Rocky Beach Crimes. Gefährliche Gentlemen - Evelyn Boyd - E-Book

Rocky Beach Crimes. Gefährliche Gentlemen E-Book

Evelyn Boyd

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Beschreibung

Rocky Beach Crimes: Jetzt werden die beliebtesten Nebenfiguren selbst zu Detektiven. Ein Wohlfühlkrimi mit Charme und einer extra Portion Lokalkolorit aus Rocky Beach. Jetzt erzählt Morton! Immer wieder bringt der Chauffeur die drei ??? in seinem Rolls Royce von A nach B. Doch Justus, Peter und Bob sind gerade nicht in Rocky Beach und der Chauffeur hat Zeit. Schon stolpert Morton in seinen ersten eigenen Fall: Ein reicher Geschäftsmann engagiert ihn für eine ganze Woche. Es geschehen seltsame Dinge. Was ist im Ranch Hotel los? Was hat der so genannte Gentlemen-Club mit einem Verbrechen zu tun? Tarotkarten, Gangsterbosse, Geld: Morton ermittelt! Findet er heraus, was hier gespielt wird? Ein spannender und charmanter Lokalkrimi mit einer Nebenfigur aus der drei ???-Welt.

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Seitenzahl: 188

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Titel

Rocky Beach Crimes. Gefährliche Gentlemen

Morton ermittelt

Evelyn Boyd

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

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Umschlagsabbildung: © Claudia Castiglione | Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von iStock/ Getty Images Plus

© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

kosmos.de/servicecenter

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-51097-1

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Hauptteil

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

PROLOG

Vorsichtig bewegte er sich durch das Zimmer. Die bodenlangen Vorhänge waren fast vollständig zugezogen und ließen nur einen schmalen Lichtschein der heißen kalifornischen Sonne herein. Sein Blick schweifte über die Möbel. Der Raum war altmodisch, aber geschmackvoll eingerichtet. Ein Hauch von Hollywood-Glamour gemischt mit amerikanischem Ranch-House-Stil zeichnete das Hotel aus. So stand es zumindest in den Werbebroschüren, die in der Lobby auslagen. In früheren Zeiten hatten in der Ranch zum Roten Löwen tatsächlich Hollywoodstars ihre Ferien verbracht. Die Ranch lag nah genug an Los Angeles und doch in ländlicher Abgeschiedenheit. Weit genug entfernt vom Trubel der Filmszene und den allseits präsenten Pressefotografen. Doch diese Zeiten waren lange vorbei.

Heute verirrten sich nur noch selten echte Stars in diese Hotelanlage. Der angestaubte Charme der Anlage zog inzwischen ganz andere Gäste an, fuhr es ihm durch den Kopf. Er verzog grimmig den Mund und wandte sich einem Wandschrank zu, der neben einem Kingsize-Bett stand. So leise wie möglich öffnete er die Schranktüren, immer mit einem Ohr den Geräuschen auf dem Flur lauschend. Den Rest des Zimmers hatte er schon erfolglos durchsucht. Sein Blick glitt über teure Hemden und eine Reihe dunkler Anzüge. Drei Paar handgefertigte italienische Schuhe standen am Boden des Schranks. Ansonsten war nichts zu entdecken. Auch in den Schubladen fanden sich nur sorgsam gefaltete Socken.

Plötzlich hörte er eilige Schritte näher kommen und hielt in seiner Bewegung inne. Wenn nötig, würde er sich im Schrank verstecken, doch zu seiner großen Erleichterung verflüchtigten sich die Schritte. Er atmete auf, denn er konnte es sich nicht leisten, erwischt zu werden. Inspektor Cotta war ohne offiziellen Auftrag hier. Ihm war nur allzu klar, welche Konsequenzen sein unbefugtes Eindringen in die Hotelzimmer für ihn haben würde. Er könnte vom Polizeidienst suspendiert werden.

Energisch schüttelte er den Kopf. Jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Sein Informant hatte für diesen Tipp viel riskiert. Doch Cottas Vorgesetzter hatte die Angelegenheit als Fehlinformation eingestuft und sie nicht weiterverfolgen wollen. Teymur Torres war schließlich nur ein zwielichtiger Kleinkrimineller, der sich unter anderem damit über Wasser hielt, Informationen weiterzugeben. Weil er oft für kleine Delikte im Gefängnis gesessen hatte, hatte er wichtige Kontakte knüpfen können und so erfuhr er gelegentlich von interessanten Kunstobjekten, leer stehenden Villen oder wo Hehlerware lagerte. Alles Dinge, die es sich zu stehlen lohnte. Meistens verkaufte er seine Informationen an andere Gangster, aber gelegentlich gab er auch der Polizei von Rocky Beach einen Tipp. Manchmal sogar beiden Parteien gleichzeitig. So kassierte er Geld von den Dieben und sorgte dafür, dass sie von der Polizei geschnappt wurden. Wiederum warnte er seine Kollegen gelegentlich auch vor den Gesetzeshütern. Dieses Verhalten überzeugte den Polizeichef nicht davon, dass Torres’ Hinweis seriös war. Cottas Bauchgefühl sagte allerdings etwas anderes. Er musste herausfinden, ob tatsächlich ein schreckliches Verbrechen geplant wurde.

In diesem Hotelzimmer würde er jedoch nicht fündig werden. Missmutig schloss er den Schrank.

Inspektor Cotta ging zurück zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Auf dem Flur war niemand zu sehen. Diese Gelegenheit nutzte Cotta und verließ ungesehen den Raum.

Nachdem Cotta mehrere Zimmer auf dieser Etage ohne Ergebnis durchsucht hatte, wurde er zunehmend ungeduldiger. Warum hatte Torres ihm bloß keinen Namen nennen können? Das hätte die Ermittlung wesentlich erleichtert.

Bei ihrem geheimen Treffen im Botanischen Garten hatte er lediglich den Hinweis auf einen schwarzen Aktenkoffer und einen Zettel mit Zahlen bekommen. Torres’ Hand hatte gezittert, als er Cotta die Notiz überreichte. »Bitte, Inspektor, sagen Sie niemandem, dass Sie diesen Code von mir haben. Man wird mich sonst umbringen.«

»Worum geht es genau, Torres?«, hatte Cotta energisch nachgefragt. »Das ist alles sehr vage, was Sie berichten.«

Doch Torres hatte nur den Kopf geschüttelt. »Es wird am nächsten Wochenende in der Ranch zum Roten Löwen passieren. Menschenleben sind in Gefahr. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Sie müssen mir vertrauen.« Dann hatte er sich umgedreht und war in der Dunkelheit verschwunden. Der Inspektor war mit dem Zettel in der Hand und vielen offenen Fragen zurückgeblieben.

Dieses Treffen lag zwei Tage zurück und Cotta war mit seinen Ermittlungen seitdem nicht vorangekommen. Er hatte sich unter falschem Namen in der Ranch eingemietet, um sich ungehindert in der Hotelanlage bewegen zu können. Nun schlich er sich wie ein Dieb in die Hotelzimmer einiger spezieller Hotelgäste ein, um einen schwarzen Koffer zu suchen, über dessen Inhalt er nichts wusste, außer dass er vielleicht der Schlüssel zu einem geplanten Verbrechen war. Missmutig steckte er seine Handschuhe in die Hosentasche. Bevor er seine Suche im nächsten Stockwerk fortsetzen wollte, betrat er ein Gäste-WC auf dem Flur.

Als Inspektor Cotta kurz darauf seinem Weg fortsetzte, sah er mehrere Türen offen stehen. Ein Zimmermädchen nahm einen Stapel Handtücher aus einem Wäschewagen heraus. Um sich nicht verdächtig zu machen, tat Cotta so, als würde er in der Hosentasche nach seinem Zimmerschlüssel kramen. Die Hotelangestellte beachtete ihn nicht. Sie ging eilig in eines der Zimmer.

Vom anderen Ende des Flures kam ein Page mit zwei Koffern auf Cotta zu. »Guten Tag, Sir«, grüßte er. Der Inspektor nickte und blickte dem Pagen nach. Dieser stellte die Koffer in einen Abstellraum, bevor er sich wieder entfernte. Einen Augenblick lang blieb Cotta noch auf dem Flur stehen. Das Geräusch eines Staubsaugers drang zu ihm herüber. Der Inspektor wagte es und steuerte auf den kleinen Abstellraum zu. Hier standen mehrere Gepäckstücke, die vermutlich zu den Gästen gehörten, deren Zimmer noch nicht bezugsfertig waren. Das war die Gelegenheit, gleich mehrere Koffer auf einmal in Augenschein zu nehmen.

»Manchmal muss man auch Glück haben«, murmelte Cotta zu sich selbst und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Doch die Freude verflog rasch, als er bemerkte, dass seine Handschuhe nicht mehr in der Jacketttasche steckten. »Verdammt!«, entfuhr es ihm. Die liegen wohl noch im Waschraum, dachte Cotta. Zurückgehen kam nicht infrage, denn er musste die Chance nutzen, sich die Gepäckstücke anzusehen, bevor der Page sie wieder abholte. »Was soll’s?«, murmelte er und beschloss, dass es in diesem Fall auch ohne Handschuhe ging. »Wer wird schon Fingerabdrücke an Gepäckstücken untersuchen lassen, wenn nichts gestohlen wurde?«

Mit geübter Routine begann er, die Gepäckstücke zu untersuchen. Als er eine Reisetasche vom Stapel nahm, entdeckte er dahinter einen edlen Lederkoffer. Neben dem Zahlenschloss befand sich eine auffällige Herstellerprägung. Es war ein kleiner roter Stern. Ein Kribbeln durchfuhr den Inspektor. Dieses Symbol hatte Torres ihm beschrieben. Er war auf der richtigen Spur. Cotta legte den Koffer vor sich auf den Boden. Dann zog er den Zettel mit dem Zahlencode aus seiner Jackentasche. »Jetzt muss nur noch die Kombination für das Schloss passen«, murmelte er.

Er drehte am Zahlenschloss, bis ein Klicken ertönte. Vorsichtig öffnete er den Koffer und erstarrte.

KAPITEL 1

Der schwarze Rolls-Royce mit den goldenen Beschlägen stand glänzend in der Nachmittagssonne vor dem Eingang zum Flugterminal für Privatflüge des LAX, des Los Angeles International Airport. Morton zog die Jacke seiner Chauffeurlivree zurecht. Er wartete neben dem Rolls-Royce auf seinen neuen Fahrgast, den er für die nächsten Tage chauffieren würde. Mortons Blick glitt über den Wagen. Nach all den Jahren erfüllte es ihn immer noch mit Stolz, diesen wunderschönen Oldtimer fahren zu dürfen. Mit seinem weißen Handschuh fuhr er sanft über die Motorhaube und wischte dabei ein Staubkorn fort.

Als sich die Glastüren des Flughafens öffneten, wandte Morton seine Aufmerksamkeit dem breitschultrigen Mann zu, der zielstrebig auf ihn zusteuerte. Das musste sein Fahrgast Mr Wise sein. Mit federndem Gang kam Mr Wise auf Morton zu. Der Mann war nur etwas kleiner als Morton, der mit seinen 1,90 m die meisten Leute überragte. Trotz des warmen Wetters trug Mr Wise einen teuren hellgrauen Anzug. Morton hatte ihn sich älter vorgestellt, da er der Inhaber eines weltweit operierenden Technologieunternehmens war. Von Mikrochip-Produktion bis Überwachungstechnik hatte die Firma G. J. WiseTec überall ihre Finger im Spiel. Ursprünglich hatte die Firma mal mit der Produktion von Glücksspielautomaten begonnen. Doch diese Anfänge lagen weit zurück. Morton hatte einen Bericht über die Firma im Business Journal gelesen.

»Mr Wise, Sir?« Morton straffte sich und öffnete formvollendet die hintere Autotür.

»Das ist richtig, mein Bester. Ich bin Gideon James Wise und Sie müssen Morton sein.«

Der Chauffeur nickte und Mr Wise streckte ihm die Hand entgegen. An seinem Ringfinger blitzte ein goldener Siegelring im Sonnenlicht auf. »Ich freue mich sehr, Morton. Mr Gelbert von der Autovermietung hat mir zugesichert, dass ich dieses Mal einen waschechten Briten als Fahrer haben werde. Ihr Kollege, dieser Perkins, hat mich bei meinem letzten Aufenthalt in Rocky Beach gefahren. Er hat meinen Ansprüchen an einen Fahrer in keiner Weise genügt.«

Morton zog lediglich eine Augenbraue hoch und verkniff sich eine Bemerkung. Ein guter Chauffeur wusste immer, wann es angemessen war zu schweigen. Stattdessen deutete er auf den Aktenkoffer, den Mr Wise trug und fragte: »Haben Sie kein weiteres Gepäck dabei, Sir?«

Mr Wise schüttelte den Kopf. »Mein Gepäck habe ich vorausgeschickt. Es müsste schon im Hotel sein.«

»Wünschen Sie, dass ich den Aktenkoffer im Kofferraum verstaue?«, fragte Morton.

»Nein, das ist nicht nötig. Ich trenne mich nie von ihm.« Mr Wise schenkte dem Chauffeur ein strahlendes Lächeln und stieg in den Rolls-Royce. Morton schloss die Wagentür, umrundete das Auto und nahm auf dem Fahrersitz Platz.

»Wohin darf ich Sie bringen, Sir?« Morton hatte zwar von Mr Gelbert die Information erhalten, dass sein Fahrgast während seines Aufenthalts einem Clubtreffen von hochrangigen Geschäftsleuten beiwohnen wollte, die genaue Adresse des Treffens war ihm allerdings noch nicht genannt worden.

»Zuerst fahren wir zum Wilshire Boulevard 2895.«

Bei der Nennung der Adresse zuckte Morton kurz zusammen. Er sah in den Rückspiegel und suchte den Blick von Mr Wise. Doch dieser gab keine weitere Erklärung von sich. Vielleicht war es nur ein Zufall, dass ihm sein Fahrgast diese Adresse genannt hatte, dachte sich Morton und startete den Wagen. Es stand ihm nicht zu, Mr Wise danach zu fragen, was er ausgerechnet dort wollte. Schweigend fuhr Morton los. Die Straßen waren um die Zeit voll und vor jeder roten Ampel stauten sich die Autos. Die Strecke, die man normalerweise in 34 Minuten schaffte, zog sich in die Länge. Morton steuerte den Rolls-Royce souverän durch den Feierabendverkehr. Mr Wise blickte eine Zeit lang aus dem Fenster und wandte sich dann plötzlich Morton zu. »Sagen Sie, kennen Sie sich mit dem Polosport aus?«

Diese Frage überraschte Morton. »In der Tat, Sir. Ich spiele selbst Polo.«

»Hervorragend. Ich plane, mir ein neues Polopferd zu kaufen, und wollte hier in Kalifornien ein Pferdegestüt besuchen. Vielleicht könnten Sie mich begleiten? Ich lege immer Wert auf eine zweite Meinung.«

»Sehr wohl, Sir. Ich stehe Ihnen diesbezüglich gerne zur Verfügung«, antwortete Morton.

»Dann wäre dieser Punkt also abgemacht. Ich wusste doch, dass mir ein echter englischer Gentleman von Vorteil sein wird.« Mr Wise rieb sich freudig die Hände. »Ich selbst habe erst vor Kurzem meine Liebe zum Polosport entdeckt. Golf lag mir bisher mehr. Spielen Sie auch Golf, Morton?«

Morton nickte langsam. »Aber ich habe sehr lange nicht mehr gespielt, Sir.«

»Das ist fabelhaft. Der Gentlemen Club wird zu Ehren meines Geburtstags ein kleines Turnier geben. Ich möchte Sie bitten, mein Caddy zu sein. Das dürfen Sie mir nicht abschlagen.«

»Sie haben Geburtstag, Sir?«, hakte Morton nach.

»Übermorgen werde ich sechzig«, sagte Mr Wise.

Morton machte große Augen. »Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass Sie in keiner Weise wie sechzig aussehen, Sir.«

Mr Wise fuhr sich mit der Hand durch sein volles braunes Haar, das nur wenige graue Strähnen hatte. »Danke. Das höre ich oft. Wollen Sie mein Rezept wissen?« Mr Wise wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: »Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und jeden Tag ein Glas schottischen Whisky. Das entspannt und mindert den Stress. Stress ist der schlimmste Killer für das Aussehen.« Mr Wise zwinkerte ihm zu.

»Wir sind da, Sir.« Morton parkte den Rolls-Royce direkt vor einem großen Mietsblock auf dem Wilshire Boulevard. Das Haus war ihm nur allzu bekannt, denn im obersten Stockwerk wohnte er selbst.

Morton stieg aus und öffnete seinem Fahrgast die Autotür, doch Mr Wise blieb sitzen. »Ich denke, ich werde im Wagen warten, während Sie Ihre Sachen holen.«

»Meine Sachen, Sir?« Nun war Morton wirklich irritiert. Das passierte ihm selten. Er hatte schon so manches Erlebnis mit seinen Fahrgästen gehabt, aber dass ihn ein Kunde zu seiner eigenen Wohnadresse schickte und dann verlangte, er solle seine Sachen holen, ohne eine weitere Erklärung von sich zu geben, war ihm noch nie passiert.

Mr Wise nickte bestätigend. »Ich denke, Sie werden in den nächsten Tagen ein paar frische Sachen benötigen und vielleicht eine Zahnbürste.«

»Ich verstehe nicht, Sir –«, begann Morton, aber Mr Wise unterbrach ihn: »Hat Ihnen Mr Gelbert nicht gesagt, dass ich Sie für die nächsten fünf Tage gebucht habe?« Es klang nicht wie eine Frage.

»Ja, ich stehe Ihnen auf Abruf zur Verfügung. Sie melden sich, wenn Sie mich benötigen, dann komme ich und fahre Sie, wohin Sie es wünschen.«

Mr Wise machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, das reicht mir nicht. Ich möchte, dass Sie mir rund um die Uhr zur Verfügung stehen und ich nicht erst warten muss, bis Sie von Los Angeles nach Rocky Beach gefahren sind. Mr Gelbert hat zugestimmt, dass ich Sie, sofern ich mit Ihnen zufrieden bin, in Vollzeit buchen kann. Das Treffen des Gentlemen Clubs ist für mich nicht nur ein geschäftlicher Aufenthalt, sondern auch mit privaten Terminen verbunden. Die können spontan sein und dann möchte ich Sie vor Ort wissen. Ich war so frei, bereits ein Zimmer für Sie zu reservieren. Nachdem ich mich vergewissern konnte, dass Sie ein kultivierter Gentleman sind und umsichtig fahren, nehme ich Gelberts Angebot an.«

»Leider hat Mr Gelbert versäumt, mich über dieses Arrangement zu informieren«, sagte Morton betont freundlich. Auch wenn er mit Leib und Seele Chauffeur war, so schätzte er es gar nicht, wenn sein Chef ungefragt über seine freie Zeit verfügte. Aber vielleicht hatte Mr Gelbert bei so einem einflussreichen Kunden auch keine Wahl gehabt. Mr Wise war es anscheinend gewöhnt, dass niemand seine Wünsche infrage stellte, sondern sie ihm widerspruchslos erfüllt wurden.

Gideon Wise zuckte nur mit den Schultern. »Das sollte doch kein Problem sein, oder? Ich werde Ihnen Ihre freie Zeit großzügig vergüten und Sie können alle Annehmlichkeiten im Hotel nutzen. Natürlich komme ich für alle anfallenden Kosten einschließlich des Zimmers und der Verpflegung auf. Wie klingt das für Sie?«

Morton überlegte einen Moment. Er empfand das Verhalten von Mr Wise als durchaus übergriffig und für gewöhnlich ließ er sich nicht von Geld ködern, aber grundsätzlich waren ein paar Tage, in denen er nicht kochen musste und sich mal etwas verwöhnen lassen konnte, ein gutes Angebot. Außer seinem Schachclub hatte er diese Woche auch keine abendlichen Verpflichtungen und es wäre vermutlich unhöflich gewesen abzulehnen.

»Also gut«, lenkte Morton ein. »Es wird aber einen kleinen Moment dauern, bis ich meine Tasche gepackt habe.«

Nun lächelte Mr Wise. »Wunderbar. Ich wusste, ich kann Ihnen ein Angebot machen, das Sie nicht ablehnen können.«

Morton stieg die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Das Treppenhaus in diesem Mietsblock war heruntergekommen. Die Farbe blätterte vom Geländer. Als er auf der obersten Etage angekommen war, hörte er das Baby seiner Nachbarin schreien. Irgendwo kochte jemand und der Geruch von verbranntem Fett erfüllte den Hausflur. Als er seine Wohnungstür aufschloss, empfing ihn die wohltuende Stille seines Apartments. Der Autolärm auf den quirligen Straßen war hier oben nur entfernt zu hören. Das hier war seine Insel der Ruhe. Er durchquerte das im englischen Landhausstil eingerichtete Wohnzimmer und warf einen sehnsüchtigen Blick zu seinem Schachbrett. Heute Abend würde er also nicht spielen. Morton nahm eine kleine Reisetasche aus einem Schrank und ging ins Schlafzimmer, um zu packen.

Zehn Minuten später war Morton wieder unten am Wagen. Er verstaute seine Tasche im Kofferraum und stieg wieder in den Wagen.

»Nun fahren Sie uns bitte zur Ranch zum Roten Löwen«, sagte Mr Wise.

»Sehr wohl, Sir.«

Während der Fahrt Richtung Rocky Beach ging Morton seinen Gedanken nach. Natürlich war es als Chauffeur unerlässlich, diskret und unauffällig zu sein, doch er war neugierig, was es wohl mit dem Gentlemen Club auf sich hatte, dem Mr Wise beiwohnte. Da Mr Wise in den kommenden Tagen so frei über Mortons Zeit verfügte, erlaubte sich Morton schließlich, ihn nach dem Club zu fragen.

»Sir, wenn Sie mir die Frage gestatten, worum genau handelt es sich bei dem Gentlemen Club?«

»Natürlich, Morton. Der Gentlemen Club ist ein sehr exklusiver Zusammenschluss von Geschäftsleuten. Wir treffen uns einmal im Jahr für ein paar Tage hier in Rocky Beach, um Geschäftliches zu besprechen und gesellschaftlichen Umgang zu pflegen. Manchmal finden Golf- oder Poloturniere statt. Es wird festlich diniert und am Ende des Treffens steht eine feierliche Galaveranstaltung. Dieses Jahr findet eine Kunstauktion statt.«

»Das klingt sehr interessant, Sir.«

»Das ist es auch, Morton. Aber vor allem dient es dazu, die Geschäftsbeziehungen zu pflegen und Kontakte zu knüpfen. Beziehungen sind in der Geschäftswelt das A und O.«

»Das kann ich mir vorstellen, Sir.«

Auf der weiteren Fahrt nach Rocky Beach schwieg Mr Wise. Er hatte seinen Terminplaner hervorgeholt und machte Einträge mit einem goldenen Füllfederhalter. Morton warf hin und wieder einen kurzen Blick in den Rückspiegel, konzentrierte sich aber ansonsten auf die Straße. Sein Fahrgast hatte ebenfalls keinen Blick für die Landschaft, als sie Los Angeles verließen und ein gutes Stück an der Küste entlangfuhren. Auch wenn die Sonne erst in gut zwei Stunden unterging, so stand sie bereits recht tief und tauchte alles in goldenes Licht.

Morton lenkte den Rolls-Royce durch die Innenstadt von Rocky Beach zu den nördlichen Vororten am Fuße der Berge. Es war beileibe nicht das erste Mal, dass er einen Fahrgast zur Ranch brachte. Nun würde er allerdings zum ersten Mal selbst Gast in diesem Hotel sein.

Die Ranch zum Roten Löwen war schon von der Straße aus zu sehen. Es handelte sich um ein dreigeschossiges Haupthaus mit einigen kleineren Nebengebäuden. Das Hotelgelände war von einer Oleanderhecke und Hibiskus-Büschen umgeben. Eine breite Auffahrt führte zum großen Eingang. Morton parkte den Rolls-Royce direkt davor.

Der Hoteldirektor, Mr Ember, sprintete vom Eingang herbei und öffnete Mr Wise persönlich die Autotür. Mr Ember war klein und mager, ein Umstand, der besonders auffiel, als er Mr Wise die Hand schüttelte. »Herzlich willkommen in der Ranch zum Roten Löwen. Wir freuen uns, Sie wieder einmal begrüßen zu dürfen.«

Die Fahrertür wurde von einem jungen Mann in einem weißen Hemd mit roter Fliege schwungvoll aufgerissen. Auf seiner Brusttasche prangte das Hotellogo. »Sie können dem Hotelboy den Wagen überlassen«, rief Mr Wise Morton zu.

Dem Chauffeur war es gar nicht recht, den Rolls-Royce in fremde Hände zu geben, und er zögerte einen Moment, auszusteigen. Der junge Mann, der für den Fuhrpark verantwortlich war, strahlte ihn selbstbewusst an. »Ich werde gut auf Ihr Schätzchen achten. Sie können sich auf mich verlassen.«

Langsam stieg Morton aus und überließ dem Hotelmitarbeiter seinen Platz. Dieser fuhr beinahe zärtlich mit der Hand über das Lenkrad. Morton überreichte ihm den Wagenschlüssel und beobachtete, wie der junge Mann startete. »Ich hinterlege den Schlüssel am Empfang«, rief er noch durch das offene Fenster und lenkte dann den Rolls-Royce in Richtung des Parkplatzes. Für einen Moment blickte Morton ihm hinterher, bevor er sich bewusst wurde, dass er nun allein vor dem Eingang stand. Der Direktor hatte Mr Wise bereits ins Hotel geführt. Morton beeilte sich, ihnen zu folgen.

Er betrat die kühle Lobby. Ein riesiger Ventilator drehte sich gemächlich an der Decke. Der Boden bestand aus blank geputzten Marmorfliesen. Schwere Ledersessel an Loungetischen luden zum Verweilen ein. Vor den Fenstern waren goldene Pflanzkübel mit Palmen drapiert. Am Ende der großzügigen Halle standen Mr Wise, Mr Ember und ein blonder Mann bei den Aufzügen. Morton wandte sich Mr Wise zu, der genau in diesem Moment zusammen mit dem Direktor den Aufzug betrat. Die Türen schlossen sich und nur der dritte Herr blieb zurück. Er drehte sich um, fixierte Morton und kam geradewegs auf den Chauffeur zu.

»Sie sind der Fahrer, richtig?«, stellte der Mann fest.

»Das ist korrekt, Sir«, antwortete Morton.

Der Mann nickte kurz, ohne ihm seine Hand zur Begrüßung zu reichen. »Mein Name ist Otis Travellion. Ich bin der Anwalt von Mr Wise und Geschäftsführer von WiseTec. Ich werde Ihnen in den nächsten Tagen alle notwendigen Instruktionen geben. Wenn Sie also Fragen haben, wenden Sie sich an mich, niemals direkt an Mr Wise.« Die Stimme des Anwalts klang kühl, fast herablassend.