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Achtsamkeit ermöglicht uns, wach und entspannt im Hier und Jetzt zu leben. Die kleinen, kompakten Pocketguides aus der Reihe Achtsam leben eignen sich für den unkomplizierten Einstieg und sind randvoll mit Anregungen, Übungen und fundierten Impulsen für die Umsetzung im Alltag. Alle Bände wurden von erfahrenen Psychologen, Achtsamkeitslehrern oder Lebensberatern entwickelt. Entschleunigung, Gelassenheit, innere Balance – entdecken Sie die positiven Effekte von Achtsamkeitspraxis und innerer Entwicklung. Wie schaffen es manche Menschen, auch in schwierigen Zeiten stark zu bleiben? Sie verfügen über Resilienz, eine innere Widerstandskraft, die sich gezielt trainieren lässt. Dabei gilt es, den Blick optimistisch nach vorne zu lenken, konstruktiv und lösungsorientiert zu handeln, Hilfe von anderen anzunehmen und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Ist dieses Fundament gelegt, geht man sogar aus Krisen gestärkt hervor.
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Seitenzahl: 99
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ROSETTE POLETTI & BARBARA DOBBS
Die Kunst, wieder aufzustehen
Rosette Poletti und Barbara Dobbs haben sich auf die Vermittlung von Gesundheitswissen und Themen der Lebensführung spezialisiert. Die beiden erfolgreichen Autorinnen sind ausgebildet als Krankenschwester und Heilpraktikerin und begleiten Menschen durch Lebenskrisen und Umbruchsituationen.
Die Originalausgabe ist 2001 unter dem Titel La Résilience. L’art de rebondir bei Éditions Jouvence, S. A., Chemin du Guillon 20, Case 184, CH-1233 Bernex erschienen.
www.editions-jouvence.com
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eBook-Ausgabe 2018
© 2001 Rosette Poletti & Barbara Dobbs
© der deutschsprachigen Ausgabe: 2014 Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Übersetzung: Elisabeth Liebl, München
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Layout und Satz: Veronika Preisler, München
Konvertierung: Bookwire
ePub: 978-3-95803-207-1
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Vorwort von Pierre Pradervand
Einführung
1 Was ist Resilienz?
Resilienz – ein Grund zur Hoffnung
Geschichten vom Wiederaufstehen
2 Wie entwickelt man Resilienz?
3 Resilienz bei Kindern
Resilienz kann man lernen
Wie man Resilienz bei Kindern fördert
4 Resilienz bei Erwachsenen
Die fünf Charakteristika resilienter Erwachsener nach Dr. Julius Segal
Die Folgen traumatischer Erfahrungen lindern
5 Resilienz bei älteren Menschen
6 Resilienz nach traumatischen Ereignissen
Methoden und Ansätze im Akutfall
Vorbeugende Stärkung der Resilienz
7 Das Auf und Ab der Resilienz
Geschichten vom Leben mit Narben auf der Seele
Das Zusammenleben mit einem resilienten Menschen
Schlusswort
Literatur
Die zwei Grundprinzipien eines populärwissenschaftlichen Buches sind Klarheit und Einfachheit. Und Sie halten hier ein populärwissenschaftliches Buch in Händen, in dem es um Optimismus und Hoffnung geht – Qualitäten, deren unsere Welt heute mehr denn je bedarf.
Hier bricht sich eine zutiefst optimistische Sicht auf unser Dasein als Mensch Bahn: Gegen alle materialistischen und deterministischen Auffassungen zeigen die Autorinnen anhand zahlreicher Beispiele, dass der Mensch sein Leben von Grund auf ändern kann, indem er seine alten Programmierungen »neu schreibt«. Tatsächlich besitzen wir immense innere Ressourcen. Und die Resilienz – die Fähigkeit, Schicksalsschläge und Krisen zu meistern – ist eine grundlegende Gabe des Menschen. So schreiben die Autorinnen: »Das Phänomen der Resilienz zu verstehen heißt, Ehrfurcht zu empfinden vor den unglaublichen Ressourcen des Menschen, es heißt, Gewissheit zu haben, dass das Leben und die Liebe letzten Endes stärker sein können als jedes Unglück, das uns trifft.«
In einer Welt, die – vor allem seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf die Türme des World Trade Centers – jegliches Maß verloren zu haben scheint, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass unzählige Menschen Tag für Tag einem schier »unannehmbaren« Schicksal die Stirn bieten – mit einem Mut und einer emotionalen Intelligenz, die ans Heldenhafte grenzen.
Eine Besonderheit dieses Buches möchte ich ausdrücklich hervorheben: die intellektuelle Bescheidenheit der Autorinnen. »Der Mensch ist vielschichtiger als alle Theorien zu seiner Erklärung«, heißt es hier. Rosette Poletti und Barbara Dobbs vermeiden es, Menschen in Schubladen zu stecken, denn gerade in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften unterwirft man den Einzelnen gern Kategorisierungen, die meist ebenso willkürlich wie realitätsfern sind. Jeder Mensch erlebt sein persönliches Drama als einzigartig und individuell. Zahllose Faktoren beeinflussen die Art und Weise, wie wir das, was uns geschieht, interpretieren: die Botschaften, die wir von unserem Umfeld erhalten, die Lebensumstände unserer Kindheit, die besonderen Beziehungen, die jeder von uns eingeht, Gesundheit, Kreativität, kultureller und sozialer Hintergrund, körperliche Verfassung und vieles mehr. Und in puncto Resilienz spielen diese Faktoren bei jedem Menschen auf eine einzigartige Weise zusammen.
Als Leserin und Leser werden Sie es sicher zu schätzen wissen, dass dieses Buch sehr konkret bleibt. Was an Erkenntnissen vermittelt wird, wird anhand individueller Lebensgeschichten gezeigt, gewöhnlich von Menschen, welche die Autorinnen persönlich kennen. Eine dieser Geschichten hat mich besonders berührt: die von Eliane, dem Mädchen, deren Leben eine grundlegend andere Richtung nahm, als sie eine Lehrerin traf, die ihr (unter anderem) sagte, dass sie intelligente Augen habe. In ihrer Familie traute niemand Eliane etwas zu. Hier kommen einem unwillkürlich Die vier Versprechen von Don Miguel Ruiz, einem toltekischen Schamanen, in den Sinn. Er hat die Vorstellung vom »untadeligen«, vom »wahrhaften« Wort entwickelt. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass ein paar Worte, die zur richtigen (oder zur vollkommen falschen) Zeit fallen, einem Leben eine ganz andere Richtung geben können.
Unsere Autorinnen nehmen in ihre – ihrer Natur nach – offene Arbeit auch Vorstellungen des Kinderpsychologen Marcel Rufo mit auf, der die Ansicht vertritt, dass »alles ständig neu verhandelt wird«. Gegen die deterministischen Hardliner, die uns von Geburt an am liebsten in eine gusseiserne Form pressen würden (und erst recht gegen gewisse Genetiker, die nichts anderes tun, als die Freiheit des Menschen zu leugnen), wagen die Autorinnen folgende Aussage: »Jedes menschliche Wesen ist mit der Gabe der Resilienz geboren, denn die Tendenz zu Wachstum und Entwicklung ist tief in uns angelegt.«
Und so lautet das Fazit von Rosette Poletti und Barbara Dobbs: »Niemand wird vom Leben so k. o. geschlagen, dass er für immer am Boden bleibt.« Wenn das nicht eine Botschaft der Hoffnung ist!
Pierre Pradervand
Autor von Segnen heilt: Wie dein Segen die Welt verändert und dich selbst
Wenn eine Tür sich hinter dem Glück schließt, öffnet sich eine andere. Doch häufig bleibt unser Blick an der geschlossenen Tür haften, sodass wir die, die uns weit offen steht, gar nicht sehen.
Helen Keller
Seit 40 Jahren fragen wir uns, woran es liegt, dass manche Menschen aus den schrecklichsten Situationen gestärkt hervorgehen, während andere sich in den Maschen des Unglücks verfangen, das sich wie ein Netz über sie legt. Warum stehen manche Menschen wieder auf, wenn ein Orkan durch ihr Leben gefegt ist, während andere am Boden liegen bleiben und ihren Weg nicht mehr finden?
Im Laufe der Jahre, in denen wir zahlreiche einschlägige Erfahrungen sammeln konnten, haben wir verschiedene theoretische Erklärungsansätze für dieses Phänomen studiert:
•Die Biologie geht davon aus, dass jeder von uns ein anderes genetisches Erbe hat und manche Menschen daher von vornherein über mehr Energie verfügen als andere.
•Die Psychologie hebt die Bedeutung unserer kindlichen Beziehungen hervor, aus denen heraus wir eine Persönlichkeit entwickeln, die uns entweder erlaubt, mit Widrigkeiten fertig zu werden – oder eben nicht.
•Die Soziologie unterstreicht den Einfluss der Gruppe, der Kultur und der Familientradition, wenn es um die Fähigkeit des Einzelnen zur Krisenbewältigung geht.
•Und auch die Theologie wirft ihr ganz eigenes Licht auf den Menschen und seine Entwicklung.
Am tiefsten berührt aber haben uns die Menschen, die bei unserer Begegnung gerade dunkle Zeiten durchlebten. Egal, ob es sich dabei um junge oder alte Menschen handelte, um Trauernde oder Sterbende, um Menschen, die mit einer Scheidung oder mit Arbeitslosigkeit fertig werden mussten, an Krebs oder anderen körperlichen oder psychischen Leiden erkrankt waren, oder um die Opfer von Misshandlungen, Mobbing oder sonstigen Ungerechtigkeiten: Unsere Arbeit hat uns in Kontakt mit wunderbaren Menschen gebracht, die Resilienz besaßen, die sich aus den Trümmern ihrer Existenz ein gutes neues Leben aufbauen konnten, die verziehen und ihrem Leben einen Sinn gegeben haben. Von diesen Personen möchten wir Ihnen erzählen. Von den Umständen, unter denen sie ihre Resilienz entwickelt haben – eben weil wir wissen, dass der Mensch vielschichtiger ist als alle Theorien zu seiner Erklärung.
Ein Schicksalsschlag ist eine Narbe in unserer Lebensgeschichte, aber keine unheilbare Wunde.
Boris Cyrulnik
Der Begriff »Resilienz« ist aus der Physik schon lange bekannt. Dort versteht man darunter »die Fähigkeit eines Systems, mit Veränderungen umgehen zu können«.* Die amerikanische Psychologie benutzt den Begriff seit mehr als 20 Jahren für ein ganzes Bündel von Eigenschaften, die es uns ermöglichen, auf eine kreative und auf Veränderung abzielende Art und Weise mit den Risiken und Problemen in unserem Leben umzugehen.
Heute wird der Begriff »Resilienz« in Europa auch von den Sozialwissenschaften verwendet. Hier bezeichnet er die »Fähigkeit, Erfolg zu haben, zu leben, sich auf sozial akzeptierte Weise positiv zu entwickeln, trotz Stress oder anderer Umstände, die normalerweise das Risiko eines negativen Ausgangs erhöhen« (Stefan Vanistendael).
Für uns war es die Arbeit des amerikanischen Psychologen Dr. Julius Segal mit Menschen, die schwierige Lebensumstände überwunden haben, die uns auf das Phänomen der Resilienz aufmerksam gemacht hat. Wir arbeiten fast täglich mit Menschen, die sich mit Verlusterfahrungen, Krisensituationen oder lebensbedrohlichen Erkrankungen konfrontiert sehen, und wir verdanken dem Werk von Dr. Segal entscheidende Hinweise darauf, was wir tun können, um frühzeitig die Bildung von Resilienz beim Heranwachsenden, aber auch später beim Erwachsenen zu fördern.
In jüngerer Zeit hat Boris Cyrulnik zwei wichtige Bücher zu diesem Thema veröffentlicht: Die Kraft, die im Unglück liegt und Mein Lebensglück bestimme ich. Darin beschreibt der Psychologe Mittel und Wege, Resilienz schon bei Kindern zu fördern. Der niederländische Soziologe Stefan Vanistendael analysiert in seinem Buch Le bonheur est toujours possible (Glück ist immer möglich) die Umstände, die Kinder in Extremsituationen Resilienz entwickeln lassen. Hierfür untersuchte er Straßenkinder in Brasilien sowie Kinder, die in indischen Teppichfabriken unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen.
Für Stefan Vanistendael ist Resilienz weit mehr als nur die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden. Seiner Ansicht nach hat sie zwei Dimensionen:
1.Die Widerstandsfähigkeit im Angesicht der Zerstörung, die Fähigkeit, die eigene innere Unversehrtheit auch unter enormem Druck zu bewahren.
2.Die Fähigkeit, sich selbst neu zu erschaffen, sich angesichts widriger Umstände ein lebenswertes Leben aufzubauen.
Vanistendael zitiert Friedrich Loesel, der das Phänomen der Resilienz bei jugendlichen Straftätern erforschte und dabei weitere Aspekte herausarbeitete:
Resilienz zeigt sich in Risikosituationen, die mit mehreren Stressfaktoren zugleich verbunden sind: Diese Form der Resilienz beschreibt Tim Guénard in seinem Buch Boxerkind. Überleben in einer Welt ohne Liebe sehr eindrücklich. Von seiner Mutter verlassen und vom Vater fast zu Tode geprügelt, wird der kleine Tim bereits im Alter von fünf Jahren in ein Waisenhaus gesteckt. Von dort aus wandert er von einer Pflegefamilie zur anderen, gerät in Jugendhaft und lernt nichts außer Hass und Gewalt. Aber der Junge verfügt über die Fähigkeit der Resilienz. 40 Jahre später ist er Imker, verheiratet, Familienvater und nimmt auf seinem Bauernhof in Not geratene Menschen auf und hilft ihnen, im Leben wieder Fuß zu fassen.
Resilienz zeigt sich darüber hinaus, wenn Menschen unter Gefahr für Leib und Leben ihre Identität bewahren und weiterhin an einem harmonischen Wachstum arbeiten: Es gibt zahllose Berichte von Jugendlichen wie zum Beispiel der Jüdin Anne Frank, die auch unter härtesten Bedingungen ihr Leben weiterführen. So schreibt Francine Christophe in ihrem Buch Nicht mehr Eure Welt. Ein Kind in Gefängnissen und Lagern 1942–1944: »Meine Schultern wurden von Tag zu Tag schmäler, aber ich hielt meinen Rücken gerade. Ich dachte an das, was Mama mir gesagt hatte, als ich zum ersten Mal den Judenstern zu tragen hatte: Ich würde mein Rückgrat nicht beugen. Ein Stern kann so hübsch leuchten, aber meiner ist wie Blei.«
Und Resilienz zeigt sich auch dann, wenn jemand von einem oder mehreren Traumen geheilt wird und sich ein gutes Leben aufbaut: Myriam Cardinaux schildert in ihrem Buch Une petite fille en trop (Ein kleines Mädchen zu viel) minutiös die körperlichen und seelischen Grausamkeiten, die eine Mutter ihrem Kind antun kann: Hass, Verachtung, Misshandlung. Heute ist Myriam selbst Mutter und nimmt überdies mit ihrem Mann Pflegekinder auf, die kurzfristig Hilfe benötigen.
Schicksalsschläge überwinden, wieder aufstehen und weitermachen – das ist keine leichte Sache, denn erlittene Traumata lassen sich nicht auslöschen wie Kreide auf einer Tafel.