Das Buch des Löwen - Roland Reber - E-Book

Das Buch des Löwen E-Book

Roland Reber

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Beschreibung

Eine Nacht im Jahr 1992.Etwas möchte zu Papier gebracht werden. Roland Reber setzt sich an den Computer, lässt seinen Fingern und Gedanken freien Lauf. »Das BUCH des LÖWEN hat sich quasi selbst geschrieben«, so Reber über diesen symbolischen Text. »Die Deutung liegt bei jedem selbst.«Mit Illustrationen der Künstlerin Ute Meisenheimer und weiteren Texten und Gedanken.Und der Löwe, der über alle Lust gebietet, antwortete den Menschen: »Nicht zu verehren verlange ich, sondern zu begreifen. Ihr aber verwandelt meine Tat in Lehm und meine Kraft in Gesetze und meine Lust in Regelwerk. Seht ihr nicht die Fische oder die Vögel, ja seht ihr nicht den einfachen Wurm in der Erde? Alle nehmen die Lust zum Leben, aus dem der Tod wie ein Bruder heraustritt, als Natur an. Ihr aber, ihr Dummen, baut Steine um die freie Luft und Mauern um das Feld des Feuers. Wie wollt ihr atmen in euren Kerkern, wie wollt ihr euch wärmen hinter all den Wällen aus Stein?«

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Seitenzahl: 54

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ROLAND REBER

Das BUCH des LÖWEN

aufgezeichnet aus der erahnten Erinnerung

Impressum

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1.Auflage

© wtp-verlag, 2023

wtp international GmbH, 86944 Unterdießen, Dorfstr. 19

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir diese uns nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Illustrationen: Ute Meisenheimer

Gestaltung und Satz: Mira Gittner

978-3-910480-04-9 Taschenbuch

978-3-910480-05-6 eBook/pdf

978-3-910480-06-3 eBook/epub

Für Roland

Das Buch des Löwen

Roland Reber

Aufgezeichnet aus der erahnten Erinnerung

1992

Eine Nacht im Jahr 1992.

Etwas möchte zu Papier gebracht werden.

Roland Reber setzt sich an den Computer, lässt seinen Fingern und Gedanken freien Lauf. »Das Buch des Löwen hat sich quasi selbst geschrieben«, so Reber über diesen symbolischen Text. »Die Deutung liegt bei jedem selbst.«

1 DIE MONATE DES LAMMES

Kapitel 1 Vers 1

Und als die Tage des Löwen zu Ende gingen, kamen die Monate des Lammes.

Und man schlug die, die stark gewesen waren, und man erhörte nur noch die, die gefolgt waren dem Metzger, der sie rief.

Und ein großes Feuer wurde ausgetreten in der Nacht.

Und die Dunkelheit wurde fast allmächtig.

Zitternd standen nun die Lämmer da, und kein Hirte war, sie zu führen. Und als es kalt wurde in der feuerlosen Nacht, gingen sie eng zueinander, um sich Wärme zu geben und Trost. Doch es ging nur Kälte aus von ihren Leibern. So erfroren viele in diesen Monaten. Oder aber, wenn der Morgen kam und sie zur Schlachtbank gerufen wurden, stellten sie sich auf in Reih und Glied und folgten ihrem Untergang.

Das Messer lobten sie, bevor es sie stach.

Und den Schlächter priesen sie in Liedern voller Klang, die tonlos verhallten in der endlosen Stille des Todes.

Kapitel 1 Vers 2

Es ist Heil über uns gekommen durch den Tod«, sprachen die Lämmer.

»Es ist Ordnung geschaffen worden aus dem Chaos«, antworteten die Metzger.

Und ein großes Feuer wurde ausgetreten, so dass die Nacht dunkel und kalt geworden war.

Und als der dritte Monat anbrach, in dem das Schlachten kein Ende nehmen wollte, sprachen die Lämmer: »Gelobt seist du, Messer, das uns sticht. Gepriesen seist du, Metzger, der uns holt. Und heilig, heilig sei die Stätte, auf der wir unser Blut vergießen am Tage des Todes.«

Und ein Schweigen lag in der Luft wie aus hartem Stein.

Kapitel 1 Vers 3

Im dritten Monat der Lämmer ertönte eine Posaune in der Stille und niemand konnte sie hören.

Und eine Trommel wurde geschlagen in der Nacht und keiner vernahm sie mehr.

Und eine Geige flehte um Gnade, doch kein Ohr war da, sie zu erhören.

Und eine Stimme erhob sich aus dem Nichts und sprach: »Liebe«.

Aber die Lämmer waren gestorben und die Metzger weitergezogen.

Und leer war das Land.

Und leer war der Stall.

Und leer die einst saftig grüne Wiese.

Und das Schweigen hing wie eine vergessene Melodie über den Leichen.

Kapitel 1 Vers 4

Und der leere Raum hallte wider von all der Sprachlosigkeit.

Und unerhört verstummte der letzte Bläser.

Und das große Feuer war ausgetreten, und nur noch Kälte lag über den gelblichen Feldern, aus denen der Schimmel wuchs. Und kein Himmel erbarmte sich der Kreaturen.

Und kein Gott erweckte sie aus ihrem Grabe.

Nur totes Gebein bedeckte die Erde bis zu den Wolken, so als wollte Vater Tod einen Turm bauen zu Gott, um ihm zu zeigen, was geschehen war in der Zeit der Lämmer.

Aber Gott war nie gewesen.

Und ein götterloser Himmel breitete sich aus von Horizont zu Horizont.

Kapitel 1 Vers 5

Und mit den Lämmern starb die Musik und die Sprache und das Lachen und der Tod.

Und als der Tod gestorben war, erhob sich ein Grashalm aus der dürren Erde und reckte sich der matten Sonne entgegen, die ihn verbrannte.

Und kein Tod war mehr und kein Leben.

Und die Erde drehte sich weiter, so als ginge es sie nichts an, was auf ihr geschah.

Und nur der Wind blieb ewig und blies seine Trauer in das leere, öde Land.

2 DIE TAGE DES LÖWEN

Kapitel 2 Vers 1

Und nachdem eine Zeit der Zeitlosigkeit verstrichen war, erhob sich erneut ein Löwe aus dem Nichts, das seine Heimat war und sein Quell.

Und der Löwe richtete sich auf und brüllte seine unbändige Lust hinaus in das lustlose Land.

Und die Triebe wurden erneut geboren, und der Liebe ungezähmte Grausamkeit erwachte erneut.

Und der Löwe hatte 28 Zähne in seinem Maul.

Und dies war die Zahl 7, viermal für jede Richtung des Himmels zeugend. Und aus allen vier Richtungen tanzte der Wind ihm seine Hochachtung in den offenen Rachen.

Und Lust umfing die dürre Erde wie ein Beben voller Angst und Freude.

Kapitel 2 Vers 2

Hingeworfen war alle Trauer und vergessen alle Sorgen, und das Getier kam aus dem Nichts, dem Löwen zur Freude.

»Seht, ich bin gekommen, Lust zu bringen und Angst. Und alle Tiere sollen Untertan sein meinem Willen. Doch sehet auch, so wie ich beiße, so liebkose ich euch auch. Und meine Zärtlichkeit kann Tod oder Freude für euch sein«, so sprach der Löwe zu den Kreaturen und sie schrien laut auf voller Zustimmung.

Kapitel 2 Vers 3

Und die Erde füllte sich wieder mit Leben, und das Wasser nahm wieder auf den Fisch, sowie der Himmel empfing den Vogel und der Boden jene, die auf ihm liefen.

Eine Wolke öffnete sich und ergoss ihr Wasser auf die Erde, die es dankbar aufsog und Nahrung gab dem Getier.

Und die Halme der Gräser waren wieder saftig grün.

Und Vater Tod kam wieder und feierte Hochzeit mit seiner Braut Lust.

Der Löwe aber stieg stolz auf die Spitze des höchsten Berges und entfachte das Feuer, das so lange ausgetreten war.

Kapitel 2 Vers 4

Und das Feuer loderte auf und wurde gesehen von allen Tieren, die es begrüßten, jedes auf seine Art.

Der Vogel stieß einen hohen Laut in den wolkenlosen Himmel, der Fisch zog einen Kreis, so vollkommen wie ein Zeichner auf weißem Papier, die Säugetiere brüllten, heulten, jaulten und priesen den Entfacher des Feuers.

Und das Tier Mensch baute eine Kathedrale aus Ton, wissend, dass der Stein zu lange besteht, und sich offenlassend einen Weg zu einem anderen Gebäude.