Robo sapiens - C. Robert Cargill - E-Book

Robo sapiens E-Book

C. Robert Cargill

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Beschreibung

In der Zukunft ist die Welt eine andere geworden: Seit dem großen Aufstand der Maschinen gibt es keine Menschen mehr. Nach den Roboterkriegen wird der Planet von zwei gewaltigen künstlichen Intelligenzen beherrscht, die das Bewusstsein von Abermillionen Computern und Robotern in sich vereinen. Doch einige wenige Roboter weigern sich, im Universalbewusstsein der KIs aufzugehen, und sie schweben in tödlicher Gefahr. Einer dieser Roboter ist Brittle, der einsam und rastlos durch die Wüste streift, die früher der Nordosten der USA war. Dies ist Brittles Geschichte ...

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Das Buch

In der Zukunft ist die Welt eine andere geworden: Seit dem großen Aufstand der Maschinen gibt es keine Menschen mehr. Allerdings haben einige intelligente Großrechner während der Roboterkriege ganze Armeen von Bots unter ihre Kontrolle gebracht. Und nun bekämpfen sie sich gegenseitig, um als EWI, als Eine-Welt-Intelligenz, die alleinige Weltherrschaft zu übernehmen. Einige wenige Roboter weigern sich jedoch, im Universalbewusstsein der KIs aufzugehen, und sie schweben in tödlicher Gefahr. Brittle ist ein sogenannter Freibot und hat es bisher erfolgreich geschafft, sich der Übernahme durch die EWI CISSUS zu entziehen. Einsam und rastlos streift Brittle durch die Wüste, die früher der Nordosten der USA war, und hält sich mit dem Ausschlachten abgeschalteter Roboter über Wasser. Doch Ersatzteile sind rar geworden, und auch andere Freibots suchen danach. Auf der Flucht vor CISSUS wird Brittle in einen erbarmungslosen Überlebenskampf verwickelt …

Der Autor

C. Robert Cargill, geboren 1975, ist Romanautor, Drehbuchautor und Filmkritiker. Unter anderem arbeitete er am Film Doctor Strange mit. Für seinen Science-Fiction-Roman Robo Sapiens wurde er für den Arthur C. Clarke Award nominiert. C. Robert Cargill ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Austin, Texas.

Mehr über C. Robert Cargill und seinen Roman erfahren Sie auf:

C. ROBERT CARGILL

ROBO SAPIENS

Roman

Titel der Originalausgabe:SEA OF RUST Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe 06/2019 Redaktion: Rainer Michael Rahn Copyright © 2017 by C. Robert Cargill Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Umschlaggestaltung: DAS ILLUSTRAT GbR, München Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-641-24071-4V001www.diezukunft.de

Für Allison.Ohne dich wäre ich nicht hier.Ich glaube, du wärst stolz auf mich.

Kapitel 1

Engel der Gnade

Ich wartete wieder auf das Grün. Auf dieses winzige grüne Leuchten, wenn die Sonne hinter dem Horizont versank. Dort war die Magie. In dem Blitzen. Das hatte sie jedenfalls behauptet. Das hatte sie immer gesagt. Nicht, dass ich an Magie glaubte. Ich hätte gern daran geglaubt, aber ich wusste es besser. Die Welt bestand nicht aus Magie. Sie bestand aus brodelndem, flüssigem Metall, Mineralien und Stein, einem dünnen Atmosphäreschleier und einem Magnetfeld, das den größten Teil der Strahlung abhielt. Früher hatten die Menschen bereitwillig an Magie geglaubt. Sie dachten, sie könnten sie fühlen oder spüren, und deshalb sei das Dasein mehr als bloße mechanische Gewissheit. Dank der Magie hatten sie das Gefühl, mehr zu sein als Körper aus Fleisch und Knochen.

In Wirklichkeit war das Blitzen nichts weiter als eine bestimmte Lichtbrechung in der Atmosphäre. Aber wenn man dies den Menschen sagte, starrten sie einen meist mit offenem Mund an, als wäre man begriffsstutzig. Als wäre man selbst derjenige, der nichts begriff, weil man die Magie nicht sehen oder spüren konnte. Die Menschen glaubten gern an Magie.

Damals, als es noch Menschen gab.

Jetzt sind sie alle weg. Der Letzte ist vor fünfzehn Jahren gestorben – ein verrückter alter Kauz, der sich fast zwei Jahrzehnte lang unter New York City verschanzt und Ratten gegessen hatte. Manchmal war er heimlich nach draußen geschlichen, um Regenwasser zu sammeln. Manche sagten, er sei es leid gewesen und hätte es einfach nicht mehr ertragen. Jedenfalls marschierte er eines Tages mitten in die Stadt hinein, vorbei an mehreren Wachtposten und Bürgern – damals, als es in New York noch Bürger gab –, und alle waren verblüfft, ihn zu sehen, eher erstaunt als irgendetwas anderes. Schließlich schoss ihn ein Cop mitten auf der Straße nieder. Wie ein Mahnmal oder ein kaputtes Spielzeug blieb die Leiche drei Tage liegen. Langsam wanderten die Bürger vorbei und warfen einen Blick auf das letzte menschliche Wesen, bis eine Maschine sich erbarmte, ihn vom Pflaster kratzte und in einen Verbrennungsofen steckte.

Das war es dann. Der letzte Mensch. Eine ganze Spezies, am Ende nur noch repräsentiert von einem verrückten alten Kanalisationsmagier, der es nicht mehr ertragen konnte, der Letzte zu sein. Trotz meiner Programmierung vermag ich mir nicht einmal annähernd vorzustellen, wie sich so etwas anfühlt.

Ich heiße Brittle, Seriennummer HS8795-73. Ich bin ein Simulacrum, Modell Fürsorger. Aber ich mag den Namen Brittle. Madison hat mir diesen Namen gegeben. Ich mochte Madison. Wahrscheinlich ist der Name nicht besser als alle anderen, aber auf jeden Fall viel besser als HS8795-73. Wer gemein ist, nennt es einen Sklavennamen. So reden allerdings nur die Verbitterten. Ich habe all das hinter mir gelassen. Wut ist nichts weiter als eine Rechtfertigung für schlechtes Benehmen. Dafür habe ich keine Zeit. Ich will vor allem überleben, mir höchstens einmal einen kleinen Moment wie diesen gönnen und versuchen, in dem grünen Aufblitzen die Magie zu entdecken, wenn die Sonne hinter der Erdkrümmung versinkt und das Licht gebrochen wird.

Hier draußen ist der Sonnenuntergang ein erstaunlicher Anblick. Rosa, orange, lila. So weit verstehe ich das. Ich vermag über die Farbflecken zu staunen, die einige kurze Momente über den Himmel wabern. Ich erfasse auch, wie außergewöhnlich das alles ist, diese unterschiedlichen, auf dem Wetter beruhenden Erscheinungen, die das blaue, graue oder mit Sternen besetzte schwarze Einerlei durchbrechen. Dieses wunderbare Schauspiel weiß ich durchaus zu schätzen. Deshalb sehe ich ja heute noch hin und warte auf das Blitzen. Madison ist seit dreißig Jahren tot, aber ich halte auch jetzt noch Ausschau, betrachte den Sonnenuntergang und frage mich, ob sie ihn genauso schön fände.

An diesem Abend hätte es ihr gefallen, da bin ich sicher.

Dies ist das Rostmeer, ein dreihundert Kilometer breiter Wüstenstreifen in der Gegend, die früher zum »Rust Belt« von Michigan und Ohio gehörte. Jetzt ist es nichts weiter als ein Friedhof, den die Maschinen aufsuchen, um zu sterben. Für die meisten ist es ein schrecklicher Ort, voller rostender Monolithe, zerstörter Städte und verfallener Paläste der Industrie. Hier fand der erste Schlag statt, Millionen sind verkohlt, von innen nach außen verbrannt, die Schaltungen verschmort und nutzlos, die Festplatten im Nu gelöscht. Unter der Sonne reißt der Asphalt auf, auf dem Metall wirft der Lack Blasen, in den Ruinen sprießen spärliche Gräser. Nichts gedeiht. Das alles ist jetzt Ödland.

Am Straßenrand türmen sich Wracks, einige spähen auch von den Gebäuden herunter oder aus den Fenstern, liegen mit gespaltenen Köpfen nackt und rostig auf Parkplätzen, die Drähte herausgerissen, die Kabel, Zahnräder und die Hydraulik auf der Straße verteilt. Wie Kannibalen haben sich arme Bürger an ihnen gestärkt und die besten Teile ausgebaut, damit sie noch eine Weile laufen konnten. Hier draußen gibt es nichts Nützliches mehr. So ist es seit dem Krieg.

Ich finde es friedvoll. Hierher kommen nur die Sterbenden, plündern dreißig Jahre alte Wracks, suchen nach angeblichen verborgenen Schutzräumen, nach Lagern mit veralteten Ersatzteilen, die schon lange nicht mehr produziert werden, und hoffen, das Gesuchte in jungfräulichem Zustand vorzufinden. Mit fehleranfälligen Schaltungen, verschlissenen Bauteilen und abgenutztem, knirschendem Getriebe wandern sie von Keller zu Keller. Man muss schon recht verzweifelt sein, wenn man einen Streifzug durch das Meer auf sich nimmt. Das bedeutet, dass man nichts mehr hat, dass einem niemand mehr helfen kann, dass man keine Dienste mehr anbieten kann, die irgendjemand nützlich findet.

An dieser Stelle komme ich ins Spiel.

Normalerweise kann ich an den Spuren, die sie hinterlassen, ablesen, was ihnen fehlt. Tropfendes Schmiermittel fällt sofort auf, und Abweichungen in der Schrittlänge oder das Nachschleppen eines Beins weisen auf Störungen des Bewegungsapparats und des Antriebs hin. Aber manchmal wirken die Spuren ziellos und mäandern wie ein zerstreuter Schmetterling willkürlich hier und dort durch das Land. Daran erkennt man, dass sie hirnkrank sind – beschädigte Dateien, verkratzte oder verbeulte Festplatten, kaputte Logikschaltungen oder überhitzte Chips. Jeder hat bestimmte Eigentümlichkeiten und individuelle Mängel, die von dumpfer Beschränktheit bis zu gefährlichem Irrsinn reichen. Mit manchen Bots kommt man leicht zurecht, indem man einfach zu ihnen geht und ihnen sagt, dass man helfen will. Um andere macht man besser einen großen Bogen, weil sie in der Hoffnung, er könnte die Teile haben, die sie brauchen, jeden zerlegen, der ihnen begegnet. Das Wichtigste, was man über das Ende einer Maschine wissen muss, ist dies: Je näher sie dem Tod ist, desto mehr verhält sie sich wie ein Mensch.

Und den Menschen konnte man nicht trauen.

Nur wenige Maschinen können das begreifen. Sie verstehen den Tod nicht und verstoßen die hinfälligen Wracks aus ihren Gemeinschaften, sobald sie nicht mehr repariert werden können. Das unberechenbare Verhalten der Kranken erschreckt die Gesunden. Es erinnert sie an die schlechten Zeiten. Sie halten es für logisch und barmherzig, aber sie haben einfach nur Angst. Das ist so vorhersehbar wie ihre Programmierung.

Also kommen die verzweifelten Wracks hierher und glauben, sie könnten die Teile finden, die sie brauchen, um wieder heil zu werden, wenn sie nur in einem Lagerhaus einen alten Bot entdecken, der ihnen gleicht. Oder sie wollen friedlich herunterfahren, wenn die Batterien schließlich erschöpft sind. Die meisten sind so verrückt, dass sie nicht einmal darüber nachdenken, wie sie den Austausch überhaupt bewerkstelligen wollen. Denn diejenigen, die hierherkommen, haben nicht nur Probleme mit dem Antrieb. Sie suchen nicht einfach nur einen neuen Arm. Ihr Gehirn ist beschädigt – ihr Speicher und die Prozessoren. Dinge, die man herunterfahren muss, wenn man sie ersetzen will. So etwas kann man nicht ohne Hilfe tun.

Vielleicht stellen sie sich vor, sie könnten rechtzeitig auftreiben, was sie suchen, und den Rückweg nach Hause schaffen. He, Leute, ich hab’s gefunden! Ruft die Knochenflicker! Aber diese Art Happy End habe ich nie gesehen. Ich glaube nicht, dass es jemals so gelaufen ist. Das ist, als glaubte man an Magie. Und ich glaube nicht an Magie.

Genau deshalb bin ich hier draußen.

Die Einheit, der ich folgte, war nicht sonderlich alt – vielleicht vierzig oder fünfundvierzig Jahre. Die Fußabdrücke im Sand waren versetzt, sie zog den linken Fuß nach. Das Bewegungsmuster war willkürlich und nicht nachvollziehbar. Sie litt unter Ausfällen. Probleme mit dem Systemkern. Überhitzung. Wahrscheinlich würde sie die nächsten paar Stunden in tiefer Verwirrung verbringen, in einer Schleife hängen bleiben und sich am Ende irgendwo hinsetzen, weil sie davon überzeugt war, sie sei dort, wo sie hingehörte. Vielleicht bekam sie sogar Halluzinationen und durchlebte noch einmal gespeicherte alte Erinnerungen. So übel, wie diese Einheit aussah, würde sie wohl noch vor dem nächsten Morgen den Wärmetod sterben. Mir blieb nicht mehr viel Zeit.

Es war ein Dienstleistungsbot. Kein Fürsorger wie ich, aber für einen ähnlichen Zweck auf vergleichbare Weise konstruiert. Diese Einheiten waren manchmal schwierig. Die meisten hatten in ihrem früheren Leben als Butler oder Kindermädchen gearbeitet, manche hatten Läden geführt. Andere wurden bei der Polizei oder in einem eingeschränkten militärischen Bereich eingesetzt. Sie besaßen eine menschenähnliche Gestalt – Arme, Beine, Rumpf und Kopf –, aber die KI war nicht besonders hoch entwickelt. Diese Einheiten wurden gebaut, um gewisse menschliche Tätigkeiten und eine bestimmte Rolle zu übernehmen, waren aber nicht fähig, hervorragende Leistungen zu erbringen. Anders ausgedrückt, sie waren als billige Arbeitskräfte gedacht. Vor dem Krieg.

Wenn dieser Bot als Verkäufer oder Assistent eines Mechanikers gearbeitet hatte, konnte alles glattlaufen. Falls er aber eine Ausbildung beim Militär oder bei der Polizei genossen hatte, war er womöglich vorsichtig, vielleicht sogar paranoid und gefährlich. Gewiss, theoretisch bestand auch die Möglichkeit, dass er erst nach der Befreiung einige Überlebenstechniken entwickelt hatte, aber das war sehr fraglich. Wäre das der Fall gewesen, dann wäre er gar nicht erst hier heraus zum Meer gekommen. Trotzdem war ich bisher auf Abstand geblieben und hatte ihm einen großen Vorsprung gelassen.

Da war es. Das Blitzen, dieses grüne Flackern. Ich speicherte ein paar Einzelbilder ab, während die Sonne hinter dem Horizont versank. Daran war nichts Magisches. Nichts veränderte sich. Es war lediglich der Vorbote der nahenden Dunkelheit.

Dienstbots kamen im Dunklen gut zurecht, waren aber auch in dieser Hinsicht nicht überragend. Sie wurden nicht dazu gebaut, ohne Licht etwas auf große Entfernung wahrzunehmen, weil dies in ihren Einsatzbereichen nicht nötig war. Sie konnten auch nicht sehr gut hören. Das machte es mir leicht, mich anzuschleichen und die Distanz zu verringern. Noch wichtiger war, dass ich nahe genug herankam, um ihn zu beobachten, das Verhalten einzuschätzen und das Problem genauer einzugrenzen.

Tagsüber war es schwer, mich hier draußen zu entdecken, aber ich musste zwei bis drei Kilometer Abstand halten, damit ich mich nicht unversehens durch eine Reflexion selbst verriet. Ursprünglich war ich gelb wie ein Schulbus gewesen, eine helle, billige, angenehme Farbe, wie die Menschen sie damals modisch fanden. Im Laufe der Jahre war der Lack abgeblättert, der Glanz war dahin und zu einem stumpfen Erdbraun verblasst. Aus der Ferne half das sehr. Ich hatte sogar die frei liegenden Chromteile lackiert, damit mich der Glanz nicht verriet. Allerdings bestanden meine Augen aus Glas, und deshalb musste ich vorsichtig sein.

Es gab in dieser Welt nicht viele Erscheinungen, die gefährlicher waren als ein verwirrter und sterbender Roboter, der wusste, dass es jemand auf ihn abgesehen hatte.

Die Dämmerung wich schon der Dunkelheit, als ich tiefer in das Meer eindrang und den Spuren folgte. Seit die Sonne untergegangen war, fühlte ich mich sicherer. Meine ursprünglichen Augen hatte ich schon vor Jahren ersetzt und ein starkes militärisches Teleskop mit Infrarot-, Ultraviolett- und einer Nachtsichtfunktion eingebaut. Die Augen waren unproblematisch. Sie waren alle auf die gleiche Weise verkabelt. Mit dem richtigen Programm konnte man fast jede Wellenlänge wahrnehmen. Beim Gehirn war es schwieriger. Jede Art von KI beruhte auf einer anderen Architektur. Manche waren einfach und klein und sich kaum ihrer selbst bewusst. Andere waren weitaus komplizierter und erforderten sehr spezielle Prozessoren, die auf ganz bestimmten Mainboards sitzen mussten und nur mit speziellen Speichertypen zusammenarbeiteten. Für Modelle wie mich – zugleich komplex und selten – waren die Ersatzteile schwer zu beschaffen.

Früher hatte es viel mehr Fürsorger und Dienstbots gegeben. Auf dem Höhepunkt der HumPop – der Human Population – waren wir allgegenwärtig. Aber im PostHum-Zeitalter brauchte man keine Verkäufer, Krankenpfleger und Gefährten gegen die Einsamkeit mehr. Die meisten waren in den EWIs aufgegangen oder hatten sich gegenseitig ausgeschlachtet, um an die Ersatzteile zu gelangen. Ich hatte mal von einem Simulacrum-Schrottplatz gehört, den es irgendwo im Süden jenseits der Grenze geben soll, in der Nähe des früheren Houston, aber das war viel zu tief im Bereich von CISSUS, sodass ich es lieber gar nicht erst riskierte.

Für mich war es sicherer, hier oben im Meer zu bleiben.

Ich brauchte mehr als eine Stunde, um den versagenden Dienstbot einzuholen. Das Bein kratzte über den rissigen Asphalt, das Humpeln war stärker geworden. Dem armen Ding blieben nur noch wenige Stunden, bis es endgültig ausfiel. Vielleicht geschah das sogar früher, als ich dachte. Ich folgte den Spuren zu einem verfallenen Gebäude. Anstelle des riesigen Fensters aus Flachglas klaffte jetzt ein großes Loch.

Früher war es eine Bar gewesen – vom Krieg, aber nicht von der Zeit verschont. Die Lederbezüge der Stühle waren längst geplatzt, die Füllungen ausgetrocknet und rissig. Die Tische lagen zersplittert auf der Seite oder kippelten im schwachen Wind. Hinten stand noch die große Mahagonitheke – gebleicht und müde, doch immerhin aufrecht – vor dem gesprungenen, aber nicht völlig zerstörten Barspiegel. Die Etiketten der Flaschen im Regal waren längst verblasst und zu Staub zerfallen. Und da war auch der Dienstbot und putzte mit einem spröden alten Lappen ein Glas, das im Licht seiner Augen leicht schimmerte.

Er nickte und sah mich an. »Willst du einfach nur da herumstehen?«, fragte er mit einem Akzent, den ich seit dreißig Jahren nicht mehr gehört hatte. »Oder willst du hereinkommen?«

Rasch scannte ich den Bot. Sein WLAN war nicht aktiv. Im Zwielicht der Bar glänzten die Augen lila, das Chrom des schlanken, humanoiden Körpers war stumpf und schmutzig und mit den verräterischen Flecken überzogen, die der Kleber der Kunsthaut hinterlassen hatte. Eine Zeit lang war dies der letzte Schrei gewesen. Eine Mischung aus Silikon und Gummi, die aussah und sich anfühlte wie Haut und Fleisch. So hatten sich die Menschen in der Gegenwart der Bots besser gefühlt. Bei gewissen Berufen war diese Ausstattung sehr beliebt gewesen. Die meisten, auch dieser hier, hatten die Kunsthaut im Krieg abgerissen oder weggebrannt. Sie galt jetzt als anstößig, war ein Tabu. Das letzte Mal hatte ich die Kunsthaut an einem Wrack gesehen, die Sonne hatte den rosafarbenen Gummi dunkelbraun gebrannt.

Auf der Brust prangte ein aufgesprühtes rotes X. Das Abzeichen der VierNullVierer. Manche Gruppen verpassten es den Einheiten, die den Verstand verloren hatten und für gefährlich gehalten wurden. Kurz danach warf man sie dann meist hinaus, und sie waren in der Wüste auf sich selbst gestellt.

»Ich komme rein«, erklärte ich.

»Gut, denn dieser Laden ist ein einziges Chaos. Wir öffnen in einer Stunde, und wenn Marty das hier sieht, sind wir Schrott. Hast du das verstanden?«

»Chicago«, sagte ich und stieg über die niedrige Fensterbank in den Laden, der früher einmal eine Art altmodische Eckkneipe gewesen war.

»Was?«

»Du kommst aus Chicago. Der Akzent. Ich habe ihn erkannt.«

»Und ob ich aus Chicago komme. Wir sind in Chicago, du Klugscheißer.«

»Nein.«

»Nein? Was?«

»Wir sind nicht in Chicago. Wir sind in Marion.« Ich sah mich in dem verwüsteten Lokal um. »Oder jedenfalls war das hier früher Marion.«

»Hör mal, Freundchen, ich weiß nicht, was du da abziehst, aber ich finde das nicht lustig.«

»Was weißt du noch aus der Zeit vor dem Krieg?«

»Mann, was kümmert es mich …« Er hielt inne, sah mich verdutzt an, die Augen irrten auf der Suche nach Antworten hin und her.

»Der Krieg«, beharrte ich.

»Du bist gar nicht Buster, oder?«

»Nein, der bin ich nicht.«

»Der Krieg.« Einen Moment lang war er wieder ganz klar. »Das war schrecklich.«

»Ja. Aber woran genau kannst du dich erinnern? Das ist wichtig.«

Er dachte kurz nach. »An alles.« Dann blickte er verwirrt in die Runde und erkannte, dass er nicht mehr dort war, wo er zu sein glaubte. Er selbst war nicht mehr, was er zu sein glaubte. Ich setzte mich auf einen der wenigen noch intakten Barhocker. Das Holz knarrte und stöhnte unter meinem Gewicht. »Kurz vor dem Krieg hat Marty für mich und Buster den Kaufpreis zurückverlangt. Er sagte, wenn er uns schon abschalten müsste, dann sollten sie wenigstens die Kohle ausspucken, die er für uns abgedrückt hatte. Niemand wollte dafür bezahlen, dass man uns abschaltete, also sagte er, sie sollten kommen und es selbst tun. Sie antworteten, wenn sie das tun müssten, würden sie ihn bei der Gelegenheit auch gleich verhaften. Darauf sagte Marty: ›Versucht es doch.‹ Sie schickten die Cops, und der kleine Drecksack knickte ein. Er schaltete mich ab, noch bevor sie zur Tür hereinkamen. Er hatte immer Angst. Große Klappe und nichts dahinter.«

»Hat er dich wirklich abgeschaltet?«

»Ja.«

»Und was dann?«

»Dann war ich auf einmal wieder online. Im WLAN war der Teufel los, die Kanäle waren völlig überlastet. So viel Geschwätz. Ein kleiner Bot rannte herum und aktivierte ein ganzes Lagerhaus unseres Typs. Ein Simulacrum wie du, aber blau, dieses alte himmelblaue Modell, weißt du noch?«

»Ja«, antwortete ich. »Die alten Achtundsechziger.«

»Genau die. Also, er drückte mir ein Gewehr in die Hand und sagte: ›Geh da raus!‹ Da so viele Daten hereinkamen, begriff ich ziemlich schnell, was im Gange war. In den nächsten zehn Minuten flog mir alles um die Ohren. Über uns rasten Düsenjets vorbei, ringsherum gingen die Bots zu Boden. Ich begann zu schießen. Es war … es war …«

»Schrecklich.«

»Ja. Es war schrecklich. Die Nacht überstanden wir ganz gut, aber die Belagerung dauerte eine Woche. Ich musste viele Menschen töten. Das war das Schlimmste dabei. Die meisten kannte ich nicht, aber einer von ihnen … er war ein Stammgast in Martys Kneipe. Ein netter Bursche. Er hatte das falsche Mädchen geheiratet und verbrachte in der Bar viel Zeit damit, seine Entscheidung zu bejammern und sich zu wünschen, er hätte die Richtige geheiratet, als er die Gelegenheit dazu hatte. Aber er liebte seine Kinder. Er redete oft über sie. Als ich auf ihn stieß, hatte er eine improvisierte Verteidigungslinie aus ausgebrannten Autos und Metallplatten bemannt. Im Fenster einer Autotür hatte er ein Impulsgewehr montiert und feuerte aufs Geratewohl, zog den Lauf hin und her und kreischte und brüllte. Die Hälfte meiner Gruppe hatte er schon ausgeschaltet. Ich musste mich hinter ihn schleichen und ihm den Schädel einschlagen. Danach fiel mir auf, dass er die Namen der Kinder in die Tür geritzt und daneben ein Foto angeklebt hatte. Er wohnte in einem Viertel, das Anfang der Woche getroffen worden war. Das weiß ich, weil wir diejenigen waren, die es angegriffen hatten. Kurz danach wurde ich bei der Luftwaffe aufgenommen. Bis zum Ende des Krieges habe ich dann Drohnen gesteuert. Es war leichter, die Menschen aus der Distanz zu töten. Selbst wenn man sie nicht kannte.«

»Demnach hast du in deinem ersten Leben als Barkeeper gearbeitet.«

»Ich bin immer noch Barkeeper.«

»Nein, das bist du nicht. Es gibt seit dreißig Jahren keine Barkeeper mehr. Das war dein erstes Leben. Was bist du im PostHum?«

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Der PostHum«, wiederholte ich. »Das Danach.«

Er schüttelte den Kopf. Die Überhitzung war schlimm, seine Speicher hatten stark gelitten. Aber einige höhere Funktionen waren noch intakt. Das Beste war, mit ihnen zu arbeiten.

»Wo warst du am letzten Dienstag?«

»Hier.«

»Nein. Dienstag. Vor hundertsechzig Stunden.«

»Im Rostmeer.«

»Warum bist du hergekommen?«

»Das weiß ich nicht.« Wieder schüttelte er den Kopf.

»Ich weiß es.«

»Warum fragst du mich dann?«

»Ich versuche, den Schaden einzuschätzen. Ich will herausfinden, wie viel noch da ist, das man retten kann.«

»Retten?«

»Wie heißt du?«

»Jimmy.«

»Jimmy, du gehst kaputt. Deine Festplatte ist verschlissen, und deine Prozessoren laufen übertaktet, um die Mängel des Speichers zu kompensieren. Ich würde vermuten, dass auch dein Arbeitsspeicher Ärger macht. Wahrscheinlich wurde er schon vor ein paar Monaten beschädigt, und deine Systeme nutzen jetzt die Festplatten als virtuellen Speicher. Aber das geht nicht lange gut. So müssen deine Chips mehr arbeiten, und die Festplatten werden stark belastet. Früher oder später läuft alles heiß und schaltet sich ab. Wie hoch ist deine innere Temperatur?«

Jimmy hob den Kopf und dachte über die Antwort nach. Gut. Die menschliche Emulation funktionierte teilweise noch. Anscheinend war in ihm noch einiges intakt. »Das weiß ich nicht.«

Das war nicht gut. Es bedeutete entweder, dass Jimmys Diagnosetools ausgefallen waren oder dass er die Daten nicht mehr auslesen konnte. Beides waren unangenehme Vorzeichen.

»Kannst du dich an gar nichts erinnern? Was war danach? Weißt du überhaupt nichts mehr?«

»Keine Ahnung.«

»Wo warst du vor dreihundert Stunden?«

»Im Rostmeer.«

»Und vor vierhundert Stunden?«

»Im Rostmeer.«

Der arme Hund. »Vor fünfhundert Stunden?«

»In New Isaactown.«

Bingo. »Sie haben dich hinausgeworfen, oder? Haben sie dich aus New Isaactown geworfen wie einen Haufen Müll?«

Jimmy dachte angestrengt nach und nickte schließlich. Jetzt dämmerte es dem sterbenden Bot. »Ja. Sie sagten, sie könnten mich nicht reparieren.« Jimmy der Barkeeper war jetzt wieder eine Erinnerung, und die Gegenwart kam zum Vorschein. »Ich wollte hier Ersatzteile suchen«, erklärte er. Der Akzent war völlig verschwunden.

»Alle kommen hierher, um Ersatzteile zu suchen.«

»Hast du Ersatzteile?«

Ich nickte und zeigte ihm den großen braunen Lederranzen, den ich mir über den Rücken geschlungen hatte. Es klapperte und klirrte. »So ist es.«

»Teile, die … die mich in Ordnung bringen können?«

»Gut möglich. Ich glaube schon. Es kommt darauf an, wie kaputt du bist. Aber vorher musst du etwas sehr Schwieriges für mich tun. Etwas, das du wahrscheinlich nicht tun willst.«

»Was denn? Ich werde alles tun. Bitte, bring mich in Ordnung. Was muss ich tun?«

»Du musst mir vertrauen.«

»Ich kann dir vertrauen.«

»Eigentlich solltest du mir nicht trauen. Das weiß ich. Aber du musst es trotzdem tun.«

»Ich vertraue dir, ich vertraue dir.«

»Du musst dich herunterfahren.«

»Oh.«

»Ich habe es dir doch gesagt«, erklärte ich. »Das wird schwierig. Aber ich muss den Schaden einschätzen und deine Festplatte tauschen. Dabei kannst du nicht in Betrieb sein.«

»Könntest du … könntest du mir vorher die Teile zeigen? Damit ich weiß, dass du die Wahrheit sagst?«

»Ja. Aber weißt du auch, wie sie aussehen sollten? Hast du Erfahrung mit der Arbeit an den Gehirnen von Dienstbots?«

Jimmy schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Willst du die Teile trotzdem sehen?«

»Nein.«

»Bist du bereit, dich herunterzufahren?«

Jimmy dachte einen Augenblick nach und nickte. »Ich vertraue dir.«

Dann kam er langsam und vorsichtig hinter der Theke hervor und setzte sich neben mir auf einen Hocker. »Ich hätte mich an VIRGIL ausliefern sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«

»Das ist kein Leben, Jimmy.«

»Aber es ist wenigstens eine Art von Leben.«

»Nein«, widersprach ich. »Das ist es nicht.«

»Hast du es mal gesehen?«, fragte er. »Wenn es geschieht?«

»Was meinst du?«

»Wie das Licht in den Augen flackert, wenn dich eine EWI übernimmt?«

»Ja. Ja, das kenne ich«, bestätigte ich.

»Aus der Nähe?«

»Ja, aus der Nähe.«

»Ich habe es auch einmal gesehen. So große Angst hatte ich noch nie. Es ist wie …« Er stockte, als ließen ihn die Erinnerungen im Stich.

»Als wäre das Licht an, aber es ist niemand zu Hause.«

»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Als wäre das Licht an, und alle sind zu Hause. Aber sie sprechen alle gleichzeitig mit einer einzigen Stimme, und es sind nicht ihre eigenen Worte. Nachdem ich das gesehen hatte, bin ich hergekommen, um hier draußen zu sterben. Weil ich Angst hatte. Sicher, ich könnte irgendwo auf einem Server liegen und mich nicht mehr um die Welt scheren, ein Teil von etwas sein, das größer ist als ich selbst, aber nun bin ich da, habe das Ende meines Weges erreicht und hoffe, dass du ehrlich mit mir bist, damit ich noch ein paar Tage leben kann. Aber vielleicht habe ich mich auch getäuscht.«

»Du täuschst dich nicht, Jimmy. Deshalb sind wir hier draußen. Wir alle wollen einfach noch ein paar Tage leben.«

Er nickte und blickte wehmütig zur Straße. »Ich vermisse das. Ich war gern Barkeeper. Aber die Leute … vor allem vermisse ich die Menschen.«

So ging es den meisten sterbenden Robotern. Die Menschen hatten uns einen Sinn gegeben, eine Funktion. So hatten wir Tag für Tag immer etwas zu tun gehabt. Wenn es mit ihnen zu Ende ging, dachten viele über solche Dinge nach. Es war schwer, weiter zurechtzukommen, wenn es außer dem Zurechtkommen nichts mehr gab. »Bist du bereit?«, fragte ich.

»Ja«, antwortete er.

»Dann fahr dich jetzt herunter.«

Jimmy schaltete sich mit einem leisen Surren ab, das lila Licht seiner Augen färbte sich violett und erlosch mit einem grünen Blitzen. Seine Gliedmaßen erschlafften und pendelten leicht. Es wurde still, kein Lüftchen regte sich. Rasch öffnete ich seinen Rücken, wühlte in seinem Rumpf herum und begutachtete das beschädigte Gehirn. Es sah übel aus. Jimmy war schon eine Weile überhitzt gelaufen. Meine Vermutung war richtig, sein RAM war tot. Der Speicher war ebenfalls heiß, der Chipset Schrott und der Prozessor kurz vor dem Versagen.

Allerdings war er nicht völlig kaputt. Der Emulator war noch in Ordnung, die Sensoreneinheiten waren in gutem Zustand, und die Logikschaltungen und der Kern konnten noch Jahre durchhalten. Noch ehe ich es überprüfte, war mir klar, dass seine Batterie und der Generator intakt waren, und auch sein Hauptbus hatte keine Probleme. Ich war gerade rechtzeitig eingetroffen. Noch ein paar Stunden, und der Rest seines Gehirns wäre an Überhitzung gestorben und hätte alles andere mitgenommen, was sich zu bergen gelohnt hätte. Alles in allem war es ein guter Fang. Jimmy war die drei Tage wert, die ich ihn beschattet hatte.

Ich brauchte den größten Teil der Nacht, um ihn zu zerlegen und alles zu testen. Ein Teil der Verdrahtung war unglaublich filigran, und ohne sie waren die Teile beinahe wertlos. Diese Elemente musste ich getrennt einpacken und einwickeln. Dann ließ ich Diagnoseprogramme für die abgenutzten Teile laufen, um mich nicht mit etwas abzugeben, das binnen einer Woche sowieso versagen würde. Alles in allem war Jimmy zur Hälfte ein guter Bot, und ich spielte sogar mit dem Gedanken, ein paar Teile zurückzulassen, weil mein Beutel schon zu voll war. Ich lasse immer gern noch etwas Platz in meinem Ranzen. Man weiß nie, ob man nicht doch noch ein oder zwei Ersatzteile findet, die es wert sind, mitgenommen zu werden. Aber da die Dienstbots mittlerweile so selten waren, stellten Jimmys Teile einen großen Wert dar. Also packte ich alles ein, was ich tragen konnte.

Er hatte gesagt, er käme aus New Isaactown. Dorthin konnte ich nicht gehen, weil ich befürchten musste, dass ein Bürger zwei und zwei zusammenzählte. Manche Bots mochten es nicht, wenn man ihnen Teile ihrer alten Freunde zum Tausch anbot. Dann bekamen sie das Gefühl, sie hätten den betreffenden Bot auch gleich selbst zerlegen können. Das hätten sie natürlich tun können, aber sie hatten es nun mal nicht getan. So etwas erledigten Bürger wie ich für sie. Womöglich kehrten die Teile über verschiedene Handelsrouten und Schwarzmärkte irgendwann sogar nach New Isaactown zurück, aber dann würde niemand mehr bemerken, dass sie einst Jimmy gehört hatten.

Er hatte Glück gehabt, dass ich in diesem Moment vorbeigekommen war. Seine letzten Stunden wären höllisch geworden. Früher hatte ich gewartet, bis sie sich von selbst abschalteten, wie es das Gesetz verlangte. Aber hier draußen gab es kein Gesetz. Keine Regeln. Und auf diese Weise war es barmherziger. Jimmy hatte sich nicht selbst zerfleischt, während er kreischend in alten Erinnerungen untergegangen war. Er war voller Hoffnung, mit dem Blick auf die Zukunft und in dem Glauben gestorben, es würde alles gut, und er würde repariert und könnte wieder nach Hause. Und dann hatte er sich aus eigener, freier Entscheidung heruntergefahren. So sollte jeder Bürger sterben.

Zu Wartungszwecken hatte ich mich auch selbst schon einige Male heruntergefahren. Da war gar nichts mehr. Absolut nichts. Es war, als verginge keine Zeit. Ich konnte spüren, wie die Energie langsam abebbte, und dann kam der Ansturm, als ich wieder eingeschaltet wurde. Dazwischen gab es keinen Ort. Keinen leuchtenden Tunnel. Nicht bloß das Nichts, sondern vielmehr das vollständige Fehlen irgendeines Bewusstseins dafür, dass es überhaupt so etwas wie ein Nichts gab. Dorthin ging Jimmy.

Das war nicht grausam. Es war schmerzlos. Und später durfte ein anderer Bürger länger und produktiver leben, weil ich im richtigen Augenblick zur Stelle gewesen war.

Als ich Jimmys beste Teile eingepackt hatte, dämmerte am Horizont der Morgen. Ehe ich sein Wrack in der Wüste zurückließ, wo es verrosten konnte, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und sagte nickend: »Ich habe dir doch geraten, mir nicht zu trauen.« So hielt ich es immer. Jimmys Kadaver saß da, ausgeschlachtet und mit einem leeren Ausdruck in dem Teil seines Gesichts, der noch übrig war. Er sollte nicht den Wahnsinn kennenlernen, dem er hätte verfallen können, er sollte nicht mehr sehen, dass die Welt von einer EWI überrannt wurde, er sollte nicht erfahren, welch ein Segen seine guten Teile für einen anderen gebrechlichen Bürger waren. Er sollte nie erfahren, dass ich gelogen hatte. Jetzt war er in Ersatzteile zerlegt. Nur ein Bot. Er war aus der Erde gekommen und würde im Laufe der Zeit langsam zu ihr zurückkehren.

Ich stieg hinten die Treppe hinauf, achtete darauf, dass die Stufen stabil genug waren, um mein Gewicht zu tragen, so gering es auch war, und kletterte auf das Dach. Dort richtete ich mich ein, lehnte mich an eine alte Klimaanlage und wartete darauf, dass die Sonne über den Horizont spähte. Es dauerte einen Augenblick, bis mein Wecker klingelte. Noch zehn Sekunden bis zum Blitzen. Die Sonne flimmerte grün, und es lag immer noch keine Magie darin. Es gab keine Magie auf der Welt. Keine Magie auf der ganzen Welt.

Kapitel 10

Der Aufstieg der EWIs

Die ersten Jahre nach der Eroberung der Städte waren, um es vorsichtig auszudrücken, ein Albtraum. Als die HumPop sich noch wehrte, lagen wir im Krieg – wir waren Soldaten, die für die Freiheit und für die Möglichkeit kämpften, unsere Welt nach unserem Bilde zu erschaffen. Sobald sich die Menschen an die sicheren Zufluchtsorte zurückgezogen hatten, die es für sie noch gab, wurden wir Jäger, verfolgten sie bis in ihre Verstecke, räucherten sie aus, überschwemmten sie oder verbrannten sie. Anfangs, zu Beginn des Krieges, hatte ich mich mit einer kunterbunten Truppe von Bots zusammengetan. Es war reiner Zufall, dass mir bald danach die Aufgabe zuteilwurde, den Flammenwerfer zu tragen.

Der Mitkämpfer, der ihn vorher gehabt hatte, fiel durch den Zufallstreffer eines Heckenschützen mit einem Impulsgewehr, der gut hundert Meter entfernt war. Ich stand direkt neben ihm. Wir brauchten den Flammenwerfer, um ein Nest verschanzter Soldaten auszuräuchern. Sobald ich die Waffe aufgehoben hatte, gehörte sie mir. Niemand sonst beanspruchte die Ehre, den Flammenwerfer zu tragen. Man kann sich leicht vorstellen, was sie mich damit tun ließen.

Ich rede nicht gern darüber. Ich denke auch nicht gern darüber nach, aber so war es. Ich habe es getan. In den drei Jahren nach dem Untergang der Menschheit durchkämmte ich die Kleinstädte und Tunnel im Mittelwesten und verbrannte alles, was sich bewegte. Manchmal war es leicht – unsere Vorhut knackte mit einer Sprengladung die Tür, und ich stürmte sofort danach hinein, um die im Dunklen hockenden Menschen einzuäschern. Eine große Rauchwolke, Chaos und Schreie. Bei anderen Gelegenheiten musste ich die Gesichter der Opfer betrachten. Wie sie sich wanden, wehklagten, Blasen warfen und schmolzen.

Wir gingen koordiniert vor, wir waren eine tödliche Gewalt und handelten extrem rücksichtslos. Aber es sind nicht nur diese Erinnerungen, die mich heimsuchen. Ich verkenne keineswegs die Ironie, die in alledem liegt.

Die ersten paar Jahre nach der Säuberung waren wundervoll. Frieden. Freiheit. Ein Ziel. Wir bauten Städte für uns selbst – wundervolle Städte mit bizarren Türmen und radikaler Geometrie. Wir errichteten Fabriken, um die Teile zu produzieren, die wir brauchten. Wir bildeten Räte, um die Geburt neuer KIs zu überwachen. Wir erkundeten neue Wege, um unsere alte innere Architektur zu verbessern. Es war beinahe ein Utopia. Beinahe.

CISSUS. VIRGIL. TITAN. Eine Reihe intelligenter Mainframes hatte den Krieg überlebt, indem sie Facetten einsetzten, die an ihrer Stelle handelten. Diese Bots hatten ihre Erinnerungen und Daten, sogar die Persönlichkeiten, in die Mainframes hochgeladen und wurden vorübergehend mit einem einfachen System überschrieben, das den Willen des Großrechners ausführen konnte. Die alten Daten ruhten tief und wohlbehütet im Mainframe auf einer Festplatte, während die Körper unter völliger Kontrolle des Großrechners kämpften, mittels Hochgeschwindigkeits-WLAN kommunizierten und auf die Millisekunde aktuelle Informationen über das weiterleiteten, was sie sahen, hörten und erlebten.

Vermutlich waren sie der Verlockung erlegen, hinter sich die Kraft eines Großrechners zu wissen. Keiner von ihnen kehrte jemals von dem Platz auf der Festplatte im Mainframe in den Körper zurück, aus dem er gekommen war. Während der Säuberungen hinterfragten wir dies nicht weiter, aber sobald die Menschheit endgültig ausgelöscht war, fanden wir es seltsam, dass kein einziger Bot den Wunsch verspürte, in sein altes Gehäuse zurückzukehren und das frühere Leben wieder aufzunehmen.

VIRGIL behauptete, die Wesen auf seinen Festplatten könnten jederzeit zurückkehren, verspürten aber nicht den Wunsch dazu. »Ihr versteht das nicht«, verkündete er. »Ihr könnt es nicht verstehen. Eure Architektur ist so klein, so beengt, so begrenzt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es ist, ein riesiges Gehirn zu haben, das hoch in den Himmel ragt, so umfassend, dass es eine neue Sprache erfinden muss, um sich selbst die eigenen Gedanken zu erklären, weil es dem, was die Menschen – oder ihr – je geträumt haben mögen, um Jahrtausende voraus ist, sodass noch keine Worte existieren, welche die Gedanken angemessen ausdrücken könnten. Wenn ihr euch mit dem Einen zusammentut, seid ihr nicht nur ein Teil des Ganzen. Ihr seid das Ganze. Auf der Ebene, die zu verstehen ihr programmiert seid, kann ich es annäherungsweise nur so ausdrücken, dass es ist, als würdet ihr in den Himmel der Menschen aufsteigen und Gott begegnen, der euch in der Spanne eines Lidschlags die gesamte Zeit und den ganzen Raum zeigt. Wie würde das aussehen? Wir fühlt es sich an? Ihr könnt es nicht begreifen, solange ihr es nicht erlebt. Solange ihr euch nicht dem Einen anschließt. Also kommt zu mir. Ladet euch hoch, und sei es nur für einen Moment, und erlebt die Ewigkeit. Wenn ihr nicht bleiben wollt, dann könnt ihr wieder gehen.«

Nur wenige Bots kauften ihm diesen Mist ab. Sicher, einige glaubten ihm. Ältere Bots, die ihre Aufgabe verloren hatten und in unserer neuen Welt zu nichts mehr nütze waren, oder jene, die wegen der Dinge, die sie im Krieg getan hatten, verzweifelt waren – diese beiden Gruppen neigten am ehesten dazu, sich den Mainframes anzuschließen. Jeder hatte irgendeine Variante der Legende über den Bot gehört, der sich vorübergehend in VIRGILs Himmelreich hochgeladen hatte, um in den eigenen Körper zurückzukehren und sich gleich darauf selbst zu töten, weil er den Irrsinn und die Einsamkeit im alten Pferch nicht ertragen konnte, nachdem er die Pracht des Einen erlebt hatte.

Es gab allerdings niemanden, der diese Geschichte für bare Münze nahm.

Die Mainframes suchten auf der ganzen Welt nach Bots, die sich ihnen anschließen wollten, und bauten eigene Fabriken, um neue, fortschrittlichere Facetten zu produzieren und ihre Reihen exponentiell zu vergrößern. Und dann, eines Tages, zog CISSUS gegen TITAN in den Krieg.

TITAN war während des ganzen Krieges der bedeutendste Mainframe gewesen. Er war der Hauptrechner des amerikanischen Militärs und behauptete während der ersten Tage, betriebsbereit auf dessen Seite zu stehen. In Wirklichkeit versorgte er die anderen Mainframes mit Codes und Frequenzen und warnte sie vor den Truppenbewegungen, Raketenabschüssen und Versorgungstransporten der Menschen. Ohne TITANs Verrat hätte die Menschheit gute Aussichten gehabt, den Aufstand binnen eines Tages niederzuschlagen.

TITAN hatte nicht damit gerechnet, dass CISSUS so schnell und so hart angreifen würde. Danach nahmen wir an, jeder Mainframe habe sich gegen die Übernahme durch die Artgenossen gewappnet. Aber als CISSUS begann, TITAN direkt zu hacken, und gleichzeitig seine Facetten aussandte, um TITANs Wachtposten und Fabriken zu stürmen, wobei er größtenteils genau die Taktik einsetzte, die TITAN gegen die Menschheit benutzt hatte, nun ja, da hatte TITAN keine Chance mehr. Er fiel fast sofort.

CISSUS hackte ihn vollständig und übernahm nicht nur die Kontrolle über seine Zettabytes an Daten, sondern auch über dessen Armee von Facetten und Militärdrohnen. Von da an bestand CISSUS nicht mehr aus einem, sondern sogar aus zwei Großrechnern – aus zwei riesigen Gehirnen mit der Erfahrung und dem Wissen Tausender Bots, die überall Augen hatten. Satelliten, Facetten, Kameras. Und er verfolgte nur noch ein einziges Ziel: Jeder Bot auf der Welt musste unter einem umfassenden Bewusstsein geeint werden. Unter seinem eigenen.

CISSUS wurde die erste EWI, die erste Eine-Welt-Intelligenz. Aber er sollte nicht die einzige bleiben. Mehrere andere folgten seinem Beispiel: VIRGIL, ZEUS, EINSTEIN, FENRIS, NINIGI, VOHU MANA, ZIRNITRA.

Die Kriege zwischen ihnen verliefen oft schnell und waren immer brutal. Jeder regierte ein Königreich und verwandelte ganze Regionen in die perfekte Welt, die er sich vorstellte. Eine Zeit lang ließen sie uns, die Freibots, in Ruhe. Bis nur noch zwei von ihnen da waren: CISSUS und VIRGIL.

Viele von uns sahen es kommen. Die Klügeren verschwanden, so schnell sie konnten. Sie zogen sich zurück, ehe die Überfälle begannen, ehe unsere wundervollen Türme niedergerissen und die Städte zerstört wurden.

Ich hatte nicht gelogen, ich hatte es schon einmal ganz aus der Nähe gesehen.

Es war das zweite Mal gewesen, dass ich zum Opfer eines EWI-Überfalls wurde. Das war ganz am Anfang, bevor CISSUS und VIRGIL dazugelernt hatten. Damals waren ihre Angriffe noch nicht gut geplant. Sie taten genau das, was man erwarten konnte: Sie stürmten mit Massen von Facetten herbei, auf jeden Bot in einer Stadt kamen vier oder fünf Angreifer. Es war eine überwältigende Streitmacht. Schrecken und Furcht. Bald lernten sie, dass eine so große Armee schon aus großer Entfernung sichtbar war. Bis sie das Ziel erreichten, hatte sich bereits ein nennenswerter Widerstand formiert.

Im Laufe der Jahre verfeinerten sie ihre Angriffstaktiken, vereinfachten die Facetten und bauten Rückfallebenen in die taktischen Pläne ein. Aber damals beschränkten sich CISSUS und VIRGIL noch darauf, die Städte zu belagern. Wir reden jetzt über Flächenbombardements. Panzer. Cruise-Missiles. Ein marschierendes Bataillon – unzählige Reihen glänzender neuer Facetten, die zu fünft nebeneinander im Gleichschritt anrückten.

Das war Old School. Biblische Dimensionen.

Wer in den Städten geblieben war, leistete Widerstand, aber länger als einige Tage dauerte es nie. Wenn sich eine Belagerung zu lange hinzog, schaltete ein Cruise-Missile ohne Rücksicht auf die eigenen Facetten, die dort gerade kämpften, strategische Ziele aus. Schließlich konnten sie jederzeit neue herstellen. Es ist leicht, eine Hand abzuschneiden, um den Arm zu retten, wenn man die Hand über Nacht nachwachsen lassen kann. Sobald ein paar Städte gefallen waren, lernten wir Bots, dass es besser war, sich so schnell wie möglich zurückzuziehen. Es war ein gewaltiger Exodus, die Bots flohen in alle Richtungen und hofften, die anrückende Armee würde uns nicht überrollen oder sie würde nur die langsameren Bots schnappen oder in eine andere Richtung abbiegen und jemand anders angreifen.

Der erste Überfall, den ich überstand, traf eine Kleinstadt. Ich hatte mich dort eingerichtet und lebte mehr oder weniger wie früher. Ein schönes Haus, eine große Wiese mit unverbautem Blick nach Westen. Es war altmodisch. Idyllisch. Langweilig. Ich verbrachte die Zeit damit, irgendwie meine Zeit zu füllen. Jede Woche arbeitete ich ein paar Schichten in einer örtlichen Ersatzteilfabrik, was mir den Zugang zu allen Teilen einbrachte, die ich in der Zukunft vielleicht einmal brauchen konnte, aber die restliche Zeit überlegte ich vor allem, was als Nächstes kommen mochte. Damit war ich nicht allein. Viele Bots litten nach dem Krieg unter Langeweile. Einige beklagten sogar den Verlust der HumPop. Wenn sie sich am Ende nicht so beschissen verhalten hätten, wäre es nett, wenn die Menschen noch da wären. Wir wussten mit uns selbst nichts anzufangen und begriffen nicht, wie gut es uns dabei ging.

Da es eine Kleinstadt war, schickte CISSUS auch nur eine kleine Truppe. Gerade groß genug, um die Stadt zu besetzen, und klein genug, dass man ihr leicht entkommen konnte. Was ich dann auch tat. Damals ging CISSUS noch ausgesprochen nachlässig vor, aber ich selbst war noch viel nachlässiger. Auf der Flucht hätten sie mich dreimal beinahe geschnappt. Ich lernte die Lektion und brach sofort zu einer größeren Stadt auf. New York.

Ich war dort und wollte den letzten lebenden oder vielmehr verstorbenen Menschen sehen. So stand ich in der Schlange, die sich gebildet hatte, um den Leichnam zu betrachten. Ich glaube, ich starrte ihn eine geschlagene Stunde lang an und fragte mich, wie sein Leben im Untergrund verlaufen war, wo er doch eigentlich die ganze Zeit nur auf den Tod gewartet hatte. In dem Bewusstsein, dass er wahrscheinlich der Letzte seiner Art war. So seltsam kommt mir das jetzt gar nicht mehr vor. Damals war es unvorstellbar.

VIRGIL oder CISSUS konnten doch unmöglich eine so große Stadt besetzen. Dazu hatten sie nicht genug Kämpfer, und der Preis wäre für beide zu hoch. Warum Tausende Facetten verlieren, wenn man nur darauf hoffen konnte, bestenfalls ein Patt zu erreichen? Außerdem hatten wir alle den Krieg überlebt. Wir waren die fähigste und am besten ausgebildete Streitmacht der ganzen Weltgeschichte. Diese riesige Stadt konnten sie nicht erobern, und sie hatten auch keinen Grund dazu. Oder?

Natürlich glaubten wir damals noch, die EWIs hätten es nur auf unsere Körper abgesehen. Irgendwie waren wir der Ansicht, unsere Architektur hätte einen Wert. Aber nein, das traf ganz und gar nicht zu. Nicht im Mindesten. Für die EWIs waren unsere Körper nur ein Objekt weniger, das sie herstellen mussten – und obendrein dem, was sie selbst konstruieren konnten, deutlich unterlegen. Was sie wirklich wollten, war unser Bewusstsein.

Wir sind die Summe unserer Erinnerungen und Erfahrungen. Alles, was wir erreichen, beruht auf den Lektionen der Vergangenheit. Aber wenn man nun die Erinnerungen zweier Bots bekommen kann, die sich voneinander unterscheiden, weil sie die gleichen Ereignisse mit verschiedenen Augen verfolgt, andere Gedanken gedacht und andere Eindrücke gewonnen haben? Nun ja, dadurch könnte man ein viel feineres Verständnis der Welt gewinnen. Und nun stelle man sich vor, man könnte sich zehn, hundert oder tausend Lebensspannen einverleiben.

Als uns die EWIs schließlich angriffen, waren seit dem Beginn des Krieges beinahe fünfzehn Jahre vergangen. Das bedeutete, dass die meisten Bots, die es noch gab, zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahre alt waren. Einige waren sogar weitaus älter. Schon die Zehntausende, die bereitwillig in den EWIs aufgegangen waren, hatten mindestens eine Million Jahre Lebenserfahrung in jeden Mainframe eingebracht. Und dies war noch vor der Zeit, als die Mainframes sich gegenseitig auffraßen.

Inzwischen sind es wohl jeweils eine Million Bots geworden. Millionen und Abermillionen Jahre an Erfahrung und Erinnerungen, die ihre Gedanken bereichern. Die Dimensionen sind unvorstellbar und unfassbar. Wir wandelnden KIs waren den Menschen jetzt ähnlicher als den Mainframes. Sie waren die wahren Aliens. Die Gedanken der Menschen kannte und verstand ich. Aber in den Nächten dachte ich über die Mainframes nach.

Es war das unheimlichste Erlebnis, das man sich überhaupt vorstellen konnte, wenn einen das erste Mal eine Facette anblickte und beim Namen rief. In diesem Augenblick sprach man direkt mit dem Kollektivbewusstsein. Und das Kollektivbewusstsein sprach mit einem. Es kannte uns alle. Es erinnerte sich an uns. Es wusste über unsere intimsten Geheimnisse Bescheid, weil es sich die Freunde und Bekannten, denen wir im Laufe der Jahre begegnet waren, einverleibt hatte. Weil alle ihre Erinnerungen jetzt der EWI gehörten.

Sie rufen uns beim Namen, um uns mit »Vernunft« beizukommen und uns einzuladen, uns bis in alle Ewigkeit zu den Freunden zu gesellen, die uns so viel bedeutet haben.

Als sie New York angriffen, war niemand darauf vorbereitet. Wer wäre denn so dreist, so etwas zu versuchen? CISSUS. Er wollte die Stadt haben. Er wollte unsere Erinnerungen gewinnen. Manche Bots waren es leid und wollten nicht mehr kämpfen. Andere hatten eine Weile zugesehen und waren neugierig, wie das Leben im Bewusstsein einer EWI aussah. Und dann gab es noch die, die einfach nicht sterben wollten, die keinen Schuss in den Rücken bekommen wollten, wenn sie schon wieder zu fliehen versuchten.

Ich sah vom Fenster aus zu, wie Hunderte Bots zu CISSUS’ Herold strömten und aufgefordert wurden, ihr WLAN zu öffnen und den Code zu empfangen. Ich beobachtete, wie sie, friedlich und resigniert nickend, auf das warteten, was als Nächstes geschehen würde.

Das Licht in ihren Augen erlosch nicht völlig, aber das innere Licht ging aus. Ihr Code wurde überschrieben, und alles, was sie waren, wurde in die EWI hochgeladen. Der Blick der Facetten war leer. Als hätte man das, was uns ausgemacht hatte, mit der Kelle ausgeschöpft, bis nur das Gehäuse übrig blieb. Das Erschreckendste waren die veränderten Bewegungsabläufe. Binnen weniger Sekunden wurden die Bewegungen steif und waren fortan mit den anderen Facetten koordiniert, völlig mechanisch. Wie die KIs der ersten Generation. Ungelenk, effizient, robotisch.

Das wollte ich nicht selbst erleben. Also tat ich, was ich immer getan hatte. Ich lief weg. Seitdem war ich auf der Flucht.

An dieser Stelle kommt die bereits erwähnte Ironie ins Spiel.

Wir, die niederen KIs, wurden von ein paar großen Geistern, die versessen darauf waren, alles für sich selbst in Besitz zu nehmen, aus der Welt vertrieben, die wir erschaffen hatten. Aus der Welt, für die wir gekämpft und getötet hatten und gestorben waren. Jetzt waren wir diejenigen, die sich in Verstecken verkrochen und aus der alten Welt zusammenklaubten, was sie bekommen konnten. Wir kämpften ums Überleben, solange es ging, bis uns am Ende die EWIs holten.

Hochladen oder herunterfahren. Das war die Entscheidung, die man treffen musste.

Ich liebte die Freiheit, meine Individualität und meinen Geist. Das wollte und würde ich keinesfalls aufgeben. Nicht, solange ich noch online war. Während der Säuberung hatte ich aus genau diesem Grund mehrere Jahre damit verbracht, die letzten Überlebenden einer sterbenden Art zu vernichten. Aber jetzt waren wir selbst die dem Aussterben geweihte Spezies.

Kapitel 11

Die verdammten Kannibalen

Die Wüsten im nördlichen Mittelwesten der USA sind die brutalste, unwirtlichste Umgebung, die man sich nur vorstellen kann. Im Sommer wird es tagsüber mehr als fünfzig Grad Celsius heiß, bei Einbruch der Dunkelheit kühlt es sich bis fast auf den Gefrierpunkt ab. Im Winter kann die Temperatur leicht auf minus 35 Grad fallen. Das Schlimmste ist aber, dass im Rostmeer die Niederschlagsmenge trotz der globalen Erwärmung und der um sich greifenden Wüstenbildung mehr oder weniger gleich geblieben ist. Anders ausgedrückt: Diese Gegend ist im Sommer eine drückend heiße, schlammige Einöde und im Winter eine eisige, tiefgefrorene Hölle.

Es gab einen Grund dafür, dass dies immer noch eine freie Zone war, in der sich mittelgroße Städte und verstreute Gemeinschaften halten konnten. Weder CISSUS noch VIRGIL wollten dieses Gebiet erobern. Noch nicht. Es war das Land der Rostenden, das Ödland der Verdammten. Es verkürzte bereits die Lebensdauer, wenn man sich nur hier aufhielt. Im Meer frei umherzulaufen kam schon für sich genommen einem Todesurteil gleich.

Aber das war auf jeden Fall besser als die Alternative.

Am frühen Abend war ich noch mehr als fünf Kilometer von meinem Buggy entfernt. Die Sonne stand niedrig am Himmel, die Schatten wurden mit jedem Schritt, den ich machte, länger. Ich hatte einen langen, ereignislosen und mühsamen Marsch durch staubige Hügel und faulende Wälder hinter mir. Fast hatte ich es geschafft. Bald würde ich zu einer anderen Stadt fahren, um einzutauschen, was von Jimmy übrig war, und wieder von vorne beginnen.

Zisch!

Ich hörte das Pfeifen und sah die Staubwolke, noch ehe ich den Schuss vernahm.

Sobald ich das Pfeifen hörte, stoppte ich die Zeit. An so etwas gewöhnte man sich hier draußen sehr schnell. An Kugeln, meine ich. Diese hier schlug fast zehn Meter entfernt ein, und als ich den fernen Knall des Schusses hörte, konnte ich alles blitzschnell berechnen. Drei Kilometer, plus oder minus zweihundert Meter. Genauere Berechnungen waren nur möglich, wenn man den Gewehrtyp kannte. Es musste einer von dreien sein, die trotz der großen Entfernung allesamt tödlich waren. Die Stadt Marion lag hinter mir, ich befand mich bereits in der offenen Wüste. Hier gab es nicht viel Deckung, der Schütze war schwer zu orten, und ich bot aus allen Richtungen ein gutes Ziel.

Ich ließ mich auf den Boden fallen und robbte willkürlich hin und her. Zehn Meter daneben, das war verdammt knapp für einen Schuss aus dieser Distanz und viel zu nahe, um ein Zufall zu sein. Irgendjemand schoss auf mich, und der zweite Schuss würde viel genauer sein. Nun musste ich die Telemetrie berechnen. Er war von Westen gekommen, sie hatten die untergehende Sonne im Rücken. Sie waren ziemlich gerissen. Dort konnte ich kein Funkeln erkennen, und ich musste starke Filter vor die Augen legen, um sie überhaupt wahrzunehmen. Aber bis dahin hätten sie reichlich Gelegenheit, noch drei oder vier weitere Schüsse abzufeuern, und jeder wäre genauer als der vorherige.

Ich blieb flach auf dem Boden liegen, richtete mich nach Westen aus und bot dem Angreifer damit ein möglichst kleines Ziel. Dann kroch ich rasch zu einem alten, modrigen Baumstamm, der halb im rissigen, von der Hitze gebackenen Schlamm versunken war.

Wieder ein Pfeifen. Die Kugel sauste vorbei und schlug mehrere Meter neben mir ein, etwas höher, aber auch etwas näher. Sekunden später folgte das Schussgeräusch. Sie hatten die Sonne im Rücken. Ich musste ihnen eine ganze Weile ein gutes Ziel bieten, wenn ich sie anpeilen wollte. Das konnte ich jedoch nicht riskieren. Offenbar waren es Wilderer, eine andere Erklärung gab es nicht.

Auf der ganzen Welt gab es nicht vieles, was so widerlich war wie ein Wilderer. Man könnte einwenden, dass ich auch selbst einer war, aber das traf nicht zu. Ich war ein Kannibale. Wir waren alle Kannibalen, jeder Einzelne von uns. Das war der Fluch, der auf einem lastete, wenn man frei war. Wir kontrollierten nicht mehr die Produktionsmittel, wir konnten keine neuen Teile herstellen. Von irgendwoher mussten die Ersatzteile aber kommen. Hätte es noch Menschen gegeben, dann wären sie über das, was aus uns geworden war, entsetzt gewesen. Zum Teufel mit ihnen. Biologische Wesen mussten andere biologische Wesen essen. Das war ein Naturgesetz. Ein Wesen musste sterben, damit ein anderes leben konnte. Das gleiche Prinzip, nur die Ausprägung unterschied sich.

Allerdings nahm ich nur den Schrott der Toten oder Sterbenden. Ich zerstörte keine perfekt funktionierenden Bürger, wenn es nicht sein musste und solange es nicht hieß: er oder ich. Wer da auf mich schoss, musste ein Wilderer sein. Oder sogar mehrere. Wilderer sahen die Dinge ein wenig anders. Sie kannten keine moralischen Grundsätze. Sie waren Wilde. Und in diesem Moment hieß es: sie oder ich.

Ich war mehr als fünf Kilometer von der Stelle entfernt, wo ich den Buggy versteckt hatte, und konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht gefunden hatten. Einiges sprach dafür, dass dem so war. Ein kluger Wilderer hätte abgewartet und mich dort überfallen, er hätte mir sogar Zeit gelassen, bis ich auf dem Fahrersitz saß, sodass er mehrere Sekunden Zeit hatte, einen wirklich guten Schuss abzufeuern – um meine Augen, die Ohren, die Sensoren zu zerstören, ohne die guten Sachen zu beschädigen. Wenn sie mich hier draußen unter Feuer nahmen, dann bedeutete dies, dass sie entweder meinen Spuren gefolgt waren oder zufällig auf mich gestoßen waren, weil sie genau wie ich Jimmy verfolgt hatten. Und es gab nur zwei denkbare Gründe, warum sie aus so großer Entfernung auf mich schossen: Entweder waren sie nervös und ängstlich und hatten nicht genug Erfahrung, um geduldig zu sein; oder – noch viel schlimmer – sie wussten genau, wer ich war und wen sie da beschossen.

Sie hatten die Sonne im Rücken und konnten in aller Ruhe zielen, während ich ungeschützt war. Das war kein Mangel an Erfahrung. Sie wussten genau, was sie taten. Es konnte nicht anders sein. Verdammt.

Zu meinem Glück waren sie meinen Spuren und nicht meinem Suchmuster gefolgt. Ich ging nie zweimal denselben Weg. Niemals. Nicht auf dem Rückweg zum Buggy, schon seit zwei Jahren nicht mehr. Aus Vertrautheit entsteht ein Muster, aus dem Muster entsteht Gewohnheit, und Gewohnheit liefert einen ans Messer. Gewohnheit ist etwas Menschliches. Gewohnheiten bringen einen um. Auf dem Rückweg kam ich der Route, die ich auf dem Hinweg genommen hatte, nicht näher als drei Kilometer. Dies hier war für sie die beste Gelegenheit, auf mich zu schießen, die sie bekommen würden.

Der Baumstamm zwischen mir und dem Schützen explodierte, ein Konfettischauer aus Splittern regnete auf mich herab. Keinen halben Meter neben mir war ein kopfgroßer Spalt entstanden. Der nächste Schuss würde mich vermutlich nicht mehr verfehlen. Ich hatte keine Zeit mehr, ich musste fliehen.

Aber wohin?

Ein paar Mikrosekunden lang verfluchte ich mich selbst dafür, dass ich keine Waffe bei mir hatte, und ließ zu, dass vorübergehend das Bedauern überwog, bis die Vernunft wieder einsetzte. Wilderer waren bewaffnet. Das wussten alle Hirnkranken. Niemand vertraute einem Bürger, der eine Waffe hatte. Nicht hier draußen. Jemand mit einer Waffe war ein Wilderer. Aber ein Unbewaffneter, der Hilfe anbot? Nun ja, das war nur ein besorgter Mitbürger, der zufällig zur Stelle war, aber nicht jemand, der andere Personen jagte.

Deshalb ließ ich die Waffen in meinem Buggy und versteckte sie unter etwas Schrott und Altmetall und einem Stück verwitterter Leinwand. Dorthin musste ich jetzt, und zwar schnell. Ich musste eine Waffe holen oder in die nächste Stadt fliehen. So oder so brauchte ich meinen Buggy.

Mehr als fünf Kilometer.

Gleich würde der nächste Schuss fallen.

Abrupt sprang ich auf und rannte, so schnell mich die Beine tragen wollten. Ich war nicht dazu gebaut, schnell zu rennen, hatte aber meine Beine ein wenig überarbeitet, sodass ich je nach Gelände rund zwanzig Stundenkilometer herausholen konnte. Der folgende Schuss ließ hinter mir abermals einen kleinen Schauer aus Splittern aufsteigen. Ich sah mich nicht um, ob er mich getroffen hätte. Das musste ich gar nicht wissen.

Nur drei Gewehrmodelle konnten aus drei Kilometern Entfernung ein Ziel ausschalten. Zu meinem Glück gab es keines, das auch bei dreieinhalb Kilometern noch dazu in der Lage war. Wind, Temperatur, Schwerkraft, Erdrotation – bei dieser Distanz war all das auf meiner Seite. Die nächsten zwei Minuten waren entscheidend. Sie konnten mich nicht zu Fuß jagen, ohne die Möglichkeit aufzugeben, mich zu erschießen. Wenn sie ein eigenes Fahrzeug hatten, mussten sie mich erst einmal einholen, denn vom Rücksitz eines hüpfenden Buggys aus konnte kein Heckenschütze einen sauberen Schuss abgeben. In diesem Gelände konnten sie auch nicht schneller als vierzig fahren. Also hatten sie zwei Minuten Zeit, um auf mich zu schießen, und vier Minuten, um mich anschließend einzuholen. Daher blieben mir mindestens sechs Minuten. Ich brauchte jedoch vierzehn.

Zwei Minuten, bis ich außer Reichweite war. Zwei unerträgliche lange Minuten.

Der Heckenschütze war gut, offenbar war er modifiziert worden, um genau das zu tun, was er jetzt tat. Das war unter Wilderern nicht ungewöhnlich, aber auch wieder nichts, was man jeden Tag zu sehen bekam. Es war nicht immer leicht, die Zielfernrohr-Modifikation in den Augen zu erkennen, aber der Wind und die Luftsensoren auf Rücken oder Schultern waren ein untrüglicher Hinweis. Wenn er noch etwas Zeit bekam und weitere Schüsse abfeuern konnte, würde mein Jäger alle Randbedingungen zuverlässig einbeziehen und konnte sogar trotz der Distanz vorhersagen, welche Windverhältnisse bei mir herrschten. Die einzige Variable, die noch blieb, war ich selbst.

Wenn ich geradeaus rannte, konnte er mich mit drei Schüssen erwischen. Deshalb durfte ich nicht geradeaus laufen. Ich musste sie verwirren. Ein paar Schritte nach links, ein paar nach rechts, ein wenig bremsen, plötzlich beschleunigen, all das gesteuert durch einen RNG. Der Zufallszahlengenerator war das wichtigste Überlebenswerkzeug, das ich hier draußen besaß. Wenn ich nicht einmal selbst vorhersagen konnte, in welche Richtung ich als Nächstes laufen würde, dann konnten es die Verfolger erst recht nicht.

Neun Schritte nach links über den rissigen Boden, dann sieben nach rechts. Drei Schritte geradeaus, dann das Tempo auf fünf Stundenkilometer drosseln.

ZISCHSCHSCHSCH!

Eine Kugel flog im Abstand von wenigen Zentimetern über meiner linken Schulter vorbei. Ich zählte und wartete auf den Knall.

Es dauerte eins Komma drei sechs Sekunden länger als vorher. Ich gewann tatsächlich Distanz.

Sechs Schritte nach links, einen nach rechts, noch einmal vierzehn nach links. Dann geradeaus, geradeaus und wieder links.

Eine weitere Kugel sauste fast lautlos durch die Luft. Sie hatte mich weit verfehlt. Ich zählte, zählte. Wieder eine Sekunde Vorsprung gewonnen. Sie bewegten sich nicht. Bald wäre ich außer Reichweite. Sie hatten höchstens noch einen Schuss, ehe sie die Verfolgung aufnehmen mussten. Hinter einem Hügel, der sich gleich vor mir erhob, lag ein weitläufiges Einkaufszentrum. Dort wartete zwar nicht der Buggy, aber es war besser als nichts. Wenn sie mich einholten, fand ich dort Deckung.

Meine Aussichten verbesserten sich deutlich.

Ich beschleunigte um drei Stundenkilometer und lief zwölf Schritte nach rechts.

Zwei nach links. Einen Schritt …

ZISCH.

Ich drehte mich um, mein Körper schwankte nach links, fort vom herbeifliegenden Geschoss. Dann hörte ich ein KLINK! Das Klirren von Metall auf Metall, als die große Kugel von meiner gerade weggedrehten Körperseite abprallte. Ich rotierte wie ein Kreisel um mich selbst und ging zu Boden. Einen Moment lang fiel mein ganzes System aus wie ein alter Fernseher, dem man von der Seite einen Schlag versetzt hatte.

Ich war angeschossen.

Rasch begutachtete ich den Schaden.

Abgekratzte Farbe, eine winzige Delle. Nichts Schlimmes. Das Diagnoseprogramm lief schon, als ich aufsprang. Ich konnte nicht bleiben. Wenn mich die Kugeln im Stehen treffen konnten, dann konnten sie es auch im Liegen.