1,99 €
Die Dämonen standen um ihn herum wie lauernde Raubtiere um ein wehrloses Opfer. Sie kesselten ihn mühelos ein und bildeten einen Kreis aus Fleisch gewordenen Albträumen.
Denn sie gierten nach ihm. Nach seinem Leben, seinem Blut!
Manchmal kam das Ende ohne jede Logik. Eric DuBois begriff dies wenige Atemzüge vor seinem Tod. Manchmal gewann die Finsternis.
Der Krankenpfleger aus Nantes sah ein letztes Mal hinaus auf die Höllenebene, in die das grausame Schicksal ihn verschlagen hatte. Dann schloss er die Augen ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 134
Cover
Bis die Teufel kamen
Kapitel 1 Das Spiel
Kapitel 2 Ein neues Level
Kapitel 3 Dann kam der Schmerz ...
Kapitel 4 Die Schatten des Gestern
Kapitel 5 Das Grauen unten am Fluss
Kapitel 6 Königreich der Dämonen
Kapitel 7 Gabriels Erbe
Leserseite
Vorschau
Impressum
Bis die Teufel kamen
von Simon Borner
Die Dämonen standen um ihn herum wie lauernde Raubtiere um ein wehrloses Opfer. Sie kesselten ihn mühelos ein und bildeten einen Kreis aus Fleisch gewordenen Albträumen.
Denn sie gierten nach ihm. Nach seinem Leben, seinem Blut!
Manchmal kam das Ende ohne jede Logik. Eric DuBois begriff dies wenige Atemzüge vor seinem Tod. Manchmal gewann die Finsternis.
Der Krankenpfleger aus Nantes sah ein letztes Mal hinaus auf die Höllenebene, in die das grausame Schicksal ihn verschlagen hatte. Dann schloss er die Augen.
Bis die Teufel kamen.
Was ist die Hölle? Die Hölle ist das Selbst.
Hölle bedeutet Einsamkeit, und unsere Gefährten sind dort bloße Projektionen. Es gibt nichts mehr, vor dem wir flüchten könnten, und keinen Ort, der uns verbergen mag. In der Hölle sind wir allzeit allein.
T.S. Eliot
Loire-Tal, südlich von Saumur
Sommer 1985
Der Vampir war genau da, wo er sein wollte. Gierig riss er den Mund auf und präsentierte die Zähne. Das gesamte Schlafzimmer des Schwesterninternats schrie vor Entsetzen – aber nicht lange. Der Mann im schwarzen Cape brauchte nur mit der Wimper zu zucken, und schon verstummten die aufgescheuchten Hühner in ihren kurzen Nachthemden wieder.
»So ist es besser«, lobte der Vampir. Behände sprang er vom Fenstersims, auf dem er erschienen war, und ins Zimmer. »Der ganze Lärm stört doch nur beim Essen. Also, meine Damen? Wer von euch möchte die Erste sein?«
Sofort rissen die Schwestern die Arme in die Höhe.
»Ist das'n Horrorfilm oder 'ne Scheißkomödie?«, schimpfte Dominic Latours. Der Dreizehnjährige saß im Schneidersitz auf dem Fußboden, und das Flackerlicht des alten Fernsehers warf wildeste Schatten auf sein angeekeltes Gesicht. »Denn auf albernen Mist hab ich echt keinen Bock, Maxime.«
Maxime schnaubte abfällig. »Die dämlichen Tussen haben kaum was an, Dominic. Außerdem metzelt der Graf sie gleich in Grund und Boden. Was willst du denn noch?«
»Vielleicht ist er ja schwul oder so«, giftete Maximes Nebenmann Mourat. Auch er saß auf dem abgewetzten Sofa, wo er schon seit einer halben Stunde beidhändig Popcorn fraß. »Da sind einem kurze Röcke schnell mal egal. Was, Domi?«
Dominic verschränkte die Arme vor der Brust. »Halt die Klappe, Mourat«, schimpfte er und widmete sich nahezu trotzig wieder dem Film.
Gabriel Simone stand auf. Es war der dritte Abend seit seiner Ankunft im Landschulheim, und der Zwölfjährige wusste gar nicht, was ihn mehr abtörnte: der doofe Film, den Maxime von zu Hause mitgebracht hatte, oder die schiere Anwesenheit der anderen Jungs.
Gabriels Klasse hatte den Ausflug an die Loire lange geplant. Alle Klassenkameraden freuten sich schon seit Wochen auf die Zeit am Fluss – auf die pickepackevollen Aktionstage ebenso wie auf die Abende, die sie zur freien Verfügung hatten. Nur er selbst kam einfach nicht in Stimmung. Denn Gabriel war ungern in der Fremde. Er mochte es nicht, allein mit seinen Mitschülern und den Lehrern zu sein. Die Mitschüler behandelten ihn wie Dreck, weil er sich für Science Fiction und Technik interessierte anstatt für Sport. Und die Lehrer nahmen ihn nicht ernst, weil er der ungekrönte König der Allergiker war und gegen fast jede körperliche Aktivität ein ärztliches Attest mitbrachte. Als Stubenhocker, Pollenrotznase und Schwachmat – und das waren nur drei der vielen, vielen Schimpfworte, die er täglich hörte – hatte Gabriel Simone es alles andere als leicht hier im Landschulheim.
Auch deshalb ging Maximes heimlicher »Videoabend für Männer« ihm gehörig auf die Nerven. Als er aufstand und das Zimmer verließ, schenkten die anderen Jungs ihm gar keine Beachtung. Letzteres mochte zum Teil auch daran liegen, dass die weibliche Hauptdarstellerin sich gerade treudoof das dünne Leibchen aufknöpfte und dem dunklen Grafen ihre Oberweite präsentierte.
»Siehst du, Dominic?«, spottete Maxime, ohne den Blick von der Mattscheibe zu nehmen. »So muss das aussehen.«
Gabriel schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch. Er war nun allein im dunklen Hausflur und fühlte sich gleich tausendfach besser.
Von mir aus können die Horrorfilme gucken, bis am Samstag der Bus zurückkommt, dachte er grimmig. Ich brauche die nicht. Auch morgen nicht, wenn wir die doofe Burgruine besichtigen sollen.
Warum waren Klassenfahrten eigentlich immer so anstrengend? Gab es irgendein Gesetz, das Lehrer verpflichtete, den Schülern keine ruhige Minute zu gönnen, solange die Sonne noch am Himmel stand? Gabriel hätte die Zeit liebend gern genutzt, um in seinem Zimmer ein gutes Buch zu lesen oder eines seiner geliebten Hörspiele auf Kassette zu hören. Stattdessen jagte ein Programmpunkt den nächsten: Wanderungen durch das Tal der Loire, Lagerfeuer am Flussufer, sogar eine Kanufahrt hatte es schon gegeben. Bei Letzterer war Gabriel selbstredend prompt gekentert und wäre, so zumindest seine feste Überzeugung, beinahe ertrunken. Seine Mitschüler und Lehrer gaben natürlich ihm selbst die Schuld dafür.
»Zu Hause wäre das nicht passiert«, murmelte der Junge. Einmal mehr sehnte er sich nach den sicheren und übersichtlichen vier Wänden seines Kinderzimmers daheim in Nantes. »Da würde ich jetzt friedlich schlafen und müsste morgen nicht ...«
Er stutzte, als er an einem Fenster vorbeikam. Das gesamte Landschulheim schlief tief und fest, abgesehen von Maximes heimlichen Filmclub. Doch unten im Hof brannte ein rätselhaftes Licht!
Gabriel trat instinktiv näher ans Fenster. Wie eigenartig! Da draußen konnte er die Fahrradständer des Hauses sehen, den verlassenen Spielplatz und die mannshohe Zierhecke, die das Grundstück begrenzte. Er sah allerdings auch das kleine Nebengebäude. Es war quadratisch und eingeschossig, im Grunde kaum mehr als ein glorifizierter Geräteschuppen. Und hinter den Fenstern blitzte und flackerte es auffällig – trotz der späten Stunde.
Der Zwölfjährige kannte dieses Flackern.
Das ist ein Videospiel! So sieht es aus, wenn jemand in einem dunklen Zimmer die Konsole anschmeißt.
Waren er und die anderen Jungs also doch nicht die einzigen Nachtschwärmer hier? Ehe Gabriel richtig begriff, was er da tat, lief er auch schon die Treppen hinab bis ins Erdgeschoss. Kalte Nachtluft begrüßte ihn, als er auf den Hof trat. Ein fahler Mond prangte am Himmel, und vom Fluss her wehten Nebelschleier herüber.
Das kleine Nebengebäude lag völlig unschuldig da. Nur das Flackern in den Fenstern verriet, was sich dahinter abspielen mochte. Gabriel schlich sich näher heran und lugte durch eine der Scheiben. Er sah ...
»Hab ich dich!«, erklang eine anklagende Stimme rechts von ihm.
Der Zwölfjährige zuckte zusammen. Keuchend drehte er sich um.
Emmeline Chabrol stand in den Schatten. Die Vierzehnjährige aus dem Hafenviertel von Nantes war schon zwei Mal sitzengeblieben. Im Gegensatz zu Maxime mit seinen Möchtegern-Ambitionen war sie wirklich halbstark. Jeder in der Klasse hatte Respekt vor ihr, und niemand – vermutlich nicht einmal die Lehrer – wollte ihr nachts begegnen.
Doch sie grinste. »Na, hast du Schiss bekommen? Komm, reg dich ab. Ich mach doch bloß Spaß.« Dann zog sie an der Zigarette, die zwischen den Fingern glühte
»Was ...« Gabriel atmete erleichtert aus. »Was machst du denn hier draußen? Um diese Zeit, meine ich.«
»Das Gleiche wollte ich dich gerade fragen.« Sie schnaubte belustigt und hielt die Kippe in die Höhe. »Ich gönn mir eine. Hier, willst du auch mal?«
Er schüttelte den Kopf. Normalerweise wurde ihm von Zigarettenrauch sofort übel.
»Und du?«, fragte Emmeline. »Was suchst du hier? Hast du ein heimliches Rendezvous mit einem der Schafe drüben von der Weide?«
»Ha ha.«
Gabriel zögerte kurz. Würde sie ihn verraten, wenn er ihr verriet, was ihm aufgefallen war? Dann winkte er innerlich ab. Wenn es jemanden in der Klasse gab, der niemanden verpetzte, dann ja wohl Emmeline Chabrol.
»Ich habe das Licht gesehen«, gestand er und deutete zu den flackernden Fenstern.
Sie zuckte mit den Schultern. »Na und? Da drin guckt irgendjemand Fernsehen, schätze ich.«
Er schüttelte den Kopf. »Nee. Ich kenne das Licht. Das ist ein Spiel!«
Emmeline hob verständnislos die Braue. »Pardon?«
»Ein Videospiel«, erklärte er und spürte, wie seine Begeisterung zurückkehrte. »Eins von den neumodischen Superdingern. Ein Kind in meiner Straße hat schon so eins. Und seitdem wollen alle anderen bei ihm spielen kommen. Er ist auf einmal der coolste Junge weit und breit.«
»In deiner Straße?« Sie lächelte spöttisch. »Kaum zu glauben, Gabriel. Echt.«
Normalerweise mochte er es nicht, wenn man sich über ihn lustig machte. Doch bei ihr war auch das anders. Er spürte, dass sie es ironisch meinte. Wer cool war und wer nicht, war Emmeline schnurzpiepe. Ehrlich gesagt, machte sie das ganz schön cool – zumindest in Gabriels Augen.
»Und jetzt willst du dir das Spiel da drin mal genauer ansehen?«, fuhr sie fort.
Er nickte. »Irgendwie ... kann ich nicht anders.«
Emmeline grinste. »Na, dann mach doch. Man sollte stets das tun, was man für richtig hält.«
»Schon, aber ...« Er zögerte. »Ich kann da doch nicht einfach reinspazieren. Ich will niemanden stören und ...«
Sie unterbrach ihn. »Du kannst und du sollst. Die Tür steht sicher nicht grundlos offen. Wer auch immer da zockt, sucht ganz offenkundig noch Mitstreiter.«
Gabriel folgte Emmeline um die Ecke des kleinen Gebäudes und staunte nicht schlecht. Tatsächlich: Die Eingangstür stand einen schmalen Spalt offen. Eine stumme Einladung?
»Kommst du mit?«, fragte der Zwölfjährige und hoffte, es klang nicht halb so feige wie er sich fühlte.
»Pff.« Sie winkte ab. »Zu einem zweiten Nerd wie dir? Danke, aber mir genügt der eine, den ich kenne, voll und ganz.« Dann zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu.
Gabriel ahnte, dass er das Zwinkern noch wochen-, wenn nicht sogar monatelang in seinen Träumen sehen würde. Ehrlich gesagt, hoffte er es sogar.
»Na, jetzt mach schon«, drängte Emmeline lächelnd. »Geh und hab Spaß. Darum geht's doch auf Klassenfahrten: heimliche Wege zu finden, um trotz der Lehrer noch irgendwie auf seine Kosten zu kommen.« Sie zog genüsslich an ihrer Kippe.
Gabriel nickte. Sie hatte recht, das wusste er – mit allem. Er musste an Maxime und die anderen denken. Die würden nie und nimmer zögern, wenn sich ihnen die Chance für einen Spaß bot.
Auch ihretwegen nahm er nun allen Mut zusammen, winkte Emmeline zum Abschied ... und betrat dann das kleine Häuschen auf dem Hof des Landschulheims.
Das war sein erster Fehler.
Das Innere des kleinen Hauses war nahezu stockfinster, abgesehen von dem blauen Flackern. Es drang von weiter hinten vor, hinter gleich mehreren Regalen voller Gartenzubehör und anderem Kram. Gabriel zuckte zusammen, als die Bodendielen unter seinen Schritten verräterisch knarrten. Doch niemand schien sein Kommen zu bemerken. Nicht einmal, als er endlich um das letzte Regal bog und den Fernseher sah.
Es handelte sich um das modernste und größte Gerät, das ihm je untergekommen war. Die leicht gewölbte Mattscheibe war bestimmt einen Meter breit, und vor ihr auf dem Fußboden stand die angeschlossene Konsole. Sie war wirklich wahnsinnig modern – und saucool! Gabriel sah eine kleine Basisstation, in der eine Spielekassette steckte, und einen seltsam geformten Joystick, der mit einem Kabel mit der Basis verbunden war. Ein schlichter Stuhl stand zwei Schritte vor dem Fernseher, verwaist und irgendwie wartend.
»H... hallo?«, fragte der Junge. »Entschuldigung, ist hier jemand?«
Keine Antwort. Die Schatten schwiegen, und auf dem megamäßigen Bildschirm flackerte ein Standbild.
Es zeigte eine Art Eingabemaske. Zwei freie Felder, in die wohl die Namen der Spieler gehörten, vor einem gezeichneten Hintergrund aus schroffem Fels, loderndem Feuer und tiefen Schluchten, aus denen es gefährlich dampfte.
Cool!, dachte Gabriel.
Ehe er richtig wusste, was er tat, bückte er sich auch schon nach der Basisstation. Ein leichtes Kribbeln zuckte durch seine Finger, als er sie anfasste. Fast wie Elektrizität. Und irrte er sich, oder hatte das TV-Bild dabei noch stärker geflackert als ohnehin?
Als er den Blick wieder zum Bildschirm hob, stutzte er. Das erste Feld war nicht länger frei. Stattdessen stand dort GABRIEL SIMONE in blutroten Lettern.
»Was zum ...«, murmelte der Junge. »Wie geht das denn?«
War er vielleicht doch nicht allein hier drin? Hatte der Besitzer des Spiels sein Kommen doch bemerkt – und auch sein Gespräch draußen mit Emmeline gehört? Kannte er deshalb Gabriels Namen?
Hat Emmeline vorhin wirklich meinen Namen gesagt?, fragte er sich. Ich glaube nicht, oder?
Aber es musste so sein. Es war ja die einzig logische Erklärung.
»Hallo?«, fragte er erneut laut. »Wo sind Sie? Es tut mir leid, ich will nicht stören, aber ...«
Durch reinen Zufall fiel sein Blick wieder auf die Spielkassette in der kleinen Basis, die er noch immer mit der Hand berührte. Jetzt konnte er den Namen des Spiels lesen.
Dämonisches Königreich stand dort.
Cool!, dachte Gabriel schon wieder, und die Suche nach einer Person in den Schatten verschwand aus seinen Gedanken. Stattdessen griff er nach dem Joystick.
Abermals zuckte eine Art elektrisches Kribbeln durch seinen Körper – nicht nur in die Finger, sondern durch jede Faser seines Körpers. Doch es störte ihn nicht, er nahm es kaum noch wahr. Denn auf dem Monitor hatte das Spiel begonnen, und die blutroten Lettern machten Platz für eine animierte Wand aus Flammen. Gleichzeitig drang leise, bedrohliche Musik aus den Boxen des Fernsehers.
»Wenn Maxime mich jetzt sehen könnte«, murmelte Gabriel begeistert. »Wer ist hier uncool, du Schwachmat?«
Dann dachte er an Emmeline. Wenn sie ihn jetzt sehen könnte? Das wäre sogar noch besser.
»Hey, Emmeline!«, rief er über die Schulter. »Bist du noch da draußen und rauchst? Komm mal kurz rein, ja? Das hier ist der absolute Oberhammer und ...«
Er hatte den Kopf zur Seite gedreht, während er sprach. Und nicht nur der Kopf erstarrte nun, als er die Gestalt in den Schatten bemerkte.
»Bonsoir, Gabriel«, grüßte der Mann. Er war groß und schmal, und das Gesicht, in dem zwei fast schon funkelnde Augen ruhten, hatte etwas Adlerhaftes. »Willkommen.«
Erschrocken ließ der Junge den Joystick los. »E... Entschuldigung. Ich ... ich hatte gerufen, aber irgendwie habe ich Sie gar nicht bemerkt und ...«
Der Mann winkte gelassen ab. »Kein Grund für Entschuldigungen. Es ist schön, dass du hier bist. Dein Spiel erwartet dich.«
Der Fremde trat näher. Er hatte eine hohe Stirn und buschige Augenbrauen. das Kinn war markant, genau wie die hohen Wangenknochen. Irgendwie erinnerte er Gabriel an den Vampir aus Maximes blödem Video. Zumal Gabriel unfähig war, sein Alter zu schätzen. Der Kerl mochte dreißig oder sechzig sein.
»M... mein Spiel?«, stammelte der Junge.
»Natürlich.« Der Mann nickte. »Du hast doch schon so gut wie begonnen. Na los. Spiel ruhig weiter. Es wird dir gefallen, das garantiere ich.«
»Ge... gehört das Ding Ihnen?«, fragte Gabriel. Auch wenn der erste Schreck längst vorüber war, schlug sein Herz noch immer wie wild. »Das dämonische Königreich, meine ich?«
Der Mann machte eine ungenaue Kopfbewegung, die genauso gut bestätigend wie verneinend sein konnte. »Leg los«, forderte er Gabriel auf. »Dein Gegner wartet bereits auf dich. Schau!«
Gabriel sah zurück zum Fernsehschirm. Tatsächlich zeichneten sich nun menschliche Umrisse in der Flammenwand ab – eine Art Schemen oder Schatten hinter dem Feuer.
Nur: Das war kein Mensch, oder? Das musste ein Dämon sein.
Gabriel staunte nicht schlecht, als er begriff, dass er längst wieder zum Joystick gegriffen hatte.
Es gibt mehr Welten als die unsere, erklang plötzlich eine tiefe Stimme. Sie hörte sich an wie die Sprecher, die im Kino die Filmwerbung vertonten: sonor und aufregend zugleich. Mehr Dimensionen. Normalen Menschen sind sie unbekannt, und kaum jemand von uns hat je die Grenze zu einer solchen fremden Welt überschritten.
Doch sie existieren gleich neben der unseren. Und manchmal ... greifen sie nach uns!
Wieder spürte Gabriel das elektrische Kribbeln, sogar noch stärker und länger als je zuvor. Es schien vom Joystick auszugehen. Und irrte er, oder verschwand seine rechte Hand allmählich im Material, aus dem der Joystick bestand?
Er lachte ungläubig. Das Gefühl war nicht unangenehm. Nein, ganz und gar nicht.
Wenn das geschieht, fuhr die Kinowerbungstimme begeistert fort, betreten wir das Königreich des Dämons. Und dort geht es an jedem neuen Tag ums nackte Überleben!