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Der Tod ist eine komplizierte Angelegenheit. Besonders, wenn der Tote der eigene Vater ist und seine Asche am falschen Ort lagert. Eine verwegene Idee hat sich in Rhina festgesetzt: Die Asche ihres Vaters muss nach Namibia gebracht werden - an den Ort, den er so geliebt hat. Diese Herzensangelegenheit erfordert einen echten Freund. Könnte der Junge vom Fahrradständer einer sein?
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Über dieses Buch
Zusammen können wir den Tod anmalen
Der Tod ist eine komplizierte Angelegenheit. Besonders, wenn der Tote der eigene Vater ist und seine Asche am falschen Ort lagert. Eine verwegene Idee hat sich in Rhina festgesetzt: Die Asche ihres Vaters muss nach Namibia gebracht werden – an den Ort, den er so geliebt hat. Diese Herzensangelegenheit erfordert einen echten Freund. Könnte der Junge vom Fahrradständer einer sein?
Für Zora
INHALT
TEIL 1
Der Tod ist die Anwesenheit der Abwesenheit
TEIL 2
Farbpigmente für den Tod
TEIL 3
Todsicher lebendig
TEIL 1
DER TOD IST
DIE ANWESENHEIT
DER ABWESENHEIT
STERBEN IST WIE KACKEN – hat was mit loslassen zu tun und muss jeder machen.
Diese Erkenntnis hat mich irgendwann auf dem Klo angesprungen, als Mama ausnahmsweise außer Kontrolle geriet und so in den Telefonhörer brüllte, dass es bis ins Badezimmer hallte: »Nichts muss ich! Gar nichts! Nur sterben und kacken.«
Ich habe keine Ahnung, mit wem sie gesprochen hat. Aber das Klicken in meinem Gehirn konnte ich förmlich hören. Elf Jahre und fünf Leichen hat es bis zu dieser Erleuchtung gebraucht.
Drei Menschenleichen und zwei Tierleichen.
Meine Karriere als Undercover-Totengräberin habe ich ziemlich früh begonnen. Ich war gerade mal drei Jahre alt, als ich meinen toten Hamster wieder ausgebuddelt habe. Wir hatten ihn in einer Zigarrenschachtel beerdigt. Mit der zittrigen Tapferkeit der Hinterbliebenen haben meine schwitzigen Hände, an denen noch ein Rest Schokoladentrost klebte, das Holzkästchen mit Löwenzahnblüten ausgelegt. Die flüsternde Stimme meiner Mutter holte mich aus tiefer Versunkenheit wieder zurück: »Das sieht wunderschön aus, Rhina. Ich denke, wir können Robby jetzt hineinlegen.«
Stolz über meine hübsche Blumenanordnung, Trauer über meinen toten Hamster Robby und Hilflosigkeit angesichts der unbekannten Situation haben mich damals zum ersten Mal bewusst die immense Macht schwermütiger Gefühle spüren lassen. Wie ein trostloser Klops hockte ich in meinem Zimmer. Vor dem Fenster kullerte das Lachen der Nachbarskinder durch die Straße – ich drückte im Bett Teddy gegen meine Brust. In aller Frühe habe ich mich am nächsten Morgen barfuß aus dem Haus geschlichen, meine Schaufel im Sandkasten gesucht und getan, was getan werden musste. Ganz vorsichtig habe ich meinen Hamster in seiner erdkrümeligen Totenschachtel wieder in mein Zimmer getragen. Er sah noch fast genauso aus wie am Tag zuvor. Zwei Tage dauerte es, bis meine Mutter ihn fand. Oder besser gesagt: bis ihre Nase ihn fand.
Daran muss ich immer denken, wenn ich im Bett liege, seitdem das mit meinem Vater passiert ist. Ich höre mein Blut rauschen und mein Herz pochen. Innerlich. Manchmal versuche ich einen Schlagrhythmus herauszuhören, während ich in das Dunkel meines Zimmers starre. Aber es scheint, als folgte mein Herz keinem gleichmäßigen Rhythmus. Es schlägt immer anders. Und auch die Dunkelheit in meinem Zimmer ist nie die gleiche. Manchmal mag ich diese Zeit, wenn ich nicht einschlafen kann. Dann kann ich in Ruhe über alles nachdenken. Aber ebenso oft macht es mich rasend. Dann pocht mein Herz umso lauter in meinen Ohren. Und je mehr ich versuche einzuschlafen, desto mehr hämmert es mir diese Idee ein. Diese Idee, die ich wie einen kleinen Schatz in meinem Inneren trage. Und Abend für Abend ausgrabe. Wie damals meinen Hamster.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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