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»Sieben Federn und einen Fluchstein benötigt Ihr, um wieder der zu sein, der Ihr vorher wart. Ansonsten müsst Ihr Euer Leben in den Federn des Rabenkleides verbringen.« Seit Jahrhunderten lastet ein Fluch auf der Familie Estáre, der jeden ersten männlichen Nachkommen in einen Raben verwandelt, sobald dieser sein 17. Lebensjahr vollendet. Liyon, der auch unter diesem Fluch leidet, will sein restliches Leben auf keinen Fall als Rabe verbringen. Deshalb zieht er los, den Fluch zu brechen. Zusammen mit seiner Schwester Nyméria und ihrem Lehrling Tyron begibt er sich auf die Suche nach dem letzten Fluchstein. Den besitzt allerdings der dunkle Magier Ican, der bereits das Land der Elfen unterworfen hat und weitere dunkle Pläne verfolgt. Die Gefährten stürzen sich in ein unerwartetes Abenteuer, ohne zu wissen, dass Ican ihnen bereits einen Schritt voraus ist. Denn er schickt seinen treusten Krieger Felerion…
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Seitenzahl: 281
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Leseprobe eBook Ausgabe 2016
©2016 ISEGRIM VERLAG
in der Spielberg Verlag GmbH, Regensburg
Umschlaggestaltung: Isegrim Verlag
Umschlagfoto: © Sabrina Schulz, www.niconiconito.com
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung
können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
Düster drang der Schein durch das alte, ehrfurchtgebietende Gemäuer und ließ selbst die Ratten, die durch die Ruine streiften, zurückweichen. Niemand wagte sich in die Nähe des pechschwarzen Steins, der auf einem Sockel inmitten der zerstörten Halle stand und von dem ein unheimliches, graues Licht ausging.
Mit Ausnahme einer Person: Ein Mann, vollkommen in Schwarz gehüllt, saß unweit des Sockels auf einer umgestürzten Säule und schien mit seinem ganzen Sein in einer anderen Welt zu verweilen.
Der Blick seiner hellen Augen war nach innen gerichtet und seine Hände krampften sich um eine Schale aus Ton, in der eine klare Flüssigkeit schwamm. Sie zitterten, ab und an schwappte etwas von dem klaren Saft über seine Hände auf seine Kleidung.
Überall wo etwas davon landete, blieben große, rote Blasen, die schmerzten, zurück. Doch den Mann störte das nicht. Er spürte den Schmerz nicht, während er sich in Trance befand.
Dann, plötzlich, ließ er die Schüssel fallen und erwachte aus seiner Starre. Er schrie auf, raufte sich die schwarzen, schulterlangen Haare und begann sich wie ein kleines Kind hin- und herzuwiegen.
Tränen flossen über sein Antlitz und er wimmerte leise. In der Ferne waren unvermittelt Schritte zu hören. Auf diese Geräusche folgte bald eine Gestalt, die eine dunkle Rüstung trug, versehen mit filigranen Mustern.
»Mein Herr.«
Der Soldat war vor dem kauernden Mann stehen geblieben, seine stechendblauen Augen sahen auf ihn herab. Das Jammern verstummte, der sitzende Mann hob den Kopf und sah den Krieger an.
»Was ist, Felerion?«, fragte er den Gerüsteten und blickte ihn aus grünen Augen erbost an. Felerion schien zu überlegen, bevor er antwortete: »Es ist Zeit, Meister Ican.«
Ican runzelte die Stirn und sah Felerion eine Weile verständnislos an, doch dann begriff er.
Sein Blick schweifte ab. »Schon wieder?«
Felerion nickte nur. Ican seufzte und ließ sich von dem Bewaffneten aufhelfen.
»Wie schlimm ist es dieses Mal?«, fragte der Magier und bedankte sich bei Felerion mit einem Nicken, bevor sie die zerstörte Halle verließen.
Felerion folgte ihm, während seine rechte Hand auf dem Schwertgriff lag.
»Nicht so schlimm wie letztes Mal«, antwortete der Ritter und hatte alle Mühe, sein Gesicht nicht zu verziehen.
Ican seufzte erneut, er schloss die Augen. »Nun, wir können es nicht ändern. Waren sie wenigstens kooperativer als die Letzten?«, erkundigte sich Ican nun und Felerion biss sich auf die Unterlippe.
»Nein. Stur wie eh und je.«
Ican blieb kurz stehen und warf dem Soldaten einen freundlichen Blick zu. »Ihr Elfen … ich werde euch wohl nie verstehen.« Dann wandte er wieder den Kopf nach vorne, als sie am Ende ihres Weges angekommen waren.
Ican öffnete die Tür und ließ die Wärme, die ihm entgegenschlug, erst einmal auf sich wirken, bevor sein Blick auf die kauernden Gestalten fiel, die vor ihm auf dem Boden lagen. Es waren eindeutig Elfen – heruntergekommene und abgemagerte Gestalten. In Icans Augen war nichts als Abneigung zu lesen.
»Felerion, dein Schwert.«
Der Ritter – ein Elf – tat, wie ihm geheißen wurde und gab seinem Meister die Waffe. Ican ging mit einem breiten Grinsen auf die vier Elfen zu, die es nicht wagten ihn anzusehen.
»Was habt ihr an der Grenze getrieben?«, fragte er sie. Doch keiner von ihnen antwortete ihm. Ican wiederholte die Frage – wieder keine Antwort. Er verzog kurz die Mundwinkel, holte mit dem Schwert aus, und hackte dem Elf links von ihm den Kopf ab.
Die übrigen drei Elfen ließen sich nichts anmerken, als der Kopf ihres Freundes durch den stickigen Raum flog, der kopflose Torso neben ihnen auf den Boden fiel und das Blut ihre Kleider und Gesichter bespritzte.
»Also, ich frage noch einmal und dieses Mal etwas deutlicher: Was habt ihr an der Grenze getrieben?« Icans Stimme überschlug sich nun und seine Augen funkelten. Drohend hob er das Schwert, setzte es dem Elf vor sich an die Kehle, bis dieser gezwungenermaßen hochsah. In seinen Augen glomm Abscheu gegenüber dem Mann, der ihn bedrohte.
»Wir dort waren spazieren. Haben gesehen nach dem Rechten.«
Ican sah ihn hochmütig an. Auch das noch. Es waren Elfen, die nicht einmal die Allgemeinsprache beherrschten. Wie er diesen Abschaum hasste!
Der Elf sah an ihm vorbei, zu Felerion. Seine Augen sahen ihn voller Abscheu an. »Du Schande seien für unser Volk. Du kein Sohn mehr seien von Erdgöttern.«
Der Elf spuckte Felerion vor die Füße, doch der sah ihn nur unbeeindruckt an.
Ican hingegen ließ sich das nicht gefallen. Er stieß den Elfen grob von sich, holte erneut mit dem Schwert aus und durchbohrte dessen Brust. Dieser starb röchelnd und in den Gesichtern der anderen beiden Elfen zeigte sich nun so etwas wie Angst.
Ican warf Felerion das blutige Schwert zu.
»Töte sie! Und danach ...«, er packte den Elf beim Kragen und zog ihn zu sich nach unten. »Danach wirst du die Wachen verstärken, bevor ich dich auf eine Mission schicke!«
Felerion sah den Meister kurz verständnislos an. »Welche Mission?«
Der Magier grinste hämisch. »Du, mein lieber Felerion, wirst nach jemandem suchen und ihn hierherbringen. In einem Stück, verstanden?« Der Elf nickte knapp, der Magier ließ ihn los und verließ ohne einen Blick zurück den Raum.
Felerion umklammerte sein Schwert, wandte sich seinen Artgenossen zu und tötete sie.
»Diebin! Haltet sie!«
Die Stimme des beleibten Mannes hallte über den ganzen Markt, doch niemand schien ihm helfen zu wollen. Geschwind rannte sie durch die dichte Menschenmenge und lief in eine Gasse hinein, in der weniger los war.
Noch immer hörte sie die Stimme des Händlers, doch langsam wurde sie nur noch ein Flüstern im Wind, während sie lachend von Gasse zu Gasse rannte.
Ihre langen, braunen Haare, die sie zu einem Zopf gebunden hatte, hüpften auf und ab und die einfache Kleidung aus Leder, die sie trug, wirkte hier und da schon abgewetzt. An ihrem Gürtel hingen ein kleiner Beutel und ein silberner Dolch. Ihre graugrünen Augen blitzten nur so vor Freude.
»Halt!«
Hier an dieser Stelle möchte ich nur kurz allen danken, die mir in der Entstehungszeit von Rabenfluch sowie danach geholfen haben.
Meiner tollen Zeichnerin und Freundin Sarina, dass sie mir wieder einmal mit ihrem wunderbaren Talent ein Deckblatt für mein Buch erschaffen hat, auf das ich wahrlich stolz bin.
Meinen Freunden Andrea, Melanie H., Sylvia, Tobias und Vicky, dass sie mich unterstützen und mein ausschweifendes Geschwafel so geduldig ertragen und mich meine Ideen austoben lassen.
An meine Testleser Anka, Kati, Lisa, Melanie K. und Ute. Danke für euren Rat, eure Ehrlichkeit, mit der ihr mir geholfen habt, das Buch so entstehen zu lassen, wie es jetzt ist. Kati, die übrigens einen Narren an Thea gefressen hat, für dich werde ich irgendwann die Geschichte zwischen Felerion und Thea erzählen!
Auch ein großes Danke an Sigrid Müller vom Isegrim Verlag. Vielen Dank für all die Mühe, die Sie in dieses Werk gesteckt haben und dass Sie Rabenfluch so ein schönes Zuhause geben. Dankeschön!
Und zum Schluss danke ich den Lesern dieses Buches! Ich hoffe, es hat euch gefallen und vielleicht gibt es irgendwann mit einigen Charakteren aus Rabenfluch ein Wiedersehen.
Bettina Auer, Mai 2016