Puzzle of Life - Ronnie Max Manger - E-Book

Puzzle of Life E-Book

Ronnie Max Manger

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Beschreibung

Es scheint kein guter Tag zu sein für Linus, der in London europäische Geschichte studiert. Er verliert seinen Job, seine Freundin macht mit ihm Schluss und dann bekommt er auch noch Besuch von einem mysteriösen Mann, der ihn auffordert, am nächsten Tag nach New York zu kommen. Linus entscheidet sich, tatsächlich dorthin zu fliegen. Die Geschichte, die er jetzt von dem alten Mann zu hören bekommt, vereint auf faszinierende Weise die Mysterien der Menschheitsgeschichte vom Urknall über die Geburt Christi bis zu Excalibur, dem mythischen Schwert von König Artus, und dem Geheimnis von Stonehenge. Alle diese Mythen und Legenden sind verbunden mit der Jagd nach den vier Reitern der Apokalypse, die nur ein Auserwählter aufhalten kann - und das ist Linus. Nach dem ersten Schrecken über diese Nachricht nimmt Linus seine Aufgabe an. Es beginnt eine tollkühne Jagd nach den finstersten Mächten der Welt mit immer wieder überraschenden Wendungen. Eine Geschichte, die spannend bleibt bis zur letzten Seite.

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Ein junger Mann gerät in ein fantastisches Abenteuer, als ihm aufgetragen wird, die Welt vor einer antiken Bedrohung zu retten. In dieser Geschichte verbinde ich diverse Epochen der Menschheitsgeschichte mit ihren alten und neuzeitlichen Mythen und Legenden, wie zum Beispiel von der legendären Stadt Atlantis, dem sagenumwobenen Schwert Excalibur, dem Stein der Weisen, der Geburt Christi, dem Mysterium der Pyramiden, Stonehenge, den Ufo-Phänomenen und vielem mehr. All dies ereignet sich in einem dritten Weltkrieg, zu dem der immer noch lebende Adolf Hitler und dessen Marionettenspieler, die im Besitz einer schrecklichen Armee sind, aufrufen.

Der Protagonist Linus Wiggelstove begibt sich auf eine gefahrenvolle Reise, die ihn in das Reich der Toten führt. Er muss sich vielen Herausforderungen stellen, um seinen wahren Feind endgültig zu vernichten. Auf seiner Reise lernt Linus viele interessante Leute kennen, verliert aber auch viele von ihnen. Er erfährt die wahre Geschichte der Menschheit, des Himmels und der Hölle des Urknalls kennen. Hinzu kommt ein schizophrener Serienkiller, der Linus das Leben schwer machen wird. Wird Linus sein Schicksal erfüllen oder hat es mit ihm etwas anderes vor?

Ronnie M. Manger

Inhalt

Alles geht schief

Nur ein Traum

Der Plan

Kontakt

Unerwartete Probleme

Undercover

Erwachen

Der Krieg beginnt

Der Flug

Im Gefecht

Unerwartete Hilfe

Showdown

Max Mabus

Verfolgung

Die Entführung

Balga’in

Pangäa!

Alte Freunde, alte Feinde

Der Weg in den Tod

Der Betrug

Der wahre Feind

Am Ende

Alles geht schief

Schon 7:56 Uhr und in vier Minuten fährt mein Bus, doch selbst dann würde ich noch zu spät zur Arbeit kommen. Habe weder geduscht noch gefrühstückt, noch die fettigen Haare zurechtgemacht. Schnell in die Kleider gehüpft und dann ab zur Busstation. Ich renne so schnell es geht aus dem Haus, ohne die Wohnung abzuschließen. Draußen angekommen, fährt der Bus schon in die Station ein. Ich lege einen Sprint hin und genau in dem Moment, als ich den Knopf an der Bustür drücke, fährt er ab. Und wäre das nicht schon genug, fängt es auch noch an zu regnen. Na toll, der Tag fängt ja schon gut an.

Der nächste Bus kommt erst in einer Viertelstunde. Somit habe ich gerade noch Zeit, mich vorzustellen: Mein Name ist Linus Wiggelstove. Ich bin 24 Jahre jung, wohne im verregneten London und studiere europäische Geschichte. Um mir mein Studium und meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, jobbe ich als Kellner in einem Restaurant, wo ich jetzt gerade zu spät komme. Um ehrlich zu sein, hasse ich mein Studium, aber was man angefangen hat, bringt man auch zu Ende. Den Kellnerjob mag ich noch viel weniger, aber er wird gut bezahlt. Zudem kann ich vor und nach den Vorlesungen arbeiten. So, nun kommt auch schon der nächste Bus.

An meinem Arbeitsplatz angekommen, schleiche ich durch die Hintertür in meine Garderobe und hoffe, dass mich mein Chef nicht sieht. Aber natürlich erwartet mich Carmelo bereits vor meinem Schließfach.

»So, wieder einmal zu spät, Wiggelstove?«

Er ist ziemlich ungehalten. Ich entschuldige mich höflich bei ihm, doch er erwidert: »Das ist nun schon das dritte Mal in dieser Woche, dass du zu spät kommst. Ich habe dich schon mehrfach gewarnt und akzeptiere deine Ausreden endgültig nicht mehr. Du bist gefeuert, räum dein Schließfach und lass dich hier nie wieder blicken!« Ich erkenne, dass es in dieser Situation nichts bringt, um diesen Job zu kämpfen. Ohne mich zu erklären, verlasse ich meinen Arbeitsplatz.

Niedergeschlagen mache ich mich auf den Heimweg und sitze wieder im Bus. Um mich ein bisschen abzulenken, blättere ich in einer Tageszeitung, die auf dem Nebensitz liegt. Bei einer Schlagzeile bleibe ich hängen: »Mehrere Mitglieder einer berühmten Familie in Frankreich von einem unbekannten Täter ermordet«. Angesichts von so viel Negativem lege ich die Zeitung wieder weg und schaue lieber aus dem Fenster.

Da es immer noch in Strömen regnet, komme ich völlig durchnässt zuhause an. Ich ziehe mir etwas anderes an, lasse mich auf meine alte Couch fallen und mache mir Gedanken, wie ich so schnell wie möglich einen neuen Job bekommen kann. Mit Hilfe meines alten Computers durchforste ich das Internet nach offenen Arbeitsstellen für Studenten. Die meisten Jobs sind aber viel zu schlecht bezahlt. Da meine Eltern schon lange nicht mehr leben, kann ich auch nicht auf deren Unterstützung zurückgreifen.

Plötzlich höre ich, wie das Schloss meiner Wohnungstür geöffnet wird. Ich stehe auf, um zu sehen, wer da ist. Es ist meine Freundin Seraphina, mit der ich nun schon drei Jahre zusammen bin. Aber irgendwie ist heute anders als sonst, das sehe ich an ihrem Gesichtsausdruck.

»Was ist denn los, warum kommst du um diese Zeit zu mir?« Worauf sie antwortet: »Eigentlich habe ich dich nicht hier erwartet. Warum bist du denn nicht bei der Arbeit?«

Ich erzähle ihr von den Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz und dass ich ab sofort arbeitslos sei. Sie redet weiter und beichtet mir, dass sie eigentlich hier sei, um ihre Sachen abzuholen. Vollkommen überrumpelt frage ich: »Was? Warum das denn?«

Mit emotionsloser Stimme antwortet sie: »Hör zu, Linus, ich wollte es dir schon viel früher sagen. Vor ein paar Monaten bin ich fremdgegangen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, es dir zu beichten, weil du so etwas nicht verdient hast. Meine Absicht war es, dir einen Brief auf den Tisch zu legen, in dem ich dir alles erkläre. Zudem empfinde ich etwas für diesen neuen Mann und will dich nicht mehr weiter verletzen.«

Ich bin erschüttert und da ich keine Worte finde, nehme ich meine Jacke, gehe an ihr vorbei und verlasse die Wohnung. Sie ruft mir noch etwas hinterher, aber ich kann, respektive will es nicht hören.

Draußen regnet es immer noch in Strömen. Das ist mir aber total egal. Ich bin einfach nur wütend und enttäuscht. Ich will nicht stehen bleiben und auf den Bus warten, weswegen ich beschließe, bis zur Universität zu laufen, was an die zehn Kilometer sind. Auf dem Weg dorthin geht mir die ganze Beziehung mit Seraphina noch einmal durch den Kopf. Wir haben so viel zusammen durchgestanden und unternommen. Und das soll nun einfach alles vorbei sein!

Als ich endlich an der Uni ankomme, bin ich bis auf die Haut durchnässt. Ich gehe in den Seminarsaal und setze mich. Da es viel zu früh ist, bin ich ganz alleine in dem Raum. Nach und nach trudeln meine Mitstudenten ein, sie lachen mich aus, weil ich wie ein begossener Pudel dasitze. Nach einiger Zeit kommt auch der Dozent und beginnt mit der Vorlesung. Meine Motivation, mich auf das heutige Thema »Kapitalismus in Europa« zu konzentrieren, ist verständlicherweise nicht sehr hoch. Ein noch uninteressantes Thema hätte man nicht wählen können. Aber ich hoffe, dass mich der Vortrag ablenken wird.

Nach einer halben Stunde schlafe ich beinahe ein. Es ist so langweilig und ich habe noch drei Lektionen vor mir. Ich kann mich nicht konzentrieren. In meinem Kopf dreht sich alles. Zuerst verliere ich meine Arbeitsstelle und, was noch viel schmerzhafter ist, meine Beziehung wurde beendet. Zudem befinde ich mich in einem Studium, das mich überhaupt nicht interessiert. Auf einmal höre ich meinen Namen. Der Dozent spricht mich an und sagt: »Na Linus, hast du eine Lösung dafür?« Ich habe keine Ahnung, um was es geht und warum er gerade mich das fragt. In mir brodelt es. Was für ein mieser Tag. Und jetzt, zur Krönung, verlangt der da auch noch etwas von mir. Mir reicht es endgültig. Es ist der besagte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich stehe auf und antworte mit klarer Stimme: »Was wollen Sie eigentlich von mir? Meinen Sie im Ernst, dass ich Ihrem langweiligen Vortrag folge?« Alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich bin selbst überrascht darüber, was für Töne da aus mir herauskommen. Im Saal ist es ganz still. Ich ergreife wieder das Wort: »Ich entschuldige mich für diesen Ausbruch, aber ich halte es hier nicht mehr aus!« Ich schiebe meinen Stuhl zurück an den Tisch und verlasse den Raum. Ich will nur noch nach Hause. Mich einfach ins Bett legen, schlafen, wieder aufwachen und hoffen, dass das alles nur ein schlechter Traum ist.

Nur ein Traum

Damit ich wenigstens etwas im Magen habe, gebe ich auf dem Heimweg mein letztes Geld, das ich in der Tasche habe, für einen Döner aus. Endlich bin ich wieder in meiner Wohnung. Seraphina hat tatsächlich all ihre Sachen mitgenommen. Sogar der kleine Stuhl im Wohnzimmer steht nicht mehr da. Ich gehe ins Badezimmer, um mir das Gesicht kalt abzuwaschen. Ich schaue in den Spiegel und werde wütend. »Der da ist an allem schuld!« Wutentbrannt schlage ich mit meiner Faust auf mein Spiegelbild ein. Der Spiegel zerbricht in tausend Splitter und meine Hand blutet heftig. Ich lasse die Scherben liegen und beachte meine blutende Hand nicht. Danach habe ich zu gar nichts mehr Lust, lege mich einfach auf mein Bett und versuche zu schlafen. Nach einiger Zeit realisiere ich, dass ich so nicht einschlafen kann. Zu viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Ich stehe auf und wasche mir in der Küche das Blut von der Hand. Als ich so am Becken stehe, ertönt hinter mir eine Stimme: »Guten Abend, Linus.« Ich erschrecke und drehe mich panisch um. Da steht ein Mann vor mir, mit nur einem Arm! Er ist elegant gekleidet, ungefähr Mitte fünfzig, gut gebaut und trägt einen langen Vollbart. Obwohl er unbewaffnet ist, ergreife ich aus einer Schublade eine Schere, um mich zu verteidigen.

»Wer sind Sie und wie sind Sie in meine Wohnung gekommen? Und woher wissen Sie, wie ich heiße?«

Der alte Mann antwortet ganz ruhig: »Leg die Schere weg mein Junge, das wird dir hier nichts bringen. Mein Name ist Merlin und ich bin gekommen, um mit dir etwas zu bereden. Ich möchte das aber nicht hier in London besprechen, sondern in einem kleinen Café in New York.«

Der Mann ist offenbar geistig verwirrt. Langsam lege ich die Schere zur Seite und frage: »Warum müssen Sie mit mir reden? Und warum in New York, wenn Sie ja jetzt gerade vor mir stehen?«

Der alte Mann lächelt und antwortet: »Weil ich gar nicht hier bin. Wir sind in einem deiner Träume.«

Verwundert schaue ich mich um und erwidere: »Ich träume nicht, ich bin in meinen eigenen vier Wänden.«

Er fährt fort: »So, junger Mann, ich habe nicht gerade viel Zeit. Ich sage dir jetzt genau, was du tun wirst. Morgen nimmst du den ersten Flug nach New York, steigst in ein Taxi und fährst zur Pomerado Road 166, zum Café Nelson. Dort werde ich dich erwarten.« Er sagt das mit solch einer Überzeugung, als wisse er, dass ich es tun würde.

Ich frage ihn: »Warum soll ich auf einen fremden Mann hören, der mir im Traum erscheint? Und nur, um mit ihm zu reden, soll ich auf einen anderen Kontinent fliegen?«

Der alte Mann lächelt wieder herablassend, kommt auf mich zu und sagt mit überzeugter Stimme: »Weil ich es weiß!« Ohne Vorwarnung ergreift er die Schere, die ich vorhin noch in der Hand hielt, und sticht sie mir mitten durch mein Herz! –

Völlig verschwitzt springe ich aus meinem Bett. Ich erblicke Blut auf meinem Bettlaken. Total aufgeregt kremple ich mein T-Shirt hoch, um zu sehen, wie groß die Wunde in meiner Brust ist. Ich atme auf und realisiere, dass alles nur ein böser Traum gewesen ist. Das Blut stammt von meiner zerschnittenen Hand. Dann gehe ich in die Küche und säubere die Wunde. Es ist fünf Uhr morgens. Ich bin völlig verwirrt und der Traum lässt mich nicht mehr los. Ich sehe immer noch den alten Mann vor mir, es kommt mir alles so real vor, als wäre er wirklich hier gewesen. Ich muss ja verrückt sein, zu glauben, dass ich heute nach New York fliege.

Nachdem ich die Wunde verbunden habe, lege ich mich wieder ins Bett und versuche, wieder einzuschlafen. Aber es klappt noch weniger als vorhin. Der alte Mann geht mir nicht aus dem Kopf. Es mag komisch klingen, aber ich glaube diesem Mann wirklich. Trotzdem kann ich doch nicht einfach nach New York fliegen. Zudem habe ich keinen Job mehr, meine Freundin hat mich verlassen und an der Uni kann ich mich nach dem heutigen Ausraster auch nicht mehr sehen lassen. Wäre es denn so verrückt, diesem Hirngespinst hinterherzujagen? Andererseits, was habe ich zu verlieren?

Ich fälle einen Entscheid. – In meinem Kleiderschrank durchwühle ich meine Unterwäsche, denn irgendwo dahinter ist eine kleine Dose mit meinem Ersparten. Ich nehme das Geld heraus, hole meine Sporttasche hervor und fülle sie mit meinen Klamotten. Ich lösche die Lichter, verlasse meine Wohnung und mache mich auf zur Busstation. Wer hätte gedacht, dass ich heute noch nach Amerika reisen würde!

Auf dem Flughafen angekommen, gehe ich direkt zum Schalter und kaufe mir ein viel zu teures Ticket in die USA. Ich habe Glück, denn mein Flug wird schon ausgerufen. Am Gate angekommen, stehen die Leute bereits zum Boarding an. Als ich da so in der Reihe stehe, wird mir erst richtig klar, was ich hier eigentlich mache: Nur aufgrund eines Traums fliege ich mit dem letzten Geld, das ich besitze, auf einen anderen Kontinent! Bin ich eigentlich vollkommen bescheuert?

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mich jemand fragt: »Sir, Ihr Ticket und Ihren Ausweis bitte.«

Offensichtlich war ich so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ich schon an der Reihe bin. Bevor ich dem Steward hinter dem Tresen mein Ticket gebe, zögere ich ein bisschen. Ach, was solls, denke ich und gebe ihm meinen Flugschein zum Scannen. So, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich steige in den Flieger und setze mich auf meinen gebuchten Platz Nummer 14B, der sich am Mittelgang befindet.

Während des gesamten Fluges mache ich mir ernsthaft Gedanken über meinen Entschluss. Was ist, wenn das alles gar nicht wahr ist? Und was ist, wenn alles tatsächlich zutrifft? Was mache ich, wenn ich wieder zurück bin? Viele Fragen und keine Antworten.

Nach einem Acht-Stunden-Flug komme ich ziemlich gerädert in New York an. Es ist mein erstes Mal in Amerika, alles wirkt so groß und anders. Ich gehe direkt zur Einwanderungsbehörde. Bei der Passkontrolle fragt mich der Beamte nach dem Grund meines Besuches in den USA. Wie würde er wohl reagieren, wenn ich ihm sagte, ich sei aufgrund eines Traums hier? Selbstverständlich unterlasse ich das und antworte ihm, dass ich hier Urlaub machen wolle. Er lässt mich passieren und ich gehe zum Taxistand.

Dem ersten Taxifahrer, der mich nach meinem Ziel fragt, zeige ich den Zettel mit der Adresse: Pomerado Road 166. Offenbar kennt der Fahrer diese Straße, was schon mal ein gutes Zeichen ist. Meine Zweifel an der ganzen Geschichte schwinden langsam. Beim Café Nelson hält er an. Mit den Dollars, die ich noch am Flughafen gewechselt habe, bezahle ich den Taxifahrer und steige aus. Ich stehe auf der gegenüberliegenden Straßenseite und es ist mir ein bisschen mulmig zumute. Wie ist das möglich, bis jetzt stimmt alles Gesagte aus dem Traum. Ich komme mir vor wie in einem Film, denn nur dort passieren solche Geschichten.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, überquere die Straße und gehe in das Lokal. Es ist vier Uhr nachmittags. Das Café ist beinahe leer. Nur zwei Männer, die Darts spielen, und eine jüngere Dame, die an der Bar sitzt, sind anwesend. Weit und breit kein älterer Mann in Sicht. Ich setze mich in eine Ecke, von wo aus ich einen Überblick über den ganzen Raum habe, und bestelle beim Barkeeper ein großes Magnus-Bier.

Die wahre Geschichte

Seit über zwei Stunden sitze ich nun in diesem Café, habe schon das dritte Magnus intus und warte immer noch auf den alten Mann, der mir im Traum erschienen ist. Langsam wird mir klar, dass ich verrückt sein muss. Ich bezahle meine Rechnung, stehe genervt auf und gehe zur Tür. Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, steht der alte einarmige Mann aus meinem Traum vor mir. Ich bin schockiert und es fehlen mir die Worte. Einerseits kann ich es kaum glauben, dass er tatsächlich da ist, andererseits bin ich auch wütend, dass er mich so lange hat warten lassen. Er sieht mich lächelnd an. Auf dem Rücken trägt er einen Gitarrenkoffer. Ohne mich großartig zu begrüßen, sagt er: »Da bist du ja endlich, komm, setzen wir uns.«

Wäre ich nicht immer noch so geschockt über das, was hier gerade geschieht, würde ich ihm ordentlich die Meinung sagen. Ich nehme diese lange Reise auf mich und er lässt mich so lange warten! Wir setzen uns an denselben Tisch, wo ich vorher schon gesessen habe. Die Kellnerin bringt jedem von uns eine Cola.

Merlin, so hatte er sich ja in meinem Traum vorgestellt, sagt direkt, um was es geht: »Also, mein Junge, gut, dass du gekommen bist. Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich.«

Mutig unterbreche ich ihn: »Zuerst habe ich ein paar Fragen an Sie. Warum erscheinen Sie mir im Traum? Warum wählen Sie gerade mich aus? Wer sind Sie überhaupt?«

Worauf Merlin antwortet: »Keine Angst, ich erkläre dir alles. Du darfst mich aber nicht mehr unterbrechen und musst mir bis zum Ende zuhören.« Ich nicke und bin gespannt, was er mir zu sagen hat. »Was schätzt du, wie alt ich bin, Linus?«

»Hm, um die 55 Jahre?«

Er grinst nur und sagt: »Nicht ganz, ich bin 4640 Jahre alt.«

Ich halte kurz inne, bevor ich zu lachen anfange: »Ach, so ist das, Sie sind ein Verrückter oder ein Scherzkecks.«

Er antwortet kühl: »In dem Fall bist du wegen eines Verrückten um die halbe Welt geflogen.«

Eigentlich hat er damit recht, trotzdem versuche ich ernst zu bleiben und lasse ihn weiterreden. Mit ernster Stimme beginnt er seine Geschichte zu erzählen: »Vor über 4000 Jahren wurde ich in England als Sohn einer armen Bauernfamilie geboren. Wir hatten kaum etwas zum Leben. Wir wohnten in einem kleinen Fischerdorf. Da wir nicht genug zu essen hatten, begann ich schon als kleiner Junge auf dem Markt Lebensmittel zu stehlen. Meine Eltern waren nicht begeistert, sahen aber keine andere Möglichkeit, um über die Runden zu kommen. Als ich 21 Jahre alt war, starben meine Eltern an schweren Krankheiten. Ich stand nun alleine da und übernahm das Ackerland. Doch da mir das Bauernleben noch nie zugesagt hatte, verkaufte ich das Land. Mit meinem Jugendfreund Noah zog ich dann eine Zeit lang herum. Wir schlugen uns mit kleineren Diebstählen durchs Leben. Eines Tages hatten wir es auf eine noblere Familie am Hafen abgesehen. Wir warteten, bis es dunkel wurde, dann drangen wir in das Haus ein und suchten nach Wertgegenständen. Der Mann des Hauses überraschte uns aber plötzlich, worauf wir aus dem Fenster sprangen und wegrannten, so schnell wir konnten. Der Mann läutete die Glocken und schrie: ›Diebe! Da laufen sie!‹ Überall in den umliegenden Häusern gingen die Lichter an und wir wurden entdeckt. Wir entschieden uns darauf, zum Hafen zu rennen, doch eine Meute von Leuten verfolgte uns. Noah und ich sprangen auf ein kleineres Schiff, lösten die Leinen und konnten gerade noch rechtzeitig ablegen. Aber wir konnten weder segeln, noch hatten wir sonst irgendeine Ahnung von der Schifffahrt. Ein heftiger Sturm zog auf und trieb uns aufs offene Meer hinaus. Wir waren machtlos und verkrochen uns unter Deck, um abzuwarten, bis der Sturm vorbei war. Wir wussten nicht, wie lange wir auf dem Meer trieben. Vor Erschöpfung schliefen wir irgendwann ein. Als wir wieder erwachten, befanden wir uns auf dem offenen Meer und weit und breit kein Land in Sicht. Der Himmel war klar und ein leichter Wind trieb uns in irgendeine Richtung. Wir gerieten in Panik. Wo sind wir? Was machen wir jetzt? Da wir langsam Hunger bekamen, suchten wir auf dem Schiff nach etwas Essbarem. Zum Glück fanden wir ein paar Kisten. Mit einem Sack Kartoffeln und zwei Fässern Wasser konnten wir einige Zeit überstehen.