Reiseerzählungen und geografische Bilder um das Jahr 1870 - Stephan Doeve - E-Book

Reiseerzählungen und geografische Bilder um das Jahr 1870 E-Book

Stephan Doeve

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Beschreibung

Reiseerzählungen und geografische Beschreibungen aus elf Ländern um das Jahr 1870. Die Texte stammen aus dem Buch "Geographische Bilder. Darstellung des Wichtigsten und Interessantesten aus der Länder- und Völkerkunde" von August Mauer aus dem Jahr 1872. Es werden geografische Beschreibungen und Reiseerzählungen von China, Japan, Armenien, Java, Persien und anderen Ländern im 19. Jahrhundert dargestellt. Auch über die Lebensweise der Bewohner wird berichtet.

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Seitenzahl: 52

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Reise durch Sibirien.

Die Chinesen

Japan und seine Bewohner

Armenien

Persien und die Perser

Arabien

Madagaskar

Siam und seine Bewohner

Die Anden

Thierleben in Mittel-Amerika

Tunis

Einleitung

Das 19. Jahrhundert war nicht nur eine große Zeit der bedeutendsten Erfindungen durch die Menschheit, sondern auch eine große Zeit der Entdecker unseres Planeten.

Die Namen der großen Entdecker sind wohlbekannt. Aber es gab auch einfache Reisende, die ihre Eindrücke und Erlebnisse auf ihren Weltreisen niederschrieben. Sie beschrieben nicht nur geografisch ihre Umgebung, sondern auch die Sitten und die Gebräuche der dort lebenden einheimischen Bevölkerung sehr ausführlich und interessiert. Den folgenden Reiseerzählungen und geografischen Beschreibungen aus Asien, Mittelamerika und Afrika, sind aus dem Schulbuch "Geografische Bilder – Darstellung des Wichtigsten und Interessantesten aus der Länder- und Völkerkunde" von August Mauer aus dem Jahre 1872, das jahrzehntelang immer wieder neu aufgelegt wurde. Auch vor 1872 sind schon Ausgaben dieses Buches erschienen. Zu dieser Zeit zum Beispiel war Afrika noch nicht ganz erforscht gewesen und der Sklavenhandel war dort noch verbreitet. In Japan hatte die alte Kriegerkaste der Samurai ihre Jahrhundertalten Privilegien verloren und begann sich langsam unfreiwillig aufzulösen.

Bei jeder Neuauflage des Buches wurden damals nicht alle politischen Veränderungen in den dargestellten Ländern berücksichtigt und erwähnt. So kann es sein, dass die Länderbeschreibung und vor allem die politische Lage der erwähnten Ausgabe nicht mehr der Zeit um 1872 entsprechen, weil die Texte unverändert aus den letzten Ausgaben übernommen wurden. Denn wie heute auch kann sich die politische Lage in einem Land schnell ändern. Der Untergang der japanischen Samurai ab dem Jahre 1866 ist das beste Beispiel dafür, deren Schwerter und Bogen den Gewehren der neuen japanischen kaiserlichen Armee unterlegen waren.

Die Texte in den Reiseerzählungen und geografischen Beschreibungen der Länder sind zum Teil unverändert in ihrem originalen Wortlaut und Schreibweise übernommen worden.

Reise durch Sibirien.

Der Engländer Atkinson ist zum Vergnügen und um seine Mappe mit Bildern zu füllen, mehrere Tausend Meilen durch Sibirien gereist und hat ein starkes, vielfach und vortrefflich mit kolorierten Landschafts- und Menschenbildern ausgestattetes Buch darüber geschrieben. Nach diesen Bildern (und auch oft nach dem Texte) zu schließen, ist Sibirien ein Paradies, wenigstens "fleckenweise" wie wir sagen.

"Um den Bea-See herum fand ich „ sagt er "die unzweifelhaft schönsten Gegenden der Welt.“ Und wenn er richtig gezeichnet hat, muss man das sofort den Bildern gegenüber zugeben. Wir können ihn hier nicht überall hinbegleiten; wir begnügen uns mit einzelnen Bildern aus der merkwürdigen, russischen Riesenwelt, in welcher jetzt mit frischer Kraft und festem Plane Bildung und Unternehmungsgeist hineingetragen wird, vielleicht bis Indien und China, über welches das sibirische Russland hinausreicht- bis an das Meer.

Sibirien ist schon von Natur sehr reich, reich an Gold und Silber, nützlichen Erzen und Kohlen. Atkinson meint, Sibirien sei reicher an Kohlen, als irgendein Theil der Erde. Er fand dicke Kohlenlager offen liegend übereinander, sogar eine 30 Fuß dicke Schicht in den Altaigebirgen. Damit kann man der wütendsten Tyrannei des Winters trotzen und Maschinen treiben und die Petersburger Treibhäuser, die Erdbeeren und Kirschen frisch vom Baume im Januar liefern, im großartigsten Maßstabe anlegen. An Platz fehlt es ohnehin nicht in Sibirien. Und was für ein Sommer! Zwar bloß einer von 128 bis 150 Tagen jährlich und oft auf einer 600 Fuß dicken Eisdecke, auf welcher der Boden oben bloß drei bis sechs Fuß aufthaut. Aber auf dieser Eisdecke ein schneller, tropischer Sommer, der eine vierzig - bis fünfzigfache Feldfrucht empor, in Blüthe und Frucht treibt und unabsehbare Oeden des Winters in berauschende Reseda-Auen verwandelt. Das Merkwürdigste ist, dass in Sibirien die heiße und kalte Zone sich vielfach begegnen, ja miteinander freundschaftlich vereinigen. Der Tiger zieht in die Wälder, in welchen der nordische Bär sein Winterschläfchen macht, und bei Rertschinsk wächst der Pfirsich-Baum wild mit süßen Früchten neben der nordischen weißen Birke. In den Regionen des Baikal-Sees bekämpfen sich einander die einheimischen und tropischen Thiere und Pflanzen.

Dieses Ineinandergreifen klimatischer Gegensätze wird durch die Beschaffenheit des Bodens und der raschen, kräftigen Sommersonne erklärt. Zwischen der dauernden inneren und der wechselnden oberen Erdwärme zieht sich eine dicke Eismauer hin, bei Jakutsk, der kältesten bewohnten Gegend, 630 Fuß dick, die im Sommer 3 Fuß dick aufthaut, aber Weizen, Roggen, Kohl, Kartoffeln u.f.w. treibt und reift. Unter der Eisdecke friert es nie und unter ihr hervor drängen sich warme Quellen, die bei 23 Grad Kälte in der Luft noch 3 Grad Wärme behalten. Und sich unten um Wurzeln und Stämme der Pflanzen lagern, da sie nicht wieder durch die untere feste Eisrinde eindringen können. In dem Thale des schwarzen Jakutflusses kam unser Reisender in eine tiefe, ganz mit Schnee gefüllte Kluft, aus welcher hohe Pappeln mit ihren grün belaubten Kronen hervorragten, obgleich die Stämme 25 Fuß tief im Schnee und Eis staken. Nur dicht um ihre Stämme, neun Zoll breit, war der Schnee aufgetaut, sodass sie im Wasser standen. Oft sah er herrliche Blumen, bescheidene, weiße Schneeglöckchen, frisch und freudig mit buntem Sommerputz durch Schneedecken hervorgucken. Sie haben Eile, denn der Sommer kommt so rasch, wie er verschwindet. Es klingt fabelhaft, wie schnell! Atkinson gerieth einmal mit seinen Wagen in einen Wald, wo er fünf Wochen vorher nur eine glatte, kahle, frostgebundene Schneedecke gefunden. Der Wald bestand aus Fenchel, der während der fünf Wochen zehn Fuß drei Zoll hoch aus der Eisdecke, jetzt ein tropisches Sommerleben, hervorgeschossen war. Manchmal wuchsen ihm Pflanzen, während er Landschaften zeichnete, über die ursprünglichen Umrisse hinaus.- So schnell kommt der Sommer, so schnell treibt er, so schnell wird er aber auch vom Winter weggetrieben. Manchmal legt man sich an einem schönen Sommerabende unter einem schattigem Baume schlafen (Gasthöfe gibt es häufig auf ein paar Hundert Meilen umher ebenso wenig, als menschliche Wohnungen) und er wacht unter ganz blätterlosen Zweigen, bedeckt mit sechs bis zehn Zoll hohem Schnee. Eine