Prosa - Fritz von Herzmanovsky-Orlando - E-Book

Beschreibung

Der ideale Einstieg in die wunderbar wunderliche Welt des Fritz von Herzmanovsky-Orlando: kurz, kurios, klassisch, komisch! Kakanien in kleinen Dosen. DIE WELT DES FRITZ VON HERZMANOVSKY-ORLANDO ist ein Kabinett von Kuriositäten, ein Sammelalbum des Sonderbaren, ein Bilderbogen des Bizarren. Sie ist bevölkert von Figuren, weniger von Menschen - von Exemplaren, Gestalten und Ausgeburten. Was ihm einfällt, ist unbedingt ausgefallen. Was er beschreibt, ist Karikatur. Kurz und gut, seine Welt gleicht einem wunderlichen Tiergarten: Treten Sie ein, schauen Sie sich um! Sie werden staunen, wenn Sie sich plötzlich selbst gegenüberstehen. Band 2 der "konzentrierten Werkausgabe" enthält eine Auswahl von Erzählungen und kürzeren Prosastücken. Viele davon zählen zu Herzmanovskys beliebtesten Werken und sind längst klassisch: "Der Kommandant von Kalymnos", "Apoll von Nichts", "Onkel Tonis verpatzter Heiliger Abend", "Die Wurstmaschine" und viele andere mehr. Hier haben Sie die Welt von von Herzmanovsky-Orlando im Kleinen, ein Käfig voller Narren: Freuen Sie sich auf Pater Kniakal, Cavaliere Huscher und Chinesius von Schluck!

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Seitenzahl: 256

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Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Prosa

Erzählungen und Skizzen

Herausgegeben vonKlaralinda Ma-Kircher

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2008 Residenz Verlag

im Niederösterreichischen Pressehaus

Druck- und Verlagsgesellschaft mbH

St. Pölten – Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.

Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub:

978-3-7017-4365-0

ISBN mobi:

978-2-7017-4409-1

ISBN Printausgabe:

978-3-7017-1502-2

Cavaliere Huscher oder von Ybs verhängnisvolle Meerfahrt

Mein Freund Achatius von Yb, ein liebenswürdiger, stiller und – wie ich besonders bemerken möchte – ein durchaus wahrheitsliebender Mann, erzählte mir einmal die nachfolgende wunderliche Geschichte, die er in schon immerhin reiferen Jahren erlebt hatte. So scheinbar absurd, ja vielleicht von so widerlicher Dämonie erfüllt sie auch an der Hauptstelle erscheint, so ist sie doch unendlich lehrreich, besonders für die heranwachsende Jugend, deren geistige Fundamente in geradezu leichtfertiger Weise auf den trügerischen Sand veralteter und für die bereits eingetretene kosmische Spannungsperiode nicht ausreichender Logikbücher gebaut erscheinen. Meiner Meinung nach gehörte sie eigentlich in die Lesebücher, neben solide Prosa und zwischen die Gipsbrocken anerkannter und geprüfter vaterländischer Lyriker der alten Schule. Und ungewöhnlich wie die ganze Geschichte war auch der ganze Herr von Yb.

Das Schicksal hatte ihn in eine gar prunkvolle Goldwiege gelegt, oder, wollen wir genauer sein: Die Wiege war aus Ebenholz und mit falschen Elfenbeininkrustationen aufs tollste und unübersichtlichste verziert, wie es die Pariser Mode des zweiten Empire tyrannisch verlangte. Trotz dieser falschen Elfenbeinpracht und trotz dem stilvoll dazu angepassten Nachttöpfchen mit Musik war von Ybs späterer Lebensweg von – wir übertreiben nicht! – geradezu haushohen Disteln umwuchert.

Weiß der Teufel, in was für Aspekten die großen Himmelslichter zueinander standen, die im Moment seiner Geburt empordonnerten! Damals fiel es noch keinem Menschen ein, Horoskope zu verfassen. Die Schicht, die dies heute tut, machte damals in Wanzentinkturen und Hühneraugenmitteln oder versprach geradezu verboten üppige Büsten und meterlange Schnurrbärte. Denn Aufklärung und Liberalismus blühten. Gummizugschuhe galten als der letzte Chic, und vor allem war jeder, der ein bisschen etwas auf sich hielt, stolz, vom Affen abzustammen, was eine triumphierende Wissenschaft jeden Tag aufs Neue kristallklar bewies. Es war die Zeit, wo ein ankommendes Telegramm oft ein bis zwei Tage liegen gelassen wurde, und angesehene Familien zerkrachten sich in leidenschaftlichen Diskussionen im Für und Wider über die Möglichkeit und den Nutzen der Pferdebahnen. Manch himmelstürmender Sohn wurde ob solcher Fragen mit feierlichem väterlichen Fluch aus dem Elternhaus gestoßen und musste nach Amerika oder nach ähnlichen wilden Ländern. Trotz alledem gab es in dieser lichtvollen Zeit noch immer wahrsagende Zigeunerinnen. Solch eine Vettel – der Ausdruck ist nicht zu stark gewählt! – drang bis zur wöchnernden Mutter Ybs vor, schob die Hebamme beiseite und verkündete mit seherischer Stimme, dass das Kindlein sich ja in acht nehmen müsse vor viel Wasser und ... ja ... vor Mist, oder vor allem, was mit Mist zusammenhinge ..., setzte sie, starr in die Ferne blickend, hinzu.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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