Religiosität und Wahn. Die Konstitution des Geisteskranken im Vergleich zum Religiösen - Katharina Praniess - E-Book

Religiosität und Wahn. Die Konstitution des Geisteskranken im Vergleich zum Religiösen E-Book

Katharina Praniess

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Psychologie - Religionspsychologie, Note: 1, , Sprache: Deutsch, Abstract: In der folgenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie der Geisteskranke im Vergleich zum Religiösen (Fanatiker) innerhalb eines historischen Textes aus dem Jahr 1919 erscheint. Der Psychiater W. Horstmann erhielt vor 1919 den Auftrag, ein psychiatrisches Gutachten über den 23-jährigen S. zu erstellen, der nicht bereit war seinen Kriegsdienst zu tun und die Waffen zu ergreifen. Der junge Mann weigerte sich, laut eigenen Angaben deshalb seinen Dienst zu tun, da ihn religiöse Motive davon abhielten. Horstmann sollte nun als Obergutachter fungieren, nachdem der Mann bereits von einem Vorgutachter als geisteskrank diagnostiziert worden war. Horstmann arbeitet in seinem Text hervor, dass es sehr wohl einige Parallelen zwischen religiösen Fanatikern und Geisteskranken gebe. Das Herangehen an den Text wird ein Herangehen im Sinne Michel Foucaults sein. Er selbst beschreibt in seinem Werk Wahnsinn und Gesellschaft die Geschichte des Wahnsinns. Er versucht, den Wahnsinn nicht als Naturgegebenheit oder objektiv greifbares Phänomen anzusehen, sondern als soziales Konstrukt, das sich innerhalb eines bestimmten geschichtlichen Umfeldes herausbildet. Wahnsinn ist demnach eingebettet in bestimmte Wissens- und Machtverhältnisse. Wenn Foucault die Geschichte des Wahnsinns schreibt, so bedeutet das für ihn eine „Strukturuntersuchung der historischen Gesamtheit - Vorstellungen, Institutionen, juristische und polizeiliche Maßnahmen, wissenschaftliche Begriffe – zu leisten“ (Foucault, 1973, S. 13). So ganz wird dies in der vorliegenden Arbeit wohl nicht gelingen, es soll aber zumindest versucht werden aus der Analyseperspektive Michel Foucaults zu arbeiten, was bedeutet, dass keine festen und ahistorischen Gegebenheiten angenommen werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Kontext des Gutachtens

2.1. „Ernste Bibelforscher“

2.2. Historischer Hintergrund

3. Analyse des Gutachtens

3.1. Persönliches Profil und Diagnose – kurze Zusammenfassung

3.2. Der Seelisch Gesunde

3.3. Der Seelisch Kranke

3.4. Zur Unterscheidung von Krank und Gesund

3.5. Der Religiöse (Fanatiker)

3.6. Gemeinsamkeiten zwischen Paranoikern und Religiösen

3.7. Zur Unterscheidung von Paranoikern und religiösen Fanatikern

4. Conclusio und Interpretation

4.1. Zur Legitimierung des Religiösen / zum Ausschluss des Geisteskranken

4.2. Die Religion als wertvolles Element der Gesellschaft

5. Literaturverzeichnis

 

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie der Geisteskranke im Vergleich zum Religiösen (Fanatiker) innerhalb eines historischen Textes aus dem Jahr 1919 erscheint. Der Psychiater W. Horstmann erhielt vor 1919 den Auftrag, ein psychiatrisches Gutachten über den 23-jährigen S. zu erstellen, der nicht bereit war seinen Kriegsdienst zu tun und die Waffen zu ergreifen. Der junge Mann weigerte sich, laut eigenen Angaben deshalb seinen Dienst zu tun, da ihn religiöse Motive davon abhielten.

Horstmann sollte nun als Obergutachter fungieren, nachdem der Mann bereits von einem Vorgutachter als geisteskrank diagnostiziert worden war. Horstmann arbeitet in seinem Text hervor, dass es sehr wohl einige Parallelen zwischen religiösen Fanatikern und Geisteskranken gebe.

Das Herangehen an den Text wird ein Herangehen im Sinne Michel Foucaults sein. Er selbstbeschreibt in seinem Werk Wahnsinn und Gesellschaft

2. Kontext des Gutachtens

 

Der Psychiater Horstmann war mit der Aufgabe betraut worden, ein so genanntes Obergutachten des 23-jährigen Soldaten S. zu erstellen, der aufgrund seiner religiösen Anschauungen seinen Kriegsdienst verweigerte. S. war Mitglied der damaligen Strömung der „Ernsten Bibelforscher“ (genauere Erläuterungen folgen), die nach einem sehr strengen Glaubenskonstrukt lebten. In diesem Sinne hatte Horstmann den Auftrag zu erfüllen, herauszufinden, ob S. an einer tatsächlichen Geisteskrankheit litt oder ob seine Kriegsverweigerung nur aus einem extrem strengen Glauben resultierte. Als Vorbereitung für seine Gutachtenerstellung zog er Vorgutachten heran, aus denen hervorging, dass S. als geistig minderwertiger Psychopath und Paranoiker anzusehen sei (Horstmann, 1919). Jedoch ist Horstmann der Auffassung, dass „Gewiss . . . sich unter den Sektierern mit Vorliebe viele Psychopathen und Geisteskranke [finden]; aber darum die ganze Sekte als einen Bund von Geisteskranken anzusehen, geht doch wohl nicht an“ (Horstmann, 1919, S.220).

 

Um den zeitlichen Kontext, in dem Horstmann sein Gutachten erstellte, besser verstehen zu können, findet einerseits eine kurze Beschreibung der „Ernsten Bibelforscher“ und andererseits ein kleiner historischer Exkurs statt.