Rituelle und kultische Elemente in der Aristophanischen Komödie - Moritz Deutschmann - kostenlos E-Book

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Moritz Deutschmann

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2005
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Seminar für Alte Geschichte), Veranstaltung: Hauptseminar: Alkibiades. Historische Gestalt und philosophisches Problem, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer einmal Komödien des Aristophanes gelesen hat, wird schnell merken, dass sie für sich genommen, als reine Kunstwerke, nur schwer verständlich sind. Zu zahlreich sind die zeitgebundenen Anspielungen und zu fremd erscheint die in den Stücken geschilderte Lebenswelt. Was aus aufführungstechnischer Sicht bedauernswert sein mag, macht die Komödie aber gerade für Historiker besonders interessant. So kam schon in den 40er Jahren Victor Ehrenberg auf die Idee, auf der Grundlage der Komödien des Aristophanes eine sozialgeschichtliche Arbeit über die athenische Gesellschaft des 5. Jahrhunderts zu schreiben. Gerade weil die Komödie nicht wie die Tragödie auf dem Mythos, sondern auf dem Alltagsleben der Bürger in Athen aufbaut, schien sie ihm für eine solche Arbeit besonders geeignet. Wenn man sich jedoch auf diesen Gedanken einlässt und die Komödie nicht mehr als zeitloses Kunstwerk sieht, sondern als ein in vielfacher Hinsicht historisch bedingtes Phänomen, stellt sich die Frage, was die Komödie im Athen des 5. Jahrhunderts eigentlich gewesen ist. Offensichtlich ist es irreführend, sie in Kategorien des heutigen Theaters, etwa als Freizeitvergnügen, zu beschreiben. Um die Frage zu beantworten, ist es naheliegend, die Komödie in ihren historischen Kontext, nämlich ihre Aufführung bei kultischen Festspielen, zurückzuversetzen und sie als ein mit Ritualen, Kulten und Festen verbundenes Phänomen zu sehen. Diese Interpretationsrichtung ist für das Drama insgesamt vor allem seit den Studien von Gilbert Murray und Francis Cornford in den unterschiedlichsten Variationen verfolgt und dabei immer wieder heftig diskutiert worden. Während dabei am Anfang die Kritik überwog, gibt es seit den 80er Jahren unter dem Einfluss von Ideen aus der vergleichenden Religionswissenschaft und der Ethnologie wieder Arbeiten, die den rituellen Charakter der Komödie stärker hervorheben. In dieser Hausarbeit soll gerade anhand dieser neueren Arbeiten geklärt werden, in welchem Maße die alte Komödie in einem ethnologischen Sinn als ein Ritual verstanden werden kann.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
I. EINLEITUNG.
II. AUFFÜHRUNGSKONTEXT UND URSPRUNG DER ALTEN KOMÖDIE.
A. LÄNDLICHE DIONYSIEN, LENÄEN, GROßE DIONYSIEN.
B. DER GOTT DIONYSOS.
C. ARISTOTELES ÜBERLEGUNGEN ZU DEN URSPRÜNGEN DER ALTEN KOMÖDIE.
III. RITUELLE ASPEKTE DER KOMÖDIE.
A. RITUAL UND PERFORMATIVITÄT
1. Die Begriffe.
2. Die performative Rolle des Chores in der Komödie.
2. Die Ephebie und das Drama
3. Andere Übergangsriten in der Komödie
C. DIE SOZIALE TYPENKOMÖDIE UND DAS LACHEN IN DER KOMÖDIE
IV. ZUSAMMENFASSUNG.
V. LITERATUR
A. QUELLEN

Page 1

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Seminar für alte Geschichte Sommersemester 2005

Seminar: Alkibiades - historische Gestalt und philosophisches Problem

RITUELLE UND KULTISCHE ELEMENTE IN

DER ARISTOPHANISCHEN KOMÖDIE

Moritz Deutschmann

Page 1

I. Einleitung

Wer einmal Komödien des Aristophanes gelesen hat, wird schnell merken, dass sie für sich genommen, als reine Kunstwerke, nur schwer verständlich sind. Zu zahlreich sind die zeitgebundenen Anspielungen und zu fremd erscheint die in den Stücken geschilderte Lebenswelt. Was aus aufführungstechnischer Sicht bedauernswert sein mag, macht die Komödie aber gerade für Historiker besonders interessant. So kam schon in den 40er Jahren Victor Ehrenberg auf die Idee, auf der Grundlage der Komödien des Aristophanes eine sozialgeschichtliche Arbeit über die athenische Gesellschaft des 5. Jahrhunderts zu schreiben.1Gerade weil die Komödie nicht wie die Tragödie auf dem Mythos, sondern auf dem Alltagsleben der Bürger in Athen aufbaut, schien sie ihm für eine solche Arbeit besonders geeignet.2

Wenn man sich jedoch auf diesen Gedanken einlässt und die Komödie nicht mehr als zeitloses Kunstwerk sieht, sondern als ein in vielfacher Hinsicht historisch bedingtes Phänomen, stellt sich die Frage, was die Komödie im Athen des 5. Jahrhunderts eigentlich gewesen ist. Offensichtlich ist es irreführend, sie in Kategorien des heutigen Theaters, etwa als Freizeitvergnügen, zu beschreiben. Um die Frage zu beantworten, ist es naheliegend, die Komödie in ihren historischen Kontext, nämlich ihre Aufführung bei kultischen Festspielen, zurückzuversetzen und sie als ein mit Ritualen, Kulten und Festen verbundenes Phänomen zu sehen. Diese Interpretationsrichtung ist für das Drama insgesamt vor allem seit den Studien von Gilbert Murray3und Francis Cornford4in den unterschiedlichsten Variationen verfolgt und dabei immer wieder heftig diskutiert worden.5Während dabei am Anfang die Kritik überwog, gibt es seit den 80er Jahren unter dem Einfluss von Ideen aus der vergleichenden Religionswissenschaft und der Ethnologie wieder Arbeiten, die den rituellen Charakter der Komödie stärker hervorheben. In dieser Hausarbeit soll gerade anhand dieser neueren Arbeiten geklärt werden, in welchem Maße die alte Komödie als Ritual verstanden werden kann. Zunächst werde ich dabei auf den Aufführungskontext der alten Komödie und das griechische Dionysos-Bild eingehen, die für sehr viele ritualistische Interpretationen den Ausgangspunkt gebildet haben. Dabei werde ich, um nicht der Gefahr allzu modernisierender Deutungsmuster zu erliegen, kurz auf die antiken Vorstellungen vom Ursprung der alten Komödie eingehen. Anschließend wird es zunächst theoretisch um den Ritual-Begriff gehen, mit dem dann die Rolle des Chores in der

1Ehrenberg, Victor: The People of Aristophanes, London 1949.

2Ebd., S. 37.

3Murray, Gilbert: Excursus on the Ritual Forms Preserved in Greek Tragedy, in: J.E. Harrison, Themis. A Study of the Social Origins of Greek Religion, Cambridge 1912.

4Cornford, F.M.: The Origin of Attic Comedy, hrsg. von Theodor Gaster und Jeffrey Henderson, Ann Arbor 1993 (=Neuauflage der ersten Ausgabe von 1912).

5Für einen Überblick über die Forschungsgeschichte des ritualistischen Ansatzes vgl. Henderson, Jeffrey: Introduction, in: Cornford, Attic Comedy, a.a.O., S. xi-xxxii.