig von der Inflation “aufgefressen”. Es gibt sogar Zeiträume mit negativen Realrenditen!5 Diese Finanzpolitik von Euroland, insbesondere auch Deutschlands, ist eine leise aber stetige und mächtige Enteignung der privaten und staatlichen Altersvorsorgesysteme!

Hieraus ergeben sich gigantische Deckungslücken auch für Ihre Altersversorgung. Selbst für den Fall einer völlig unrealistischen Rendite von 6,1 Prozent, die wir sehr wahrscheinlich nie wieder erreichen werden, gab es schon massive Vorsorgelücken:

Bei 30 Jahren Laufzeit und 500 Euro Sparrate pro Monat würde bei den angenommenen 6,1 % eine Ablaufleistung von 514.575 Euro erwirtschaftet. Wenn Sie sich aufgrund dieser immer noch beeindruckenden Zahl altersvorsorgemäßig auf der sicheren Seite wähnen, muss ich Sie leider enttäuschen. Denn unter Berücksichtigung der Inflation ergibt sich bei der Realrendite von (im besten Fall) 3,5 Prozent nur ein Ergebnis von 318.633 Euro und damit aus realer Sicht eine gewaltige Versorgungslücke von 200.000 Euro! Wer sich bei der Planung seiner Altersvorsorge also auf nominale Berechnungen, ohne Einbezug der Inflation, verlässt, bekommt ein echtes Problem. Ähnlich übel sehen inflationsbereinigte Musterrechnungen bei der geringen Guthabenverzinsung von Bausparverträgen aus, die real betrachtet kaum noch existent ist.

Die angenehme Seite der Inflation ist, dass Sie auch für Schulden gilt. Wenn Sie beispielsweise sechs Prozent im Jahr an Ihre Hypothekenbank zahlen (ja diese Zeiten und diese hohen Kreditzinssätze gab es mal!), dann hilft Ihnen die Geldentwertung derzeit also mit freundlichen ein Drittel dieses Abtrages über die Runden. Von den nominal 350.000 Euro für meine Eigentumswohnung werde ich real betrachtet nach 30 Jahren nur 193.225 Euro zurückbezahlt haben und damit komplett entschuldet sein.

Für die Liquiditätsplanung, die Vorsorgeplanung und die Investitions- und Finanzierungsplanung gilt daher, dass nicht nur alle Einnahmen wie Ausschüttungen, Mieten, Liquiditätsrückflüsse, sondern auch alle Ausgaben, wie etwa Kreditraten, um die Inflationsrate gekürzt werden. Wenn ihr Finanzplaner diesen Grundsatz nicht berücksichtigt, wird die Investition künstlich geschönt, wie wir bei den Lebensversicherungen gerade gesehen haben.

Anders als die Inflation nagt der zweite Renditeschädling nicht im Verborgenen an unseren mühsam erarbeiteten Kapitalfrüchten. Weil Sie jedes Mal, wenn Sie Ihr Sparbuch nachtragen müssen, den Satz lesen „... abzüglich Kapitalertragsteuer“, schenke ich mir an dieser Stelle lange Begründungen, warum auch die Steuer renditewirksam ist. Übrigens kann die Steuerbelastung anders als die Inflationsrate ziemlich sicher vorhergesagt werden, da die häufigen Gesetzesänderungen im Steuerrecht zumindest ausreichend zeitnah vor Inkrafttreten veröffentlicht werden müssen. Wichtig ist, im Hinterkopf zu haben, dass der Steuereffekt auf die Rendite wesentlich größer ist als der Inflationseffekt, – jedenfalls für Leute wie Sie, die unter dem Spitzensteuersatz leiden. Bei ausgeschöpften Freibeträgen bleibt von jedem Euro Zinsertrag nur noch 50 Cent.

Diese ständige Renditehalbierung kann man selbst durch außerordentlich gute Wertentwicklung bei den ausgewählten Kapitalanlagen nicht wieder wettmachen. Das kann man auch mathematisch erklären. Wenn Sie eine Zinsanlage wie etwa ein festverzinsliches Wertpapier (Coupon) mit einem Nennwert von 100.000 Euro im Depot haben, das eine jährliche Ausschüttung von beispielsweise sechs Prozent bringt, dann beschreibt dieser Coupon lediglich die Bruttorendite, also die Rendite ohne den Abzug von Steuern. Nach Kapitalertragsteuern verbleibt Ihnen nur noch eine 3prozentige Ausschüttung als so genannte Nettorendite, also 3.000 Euro. Denn sie haben als Spitzensteuersatzanleger schließlich rund die Hälfte Ihres Zinseinkommens an den Fiskus abzuführen. Wenn Sie jetzt diese entgangenen 50 Prozent der Ausschüttung in der nächsten Periode wieder aufholen wollen, bleibt Ihnen nur, den verbliebenen Ausschüttungsbetrag von 3.000 Euro in Aktien anzulegen, deren Wertentwicklung hauptsächlich in Kursgewinnen besteht. Allerdings müssten Sie den verbliebenen Ausschüttungsbetrag von 3.000 Euro nun an der Börse verdoppeln (!), um den hälftigen Steuereffekt aus Periode 1 zu kompensieren. Eine Aktie zu finden, die bei angemessenem Risiko einen 100 prozentigen Kursgewinn erzielt, dürfte allerdings eine ziemlich große Herausforderung sein, jedenfalls für mich. An diesem Beispiel erkennt man, dass ein Finanzplanungsfehler bei der steuerlichen Auswahl einer Kapitalanlage sehr schwer wiegt und oft genug gar nicht mehr ausgebügelt werden kann. Dennoch reiten alle möglichen Bücher, Börsenbriefe und Zeitschriften zur Kapitalanlage und erst recht die Finanzberater vornehmlich auf den produktbezogenen Bestimmungsgründen der Vermögensdisposition herum: „kaufen Sie jetzt lieber ausländische ValueFonds statt deutsche GrowthFonds“, „statt Aktien besser Aktienanleihen ordern“ oder „Auslandsanleihen gegenüber Auslandsaktien übergewichten“ sind nur einige Bespiele von Schlagzeilen, die ich in der nun schon seit fast dreizehn Jahren währenden Hausse gelesen habe. Eine steuerliche Betrachtung hat in diesen Aufrufen aber in keiner Weise stattgefunden.

Aus diesem Grunde ist die Berücksichtigung der steuerlichen Gegebenheiten und Gestaltungsmöglichkeiten im Kontext der Finanzplanung aus meiner Sicht von außerordentlicher Bedeutung. Daher werden wir bei der Betrachtung der Vorteilhaftigkeit von Kapitalanlagen in den nachfolgenden Kapiteln insbesondere auf die jeweiligen Steuereffekte achten. Diese machen wir uns in den Strategiekapiteln 3 und 4 zunutze.

Auf der Suche nach der „wahren“ Rendite müssen wir nun noch einen letzten wichtigen Punkt beachten. Um eine korrekte Angabe für den Ertrag einer Anlage in einer Periode zu haben, sind selbstverständlich Inflationseffekt und Steuereffekt gleichzeitig zu betrachten. Dies ist leider einleuchtend, denn wir zahlen unsere Steuern ja nicht auf einen realen Wert, sondern auf einen nominalen Betrag. Das kann schon zu merkwürdigen Ergebnissen führen. Wenn beispielsweise Ihr Einkommen jedes Jahr genau mit der Inflationsrate steigt, wächst mit jedem Jahr auch Ihre Steuerlast. Unter dem Strich werden viele Bundesbürger aber real, also inflationsbereinigt, weniger in der Tasche haben. Dafür sorgt unser progressiv steigender Einkommensteuertarif, der ja auf das Nominaleinkommen angewendet wird. So führt ein nominal mit der Inflationsrate steigendes Einkommen zu einem jährlich höheren Steuersatz und dadurch zu realen Einbußen. Als Spitzensteuersatzanleger kann Ihr Steuersatz jedoch nicht mehr steigen, so dass Sie sich über diesen so genannten „kalten Progressionseffekt“ keine Sorgen machen brauchen.

Allerdings lernt man daraus, dass Steuern und Inflation nicht nur jeweils eine eigene Wirkung auf die Vorteilhaftigkeit einer Kapitalanlage besitzen, sondern sich zu allem Übel zusätzlich auch noch gegenseitig beeinflussen. Denn einerseits sorgt die Inflation dafür, dass Ihre Abschreibungen real weniger wert sind, was natürlich schlecht ist. Andererseits wird aber auch der Abzinsungszinsfuß geringer, was bedeutet, dass die Kosten des Kapitals sinken. Wir haben es also mit zwei gleichzeitig ablaufenden und sich gegenseitig beeinflussenden Effekten zu tun. Aus diesem Grunde muss die Rendite auch diesen Interaktionseffekt berücksichtigen. Daher gibt es nur eine „wahre“ Rendite, die so genannte Nettorealrendite, – das ist die inflationsbereinigte Rendite nach Steuern. Oft findet man in der Finanzmathematik auch den neutraleren Ausdruck Nettorealzins.

Achtung:

Wenn Sie einen Steuerberater, Banker oder Finanzplaner haben, sollten Sie darauf achten, dass er bei Ihrer langfristigen Vermögensplanung die richtigen Formeln der Nettorealrendite einsetzt. Wenn Sie mit dem Formeleditor von Microsoft-Excel umgehen können, dürften Ihnen die Gleichungen in diesem Buch eine echte Hilfestellung sein, um den Steuersatz und die Inflation gleichzeitig berücksichtigen zu können. Die standardmäßig voreingestellten finanzmathematischen Funktionen von Excel leisten den Vorteilhaftigkeitsvergleich über die Nettorealrendite nicht. Wenn Ihr Finanzplaner ein eigenes Programm einsetzt, fragen Sie ihn mit welcher Formel es im Hintergrund rechnet. Wenn Sie keine durch Vernachlässigung von Inflation und Steuern rosagefärbten Berechnungen haben wollen, achten Sie darauf, dass das Programm tatsächlich Inflation und Steuern gleichermaßen berücksichtigt.

Leider gibt es keine gesetzliche Verordnung, nach der die Finanzintermediäre Ihre Renditeversprechen nur noch als Nettorealrendite abgeben dürfen. Stattdessen sind Sie als mündiger Anleger gefordert, zumindest überschlägig und im Kopf nachzurechnen, was denn wirklich von proklamierten sechs Prozent Verzinsung übrig bleibt. Das geht allerdings gerade noch für die jetzige Periode. Alles was danach kommt, und das ist bereits für einfache VL-Verträge, Kapitallebensversicherungsabschlüsse und Sparpläne relevant, muss mit Software-Unterstützung evaluiert werden.

Vielfach missbraucht die Finanzdienstleistungsindustrie diesen Mangel an Regulierung, indem Sie eine Rendite angibt, die beispielsweise nach der „internen Zinsfußmethode“ ermittelt wurde. Dieses Vorgehen ist bei fast allen Verlustzuweisungsmodellen bzw. bei geschlossenen Fonds üblich und in hohem Maße irreführend. Zwar ist die interne Zinsfußmethode ein legitimes Renditemaß, welches auch alle Einzahlungen und Auszahlungen verschiedener Perioden berücksichtigt, sie unterstellt jedoch, dass alle Cash Flows dem gleichen (internen) Zinssatz unterliegen. Dieses führt in der Praxis zu der Schwierigkeit, die ausgeschütteten Zahlungen wieder zum internen Zinsfuß anlegen zu müssen. In den meisten Fällen dürfte es unmöglich sein. Wenn etwa die Restlaufzeit eines geschlossenen Immobilienfonds vielleicht nur noch zwei Jahre ist, können Sie die jährlichen Ausschüttungen nur noch für zwei Jahre anlegen, während Sie Ihre Ausschüttungen im ersten Jahr der Beteiligung noch für zehn Jahre festlegen konnten. Wie wir gelernt haben, werden für längere Laufzeiten mehr Zinsen gezahlt als für kürzere. Folglich wird aufgrund dieser unrealistischen Unterstellung eines konstanten internen Zinsfußes die Rendite mittels dieser Methode rosarot gefärbt. Wenn Sie die Einzahlungen und die Auszahlungen mittels der Nettorealrendite bewerten, stellen Sie vielleicht fest, dass man Ihnen eigentlich eine Investition verkauft hat, die oft nicht einmal Sparbuchniveau erreicht – zumeist bei jahrzehntelanger Kapitalbindung und unternehmerischem Risiko.

Fazit:

Ein guter Finanzplaner wird zwei Kapitalanlagealternativen ausschließlich anhand der Nettorealrendite bewerten. Dazu muss er bei allen Zahlungsströmen, die neben der Investitions- und Finanzierungsplanung auch in die Vorsorgeprognose und in die Liquiditätsprognose einfließen, Inflationseffekte und Steueraspekte berücksichtigen. Misstrauen Sie grundsätzlich den Renditeangaben der Finanzintermediäre. Hinterfragen Sie, welche Rendite eigentlich gemeint ist und wie Sie berechnet wurde: real, nominal, brutto oder netto? Lassen Sie sich nicht von absoluten Zahlen wie „179 Prozent Wertentwicklung in den letzten zehn Jahren“ täuschen, das entspricht eben auch nur einer Rendite von sechs Prozent pro Jahr. Betrachten Sie überdies die „Verzinsungsangaben“ von Steuersparmodellen wegen der internen Zinsfußmethode äußerst kritisch. Lassen Sie sich nicht von der Rendite eines Bankplakates täuschen, sondern treffen Sie Entscheidungen immer nur noch anhand der Nettorealrendite.

1.3 Nicht nach Steuern steuern: Objektive Beurteilungskriterien für Kapitalanlage- und Finanzierungsentscheidungen

Über Ihre persönlichen, subjektiven Anforderungen an eine Kapitalanlage, Ihre Anlageziele und Risikoeinstellungen haben wir bereits ausführlich gesprochen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl objektiver Kriterien für Kapitalanlagen, an denen eine Entscheidung festgemacht werden sollte. Einige davon haben wir bereits kennen gelernt.

Wir haben gesehen, dass der wichtigste Faktor bei Investitions- und Finanzierungsentscheidungen von Spitzensteuersatzanlegern in der Tat die Besteuerung der Kapitalanlage ist. Im Standardfall halbiert sie die Rendite. Es gibt aber auch den umgekehrten Steuereffekt. Denn die Berücksichtigung von Steuern kann sogar ein vorsteuerlich unrentabel erscheinendes Projekt als lohnenswert herauskristiallisieren, wenn Abschreibungen mit in die Berechnung einfließen. Das ist das so genannte Steuerparadoxon. Diesem wichtigsten Bestimmungsgrund einer optimalen Kapitalanlage haben wir daher einen eigenen Abschnitt gewidmet. Die Besteuerung von Kapitalanlagen ist mittlerweile so kompliziert geworden, dass kaum ein Finanzbeamter noch den Überblick hat. Zu umfangreich und mit zu vielen Einzelregelungen und Gesetzesänderungen in den letzten Jahren ist die Steuergesetzgebung immer nur der Hase, der dem Igel „Finanzinnovationen“ hinterherrennt.

Eng verbunden mit der steuerlichen Gestaltung ist die Liquidierbarkeit von Kapitalanlagen. Grundsätzlich zwingen gesetzliche Abschreibungsvorschriften zu einer langen Kapitalbindung, unter der natürlich die Liquidität enorm leidet. Ob Verlustzuweisungsmodelle oder Betongoldflucht, wer mit diesen Projekten Steuern sparen möchte, indem jedes Jahr ein Beteiligungsmodell gezeichnet wird, hat erfahrungsgemäß ein ernsthaftes Liquiditätsproblem. Denn zunächst muss immer der nichtfinanzierte Teil des Zeichnungsbetrages eingeschossen werden. Mit der mangelnden Liquidität leidet wie wir gesehen haben auch die Kreditwürdigkeit des Zeichners, die Bonität also.

Diese Wirkung einer Kapitalanlage auf Ihre Vermögensposition ist nur eine mögliche Form des generellen objektiven Risikos, mit dem jedes Projekt grundsätzlich behaftet ist. Darunter wollen wir im weiteren Verlauf der Untersuchung alle möglichen Arten von Risiken subsumieren. Zu nennen wären Liquiditätsrisiken, Adressenausfallrisiken und Zinsänderungsrisiken. Daneben sind Kursrisiken, Währungsrisiken, Rückzahlungsrisiken, Substanzrisiken und Marktrisiken zu berücksichtigen. Überdies kann man die uns wohlbekannte negative Wirkung der Inflation durchaus auch als objektives Risiko der Kapitalanlage betrachten. Nicht zu vergessen gilt es auch, mangelnde Transparenz der Anlage (Rechenschaftslegung, Geldverwendung) und unzureichende Flexibilität (Akzeptanz als Sicherheit für Finanzierungen, geeignet für Vorsorge etc.) bei einer Kapitalanlageentscheidung zu bedenken.

Der vierte wichtige Bestimmungsgrund einer optimalen Produktauswahl bei der Finanzplanung ist die Rendite. Erkennbar war, dass Inflation und Steuern die Rendite als Maßstab für die Vorteilhaftigkeit einer Investition dominierend beeinflussen. Grundsätzlich darf also niemals der Fehler gemacht werden, Kapitalanlagen an der Nominalverzinsung und Finanzierungen ausschließlich am Effektivzins zu messen. Entscheidend ist die Nettorealrendite, also die Rendite nach Steuern und nach Kaufkraftverlust. Finanzmathematisch betrachtet können Inflation- und Steuerwirkung sehr gut durch eine geeignete Renditeformel abgebildet werden.

Fazit:

Das Entscheidungsproblem bei der Alternativenauswahl auf dem Kapitalmarkt ist also mehrdimensional und komplex. Es kann jedoch offenkundig auf einige wenige objektive Faktoren komprimiert werden. Das ist sehr vorteilhaft, weil das menschliche Gehirn mit der Berücksichtigung sämtlicher Determinanten ohnehin überfordert wäre. Für einen Vorteilhaftigkeitsvergleich müssen demnach nur

• die Rendite nach Steuern und nach Inflation

• das Risiko

• die Liquidierbarkeit

• die Besteuerung

simultan verglichen werden. Das ist allerdings auch schwer genug, wenn man diese vier Kriterien nicht in eine priorisierende Reihenfolge bringt.

1.4 Welches Kapitalanlageziel ist wichtiger: Zielkonflikte, Interaktion und Priorisierung der Entscheidungskriterien

Auch nach Reduktion der Anlageziele ist Kapitalanlage immer noch ein komplexes Problem, weil wir es mit zwei sehr schwierigen Fragestellungen zu tun haben. Einmal stellt sich natürlich die Frage, welches der obigen Anlageziele das wichtigste ist und zum anderen beeinflusst jedes Ziel jedes von den anderen Zielen. Dieses wechselseitige Beeinflussen nennt man Interaktion. Einige dieser Interaktionen werden wir nachfolgend beleuchten.

Abb. 2: Anlageziele und deren Interaktionen

Wenn wir die Liquidität betrachten, so haben wir bereits analysiert, dass die Sicherstellung jederzeitiger Zahlungsfähigkeit eine der wichtigsten Aufgaben des Financial Planning ist. Damit ist einsichtig, dass Sie nicht alles in Kapitalanlagen höchsten Risikos stecken dürfen, weil bei Kursverlusten die Liquidität unweigerlich leidet. Verzichten Sie jedoch auf riskante Alternativen zu Gunsten von Festgeld, Sichteinlagen oder Finanzierungsschätzen, so gehen Sie auch ein Liquiditätsrisiko ein. Denn Inflation und Transaktionskosten führen zumindest langfristig wegen Ihrer negativen Wirkung auf die Nettorealrendite ebenfalls zu eingeschränkter Liquidität. Daher gilt als Grundregel für das Financial Planning, immer nur so viel Liquidität wie nötig vorzuhalten und so viel Geld wie möglich anzulegen, um nicht auf zuviel Rendite zu verzichten. Einleuchtend und bekannt ist auch die Interaktion der Liquidität mit der Rendite. Jedenfalls versuchten Banken uns seit Jahrzehnten zu erzählen, dass es mehr Rendite gibt, je länger wir uns „festlegen“ und auf unser Geld verzichten. Spätestens nach Einführung von Geldmarktfonds, Tagesgeldkonten und Reservefonds ist diese liquiditätsmäßige Wechselwirkung für keinen aufgeklärten Investor mehr erschreckend. Die Interaktion der Liquidität mit der Steuer haben wir im vorangegangenen Abschnitt bereits erläutert. Die Erfahrung zeigt hier vor allem für Freiberufler, dass das Ergebnis von Betongoldflucht und Abschreibungsakrobatik oft ein existenzbedrohender Liquiditätsengpass ist.

Die Interaktionen der Rendite mit der Liquidität haben wir ja schon erläutert. Darüber hinaus beeinflusst die Rendite die Steuerzahlung. Letztere ist umso höher, je größer das Volumen kapitalertragsteuerpflichtiger fester Kapitalfrüchte und realisierter Kursgewinne ist. Andersherum ist selbstverständlich Ihre Nettorendite geringer, je höher Ihr persönlicher Steuersatz ist. Auswege aus diesem Dilemma werde ich Ihnen im weiteren Verlauf des Buches zeigen, in dem es um die steuerliche Vorteilhaftigkeit bestimmter Produkte und Strategien geht.

Die Determinante Steuer