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Larissa ist am Boden zerstört, als sie erfährt, dass ihr Langzeitfreund Jasper sie nicht nur betrogen hat, sondern seine neue Flamme auch schon sein Kind austrägt. Dabei hatte sie ihre Beziehung immer für etwas ganz Besonderes gehalten.
Nachdem sich der erste lähmende Schock gelegt hat, wird Larissa aktiv. Sie heckt einen hinterhältigen Racheplan aus, der sich gegen ganz bestimmte Frauen richtet. Ihr Job bei einer Wirtschaftszeitung hilft ihr dabei, ihre raffinierten Ziele zu erreichen. Tatsächlich fühlt sie sich erleichtert und immer besser.
Den krönenden Abschluss ihres Feldzuges aber hebt sie sich für Jasper auf. Auch sein neues Glück möchte sie dem Erdboden gleich machen. Doch dann kommt es doch ganz anders als geplant.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Liebe Leserinnen,
bitte verstehen Sie dieses Buch als das, was es ist: Auf die Spitze getriebene Fiktion.
Thema ist das klassische Kind-Karriere-Dilemma, das sich hier sicherlich in seinen extremsten Stereotypen präsentiert. Damit möchte ich niemandem zu nahe treten. Da es sich jedoch um die Geschichte aus Sicht einer jungen "Karrierefrau" ohne Kinder handelt, lässt sich hier eine gewisse Befangenheit schlecht leugnen. Diese entspricht dem fiktiven Charakter und nicht zwangsläufig meiner Ansicht.
Kurze Anmerkung zu mir: Ich habe (noch) keine Kinder. Ich mag (die meisten) Kinder. Ich arbeite (gern) mit Kindern.
Viel Spaß mit diesem Buch.
Betty J. Viktoria
Es ist nicht gerade die klügste Idee, eine Journalistin zu betrügen. Es ist praktisch eine Berufskrankheit, zu recherchieren, zu hinterfragen und Indizien wie auch Menschen zu lesen. Jasper war trotzdem dumm genug. Ich bin Larissa, die betrogene Journalistin. Und Jasper ist-genau genommen war-mein Freund. Dabei lief es eigentlich lange ziemlich gut mit uns beiden. Ich möchte sogar behaupten, dass wir ein verdammt gutes und verliebtes Paar waren. Streit hatte es wenig gegeben und jeder hatte den anderen so akzeptiert, wie er war. Es gab nichts, was ich an Jasper hätte verändern wollen. Ihm schien es ebenso ergangen zu sein. Zumindest bisher.
Als ich Jasper kennenlernte, war ich gerade erst nach Hannover gezogen. Nach dem Studium hatte ich hier eine Anstellung als Journalistin für ein Wirtschaftsblatt bekommen. Meine kleine aber gemütliche Wohnung lag nahe am Maschsee und war durchaus bezahlbar. An die unzähligen Treppenstufen hatte ich mich irgendwann gewöhnt. Die Nachbarn waren ruhige junge Leute, die zum Feiern außer Haus gingen. Einige hatten-wie ich-auch schon feste Arbeit und feierten seltener, als noch zu Studentenzeiten. Die Wohngegend war einfach fantastisch. Es war nicht weit in die Stadt und dennoch ruhig. Am Maschsee war vor allem am Wochenende viel los und wenn die Sonne schien, zog es mich magisch nach draußen. Zwar gehörte ich nicht zu denen, die auf Inlinern unterwegs waren, doch es war einfach schön, in der Sonne am Ufer zu sitzen und die Beine baumeln zu lassen.
Jasper war einer dieser Verrückten, die um den ganzen Maschsee herumliefen. Sie joggten die Strecke mindestens dreimal pro Woche und ich bemerkte irgendwann, dass es Leute gab, die sogar zweimal täglich die Runde liefen. Das waren immerhin sechs Kilometer pro Runde. Mir war Jasper sofort aufgefallen. Er war ein gutaussehender junger Mann, der direkt in mein Beuteschema passte. Er hatte dunkle Augen und dunkle Haare. An manchen Tagen machte ein dunkler Dreitagebart sein hübsches Gesicht perfekt. Jasper war nicht zu groß und nicht zu klein, sondern genau so groß, dass ich meinen Kopf im Stehen an seiner Brust anlehnen konnte. Seine Schultern waren breit aber nicht zu breit, sein Lächeln verschmilzt und sein Gang federnd jugendlich. Nachdem ich herausgefunden hatte, an welchen Tagen und zu welcher Zeit er seine Runden drehte, hatte ich mir einen Ort ausgesucht, von dem aus ich nach ihm Ausschau halten konnte, ohne dass ich gleich auf den ersten Blick wie ein Stalker wirkte. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis ich ihm ebenfalls auffiel. Es begann mit zaghaftem Lächeln und endete mit heißen Küssen am Ufer des Maschsees. Schon bei unseren ersten Dates wurde mir klar, dass er etwas ganz Besonderes war, dass ich ihn für immer behalten wollte. Er war charmant und witzig, mit ihm konnte ich wirklich Spaß haben.
Ich war keine eifersüchtige Freundin. Das konnte ich mir gar nicht erlauben. Meine Arbeitszeiten waren so schräg, dass sowohl Jasper als auch ich immer wieder Zeit für uns allein hatten. Und das konnten wir auch genießen. Es war angenehm, nicht immer aufeinander zu hocken. Selbst seine eigene kleine Wohnung behielt Jasper, auch wenn er de facto bei mir einzog. Doch manchmal brachen wir zu einem besonders heißen Abenteuer auf in sein Reich, wo wir uns dann fast wie Fremde vorkamen. Wir gingen beide gern feiern, hörten die gleiche Musik und sahen dieselben Fernsehsendungen. Er arbeitete als Anwalt in einer kleinen Kanzlei und ich für ein Wirtschaftsmagazin. Selbst hier ergänzten wir uns ganz gut. Wir waren ein hübsches Paar gewesen. Eines, bei dem eigentlich alles stimmte.
Und nun saß ich hier und sah mir an, was meine Recherchen ergeben hatten. Es war alles aus einer dunklen Ahnung heraus entstanden. Die ersten Anzeichen hatte ich ignoriert und mehr oder weniger bewusst beiseitegeschoben. Natürlich möchte niemand es wahrhaben, dass er betrogen wird. Doch auch, wenn der Kopf sich weigert, die Anzeichen wahrzunehmen, so entgehen sie dem Gefühl ja doch nicht. Alles fing damit an, dass ich Jasper geradezu dazu zwingen musste, mit mir ins Bett zu steigen. Dabei hört man die Herren der Schöpfung ja gern darüber sprechen, wie sehr sie das brauchen. Eigentlich gehörte auch Jasper zu den Männern, mit denen man Spaß im Bett haben konnte. Aber mit der Zeit wurde es immer schwieriger, ihn dafür zu begeistern. Dabei habe ich mir aber noch nichts gedacht, denn schließlich hat jeder mal einen Durchhänger oder einfach zu viele andere Sachen im Kopf. Dass Jasper sein Handy nicht mehr offen herumliegen ließ, fiel mir zu Anfang auch gar nicht auf. Mein eigenes Handy lag auch immer irgendwo herum, oft hatte ich nur eine vage Ahnung, in welchem Raum es sich befand. Doch irgendwann bemerkte ich, dass Jasper seines immer in Griffbereitschaft hatte. Der Ton war immer häufiger ausgestellt, nachts schaltete er das Gerät ganz ab und plötzlich gab es sogar eine Tastensperre mit PIN. Natürlich stellte ich Jasper die eine Frage. Ob er etwas vor mir zu verbergen hatte. Als Journalistin hätte ich es besser wissen müssen. Als ob jemand so offensiv gefragt die Wahrheit sagen würde. Jasper jedenfalls sagte mir, dass alles in Ordnung wäre und es für ihn natürlich nur mich gebe. Da er sich ansonsten noch nicht besonders verändert hatte, glaubte ich es ihm zunächst. Natürlich wirkt das im Nachhinein etwas naiv. Aber in dem Augenblick gab es noch keinen triftigen Grund für mich, ihm zu misstrauen. Es gab für alles eine normale Erklärung. So oft, wie Handys geklaut wurden, war ein PIN bestimmt sinnvoll und sicher. So jedenfalls lautete Jaspers Begründung. Die Veränderungen vollzogen sich ohnehin langsam schleichend und fielen mir allein deshalb nicht sofort auf. Und schließlich war es doch in gewissem Maße normal, dass Menschen sich veränderten.
Unsere Arbeitszeiten waren so unterschiedlich, dass es gar keine Kunst gewesen sein konnte, sich heimlich mit einer anderen Frau zu treffen. Ich fing erst am späten Nachmittag an und einige Termine lagen spät abends, so dass ich erst um 22 Uhr nach Hause kam. In dieser Zeit hätte Jasper alles Mögliche machen können. Die einzige Gefahr wäre ein frühzeitiges Nachhause kommen meinerseits gewesen. Doch irgendwann konnte man das ganz gut einschätzen. Und wenn ich ihm nicht wenigstens grundsätzlich vertraut hätte, was wäre das dann für eine Beziehung gewesen? Nein, ich war mir sicher, dass er mich genauso geliebt hatte, wie ich ihn. Dass er bei mir alles bekommen hatte, was er brauchte. Und dennoch fiel mir irgendwann auf, dass er insgesamt verschlossener wurde. Seine Leichtigkeit, die ich so geliebt hatte, verblasste langsam. Wir gingen seltener aus, er bestand immer häufiger darauf, einen Abend allein zu verbringen. Manchmal behauptete er, in seiner Wohnung zu sein. An anderen Tagen ging er angeblich mit seinen Kumpels ohne Begleitung aus. Was hätte ich da sagen sollen? Ich war niemand, der anderen Menschen so etwas verbieten wollte. Und das hätte ich bestimmt auch gar nicht gekonnt. Erst, als sich diese Ansagen häuften, wurde ich wirklich misstrauisch. Und ich entwickelte einen perfiden Plan, um endlich die Wahrheit zu erfahren.
Ganz die Journalistin hatte ich ihm quasi eine Falle gestellt. Immer wieder hatte ich von einem späten Termin gesprochen, auf den ich vorgeblich keine Lust hatte. Es war einer, den er nicht hätte überprüfen können. Wie beiläufig hatte ich außerdem behauptet, dass sich dieser furchtbare Termin sicher wahnsinnig in die Länge ziehen würde. Dabei kam ich ganz normal von der Arbeit nach Hause an diesem Freitag, an dem mein fiktiver Termin stattfinden sollte. Ich musste ja sicher gehen, dass Jasper auch angebissen hatte. Ich zog mich um, spielte die genervte Karrierefrau und tat dann möglichst gehetzt, als ich mich wieder auf den Weg machte. Dabei betonte ich noch einmal, dass es sicher ewig dauern würde, bis ich nach Hause käme. Draußen ging ich zu meinem Auto und fuhr los. Doch schon in der nächsten uneinsichtigen Kurve bog ich ab und suchte mir in den vollgestopften Straßen einen anderen Parkplatz, an dem Jasper nicht vorbeikommen würde. Hier irgendwo musste auch mein Tarnwagen stehen. Ich hatte die junge Frau aus der Wohnung gegenüber gebeten, mir ihr Auto für einen Abend zu leihen. Sie hatte mich zwar verständnislos angesehen und auch meine gestammelten Erklärungen nicht begriffen, doch sie hatte zugestimmt. Das war das, was zählte. Ich fand ihren unauffälligen grauen Opel Corsa und setzte mich ans Steuer. Dann fuhr ich einmal um den Block, so dass ich unsere Haustür im Blick hatte, ohne selbst gesehen zu werden. An mir ist sicher auch eine gute Detektivin verlorengegangen.
Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Jasper mir so leicht in die Falle gehen würde. Eigentlich hatte ich mich bis zuletzt innerlich geweigert, das Offensichtliche wahrzunehmen. Ich beobachtete die Haustür und stellte mir vor, wie ich in einer Stunde spätestens wieder nach Hause kommen würde. Der Termin wäre eben kurzfristig geplatzt. So etwas kam vor. Dann würde ich mit Jasper über das Sofa toben und mich selbst dafür hassen und erleichtert auslachen, dass ich so ein Misstrauen gehegt hatte. Es war ein Frühlingsabend, der lauer aussah, als er sich anfühlte. Mit der Zeit fröstelte ich ein bisschen in meinem geliehenen Wagen. Jede Minute würde ich aufgeben und dann wäre dieser Albtraum vorbei. Doch dann ging die Haustür auf und Jasper trat heraus. Vor Erstaunen war ich wie gelähmt und wusste erst gar nicht, wie ich reagieren sollte. Doch dann riss ich mich zusammen. Er ging zu seinem Auto, das nicht weit von der Haustür stand. Der rote Sportwagen war wenigstens nicht zu übersehen. Als klar war, in welche Richtung er fahren wollte, heftete ich mich an seine Fersen. Inzwischen schlug mein Herz bis zum Hals. Wie in Trance folgte ich ihm mit gebührendem Abstand und versteckte mein Gesicht hinter einer viel zu großen Sonnenbrille. Meinen Pony hatte ich aus dem Gesicht gesteckt, damit man mich auch im Rückspiegel nicht erkennen würde. Nein, dachte ich, als ich an einer Ampel hinter ihm stand, das musste noch gar nichts bedeuten. Vielleicht war er nur auf dem Weg zum Einkaufen. Obwohl er das eigentlich nie allein machte. Oder er wollte mal wieder zu seiner eigenen Wohnung. Doch die lag in der List und wir fuhren eindeutig in eine ganz andere Richtung. Beinah waren wir auf dem Weg raus aus der Stadt.
Endlich wurde Jasper langsamer und schien seinem Ziel näher zu kommen. Ich ließ vorsichtshalber einen anderen Wagen zwischen uns. Wir waren im östlichen Teil der Stadt, wenn ich mich richtig orientiert hatte. Es sah aus wie Linden oder Limmer. Was wollte er denn hier? Soweit ich wusste wohnte keiner seiner Freunde hier. Als er in eine schmale Seitenstraße mit hohen Altbauten einbog, wartete ich am Straßenrand. Ich stellte den geliehenen Corsa im Halteverbot ab und schlich zu Fuß die Straße entlang. Es dauerte nicht lange, bis ich seinen roten Sportwagen entdeckte, den er in eine enge Parklücke gequetscht hatte. Hinter einem Lieferwagen hielt ich mich versteckt und beobachtete mit wackeligen Knien, wie Jasper zu einer der Haustüren ging. Wo er wohl klingelte fragte ich mich. Doch dann stellte ich überrascht fest, dass er gar nicht klingelte, sondern die Haustür mit einem eigenen Schlüssel öffnete. Ich drehte mich um und musste mich an den Lieferwagen lehnen, weil mir vor Wut und Verstörung ganz schummerig wurde. Das musste ein Missverständnis sein, schoss es mir durch den Kopf. Damit wollte ich mich wahrscheinlich selbst beruhigen. Oder mein Körper wehrte sich dagegen, die Wahrheit zu begreifen. Doch als Jasper mit einer anderen Frau im Arm aus dem Haus trat, wurde ich plötzlich beinahe apathisch. Da gab es nichts falsch zu verstehen. An der Art, wie sie lachten, sich anfassten und sich bewegten, wurde mir innerhalb von Sekundenbruchteilen klar, dass es den Beiden ernst war.
Wie in Trance ging ich zurück zu dem geliehenen Opel. Erstaunlicherweise hatte ich nicht einmal ein Parkticket fürs Falschparken bekommen. Pech in der Liebe aber dafür Glück im Straßenverkehr. Ich setzte mich ans Steuer und ließ den Motor an. Das Geräusch wirkte immer beruhigend auf mich. So fühlte es sich also an, wenn man die traurige Gewissheit hatte. Jasper hatte eine andere Frau. Wenn sie gemeinsam unterwegs waren, war es dann mehr, als nur eine Affäre? War eine Affäre nicht bloß eine Frau, die man besuchte? Es bestand ja auch noch die Gefahr, auf der Straße gesehen zu werden. Ich war so beängstigend ruhig, aber meine Gedanken rotierten. Endlich atmete ich tief durch und fuhr vorsichtig nach Hause. Ein Unfall aus Unachtsamkeit hätte mir gerade noch gefehlt.
Es dauerte nicht lange, Jaspers Sachen in ein paar alten Umzugskartons zu verstauen. Er hatte ja noch immer viel von seinem Zeug in seiner Junggesellenbude. Jetzt, wo ich mich damit auseinandersetzte, vermutete ich, dass er sogar schon ein paar seiner Habseligkeiten aus meiner Wohnung mitgenommen hatte. Wer wusste schon, wie lange er sich mit dieser anderen Frau traf? Ich warf seinen Kram achtlos in die Kartons, beschädigte aber nichts absichtlich. Der kleine Scheißer hätte es noch fertig gebracht und mich deswegen verklagt. Der kleine perfektionistische Jurist hatte nicht die Eier, die Beziehung mit mir zu beenden, bevor er sich nicht in den Armen einer anderen Frau sicher fühlte. Das war unglaublich erbärmlich in meinen Augen. Wenn er nicht mehr glücklich war oder ihm etwas gefehlt hatte, hätte er versuchen können, mit mir darüber zu reden. Und da hieß es immer, wir Frauen würden nicht sagen, was uns stört. Wenn wir es dann sagen, sind die Herren der Schöpfung doch auch nicht zufrieden. Und sie selbst? Sagen lieber nichts, trauen sich aber auch nicht, es zu beenden. Sicher, das wäre schmerzlich gewesen, aber das Gefühl, betrogen worden zu sein, war doch noch wesentlich schlimmer.
Als Jasper nach Hause kam, saß ich im Wohnzimmer auf dem Sofa und bemühte mich um Haltung. Jetzt, wo er da war, fiel es mir schwer, ruhig zu bleiben. Ihm in die Augen zu sehen und nicht auf ihn einzuschlagen. Er ging an den Umzugskartons vorbei und blieb in der Wohnzimmertür stehen.
„Bist du schon zurück von deinem Termin?“, fragte er kühl.
Ihm musste doch klar sein, dass etwas nicht stimmte.
„Offensichtlich. Und du?“, gab ich zurück.
Mal sehen, wer das Spiel besser beherrschte. A propos Beherrschung, davon besaß ich weniger, als zunächst vermutet.
„Ja“, nickte er. „Was ist mit den Kartons?“
„Jasper, ich habe dich gesehen!“, knurrte ich ihn böse an. „Wer war diese Frau, mit der du dich getroffen hast?“
Er seufzte und ging in die Offensive: „Du hast mir hinterher spioniert?“
„Ich habe dich gefragt, wer diese Frau ist“, wiederholte ich meine Worte.
Er wollte mir doch jetzt nicht ernsthaft damit kommen, dass ich ihm gefolgt war? Damit, dass ich ihm nicht vertraute? All diesen Blödsinn würde ich mir gar nicht erst anhören. Dann sollte er lieber gleich gehen. Obwohl ich schon ein wenig neugierig war und ein paar Antworten hören wollte.
„Wer ist sie?“, fragte ich noch einmal, gewillt, ihn rauszuschmeißen, wenn er nicht bald mit der Wahrheit rausrücken würde.
„Sie heißt Anja“, stammelte Jasper.
Das war zwar nicht das, was ich hatte wissen wollen, aber es war ein Anfang. Damit konnte die Journalistin in mir arbeiten. Ich hatte das kleine Miststück ja gesehen und mir war klar, dass es nicht am Aussehen liegen konnte. Obwohl man sich in dieser Hinsicht ja nie zu sicher fühlen sollte. Schönheit lag schließlich immer im Auge des Betrachters. Außerdem konnte es bei einer Affäre ja auch um etwas ganz anderes gegangen sein. Und wenn man ehrlich war, zeigte sich hier oft besonders deutlich, dass es den Männern eben doch nicht immer nur um das Äußere ging. Mit dieser Behauptung machte man es sich viel zu einfach. Also was steckte dahinter?
Weil Jasper es nicht für nötig hielt, von sich aus etwas zu sagen, setzte ich mein Kreuzverhör fort.
„Was läuft da zwischen euch?“
Ich wollte es aus seinem Mund hören und wenn es noch so wehtat. Allerdings hatte ich nicht mit dieser Antwort gerechnet.
„Ich liebe sie“, gestand Jasper.
Mir fehlten die Worte. Das sagte er mir so eiskalt ins Gesicht. Mir, die ich bis vor wenige Stunden doch noch irgendwie davon ausgegangen war, dass unsere Langzeitbeziehung von Dauer war. Die eine Beziehung, die Liebe fürs Leben. Jasper war das für mich. Nun ja, gewesen. Mit ihm hatte ich mir beinahe alles vorstellen können. Und nun verkündete er, dass er eine andere liebte.
„Hättest du nicht erst mit mir Schluss machen können?“, hakte ich nach.
„Ich musste mir meiner Gefühle erst noch bewusst werden“, meinte Jasper schulterzuckend.
Die Schultern, an denen ich mich bisher noch immer ausweinen und anlehnen konnte. Das war vorbei. Endgültig.
Während er sich also seiner Gefühle klar wurde, war es ihm völlig egal, was mit meinen passierte. Die trat er beliebig mit den Füßen. Dabei fragte ich mich noch immer, wann er mir davon erzählen wollte. Ob sie wohl von mir wusste? Auf all diese Fragen wollte Jasper mir keine Antwort geben. Vieles konnte ich mir denken oder zumindest vermuten. Und er hatte ja irgendwie Recht, wenn er behauptete, dass das nun auch keine Rolle mehr spielte. Doch eines war mir durchaus noch wichtig. Auch, wenn er es trotz allem noch nicht geschafft hatte, unsere Beziehung zu beenden, so hatte er sich ja mit seiner Aussage, dass er die andere liebte, klar positioniert.
„Wann genau bist du dir denn deiner Gefühle bewusst geworden?“, fragte ich provokant.
„Nun ja“, stammelte Jasper. Er schlug seine stahlblauen Augen nieder und fühlte sich sichtbar unwohl. Ich wartete und es lohnte sich.
„Anja ist schwanger.“
Nachdem ich diese Information notdürftig in meinem Gehirn aufgenommen hatte, platzte ich:
„Nach all den gemeinsamen Jahren reicht es dir nicht, mich hinterhältig zu betrügen, sondern du schwängerst die Schlampe gleich noch?“
„Sie erfüllt mir damit meinen größten Wunsch“, murmelte Jasper. Er wurde nicht wütend, sondern überließ mir diesen Part. Vielleicht sollte das erwachsen und überlegen wirken. Mir kam es aber nur so vor, als wäre ich und als wäre unsere Beziehung ihm schon so was von egal. Es regte ihn einfach nicht auf.
„Dein größter Wunsch?“, wiederholte ich. „Das ist ja lächerlich! Zu Weihnachten war dein größter Wunsch noch ein X-Box Spiel. Merkst du was?“
„Das verstehst du nicht“, warf er mir vor. „Du willst ja keine Familie.“
„Ich habe gesagt, dass ich es mir noch nicht vorstellen kann!“, schrie ich ihn an. „Ich bin nicht einmal Dreißig und außerdem dachte ich bisher, dass du meine und ich deine Familie wäre. Schön zu hören, dass ich dir nicht genug bin. Aber dann hast du deine Gebärmaschine ja jetzt gefunden!“
„Das ist so egoistisch von dir“, behauptete er in ruhigem Ton.
„Ich bin egoistisch? Du bist es doch, der mich betrogen hat!“, fauchte ich und lief rot an. Ich spürte, wie das Blut in meinen Kopf rauschte.
„Es ist einfach so wunderbar und ich gehe seit dieser Nachricht wie auf Wolken“, setzte Jasper zu einer Erklärung an. „Das ist das Ergebnis unserer Liebe, zwei Menschen, aus denen ein neues Wesen entsteht.“
Ich hätte mich am liebsten übergeben. Dieser Arsch besaß noch die Frechheit, mir von seiner Affäre vorzuschwärmen.
„Ich habe schon die ersten Bilder gesehen und“, fuhr er fort.
Ich ließ ihn nicht ausreden. Wütend unterbrach ich ihn und warf ihn endgültig aus der Wohnung