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Der Deutsch-Deutsche Radweg ist eine reizvolle Kombination von Geschichtswerkstatt und Fahrradtourismus, von Natur und Kultur. In 32 Etappen von der tschechischen Grenze bis zur Ostsee führt er über den einzigartigen Biotopverbund, der früher der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze war. Rückblenden in die Zeit des Eisernen Vorhangs im geteilten Dorf Mödlareuth oder dem amerikanischen Posten Point Alpha machen die Geschichte greifbar.
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Seitenzahl: 323
Stefan Esser
In 32 Etappen von Tschechien bis zur Ostsee
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
GRENZENLOS – im Herzen Deutschlands
Praktisches
Was darf’s denn sein? Von Tagestour bis Jahresurlaub
DIE TOUREN
1Rehau bis Gutenfürst 43 km 38 km
Das Dreiländereck und schöne Fernblicke über den Frankenwald
2Gutenfürst bis Bad Steben 45 km 36 km
Über Little Berlin, das kurzweilige Saaletal und das wilde Höllental ins bayrische Staatsbad
3Bad Steben – Probstzella 53 km 51 km
Die Höhen des Thüringer Waldes und die Tiefen der Schiefergruben von Lehesten
4Probstzella – Stockheim 48 km 48 km
Zur Thüringer Warte, zum Rennsteig und durchs wunderschöne Tettautal
5Stockheim – Eisfeld 60 km 54 km
Vom Kohlerevier über die Spielzeugstadt an die Porzellanstraße
6Eisfeld – Hildburghausen 39 km 37 km
Genussradeln in einer weiten und offenen Hügellandschaft
7Hildburghausen – Ummerstadt 45 km 39 km
Von Burgen und Fachwerkstädtchen
8Ummerstadt – Zimmerau 33 km 31 km
Verträumte Ortschaften und alte Brauhäuser im fränkischen Hügelland
9Zimmerau – Mellrichstadt 60 km 53 km
Über einsame Kolonnenwege vom fränkischen Hügelland in die Rhön
10Mellrichstadt – Fladungen 38 km 43 km
Mit Volldampf in die Rhön und zurück
11Fladungen – Motzlar 51 km 46 km
Eine Rhönüberquerung
12Motzlar – Vacha 56 km 34 km
Über den US-Posten Point Alpha ins Land der weißen Berge
13Vacha bis Gerstungen 44 km 35 km
Monte Kali und Werratal
14Gerstungen – Treffurt 52 km 58 km
Über Point India und den Heldrastein ins Fachwerkstädtchen Treffurt
15Treffurt – Bad Sooden 50 km 49 km
Einsame Kolonnenwege hoch über dem Werratal
16Bad Sooden – Arenshausen 22 km 28 km
Aus dem Werratal ins Eichsfeld
17Arenshausen – Duderstadt 50 km 48 km
Durchs wellige Eichsfeld zum Grenzlandmuseum
18Duderstadt – Herzberg 31 km 34 km
Zur Rhumequelle am Südrand des Harzes
19Herzberg – Ellrich 43 km 46 km
Durch das Karstgebiet im Süden des Harzes
20Ellrich – Schierke 38 km 32 km
Harzquerung, Teil 1 – zum Fuß des Brockens
21Schierke – Vienenburg 47 km 46 km
Harzquerung, Teil 2 – über den Brocken ins Harzvorland
22Vienenburg – Marienborn 78 km 67 km
Weite Landschaften und das Grenzdenkmal Hötensleben
23Marienborn – Oebisfelde 47 km 39 km
Allerradweg und Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
24Oebisfelde – Schnega 72 km 65 km
Durch den Drömling in die Altmark
25Schnega – Salzwedel 42 km 46 km
Ursprüngliche Altmark
26Salzwedel – Schnackenburg 49 km 52 km
Altmark, Arendsee und Elbe
27Schnackenburg – Hitzacker 58 km 58 km
Elbtalradweg
28Hitzacker – Büchen 70 km 70 km
An Elbe und Elbe-Lübeck-Kanal
29Büchen – Zarrentin 30 km 28 km
Vom Elbe-Lübeck-Kanal zum Biosphärenreservat Schaalsee
30Zarrentin – Ratzeburg 50 km 49 km
Durchs Biosphärenreservat Schaalsee
31Ratzeburg – Herrnburg 24 km 24 km
Vom Ratzeburger See vor die Tore Lübecks
32Herrnburg – Travemünde 38 km 37 km
Endspurt zum Ostseestrand
Service
Touristinfos
Übernachtungsmöglichkeiten
Werkstätten/Radläden
Register
Impressum
Einsamer Picknickplatz beim Drei-Freistaaten-Stein
Stasibeamte inspizieren den »Tatort« einer geglückten Flucht in Mödlareuth.
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
leicht
mittel
schwer
Weglänge Mountainbike
Weglänge Tourenrad
mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar
ZEICHENERKLÄRUNG ZU DEN TOURENKARTEN
Autobahn
Bundesstraße
Hauptstraße
Normale Straße
Nebenstraße
Weg
Bahnlinie mit Bahnhof
Tour Mountainbike
Tour Tourenrad
Ausgangs-/Endpunkt der Tour
Richtungspfeil
Stufen
Gipfel
Pass
Tunnel
Quelle
Wasserfall
Seilbahn
Parkmöglichkeit
Bushaltestelle
Bahnhof
Hafen
Flugplatz
Information
Krankenhaus
Feuerwehr
Maßstabsleiste (1:100 000)
Kirche/Kloster
Burg/Schloss/Ruine
Turm
Leuchtturm
Schutzhütte
Jugendherberge
Campingplatz
Übernachtungsmögl.
Einkehrmöglichkeit
Rastplatz
Höhle/Grotte
Bademöglichkeit
Therme
Mühle
Windmühle
Museum
Prähist. Fundstelle
Denkmal
Bildstock
Markanter Baum
Landschaftl. Höhepunkt
Sehenswert
Sehenswerter Ort
Aussichtsstelle
Weinanbau
Moorgebiet
Waldgebiet
Naturschutzgebiet
Landesgrenze
Randhinweispfeil
Mit einem Staffellauf erinnerten 2009 33 Ausdauersportler aus West und Ost an 20 Jahre Grenzöffnung. Im selben Jahr machten sich Mountainbiker erstmals auf zur Grenzsteintrophy. Alle hatten ein Ziel: den über Jahrzehnte abgeriegelten Grenzstreifen zu erobern. Von diesem einmaligen Erlebnis tief beeindruckt, habe ich mich, als einer der Organisatoren des Grenzlaufes, entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Es bringt Sie ganz nah an bzw. auf die Grenze (www.grenzsteintrophy.de).
Nachdem der Eiserne Vorhang quer durch Deutschland nach fast 40 Jahren fiel, vollzog sich eine wunderbare Wandlung. Die einst unüberwindbarste Grenze der Welt wurde zu einem Naturparadies. Das Grüne Band, ein Korridor unberührter Natur mitten durch Deutschland, war geboren. Wer hier mit dem Rad unterwegs ist, erlebt eine spannende Mischung aus den Zeugnissen des Grenzregimes, dem ergreifende menschliche Schicksale ein Gesicht geben, sowie einmaligen Naturerlebnissen. Quer durch alle deutschen Landschaftsformen führt der Weg. Die freundlichen und offenen Menschen in den idyllischen Dörfern und Städten lassen uns gerne an ihrer Geschichte teilhaben.
Die Grenze wird dichter im geteilten Dorf Mödlareuth.
Die Grenzen der nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichteten drei westlichen und der sowjetischen Besatzungszone manifestierten sich 1949 durch die Gründung von BRD und DDR. Während im Westen der Wohlstand zunahm, blieb es in der DDR bei der Mangelwirtschaft. Der Staat drohte auszubluten, da seine Bürger sich in Scharen nach Westdeutschland absetzten. So wurde 1952 die Grenze geschlossen. Anfangs trennte nur ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen, in dem geschossen werden durfte, die beiden deutschen Staaten. Im Laufe der Jahre wurde die Grenze jedoch zum unüberwindbarsten Grenzbollwerk der Welt ausgebaut.
Kurz hinter der Grenze ersetzte ein Streckmetallzaun schrittweise den Stacheldrahtzaun. Vor dem Zaun lag der 10 Meter breite Kontrollstreifen, der fein gerecht war, um Fußabdrücke sichtbar zu machen. Ein rund ein Meter tiefer, gen Westen mit Betonplatten ausgekleideter KFZ-Sperrgraben verhinderte einen Durchbruch mit Fahrzeugen. Die Betonplatten des Kolonnenweges sind heute oft das einzige Zeugnis der Grenze. Auf ihnen konnten die Grenztruppen schnell jeden Punkt des Grenzzaunes erreichen. Beobachtungstürme standen in Sichtweite. Von den 4-mal-4 Meter breiten Führungstürmen wurden die Signalanlagen überwacht und die Einsätze koordiniert. Hier war auch eine Alarmgruppe stationiert, die bei einem Durchbruchsversuch ausrückte.
Geteiltes Deutschland bei Lübeck
Eine Reihe weiterer Sicherungsmaßnahmen war bei Bedarf zusätzlich installiert. Hunderttausende Minen wurden in 3er- bis 5er-Reihen verlegt. Tiere lösten diese häufig aus, sodass man ab 1970 dazu überging, Selbstschussanlagen am Grenzzaun zu montieren. Die mit Sprengstoff und Metallsplittern gefüllten Trichter wurden über Drähte durch den Flüchtigen ausgelöst. Hundelaufanlagen sicherten den Grenzzaun und Lichttrassen erleuchteten die Grenze stellenweise auch bei Nacht. Die meisten Flüchtlinge drangen gar nicht bis zum Grenzzaun vor.
500 Meter von der Grenze entfernt stand der Sicherungszaun. Signalleitungen meldeten einen Grenzdurchbruch an den nächsten Führungsturm und die Jagd begann. Dabei wurde auf Befehl der DDR-Führung auch von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.
Das Bundesdeutsche Zollgebäude in Lübeck-Schlutup ist heute ein Museum.
In der 500-Meter-Sperrzone wurden Grenzanwohner argwöhnisch als potenzielle Republikflüchtlinge betrachtet. Wer als unzuverlässig galt, wurde zwangsumgesiedelt. Tausende mussten 1952 bei der »Aktion Ungeziefer« über Nacht ihre Häuser verlassen. 1961 wiederholte sich dies bei der »Aktion Kornblume«. Hunderte Orte und Gehöfte wurden geschleift und verschwanden von der Landkarte. Wer bleiben durfte, musste massive Einschränkungen im täglichen Leben in Kauf nehmen, wie Ausgangssperren oder Besuche nur nach behördlicher Genehmigung.
Die Grenztruppen bewachten mit 40 000 Soldaten die Grenze. Die Stasi überwachte wiederum die Bewacher und sorgte dafür, dass keine Vertraulichkeit aufkam. Im Vorland der Grenze meldeten Tausende Spitzel verdächtige Fahrzeuge oder Personen. Landkarten im Grenzbereich waren falsch, die Beschilderung irreführend. Viele Fluchtversuche endeten daher schon, bevor die Grenze überhaupt in Sicht war. Wer die Grenze dann erreicht hatte, befand sich in Lebensgefahr. Die genaue Zahl der Grenztoten ist nicht bekannt. Die Schätzungen belaufen sich auf bis zu 1100, darunter auch einige DDR-Grenzer.
Kleine Plattologie
Den Spuren des Eisernen Vorhangs auf dem Kolonnenweg zu folgen, ist nicht immer ein Vergnügen. Rund zwei Drittel bestehen aus Lochplatten, die einen anfangs in den Wahnsinn treiben. Ständig rumpelt man durch die Löcher. Die Erfahrung zeigt, dass es nichts bringt, dicht vor dem Rad auf den Boden zu gucken. Besser den Blick nach vorne richten und mit leichten Lenkbewegungen korrigieren. Eine Federgabel hilft dabei, die Verspannungen in den Schultern in Grenzen zu halten. Zum Glück sind neben Feldern oder auf oft befahrenen Wegen die Löcher meist mit Erde gefüllt. Es ist keine Seltenheit, dass der Plattenweg jeden Hügel mitnimmt, denn er folgt immer der Grenze und nimmt auf die Topografie keine Rücksicht. Besondere Vorsicht sollte man walten lassen, wenn die Platten zugewachsen sind. Die Spur versehentlich zu verlassen, bedeutet akute Sturzgefahr.
Fast 40 Jahre lang konnte sich die Natur im Sperrgebiet ungestört entwickeln. Nachdem die Zäune und Sperranlagen verschwunden waren, blieb in Deutschland ein durchgehender Biotopverbund vom Bayrischen Wald bis zur Ostsee. Die Idee, das Grüne Band unter Schutz zu stellen, wurde vor allem vom BUND und dem Land Thüringen getragen. Mittlerweile stehen 85 Prozent unter naturschutzfachlichem Schutz.
Auf dem anstrengenden Weg nach Norden erlebt man alle in Deutschland vertretenen Landschaftsformen hautnah. Selbst hochalpine Vegetation, auf der Spitze des Brockens im Harz, ist vertreten.
Das Vogtland, durchgängig geschützt als Grünes Band Sachsens, empfängt den Besucher mit einer offenen Hügellandschaft.
Der Naturpark Thüringer Schiefergebirge mit dem Rennsteig ist charakterisiert durch dichte Fichtenwälder und einsame Höhen. Die Grenzen zum Naturpark Frankenwald mit der Burg Lauenstein sind fließend, genau wie der Übergang in den südlichen Thüringer Wald.
Der Weg ins Biosphärenreservat Rhön präsentiert sich offen und hügelig. Hat man das »Land der offenen Ferne« erklommen, wechseln sich aussichtsreiche Blumenwiesen mit schönen Waldgebieten ab.
Die riesigen, strahlend weißen Abraumhalden der Kalibergwerke empfangen uns auf dem Weg nach Norden im Werratal. Vom 503 Meter hohen Heldrastein hat man einen grandiosen Blick über das Tal. Es gehört mit zum 860 Quadratkilometer großen Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Wer etwas Abwechslung sucht, kann den Fluss auch mit dem Kanadier oder Kajak erkunden.
Bis zum Harz erstrecken sich die Hügel des Eichsfelds. In weiten Getreide- und goldgelben Rapsfeldern eingebettet liegen gemütliche Dörfer.
Hin und weg – in Seidingstadt fährt schon lange kein Zug mehr.
Die artenreichen Buchenwälder und einmaligen Karstphänomene, wie die Rhumequelle im Südharz, bieten eine Menge Entdeckungspotenzial. Ab Ellrich bis zum »Höhepunkt« der Grenztour auf dem Brocken geht es stetig bergan. Im Nationalpark Hochharz erwarten uns dunkle Wälder, Hochmoore, felsige Kuppen und wilde Bäche in tiefen Tälern. Das Klima ist rau und auch im Sommer kann es auf den Bergen ungemütlich werden. Leider verändert der Borkenkäfer den Harz und den Thüringer Wald momentan mit rasender Geschwindigkeit. Es bleibt also abzuwarten, wie sich das Gesicht dieser Landschaften wandeln wird.
Mit dem Harz lässt man auch die Berge hinter sich. Vom Moorgebiet des großen Bruchs zwischen Hornburg und Hötensleben ist nicht mehr viel übrig geblieben, doch das Land der tausend Gräben, wie der Naturpark Drömling genannt wird, ist immer noch ein Naturparadies mit Störchen, Ottern und Bibern. Man sieht die Spuren der Arbeit der Biber, selbst wenn man sie meist nicht zu Gesicht bekommt.
Auch in der Altmark hat die Abgeschiedenheit des Grenzstreifens Auenwälder und Niedermoore vor der Trockenlegung geschützt – ein Radlerparadies mit wenig befahrenen Straßen und Wegen und netten Ortschaften. Zwischen Schnacken- und Lauenburg folgt der Grenzverlauf der träge dahinfließenden Elbe. Tausende blühende Obstbäume in der sattgrünen Wiesen- und Marschlandschaft bieten im Frühjahr ein einmaliges Bild. Neben oder auf den imposanten Hallenhäusern am Deich brüten Störche.
»Mr. Gorbatschow, tear down this wall!« – Grenzläufer 2009 in Heinersdorf.
Wasser bestimmt auch den letzten Abschnitt des Weges zur Ostsee. Im Biosphärenreservat Schaalsee hat die Eiszeit ganze Arbeit geleistet und eine sanfte Hügellandschaft mit zahlreichen Seen modelliert.
Am feinen Sandstrand des Lübecker Ortsteils Priwall kann man zum Abschluss das Erlebnis »Grünes Band« noch einmal Revue passieren lassen.
Für die Anreise kann man sowohl das Auto als auch die Bahn nutzen. In den Fernverkehrszügen benötigt man aber meist eine Reservierung (www.bahn.de). Ebenfalls mit der Bahn kommt man an den Ausgangspunkt einer Tour zurück. Dazu sind in den Kapiteln die durchschnittliche Fahrzeit und die Umsteigebahnhöfe angegeben. Man sollte auf jeden Fall bei der Tourenplanung noch einmal die Verbindungen checken.
Der Skulpturenpark am Goldenen Tor und der alte Kontrollturm des Grenzübergangs
Tipp: Das Auto sollte am Endpunkt der Tour stehen bleiben und mit der Bahn sollte man zum Startpunkt fahren. So kann man sich sicher sein, dass man das Auto auch wieder erreicht, und vermeidet Wartezeiten.
Die Etappen beginnen und enden meist an einem Bahnhof und sind zwischen 21 und 74 Kilometer lang. Sie führen fast ausschließlich über verkehrsfreie Feld- und Radwege sowie ruhige Nebenstraßen. Kurze Teilstücke auf Kolonnenwegen, aus Platten ohne Löcher, sind auch mit dem Trekkingrad und mit Gepäck gut zu fahren. Für schmale Rennradreifen sind die Wege allerdings nicht geeignet.
Mit dem Mountainbike geht es ruppiger zur Sache, denn wir benutzen nach Möglichkeit die Kolonnenwege, aber auch Feldwege und schmale Single Trails. Ein Mittelgebirge reiht sich bis zum Harz ans nächste. Das Grüne Band ist deshalb mit reichlich Höhenmetern gesegnet. Kinder sollte man deshalb erst nördlich davon mitnehmen. Die Höhenprofile helfen dabei, die geeigneten Etappen auszuwählen.
GPS – Orientierung de luxe
Problemlos lässt sich der Weg mit einem GPS-Gerät finden. Die GPS-Daten stehen zum Download zur Verfügung. Sehenswürdigkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten, Touristinformationen und Fahrradgeschäfte bzw. -werkstätten sind ebenfalls als Wegpunkte hinterlegt.
Die beschriebene Route folgt nur an einigen Stellen dem Iron-Curtain-Trail, dem Fernradweg E13. Dieser entfernt sich teils weit von der ehemaligen Grenze und lässt viele der Sehenswürdigkeiten aus. Auch ist der E13 mehr schlecht als recht markiert und bietet kaum eine Orientierungshilfe. Die Beschreibung der Etappen ist deshalb ausführlich und versucht sich an unverwechselbaren Landmarken zu orientieren.
Eine Radtour am Grünen Band ist auch mit schmalem Geldbeutel möglich, da nur wenige Gebiete touristisch stark frequentiert und teuer sind. Es ist aber ratsam, die Quartiere zu reservieren, denn das Angebot ist begrenzt. Meist ist das problemlos telefonisch für den nächsten Tag möglich. Dazu gibt es im Anhang ein umfangreiches Übernachtungsverzeichnis mit vielen Bed-and-Bike-Angeboten und den in Frage kommenden Jugendherbergen. Weitere Unterkünfte können auch gut durch die Touristinformationen vermittelt werden, die ebenfalls im Anhang zu finden sind.
Selbsthilfe ist an etlichen Orten unumgänglich.
Seine Kohlenhydratspeicher in einem Gasthaus wieder aufzufüllen, ist meist günstig und das Essen gut und reichlich. Gerade auf der Mountainbikestrecke können allerdings recht lange »Durststrecken« auftreten.
Auch Geschäfte sucht man oft vergebens. Eine Notration kann deshalb nicht schaden. Aus dem gleichen Grund sollte man auch die notwendigsten Werkzeuge und Ersatzteile dabeihaben. Fahrradgeschäfte und -werkstätten findet man im Anhang. Diese liegen oft einige Kilometer abseits der Strecke.
Obwohl die Erkundung des Grünen Bandes süchtig machen kann, hat nicht jeder die Zeit, die gesamte Strecke in Angriff zu nehmen. Deswegen hier ein paar Tourenvorschläge für Eiligere oder Eilige.
Rennsteig – Saale – Rhön – Werra (ca. 600–660 km): Ab Gerstungen folgt man Etappe 14 bis Hörschel, ab hier dem Rennsteigwander- oder -Radweg bis zum Ende in Blankenstein. Die Etappen 2–13 führen in einem großen Bogen zurück nach Gerstungen. Ein Leckerbissen für sportlich ambitionierte Radler, die die Höhenmeter nicht schrecken. Die Strecke kann an verschiedenen Stellen um bis zu 100 Kilometer verkürzt werden.
Vier-Länder-Grenzradweg in der Altmark und an der Elbe (ca. 162 km): Nach dem Start in Salzwedel fährt man die Etappe 26 durch die Altmark und 27 entlang der Elbe. Der Lückenschluss erfolgt über den gut markierten 4-Länder-Genzradweg, nach Wustrow (auf Etappe 25) und zurück nach Salzwedel. Bis auf ein kurzes Stück folgt man immer dem Grenzradweg. Abwechslungsreich, sehr schön und fast ohne Steigungen.
Treffurt – Bad Sooden-Allendorf (ca. 92 km): Auf der Etappe 15 kommt man auch als Trekkingradler der Grenze, d. h. dem Kolonnenweg, so nah wie selten. Es geht am ersten Tag viel bergauf und bergab. In der Bad Soodener Therme kann man abends entspannen, bevor man am nächsten Tag über den gut beschilderten Werratalradweg gemütlich zurückfährt.
Beobachtungsturm mit neuer Bestimmung auf dem Vier-Länder-Grenzradweg
Rehau – Bad Steben (ca. 82 km): Das Auto bleibt in Hof stehen. Fränkisches Hügelland, Little Berlin, Saale- und Höllental bieten reichlich Abwechslung. Wegen beschränkter Übernachtungsmöglichkeiten bitte vorher reservieren.
Harzquerung von Walkenried nach Vienenburg (ca. 90 km): 7 km auf Etappe 19 zum Auflockern, bevor die Etappen 20 und 21 über den Brocken in Angriff genommen werden. Rund zweieinhalb Stunden Rückfahrt mit der Bahn oder mit dem MTB auf der Tourenradstrecke.
Probstzella – Stockheim (48 km): Thüringer Warte und herrliche Abfahrt durch das Tettautal. Nur 30 Min. Bahnfahrt zurück zum Ausgangspunkt.
Fladungen – Mellrichstadt (39 km bzw. 44 km): Morgens mit dem Rhönzügle nach Mellrichstadt schnaufen und über den Skulpturenpark und Friedensweg zurück nach Fladungen radeln.
Auf dem Kolonnenweg im Landkreis Rhön-Grabfeld
Groß: Grenzstreifen am Museum Schifflergrund Klein: Grenzbefestigung bei Asbach, nahe Bad Sooden-Allendorf
Das Dreiländereck und schöne Fernblicke über den Frankenwald
Eine Radtour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze startet am besten im bayrischen Städtchen Rehau. Durch die Bahnverbindung nach Hof und die an der Stadt vorbeiführende A 93 ist sie sehr gut zu erreichen.
Länge
MTB: 43 km (28 % Asphalt, 20 % Naturweg, 52 % Kolonnenweg), Anstiege 685 m, Abfahrten 642 m;
TRB: 38 km (70 % Asphalt, 27 % Naturweg, 3 % Kolonnenweg), Anstiege 676 m, Abfahrten 633 m.
Karten
ADFC Radtourenkarte 18, Oberfranken – Vogtland Radwanderkarte 1:150.000
Öffentliche Verkehrsmittel
Bahnhof Rehau und Bahnhof Gutenfürst
Rücktransport
Umsteigen in Hof, Fahrzeit ca. 1:40 Std.
Die rund 40 Kilometer lange Etappe zum ehemaligen Grenzbahnhof Gutenfürst ist ein schöner Einstieg mit welligem Profil. Auf dem Weg ergeben sich schöne Fernblicke über kleine Dörfer, Felder, Wiesen und Wälder. Der Grenzstreifen steht komplett unter Naturschutz und kann durchgängig gut befahren werden. Alternativ können das geschleifte Dorf Troschenreuth, das Dreiländereck und die Grenztürme entlang des Weges auf verkehrsarmen Straßen oder Feldwegen erreicht werden.
Nur einen Katzensprung von der tschechischen Grenze entfernt liegt Rehau. Vor dem Bahnhofsgebäude beginnt die Etappe. Man fährt die Rudolf-Breitscheid-Straße hinunter zum Maxplatz und dann nach links. Die Straße geht in die Ludwigsstraße über und quert die Gleise Richtung Fassmannsreuth. Nach knapp 200 Metern biegen wir rechts ab auf den Radweg »Durch das alte Regnitzland« in die Martin-Luther-Straße. Wir verlassen die Stadt, indem wir immer dem Straßenverlauf und der Radwegmarkierung folgen. Die schmale Fassmannsreuther Straße führt unter der Autobahn durch. Am Waldrand geht sie in einen fein geschotterten Waldweg über. Wir fahren weiter geradeaus und folgen dem Radweg Richtung Dreiländereck. Im dichten Nadelwald gabelt sich der Weg einmal. Hier links dem »HO11-S2« folgen. Nach nur 150 Metern mündet von links der Radweg »Grünes Dach« ein. Dieser Markierung folgen wir bis zum Dreiländereck.
Der Kolonnenweg durch das Grüne Band in Sachsen
Wir fahren weiter geradeaus nach Fassmannsreuth. Kurz bevor wir den Wald verlassen, macht uns das Schild »Franzosengrab« neugierig. Im Wald liegt das Grab eines französischen Soldaten, der 1813 nach der Völkerschlacht von Leipzig auf dem Rückmarsch im Dorf gepflegt wurde, aber seinen Verletzungen erlag. Die weit verstreuten Häuser von Fassmannsreuth liegen, von Weiden umgeben, auf einer großen Lichtung. Im Ort folgen wir der Radwegbeschilderung nach links Richtung Nentschau. Kaum ein Auto ist hier auf der schmalen Straße zu erwarten, da der Ort an zwei Seiten von der tschechischen Grenze umschlossen ist. Nach kurzer Fahrt durch den Wald liegt Sigmundsgrün vor uns. Weiter geht es auf dem »HO11-S2« und dem »Grünen Dach« bis zur Landstraße und dort rechts. Eine Steigung ist zu überwinden. Die Anstrengung wird mit schönen Fernblicken belohnt. In Oberprex hat man nach links einen weiten Blick über die offene Landschaft. Darüber darf man aber den Abzweig nach rechts in eine schmale Straße nicht übersehen, der als Radweg ausgeschildert ist. Die Landschaft wird hügeliger und wir genießen weiter den abwechslungsreichen Mix aus Wäldern und offenen Flächen mit Feldern und Wiesen. Ein großes Schild »Dreiländereck« weist rechts in einen geteerten Weg hinunter zum Grenzbach. Am Ende der Straße sehen wir das Grab eines unbekannten deutschen Soldaten. Nach links führt ein Weg über die morastige Wiese und eine Holzbrücke zum früheren Dreiländereck. Hier schlängeln sich die südliche Regnitz und der Erbach durch das Tal und die Grenzschilder wirken im Bruchwald ein wenig deplatziert.
Der Radweg »Grünes Dach«
Auf dem Radweg »Grünes Dach« könnten wir die Reise entlang des Grünen Bandes nach Süden durch das bayrisch-tschechische Grenzgebiet fortsetzen, eine ebenfalls abwechslungsreiche und verkehrsarme Route von rund 350 Kilometern Länge. Meist auf Wirtschaftswegen, ist der Weg gut mit dem Trekkingrad zu bewältigen.
Kapelle Santa Clara bei Heinersgrün
Mit dem Mountainbike beginnt hier das Abenteuer Kolonnenweg. Hinter der Brücke auf einen schmalen Pfad in Richtung Mittelhammer und Nentschau und über eine weitere kleine Brücke aus dem Wald heraus. Nach einer leichten Rechtskurve geht es einen Hang hinauf. Der Pfad mit der weiß-blau-weißen Markierung (E3) kreuzt einen breiten Wiesenweg und die daneben liegende Baumreihe. Wir fahren geradeaus über die Wiese zur nächsten Baumreihe. Birken wachsen im ehemaligen Kfz-Sperrgraben, der noch teilweise an seinen aufgestellten Betonplatten zu erkennen ist. Hinter dem Graben kommt der ehemalige Patrouillenweg. Nach links fahren wir über die Lochplatten, meist sind die Löcher jedoch gut mit Erde gefüllt. Felder und Wiesen umgeben uns nun für die nächsten Kilometer und der Kfz-Sperrgraben ist mit Bäumen und Büschen zugewachsen. Ein ehemaliger Führungsturm liegt rechts von uns auf dem Hügel. Mehrere Straßen werden überquert und der Weg schlängelt sich weiter durch die hügelige Landschaft. Auf der gesamten Länge von rund 40 Kilometern steht der ehemalige Grenzstreifen in Sachsen unter Naturschutz und wird extensiv von einer Schafherde beweidet. So ist es wahrscheinlich, dass man auf der Tour den Schäfer trifft, der mit seinen 700 Tieren zwischen Dreiländereck und Drei-Freistaaten-Stein unterwegs ist. Ihm begegnet teilweise tagelang niemand, sodass er einem netten Gespräch selten abgeneigt ist. Nachdem wir einen Streifen karger Heidelandschaft passiert und die Straße nach Gassenreuth überquert haben, rollen wir am Waldrand entlang ins Tal. Der Plattenweg knickt rechtwinklig ab und nach 150 Metern verlassen wir den Kolonnenweg, da er sich im hohen Gras verliert. Der Schotterweg führt auf ein Windrad zu in die Richtung »Troschenreuth« und kommt nach 400 Metern wieder an den Kolonnenweg. Es geht weiter nach rechts. Nachdem wir Sachsgrün passiert haben, steht auf einem Hügel ein Gedenkstein für den Heimatforscher Prof. Dr. Phil. Eduard Johnson. Bei dem herrlichen Blick, den man über Loddenreuth und Umgebung hat, verwundert es nicht, dass ihm das Denkmal hier errichtet wurde. Nach der nächsten Abfahrt gabelt sich der Plattenweg. Wir fahren rechts und nach 100 Metern links einen schmalen alten Asphaltweg hinunter ins Tal. Von rechts kommt die Trekkingradvariante hinzu.
Vom Dreiländereck fährt man die kleine Stichstraße zurück zur Landstraße, der man weiter folgt. Der Radweg »Grünes Dach« biegt nach rechts ab durch das Dorf Mittelhammer. Wir folgen der Vorfahrtsstraße und passieren immer bergan den Weiler Wieden. Weiter geradeaus verlassen wir den Radweg »Grünes Dach« und passieren die ehemalige Grenze mit dem Kolonnenweg. Am Führungsturm auf der Höhe geht es nach links auf einen geschotterten Feldweg, der sich nach kurzer Zeit gabelt. Hier links halten und an der Landstraße noch mal links ab. Im beschaulichen Posseck, hinter der großen Kirche, links über den Dorfplatz und rechts in die Poststraße abbiegen. Nach ein paar Hundert Metern wird die Landstraße gequert und auf einem Feldweg weiter geradelt. Bei feuchtem Wetter ist der Feldweg geradeaus stellenweise schlammig. An der Straße halten wir uns halb links in den Ort. Der Vorfahrtsstraße folgt man bis 200 Meter vor dem Ortsausgang. Dann biegt man rechts ab Richtung Sachsgrün. Durch das Tal des Feilebachs geht es nach Sachsgrün und auf der Vorfahrtsstraße weiter nach Loddenreuth. Hinter dem Dorfteich rechts und am Ortsausgangsschild links auf den asphaltierten Feldweg. Dieser führt ins geschleifte Troschenreuth.
Herrliche Herbststimmung auf dem Kolonnenweg nach Troschenreuth
Bahnhof Gutenfürst
Die Bahnhofsgebäude passen nicht recht zum kleinen Provinzhaltepunkt. Ehemals befand sich hier ein wichtiger Eisenbahngrenzübergang.
Die Gebäude von Zoll und Grenztruppen bieten heute einen trostlosen Anblick und verfallen zunehmend. Früher wurden hier alle grenzüberschreitenden Züge aufs Gründlichste kontrolliert. Eine Brücke ermöglichte die Kontrolle von oben. Die Sandweichen, die den Zug bei einem Grenzdurchbruch zum Entgleisen gebracht hätten, und die Flutlichtmasten gibt es nicht mehr. Erst nach Freigabe durch den Grenzkommandanten wurden sie auf Durchfahrt umgestellt.
Doch nicht immer konnten die Sicherungsmaßnahmen DDR-Flüchtlinge aufhalten. 1989 reisten hier die Prager Botschaftsflüchtlinge aus der DDR aus.
Der Weg schlängelt sich zwischen zwei Teichen durch. Außer einem ehemaligen Trafohaus deutet nichts mehr auf den Ort hin. Bei der Suche nach Resten wird man an dem Stichweg nach links zu einem kleinen Vorstau der Talsperre Dröda fündig. Direkt vor der Schranke erkennt man rechts einen gemauerten Gewölbekeller, der nicht ganz zugeschüttet ist. Der asphaltierte Weg endet auf dem Hügel am Kolonnenweg. Über Lochplatten geht es nach rechts. Neben dem Kolonnenweg liegt der Kfz-Sperrgraben mit Betonplatten. Im Tal trennen sich die Wege wieder.
Mit dem Trekkingrad währt die Freude über den schönen Schotterweg nach rechts nur kurz, denn auf den letzten Metern zur Straße liegen wieder Lochplatten. Nach links rollen wir nach Wiedersberg. Der idyllische Ort kann neben einer großen, barocken Kirche mit einem hübschen Naturschwimmbad aufwarten. Wir fahren durch das Tal am Bach entlang und verlassen den Ort auf einer schmalen Straße. An der Kreuzung mit der Landstraße biegen wir links ab. Die Landstraße verlässt man nach 400 Metern und fährt steil den Berg durch Blosenberg hinauf. Der geteerte Weg macht eine scharfe Linkskurve, das Radwegzeichen, dem wir folgen, weist dagegen geradeaus in einen Feldweg. Ein kurzer Abstecher auf dem asphaltierten Weg nach links führt zu einem Beobachtungsturm auf der Anhöhe. Wir hatten Glück und konnten den Turm besteigen, wobei er normalerweise vermutlich für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Der Turm wird auch mit dem MTB angefahren. Nachdem man hinter Troschenreuth rechts weiter dem Kolonnenweg gefolgt ist, fährt man ein Stück parallel der Autobahn und dann parallel der Landstraße. Der Kolonnenweg mündet in einen Feldweg, der sie überquert. Auf der anderen Seite geht es weiter auf dem Plattenweg. Bis der Sendemast rechts ins Blickfeld kommt, halten wir uns auf den Lochplatten immer links. Vor dem nächsten Linksknick biegen wir rechts ab. Nach 50 Metern wieder rechts auf asphaltiertem Weg zum B-Turm. Wir fahren an diesem vorbei und kommen an der scharfen Rechtskurve des Wirtschaftsweges an den als Radweg markierten Feldweg, in den man nach links abbiegt.
Der Feldweg ist teils für Trekkingräder nicht zu fahren, doch die schönen Ausblicke über die Landschaft und nach Heinersgrün lohnen die Mühe. Die Kapelle Santa Clara steht malerisch über dem Ort. An der Straße durch das Dorf geht es links und dann vorbei am Dorfteich.
Kurz vor dem Ortsausgangsschild weist ein Radwegschild »Grenztour« links in einen Feldweg. Er geht unter der Autobahn durch und lässt einen Führungsturm rechts liegen. Gut 400 Meter nach der Autobahn, an der scharfen Rechtskurve, benötigt man ein wenig Pfadfindergespür, um zurück auf den Kolonnenweg zu finden. Man fährt links auf einer Fahrspur über eine meist sumpfige Wiese auf den Wald zu. Über einen teils verwachsenen, schmalen und sumpfigen Pfad durch den Wald kommt man nach gut 300 Metern an den Kolonnenweg. Hier rechts abbiegen auf den tollen Weg mit Felsen, Feuchtgebieten, Wald und Wiesen in bunter Mischung. Die Bahnlinie nähert sich dem Weg und wir fahren am Schienenstrang entlang, bis wir durch eine Unterführung auf die andere Seite wechseln. Nach rechts geht es weiter zum Bahnhof Gutenfürst.
Das Sächsische Grüne Band wird mit Schafen extensiv bewirtschaftet.
Wer ohne Stopp in Gutenfürst direkt in die nächste Etappe einsteigen möchte, kann hier links abbiegen.
Die Relikte aus der Zeit als Grenzbahnhof, wie Beleuchtungsmasten oder die Kontrollbrücke, sind mittlerweile verschwunden. Direkt vor dem Bahnhof fährt man wieder unter den Schienen durch und hält sich links zum Bahnhof.
Die Trekkingroute von Heinersgrün nach Gutenfürst führt weiter über die Landstraße. Der Weg über die Höhen bietet immer wieder schöne Fernblicke. Links geht es zum »historischen Vermessungspunkt am Kandelstein«. Hinter dem Tierheim muss man noch einmal links hoch. Zurück auf der Landstraße lässt man das Rad bis nach Gutenfürst bergab rollen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Weg zum Bahnhof führt nach links in den »Bahnhofsberg«. Leider gibt es hier keine Möglichkeit, sich mit Proviant zu versorgen oder einzukehren, so besteigt man entweder den nächsten Zug oder fährt weiter auf der nächsten Etappe Richtung Mödlareuth oder Grobau.
Ausgangspunkt Hof
Wer das Auto in Hof stehen lässt, kann mit der Bahn Rehau, Gutenfürst, Grobau und Bad Steben ohne Umsteigen erreichen. Hof ist damit ein guter Ausgangspunkt für eine Tages- oder Wochenendtour im Frankenwald.
Über Little Berlin, das kurzweilige Saaletal und das wilde Höllental ins bayrische Staatsbad
Einer der beeindruckendsten Orte an der ehemaligen Grenze ist das geteilte Dorf Mödlareuth. Mit der Mauer und den noch erhaltenen Wachtürmen zeigt das Freilichtmuseum anschaulich den Wahnsinn der innerdeutschen Grenze. Der Weg durch das Tal von Saale und Selbitz ist bestimmt von der schönen Landschaft, aber auch von Orten, die für ihre Industrien die Wasserkraft genutzt haben. Doch auch der Weg entlang von Flüssen muss nicht flach sein.
Länge
MTB: 45 km (23 % Asphalt, 29 % Naturweg, 49 % Kolonnenweg), Anstiege 922 m, Abfahrten 924 m;
TRB: 36 km (79 % Asphalt, 17 % Naturweg, 4 % Kolonnenweg), Anstiege 690 m, Abfahrten 697 m.
Karten
ADFC Radtourenkarte 18, Oberfranken – Vogtland Radwanderkarte 1:150.000
Öffentliche Verkehrsmittel
Bahnhof Gutenfürst, Bahnhof Bad Steben
Rücktransport
Umsteigen in Hof, Fahrzeit ca. 1:15 Std.
Ab dem Start am Bahnhof Gutenfürst rollt man mit dem Trekkingrad zur Hauptstraße, an der man links abbiegt. Vorbei an grauen LPG- oder Grenztruppengebäuden und einigen Wohnblocks fährt man 2 Kilometer über eine schmale Höhenstraße nach Grobau. An der T-Kreuzung, in dem freundlichen Dorf, sehen wir rechts die Eisenbahnbrücke mit dem Haltepunkt. Links nach Münchenreuth setzen wir unseren Weg bergauf fort. Von der Straße zwischen den Feldern zweigt nach gut 700 Metern rechts ein Plattenweg ab. Wir folgen immer den geschlossenen Betonplatten, die später überschottert sind, bis an eine schmale Straße. Ein kurzer Abstecher nach links endet am Drei-Freistaaten-Stein. Der Kolonnenweg mündet kurz vor dem bayrisch-thüringisch-sächsischen Grenzstein von links ein. Er steht auf einer Plattform über dem Kupferbach.
Mit dem Mountainbike rollt man vom Bahnhof Gutenfürst ein paar Meter den Berg hinab. Nach rechts fahren wir unter der Bahn durch und halten uns links. Der geschotterte Feldweg folgt immer den Schienen, bis er nach knapp 2 Kilometern in einen Kolonnenweg aus geschlossenen Platten übergeht und eine scharfe Rechtskurve macht. Bis zum Drei-Freistaaten-Stein ist der Weg entlang des herrlich mäandernden Baches und zwischen den Wäldern, Wiesen und Feldern eine landschaftliche Kostbarkeit. Nur einmal ist eine Straße zu überqueren. Der Plattenweg endet an einem geteerten Weg nahe des Drei-Freistaaten-Steins.
Mödlareuth – das geteilte Dorf
Die Grenzziehung entlang des Tannbachs teilte das Dorf bereits seit 1810. 1945 zogen sich die Amerikaner, die schon weit nach Thüringen vorgedrungen waren, hinter den Tannbach zurück. Denn die neuen Besatzungszonen richteten sich nach den alten Grenzen der Länder und so gehörte Ost-Mödlareuth zur sowjetischen Besatzungszone und West-Mödlareuth zur amerikanischen. Die Zonengrenze konnte mit einem Passierschein überquert werden. Dies blieb auch 1949 nach Gründung der DDR so.
Am 26. Mai 1952 wurde die Grenze geschlossen und ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen angelegt, in dem geschossen werden durfte. Eine erste Zwangsumsiedlung erfolgte im Juni. Den Bewohnern gelang zum Teil noch die Flucht aus den Fenstern, als das Räumkommando schon im Hof stand. Viele der Häuser wurden abgerissen. Ein hoher Bretterzaun verhinderte die Kontaktaufnahme zum Westen.
Die Grenzanlagen wurden ständig weiter ausgebaut, bis 1966 eine 700 Meter lange und 3,70 Meter hohe Betonmauer errichtet wurde. So bekam Mödlareuth seinen Spitznamen Little Berlin. Im Gegensatz zu Berlin gab es aber keinen Grenzübergang – 37 Jahre lang, bis zum 8. Dezember 1989.
Der weitere Weg folgt dem schmalen, asphaltierten Hauptweg durch die sanft hügelige offene Landschaft. Den Weiler Straßenreuth lassen wir hinter uns und genießen den weiten Blick. An einer T-Kreuzung radeln wir rechts Richtung Töpen. Entlang der ehemaligen Grenzlinie kann man das Rad bis nach Mödlareuth rollen lassen. Als Erstes fällt der runde B-Turm ins Auge, der die Häuser überragt. Dann erkennt man die Mauer, die das 50 Einwohner zählende Dorf teilte. Im Dorf macht die Straße einen scharfen Linksknick. Dahinter liegt das Museumsgebäude. Hier wird u. a. ein Film über das Leben an und mit der Grenze gezeigt. Der Besuch des Museums und der Freianlagen, die auf der anderen Seite des Tannbachs liegen, ist ein Muss (1. März–31. Okt. Di–So 9–18 Uhr, sonst Di–So 9–17 Uhr, Tel. 09295/13 34, https://moedlareuth.de), weshalb wir rechts die kleine Holzbrücke überqueren. Vorbei an der DDR-Grenzsäule sehen wir Wachtürme, Zäune und die Grenzmauer. Weiter geht’s auf der Straße, an den Sperranlagen vorbei, Richtung »Hirschberg 6 km«. Hinter den Ruinen der geschleiften unteren Mühle kommen wir ans Ortsausgangsschild nach Juchhöh.
Auf der Landstraße geht es moderat bergan Richtung Hirschberg. Die lange Abfahrt hinter Juchhöh nach Hirschberg bietet schöne Ausblicke. In der ehemaligen Lederstadt macht die Vorfahrtsstraße erst eine Linkskurve, dann einen scharfen Rechtsknick. Die nächste Straße links, die Bahnhofsstraße, führt weiter bergab. An ihrem Ende biegt man rechts in die Karl-Liebknecht-Straße ab und fährt auf das Museum für Gerberei und Stadtgeschichte zu (So 14–17 Uhr, Tel. 036644/43020, www.museum-hirschberg.de). Auf der großen Freifläche stand bis in die 1990er-Jahre die größte Sohlenlederfabrik Europas, an die jetzt ein altes Gerbfass erinnert. Auch die Grenzmauer entlang der Saale ist verschwunden. Der Wohlstand ist ebenfalls dahin und die großen Fabrikantenhäuser entlang des Wegs sind ein Schatten ihrer selbst. Nachdem wir den Fluss überquert haben, halten wir uns rechts. Der Saaleradweg folgt gut geteert dem Tal und steigt später kontinuierlich an. Nachdem die mächtigen Bögen der Autobahnbrücke in Sicht kommen, folgen wir dem Radweg nach links. Hinter Sachsenvorwerk an der Vorfahrtsstraße geht der Radweg nach rechts weiter und quert die Autobahn. Durch Rudolphstein lässt man’s rollen und hält sich vor der Linkskurve rechts Richtung Sparnberg. Die schmale Straße führt steil hinab zur Holzbrücke über die Saale. Die Burg ist ebenso verschwunden wie die Grenzmauer und der Ort zieht sich die steilen Hänge des Saaletals hinauf. Seit Jahrhunderten ist die Saale Grenzfluss, dem die Straße flussabwärts folgt.
Mit dem Mountainbike fährt man hinter dem Ortsausgangsschild von Mödlareuth links auf den Kolonnenweg entlang des Grenzzauns. Die Fahrt folgt dem guten Plattenweg durch den dichten Wald, entlang des Tannbachs und später der Saale. Markiert sind der Saale-Orla-Weg (rotes Dreieck) oder der Kammweg (weiß-blau-weiß). Bei der Fahrt entlang einer Saaleschleife fällt der Blick auf das Schloss Hirschberg vor uns. An der kommenden Steigung, Venska liegt rechts über uns am Hang, biegen wir links ab auf einen Single Trail Richtung »Hirschberg«. Technisch anspruchsvoll, bietet er tolle Ausblicke ins Saaletal, die auch die Schiebe- und Tragepassagen rechtfertigen.
TippWer diese Passage umgehen möchte, fährt 700 Meter weiter auf dem Kolonnenweg und dann die steile Abfahrt nach links zur Saale hinunter.
Nach 200 Metern zweigt vom Weg ein Trampelpfad zu einem Aussichtsfelsen ab. Zurück auf dem Pfad, zwingen uns zwei steile Treppen zum Absteigen. Die weitere Abfahrt zum Kolonnenweg ist zwar schmal, aber fahrbar. Nach einem kurzen Stück Kolonnenweg geht es weiter über den an die senkrechte Felswand gebauten Saalesteg. Über uns stehen die Burg und der Hirsch, der zum Sprung über den Fluss ansetzt. Wir fahren am Ufer entlang und kommen an das Museum im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Lederfabrik. Weiter geht es flussabwärts und wir überqueren die Landstraße. Bis sich der Weg an einer Kläranlage gabelt, ist er geteert. Dem Saale-Orla-Weg und Kammweg folgen wir links auf einem guten Lochplattenweg. 500 Meter nach einem steilen Anstieg gabelt er sich. Das rote Dreieck weist uns den Weg nach links bergab und unter der Autobahnbrücke durch. Auf dem Kolonnenweg gewinnen wir bei der Fahrt durch den Wald nach Sparnberg wieder an Höhe. Auf der Höhe vor uns taucht ein Gehöft auf und wir halten uns links auf dem blau-weißen Kammweg, einem Lochplattenweg. Vor dem ersten Haus links den Wiesenweg ins Tal und bei der Kirche hinunter ins Tal und zur Saale.
Sparnberg schmiegt sich tief ins Saaletal.
Beobachtungstürme im Deutsch-Deutschen-Museum in Mödlareuth
Entlang der Saale folgen wir einem schmalen Sträßchen Richtung Pottiga. In einer Schleife geht es bergan.
Auf der Höhe angekommen, kreuzt ein Feldweg. Hier links fahren und nach 200 Metern rechts bergab rollen. Weiter links Richtung Saale. An der nächsten Kreuzung führt der gut ausgebaute Weg nach rechts. Der Fluss rückt nun wieder nah an den Weg heran. Gegenüber der Grüne-Band-Brücke fließt ein kleines, ockerfarbenes Rinnsal aus dem Stollenmundloch der Johanneszeche, einem ehemaligen Alaun- und Vitriol-Bergwerk. Über Lochplatten fahren wir steil bergan entlang des felsigen Uferhangs. Nachdem diese Rampe bezwungen ist, geht es leicht bergab durch dichten Wald und über Wiesen bis zur ehemaligen Papierfabrik von Blankenberg, die aufwendig restauriert wurde. Weiter flussabwärts kommt man an eine Kleinbahntrasse entlang des Flusses. Ein schöner, aber schmaler Weg nach Blankenstein, den man sich im Sommer am Wochenende mit einer Pferdebahn teilen muss. Die Idylle endet schlagartig, wenn der riesige Schlot der Zellstofffabrik ins Blickfeld kommt. Wir haben die Straße fast erreicht und eine Infotafel weist auf den Ort Ziegelhütte hin. Die Bewohner wurden zwangsumgesiedelt und die Häuser 1971 abgerissen. Auf der Straße überqueren wir die Saalebrücke.
Traumhafter Blick über das Saaletal aufs Schloss Hirschberg