Qualitative Inhaltsanalyse - Kompakt: Wie Sie in Inhalten und Texten Muster erkennen, ein tieferes Verständnis erlangen und gekonnt interpretieren - inkl. Praxisbeispiel Experteninterviews - Johannes Berner - E-Book

Qualitative Inhaltsanalyse - Kompakt: Wie Sie in Inhalten und Texten Muster erkennen, ein tieferes Verständnis erlangen und gekonnt interpretieren - inkl. Praxisbeispiel Experteninterviews E-Book

Johannes Berner

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Beschreibung

Qualitative Inhaltsanalyse: Mit einfachen, universell anwendbaren und effizienten Techniken Texte aller Art systematisch erfassen und analysieren Lange Sätze, fachspezifische Sprache, komplexe Gedankengänge oder mangelnde Klarheit: Es gibt Texte, zu denen findet man trotz aller Mühe keinen Zugang – dumm nur, wenn man das Buch dann nicht einfach zur Seite legen kann. Denn gerade als Student kommen Sie um so manchen Text nicht herum und wie Sie im Notfall auch die komplizierteste Satzakrobatik sinnvoll, konkret und wissenschaftlich fundiert knacken, das zeigt Ihnen dieser Ratgeber. Ob Habermas oder Kant, die neueste Sozialstatistik oder Standardwerke zu ökonomischen Theorien: Nicht wenige Schriftstücke stecken zwar voll wertvoller Informationen, geben diese aber leider nicht so leicht preis. Doch mit der Technik der qualitativen Inhaltsanalyse nehmen Sie auch dem komplexesten Konstrukt seinen Schrecken und erschließen sich systematisch Inhalt, Gedankengänge und Schlussfolgerungen. Von unterschiedlichen Herangehensweisen und Zielsetzungen über Analysetechniken und Überprüfungsmethoden bis hin zu Interpretation und Auswertung werden hier die entscheidenden Maßnahmen auf konkret anwendbare und leicht nachvollziehbare Schritte heruntergebrochen, die Ihnen ein Universaltool für jeden Text zur Verfügung stellen. Das klingt nach trockener Theorie? Ganz im Gegenteil! Die praxisnahen Erläuterungen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft ermöglichen Ihnen, Ihre neuen Fähigkeiten Step by Step anzuwenden, und zahlreiche Fallbeispiele gestalten die Lektüre motivierend, anschaulich und informativ zugleich. Blitzkurs qualitative Inhaltsanalyse: Geschichte, Methodenvielfalt, Zielsetzung, Möglichkeiten und Grenzen – werden Sie kompakt und leicht verständlich in kürzester Zeit zum Analyse-Experten. Vielfältige Anwendungsgebiete: Finden Sie heraus, wie Sie die qualitative Inhaltsanalyse in unterschiedlichen Bereichen, wie Kommunikationswissenschaften, BWL oder Literaturwissenschaft, perfekt zugeschnitten nutzen können. Konkreter Einsatz: Erfahren Sie, wie Sie über systematische Schritte wie Gegenstandsbetrachtung, Kategorienentwicklung, Codierung, Reliabilitätsprüfung, Auswertung und Interpretation alle Ebenen und Bestandteile eines Textes zuverlässig, sinnvoll und schlüssig analysieren. Schritt für Schritt: Anhand des Praxisbeispiels "Experteninterview" können Sie die praktische Umsetzung präzise nachvollziehen und dank Profitipps rund um Stolpersteine im Analyseprozess vermeiden Sie souverän häufige Fallstricke und Fehlerquellen. Mit diesem Ratgeber haben Sie eine hochwirksame Allzweckwaffe gegen jede literarische Herausforderung zur Hand und erschließen sich mit Leichtigkeit Fachbücher, Essays, Abhandlungen und vieles mehr. Ob Sie gerade an Ihrer Abschlussarbeit sitzen, mit einer besonders kniffligen Hausaufgabe kämpfen oder sich ganz grundsätzlich für die regelmäßige Textarbeit wappnen wollen – dieses Buch macht Sie zum souveränen Analyse-Experten in jeder Lese-Lage. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "Jetzt kaufen mit 1-Click" und entlocken Sie ab sofort auch den kompliziertesten Schriftstücken ganz mühelos jede Botschaft!

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Für Fragen und Anregungen:

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Auflage 2023

Inhalt

Vorwort

Die Qualität eines Textes

Inhaltsanalyse kompakt erklärt

Definition

Quantitative und qualitative Methoden

Techniken bekannter inhaltsanalytischer Verfahren

Die qualitative Inhaltsanalyse

Zielsetzung

Unsere Aufgaben als Inhaltsanalytiker

Anwendung in verschiedenen Fachbereichen

Hermeneutik

Qualitative Sozialforschung

Kommunikationswissenschaften

Literaturwissenschaft

Betriebswirtschaftslehre (BWL)

Gütekriterien

Möglichkeiten und Grenzen der qualitativen Inhaltsanalyse

Desiderata

Techniken und Anwendung erklärt

Eine Fragestellung finden und Gegenstandbetrachtung

Einführung in das Material

Auswahl der Vorgehensweise

Codierung

Überprüfung der Kategorien

Fertigstellung der Kodierung

Reliabilitätsprüfung

Auswertung und Interpretation

Schematische Ablaufmodelle der Analyse

Qualitative Interpretationstechniken

Ergebnisdarstellung

Praxisbeispiel: Auswertung von Experteninterviews

Vorbereitung des Interviews

Praktische Umsetzung

Stolpersteine und Fallstricke erklärt

Fazit

Vorwort

Texte begegnen uns jeden Tag, ob im beruflichen Kontext oder in unserer Freizeit – ständig stehen wir vor der Aufgabe, den Inhalt eines Textes zu verstehen und zu verarbeiten. Dabei handelt es sich oftmals um eher kurze Texte, wie zum Beispiel E-Mails oder Nachrichtenmeldungen, die wir auf unserem Smartphone lesen. Lesen wir allerdings eine Zeitung oder ein Buch, ist der Umfang des Textes, den es zu verstehen und zu verarbeiten gilt, bereits größer. Müssen wir uns in komplizierte Sachtexte einarbeiten, gegebenenfalls sogar in einem Themengebiet, in dem wir keine Experten sind, spüren wir die Herausforderungen, vor die uns der Inhalt eines Textes stellen kann.

Insbesondere im schulischen oder universitären Kontext begegnen uns diese Texte häufiger. Im Gegensatz zu Büchern oder Tageszeitungen, bei denen wir uns aussuchen können, ob wir sie lesen wollen oder nicht, haben wir es in der Schule oder an Universität mit Pflichtlektüren zu tun, die wir nicht einfach zuklappen können, wenn wir keinen Zugang zu ihnen finden. So kann ein Mathematiklehrer zum Beispiel versuchen, in seiner Freizeit das Werk „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ von Jürgen Habermas zu lesen. Wenn er nach 20 Seiten allerdings feststellt, dass er nichts von dem versteht, was dort in komplizierter Sprache und endlos lang erscheinenden Sätzen geschrieben steht, kann er das Buch genauso gut zuklappen und wieder in sein Regal stellen. Schließlich braucht er es nicht zwingend. Eine Studentin aber, die ihre Abschlussarbeit in Soziologie über Habermas schreibt, kann sich diesen „Luxus“ nicht erlauben.

In letzterem Fall hilft die qualitative Inhaltsanalyse! Wir werden uns im Laufe des Buches intensiv mit dieser wissenschaftlichen Methode befassen, mit deren Hilfe wir verschiedene Arten von Texten inhaltlich strukturiert analysieren und auswerten können. Aber keine Sorge, es handelt sich hierbei nicht um ein staubtrockenes akademisches Standardwerk. Durch zahlreiche Praxisbeispiele und konkrete Handlungsanweisungen gestaltet sich die Lektüre dieses Buches wesentlich flüssiger, ohne jedoch von wissenschaftlichen Standards abzuweichen.

Lassen Sie uns also gemeinsam in die Welt der qualitativen Inhaltsanalyse eintauchen. Viel Spaß beim Lesen!

Die Qualität eines Textes

In Geistes- und Sozialwissenschaften bilden Texte oftmals die Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit, so etwa in der Soziologie, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft sowie in der Philosophie. Die Analyse und Interpretation von Text ist in diesen Disziplinen das, was in der VWL die Interpretation von makroökonomischen Daten oder in der Mathematik die Untersuchung von Graphen mithilfe der Kurvendiskussion ist.

Texte interpretieren? Bei manch einem weckt dies vielleicht Erinnerungen an den Deutschunterricht, in dem Gedichte und Balladen interpretiert wurden. „Was will uns der Autor damit sagen?“, lautete die gängige Frage, die man bei einer Interpretation beantworten musste. Diese Frage wird uns im folgenden Buch noch beschäftigen, allerdings in einer deutlich konkreteren Form als bei einer Interpretation im Deutschunterricht. Wer also mit „weit hergeholten“ Deutungen von Textmaterial nicht viel anfangen konnte, für den ist die Inhaltsanalyse das richtige Instrument.

Die Analyse von Textmaterial wird hierbei sehr strukturiert und anhand klarer Kriterien betrieben. Ich werde zunächst diese Kriterien sowie die Grundstruktur und die Techniken der wissenschaftlichen Methode der qualitativen Inhaltsanalyse erläutern. Im Anschluss daran soll es um die konkrete Zielsetzung und die Aufgabe der qualitativen Inhaltsanalyse im Forschungsprozess gehen. Auch wird hierbei der Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Methoden erklärt. Ferner werden wir uns verschiedene Disziplinen, von denen ich bereits einige aufgelistet habe, vornehmen und die qualitative Inhaltsanalyse in der jeweiligen Disziplin konkretisieren. Hiernach werden wir kurz über die Grenzen der Inhaltsanalyse sprechen, denn wie Sie vielleicht bereits wissen beziehungsweise erfahren haben – die perfekte Methode gibt es (noch) nicht, aber wir versuchen uns, dieser anzunähern. Zuletzt werden wir den ohnehin während der gesamten Erläuterungen stets vorhandenen Praxisbezug noch weiter intensivieren und anhand eines Fallbeispiels eine qualitative Inhaltsanalyse exemplarisch durchführen. Ziel dieses Buches ist es, Ihnen nicht nur die theoretischen Hintergründe näherzubringen, sondern Ihnen einen praktischen Leitfaden an die Hand zu geben, wie Sie in Ihrem Studium mit der qualitativen Inhaltsanalyse arbeiten können. Ganz am Ende des Buches finden Sie weiterführende Literatur zu dem Thema, damit Sie bei Interesse noch tiefer in das Thema einsteigen können. Auch der Umgang mit Literatur, die Recherche und damit verbunden die Zusammenstellung eines Textkörpers, den es zu analysieren gilt, wird ein Teil Ihres Studiums sein. Auch darauf werden wir später noch zu sprechen kommen. Nun möchte ich jedoch vorerst keine weiteren Worte verlieren, Sie brennen sicher schon darauf, sich näher mit der qualitativen Inhaltsanalyse zu beschäftigen. Hierbei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und viel Freude!

Inhaltsanalyse kompakt erklärt

„Das Leben muss nicht reich sein,wenn es nur inhaltsreich ist.“(Lise Meitner, Physikerin)

DEFINITION

Die Inhaltsanalyse (seltener wird auch der englische Begriff content analysis verwendet) wird allgemein als systematische Methode der Sozialwissenschaften definiert, deren Gegenstand die Inhalte von Kommunikation, meist in verschriftlichter Form (zum Beispiel Interviews, Zeitungsartikel etc.), sind.

So kann etwa ein Interview mit dem Bundeskanzler im SPIEGEL als Textgrundlage dienen, dasselbe gilt jedoch auch für einen Leserbrief oder einen Tweet mit nur 140 Zeichen. Grundsätzlich kann aber auch verbale Kommunikation Gegenstand einer Inhaltsanalyse sein, wobei wir uns hier im Buch mit der Analyse von schriftlichen Inhalten beschäftigen möchten.

Ziel der Analyse ist die wissenschaftliche Auswertung der Textinhalte, die meist hypothesengeleitet erfolgt. Das bedeutet, der oder die Forschende stellt eine Hypothese auf, die anhand des vorliegenden Textmaterials untersucht wird. Eine Methode, um diese Untersuchung durchzuführen, ist dabei die Inhaltsanalyse (Weber, 1990).

Ein kurzes Beispiel, um diese doch recht theoretische Formulierung verständlicher zu machen: Nehmen wir an, wir wollen uns die Berichterstattung über den Bundestagswahlkampf 2021 betrachten. Dazu analysieren wir Zeitungs- und Zeitschriftenartikel aus dem Politikteil großer deutscher Publikationen, etwa der Bild-Zeitung, der FAZ oder dem SPIEGEL. Dies ist mit den Methoden der Inhaltsanalyse möglich, denn es handelt sich um schriftliche Kommunikation, in diesem Fall eines Autors und dessen Verlag zu Leserinnen und Lesern.

Doch welche Aspekte wollen wir untersuchen? Schließlich bietet es uns aus wissenschaftlicher Sicht keinen Mehrwert, diese Artikel bloß zu lesen – wir brauchen also eine Hypothese, die wir mithilfe der Inhaltsanalyse überprüfen können, um sie dann entweder zu verifizieren oder zu falsifizieren. Oder, um es einfacher zu formulieren: Die Textanalyse hilft uns, festzustellen, ob unsere Ausgangshypothese stimmt oder nicht.

Eine Hypothese könnte sein, dass über die einzige Kanzlerkandidatin der Bundestagswahl 2021, Annalena Baerbock, anders berichtet wurde als über die beiden männlichen Kandidaten Olaf Scholz und Armin Laschet. Soziologen sprechen von Geschlechterrollen beziehungsweise Gender-Klischees, die Frauen eine andere Rolle im öffentlichen Raum zuschreiben als Männern. Klassischerweise werden Frauen als eher zurückhaltend-passiv, Männer als aggressiver und aktiver beschrieben (Gildemeister & Wetterer, 1992). Eine Hypothese wäre also, dass diese Zuschreibung die Berichterstattung über die Kanzlerkandidaten beeinflusst hat. Auf Basis dieser Hypothese können wir die ausgewählten Texte mit inhaltsanalytischen Methoden überprüfen und so herausfinden, ob Genderklischees in der Berichterstattung tatsächlich rezipiert wurden oder ob sie im Jahr 2021 bereits weitestgehend überkommen sind.

Geschichtlicher Hintergrund

Falls Sie sich wundern, warum die hier angeführten Beispiele derart „sozialwissenschaftslastig“ sind, lassen Sie uns kurz einen Blick auf die Geschichte der qualitativen Inhaltsanalyse werfen. Vor mehr als 30 Jahren wurde diese Methode erstmals im Rahmen eines Forschungsprojekts des Psychologen Philipp Mayring zu psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit angewendet. Hierfür wurden 600 Interviews anhand eines Leitfadens (sogenannte halboffene Interviews) mit arbeitslosen Menschen geführt und anschließend anhand zweier Kriterien ausgewertet: 1. Kognitive Verarbeitung, das heißt der Umgang und die Akzeptanz beziehungsweise Nicht-Akzeptanz des Zustandes der Arbeitslosigkeit, und 2. Bewältigungsversuche, also Versuche, mit den negativen psychischen Folgen zurechtzukommen (Mayring, Zur subjektiven Bewältigung von Arbeitslosigkeit, 1985).

600 Interviews produzieren, wie wir uns unschwer vorstellen können, eine enorme Menge an Text. Es bedurfte daher einer Methode, das vorhandene Textkorpus strukturiert auszuwerten und dabei möglichst effizient und dennoch präzise zu sein. Die qualitative Inhaltsanalyse war als Methode der Sozialwissenschaft geboren! Zwar wurde die Methode, insbesondere von Mayring selbst, stetig weiterentwickelt, der Grundgedanke und das Anwendungsfeld der Sozialwissenschaften ist aber bis heute erhalten geblieben.

Biographie:

Philipp Mayring

Als einer der Urväter und wichtigsten Vertreter der qualitativen Inhaltsanalyse gilt der deutsche Psychologe, Soziologe und Pädagoge Philipp E. A. Mayring (Mayring, Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, 1983).

Dieser wurde 1952 in München geboren und studierte später sowohl in seiner Geburtsstadt als auch in Augsburg, wo er 1985 in Psychologie promovierte. Seit 2002 ist Mayring Professor für psychologische Methodenlehre an der Universität Klagenfurt, lehrte aber auch als Gastprofessor in Wien und Freiburg. Zudem beriet er das deutsche Bildungs- und Wissenschaftsministerium (Universität-Klagenfurt).

Seit 2017 ist Philip Mayring pensioniert, veröffentlicht jedoch nach wie vor regelmäßige Beiträge zum Methodendiskurs, vor allem zur qualitativen Inhaltsanalyse.

Relevanz der Methode

Was dem Naturwissenschaftler die Formel, ist dem Sozialwissenschaftler der Text.

So oder zumindest so ähnlich könnte man das Verhältnis der Sozialwissenschaft zum geschriebenen Wort zusammenfassen. Somit lässt sich die Relevanz der qualitativen Inhaltsanalyse ableiten. Verfahren, die strukturiert und regelbasiert größere Textmengen ordnen und helfen, diese auf eine oder mehrere Hypothesen hin zu prüfen, sind unerlässlich in der wissenschaftlichen Forschung.

Denn selbst Naturwissenschaftler beschäftigen sich ja nicht ausschließlich mit dem Satz des Pythagoras oder der Mitternachtsformel, sondern auch sie müssen sich mit langen Texten auseinandersetzen, in denen zum Beispiel Heisenberg seine Unschärferelation erklärt oder Bohr die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik ausformuliert. Ohne das geschriebene Wort kann keine Wissenschaft betrieben werden und ohne eine Methode zur Analyse des geschriebenen Wortes kann keine strukturierte Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Wissenschaft erfolgen.

QUANTITATIVE UND QUALITATIVE METHODEN

Bevor wir auf die verschiedenen Techniken der quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse eingehen, sollten wir zunächst kurz auf den allgemeinen Unterschied zwischen quantitativer Forschung und qualitativer Forschung eingehen.

Quantitativ

Die quantitative Forschung ist, wie der Name bereits verrät, auf die Feststellung von Quantitäten, zu Deutsch Anzahlen oder Häufigkeiten, spezialisiert. Dazu werden standardisierte Verfahren angewendet.

Quantitative Methoden sind beispielsweise

•  die Analyse statistischer Daten,

•  Messungen,

•  Befragungen,

•  Tests sowie

•  Zählungen oder

•  strukturierte Beobachtungen.

Ein klassisches Anschauungsbeispiel ist hier die Sozial- oder Marktforschung. So ist etwa die bekannte Sonntagsfrage „Welche Partei würden Sie wählen, wenn heute Bundestagswahl wäre?“ eine klassische quantitative Erhebung. Es werden Kategorien gebildet, in diesem Fall die zur Wahl stehenden Parteien. Anschließend werden die Antworten quantifiziert, also nummerisch ausgezählt. Von 10.000 Befragten haben 2.900 Befragte „SPD“ geantwortet, 2.650 „CDU“ und so weiter. Daraus wird eine Prozentzahl errechnet, die dann anhand eines einfachen Balken- oder Tortendiagramms dargestellt werden kann.

Auch Skalierungen sind ein klassisches Beispiel der quantitativen Forschung. Bei einer Umfrage werden die Teilnehmenden gefragt, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Die Antwort soll auf einer Skala von 1 – sehr unzufrieden bis 10 – sehr zufrieden erfolgen, es handelt sich also um eine geschlossene Frage. Im Anschluss wird die Frage noch differenziert, zum Beispiel in „ökonomische Situation“, „gesundheitliche Situation“, „familiäre Situation“ etc. Alle Antworten erfolgen aber auf der Skala von 1 bis 10. Somit ist auch die Auswertung rein an der Quantität interessiert, es wird am Ende also ein Ergebnis präsentiert, welches einen Zahlenwert anzeigt. Etwa: Der durchschnittliche Deutsche bewertet seine Lebenssituation mit 6,2. Dieses Ergebnis liefert jedoch keine Erklärung, das heißt keine Gründe, weshalb die Befragten so geantwortet haben. Diese Gründe können mithilfe von qualitativer Forschung evaluiert werden.

Qualitativ

Die qualitative Forschung setzt nicht auf standardisierte Verfahren, also weniger auf Listen und Skalen, sondern, um beim genannten Beispiel zu bleiben, auf offene Fragen.

Dabei werden

•  detailliert subjektive und

•  individuelle Erkenntnisse

über Ausführungen und Haltungen ermittelt.

Qualitativen offenen Fragen kann eine quantitative Frage vorausgehen:

„Wie beurteilen Sie Ihre Lebenssituation von 1 bis 10? Warum haben Sie diese Bewertung gewählt?“

Die qualitative Forschung kann sich jedoch auch völlig offenen Assoziationen bedienen:

„Wie beurteilen Sie Ihre Lebenssituation?“,

„Wie beurteilen Sie die neue Verpackung dieses Produktes und warum?“

Es geht hier der qualitativen Forschung also nicht nur um das „Wie“, sondern vor allem um das „Warum“.

Auch wenn wir erneut in das Feld der Inhaltsanalyse zurückkehren, sehen wir, dass diese sowohl qualitativ als auch quantitativ betrieben werden kann.

Quantitative Analysen beschränken sich im Wesentlichen auf die Auszählung von Begriffen oder Kategorien, während qualitative Analysen vermehrt inhaltlich-interpretativ arbeiten.

TECHNIKEN BEKANNTER INHALTSANALYTISCHER VERFAHREN

Die Techniken der Inhaltsanalyse sind in vielen wissenschaftlichen Disziplinen, vor allem aber in den Sozialwissenschaften, zu einer etablierten Methode geworden (Mayring, Qualitative Inhaltsanalyse, 2010). Ein großer Vorteil der inhaltsanalytischen Verfahren ist, dass sie auf große Materialmengen ausgerichtet sind, das heißt, wenn zum Beispiel Zeitungsartikel verschiedener Zeitungen über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgewertet werden sollen, bieten inhaltsanalytische Verfahren passende Techniken, um diese Fülle an geschriebenem Material gezielt auszuwerten (Krippendorf, 2004). Insbesondere Historiker und Sozialwissenschaftler dürften während ihres Studiums des Öfteren mit dem beschriebenen Szenario konfrontiert sein. Zu diesem Zweck wurde – ursprünglich in der Kommunikationswissenschaft, später auch in anderen Sozialwissenschaften – zunächst die quantitative Inhaltsanalyse etabliert. Diese bedient sich im Wesentlichen vier Techniken (Gerbner, Holsti, Krippendorf, Pastely, & Stone, 1969):

1.  Häufigkeitsanalysen: In einem simplen Auszählungsverfahren wird die Häufigkeit von im Text verwendeten Begriffen bestimmt.

Beispiel: Nehmen wir an, wir wollten die Leitartikel von drei großen Zeitungen in einem Zeitraum von zehn Jahren über das Thema „Russland“ analysieren. Wir wollen untersuchen, wie sich der Schwerpunkt der Berichterstattung in den letzten Jahren verlagert hat. Dazu würden bei der Häufigkeitsanalyse zunächst Begriffe definiert, die als wesentlich für die Berichterstattung gelten können, in diesem Fall also zum Beispiel „Ukraine“, „NATO“, „Putin“, „Krieg“ oder „Gaslieferungen“. Wir zählen die reine Häufigkeit der Begriffe in den Artikeln und können somit feststellen, ob zum Beispiel im Jahr 2022 vermehrt über „Gaslieferungen“ geschrieben wurde, wohingegen im Jahr 2014 „NATO“ noch deutlich häufiger Thema war1.

2.  Komplexe Häufigkeitsanalysen: Bei komplexen Häufigkeitsanalysen werden Indikatoren in Texten festgelegt und anschließend ebenfalls ausgezählt. Diese Indikatoren werden auch Variablenindikatoren genannt, da jeder Indikator eine bestimmte Anzahl an Variablen aufweist.

Beispiel: Nehmen wir zur Veranschaulichung erneut das Beispiel „Russland“ in Leitartikeln großer Zeitungen. Ziel einer komplexen Häufigkeitsanalyse könnte es sein, herauszuarbeiten, ob sich der Tenor der Berichterstattung im in puncto politischer Umgang mit Russland verändert hat. Es könnten also Indikatoren für

a)  diplomatische Lösungen,

b)  wirtschaftliche Sanktionen und

c)  kriegerische Handlungen herausgearbeitet werden.

Variablen von

a)  wären demnach zum Beispiel „Diplomatie“, „Austausch“, „Dialog“;

b)  könnten „Embargo“, „Sanktionen“, „Exportstopp“ und so weiter sein;

c)  hingegen wären etwa „Waffenlieferungen“, „Aufrüstung“, „Militär“ etc.

Durch die Auszählung der Variablen und die Zuordnung zu den Kategorien/Indikatoren ließe sich also eine Hypothese über einen vorhandenen oder nicht vorhandenen Wandel des Schwerpunkts der Berichterstattung formulieren.

3.  Kontingenzanalyse: Die Kontingenzanalyse geht noch einen Schritt weiter. Sie untersucht die Zusammenhänge zwischen den Kategorien und ist damit geeignet, Argumentationsmuster und –zusammenhänge aufzuzeigen.

Beispiel: Es wird also untersucht, ob zum Beispiel die Forderung nach ökonomischen Sanktionen und militärischer Aufrüstung in Texten oftmals im Zusammenhang genannt werden. Somit könnte etwa die Hypothese untersucht werden, dass die Autoren von Leitartikeln, die über Wirtschaftssanktionen schreiben, auch häufig über militärische Intervention berichten oder ob der umgekehrte Fall angenommen werden kann.

4.  Valenz- und Intensitätsanalysen: Bei dieser Methode erfolgt die Analyse der Häufigkeit anhand der aufgestellten Kategorien, zusätzlich wird jedoch eine Bewertung der Kategorien durch ein Schema, meist „positiv“, „neutral“, „negativ“, vorgenommen.

Beispiel: In unserem gewählten Beispiel erscheint diese Zuordnung intuitiv, da die Berichterstattung über Putin oder das russische Militär in den deutschen Leitartikeln, mit wenigen Ausnahmen, sicher in die Kategorie „negativ“ einzuordnen ist. Bei anderen Themen, zum Beispiel den Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie, der Einschränkung des Fleischkonsums durch politische Beschlüsse oder der Einführung einer allgemeinen Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, wird diese Zuordnung interessanter, da hier kontroversere oder weniger eindeutig intuitive Positionen zu erwarten sind. Wird bei den anderen Verfahren noch keine inhaltliche Wertung vorgenommen, spielt diese bei der Valenzanalyse erstmals eine Rolle.