Projekt Black Hungarian - Niall MacRoslin - E-Book

Projekt Black Hungarian E-Book

Niall MacRoslin

4,6

Beschreibung

Spionage ist kein Spiel für Anfänger Das Board for Industrial Research and Development beeinflusst seit 1929 alle wichtigen politischen Entscheidungen. Man hat noch nie von BIRD gehört, keiner kennt die Mitglieder. Sie sind effektiv, verschwiegen und professionell. Und sie arbeiten unter dem Schutzmantel einer international tätigen Beraterfirma. Jetzt hat BIRD hat von einer neuen Sache Wind bekommen: In einem Feldversuch soll eine neue Technologie getestet werden – perfekt getarnt während der weltweit größten Elektroauto-Expedition WAVE. Die Auswirkungen auf ihre Kunden und den Markt wären verheerend. Eine Entscheidung muss getroffen werden. BIRD ergreift die üblichen Maßnahmen, um den erfolgreichen Abschluss zu verhindern. Ein Team wird eingeschleust. Das Standard-Prozedere. Die Operation bietet eine gute Gelegenheit, um die nächste Generation von Mitarbeitern einzuführen. Doch die neu rekrutierten Spione sind jung, impulsiv und handeln aus Überzeugung. Schnell droht die Operation aus der Spur zu laufen, denn BIRD hat einen wichtigen Faktor übersehen. Plötzlich ist WAVE mehr als nur eine Expedition. *** Projekt Black Hungarian (http://blackhungarian.de) ist das erste Buch seiner Art: Das Einzigartige an dem Roman ist, dass viele Fakten aber auch reale Ereignisse - abgeleitet von der Elektroauto-Rallye WAVE 2013 - mit einer fiktiven Geschichte verbunden wurden und echte Herzblut-Enthusiasten Pate für die Figuren standen. Das Agentenabenteuer lässt Sie mitfiebern, wie junge Spione von einem skrupellos geführten Geheimdienst angeheuert und im Laufe der Geschichte gnadenlos manipuliert werden. Gleichzeitig entführt Sie die Geschichte auf eine virtuelle Reise zu faszinierenden Orten und Landschaften, die während der Rallye besucht wurden. Ein besonderes Schmankerl ist, dass Sie über die Spion-Figuren einen Einblick in die Abhörpraxis und Fähigkeiten von Geheimdiensten wie NSA und GCHQ erhalten. Daneben erfahren Sie allerlei Wissenswertes über Elektrofahrzeuge. Für das „Objekt der Begierde“ stand ein spezielles Elektroauto Modell. Es ist kein neues Fahrzeug von Tesla Motors, existiert aber in der Realität. Seine Entwickler haben damit im Oktober 2014 auf einer Weltrekordfahrt eine rein elektrische Reichweite von über 726km - inklusive mehr als 5000 anspruchsvollen Höhenmetern - mit nur einer Batterieladung bewiesen.

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Expertenmeinungen

Ein moderner und temporeicher Thriller, angesiedelt in der sich gerade entwickelnden Welt der Elektrofahrzeug-Technologie. Absolut (und vielleicht deswegen erschreckend) glaubwürdig mit vielen unerwarteten Wendungen bis zum Schluss. Sehr zu empfehlen!

Michael E. Parris JP, BSc, CEng, FIMechE, FIET - Head of Secure Car Division, SBD

Das Thema Elektromobilität ist sehr vielschichtig und für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Das Autorenteam schafft es gekonnt, das Thema sowohl für Enthusiasten als auch Neulinge unterhaltsam und interessant aufzuarbeiten und in einen innovativen Plot einzuflechten.

Neue Mobilität - Das Magazin vom Bundesverband eMobilität, Neujahrsausgabe 2015

Die Elektromobilität wird die etablierte Autoindustrie in Gänze auf den Kopf stellen. Branchenfremde Firmen wie Google konkurrieren plötzlich mit klassischen Autoherstellern. Das sind Fakten: Und der Roman benennt sie alle, nimmt sie zum Anlass, daraus einen spannenden Spionagefall zu konstruieren.

Andreas Burkert - Chefredakteur Drive and Style - Active Woman

Für alle, die sich für E-Mobilität oder Spionage interessieren kann man nur eine Empfehlung geben: Einfach schnell selber lesen! Äußerst spannend!

OEKONEWS.AT - Tageszeitung für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit

Nicht nur Technik-Freaks werden bei dieser spannenden Lektüre auf ihre Kosten kommen - soviel steht fest. In ihrer ersten Zusammenarbeit lassen die Autoren Für und Wider der Elektromobilität zu einem aufregenden Abenteuer werden.

Lesetipps aus der Region - Ebersberger Zeitung

Niall MacRoslin

AliceN.York

Projekt

Black Hungarian

Spionageroman

Ein Capscovil Buch | Glonn | Germany

.

Deutsche eBook Originalausgabe

*

2. Auflage

EPUB

Copyright © Capscovil, 2014

ISBN 978-3-942358-50-7

Veröffentlichung auch als Printausgabe

ISBN Print 978-3-942358-49-1

Buchdekorateurin: Louisa Kronthaler

Covergestaltung: Capscovil

Coverbild: Gerhard Tikovsky

Bilder/Sketches: Capscovil

Das Coverbild entstand in Anlehnung an ein Foto, das während der Grossmünster-Projektionen — Sujets des bekannten Schweizer Lichtkünsters Gerry Hofstetter am Abend des 7. Juli 2013 anlässlich des Zürifäscht projiziert auf die Grossmünster-Kirche in Zürich — aufgenommen wurde.

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DIE GESCHICHTE

Das Board for Industrial Research and Development beeinflusst seit 1929 alle wichtigen politischen Entscheidungen. Man hat noch nie von BIRD gehört, keiner kennt die Mitglieder. Sie sind effektiv, verschwiegen und professionell. Und sie arbeiten unter dem Schutzmantel einer international tätigen Beraterfirma.

Jetzt hat BIRD hat von einer neuen Sache Wind bekommen: In einem Feldversuch soll eine neue Technologie getestet werden – perfekt getarnt während der weltweit größten Elektroauto-Expedition WAVE. Die Auswirkungen auf ihre Kunden und den Markt wären verheerend. Eine Entscheidung muss getroffen werden.

BIRD ergreift die üblichen Maßnahmen, um den erfolgreichen Abschluss zu verhindern. Ein Team wird eingeschleust. Das Standard-Prozedere. Die Operation bietet eine gute Gelegenheit, um die nächste Generation von Mitarbeitern einzuführen.

Doch die neu rekrutierten Spione sind jung, impulsiv und handeln aus Überzeugung. Schnell droht die Operation aus der Spur zu laufen, denn BIRD hat einen wichtigen Faktor übersehen.

Plötzlich ist WAVE mehr als nur eine Expedition.

DAS PROJEKT

Projekt Black Hungarian ist das erste Buch seiner Art:

Das Einzigartige an dem Roman ist, dass viele Fakten aber auch reale Ereignisse - abgeleitet von der Elektroauto-Rallye WAVE 2013 - mit einer fiktiven Geschichte verbunden wurden und echte Herzblut-Enthusiasten Pate für die Figuren standen.

Das Agentenabenteuer lässt Sie mitfiebern, wie junge Spione von einem skrupellos geführten Geheimdienst angeheuert und im Laufe der Geschichte gnadenlos manipuliert werden. Gleichzeitig entführt Sie die Geschichte auf eine virtuelle Reise zu faszinierenden Orten und Landschaften, die während der Rallye besucht wurden.

Ein besonderes Schmankerl ist, dass Sie über die Spion-Figuren einen Einblick in die Abhörpraxis und Fähigkeiten von Geheimdiensten wie NSA und GCHQ erhalten.

Daneben erfahren Sie allerlei Wissenswertes über Elektrofahrzeuge und was sich in diesem Bereich so alles tut.

Für das „Objekt der Begierde“ stand ein spezielles Elektroauto Modell. Es ist kein neues Fahrzeug von Tesla Motors, existiert aber in der Realität. Seine Entwickler haben damit im Oktober 2014 auf einer Weltrekordfahrt eine rein elektrische Reichweite von über 726km - inklusive mehr als 5000 anspruchsvollen Höhenmetern - mit nur einer Batterieladung bewiesen.

***

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier:

http://blackhungarian.de

FIGUREN IM BUCH

Christian Adler - CEO von Adler Reilly und BIRD

Dominik Brandt - Director Operations von BIRD

Céline Dufort - Director Finance von BIRD

Walter Mikesch - Director Intelligence von BIRD

William Steinberg - Spion bei BIRD, Abteilung Operations

Conrad Jäger - Spion bei BIRD, Abteilung Operations

Nils Karrat - Jung-Spion bei BIRD

Hendrik Herder - Jung-Spion bei BIRD

Peter Prohaska - Spion bei BIRD in der Abteilung Intelligence

Marc Kudling - Ext. Spezialist für Elektroautos bei Adler Reilly

Uwe Macellaio - Ext. Spezialist für Gefahrgut bei Adler Reilly

Alain Blanc - Unternehmer und Investor

Magali Zampieri - Agentin bei DISECUPRO - Personenschutz

Martin Tauer - Agent bei DISECUPRO - IT-Sicherheit

Frank Loden - Chief of Integrity bei DISECUPRO

Arina Rhomberg - Gründerin und Inhaberin von DISECUPRO

Tom Schmidt - Unternehmer und Freund von Alain

Andrej Pečjak - Technologe und Inhaber des Institut Metron

Jasna Pečjak - Geschäftsleitung bei Institut Metron

Stephan A. Schwarz - Clubpräsident des Schweizer Tesla Clubs

Louis Palmer - Tourdirektor und Veranstalter der WAVE

Eva Štravs - Leiterin Tourismus BLED

Janez Fajfar - Bürgermeister BLED

Tamara Hillinger - WAVE Teilnehmer

Manfred Hillinger - WAVE Teilnehmer/Vize-Präsident Tesla Club Austria

Marco Mila - WAVE Teilnehmer

Simone Barra - WAVE Teilnehmer

Jochen Breuer - WAVE Teilnehmer

Andreas Wacker - WAVE Teilnehmer

Angela Wacker - WAVE Teilnehmer

Erich Camenisch - WAVE Teilnehmer

Peter Franke - WAVE Teilnehmer

Jean-Pierre Pané - WAVE Teilnehmer

Monika Pané - WAVE Teilnehmer

Florian Berg - Schüler, schreibt Erfahrungsbericht über WAVE

Stephan Schwartzkopff - WAVE Teilnehmer

Olaf Feldmann - WAVE Teilnehmer

Rafael DeMestre - WAVE Teilnehmer

Anastassyia Jurina - WAVE Teilnehmer

Ernst Scheufel - WAVE Teilnehmer

Hannes Hauer - WAVE Teilnehmer

Gordon Feet - WAVE Teilnehmer

Leora Rosner - WAVE Teilnehmer

Robort Michelsen - WAVE Teilnehmer

Johann Axmann - WAVE Teilnehmer

Franz Sattler - WAVE Teilnehmer

Martin Lanz - WAVE Teilnehmer

Andre Lugger - WAVE Roadside Assistance

Thomas Rot - WAVE Roadside Assistance

Vivien Renlo - WAVE Supportteam

Jaromir Vegr - WAVE Supportteam

Andreas Ranftl - WAVE Supportteam

PROLOG

Dominik

Frühjahr – Wien

„Wir müssen uns treffen.”

„Jetzt?!”

„Jetzt.”

„OK, Dominik – ich hoffe für Sie, dass es wichtig ist.”

Das war es. Doch er bezweifelte, dass Adler es so sehen würde. Christian Adler, Vorstandsvorsitzender von Adler Reilly, Enkel von Tobias Adler: Visionär, Einwanderer, Firmengründer. Tobias, der mit nichts als einem reinen Gewissen auf die Welt kam und trotzdem sein Schicksal für sich entschieden hatte. Christian, der vor lauter Reichtum vergessen hatte, sich Gedanken um einen Erben zu machen. Es muss seltsam sein, dachte Dominik Brandt, das Ende der eigenen Dynastie mitzuerleben.

Er saß in der Präsidentensuite des Hotel Sacher, eine der vielen Wiener Annehmlichkeiten für die Reichen und Berühmten. Die Madam Butterfly Suite, wie der Raum auch genannt wurde, war mit ihren sechs Zimmern inklusive Flur, Ankleide-, Ess- und Konferenzzimmer größer als ein durchschnittliches Einfamilienhaus. Das großzügige Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer im Art Déco-Stil und Blick über die Stadt vervollständigte das Gefühl von Luxus. Alles war für die Ankunft des CEOs vorbereitet. Doch der Kaffee, die frischen Früchte und das Gebäck, mit dem der lange Konferenztisch gedeckt war, würden vergeblich auf ihren Genuss warten. Eine Ausnahme mochte das exquisite Fidschi-Wasser bilden.

Am Kopfende, dem Stammplatz, den der Vorsitzende für sich beanspruchte, egal wie viele Personen an der Besprechung teilnahmen, hatte Dominik ein kleines, äußerst sorgfältig zusammengestelltes Dossier mit den Erkenntnissen des Director Intelligence platziert. Er rückte es kurz zurecht, bis es rechtwinklig zur Tischkante lag, setzte sich und wartete. Der Director Intelligence war nicht vor Ort, würde sich aber wie seine beiden Kollegen von der Finanz- und Rechtsabteilung per Video zuschalten.

Niemand würde an der Tür anklopfen, denn Adler klopfte nicht. Besonders dann nicht, wenn er aus einer Besprechung im UN-Gebäude geholt wurde. Was war es diesmal gewesen? Dominik konnte sich nicht erinnern. Wie immer war es etwas äußerst Wichtiges und Offizielles; und betraf Adler Reilly, nicht BIRD. Vielmehr erwartete der CEO, an der Tür begrüßt zu werden. Als Dominik die gedämpften Schritte vernahm, die gleichzeitig etwas Ruhiges und doch Bedrohliches hatten, sprang er auf und ging zielstrebig zur Tür.

„Dominik, Ihr Timing ist wie immer tadellos.“

Der gewohnte Hauch von Sarkasmus und Überlegenheit begleitete ihn. Sie begrüßten sich mit einem sachlichen Händedruck. Adler war einen Kopf größer als seine Nummer zwei, doch gut dreißig Jahre älter, was sein graues Haar mehr als verdeutlichte. Beide waren makellos gekleidet. Wie Dominik vermutet hatte, goss sich Adler ein Glas Wasser ein und er fragte sich, worin sie sich beide unterschieden.

Die maßgeschneiderten Anzüge, Schweizer Uhren, handgefertigten Schuhe, ja selbst ihre gebräunte Haut glichen sich wie ein Ei dem anderen. Und doch verströmte Adler aufgrund seines Alters und seiner Stellung eine Autorität, die ihm – Dominik – durch seine schulbubenhafte Gewöhnlichkeit fehlte. Natürlich spielte die Erfahrung eine entscheidende Rolle, doch lag es nicht auch daran, wie man aufwuchs? Der CEO hatte das unverkennbare Selbstvertrauen, die Unbekümmertheit, die Menschen aus guten Verhältnissen angeboren schien: Der Was kostet die Welt Charme, der mit gehobener Bildung und finanzieller Absicherung Hand in Hand ging.

Er selbst hingegen war weder unbekümmert noch besonders charmant und seine Selbstsicherheit war das Produkt harter Arbeit. Wo Adler Macht ausstrahlte, konnte er nur auf seinen puren Ehrgeiz setzen. Vielleicht nicht die löblichste aller Qualitäten, dennoch eine, die sich auszahlen konnte, besonders weil Adler keine Erben hatte.

„Lassen Sie uns anfangen.“

„Alle Details finden Sie hier“, wies Dominik auf das Dossier am Kopfende hin. Wie immer ließ er den CEO einige Momente mit der Lektüre alleine und genoss die kurze Pause, um sich im Gäste-WC die Hände zu waschen. Das abrupte, ungläubige Knurren holte ihn in den Konferenzraum zurück.

„Elektroautos?“ Adler schüttelte seinen Kopf. Er war alt genug, um sich aus Erzählungen seines Vaters noch an das erste Modell zu erinnern: Weniger ein Auto als vielmehr eine elektrisch betriebene Kutsche. Entwickelt von einem Briten namens Thomas Parker, der sich unter anderem durch die Versorgung der Londoner U-Bahn mit Strom einen Namen gemacht hatte. Sicherlich hatte Adler mitbekommen, dass diese Art von Fahrzeugen nun ihren Platz in der automobilen Zukunft einnahm.

„Ist das ein schlechter Scherz?“ Da war sie wieder, die Ruhe, in der doch gleichzeitig etwas Aggressives mitschwang.

„Kein Scherz. Im Gegenteil, tödlicher Ernst.“ Wieder fühlte sich Dominik bestätigt, hatte er doch genau diese Reaktion vorausgesagt. Daher hatte er auch rechtzeitig die anderen drei Vorstandsmitglieder informiert und in die Besprechung eingeladen. Seine Kollegen standen auf Zuruf bereit.

„Sie wollen mir ernsthaft weismachen, dass uns dieses Rennen einen erheblichen Schaden zufügen kann? Wie heißt es doch gleich?“ Adler blätterte kurz in dem Dokument. „WAVE Trophy?“

„Nicht ganz. Der Ausgang ist unwichtig und es ist eine Expedition, kein Rennen.“ Ein Hauch von Genugtuung hatte sich in Dominiks Stimme geschlichen. „Was wir nicht aus den Augen lassen dürfen, ist der Test. Die Technologie. Wenn unsere Informationen korrekt sind – und bisher waren wir selten falsch informiert – dann ist unter den Fahrzeugen ein familientauglicher, erschwinglicher Prototyp, der mühelos eine Reichweite von 1000 Kilometern ohne Nachladen zurücklegt. Wissen Sie, welche Auswirkungen diese Leistung haben kann?“

Der CEO zeigte keine Regung.

„Wenn dieser Test erfolgreich ist, können wir unsere Einkünfte aus dem Ölgeschäft und die entsprechenden Kunden abschreiben”, warnte Dominik.

Adler schien nachzudenken. Sie hatten früher schon richtig gelegen. 2008. Deshalb wandelten sie damals die Konzernstruktur in eine Holding-Gesellschaft um, und hatten sehr wahrscheinlich deswegen überlebt.

„Woher wissen Sie von dem Test?“, wollte der CEO wissen.

„Wir haben in London eine Textnachricht abgefangen. Kam von einem Prepaid-Handy. Nicht zurückverfolgbar“, informierte ihn Dominik.

„Geben Sie mir Dufort.“

Sie war die Einzige, der Adler blind vertraute. Die Direktorin der Finanzabteilung und Adler sprachen dieselbe Sprache. Den Firmenanwalt sah er als notwendiges Übel, dem man möglichst aus dem Weg ging. Der größte Dorn in seinem Auge war jedoch eine ganz bestimmte Person.

Adler hegte ein tiefes Misstrauen gegenüber Walter Mikesch, dem Director Intelligence. Wahrscheinlich lag es daran, dass sogar Adlers intimste Geheimnisse vor Walter nicht sicher sein konnten. Dabei war es Adler selbst gewesen, der Walter diese Macht verschafft hatte.

Dominik fragte sich immer wieder, wie weitreichend das Netzwerk ihres CEO sein musste, damit sie Zugang zu diesen Systemen hatten, die eine nahezu unbegrenzte Datensammlung und -auswertung ermöglichten.

Selbst die Kommunikation eines ganzen Landes, alle Emails und Textnachrichten, die versandt und alle Telefongespräche, die geführt worden waren, konnten analysiert, nach unterschiedlichsten Kriterien zerpflückt und auf einzelne Personen und deren Umfeld reduziert werden. Detaillierte Profile samt persönlichen Vorlieben, Fotos, Familien- und Freundschaftsverhältnissen und natürlich der aktuellen Finanzlage einer Person waren auf Knopfdruck verfügbar.

Nach außen repräsentierte Christian Adler immer noch den gewaltigen Beraterkonzern Adler Reilly, dessen Grundstein von seiner Familie kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts gelegt worden war. In Wirklichkeit jedoch hatte sich Adler seit einigen Jahren aus dem Tagesgeschäft verabschiedet und tat nichts anderes mehr, als sein vielschichtiges Netzwerk aus gegenseitigen Gefälligkeiten zu pflegen. Er trat damit in die Fußstapfen seines Großvaters Tobias Adler, der das Bord of Industrial Research and Development 1929 gründete, nachdem unvorhergesehene Ereignisse seine Beraterfirma an den Rand des Ruins getrieben hatten. BIRD operierte selbständig als geheime Organisation im Schutz von Adler Reilly und sorgte weltweit mit Vertretern in wichtigen Positionen dafür, dass die Beraterfirma ihre dominante Stellung in allen Marktsegmenten behielt. Neben Lobbyismus gehörten Überwachung und Erpressung zum Handwerkszeug von BIRD. Einflussreiche Personen wurden so in Schach gehalten. Selbst ein Mord war kein Tabu. Deswegen hatten nur die Direktoren Kenntnis über alle Operationen, die weltweit liefen.

Dominik war sich sicher, dass es Adlers mächtige Beziehungen in Industrie und Regierung waren, die ihn in dem Glauben ließen, gegenüber Walter am längeren Hebel zu sitzen. Im jährlichen Budget waren für dessen Bereich etliche Daueraufträge mit zweistelligen Millionenbeträgen ausgewiesen. Alle Details dieser Vereinbarungen kannte neben Adler nur Céline Dufort.

Dominik stellte wortlos die Konferenzschaltung her und Céline Dufort erschien auf der mittleren der drei Videoleinwände. Nach zwei weiteren kurzen Tastenkombinationen wurde sie von den beiden anderen Mitgliedern des Führungsgremiums flankiert. Auch wenn Adler nicht speziell nach ihnen gefragt hatte und sie zu diesem Zeitpunkt nicht allzu viel beitragen konnten, war ihre Anwesenheit bei wichtigen Entscheidungen wie dieser erforderlich.

„Céline, danke, dass Sie den Termin einrichten konnten. Sie strahlen heute wieder ganz besonders, selbst über die Satellitenverbindung sind Sie eine Augenweide.“ Er war immer noch attraktiv genug, um eine Frau erröten zu lassen. Besonders dann, wenn sie seine volle Aufmerksamkeit genoss. „Sagen Sie mir, ist es wahr, was Brandt mir hier erzählt?“

Céline Dufort, elegant und gebildet, aber noch nicht alt genug, um gegen den fragwürdigen Charme ihres Chefs immun zu sein, antwortete umgehend. „Dominik hat wie immer Recht. Allerdings hätte er erwähnen können, dass Öl nur ein Teilaspekt dieser Angelegenheit ist. Sicher ist Ihnen die Abkürzung ICE geläufig?” Sie hielt kurz inne.

„Internal combustion engine, wie wir Amerikaner den Verbrennungsmotor nennen.“

„Exakt“, fuhr sie fort. „Die Automobilindustrie hat über die Jahrzehnte Unsummen in die Entwicklung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren investiert und will jetzt – verständlicherweise – den Profit abschöpfen. Eine grundlegende Veränderung käme einer Katastrophe gleich, denn neben dem zusätzlichen finanziellen Aufwand für neue Forschung und Entwicklung müssen noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Walter hat dazu die Details.“

Mit ausdrucksloser Miene wandte sich Adler seinem Informationschef zu.

„Danke Céline. Elektrofahrzeuge bedingen eine Reihe von Veränderungen, die gravierende Auswirkungen auf verschiedenste Wirtschaftspartner haben: neue Ladeinfrastruktur, neue IT-Backendsysteme, Anpassung der Serviceinfrastruktur. Hinter der jetzigen Landschaft steckt eine enorme, gut geölte Maschinerie, die komplett anderen Anforderungen genügen müsste. Ohne flächendeckende Lademöglichkeiten wird es schwer, dem Endkunden die Angst zu nehmen, irgendwo stehenzubleiben. Der Fahrer erwartet, dass ihm sein Navigationssystem sagt, ob er es zum Zielort schafft und wo er im Notfall am schnellsten laden kann. Ein anderer Aspekt ist, dass Elektrofahrzeuge aufgrund der geänderten Bauart – weniger Bauteile, die insgesamt weniger anfällig sind – eine deutlich geringere Wartung benötigen. Neben den Gebäuden der Servicezentren würden nicht nur das Ersatzteilgeschäft inklusive den Verbrauchsstoffen, sondern auch bestehende Jobs wegfallen, gleichzeitig müsste man neue Positionen für Mitarbeiter schaffen und in deren Ausbildung investieren. Eine neue Generation von Entwicklern und Technikern hätte ganz andere Aufgabenbereiche als bisher…“

Bevor Walter fortfahren konnte, wurde er von dem CEO unterbrochen, der sich wieder an Dufort wandte. „Was bedeutet das im Klartext?“

„Das Elektroauto stellt ein hohes Risiko für die unterschiedlichsten Parteien dar mit enormen Auswirkungen, die sich erschreckend schnell in Realität verwandeln könnten und so das Kerngeschäft unserer Kunden massiv schädigen würden – und damit auch unseres. Hart erarbeitete Strukturen und jahrzehntelange Absprachen mit beteiligten Wirtschaftszweigen wären zerstört, Marktpositionen zunichte gemacht und Machtverhältnisse verschoben. Es steht zu viel auf dem Spiel für die Industrie und für manch einen unserer Kunden käme ein derart massiver Wandel einem Selbstmord gleich.“

„Was schlagen Sie – als Führungsteam – also vor?“ Er würdigte keinen der beiden anderen Direktoren auf den Videoleinwänden eines Blickes.

Wie auf Kommando ergriff Dominik das Wort, wobei er seinen aufkeimenden Frust unterdrückte. Hatte Adler das Dossier nicht gelesen?

„Wir schlagen vor, alles Notwendige zu unternehmen, um einen erfolgreichen Test der Technologie zu verhindern.“

„Sie wollen ein Team darauf ansetzen?“

„Wir wollen ein Team darauf ansetzen. Es werden noch Teilnehmer gesucht, das macht es einfach. Wir müssen dafür sorgen, dass diese neue Lösung versagt, bevor der Markt überhaupt Wind davon bekommt. Die WAVE ist nur der Testlauf.“

“Ich dachte, es sei eine Expedition?”, erlaubte sich der CEO ein Lächeln.

Dominik ließ sich nicht beirren. Er wusste, dass Adler nur ungern seine Vorschläge annahm. Ältere Menschen wie er standen nicht selten neuen Technologien mehr als skeptisch gegenüber oder, was noch schlimmer war, nahmen sie nicht ernst. Warum auch, denn letztendlich hatte er seinen heutigen Status nicht aufgrund von Technologien erlangt. Aufgrund von Leistung jedoch auch nicht, dachte sich Brandt.

Als Adler erneut sprach, war seine scherzhafte Seite längst der geschäftsmäßigen Kühle gewichen. „In Ordnung, aber mit minimalem Aufwand. Nehmen Sie ein paar Anfänger, die können sich die Hörner abstoßen. Mehr will ich von dieser Sache nicht hören. Habe ich mich klar ausgedrückt?” Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging. Er wartete nicht einmal eine Entgegnung ab.

Was soll man nur davon halten, wunderte sich Brandt. Sonst wurde Adler nicht müde zu betonen, dass die Arbeit des Board for Industrial Research and Development Vorrang vor allem anderen hatte. Adler Reilly war zwar wichtig, aber der Hauptzweck der Beraterfirma bestand für Christian Adler darin, ein Schutzschild vor zu vielen Fragen zu bilden und die eigentliche Arbeit von BIRD erst möglich zu machen. Was hatte sich geändert?

Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Sein Blick fiel auf den Konferenztisch und das wie schmückendes Beiwerk darauf drapierte teure Gebäck, das er ganz sicher nicht essen würde. Er ging zum Fenster und sah, wie sein Chef ein Taxi herbei rief, nur um es sofort ärgerlich vorbeizuwinken, nachdem er bemerkt hatte, was es war: eines von etwa 150 rein elektrisch betriebenen Taxis und Teil einer Umweltinitiative zur Vermeidung von Abgasen in der österreichischen Hauptstadt.

Das zweite Taxi war – zum Glück für alle Beteiligten – ein traditionelles Fahrzeug, wie Brandt feststellte, als er seinen Chef diesmal ohne Widerspruch einsteigen und in Richtung Flughafen fahren sah.

KAPITEL 1

Dominik

Frühjahr – Wien

Den Tag nach der Vorstandssitzung verbrachte Dominik in Wien. Am Abend zuvor hatte er lange gearbeitet, wie immer. Nicht, dass er Wien eine besondere Zuneigung entgegenbrachte, im Gegenteil, er fand die Stadt prahlerisch und selbstverliebt, voller Menschen wie Adler.

Doch er hatte einen alten Bekannten treffen wollen, obwohl es nicht im Mindesten seiner Art entsprach. Ein Treffen, was sagte das schon. Nichts. Er konnte sich nicht daran erinnern, einen Bekannten nur aufgrund der Vermutung, dass es schön wäre um ein Treffen gebeten zu haben. Auch gestern nicht, als er Chaipura, den thailändischen Botschafter, angerufen und sich mit ihm im UN- Gebäude verabredet hatte. Dominik konnte nicht einmal sagen, ob er Chaipura als einen engen Bekannten oder Freund bezeichnen würde. Er wusste nur, dass es an der Zeit war, sein eigenes Netzwerk zu stärken und weiter auszubauen. Wenn er in Adlers Fußstapfen treten wollte, musste er selbst über mächtige Verbindungen verfügen. Chaipura gehörte dazu.

Sie beide hatten sich im vergangenen Jahr in Bangkoks Grand Palace anlässlich einer feierlichen Eröffnungszeremonie für eine von Dominiks Brücken getroffen. Das Projekt Brücken in eine nachhaltige Zukunft war darauf ausgerichtet, die Straßensicherheit zu erhöhen und besonders in den Entwicklungsländern neue, kürzere Handelswege für Bauern und Händler zu schaffen. Es war bis heute eine der erfolgreichsten Unternehmungen in der Geschichte von BIRD und hatte mit dem Zugriff auf die jeweils lokale Infrastruktur nicht nur den Einfluss der Organisation immens vergrößert. Adler Reilly, in dessen Namen das Projekt natürlich offiziell durchgeführt worden war, hatte in der Öffentlichkeit einen bedeutsamen Imagegewinn erzielt.

Dominik war der geistige Vater und Verantwortliche und finanzierte, was der entscheidende Faktor für seine Beförderung zum Director Operations gewesen war, das Budget fast ausschließlich aus Geldern der öffentlichen Hand. Das Projekt hatte die Herzen der Menschen gewonnen, den weltweiten Drahtziehern der Macht genutzt und seinen Arbeitgeber nur ein Butterbrot gekostet. Es war fast zu gut um wahr zu sein.

Der für Dominik jedoch weitaus größere Reiz war, über Kontinente hinweg zahllose Hände von Präsidenten und hochrangigen Politikern, ja sogar von Vertretern königlicher Familien zu schütteln. So wie bei der Zeremonie damals, einem wahrlich würdevollen Event, den Seine Hoheit der König von Thailand höchstpersönlich mit seiner Anwesenheit beehrt hatte. Ein Höhepunkt in mehrerlei Hinsicht, den das atemberaubende Feuerwerk auf der anderen Seite des Chao Phraya Flusses gekrönt hatte.

Chaipura war einer der vielen anwesenden, zum Teil aus aller Herren Länder angereisten Würdenträger gewesen, mit denen er ausgiebig sämtliche Höflichkeiten ausgetauscht hatte, die es auf Veranstaltungen wie dieser auszutauschen gab: ein wundervoller Abend, es ist mir eine große Ehre und so weiter und so fort. Zu guter Letzt hatten sie, fast schon mit einer gewissen Verzweiflung auf der Suche nach weiteren Themen, die sich selbstverständlich keiner von ihnen beiden anmerken ließ, überrascht festgestellt, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft teilten. Das Segeln. Noch mehr überrascht war Dominik jedoch von sich selbst, als er seinen Gesprächspartner einlud, bei dessen nächstem Besuch in Europa einen gemeinsamen Segeltörn zu unternehmen. War er wirklich so einsam, hatte er sich damals gefragt? Oder hatte er nur einfach unbewusst eine Tür geöffnet, die ihm später einmal von Nutzen sein konnte?

Heute würde jedenfalls keiner von ihnen beiden in Wien segeln gehen, obwohl der frühlingshafte Wind beste Voraussetzungen geboten hätte. Zudem war es Mittwoch und nur Firmenchefs konnten an solchen Tagen Golf spielen oder segeln, wie ihm Adler immer wieder gerne unter die Nase rieb. Dominik musste sich also wohl oder übel auf die Arbeit konzentrieren. Zumindest im Moment noch.

Doch trotz der stets im Hinterkopf lauernden Gedanken an Adler, der gerade nach London unterwegs war, verließ Dominik zielstrebig das Hotel und ging an den zahlreichen Geschäften der Kärntner Straße vorbei zur U-Bahn am Stefansplatz. Die Aussicht auf das Treffen mit Chaipura, der ihn an die Ehren in Bangkok und seinen bisher größten Triumph erinnerte, beschwingte seinen Schritt. In den vergangenen drei Jahren hatte er sich trotz, oder vielleicht gerade aufgrund der anfänglichen Hürden des Projekts, an die berauschende Natur des Erfolgs gewöhnt.

Zugegebenermaßen war die U1 der österreichischen Hauptstadt weit weniger glamourös als der Grand Palace – unter gewöhnlichen Menschen war es stets weniger glanzvoll als in der Gesellschaft von Königen – doch das konnte seine Stimmung nicht trüben, als er die Treppen der Station Kaisermühlen hochging. Jede Faser seines Körpers war davon überzeugt, dass sein aktuelles Unterfangen, ein einfacher Sabotageakt und das verhinderte Fortschreiten einer neuen Technologie, genauso erfolgreich verlaufen würde wie sein letztes.

Trotzdem schlich sich ein Gefühl ein, das er noch nicht benennen konnte. Vielleicht hatte es mit dem Gefühl der Unfehlbarkeit zu tun, dem Wissen, dass selbst ein schwieriges Projekt mit weltweiten Auswirkungen unter seiner Leitung als zwangsläufig erfolgreich angesehen werden würde.

Plötzlich hatte er das Bedürfnis etwas Ungehöriges zu tun, was angesichts der Tatsache, dass das Gebäude der Weltsicherheit diente, doch seltsam war. Natürlich schwebte ihm nichts Gravierendes vor, nur ein kleiner Nervenkitzel, um die Fehlbarkeit der hauseigenen Security zu testen. Möglicherweise war es aber auch nur bedingt durch die beeindruckende Silhouette des Vienna International Center, wie das UN-Gebäude in Wien genannt wurde.

Die Zugangskontrolle entsprach dem üblichen nervenden Vorgehen auf allen Flughäfen dieser Welt. Wieso war den Sicherheitsleuten nicht klar, dass bei einem Mann wie ihm nichts zu finden war? Schon angenehmer war es am Besucherschalter. Kurzentschlossen zahlte er für eine Tour zur Besichtigung des Gebäudes und nahm nach einer weiteren ernsten Kontrolle seines Reisepasses den einfachen, nur mit einer Nummer und einem Barcode versehenen Besucherausweis entgegen, der ihm offiziellen Zutritt zum Gebäude verschaffen würde. Er hatte jedoch nicht vor, sich neunzig Minuten lang einer Gruppe von laut schnatternden Touristen anzuschließen, die in einiger Entfernung wartete.

Aus Erfahrung wusste er, dass er sich einfach unter die Anzugträger, von denen er äußerlich nicht zu unterscheiden war, mischen konnte, ohne unter den insgesamt gut 4000 Beschäftigten aus den verschiedensten Ländern aufzufallen. Mit der ihm eigenen Bestimmtheit ging er zur Sicherheitsschranke, die sich sofort öffnete, als er seine codierte Plastikkarte an den Scanner hielt. Wie erwartet, stellte niemand sein Handeln in Frage und auch der Mitarbeiter am Besucherschalter war mit neugierigen Touristen zu beschäftigt, um etwas zu bemerken.

Zufrieden setzte sich Dominik an einen der auf der kleinen sonnigen Terrasse stehenden Tische, bestellte einen Cappuccino und wartete. Die 144 Fahnen der Mitgliederstaaten, die den runden Platz mit dem leise plätschernden Brunnen einsäumten, schienen seinem Handeln durch ihr Flattern zu applaudieren. Zumindest erlaubte er sich kurz diesen angenehmen Gedanken. Warum auch nicht? Hier saß man bedeutend angenehmer als im Büro des Drogen- und Verbrechensdirektorats und ein CEO wie Adler würde sich hier mit der gleichen Selbstverständlichkeit bewegen, obwohl er ohne Begleitung kein Recht dazu hätte. Insbesondere da österreichisches Recht hinter der Schranke dem internationalen weichen musste.

Dominik rief Chaipura an, um ihn über sein Eintreffen zu informieren. Der kleine schmächtige Mann hatte wie immer etwas Lehrerhaftes an sich, als er kurze Zeit später auf das Café zuging. Sein höflicher und freundlicher Blick ließ keine Missbilligung des Verhaltens seines Besuchers erkennen, als er Dominik begrüßte. Vielleicht machte er sich tatsächlich keine Gedanken, da Dominiks kleine Ungehorsamkeit nicht registriert worden war und damit auch kein schlechtes Licht auf ihn werfen konnte.

„Dominik, wie schön Sie zu sehen. Ich sehe, Sie genießen die Frühlingssonne. Lassen Sie uns Ihr Anliegen während Ihrer persönlichen Tour besprechen. Ich zeige Ihnen einen der Räume, in dem wichtige Entscheidungen getroffen werden. In der darüber gelegenen Dolmetscherkabine haben wir außerdem etwas mehr Privatsphäre.“

Als Dominik von ihm zum Aufzug geführt wurde, der sie in den 6. Stock bringen würde, fühlte er den Schweißausbruch kommen.

„Ist alles in Ordnung, Dominik?“

Doch er konnte nicht sofort antworten. Er konnte nur an diesen Tag in seiner Kindheit denken, der ihn sein Leben lang verfolgte.

Er war ein dickliches Kind gewesen, das immer der Häme seiner Mitschüler ausgesetzt war. Ein Ereignis während eines Schulausflugs, er konnte sich nicht daran erinnern, wohin sie an diesem Tag gefahren waren, hatte ihre Angriffe auf ihn nur noch verstärkt. Das Einzige, woran er sich erinnern konnte, war die verhängnisvolle Entscheidung, den Aufzug anstelle der Treppe zu nehmen. Dann war es passiert.

Der Aufzug war grundlos stecken geblieben. Keiner hatte Schuld daran gehabt, es war ein Stromausfall oder Defekt gewesen, der sein Leben auf tragische Weise verändert hatte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er nicht alleine gewesen wäre; wenn jemand bei ihm im Aufzug gewesen wäre, der ihn ermutigt hätte. Der ihm gesagt hätte, dass solche Dinge hin und wieder geschehen können und man sich dessen nicht schämen musste, da man nicht der Einzige war, dem so etwas passierte. Doch es war niemand mit ihm im Lift gewesen, der seine aufsteigende Panik hätte besänftigen können.

Als sich der Aufzug nach einer Ewigkeit in Bewegung setzte und nach oben fuhr, hatte man Dominik zusammengekrümmt und schluchzend am Boden liegend gefunden. Es waren nicht seine roten Augen und sein verquollenes Gesicht gewesen, dessen er sich geschämt hatte. Niemals würde er die Schmach vergessen, als die anderen seine nasse Hose bemerkten. Es gab den anderen Kindern nur noch mehr Munition, um sich auf gemeinste Weise über ihn lustig zu machen, was darin gipfelte, dass seine Unsportlichkeit Schuld an der Misere war. Obwohl es vollkommen unsinnig war, begann Dominik dies nach einiger Zeit selbst zu glauben. Seine restliche Schulzeit glich der Hölle. Er konnte das Geschehene einfach nicht verarbeiten und war - mit wenigen Ausnahmen - bis zum heutigen Tag unfähig, Freundschaften zu schließen. Stattdessen hatte er sich einer fast schon asketischen Lebensweise verschrieben, immer getrieben von dem Bedürfnis, die Kontrolle über alles zu besitzen.

„Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir die Treppe nehmen?“, fragte er schließlich Chaipura.

„Selbstverständlich nicht“, antwortete dieser. „Ich hatte vergessen, dass Sie viel Wert auf Fitness legen.“

Obwohl er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, kam Chaipura erst wieder zu Atem, nachdem sie den sechsten Stock erreicht und sich in einer der Dolmetscherkabinen oberhalb des in Brauntönen gehaltenen Konferenzraums gesetzt hatten. Vielleicht spiegelte die Farbpalette der Ausstattung des Raums unter ihnen das fragwürdige Rezept für einen dauerhaften internationalen Frieden wieder: Anpassung. Ob zufällig oder absichtlich, um nicht die Aufmerksamkeit eines unwahrscheinlichen Besuchers zu erregen, ließ Chaipura das Licht ausgeschaltet.

„Es kommt mir fast so vor, als ob wir etwas Unerlaubtes tun“, bemerkte er.

„Im Gebäude der Vereinten Nationen?“ Dominik lächelte. „Ich denke nicht, dass Sie darüber besorgt sein müssen.“

„Gut. Was kann ich für Sie tun?“

„Sie können mir einen Gefallen tun. Diese zwei Jungs, die damals im Grand Palace bei Ihrer Sicherheitseinheit waren. Wo finde ich die?”

„Ich kann Ihnen gerne die Kontaktdaten geben. Planen Sie auch eine Veranstaltung?“

„So etwas Ähnliches.“

„Moment, am besten schicke ich Ihnen gleich die Details weiter. Sie arbeiten immer zu zweit als Team. Bei dem brauchen Sie etwas Glück, um ihn zu finden.“ Chaipura deutete auf einen der beiden Namen. „Er liebt Partys mehr als seine Arbeit. Der könnte überall sein.“

Zum zweiten Mal lächelte Dominik kalt in sich hinein. Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass BIRD ihn in kürzester Zeit aufspüren würde.

Für Walters Abteilung war Nils nur einen Tastendruck entfernt.

KAPITEL 2

Nils

Frühjahr – Sylt – Zürich

Sylt war ein Ort voller Gegensätze. Die nördlichste Insel Deutschlands mit ihren knapp hundert Quadratkilometern Fläche war schon seit langer Zeit als Mekka der Partywilligen etabliert. Nils Karrat stellte sich vor, wie aufregend es in den guten alten Tagen gewesen sein musste, als die Medien aus Hamburg die Insel belagerten und den Stars in den Bars auflauerten. Reporter hatten alles darum gegeben, Zutritt zu exklusiven Partys zu bekommen und einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen.

Heute dominierten neben Geschichten von Playboys und Promis Berichte über die landschaftliche Entwicklung die Zeitungen. Die Insel kämpfte mit einer tragischen Erosion an der Westküste, der man in einem über hundert Millionen schweren EU-Projekt entgegenzuwirken versuchte. Es war ein Kampf gegen die Windmühlen der Natur. Ein einziger Sturm konnte hunderttausende Kubikmeter Sand ins Meer spülen. Die Ursache war in der globalen Erwärmung zu suchen und die Menschen hatten viel zu spät verstanden, dass die Natur nicht alles ungestraft zuließ.

Doch Nils machte sich wenig Gedanken über die Umwelt, als er vom Strand zur Sansibar ging. Er war nach Sylt gekommen, um ein paar Tage abzuschalten und es sich gut gehen zu lassen. Der Tag war ganz nach seinem Geschmack gewesen, was sicherlich auch an den vielen halbnackten Körpern am Strand gelegen hatte. Jetzt war er bereit, sich treiben zu lassen und sich auf einen vielversprechenden Abend einzustimmen. Er sah auf die Uhr und überlegte. Noch ein, zwei Bier und dann weiter nach Kampen? Dort würde er immer jemanden kennenlernen. Denn er war ein Meister in der unauffälligen Beobachtung, wie er sich schelmisch eingestand. Was ihm immer wieder bestätigt wurde, war seine Fähigkeit im Umgang mit Menschen. Er hatte einfach Spaß daran, er mochte Menschen, besonders natürlich Frauen. Auch wenn er mit seinen einen Meter siebzig nicht der Größte war, machte er das mit seinem Aussehen und natürlichen Charme wieder wett.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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