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Eleanor ist auf der Suche nach der großen Liebe und hat keine Lust mehr, auf unangenehme Dates zu gehen, desinteressierte Männer zu treffen, oder von Freunden zu Blind Dates überredet zu werden. Als dann ein Freund für sie ein Profil bei einer neuen Dating-App erstellt, zögert sie anfänglich, lernt dann aber bei Rate-a-Date einen umwerfenden, selbstbewussten Mann kennen, der fast zu perfekt scheint, um wahr zu sein ...
Mitch Anderson hat ein Geheimnis. Gerade ist er für seinen Top-Job nach Las Vegas gezogen. Nach vielen Jahren des Singledaseins sucht er nach einer ernsthaften Beziehung. Er wünscht sich eine Frau, die ihn für das liebt, was er ist und nicht für seine Karriere. Als er dann Eleanor über die Dating-App kennenlernt, ist er sofort fasziniert und verliebt sich in sie.
Aber wird Eleanor ihm verzeihen, wenn sie herausfindet, wer er wirklich ist?
Alle Bücher der Dating Serie können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Seitenzahl: 365
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Wir wünschen viel Vergnügen.
Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team
Eleanor ist auf der Suche nach der großen Liebe und hat keine Lust mehr, auf unangenehme Dates zu gehen, desinteressierte Männer zu treffen, oder von Freunden zu Blind Dates überredet zu werden. Als dann ein Freund für sie ein Profil bei einer neuen Dating-App erstellt, zögert sie anfänglich, lernt dann aber bei Rate-a-Date einen umwerfenden, selbstbewussten Mann kennen, der fast zu perfekt scheint, um wahr zu sein ...
Mitch Anderson hat ein Geheimnis. Gerade ist er für seinen Top-Job nach Las Vegas gezogen. Nach vielen Jahren des Singledaseins sucht er nach einer ernsthaften Beziehung. Er wünscht sich eine Frau, die ihn für das liebt, was er ist und nicht für seine Karriere. Als er dann Eleanor über die Dating-App kennenlernt, ist er sofort fasziniert und verliebt sich in sie.
Aber wird Eleanor ihm verzeihen, wenn sie herausfindet, wer er wirklich ist?
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Monica Murphy ist New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin. Ihre Bücher wurden in fast ein Dutzend Sprachen übersetzt und haben sich weltweit über eine Million Mal verkauft. Die Autorin lebt mit ihrer Familie, ihrem Hund und vielen Katzen mitten im kalifornischen Nirgendwo. Wenn sie nicht gerade an neuen Büchern schreibt, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Sie glaubt fest an Happy Ends, auch wenn ihre Romanfiguren viele bange Momente durchleben müssen, bevor sie endlich zusammen glücklich werden dürfen.
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Monica Murphy
Rate a Date
Aus dem Amerikanischen von Lotte Arway
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
Informationen zum Buch
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Widmung
1 — Eleanor
2 — Mitch
3 — Eleanor
4 — Eleanor
5 — Eleanor
6 — Mitch
7 — Eleanor
8 — Mitch
9 — Eleanor
10 — Mitch
11 — Eleanor
12 — Mitch
13 — Eleanor
14 — Mitch
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16 — Mitch
17 — Eleanor
18 — Eleanor
19 — Mitch
20 — Eleanor
21 — Mitch
22 — Eleanor
23 — Mitch
24 — Eleanor
25 — Eleanor
26 — Mitch
EPILOG — Eleanor
Impressum
Lust auf more?
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Widmung
Dieses Buch ist für meinen Sohn Jack. Danke für den Titel. Und dafür, dass du du bist. Ich liebe dich.
Eleanor
»Du solltest dir einen Mann suchen.«
Ich blinzele meine Freundin Kelsey an, die sich langsam auf ihrem Stuhl vor und zurück wiegt und versucht, mit dem Finger auf mich zu zeigen, aber ihr Arm schwankt so sehr, dass sie es nicht hinbekommt.
Ich glaube, sie ist betrunken.
»Du solltest dir einen Mann suchen«, antworte ich und mache ein neutrales Gesicht, um zu verbergen, dass mich ihre Aussage gekränkt hat.
Aber das hat sie. Und wie.
Es ist Samstagabend, und wir sind in einer Bar, um nach der Brautparty unserer Freundin Caroline unsere Sorgen im Alkohol zu ertränken. Kelsey und ich sind die einzigen verbliebenen Singles in unserem Freundeskreis. Alle anderen sind nach Hause zu ihren Freunden gegangen. Verlobten. Anhängseln. Wie auch immer man sie nennen möchte.
Nein, stopp. Keine unserer Freundinnen hat ein Anhängsel. Das ist ein furchtbarer Begriff. Ich nehme es zurück. Ich würde niemals das Anhängsel eines Mannes sein. Das impliziert irgendwie, dass ich es nicht wert bin, sein Schmuckstück zu sein, wenn ihr versteht, was ich meine.
Äh. Ergibt das überhaupt Sinn? Ich bin vielleicht auch ein wenig angetrunken.
Der Milligan’s Pub ist einer der Orte, an denen wir am liebsten rumhängen, weil er so zentral liegt. Ich kann dort vom Inspirations-Salon und Day Spa, der sich in der Downtown von Carmel befindet und wo ich als Haarstylistin arbeite, aus hinlaufen. Es ist der erste und einzige Salon, in dem ich bisher gearbeitet habe, und es ist einer der beliebtesten in der Gegend. Meine Mutter hat vor mir dort gearbeitet und mir den Job besorgt. Aber jetzt ist sie in Rente und lebt mit ihrem Mann, meinem Stiefvater, in Florida. Wenn ich Glück habe, sehe ich sie zweimal im Jahr.
Ich vermisse meine Mom sehr.
»Ich glaube, ich habe einen gefunden«, sagt Kelsey und holt mich damit ins Hier und Jetzt zurück.
Ich runzele die Stirn. »Was gefunden?«
»Einen Mann. Okay, ich habe eigentlich mehrere gefunden und angefangen, mit ihnen zu chatten.« Kelsey verdreht die Augen und schlägt mit der Hand auf den Tisch, sodass unsere Gläser klirren und ich in meinem Sitz aufspringe. »Du musst dranbleiben, Lady! Ich teste seit gestern Abend diese neue App und mag sie sehr. Wirklich sehr.«
»Eine Dating-App?« Ich rümpfe die Nase. Wenn du mich fragst, ist das nicht der richtige Weg, um die wahre Liebe zu finden. Sollte man den Einen nicht persönlich treffen? Bei einer dieser süßen, zufälligen Begegnungen? Nach dem Motto: Ups, du hast aus Versehen meinen Kaffee vom Tresen genommen und ich deinen! Lass uns unsere Getränke austauschen – und gleich noch unsere Nummern.
Ja, okay, ich habe ein wenig davon fantasiert, meiner großen Liebe im Sweet Dreams Café zu begegnen, na und? Wenn meine Freundin Stella, die dort arbeitet, davon wüsste, würde sie mir sagen, dass ich mich nicht lächerlich machen soll. Aber ich kann nichts dagegen tun, dass ich eine hoffnungslose Romantikerin bin.
»Ja, eine Dating-App. Sag das nicht so, als wäre es ein schmutziges Wort. Du solltest es mal ausprobieren. Ich wette, du würdest jemanden finden. Ich weiß es sogar.« Kelsey nimmt ihr Handy und tippt darauf herum. Sie zieht konzentriert die Augenbrauen zusammen. »Wie groß bist du?«
»Ähm, eins sechzig? Vielleicht eins zweiundsechzig?« Warum will sie das wissen?
»Blonde Augen. Haselnussbraune Augen. Kurvig.« Kelseys Finger fliegen über ihr Handy. »Hairstylistin der Stars.«
»Nicht wirklich«, sage ich.
»Aber so gut wie.« Sie zuckt mit den Schultern und tippt wieder auf dem Bildschirm herum. »Also … du hast eine positive Lebenseinstellung, du bist freundlich und bedacht, und du suchst nach einem Mann, der sich binden will und sich nicht vor großen romantischen Gesten scheut.«
Alarmiert beobachte ich sie, und mein ganzer Körper versteift sich. »Warte mal kurz. Was tust du da?«
»Nichts.« Ihre Stimme klingt überraschend unschuldig. Sie hält den Blick auf den Bildschirm gerichtet. Ich würde ihr gern das blöde Handy wegnehmen und nachschauen, was genau sie da treibt, aber ich reiße mich zusammen. Gerade so.
Aber nach ungefähr einer Minute des Zusammenreißens halte ich es nicht mehr aus. »Kelsey.«
»Eleanor.« Sie tippt immer noch, ein kleines Lächeln umspielt ihre Lippen. »Oh, das wird so gut. Du wirst mir noch dafür danken, das verspreche ich dir.«
Ich kann es nicht länger ertragen und schnappe mir ihr Handy.
»Hey!« Kelsey starrt mich an und langt dann über den Tisch, um ihr Handy wieder an sich zu nehmen, aber ich drehe mich von ihr weg und halte es in die Luft. »Gib es mir zurück!«
»Auf keinen Fall.« Ich drehe ihr den Rücken zu, während ich den Bildschirm studiere. Es ist ein Profil auf dieser neuen App, von der sie geredet hat: Rate A Date.
Oh.
Diese Informationen sind alle … über mich.
Das Profilbild zeigt … mich.
Der Benutzername lautet qtstylist926. Der 26. September ist mein Geburtstag …
»Kelsey, das ist ein Dating-Profil für mich.« Ich drehe mich zu ihr um, mein Mund steht vor Schreck offen. Heilige Scheiße, ich muss das löschen. Sofort. Schneller als sofort. Am besten gestern. »Was in aller Welt hast du getan?«
»Genau das, was du gerade gesagt hast. Ein Profil für dich erstellt, damit du auf dieser neuen Datingseite unterwegs sein kannst«, erklärt Kelsey mit großen Augen und Unschuldsblick.
Ich nehme ihr das nicht ab. Nicht eine Minute lang. Um ehrlich zu sein, bin ich stinksauer.
Rasend.
Fuchsteufelswild.
»Kelsey, ich bin fuchsteufelswild.«
Ist das nicht ein großartiges Wort? Fuchsteufelswild? Ich habe nie die Möglichkeit, es zu benutzen, weil ich nicht gerade oft wütend bin. Normalerweise bin ich eher positiv eingestellt.
»Warum? Ach, komm schon«, quengelt Kelsey. »Gib dem Ganzen eine Chance.«
Ich lese mir die Infos über mich erneut durch, bis ich zum Abschnitt Was ich suche komme.
Ich habe festgestellt, dass kurze Beziehungen nicht mein Ding sind. Ich bin eine altmodische Frau, die nach einer ernsten Beziehung sucht. Bist du bereit, dich zu binden? Hast keine Scheu vor großen romantischen Gesten? Magst lesen, Filme schauen und lange Spaziergänge am Strand? Dann bin ich die Richtige für dich. Es wäre gut, wenn du mindestens eins achtzig groß und körperlich fit wärst, aber trotzdem gern Eis und Pizza isst.
Kelsey liegt mit dieser Beschreibung zwar nicht falsch, lässt mich aber gleichzeitig lächerlich wirken.
»Wie kann ich das löschen?« Ich klicke auf das kleine Zahnradsymbol in der rechten oberen Ecke, sehe das Wort Profileinstellungen und wähle es aus.
»Nein.« Kelsey reißt mir das Handy aus der Hand und lächelt mich an, als ich sie nur anstarre. »Du wirst es nicht löschen.«
»Ich will nicht auf dieser App sein«, sage ich und stampfe mit dem Fuß auf. Aufgrund der momentanen Lautstärke in der Bar hat mein Stampfen überhaupt keine Wirkung.
»Komm schon, tu es für mich. Bitte?« Kelsey wirft mir ihren Hundeblick zu und klimpert mit den Wimpern. Sie ist nervtötend attraktiv. Volle Lippen, dunkle Augen und wunderschönes, seidiges braunes Haar. Einmal kam sie in den Salon und wollte Strähnchen, aber ich konnte sie davon überzeugen, es nicht zu tun. Ihre Haare sind schön, wie sie sind. Stattdessen behandelte ich ihre Haare mit einem Gloss, das sie noch glänzender machte, als sie ohnehin schon sind.
»Ich halte nichts von Dating-Seiten«, sage ich ruhig, meine verschränkten Hände liegen auf dem Tisch. »Lösch es.«
»Gib dem Ganzen einen Monat«, sagt sie und schiebt die Unterlippe schmollend vor. »Die ersten dreißig Tage sind kostenlos.«
»Nein.«
»Ich mache es mit dir zusammen.«
»Du hast es doch schon gemacht, ganz egal, ob ich die App hatte oder nicht.«
Sie betrachtet mich einen Moment lang, und ich kann ihrem Gehirn förmlich beim Arbeiten zusehen, während sie überlegt, wie sie mich umstimmen kann. »Wir könnten zusammen auf Doppeldates gehen.«
Mhm. Das ist keine schlechte Idee. Ich sage nichts und denke über ihr Angebot nach.
»Es ist keine schmierige App, ich verspreche es. Es gibt sie erst seit ein paar Monaten, und alle schwärmen davon«, erklärt sie.
»Sie heißt ›Rate A Date‹, Kels. Das heißt, du bewertest deine Dates. Das klingt, als könnte es nur in einem Desaster enden.«
Okay, es ist so: Für gewöhnlich zögere ich nicht, etwas zu riskieren. Ich bin die romantisch Veranlagte in unserem Freundeskreis. Ich glaube an die wahre Liebe. Ich weiß, dass mein Seelenverwandter irgendwo da draußen auf mich wartet. Eines Tages werden wir einander finden, uns Hals über Kopf ineinander verlieben, und ich werde selbstgefällige Nachrichten darüber in unseren Gruppenchat schreiben, wie echt diese Liebe ist, begleitet von einem Foto des hübschesten Mannes auf diesem Planeten, mit dem ich Arm in Arm dastehe und den gigantischen Stein an meinem Finger präsentiere.
Ich weiß, dass das passieren wird. Ich habe es mehrmals laut ausgesprochen. Ich habe es in mein Tagebuch geschrieben. Ich schreibe es sowohl auf die Liste meiner monatlichen als auch auf die Liste meiner vierteljährlichen Pläne. Wenn du etwas nur oft genug aufschreibst, es ins Universum hinausträgst, dann wird es schließlich …
… wahr.
Das ist ein #Fakt.
»Ich will das einfach nicht allein machen. Ich hätte lieber, dass eine Freundin die App mit mir gemeinsam nutzt, aber jede einzelne unserer Freundinnen hat momentan jemanden. Entweder sind sie fast verheiratet, fast verlobt, oder sie haben sich gerade erst verliebt«, führt Kelsey aus. »Du und ich sind die einzigen Ausnahmen.«
»Was ist mit Amelia?« Sie gehört auch lose zu unserem Freundeskreis. Gelegentlich gehen wir zusammen Mittagessen, weil sie in dem Schmuckladen arbeitet, der sich im selben Shoppingcenter befindet wie mein Friseursalon. Ich liebe Amelia.
»Sie ist wieder mit ihrem Freund zusammen.«
»Bäh.« Ich verziehe das Gesicht. Amelia liebe ich, aber ihren Freund mag ich überhaupt nicht. Sie sind ständig getrennt und kommen dann wieder zusammen, und zwar schon seit Jahren. Es ist frustrierend. Er behandelt sie wie Dreck, sie trennen sich, sie berichtet uns von all den furchtbaren Dingen, die er zu ihr gesagt oder getan hat, und dann kriegt er sie wieder rum.
Keine von uns kann ihn leiden. Wir sprechen nicht mal seinen Namen laut aus, als würden wir dadurch böse Geister oder so was anziehen.
»Es sind nur wir beide, Babe«, sagt Kelsey mit jetzt weicherer Stimme. »Es tut mir leid, dass ich dieses Profil ohne deine Zustimmung erstellt habe, aber du musst zugeben, ich hab dich ziemlich gut getroffen.«
Ich antworte nicht. Aber ich bin nicht mehr so verärgert wie noch vor ein paar Minuten.
»Wie wäre es damit: Du darfst mein Profil bearbeiten. Dann sind wir quitt.« Kelsey lächelt. »Und dann machen wir das gemeinsam, wir gehen auf ein paar Dates, berichten uns gegenseitig davon, und am Ende des Monats war es das. Na ja, zumindest für dich. Ich mache vielleicht weiter. Was sagst du?«
Natürlich bin ich skeptisch. Ich sollte dem nicht zustimmen. Es riecht nach Ärger. Was, wenn wir an Psychopathen geraten? Oder Stalker, die uns nicht in Ruhe lassen, sodass wir die Bullen rufen und eine einstweilige Verfügung erwirken müssen …
»Es könnte gefährlich sein«, sage ich.
»Wenn du es nicht mit mir zusammen machst, mache ich es allein.« Kelsey zuckt mit den Schultern.
Oh, sie weiß, dass ich mir über alles und jeden Sorgen mache. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass sie das allein macht. Ich muss für sie da sein, als ihre Dating-Partnerin, und aufpassen, dass ihr nichts Furchtbares zustößt.
»Das gefällt mir nicht«, sage ich zu ihr.
»Was für ein Pech aber auch. Ich werde es trotzdem tun. Vielleicht gerate ich an einen Serienmörder, aber ich schaue genug Krimiserien, um es schnell zu durchschauen, wenn etwas mit jemandem nicht stimmt.« Wieder zuckt meine Freundin lässig mit den Schultern. »Außerdem gibt es überall Kameras. Wenn ich getötet werde, werden sie schnell dahinterkommen.«
Sie weiß genau, was sie mir antut.
»Meine Güte, okay«, sage ich widerwillig, und Kelsey grinste übers ganze Gesicht. »Ich behalte mein Profil in der App und werde dreißig Tage lang sogar mit ein paar Typen chatten, aber sobald der Monat um ist, bin ich raus.«
»Du musst mindestens auf ein Date gehen«, stellt Kelsey klar. »Vielleicht zwei. Drei, wenn du eine gute Beurteilung deines Dating-Materials erlangen möchtest.«
»Hör auf zu versuchen, es wie ein wissenschaftliches Experiment klingen zu lassen. Das funktioniert bei mir nicht.« Ich war immer schlecht in Naturwissenschaften.
Kelsey wedelt mit der Hand. »Du weißt, was ich meine.«
»Ich möchte außerdem meinen Profiltext umschreiben«, sage ich und mache eine auffordernde Handbewegung. »Gib mir mal dein Handy.«
»Versprichst du, dass du dein Profil nicht löscht?« Sie hebt die Augenbrauen.
Ich seufze und verdrehe die Augen. »Versprochen.«
Sie tippt auf ihr Handy und reicht es mir. Ihr Profilbild zeigt fast ihren gesamten Körper in einer provokanten Pose. Sie trägt ein rotes Sommerkleid, das reichlich Ausschnitt zeigt.
»Mit diesem Profilbild wirst du einen Haufen Schwanzbilder bekommen.«
»Vielleicht will ich ja genau das.« Sie kann ihren ernsten Gesichtsausdruck ungefähr eine Sekunde halten, dann brechen wir beide in Gelächter aus.
»Die wichtigen Dinge zuerst. Du musst dieses Foto loswerden.« Ich drücke auf Löschen und richte dann das Handy auf sie. »Bitte lächeln.«
Bevor sie etwas sagen kann, schieße ich ein Foto von ihr und sehe es mir an.
»Ich wette, dass ich schrecklich aussehe«, beschwert sie sich.
»Überhaupt nicht.« Ich reiche ihr das Handy, und sie betrachtet das Foto eingehend.
»Mhm, okay.« Sie gibt mir das Handy wieder. »Ich habe vorhin ein Foto von dir auf Carolines Party gemacht.«
»Das dachte ich mir, weil ich darauf dasselbe Outfit trage wie jetzt.«
»Ich musste diesen Moment einfangen, Eleanor. Du hast gelacht und dich prächtig amüsiert«, sagt Kelsey mit weicher Stimme.
»Ach, danke.« Ich habe mich auf der Party wirklich amüsiert. Aber es hat mich auch ein wenig traurig gemacht. Wir verändern uns alle so sehr. Am Ende des Jahres werden sowohl Caroline als auch Candice verheiratet sein. Sarah ist wahrscheinlich als Nächste dran, und ich habe so das Gefühl, dass Stella und ihr neuer Freund (der zufälligerweise Carolines Bruder ist) zusammenziehen werden, sobald ihr neues Haus fertig renoviert ist.
Alle sind glücklich vergeben, während ich unglücklicher Single bin.
Vielleicht ist diese Dating-App ja doch genau das, was ich brauche, um den Mann meiner Träume zu finden.
Mitch
»Ich habe das hier so satt.«
Meine Freunde und ich sind in einem Nachtclub in San Francisco. Es ist Samstagabend, der Club ist gerammelt voll, der Alkohol fließt, und die Musik ist so laut, dass sie meinen Körper pulsieren lässt.
Aber nicht auf eine gute Art.
»Was hast du gesagt?« Mein Kumpel und Teamkollege Clayton sieht mich stirnrunzelnd an. Ein hübsches Mädchen mit riesigen Titten hängt an ihm und versucht, ihm etwas ins Ohr zu flüstern, aber er schenkt ihr keine Beachtung.
Das ist so typisch. Wir sind es gewohnt.
»Ich habe gesagt …« Ich lehne mich so nah zu ihm, dass mein Gesicht seines quasi berührt. »Ich. Habe. Das. Hier. So. Satt.«
Clayton lehnt sich zurück und sieht mich ungläubig an. Die Frau tätschelt seinen Kopf, als wäre er ein Hund. »Mann, komm schon. Meinst du das ernst? Sieh dir an, was wir erreicht haben. Sieh dir an, wer wir sind. Du wirst hier zwangsläufig jemanden finden, um, ähm, ein wenig Spaß zu haben.«
Um seine Worte zu unterstreichen, hebt er die Augenbrauen und streicht sich über das Kinn.
Clay klingt wie ein egoistisches Arschloch, aber er hat recht. Wir befinden uns im angesagtesten Nachtclub der Stadt und alle Frauen hier tigern um unsere Sitzecke herum und versuchen, an uns heranzukommen.
Es ist mir ehrlich gesagt total egal.
»Ja. Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Kein Interesse.«
Clayton fallen fast die Augen aus dem Kopf. »Kein Interesse? Ernsthaft?« Die Frau mit den Titten flüstert ihm etwas zu, und er nickt. Lächelt. Nennt sie Baby, streichelt ihren nackten Oberschenkel, den Rest verstehe ich nicht.
Gerade hat ein neuer Song begonnen, und ich schwöre bei Gott, dass die Musik noch lauter geworden ist.
»Was ist dein Problem?«, ruft er mir zu, als die Frau aus der Sitzecke geschlüpft ist, wahrscheinlich, um zur Toilette zu gehen. »Fühlst du dich nicht gut?«
Clayton ist noch nicht so lange Teil dieses Systems wie ich. Wir spielen für die gottverdammten Raiders. Wir sind verdammt hart, lassen uns nichts gefallen, aber wir haben es versaut. In meinen ersten beiden Saisons in Las Vegas schafften wir es in die Playoffs, aber seitdem bekommen wir regelmäßig den Arsch voll. Es ist schrecklich. Ein echter Stimmungskiller.
Die Frauen kommen weiterhin zu uns, zumindest das ist cool.
Clayton ist unser neuer hübscher Quarterback. Er ist seit einer Saison dabei, und wir haben uns bereits echt gut gemacht, haben es sogar in die Playoffs geschafft, zum ersten Mal seit ein paar Jahren.
Ich mag Clayton. Wir sind beide single und gehen beide gern feiern, etwas trinken, verbringen unsere Zeit mit schönen Frauen. Es ist leicht, wenn wir … wir sind. Frauen wollen immer ein Stück von uns. Wir sind groß. Muskulös. Reich. Manche von uns sehen besser aus als andere – Clayton zum Beispiel mit seinem Werbegesicht –, aber das Aussehen scheint einigen dieser Frauen nicht wichtig zu sein.
Als ich mit meiner Profi-Karriere begann, war ich jung, dumm und schwanzgesteuert. Das hat mein Großvater immer gesagt. Ich kam frisch vom College, war spitz wie sonst was, hatte die Taschen voll Geld und war immer für einen One-Night-Stand zu haben, einen gelegentlichen Fick. Die meisten Frauen, die ich kennenlernte, waren auf meiner Wellenlänge. Sie wussten, was Sache war. Es hat mich umgehauen, dass sie sich mir so leichtfertig in die Arme warfen. Ich bin nicht gerade das, was man unter einer klassischen Schönheit versteht. Aber ich kann immerhin mithalten, befinde mich auf der Höhe meiner körperlichen Fitness, mein Schwanz hat eine ordentliche Größe, und meine Zunge ist sehr talentiert. Also ja, ich schätze, sie hielten mich für einen guten Fang.
Ich habe sehr schnell verstanden, dass viele von ihnen einfach nur ihre Krallen in uns schlagen wollten. In mich. Sie verfolgten ihren Traum. Und ihr Traum war es, einen erfolgreichen Profi-Sportler aufzureißen und ihn für den Rest ihres Lebens für ihre Chanel-Taschen und ihre Range Rovers zahlen zu lassen.
Nein, danke.
»Jo, Anderson. Antworte mir. Bist du okay, oder was?«, brüllt Clayton und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
Ich blinzele ihn an, das amüsierte Funkeln in seinen Augen entgeht mir nicht. Als wäre er high vom Leben. »Ich bin es leid, mich mit diesen Frauen abzugeben«, antworte ich und klinge dabei total verstimmt.
Clay lacht und schüttelt den Kopf. »›Dich mit diesen Frauen abzugeben‹? Meinst du das gerade ernst? Du kriegst ’ne kostenlose Pussy, wann immer dir danach ist, und du bist es leid?«
»Ich hatte viel länger kostenlose Pussys als du«, erinnere ich ihn. »Und ja. Ich bin … gelangweilt. Ich kann das hier haben.« Ich mache eine Handbewegung, die die Gruppe Frauen einschließt, die in der Nähe steht und uns mit hungrigen Augen beobachtet. »Aber ich will etwas Echtes.«
Ich lege die Hand auf meine Brust wie ein gefühlsduseliger Trottel, und Clay verdreht die Augen. Das würde ich wahrscheinlich auch tun, wenn er so etwas zu mir gesagt hätte.
»Das hier ist echt, Bro. Es ist so echt, wie es nur sein kann.« Clay schlägt mit der Hand auf die Tischkante. »Hier sind überall Frauen. Und wir können jede von ihnen haben. Sie sagen die richtigen Dinge, wir sagen die richtigen Dinge, und bevor wir’s uns versehen, kleben wir aneinander, ihre Hände in unserem Haar und ihre Titten in unserem Gesicht. Wie könntest du jemals gelangweilt davon sein?«
Er klingt wahnsinnig verwirrt angesichts meines Protests. Und ich schätze, dass ich es ihm nicht verübeln kann. Warum sollte es uns auch jemals langweilen? Die meisten Männer denken, dass wir den absoluten Traum leben. Und die letzten fünf Jahre lang hat es sich für mich auch so angefühlt.
Aber das ist jetzt vorbei. Ich will etwas …
Anderes.
»Ich möchte eine richtige Beziehung.«
Na also. Ich habe es gesagt. Laut.
Miss Riesentitten sucht sich genau diesen Moment aus, um an unseren Tisch zurückzukehren. Auf den Lippen trägt sie frischen Gloss, der Ausschnitt ihres Kleids ist noch tiefer geworden, sodass ich fürchte, gleich ihre Nippel zu sehen zu bekommen. Sie setzt sich neben Clayton, schmiegt sich an ihn, legt besitzergreifend die Hand auf seinen Oberschenkel, und mir ist ohne Zweifel bewusst, dass Clay heute Nacht zum Zuge kommen wird.
Ich fühle nicht das kleinste Fünkchen Neid.
»Das wirst du hier nicht finden«, sagt Clay einen Moment später, legt dem Arm um die schmalen Schultern der Frau und zieht sie noch näher an sich heran. »Aber ich denke, das weißt du selbst.«
Das tue ich. Das hier ist nicht der Ort, um nach einer richtigen Beziehung zu suchen, ganz egal, wie sehr es manche dieser Frauen vielleicht wollen.
Sie gehen es auf die falsche Art an, wenn ihr mich fragt.
Aber was zur Hölle ist die richtige Art?
Ich habe keine Ahnung.
»Ich bin raus«, sage ich zu Clay, rutsche aus der Sitzecke und stehe auf. Ich rage über dem Tisch auf, über Clay und seiner neuen Damenbekanntschaft, die mit verängstigtem Blick zu mir heraufstarrt. Als ich ihr ein Lächeln schenke, fällt die Anspannung von ihr ab. Etwas. »Habt eine schöne Nacht, ihr zwei.«
»Das werden wir mit Sicherheit«, sagt Clay mit einem Zwinkern, und die Frau lacht.
Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich ihn in Richtung seines Dates lüften wie ein Cowboy, aber ich habe natürlich keinen auf. Ich gehe davon, bahne mir so schnell es geht meinen Weg aus dem überfüllten, verdammt stickigen Nachtclub. Die Lichter blenden mich im Takt der Musik, trotzdem entgeht mir nicht, auf welche Art mich einige der Frauen beobachten, als ich an ihnen vorbeigehe.
Als wäre ich ein prächtiges Stück Fleisch, und sie könnten es gar nicht abwarten, einen großen Bissen von mir zu nehmen.
Verdammte Scheiße.
Sobald ich mich durch die Doppeltür gedrückt habe, nehme ich einen tiefen, reinigenden Atemzug. Auch wenn es hier draußen nicht gerade gut riecht, wenn man bedenkt, dass ich mich mitten in San Franciscos Downtown befinde. Ich ziehe die Nase kraus und sehe mich um. Da entdecke ich den schwarzen Yukon, der am Bürgersteig parkt, und gehe auf ihn zu.
»Howard«, sage ich, als das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergelassen wird und die Sicht auf den Fahrer freigibt. Er arbeitet für das Team, sogar außerhalb der Saison, und irgendwie parkt er jedes Wochenende vor den Clubs und wartet auf uns, wenn wir ausgehen. »Würde es dir was ausmachen, mich nach Hause zu fahren?«
»Natürlich nicht. Steig ein.«
Das Fenster wird wieder geschlossen, und ich klettere auf den Rücksitz, dankbar für die Flasche gekühlten Wassers, die Howard mir reicht, sobald ich sitze.
»Nur du heute Abend?«, fragt er und hebt seine dicken schwarzen Augenbrauen. Howard ist es gewohnt, dass ich regelmäßig eine süße kleine Schnitte mit nach Hause nehme. Nicht, dass ich sie tatsächlich mit nach Hause nehmen würde. Das ist immer irgendwie gefährlich.
Nein, ich nehme sie mit in ein Hotel, in dem wir Stammkunden sind. Wir können da einfach anrufen und zack, steht uns ein Zimmer zur Verfügung. Auf diese Weise erfahren die Frauen nicht, wo wir wohnen.
Genau so, wie ich es mag.
»Nur ich«, sage ich leichtfertig und leere die Wasserflasche mit ein paar Zügen. Nach Alkohol und stickigen Nachtclubs bin ich immer dehydriert.
Howard schüttelt den Kopf, während er langsam auf die Straße fährt und den Blinker setzt, um auf die linke Spur zu wechseln. »Wann wirst du jemals sesshaft werden, Junge?« Sein Blick trifft meinen im Rückspiegel. Howard ist alt genug, um mein Vater sein zu können, und hat eine unerschöpfliche Geduld mit uns. Wir sind ein Haufen dummer Arschlöcher, vor allem, wenn wir betrunken sind und in seinem Auto herumgefahren werden, aber nie sagt er etwas dazu. Und er verpfeift uns nie.
Außer es sind Drogen im Spiel. Dann muss er etwas sagen.
Nicht nur deswegen bleibe ich clean. Drogen sind ein No-Go für mich. Während der Saison ziehe ich es vor, auch dem Alkohol abzuschwören. Das ist neu. Je älter ich werde, desto schwerer wird es, mich von einer durchzechten Nacht zu erholen.
Bald ist wieder Zeit für das Camp und das unerbittliche Training, was bedeutet, dass sich die Tage des Feierns und Trinkens für mich allmählich dem Ende nähern.
Irgendwie ist mir das egal.
»Ich weiß nicht«, antworte ich Howard endlich, lehne mich in meinem Sitz zurück und starre aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Straßen der Stadt. Ich verspüre einen Stich im Herzen und habe plötzlich eine Erkenntnis.
Ich bin einsam.
»Du wirst auch nicht jünger«, sagt Howard, und ich weiß, dass er mich bloß aufziehen will. Ich kann den neckischen Ton in seiner Stimme hören und das leichte Kräuseln seiner Lippen sehen. »Du musst ein kleines hübsches Ding finden, das dich anhimmelt und dir ein paar hübsche Babys schenkt. Jemanden, mit dem du tatsächlich gern Zeit verbringst. Weißt du, was ich meine?«
»Ich weiß sehr wohl, was du meinst«, gebe ich aufrichtig zurück.
Babys wären schön. Ein hübsches kleines Ding, das mich anhimmelt, wäre auch echt schön. Obwohl ich nicht möchte, dass sie Mitchell Anderson, den All-Star-Verteidigungsspieler der Raiders, anhimmelt.
Ich möchte, dass sie mag, wie ich bin. Den guten, alten, langweiligen Mitch. Den Typen, der es sich gern am Samstagabend mit seinem kleinen hübschen Ding, das ihn anhimmelt, auf der Couch gemütlich machen würde, wo sie einen Film auf Netflix schauen, bevor sie sich auf sein Gesicht setzt und er sie mithilfe seiner Zunge kommen lässt.
Hey, ich suche definitiv nach einer Frau für die echte Liebe, aber wenn es drauf ankommt, bin ich immer noch spitz wie Nachbars Lumpi.
Eleanor
Beim Sonntagsbrunch ist unsere übliche Gruppe anwesend. Obwohl wir uns erst gestern bei Carolines Brautparty gesehen haben, können wir einem Brunch mit Champagner an einem wunderschönen Morgen am Wochenende nicht widerstehen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Touristen sind ruhig (später am Nachmittag werden sie nerviger sein), und ich kann hören, wie sich die Straße runter die Wellen am Strand brechen. Wir sitzen draußen auf der Veranda vor einem unserer Lieblingsrestaurants in der Downtown von Carmel, und die meisten von uns tragen Sonnenbrillen – oder sogar einen Hut.
Na schön, ich bin die mit dem Hut. Er ist riesig und aus Stroh, und vermutlich sehe ich lächerlich damit aus, aber das ist mir egal. Außerdem war mein Trockenshampoo leer, und ich vergesse immerzu, es nachzukaufen, also ist heute ein Huttag.
Es ist zudem einer dieser seltenen strahlend schönen Sonnentage, die es im Sommer in Carmel nicht allzu oft gibt. Die meisten Menschen stellen sich die kalifornischen Strände sonnig und heiß vor, Palmen wiegen sich in der warmen Brise, und Frauen mit bronzefarbener Haut sonnen sich in ihren knappen Bikinis. Obwohl es das auch gibt … ist es nicht die ganze Wahrheit. Zumindest nicht da, wo wir wohnen. Während des Sommers ist es an den meisten Tagen kühl, und der Nebel lichtet sich selten. Die Durchschnittstemperatur beträgt fünfzehn Grad, und nachts wird es regelrecht kalt. Die schönste Jahreszeit ist bei uns der Herbst. Kein Nebel, nur strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen um die zwanzig Grad. Dann ist es wirklich herrlich.
Gerade fühle ich mich allerdings überhaupt nicht herrlich. Genauso wenig wie meine Partnerin in Crime von letzter Nacht.
»Ich habe so einen Kater«, stöhnt Kelsey, bevor sie einen Schluck von ihrem Mimosa nimmt. Ich bin neidisch auf diesen Mimosa. Ich kam ein wenig später als alle anderen, deshalb warte ich noch auf meinen. »Ich brauche Kartoffelrösti.«
Ich verziehe das Gesicht. »Igitt, warum das?« In meinen verkaterten Ohren klingt das ekelhaft.
»Boah, Fett absorbiert die Überreste des Alkohols in deinem Körper.« Kelsey wirft mir zusätzlich einen »Boah«-Blick zu, aber ich fühle mich nicht angegriffen. Morgens ist sie sehr schlecht gelaunt, das ist für sie ganz normal. Sogar, wenn sie keinen Kater hat. Wir sind es gewohnt.
»Ihr zwei wart gestern Abend was trinken?«, fragt Caroline fröhlich.
Ich zucke bei ihrer übermäßig lauten Stimme zusammen und strecke die Hand nach dem Mimosa aus, den der Kellner gerade vor mir abgestellt hat. Gott sei Dank. »Vielleicht«, gebe ich zurück, nachdem ich einen Schluck genommen habe.
»Da gibt es kein Vielleicht«, sagt Stella mit einem wissenden Grinsen. »Wir haben euch beide gesehen.«
»Habt uns wie gesehen?«, frage ich argwöhnisch und sende einen Todesblick in Kelseys Richtung.
Ihr Gesicht strahlt die pure Unschuld aus, als sie mich anschaut.
»In Kelseys Instagramstory«, sagt Stella, und ich lege die Hand auf meine Brust. Ich habe meinen Freundinnen schon tausendmal gesagt, dass ich es nicht mag, wenn sie unsere betrunkenen Momente dokumentieren. Man zeigt sich da nicht gerade von seiner besten Seite. »Ihr saht aus, als hättet ihr Spaß gehabt.«
Okay. Ich vertraue auf Stellas Einschätzung. Den Großteil der Zeit ist sie brutal ehrlich, also würde sie es mir sagen, wenn ich schlimm ausgesehen hätte.
Aber wie konnte ich nicht bemerken, dass Kelsey mich gestern Nacht gefilmt und es auf Social Media gepostet hat? Aber natürlich, wir sprechen hier von derselben Frau, die Fotos von mir auf der Party gemacht hat, ohne dass ich es mitbekommen habe. Ziemlich gute Fotos von mir auch noch.
Vielleicht sind die Stories von gestern Nacht also gar nicht so schlimm.
Ich will wissen, wovon Stella spricht, deshalb nehme ich mein Handy, öffne Instagram und scrolle durch die Stories, bis ich die von Kelsey finde. In der ersten spricht sie in die Kamera.
»Wir sind die letzten Single-Mädels«, sagt Kelsey mit gedämpfter Stimme, als würde sie nicht wollen, dass sie jemand hört. Und das kann man dank der Geräuschkulisse in der Bar auch kaum. »Die einzigen Überlebenden!«
Jetzt zeigt das Video mich, wie ich wegen der Rate-A-Date-App wütend auf sie bin, woran ich gerade nicht erinnert werden wollte, danke sehr. Im nächsten Video sieht man eine Gruppe Typen, die an der Bar sitzen und Happy Birthday für einen Freund singen. Sie waren laute und rührselige Betrunkene, und Kelsey hat sich die ganze Zeit über sie amüsiert.
Mich hingegen haben sie nicht interessiert.
In der letzten Story sieht man uns, wie wir draußen auf unser Uber warten, ich habe meine Arme um mich selbst geschlungen, um mich vor der Kälte zu schützen, und starre vor mich hin. Meine Brüste sehen aus, als würden sie gleich aus meinem Ausschnitt fallen. Ich bin eine kurvige Frau, es ist echt schwer, die Babys zu zähmen, aber Himmel, sie sehen aus, als würden sie jeden Moment explodieren, wenn du verstehst, was ich meine.
»Ich hasse deine Storys«, sage ich zu Kelsey, als ich sie zu Ende geschaut habe.
»Ach, komm schon, da ist doch nichts dabei gewesen«, sagt Kelsey mit einem Schulterzucken.
»Bei dir klingt es so, als wären wir total verzweifelt.«
Sie schaut mich an, als würde sie nicht verstehen, was ich sage.
»Warum hast du die Typen an der Bar gefilmt?«
»Sie hatten Spaß. Ich fand sie süß.«
»Du sahst aus wie eine Stalkerin.«
»Hör auf, so verklemmt zu sein.« Sie leert ihren Mimosa.
»Und als du gesagt hast, dass wir die letzten Single-Mädels seien«, ich zeige mit dem Finger auf sie, »da klangen wir dann wirklich verzweifelt.«
Ich hasse dieses Wort. Verzweifelt. Erbärmlich ist genauso schlimm. Ich möchte wie keines dieser Dinge wirken, versteht ihr? Wer will das schon?
»Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt! Wir sollten stolz auf unser Vermächtnis als Singles sein«, protestiert Kelsey.
»Ich glaube, das gibt es nicht mal.« Ich erwische unsere Freundin Sarah dabei, wie sie uns beim Zanken zusieht, und beschließe, sie miteinzubeziehen. »Gibt es das? Das Vermächtnis der Singles?«
Sarah runzelt die Stirn. »Ich habe keine Ahnung, wovon ihr redet.«
Ich will gerade dazu ansetzen, eine ausgewachsene Diskussion mit Kelsey zu starten, als ein mir unbekannter Benachrichtigungston erklingt – so einen hat mein Handy noch nie von sich gegeben.
Es klang … als würde mir jemand hinterherpfeifen.
Ich werfe einen Blick auf mein Handy und sehe eine Benachrichtigung von …
Rate A Date.
Mand.96 hat dir gerade eine Nachricht geschickt!
Ich runzele die Stirn, tippe auf die App, um sie zu öffnen, und warte, bis der Posteingang geladen hat. Mand.96. Ist das der Benutzername der Person? Was, wenn ihr Name … Mandy lautet? Das würde angesichts des Benutzernamens Sinn ergeben. Habe ich auf meinem Profil angegeben, dass ich heterosexuell bin? Das bin ich nämlich. Heterosexuell. Ich meine, es gab da diesen Moment, als ich auf der Kosmetikschule war und wir vor dem Abschluss alle zusammen ausgingen. Die Nacht wurde länger und länger, es war eine Menge Schnaps im Spiel. Irgendwann habe ich mit diesem Mädel rumgemacht, aber zählt das überhaupt? Es war ja alles nur zum Spaß.
Sie hatte weiche Lippen, eine zurückhaltende Zunge und pinke Haare. Ihr Name war Josie.
Das waren gute Zeiten.
Ups, ich war abgelenkt. Okay, ich öffne also die Nachricht, nur um festzustellen, dass das Profilbild der Person einen Football zeigt.
Das ist alles.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und starre das Bild eine Weile lang an. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte die Person das Bild selbst gemacht. Es ist keins dieser Stock-Fotos, die man im Internet findet, der Winkel ist seltsam und die Sonne zu hell.
Vielleicht ist Mandy ja sehr sportbegeistert. Aber ich finde es blöd, dass es kein Foto von ihrem Gesicht gibt. Es fühlt sich an wie eine Falle.
Ich lese die Nachricht.
Hi, du wohnst in meiner Heimatstadt. Du bist wunderschön.
Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer wegen des lieben Kommentars. Es ist ein sehr starkes Kompliment, aber ich schätze, auf einer Dating-App wird es ziemlich inflationär benutzt. Aber trotzdem. Ich freue mich über die netten Worte.
Leider wurde nicht mit einem Namen unterschrieben, sodass ich nicht weiß, ob die Person wirklich eine Mandy ist oder … nicht.
Ich hebe den Kopf und sehe, wie Kelsey ihren zweiten Mimosa trinkt, während sie sich mit Sarah unterhält. Caroline und Candice haben die Köpfe zusammengesteckt, ihrem Tonfall entnehme ich, dass sie ihre Hochzeitsplanung vergleichen, da sie beide unsere zukünftigen Bräute sind. Stella ist am Telefon, ich nehme an, dass sie mit einem ihrer Brüder spricht, weil ihre Stimme immer lauter wird und sie immer wütender klingt.
Niemand schenkt mir Beachtung. Das bedeutet, dass ich mit dieser Mand.96-Person chatten kann.
Du bist in Monterey aufgewachsen? Das ist ja wunderbar. Was für ein Zufall!
Ich runzele die Stirn. Klinge ich zu aufgeregt? Ich meine, ist es wirklich so ein großer Zufall? Ich wollte den Radius meiner Reichweite auf dieser App auf unseren Wohnort beschränken, aber Kelsey hat mir geraten, ihn auf die Bay Area auszuweiten, damit »wir unsere Möglichkeiten vergrößern«. Der Mann meiner Träume könnte in San Francisco wohnen. Oder in San Jose. In Walnut Creek? Ich fand diese Gegend schon immer hübsch. Redwood City? Sogar noch hübscher.
Okay, okay. Ich bin schon wieder abgelenkt.
Ich tippe meine Nachricht noch mal neu.
Du bist in Monterey aufgewachsen? Ich frage mich, wie du jemals von hier fortgehen konntest. Es ist mein allerliebster Ort auf der ganzen Welt. Wie heißt du?
Na also. Das ist perfekt. Ich drücke auf Senden.
»Kels hat erwähnt, dass ihr beide euch auf einer Dating-App angemeldet habt«, sagt Sarah im Plauderton.
»Oh. Ja.« Ich lege mein Handy mit dem Display nach unten auf den Tisch. »Keine Ahnung, ob das funktioniert, aber ich versuche, offen an die Sache ranzugehen.«
»Was meinst du damit, du weißt nicht, ob es funktioniert?«, fragt Sarah und zieht leicht die Augenbrauen zusammen. »Warum sollte es nicht funktionieren?«
»Ich habe das noch nie gemacht. Ich habe Sorge, dass ich niemanden auf einer Dating-App kennenlerne, der … es wert ist. Ich weiß nicht so recht, was ich generell von Dating-Seiten halten soll«, erkläre ich.
Ich nutze kein Tinder oder Bumble oder wie auch immer sie alle heißen. Viele meiner Freundinnen haben das in der Vergangenheit getan, wobei alle, die jetzt vergeben sind, ihre Männer auf die altmodische Art kennengelernt haben: im richtigen Leben. Das ist es, worauf ich hoffe. Das ist es, was ich möchte.
Aber mit den meisten Typen, die ich treffe oder verkuppelt werden soll, klappt es nicht. Es passt einfach nie.
Vielleicht muss ich wirklich etwas Neues ausprobieren, um jemanden zu finden, mit dem es passt.
»Du weißt schon, dass sich mittlerweile eins von vier Paaren auf einer Dating-Seite kennenlernt, oder?«, sagt Sarah.
Ich habe von dieser Statistik gehört. Schon oft. »Was du nicht sagst«, murmele ich, genau in dem Moment, in dem unser Kellner zurück an den Tisch kommt und unsere Essensbestellungen aufnimmt.
Ich schaue auf meinem Handy nach, ob ich eine neue Nachricht von Mand.96 habe. Bingo. Ich Glückspilz. Ich öffne sie.
Musste fürs College wegziehen. Und dann den Job. Ich heiße Mitch. Und du?
Oh, es ist ein Kerl. Ich bin tatsächlich erleichtert. Und es ergibt Sinn, dass er fürs College und dann für seinen Job wegziehen musste. Was er wohl beruflich macht?
Was arbeitest du? Mein Name ist Eleanor. Ich bin Haarstylistin in Carmel.
Er antwortet beinahe sofort. So schnell, dass der Kellner noch nicht mal meine Bestellung aufgenommen hat. Eleanor. Das gefällt mir. Passt zu dir.
Mhm. Er hat meine Frage nicht beantwortet. Ist er jemand, der Dinge vermeidet? Die meisten Männer sind klassische Drückeberger. Sie würden alles tun, um sich einer Frage oder einem Problem nicht stellen zu müssen. Ich habe mit einigen von dieser Sorte zu tun gehabt, und sie haben mich halb wahnsinnig gemacht.