Psst ... - Roland Reber - E-Book

Psst ... E-Book

Roland Reber

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Beschreibung

psst … ist ein außergewöhnliches, multimediales Lese -, Seh- und Hörerlebnis. Im Buch verteilte QR Codes führen zu liebevoll restaurierten Audio- und Videoaufnahmen aus vier Jahrzehnten, die den Poeten und Schauspieler Roland Reber in Höchstform zeigen: komisch, leidenschaftlich, verletzlich – und dabei erstaunlich aktuell.
psst … ist aber auch die ganz persönliche Sammlung von zum Teil noch unveröffentlichten Texten und Gedichten von Roland Reber, dem »begnadeten Poeten« (Gordon Weaver, Academy, Hollywood) und »lustvollen Agent Provocateur« (SZ).
Sie handeln von Liebe und der ewigen Suche nach ihr, von Heimat, Glück, Verlust und kleinen Revolutionen, aber auch von Tranquilizern und Träumen und der Hoffnung auf eine Welt, in der die Grenzen sozialer und kultureller Schranken in unseren Köpfen überwunden werden können.

»und wenn der tag der tage kommt
wo alle tage schließen
dann werd ich sie mit meinem traum
in einen keller schließen
das ist und davor zittern sie
der letzte sieg der fantasie«

Mit biografischen Einleitungen von Mira Gittner und Antje Nikola Mönning, mit vielen Fotos und originalen Handschriften.

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Seitenzahl: 128

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ROLAND REBER

 

 

psst …

 

Gedichte . Gedanken . Geschichten

 

 

ein multimediales Leseerlebnis

von und mit Roland Reber

 

 

 

 

 

wtp-verlag

 

 

 

 

 

Besucht uns im Internet

www.wtp-verlag.de

 

 

Impressum

 

1.Auflage

 

© wtp-verlag, 2022

wtp international GmbH, 86944 Unterdießen, Dorfstr. 19

 

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir diese uns nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

 

Umschlaggestaltung: wtp international

Umschlagfoto: © Gudrun Schretzmeier

Autorenfoto: © Dieter Neidhardt

Gestaltung: Roland Reber, Mira Gittner, Antje Nikola Mönning

Satz: Mira Gittner

Druck: VDS-VERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT,

Neustadt an der Aisch

 

978-3-910480-00-1 Hardcover

978-3-910480-01-8 eBook/pdf

978-3-910480-02-5 eBook/epub

978-3-910480-03-2 Hörbuch

In Gedenken an Roland Reber

(11.8.1954 - 11.9.2022)

 

Einen Tag, bevor dieses Buch in Druck gehen sollte, ist Roland gestorben. Doch sein wacher Geist schwirrt noch durch alle Winkel unseres Hauses.

Wir haben uns überlegt, die begleitenden Texte nicht zu ändern, also von »Roland ist« in »Roland war«, denn so wie er das Buch haben wollte, soll es nun auch in Druck gehen.

Er war ein Rebell, ein Träumer, ein Phantast und so zitieren wir ihn, wie er sich selbst gerne sah und so, wie er tatsächlich von uns gegangen ist:

»Der Narr stirbt in einer tränenreichen Nacht.«

 

(Mira und Antje, Küche, 18.9.2022, 12 Uhr 07 Uhr)

 

Inhaltsverzeichnis

psst …

Impressum

In Gedenken an Roland Reber

Inhaltsverzeichnis

Der Künstler

Das Ohr liest mit -

Am Anfang war das Wort

Vorwort … oder so was Ähnliches

Die Liebe, einsam und allein … die lyrischen 70er

Komödiant

Die lyrischen 70er … die Liebe, einsam und allein

Richtet mich nicht

Es geht bergauf!

Für die, die nicht erkoren sind

stumm

Wenn wir uns treffen

Ich werde dich nie fragen

Hawaii

die liebe ist wie ein fluss

Mutter, so spricht das Kinde

Wir haben doch geliebt

Lied der Sünder

Altes Jahr

In deinen Augen

Als ich meine Rede

Romanfragment

Gedicht (Ich bin nur Gast!)

Die Zeiger der Uhr

Sonntagskind

Irgendwohin, wo Sonne ist

Über das Erlernen von Sprache

du die ich nicht kenne

Gäbe es das Tor hinunter,

Gestorben,

Ich lieb Dich nicht

Kurz vor der Entscheidung

Eine normale Begegnung

liebeslied

schlafe

Glück - ein unmenschlicher Zustand

Lache

Die Stimme

Über die Schönheit des Kaputten

Hätte ...

Der Tod des Fixers

Ausländer

Gehorsam folgend

wir sind kreativ

die revolution!

Es fliegt ein Flugzeug nach Vietnam,

Moderne Märchen

Resozialisation

wiederholungen

requiem für einen kleinen vogel

Traum

Ich geh!

wo sind die männer?

gebet für einen gottlosen

Am Ende

Theater und Träume … Theaterpathologisches Institut und die skandalösen 80er

Über das Schreiben

Die skandalösen 80er … Theater und Träume und das Theaterpathologische Institut

Regiebuch

in die leeren gesichter

bin eh nur

an sabine, mein lachen

psst ...

Freunde,

Ich habe Gott getroffen

Mein Tod, das ist ein Schmetterling

Herz in Formalin

Wer reist

das lied vom bubatz

Ich liebe die, die aufrecht gehen

vater

Hoffe, dass Du es nicht bist

Ungeliebt - aber ich

Seht, des Menschen Kraft ist eine endliche

Notizen

Bin Wanderer nur

Sie sagen

Den Hass will ich euch lehren.

der letzte sieg der fantasie

von Indien über Jamaika nach Bayern … die 90er

Denn es will Abend werden ...

Die 90er … von Indien über Jamaika nach Bayern

Alle Orte

Abends, wenn die Nebel steigen

Warum schreibe ich?

Komödiant

Ich steh ja so auf Tranquilizer

geliebte

Ich leb’ immer im Exil

Atlantis

Bruder

Mariechen, Mariechen

Wandern

Altersheim Lied Nr. 1

Wo Steine herzlos liegen …

26. September

Nun ist es Nacht geworden

Abends treiben Leichen ...

Es liegt ein leises Sterben

Kleiner Vogel

Als ich jung war

Rede über die Geschichte

The River

Zeiten

Die Wahrheit

Der Kino-Buddha … die filmischen 2000er

Wie viele Wege

Die filmischen 2000er … der Kino-Buddha

Kernow

Warum fällt mir die Wahrheit so schwer?

Wer hat mich geschtieben?

Über Zensur

Im Spiegel

Schicksal,

Das Buch der Liebe für MG

Ich danke euch

Danke

Nachwort

Anhang

Bildnachweis

Werkschau Roland Reber ... Texte, Theater, Film

Das Buch des Löwen - Leseprobe

Zugabe

Zugabe ... zum Lachen

Über den Autor

 

Der Künstler

 

 

Das Ohr liest mit -

ein multimediales Leseerlebnis

... eine kurze Einführung in mein Buch

 

Vor über 20 Jahren wurden wir mit unserem Film das zimmer zum angelciti hollywood film festival nach Los Angeles eingeladen. Wie an den meisten Orten, die ich bereiste, begab ich mich dort in eine heimische Buchhandlung.

So stand ich also in Los Angeles in dieser Buchhandlung und begann zu stöbern. Eine sehr motivierte Verkäuferin wollte mir behilflich sein und fragte mich wild gestikulierend, ob ich denn ein Buch zum Lesen oder zum Hören suche. Dabei unterstrich sie ihre Frage mit überdeutlichen Handzeichen und setzte sich bei dem Wort ›Hören‹ imaginäre Kopfhörer auf. Ich schaute sie etwas irritiert an - mir hatte sich zum damaligen Zeitpunkt die Welt des Bücherhörens noch nicht erschlossen - und meinte lapidar: »Zum Lesen natürlich, was denn sonst?«.

Das war mein erster Kontakt mit der multimedialen Möglichkeit von Büchern.

Im Kino, TV oder Streaming folgt das Publikum dem vorgefertigten Verlauf eines Filmes, konsumiert eher passiv. Bei meinem multimedialen Buch - einem Mix aus Text, Audio und Video - möchte ich euch dazu einladen, aktiv zu werden.

Einige meiner Texte sind mit einem QR-Code versehen. Mit einem Smartphone, um die QR-Codes zu scannen (bei der eBook-Ausgabe die Codes/Links einfach anklicken), gelangt ihr zu bisher unveröffentlichten Ton- und Videoaufzeichnungen dieser Texte.

Wer kein Smartphone parat hat, der kann mit einem Computer über das Eintippen der Links zu diesen Extras gelangen.

Seid also mit dabei, wenn ich bei einem Soloabend 1991 meine Texte live vor Publikum erzähle. Reist mit mir zu einer Tonaufzeichnung von 1975 mit Gedichten und spontan während der Aufzeichnung entwickelten Kurzgeschichten. Blättert wild durch das Buch und lest, was euch gerade ins Auge springt. Fangt mit der Zugabe am Ende des Buches an oder betrachtet euch nur die Bilder - Fußabdrücke, die ich auf meinem künstlerischen Lebensweg hinterlassen habe.

Es gibt bei diesem Buch keine Reihenfolge, auch wenn es der Übersicht zuliebe in Kapitel eingeteilt ist.

Oder macht alles gleichzeitig: gucken, lesen, hören …

Und wenn all diese Puzzleteile zusammengefügt werden, dann ergeben sie vielleicht ein Gesamtbild, ein Großes Ganzes.

Und so stehe ich in meinen Gedanken wieder vor der Buchverkäuferin in Los Angeles und zeige ihr mit grossen Gesten mein Buch - zum Lesen, zum Hören und zum Gucken ...

 

Ich selbst bin immer neugierig auf Neues, seid ihr es auch …

 

euer

(12.5.2022)

Am Anfang war das Wort

 

 

Vorwort … oder so was Ähnliches

 

Was schreibt man über einen Menschen, der schreibt?

Ich möchte nicht über die Gedichte schreiben, Roland überlässt die Interpretation seiner Texte immer den Rezipienten. Für ihn beginnt eine Geschichte in seiner Fantasie und endet in der der Leser oder Zuschauerinnen. Er selbst hat seine eigene Meinung dazu, aber die ist nie allgemeingültig und auch selten dauerhaft die gleiche. Vielleicht sind viele seiner Texte ganz einfach zeitlos, transzendent zwischen Zeit und Raum.

Roland sagt immer, »meine Filme sind Momentaufnahmen, würde ich den Film ein Jahr später drehen, würde es ein ganz anderer werden.« Und würden die Figuren von anderen Darstellerinnen und Darstellern gespielt, wären die Filme auch ganz andere, denn Roland schreibt die Texte und Rollen meist auf die jeweils Beteiligten zu, verarbeitet darin auch deren Persönlichkeiten und Erlebnisse.

Deshalb sind die in diesem Buch veröffentlichten Gedichte und Texte ein unverfälschter Blick in Rolands sehr persönliche Gedankenwelt.

Roland Reber mal ganz pur, mal ganz er selbst.

Für alle, die sich für eine zeitliche Einordnung interessieren, verweise ich auf die jeweiligen Einleitungen. Die meisten Texte sind datiert - zum Teil sehr präzise mit Ort, Datum und genauer Zeitangabe - so konnten sie den künstlerischen Lebensabschnitten zugeordnet werden.

Also erzähle ich lieber etwas über die Entstehung dieses Buches, so, wie ich dieses aufregende Projekt erlebt habe. Meine eigene Zeitreise durch das Universum des Schriftstellers Roland Reber.

Roland hebt gerne (fast) alles auf und steckt es in Kisten - meist ungeordnet, also das Flugticket nach Moskau und der Egyptair-Spiegel neben dem Vertrag vom Schauspiel Essen, neben einer handschriftlichen Notiz einer Telefonnummer, neben einem Gedicht, das er auf die Rückseite der handschriftlichen Notiz mit der Telefonnummer geschrieben hat, neben einem Telefonkabel und einer Dose 20 Jahre alter Pfefferminzbonbons. Es gibt einen Namen für diese Obsession - ich nenne es eine Leidenschaft für das Leben, das für ihn niemals weggeworfen gehört (siehe die alten Pfefferminzbonbons), sondern gefüllt (wie diese Kisten) und gelebt. Eine große Passion für all diese kleinen Dinge, die später den Lebensweg detailgetreu beschreiben. Roland sagt immer, es kommt auf die Details an, die Details erzählen die Geschichte.

So sitze ich also vor einer dieser Kisten und ziehe vorsichtig wie eine Archäologin aus dem Sammelsurium ein paar zusammengeheftete Papiere heraus. Auf der einen Seite ist eine Szene aus dem Textbuch für die SDR-Fernsehserie Die kleine Heimat von 1979 abgebildet, auf der Rückseite eine Art Selbstbildnis, das Roland mit Kugelschreiber darauf gezeichnet hat.

Und all diese Details erzählen mir heute, wann diese Zeichnung entstand, in welcher Situation und Stimmung Roland sich befand und dass seine Ideen nicht auf Knopfdruck kommen, sondern ihm zufliegen - auch während Dreharbeiten -, er sie mit seinem Stift einfängt und auf das schreibt, was gerade greifbar ist. In diesem Fall war es das Textbuch, das er wahrscheinlich in seinen Händen hielt, vielleicht in der Drehpause, vielleicht während der Probe. Roland braucht ja manchmal nur 2 Minuten für einen Text. Die Worte kommen, er schreibt sie auf und dann landen sie auf der Bühne, in einem Film, in Erzählungen oder in einer Kiste.

Vergessen ja, aber nicht verloren.

Und ich denke mir: Roland, du hast recht. Und wie froh bin ich jetzt, dass ich all diese vielen Kisten bei vier Umzügen fluchend und schimpfend viele Treppenstufen rauf und runter geschleppt habe. Ja, du hast recht, Roland, das Leben schmeißt man nicht einfach so weg. Und jeder kleine Kofferaufkleber, der an deinem Koffer auf der Reise nach Jamaika hing, gehört zu deinem Leben und bezeugt, wie du es lebst.

Ich ziehe also Manuskript-Fragmente aus den Kisten, Ideen zu Theaterstücken oder Filmen, die zum Teil verwirklicht wurden, die ersten Fragmente dazu entstanden aber schon lange vorher.

Die Todesrevue zum Beispiel: 1984 nach dem Tod des Vaters auf die Theaterbühne gebracht, 2019 als Spielfilm ins Kino. Die Idee und der erste Entwurf entstanden aber schon 1980. Da sind schon die Figuren und Szenenabfolgen ausgearbeitet, der kabarettistische Leichenfahrer wurde ursprünglich für Hanns Dieter Hüsch geschrieben, im Theater hat ihn Roland selbst gespielt, im Film dann Eisi Gulp. Das Konzept lag 1980 auf dem Schreibtisch des Bochumer Intendanten, dann kam das Leben dazwischen und es landete in einer Kiste.

Ebenso die Idee für den Spielfilm das zimmer. Auch davon kam eine Skizze mit Beschreibung der ersten Szenen, angefertigt in den 70ern, aus einer Kiste hervor, dann noch einmal ein Exposé von 1989 (in einer anderen Kiste) - das war eine Wette über die Unmöglichkeit, in kurzer Zeit eine Geschichte zu entwickeln, die sowohl Spannung als auch Erotik beinhaltet. Roland schrieb innerhalb einer Nacht einen Entwurf über das verschlossene Zimmer, diesmal mit etwas Erotik garniert, und gewann die Wette.

Da hast du ganz schön geschummelt, lieber Roland, denn die Idee für das zimmer hattest du lange davor.

Vergessen, aber nicht verloren.

Diese Idee schlummerte dann noch viele Jahre in deinen Kisten und in deinem Geist, 1999 wurde sie geweckt und es entstand unser erster gemeinsamer Spielfilm und die Filmproduktion wtp international. Ja, das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten.

Rolands Kisten sind die Speichersticks seines Hirns, seine ausgelagerten Festplatten, seine materielle Cloud.

Wenn ich Roland heute das ein oder andere Gedicht vorlese, wie zur Auswahl für dieses Buch, schaut er mich fragend an: »Habe ich das geschrieben?«. Ja, das hast du geschrieben. Dann freut er sich, weil es ihm anscheinend noch immer gefällt. Andere Texte sind sehr präsent, denn sie begleiten ihn sein ganzes Leben, immer wieder auftauchend in veränderter Form in seinen Filmen, Theaterstücken und Erzählungen. Ich nenne diese Texte, manchmal sind es auch nur ein paar Worte oder Sätze, gerne scherzhaft einen ›echten Reber‹.

Die aufmerksame Leserschaft wird in diesem Buch unterschiedliche Versionen eines Textes in verschiedenen Zeiträumen entdecken können. Oder auch die ein oder anderen Worte wiedererkennen, die in seinen Spielfilmen oder Theaterstücken auftauchen. Manche Texte waren Roland dann doch zu schade, um ganz in der Kisten-Versenkung zu verschwinden.

Etwas später wühle ich mich durch einen Schuhkarton mit Audiokassetten. Ich hole meinen 30 Jahre alten Walkman (und ich bin froh, dass Rolands Sammelleidenschaft schon etwas auf mich abgefärbt hat) hervor und höre mich durch Jimmy Cliff, Tina Turner und Radiointerviews, lausche Rolands Singstimme in einer Inszenierung von Jacques Offenbachs Pariser Leben am Schauspielhaus Bochum von 1978, versinke in weißem Rauschen von leeren Kassetten und plötzlich ertönt: »Wegen Hawaii«. Mein Puls schnellt hoch, ich bin wieder hellwach. Höre ich da tatsächlich Rolands Stimme mit noch unentdeckten Texten? Ich folge gespannt den weiteren Gedichten und ja, die meisten kenne ich nicht.

Ich fühle mich wie Howard Carter bei der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun. Ich habe nicht nur neue Gedichte für dieses Buch ausgegraben, sondern auch noch Rolands eigene Stimme.

Und dann stoße ich auf ein Foto von den Dreharbeiten zu Mein Traum oder Die Einsamkeit ist nie allein. Roland lässt sich als Regisseur im Rollstuhl durch das Bühnenbild fahren.

War das eine Vorahnung auf das, was kommen wird?

Der Geschichtenerzähler, der verstummt, weil die Gesichtsmuskeln nach einem Schlaganfall nicht mehr gehorchen, sodass du das, was du in voller Klarheit denkst, nicht mehr artikulieren kannst. Oder die Hände, die inzwischen Schwierigkeiten haben, einen Stift zu halten. Die Stimme, die du jahrzehntelang denjenigen gegeben hast, die keine hatten, findet keine Worte mehr.

Und doch sind diese vielen Ideen und Geschichten in dir und du hast noch viel zu sagen. Und auch wenn wir beide gerade gemeinsam mit Antje (und den Tipps von Ute, Patricia und Claire) an deinem Herzensprojekt schreiben - dem Mystery-Roman Die 7 Orte - denke ich mir manchmal:Vielleicht hast du ja auch schon alles aufgeschrieben. Wir müssen deinen Worten nur noch zuhören.

Also, psst … lassen wir jetzt die Texte sprechen.

Mira Gittner (31.08.2022, 19 Uhr 09, Küche zu Hause)

 

Die Liebe, einsam und allein … die lyrischen 70er

 

 

 

Komödiant

 

 

Die lyrischen 70er … die Liebe, einsam und allein

(eine Einleitung von Mira Gittner)

 

manchmal weiss ich nicht

ob ich etwas spezielles

sagen oder

nicht sagen

soll

darf

kann.

die schreibmaschine

hilft mir

weil sie kein gesicht hat

mit augen

die mich stoppen

können

mitten in einem

satz.

so viel Papier

für so wenige Worte

auf die

es ankommt.

Ich liebe dich.

 

Dies ist ein kurzer Auszug aus einem langen Gedicht, geschrieben 1979; vielleicht ist es auch eher ein Brief, aber diese Zeilen erzählen mehr über Rolands Motivation zu schreiben, als meine Worte es je könnten. Und vielleicht sind seine Texte, Filme und Theaterstücke - vielleicht sogar Literatur und Kunst an sich - Briefe an bestimmte Personen.

Worte. Das Jonglieren und Orchestrieren von Worten bleibt Rolands größte Leidenschaft.