Ratgeber zum Kauf eines Hörgerätes: Erfahrungen und Tipps von einem Hörakustiker - Markus Aurbach - E-Book

Ratgeber zum Kauf eines Hörgerätes: Erfahrungen und Tipps von einem Hörakustiker E-Book

Markus Aurbach

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Dieser Ratgeber bietet nützliche Tipps und Ratschläge zur Ausprobe und zum Kauf von Hörgeräten. Er zeigt Ihnen zudem, worauf Sie bei der Auswahl des Hörakustikers und der Hörgeräte achten sollten und welche Leistungen Sie bei einer Hörgeräteanpassung einfordern dürfen, vom Hörtest bis zu den Abschlussmessungen. Des Weiteren gibt Ihnen der Ratgeber einen sehr guten Überblick zu den verschiedenen Bauformen und Funktionsweisen von Hörgeräten und deren Zubehör. Durch anschauliche Erklärungen wird Ihnen zudem ein tieferes Wissen zu Funktion und Aufbau des Ohres, des Hörens und den technischen Merkmalen/Features von Hörgeräten vermittelt. Ziel des Ratgebers ist es, Interessierten einen möglichst neutralen Einblick in das Thema "Hörgeräte und deren Anpassung und Kauf" zu geben und Sie als möglichen Käufer mündig zu machen.

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Seitenzahl: 77

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Inhaltsverzeichnis

Urheberrecht

Vorwort

1. Welchen Hörakustiker sollte ich wählen?

1.1 Erreichbarkeit des Hörakustikers

1.2 Vielfalt der Herstellerangebote und Preise

1.3 Zwischenmenschlicher Eindruck

2. Wie genau läuft denn eine Hörgeräteberatung ab?

2.1 HNO, Anamnese und Hörtest

2.2 Bedarfsanalyse und Anpassung der Hörgeräte

3. Acht Tipps für die Hörgeräteausprobe

4. Der funktionale Aufbau von Hörgeräten

4.1 Arten von Hörgeräten

4.2 Besondere Hörgerätebauformen

4.3 Ohrschalen und Schirmchen

4.4 Technische Unterschiede der Hörgeräteklassen/Features

4.5 Hörgerätezubehör

5. Motivation, Geduld, Erwartung und Gewöhnung

6. Worauf muss ich vor dem Kauf achten?

6.1 Abschlussmessungen, Originalgeräte und Versicherung

7. Reparaturen, Reinigung und Service

Nachwort

Urheberrecht

 

 

Text: Markus Aurbach

 

Umschlaggestaltung, Illustration und Bilder: Markus Aurbach

Vorwort

 

Ich möchte meine Erfahrungen als Hörakustiker mit all jenen teilen, die das Gefühl haben, noch unsicher hinsichtlich einer Hörgeräteversorgung zu sein. Ich hoffe, Sie finden in diesem Ratgeber eine gute Unterstützung, egal, ob Sie sich für ein Hörgerät entscheiden oder dagegen. Ich wünsche mir, dass Sie mit einem guten Überblick und mit einer guten Strategie zur Hörgeräteberatung gehen und mit Hilfe dieses Ratgebers auch ein bisschen die Fähigkeit besitzen, einschätzen zu können, was Sie erwarten dürfen. Gehen Sie mit Vertrauen in Vorleistung, aber behalten Sie dennoch die Kontrolle. Bitte beachten Sie auch, dass es um eine Hörgeräteanpassung in Deutschland geht. Bestimmte Messwerte (z.B. Abschlussmessungen) oder Angaben zu Kostenübernahmen der Krankenkassen beziehen sich auf Deutschland.

1. Welchen Hörakustiker sollte ich wählen?

 

1.1 Erreichbarkeit des Hörakustikers

 

Welcher Hörgeräteakustiker der Richtige ist, hängt von einigen Umständen ab. Viele Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sei es aus Eigenbedarfsgründen oder zur Unterstützung beispielsweise eines Familienmitgliedes, haben in der Werbung bereits den Werbespruch von KIND: “Ich hab ein Kind im Ohr” gehört oder verbinden Thomas Gottschalk mit dem Hörakustiker GEERS. Die Hörakustikerlandschaft ist, wie die meisten anderen Branchen, medial beherrscht durch große Firmen wie eben KIND, GEERS oder Amplifon. Mit groß meine ich hierbei die Anzahl der Geschäfte in Deutschland. Es gibt aber auch örtliche Akustiker, die beispielsweise nur ein Geschäft oder einige wenige Filialen in einer Stadt oder einem kleineren Gebiet haben.

Die Wahl des Akustikers würde ich persönlich nicht unbedingt von einer freilich lobhudelnden Werbung abhängig machen. Ich würde zunächst einmal im Internet nachschauen, welche Akustiker überhaupt in meiner Nähe sind. Denn es gilt zu bedenken, dass ich während der Ausprobe der Hörgeräte geschätzt drei bis zehn Mal den Hörgeräteakustiker innerhalb von vielleicht ein bis zwei Monaten aufsuche. Nach dem Kauf der Hörgeräte benötigt man zudem zur Reinigung, Reparatur, Überprüfung und zum Nachkorrigieren der Einstellung in einem ca. dreimonatigen Turnus über die nächsten fünf bis sechs Jahre fachliche Begleitung.

 

Tipp:

Der Hörakustiker sollte örtlich sehr gut erreichbar sein.

 

1.2 Vielfalt der Herstellerangebote und Preise

 

Natürlich kann es notwendig sein, einen weiter entfernt gelegenen Akustiker auszuwählen, wenn beispielsweise das Angebot nicht gut genug ist oder es zwischenmenschlich nicht passt. Diese beiden Punkte sind weitere wichtige Entscheidungskriterien bei der Wahl eines passenden Akustikers.

 

Zunächst einmal möchte ich auf das Angebot eingehen. Es gibt meines Wissens insgesamt in Deutschland ca. elf von Hörakustikern angebotene Hörgerätehersteller: Phonak, Oticon, Signia, Bernafon, Widex, ReSound, Hansaton, Unitron, Starkey, Interton und Audioservice. Jetzt steht vielleicht bei Ihnen, geehrter Leser, die Frage im Raum, welcher Hersteller der Beste ist. Und diese Frage haben mir immer auch meine Kunden gestellt. Meine Antwort war zum einen, dass es Hörgerätehersteller gibt, die ich persönlich am liebsten anpasse. Zum Anderen hat sich durch die Erfahrung in den Anpassungen von Hörgeräten für mich heraus kristallisiert, dass nicht einheitlich die Wahl eines bevorzugten Herstellers immer die beste Wahl ist, sondern dass die Wahl des Hörgerätes passen muss. Denn jeder Hersteller hat je nach Art und Stärke des Hörverlustes und natürlich auch nach Dicke des Geldbeutels schätzungsweise 15-20 unterschiedliche Modelle. Und jedes Modell hat eben seine Stärken, bezogen ganz individuell auf den Kunden.

Ich möchte das an folgendem Beispiel aufzeigen: Der Kunde hat einen Hörverlust, der an Taubheit grenzt. In diesem Fall kann der Hörakustiker nur noch die Modelle aller Hersteller auswählen, die ein Hörgerät anbieten, welches genügend Verstärkung bietet, solch einen Hörverlust zu versorgen. Damit schränkt sich die Auswahl schon ein. Nun möchte aber dieser Kunde zusätzlich Telefonate von seinem Handy auf seine Hörgerät übertragen bekommen und auch sein Handy als Fernsteuerung nutzen. Der Akustiker hat dann in diesem speziellen Fall vielleicht nur noch drei bis vier passende Modelle insgesamt unter allen Herstellern und Modellen zur Auswahl, die diese Ansprüche passend zum Hörverlust erfüllen können.

 

Tipp:

Es kommt bei der Auswahl der Hörgeräte also immer auch darauf an, was der Kunde für Ansprüche hat und wie stark seine Hörminderung ist.

 

Dementsprechend wird der Hörakustiker beim ersten Termin mit Hilfe eines Hörtests ihren individuellen Hörverlust messen und mit der sogenannten Bedarfsanalyse in Zusammenarbeit mit Ihnen ihre Wünsche und Ansprüche ausformulieren. Dieses Thema möchte ich dann später in Kapitel 2 nochmal genau erläutern.

Auf dieser Grundlage kommen nun in der Regel mehrere Hörgeräte verschiedener Hersteller in Frage. Meist wird Ihnen der Hörakustiker drei oder vier verschiedene Modelle vorschlagen, obwohl wahrscheinlich eine noch größere Auwahl möglich wäre. Das liegt einerseits daran, dass viele große Hörakustiker nur mit bestimmten Herstellern zusammen arbeiten. Beispielsweise gehören der Hersteller Phonak und der Hörakustiker GEERS zusammen. Das gilt meines Wissens auch für die anderen großen Hörakustiker wie beispielsweise KIND, Amplifon oder Audibene, die mit bestimmten Herstellern zusammenarbeiten oder ihre Eigenmarken bevorzugt verkaufen möchten. Andererseits bieten kleine, regionale Akustiker oftmals ebenfalls gerne nur drei bis vier Hersteller an, weil sie von der Qualität überzeugt sind oder aber schon einfach lange mit diesen Herstellern zusammen arbeiten. Man sollte also grundsätzlich damit rechnen, zunächst einmal nicht jeden Hersteller in der ersten Auswahl des Hörakustikers finden zu können. Es ist aber durchaus von Vorteil, aus der gesamten Auswahl schöpfen zu können, denn auch der Hörakustiker vor Ort profitiert natürlich davon, wenn er dem Kunden durch eine größere Auswahl ein noch passenderes Hörgerät aussuchen kann. Achten Sie also darauf, wie groß das Angebot ist. Erwarten Sie aber nicht gleich, dass man Ihnen zehn verschiedene Hersteller im ersten oder zweiten Termin anbietet. Es geht viel mehr darum, dass der Hörakustiker eine große Auswahl hat, aus der er schöpfen kann, wenn es denn notwendig werden sollte. Zu Beginn ist es vollkommen in Ordnung, wenn er Ihnen seine bevorzugten zwei, drei oder vier Hersteller anbietet, mit denen er gute Erfahrungen gemacht hat und sich wahrscheinlich auch sehr gut auskennt.

Die schiere Anzahl an möglichen Hörgerätemodellen und Herstellern muss nicht zwingend dazu verhelfen, ein passendes Hörgerät für Sie zu finden. Ich konnte zusammen mit meinen Kunden erfahrungsgemäß meist nach drei bis vier Modellen, die zuvor zur Ausprobe gertragen wurden, das für sie passende Hörgerät finden, weil ich durch die Bedarfsanalyse und die Wünsche meines Kunden wusste, was er braucht. Es war dann also gar nicht notwendig, sieben oder acht verschiedene Hersteller oder Modelle zu testen. Es war für mich aber gut, zu wissen, dass ich durch eine große Herstellerauswahl in meinem Betrieb die Möglichkeit gehabt hätte. Und manchmal habe ich das dann auch getan, um den Kunden zufrieden zu stellen.

 

Tipp:

Bestenfalls hat der Hörakustiker die meisten Hersteller zur Auswahl, da er gegebenenfalls aus dem vollen Sortiment schöpfen kann.

 

Nun möchte ich auch noch ein paar Worte zu dem oben erwähnten Anbieter audibene sagen, da dieser eine Besonderheit in der Branche darstellt. Audibene wirbt seine Kunden durch eine gute Präsenz im Netz und Werbeangebote über das Internet an und vermittelt Sie an seine Partnerakustiker weiter. Die Partnerakustiker selbst sind eigenständige, meist kleine, regionale Hörakustiker, die aus wirtschaftlichen Gründen eine Zusammenarbeit mit audibene eingegangen sind. Dementsprechend hat audibene also auch keine eigenen Filialen. Die Partnerakustiker  verdienen üblicher Weise Geld mit der Anpassung und audibene Geld mit dem Verkauf der Hörgeräte. Meiner Erfahrung nach muss das in preislicher Hinsicht nicht unbedingt negativ für den Kunden sein.

Einen Nachteil hingegen möchte ich noch anmerken, der mir persönlich während meiner Zusammenarbeit mit audibene und den Kunden aufgefallen ist, da meine Arbeitgeber auch Partnerakustikern von audibene waren. Gerade bei Reparaturen oder bei Versicherungsfragen kam es manchmal zu Missverständnissen wegen mangelnder Kommunikation seitens audibene, die nicht immer von Vorteil für den Kunden war. Da gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf, sollte dies nicht schon geschehen sein. Ich persönlich finde das Angebot von audibene gut, würe aber überlegen, ob ich nicht lieber den regionalen Akustiker unterstützen würde. Dieser kann zwar zugleich ein Partnerakustiker von audibene sein, Sie jedoch als eigenen Kunden betreuen.

Ich möchte nun noch ein weiteres Thema beleuchten, das eine Rolle bei der Vergleichbarkeit der Geräte und Preise zwischen den Akustikern spielt. Und zwar die sogenannten Eigenmarken. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass besonders große Hörakustiker, die eben mit Herstellern zusammenarbeiten, in Deutschland gerne Eigenmarken führen. Das bedeutet, dass der Name des Hörgerätes einfach geändert wird und somit für den Laien nicht mehr nachvollziehbar ist, wer der Hersteller ist und wie der eigentliche Name des Hörgerätes lautet. Für den Hörgeräteakustiker ergeben sich dadurch meines Wissens mehrere Vorteile. Einerseits kann er seine Hörgeräteauswahl künstlich erweitern, so dass dem Kunden ein größeres Angebot vorgestellt werden kann und andererseits fällt damit die Vergleichbarkeit zwischen den gleichen Hörgeräten in preislicher Hinsicht bei verschiedenen Akustikern weg.

Es gibt im Internet das Hilfsmittelverzeichnis