Romana Exklusiv Band 249 - Cathy Williams - E-Book
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Romana Exklusiv Band 249 E-Book

Cathy Williams

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Beschreibung

HEIß WIE DIE WÜSTENSONNE von MORGAN, SARAH Prinzessin Alexandra soll einen Mann heiraten, dem sie noch nie begegnet ist: den Scheich von Zangrar. Doch auf der abenteuerlichen Reise in das ferne Wüstenreich verfällt sie mehr und mehr dem Charme ihres geheimnisvollen Leibwächters Karim… BIS ANS ENDE DER WELT ... von HANNAY, BARBARA Wenn die Sonne am Horizont versinkt, träumt Mark Winchester nur von einer: Der süßen Sophie, die er auf einer Hochzeit traf. Nach einer traumhaften Nacht, hörte er nie wieder von ihr. Bis jetzt - als sie ihn anruft und ihm ein ungeheuerliches Geständnis macht… ZWEI WOCHEN WIE IM PARADIES von WILLIAMS, CATHY Ein Traumurlaub! Melissa fliegt mit dem attraktiven Elliot Jay auf eine paradiesische Insel im Indischen Ozean. Sonne, Brandung, Spaziergänge am weißen Strand. Doch gehört Elliots Herz wirklich nur ihr? Denn auch die kühle Alison kämpft um seine Liebe…

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Seitenzahl: 560

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Sarah Morgan, Barbara Hannay, Cathy williams

ROMANA EXKLUSIV BAND 249

IMPRESSUM

ROMANA EXKLUSIV erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Christel BorgesGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, in der Reihe: ROMANA EXKLUSIV 249 - 2014

© 2007 by Sarah Morgan Originaltitel: „The Sheikh’s Virgin Princess“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: JULIA EXTRA, Band 290 Übersetzung: Gudrun Bothe

© 2007 by Barbara Hannay Originaltitel: „The Bridesmaid’s Best Man“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: ROMANA, Band 1758 Übersetzung: Claudia Stevens

© 2005 by Cathy williams Originaltitel: „In The Banker’s Bed“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: ROMANA, Band 1619 Übersetzung: Sabine Reinemuth

Abbildungen: Masterfile, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733740115

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

SARAH MORGAN

Heiß wie die Wüstensonne

Niemals würde Karim, der Scheich von Zangrar, jenes Partygirl heiraten, das sein Vater für ihn ausgesucht hat! Alexandra ist zwar die Prinzessin von Rovina, genießt aber einen miserablen Ruf. Um ihr die Heirat auszureden, begleitet er sie inkognito in sein Wüstenreich. Dabei entdeckt er Geheimnisse, die ihr Leben bedrohen – und seines für immer verändern …

BARBARA HANNAY

Bis ans Ende der Welt …

Ein regnerischer Morgen in London – und Sophie steht jener Anruf ans andere Ende der Welt bevor, der ihr Herz zum Rasen bringt: Seit die reiche Erbin auf einer Hochzeit den attraktiven Australier Mark Winchester kennengelernt hat, geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Und nun muss sie ihm sagen, was in jener zauberhaften Nacht geschah …

CATHY WILLIAMS

Zwei Wochen wie im Paradies

Seitdem Melissa für den erfolgreichen Banker Elliot Jay arbeitet, sehnt er sich nur noch nach ihr: nach ihrem Charme und ihrer Schönheit! Kurzerhand lädt er sie für zwei Wochen auf eine paradiesische Insel im Indischen Ozean ein. Ein gewagtes Spiel. Denn er ist bereits verlobt! Mit der kühlen Alison, die entschlossen ist, um ihn zu kämpfen …

Heiß wie die Wüstensonne

PROLOG

„Ich verlange eine Lösung dieses Problems! Und zwar schnell!“

Geschmeidig wie eine Raubkatze und schäumend vor Wut lief der Scheich von Zangrar in dem mit dicken Perserteppichen ausgelegten Raum auf und ab. Dann blieb er abrupt stehen und bedachte eine Gruppe von Männern, die wie eingefroren um einen auf Hochglanz polierten, antiken Tisch saßen, mit einem sengenden Blick.

„Die Zeit läuft uns weg, und ich betone noch einmal, dass ich nicht im Traum daran denke, diese Frau zu heiraten!“

Sein harsches Statement wurde mit einem kollektiven Seufzer entgegengenommen, und dann schnatterten seine Berater plötzlich alle durcheinander. Das Gewirr aus unsinnigen Vorschlägen und nervösen Gesten entlockte dem Scheich ein zynisches Schnauben. Aus diesem Chaos sollte eine befriedigende Problemlösung entstehen? Und womöglich noch eine von äußerster Brisanz und Bedeutung für sein Land?

Sie benehmen sich wie aufgescheuchte Karnickel, dachte er grimmig und zog verächtlich die Mundwinkel nach unten.

„Euer Exzellenz …“ Einer der Berater erhob sich und presste die zitternden Hände gegeneinander. „Wir haben alles gründlich überprüft – es gibt keinen Weg, diese Eheschließung abzuwenden.“

„Dann gehen Sie alles noch einmal durch“, befahl er mit einer täuschend sanften Stimme, deren Klang den armen Mann erblassen ließ. „Wir müssen eine Schwachstelle finden! Irgendetwas, das uns erlaubt, diesen lächerlichen Kontrakt aufzulösen.“

„Genau das ist unser Problem, Euer Exzellenz … es gibt keine. Ihr Vater hat den Ehevertrag vor sechzehn Jahren zusammen mit dem Kronprinzen von Rovina aufgesetzt, nur wenige Monate vor dessen Tod. Sie kannten sich seit der Schulzeit, und später in der Armee …“

„Ich brauche keine Belehrung darüber, warum ich mich in dieser unerträglichen Situation befinde, sondern einen praktikablen Vorschlag, wie ich da rauskomme!“, herrschte der Scheich ihn an.

„Tut mir leid, Euer Exzellenz“, murmelte der Unglückliche todesmutig. „Aber Sie müssen Prinzessin Alexandra von Rovina zu Ihrer Frau machen. Vielleicht erweist sich das Ganze ja auch als Gewinn und …“ Seine Stimme verebbte unter dem glühenden Blick seines Gebieters.

„Das ist absurd! Die rebellische Prinzessin! Ist das nicht die Bezeichnung der Klatschpresse für meine zukünftige Frau? Seit sie alt genug ist, das öffentliche Parkett zu betreten, hat sie nur Chaos produziert. Sie fährt ihre Luxusschlitten zu Schrott, feiert Partys bis zur Bewusstlosigkeit und betreibt Sex, als sei er eine olympische Disziplin. Dabei ist sie gerade mal vierundzwanzig! Erklären Sie mir doch bitte, wie so ein Geschöpf eine Bereicherung für Zangrar sein soll!“

Tödliches Schweigen war die Antwort auf seine Frage. Der Scheich zog eine schwarze Braue hoch. „Kein weiterer Kommentar?“

Die mangelnde Bereitschaft seiner Berater, das Ausmaß der Katastrophe zu erkennen, brachte ihn an den Rand einer Explosion. Gleichzeitig versetzte ihn sein eigener Mangel an Beherrschung derart in Rage, dass er am ganzen Körper bebte.

Mit wenigen Schritten war er beim Fenster und versuchte, sein Temperament zu zügeln. Aber es wollte ihm nicht gelingen.

„Hinaus!“, befahl er mit schneidender Stimme. „Alle!“

In seinem Rücken erklangen scharrende Geräusche, und in kürzester Zeit herrschte absolute Ruhe. Seine Berater hatten eiligst die Chance zur Flucht ergriffen, was angesichts seiner üblen Laune durchaus verständlich war. Der Scheich seufzte und rieb sich die schmerzende Stirn. Er wusste nicht, was ihn mehr störte: der Gedanke an Heirat im Allgemeinen oder die Vorstellung, ausgerechnet Prinzessin Alexandra ehelichen zu müssen.

Frauen wie sie waren der Grund, warum er bereits in jungen Jahren beschlossen hatte, sich niemals auf diese Weise zu binden! Alexandra von Rovina war hirnlos, oberflächlich und nur Prinzessin durch Geburt. Ihr Benehmen hatte absolut nichts Fürstliches, und um keinen Preis der Welt würde er sie zu seiner Frau machen!

Sein Vater wäre allerdings von ihr fasziniert gewesen …

Der angewiderte Zug lag noch um seinen Mund, als ihn ein Geräusch an der Tür herumfahren ließ.

„Omar!“, begrüßte er seinen engsten Vertrauten wenig begeistert.

„Euer Exzellenz …“ Der Mann trat einen Schritt vor. „Wenn es gestattet ist, möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen.“

„Sollte er mit dieser vermaledeiten Heirat zu tun haben, vergiss es!“, fertigte der Scheich ihn rüde ab.

„Die zwiespältigen Gefühle Eurer Exzellenz diesbezüglich sind nur zu verständlich, bedenkt man die Vorgeschichte Ihres Vaters …“, formulierte der erfahrene Berater diplomatisch.

Der Scheich spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte. „Noch ein Thema, das ich nicht zu diskutieren wünsche!“

„In der Tat, Euer Exzellenz … und dennoch ist es nicht von der gegenwärtigen Situation zu trennen. Die Menschen in Zangrar würden eine weitere Herrscherin vom Format Ihrer Stiefmutter nicht tolerieren, befürchte ich.“

Der Scheich musterte den älteren Mann aus schmalen Augen. „Du beweist sehr viel Mut mit diesem Auftritt, Omar. Auch wenn du mich seit meinem zweiten Lebensjahr kennst … fordere dein Glück nicht zu sehr heraus!“

Omar gestattete sich ein dünnes Lächeln. „Unter den gegebenen Umständen ist Ihre Gereiztheit nur zu verständlich, Euer Exzellenz. Was Sie nach dem Tod Ihres Vaters für Zangrar getan haben, grenzt geradezu an ein Wunder. Dafür genießen Sie die Bewunderung und Zuneigung Ihres Volkes und fürchten natürlich zu verlieren, was Sie so mühsam erobert haben.“

„Und genau das wird geschehen, wenn ich diese Frau heirate!“

„Vielleicht ist es so. Aber Sie brauchen eine Frau – das ist Fakt“, stellte Omar gelassen fest. „Ihr Volk hofft und betet, dass Sie sich endlich verlieben und heiraten.“

Der Scheich musste sich beherrschen, um nicht in hysterisches Gelächter auszubrechen. „Ich bin ja wirklich bereit, so ziemlich jede Tortur für das Wohl meines Volkes auf mich zu nehmen, aber mich zu verlieben gehört nicht dazu. Irgendwann werde ich sicher eine Frau finden, die mir Kinder gebären wird … aber ganz bestimmt keine verwilderte europäische Prinzessin! Die Menschen in Zangrar verdienen wahrlich etwas Besseres.“

Omar räusperte sich. „Prinzessin Alexandra ist von adligem Geblüt. Und in einem Jahr, an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag, wird ihr Onkel, der gegenwärtige Regent, abtreten, und sie wird den Fürstenthron von Rovina besteigen.“

„Was bedeutet, dass sie ihrem Land noch schwerer schaden kann als bisher?“, fragte der Scheich sarkastisch.

Omar lächelte. „Es bedeutet, dass die Allianz zwischen unseren beiden Ländern Zangrar eine Menge positiver Veränderungen bescheren könnte, wie zum Beispiel Tourismus, Handel …“

„Und dafür soll ich Alexandras angeschlagenen Ruf und ihren bedauerlichen Mangel an fürstlicher Würde übersehen?“

„Es heißt, die Prinzessin sei außerordentlich schön. Und bedenkt man den Erfolg Eurer Exzellenz beim weiblichen Geschlecht, sollte es Ihnen nicht allzu schwerfallen, diesen Mängeln mit der Zeit abzuhelfen“, murmelte Omar und wich dem bohrenden Blick des jungen Scheichs aus. „Außerdem ist es kein Geheimnis, dass Sie die Gesellschaft attraktiver Frauen durchaus zu schätzen wissen …“

„Bei einer Ehefrau rangiert für mich die Moral weit vor körperlichen Attributen!“, grollte der Scheich. „Aber wie auch immer – meine Gefühle in dieser Angelegenheit scheinen ohnehin nicht maßgeblich zu sein, wenn dieser unsinnige Vertrag zwischen unseren Vätern tatsächlich nicht zu umgehen ist.“

Omar runzelte sorgenvoll die Stirn. „Das ist leider wahr, Euer Exzellenz. Es besteht tatsächlich nicht die leiseste Chance, dass Sie den Vertrag brechen.“

Irgendetwas in seiner Stimme ließ den Scheich aufhorchen. „Omar …?“

Der ältere Mann lächelte geheimnisvoll. „Ich habe mir das Dokument noch einmal genau angesehen. Euer Exzellenz können tatsächlich nicht von dem Vertrag zurücktreten … aber sie kann es.“

„Willst du damit sagen, dass Alexandra das Recht hat, die Eheschließung abzulehnen?“, vergewisserte sich der Scheich.

„So ist es, aber bevor Euer Exzellenz sich für diese Option zu sehr begeistern, möchte ich daran erinnern, dass diesbezüglich bisher nicht der leiseste Wink aus Rovina gekommen ist. Im Gegenteil, die Prinzessin scheint sogar ausgesprochen erpicht zu sein, Ihnen ihre Hand zu überlassen.“

„Und wir beide wissen auch genau, warum!“, knurrte der Scheich gereizt. „Rovinas Staatsschatulle ist leer, weil ihre Verschwendungssucht ebenso legendär wie ihr unmögliches Benehmen ist!“

„Das mag zum Teil zutreffen, ist aber bestimmt nicht allein ausschlaggebend. Euer Exzellenz sind ein ausgesprochen attraktiver Mann, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf“, führte Omar nicht ohne einen Anflug von Stolz in seiner sonoren Stimme an. „Sie gelten immerhin als Hauptpreis auf dem internationalen Heiratsmarkt“, fügte er mit einer für ihn seltenen Prise Humor hinzu.

Der Scheich lachte freudlos auf und kehrte zu seinem Platz am Fenster zurück.

Hauptpreis!

Wenn Prinzessin Alexandra ahnte, was sie für ihr Jawort bekommen würde, wäre sie sicher nicht so wild auf die Heirat mit ihm!

Eiskalt wie die Wüste bei Nacht …

So lautete das bittere Urteil seiner letzten Geliebten, als er ihre Affäre abrupt beendete. Düster starrte er in den Palastgarten hinunter und überlegte, warum ihn diese Beschreibung nicht traf. Vielleicht weil sie mit ihrer Einschätzung richtiglag?

Er war nicht fähig zu lieben, das war ihm schon lange bewusst. Nachdem er mit ansehen musste, was obsessive Liebe aus einem Menschen machen konnte, war er nicht mehr an eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet interessiert. Es ging ihm einzig und allein um das Wohl seines Landes.

Langsam drehte er sich zu Omar um und suchte den Blick seines engsten Vertrauten. „Du bist dir ganz sicher, dass Prinzessin Alexandra von Rovina von dem Ehevertrag zurücktreten kann?“

„Hundertprozentig sicher.“

„Gut.“ Der Scheich nickte zufrieden. „Damit haben wir die Lösung des Problems.“

„Euer Exzellenz, ich muss Sie doch sicher nicht daran erinnern, dass die Prinzessin absolut entschlossen scheint, Sie heiraten zu wollen. Damit ist dieses Detail völlig bedeutungslos und …“

„Oh nein, das ist es nicht!“, erklärte der Scheich mit kraftvoller Stimme. „Noch mag es ihr Wille sein, meine Frau zu werden, aber mit ein wenig Zeit und meiner … nennen wir es mal Überredungskunst wird sie ihre Meinung sicher ändern.“

„Sie wollen ihre Entscheidung beeinflussen, Euer Exzellenz?“

„Und ob! Ich verspreche dir, dass die Prinzessin nicht lange brauchen wird, um zu erkennen, dass es eine denkbar schlechte Idee war, mich heiraten zu wollen! Dafür werde ich persönlich sorgen“, versprach er mit grimmigem Lächeln.

1. KAPITEL

Das scharfe Geräusch von Metall auf Metall erfüllte den Raum, als sich die Klingen der Florette vehement kreuzten.

Karim schloss seine Hand noch fester um den Griff der stählernen Waffe und wagte einen aggressiven Ausfall in Richtung seines Gegners, was ein kollektives Aufstöhnen der umstehenden Zuschauer zur Folge hatte. Doch das ignorierte er. Stattdessen richtete er die volle Aufmerksamkeit auf seinen Widersacher, dessen Identität hinter der Fechtmaske verborgen blieb.

Ausfallschritt … Vorstoß … Zurückweichen.

Sie fochten mit unerbittlicher Härte. Jeder versuchte, die Deckung des anderen zu durchdringen, um den finalen Stoß anbringen zu können. Der Schiedsrichter stand wie eingefroren am Rande des Fechtbodens, völlig gefesselt von dem rasanten Duell, das sich vor seinen Augen abspielte.

Selbst mitten im Gefecht versuchte Karim ständig, sein Gegenüber einzuschätzen, um den nächsten Stoß voraussehen und parieren zu können. Ohne Erfolg. Zum ersten Mal in seinem Leben war er auf einen ebenbürtigen Gegner gestoßen. Sein namen- und gesichtsloser Kontrahent änderte mit jedem Angriff seine Taktik, seine Ausfälle waren äußerst rasant, die Beinarbeit war absolut perfekt. Er war zwar ziemlich schmächtig, doch die Geschmeidigkeit und Präzision seiner Bewegungen verrieten den durchtrainierten Athleten.

Karim fühlte Schweiß zwischen seinen Schulterblättern hinunterrinnen, während der Kampf noch an Tempo und Intensität gewann.

Als man ihm sagte, dass Prinzessin Alexandra ihn dieser Prüfung unterziehen würde, ehe sie ihn als Bodyguard für ihre Reise nach Zangrar akzeptierte, war er gleichzeitig amüsiert und irritiert gewesen. Und es hatte seine Einschätzung bestätigt, dass sie eben doch eine echte Primadonna war.

Es war das erste Mal, dass er ein Duell auf den Wunsch einer Frau hin austrug, und als er den Fechtboden betrat, war er darauf eingestellt gewesen, seinen Gegner innerhalb weniger Minuten hinwegzufegen. Stattdessen musste er sich plötzlich in einer Sportart beweisen, in der er sich bisher als unschlagbar gefühlt hatte.

Anfangs etwas gelangweilt und milde erstaunt, jemanden zu treffen, der es überhaupt wagte, es mit ihm aufzunehmen, war Karim inzwischen hellwach und fasziniert von der leichten Gestalt ihm gegenüber. Er war sogar gezwungen, den technischen und taktischen Stärken seines Duellpartners widerwillig Respekt zu zollen. Doch am meisten überraschte ihn die Tatsache, dass es ihm ungeheuren Spaß machte, mit diesem Meister seines Faches die Klingen zu kreuzen.

Wer war der Mann hinter der Maske?

Das Protokoll erforderte, dass die Kontrahenten vor jeder neuen Runde zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten und sich begrüßten, doch der Fremde trug bereits den Gesichtsschutz, als Karim den Raum betrat, und hatte damit seine Neugier gereizt.

Und nachdem Karim durch den ungeahnten Verlauf des Duells keineswegs die erwartete Langeweile verspürte, rauschte jetzt reines Adrenalin durch seine Adern, während er sich den Kopf über die Identität des anderen zermarterte. Aber wer immer auch hinter der Maske steckte, er würde eine Revanche von ihm fordern. Dafür tat ihm dieser Kampf einfach zu gut. Karim fühlte sich so kraftvoll und lebendig wie schon lange nicht mehr.

Die Klinge seines Gegners kam in einem rasanten Vorstoß sirrend auf ihn zu, und nur mit einer blitzartigen Parade konnte Karim einem Treffer entgehen. Ohne zu zögern attackierte er den Maskierten, der geschmeidig zurückwich und sich schon in dieser Bewegung erneut zum Angriff bereit machte. Das entlockte Karim ein überraschtes und bewunderndes Auflachen.

Was seinem Widersacher an körperlicher Größe fehlte, machte er durch Schnelligkeit und Wagemut hundertfach wett.

Aus den Reihen der Zuschauer erklang plötzlich weibliches Gelächter, das Karim sekundenlang ablenkte. Flüchtig schaute er zu einer Gruppe leise schwatzender Frauen hinüber und fragte sich unwillkürlich, welche von ihnen Alexandra von Rovina sein mochte.

Und was sie dazu veranlasst hatte, diesen albernen Test von ihm zu verlangen, ehe sie ihm die Ehre erwies, ihn als ihren Bodyguard zu akzeptieren! Offenbar war das verwöhnte, gelangweilte Prinzesschen fasziniert von dem Gedanken, Männer um sich kämpfen zu sehen.

Karim wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fechtboden zu und legte seinen unterdrückten Ärger in eine aggressive Attacke, die sein Gegner mit einem erneuten Ausbruch vitaler Energie beantwortete, offensichtlich entschlossen, keinen einzigen Punkt zu verschenken.

Karim war gleichermaßen beeindruckt wie frustriert. Und wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre er versucht gewesen anzunehmen, dass es bei diesem Duell um etwas Persönliches ging. Dabei kannten sie einander gar nicht.

Entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, wagte er einen erneuten Angriff, legte alle Kraft und Erfahrung in den Vorstoß und brachte einen perfekten Treffer an, der ihm den Sieg bescherte.

„Touché!“

Atemlos nahm er die Maske ab und streckte seinem Kontrahenten die Hand entgegen, wie es das Protokoll verlangte. „Habe ich mich als Leibwächter der Prinzessin qualifiziert, nachdem ich den Drachen besiegt habe? Stellen Sie mich ihr vor, falls sie noch weitere Prüfungen für mich bereithält. Vielleicht ein Pistolenduell im Morgengrauen? Und jetzt runter mit der Maske. Ich will endlich den Mann sehen, mit dem ich gekämpft habe.“

Der Maskierte zögerte kurz, bevor er Karims Aufforderung nachkam.

„Kein Mann …“ Die warme, leicht heisere Stimme gehörte eindeutig einer Frau und war von Mutter Natur offenbar dazu bestimmt worden, einem Mann die Knie weich werden zu lassen.

Karim sog scharf die Luft ein, als unter der Maske eine Fülle rotgoldener Locken hervorquoll und dem Zauberwesen vor ihm über die Schultern herabfiel. Selbst als erfahrener Womanizer war er geblendet von der überwältigenden Schönheit dieser ungewöhnlichen Frau.

Sichtlich amüsiert über seine Fassungslosigkeit, schenkte sie ihm ein reizendes Grübchenlächeln und streckte ihre schmale Hand aus. „Ich bin Prinzessin Alexandra von Rovina“, sagte sie so leise, als habe sie Angst, belauscht zu werden. „Und Sie sollen meinen Bodyguard spielen …“, fügte sie mit spöttisch gekräuselten Lippen hinzu. „Das Problem ist nur, ich will überhaupt keinen Bewacher. Eigentlich hätten Sie das Duell verlieren sollen. Aber auch so haben Sie die Reise leider umsonst gemacht.“

Sie hatte verloren!

Alexandra hoffte inständig, dass er nicht bemerkte, wie ihre Beine zitterten. Seit sie ihm ihre Identität verraten hatte, lag auf den dunklen, attraktiven Zügen ihres Gegenübers ein seltsamer Ausdruck, den sie nicht deuten konnte.

Er sah einfach umwerfend gut aus. Angefangen von den wie gemeißelt wirkenden klassischen Gesichtszügen und dem aggressiven Kinn, über den mächtigen Brustkorb, die schmalen Hüften bis zu den kräftigen, langen Beinen. Seine maskuline Stärke und Ausstrahlung hatten Alexandra schon während des Duells fasziniert, und sie wusste instinktiv, dass der Fremde seine Möglichkeiten noch bei Weitem nicht ausgeschöpft hatte. Ebenso vermutete sie, der Fechtsport war nur eine von vielen sportlichen Aktivitäten, mit denen er seinen prachtvollen Körper stählte.

Sie hätte eine andere Sportart wählen sollen!

Während er die Fechtjacke ablegte und sich mit der Hand über die bronzebraune Kehle fuhr, ließ er sie nicht eine Sekunde aus den Augen. Unter seinem brennenden Blick flammte ein Gefühl in ihr auf, das sie längst erloschen geglaubt hatte. Ihr Körper brannte vor Verlangen und einer Sehnsucht, der sie keinen Namen zu geben vermochte.

Das schockierte Alexandra zutiefst, weil sie es zwar gewohnt war, im Mittelpunkt männlichen Interesses zu stehen, sich in der umgekehrten Rolle jedoch völlig fremd und unsicher fühlte. Männer waren seit Jahren kein Thema für sie. Und das lag nicht allein an schlechten Erfahrungen, sondern auch daran, dass sie ganz andere, viel existenziellere Sorgen bewegten.

Obwohl sie innerlich bis in die letzten Nervenenden vibrierte, zwang sich Alexandra, dem unverschämten Blick dieses Kraftprotzes standzuhalten. Immerhin war sie eine Prinzessin und er nur ein Bodyguard!

Trotz ihrer wenig beneidenswerten Stellung im fürstlichen Haushalt war sie zumindest gewöhnt, von Fremden mit einer formalen Höflichkeit behandelt zu werden. Doch dieser Mann schien weder von ihrem Titel noch von ihrer gesellschaftlichen Stellung besonders beeindruckt zu sein. Stattdessen stand er stolz und mit arroganter Miene vor ihr, wie jemand, der es gewohnt war, Befehle zu geben und sie umgehend befolgt zu sehen.

Offensichtlich füllte er einen sehr wichtigen Posten im Sicherheitsteam des Scheichs aus. Wenn sie ihn mit einem Wort hätte beschreiben müssen, dann würde sie sich für kraftvoll entscheiden.

Wenn der Scheich mir schon einen Bodyguard aufdrängen muss, dann sollte es wenigstens jemand sein, der bereit ist zu tun, was ich sage, dachte Alexandra aufrührerisch. Doch den Eindruck machte dieser Mann auf keinen Fall, und deshalb misstraute sie ihm. Sie traute niemandem! Was immer auch passierte, sie würde allein kämpfen und für ihre Sicherheit sorgen müssen, um der Falle zu entkommen, in der sie steckte.

Sie konnte es selbst kaum glauben, dass sie es geschafft hatte, bis jetzt zu überleben. In ihrem Inneren flackerte schon wieder Panik auf, wie jedes Mal, wenn sie an ihre bevorstehende Heirat mit dem Scheich von Zangrar dachte.

Nicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Nach dem Leben, das sie die letzten sechzehn Jahre hatte führen müssen, war ihr sein Ruf als rücksichtsloser, kontrollsüchtiger Despot ohne eine Spur menschlichen Gefühls völlig egal. Im Gegenteil! Irgendwie beruhigte es sie sogar. So brauchte sie wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben, ihn in eine Ehe zu zwingen, die so bar jeglicher Romantik sein würde.

Unter normalen Umständen wäre diese Heirat das Letzte gewesen, was Alexandra sich gewünscht hätte. Aber die Situation, in der sie sich befand, war eben alles andere als normal, und so war es das Beste für sie und für Rovina!

Unwillkürlich schloss sie ihre Hand fester um den Florettgriff. Sie hatte ihre prekäre Lage gerade in den letzten Tagen rund um die Uhr überdacht und war immer wieder zu dem gleichen Schluss gekommen.

Rovinas Zukunft hing unmittelbar von ihrer Heirat mit dem Scheich von Zangrar ab. Und jetzt war ihr erklärtes Ziel endlich in erreichbarer Nähe. Nur noch die Reise stand zwischen ihr und ihrer Rettung …

Doch ein Spaziergang war diese Reise nicht – in keiner Hinsicht!

Sie musste auf der Hut sein und jedes Risiko meiden. Und dazu gehörte ironischerweise auch der Verzicht auf einen Bodyguard.

Ein Kichern von der Gruppe Frauen, die unter den Zuschauern waren, erinnerte Alexandra daran, dass sie einen, wenn auch zweifelhaften Ruf zu wahren hatte: das Image einer Frau, die nichts anderes im Kopf hatte als frivole Vergnügungen …

„Fahren Sie zurück nach Hause, Bodyguard“, sagte sie so leise, dass nur er sie hören konnte, streifte die Fechthandschuhe von den Fingern und schlug damit spielerisch gegen seine Brust. „Ich brauche Ihre Dienste nicht.“ Sie hörte, wie der Mann vor ihr scharf den Atem einsog, und hütete sich, ihn anzuschauen.

„Mein Auftrag ist eindeutig, somit haben Sie keine Wahl.“ Als er sah, dass sie den Mund zum Widerspruch öffnete, kam er ihr zuvor. „Wir müssen unter vier Augen reden. Jetzt sofort.“ Damit umfasste er ihr Handgelenk und schob sie in den Raum, der die Fechtutensilien beherbergte. Ganz offensichtlich war er absolut immun gegen die neugierigen Blicke, die ihnen folgten.

Er hatte gegen eine Frau gekämpft?

Mit zusammengepressten Lippen schloss Karim die Tür hinter sich ab und starrte düster auf die Masse seidiger Locken, die über ihren schmalen Rücken herabflossen.

Ihr Haar hatte die Farbe eines Sonnenuntergangs in der Wüste. Und der erste Blick in ihre wundervollen Augen hatte sich angefühlt, als hätte er sich in einen brennenden Speer gestürzt …

Karim unterdrückte einen lästerlichen Fluch. Seit wann war er denn unter die Poeten gegangen? Gut, sein Körper hatte mit einer Heftigkeit auf diese unglaubliche Frau reagiert, wie er sie nie zuvor in seinem Leben empfunden hatte, aber das war reine Chemie … primitive Lust auf wilden Sex.

„Öffnen Sie die Tür!“, forderte Alexandra mit dieser rauen, sexy Stimme, die sein Blut wie flüssige Lava durch die Adern jagen ließ. „Schließen Sie sie auf!“

Erst jetzt hörte er den Anflug von Panik und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. „Ich nehme nur Befehle vom Scheich persönlich entgegen“, gab er kalt zurück.

„Bitte …“ Ihr Gesicht hatte inzwischen jede Farbe verloren.

„Sie haben sich mir eben erst ohne einen Gedanken an Ihre persönliche Sicherheit mit dem Florett entgegengestellt, und jetzt soll ich Ihnen abnehmen, dass Sie sich vor einer verschlossenen Tür fürchten?“, spottete er.

„Schließen Sie sie einfach nur auf“, murmelte sie heiser. „Bitte!“

Irritiert und verärgert drehte Karim den Schlüssel im Schloss und sah, wie sie erleichtert aufatmete. Die rebellische Prinzessin mochte also keine verschlossenen Türen. Das erschien ihm so absurd, dass er fast laut aufgelacht hätte. Wenn sie so leicht zu ängstigen war, dann konnte er seine Mission vielleicht viel schneller abschließen als gedacht. Er brauchte Alexandra von Rovina nur davon zu überzeugen, dass ein Leben an der Seite des rücksichtslosen Scheichs, im extremen Klima von Zangrar, noch viel mehr zu fürchten war als abgeschlossene Türen.

„Ich kämpfe normalerweise nicht gegen Frauen, Euer Hoheit“, sagte Karim stolz.

Alexandra zuckte achtlos mit den Schultern. „Sie haben es gerade getan. Wie auch immer … Sie sind als Sieger hervorgegangen, also kann Ihr Ego kaum einen Schaden erlitten haben.“

„Mein Ego braucht keine Verteidigung.“ Nur mit Mühe konnte er seinen Blick von ihrer leuchtenden Haarflut abwenden. „Ich hätte Sie verletzen können.“ Erst jetzt, da sie die schwere Fechtjacke abgelegt hatte, konnte er ihre zarte, biegsame Gestalt richtig sehen. Sie war unbestritten eine sehr schöne Frau. Vergeblich versuchte er, den unschuldigen, fast reinen Ausdruck auf ihrem schmalen Gesicht mit ihrem Ruf, ein ausschweifendes Leben zu führen, übereinzubringen.

Erst verspätet bemerkte er, dass sie ihn ebenso aufmerksam und völlig unbefangen musterte, und wohl zum ersten Mal im Leben senkte er irritiert den Blick vor einer Frau.

Es wollte ihm einfach nicht gelingen, die widersprüchlichen Signale, die sie aussandte, auf einen Nenner zu bringen. Wer war Alexandra von Rovina wirklich? Das verwöhnte Partygirl? Die unerschrockene Kämpferin? Das ängstliche Kind? Oder das zarte, liebreizende Wesen mit einem stolzen Köpfchen auf den Schultern, wie sie sich ihm jetzt gerade präsentierte?

Alexandra hatte sich abgewandt, um ihre Jacke aufzuhängen, und als sie sich wieder zu ihm umdrehte, lag ein charmantes Lächeln auf ihren Lippen. „Sie sind wirklich gut, aber ich brauche tatsächlich keinen Bodyguard“, sagte sie in abschließendem Ton.

„Ihre Wünsche sind in diesem Fall völlig irrelevant, Euer Hoheit.“ Ob sie es wollte oder nicht, sie hatte ihn am Hals. Seine Mission war es, die Prinzessin von der Heirat mit dem Scheich von Zangrar abzubringen, und deshalb musste er auf der Reise dorthin unbedingt in ihrer Nähe sein.

Erneut musterte sie ihn unter gerunzelten Brauen. „Gehören Sie zur persönlichen Leibwache des Scheichs?“

Eine derartige Frage hatte er nicht erwartet und brauchte einen Moment, um eine akzeptable Antwort zu formulieren. „Ich trage die ultimative Verantwortung für seine Sicherheit.“

„In diesem Fall kann er es bestimmt kaum erwarten, Sie wieder um sich zu haben. Leben Sie wohl.“

„Dann wollen Sie den Scheich nicht mehr heiraten?“

Erstaunt hob sie die Brauen. „Natürlich will ich ihn heiraten! Aber ich ziehe es vor, selbst für meinen Schutz zu sorgen.“

„Und wer wird an meiner Stelle dieses Amt übernehmen, wenn ich fragen darf?“

„Ich“, erklärte sie arrogant und seufzte, als sie sah, dass er sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben würde. „Eines habe ich in den letzten Jahren gelernt: Wenn es hart auf hart kommt, kann man sich nur noch auf sich selbst verlassen“, erklärte sie spröde.

„Dann wollen Sie die Reise in die Wüste tatsächlich ganz allein antreten?“, vergewisserte er sich ungläubig.

„Absolut. Und ich kann nur hoffen, dass niemand versucht, mich anzugreifen“, sagte sie leichthin. „Denn wenn man mich in die Enge treibt, kenne ich keine Gnade.“ Der kalte Blick aus ihren gletscherblauen Augen war offenbar dazu gedacht, ihn von diesem Umstand zu überzeugen, doch Karim schien nicht beeindruckt zu sein.

„Ist Ihnen möglicherweise gar nicht bewusst, dass es gerade ein gewisses Maß an Schwäche und Verletzlichkeit ist, was Männer an Frauen besonders charmant finden?“, fragte er ironisch.

„Genau diese Männer leiden zweifellos unter einem verkümmerten Ego und suchen den Kampf mit imaginären Drachen, um der holden Maid ihre Männlichkeit zu beweisen!“, schoss sie zurück und verstaute mit energischen Bewegungen Maske und Handschuhe in einem Schrank. „Doch ich habe nicht vor, meine eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen, nur weil Männer einfach nicht dem Drang widerstehen können, ihre Muskeln in der Öffentlichkeit spielen zu lassen. Ich töte meine Drachen selber.“

Zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben war Karim sprachlos. Nie zuvor hatte er eine Frau wie sie getroffen. „Sie wollen sich also wirklich ohne Begleitung nach Zangrar durchschlagen? Kennen Sie überhaupt die Reiseroute?“

Alexandra seufzte gereizt. „Ich kann Karten lesen, habe ein Handy, und GPS ist für mich kein Fremdwort. Prinzessinnen sind heutzutage keine hirnlosen, weltfremden Püppchen mehr, sondern äußerst flexibel und vielseitig. Nie davon gehört?“

Karim presste die Lippen zusammen. Da war sie also, die rebellische Prinzessin! Fünf Minuten in ihrer Gesellschaft reichten, um seine Ansicht zu untermauern, dass sie dem Ideal einer anschmiegsamen, leicht zu führenden Ehegattin absolut nicht entsprach.

Das war die eine Seite der Medaille. Doch wenn Karim ehrlich war, konnte er nicht verhehlen, dass er sich schon jetzt auf den nächsten Kampf freute, den er unweigerlich mit ihr ausfechten würde. Mehr denn je war er entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen, sondern Prinzessin Alexandra auf ihrer Reise in die Wüste ein für alle Mal von ihrer Idee abzubringen, den Scheich von Zangrar heiraten zu wollen.

„Vermutlich hatten Sie nie den Ehrgeiz, den Prinzessinnen aus den Märchen nachzueifern?“, fragte er gedehnt.

„Die passive Opferrolle auszufüllen, meinen Sie?“, Alexandra stülpte die volle Unterlippe vor, ohne zu ahnen, was sie damit in Karims Lenden anrichtete. „Nein. Ich bin nicht so naiv, einen vergifteten Apfel von einer Stiefmutter anzunehmen, die mich bis aufs Blut hasst. Außerdem hatte ich noch nie etwas für Handarbeit übrig, sodass ich kaum in die Verlegenheit käme, mich an einer Spindel zu stechen.“

„Aber Sie wollen einen Scheich heiraten.“

Sie wich seinem eindringlichen Blick nicht aus. „Das ist richtig.“

„Und der Scheich besteht darauf, dass ich Sie auf der Reise in sein Land begleite, Euer Hoheit.“

Stumm duellierten sie sich mit Blicken, und sicher über den Ausgang dieses verbissenen Kräftemessens, verschränkte Karim die Arme vor der Brust und wartete.

Und wartete …

„Okay“, gab Alexandra schließlich nach und entledigte sich auch noch ihrer Fechtschuhe. „Wenn Sie absolut darauf bestehen. Ich hoffe nur für Sie, dass Sie es nicht bereuen werden. Wer passt eigentlich auf den Scheich auf, solange Sie unterwegs sind?“

Irritiert durch ihr plötzliches Umschwenken, wollte es Karim nicht gelingen, sich über seinen Sieg zu freuen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Was ging tatsächlich im hübschen Köpfchen der rebellischen Prinzessin vor?

„Seine Exzellenz ist momentan in einer ausgesprochen wichtigen und geheimen Mission unterwegs, von deren Erfolg die Zukunft Zangrars abhängt“, erklärte er ernst. „Für seine Sicherheit ist selbstverständlich gesorgt … immer und überall.“

Alexandra stellte die Schuhe ins Regal und wandte sich zu ihrem neuen Bodyguard um. „Sie haben mir noch gar nicht Ihren Namen verraten.“

Abgelenkt von ihren runden Brüsten unter dem schlichten weißen T-Shirt, räusperte er sich zunächst. „Sie können mich Karim nennen, Euer Hoheit.“

„Und Sie mich Alexa. Ich halte nicht viel von überflüssigem Protokoll.“

Als ob ich das nicht wüsste! hätte er am liebsten gesagt, neigte aber stattdessen nur höflich den Kopf. „Ich denke nicht, dass es angebracht ist, wenn ich Euer Hoheit mit dem Vornamen anspreche“, murmelte er.

„Mir rücksichtslos Ihre Gegenwart aufzudrängen, halten Sie aber durchaus für angebracht“, stellte Alexandra sarkastisch fest. „Offenbar sind Sie ein Mann, der nur seinem eigenen Ehrenkodex folgt.“

„Wollen Sie einen Bodyguard, der erst auf die Erlaubnis wartet, Sie retten zu dürfen?“

„Darf ich Sie daran erinnern, dass ich überhaupt keinen Bodyguard will?“, entgegnete sie kalt.

Karim presste die Kiefer fest aufeinander, um sein aufbrausendes Temperament zu zügeln. Wenn diese Frau geschützt werden musste, dann vor sich selbst! Es war erst einen Monat her, dass man sie bewusstlos aus einem Nachtklub trug. Daneben hatte sie im letzten Jahr zwei Autounfälle nur knapp überlebt, ebenso wie einen Bootsunfall wenige Monate davor.

„Die Wüste ist voller Gefahren, die von allen unterschätzt werden außer von den Menschen, die seit ihrer Geburt dort leben“, führte er mit erzwungener Ruhe an.

Seltsamerweise entlockte diese Warnung der Prinzessin ein schwaches Lächeln. „Ich war mein Leben lang in Gefahr“, erwiderte sie gelassen. „Aber ich möchte Sie etwas fragen, Karim.“

Ohne ihn anzuschauen, schlüpfte sie in einen schwarzen Kaschmirpullover. Dazu trug sie immer noch die eng anliegenden Fechthosen, und erst jetzt fiel Karim auf, was für lange, schlanke Beine sie hatte.

„Fragen Sie.“

„Was empfinden Sie für den Scheich? Wären Sie bereit, für ihn zu sterben?“

Die Ironie ihrer Frage berührte ihn seltsam. „Auf jeden Fall.“

Ohne ihn aus den Augen zu lassen, fasste sie ihre Lockenmähne auf dem Kopf zusammen und steckte sie mit einer Spange fest, wobei ihr einzelne Strähnen entschlüpften und sich zu beiden Seiten ihres schmalen Gesichts kringelten.

„Und was wissen Sie über mein Land, Karim?“

Er erinnerte sich noch an jedes Detail in dem Bericht, den man ihm ausgehändigt hatte. „Rovina ist ein kleines Fürstentum, das von Ihrem Onkel regiert wird, seit Ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen“, fasste er nüchtern zusammen. „Sie sind die einzige Erbin, aber noch zu jung, um den Thron zu besteigen.“

Er sah einen dunklen Schatten über ihr hübsches Gesicht fliegen und überlegte zum ersten Mal, ob vielleicht die tragische Familiengeschichte der Grund für ihr zügelloses Verhalten sein mochte. Sie war noch sehr jung, als sie die führende Hand ihres Vaters und den liebevollen Schutz ihrer Mutter verlor.

„Ihr verstorbener Vater und der Vater des Scheichs waren alte Freunde und schlossen einen Vertrag, nach dem Sie den Scheich heiraten sollen, sobald Sie Ihr vierundzwanzigstes Lebensjahr erreicht haben.“

„Sie haben Ihre Hausaufgaben gründlich gemacht.“

„Ein Jahr später, mit Erreichen Ihres fünfundzwanzigsten Geburtstages, werden Sie Fürstin von Rovina“, fuhr Karim fort und überlegte, ob er sich nur einbildete, dass ihr Atem plötzlich schneller ging. „Und eingedenk dieses Wissens frage ich mich, warum Sie die halbe Welt durchqueren wollen, um einen Mann zu heiraten, den Sie nie zuvor gesehen haben und dessen Kultur und Mentalität sich absolut von Ihrer unterscheidet.“

Karim wagte sich bewusst so weit vor. Denn wenn es ihm gelang, ihr bereits hier und jetzt diese unsinnige Heirat auszureden, konnte er sich eine beschwerliche Reise an der Seite einer Frau ersparen, die ihn mit ihrem Jammern und Klagen, sobald sie die erbarmungslose Wüste durchqueren mussten, ganz sicher in den Wahnsinn treiben würde.

„Sie denken also, ich sollte den Scheich nicht heiraten?“, fragte Alexa gedehnt.

„Im Gegenteil“, gab Karim geschmeidig zurück. „Ich glaube sogar, dass Sie absolut die passende Ehefrau für ihn wären. Euer Hoheit verfügen offenbar über stählerne Nerven, sind äußerst mutig und unerschrocken … alles unverzichtbare Qualitäten, wenn es Ihnen gelingen soll, unseren Scheich zu zähmen.“

„Zähmen?“

„Ich hörte mal eine Frau über ihn sagen, dass der Scheich von Zangrar einem Tiger gleicht, der gewaltsam aus der Wildnis entführt und in einen Käfig gezwungen wurde, aus dem er ständig auszubrechen versucht …“ Genüsslich ließ er die starken Worte wirken, ehe er ein mitfühlendes Lächeln auf seine Lippen zauberte. „Die Frau, die sich bereit erklärt, diesen Käfig mit ihm zu teilen, muss besonders stark und mutig sein.“

Alexa lachte – aufrichtig belustigt und fast befreit. „Wenn Sie versuchen sollten, mir Angst einzujagen, muss ich Sie leider enttäuschen, Karim.“

„Warum sollte ich?“, log er, um sein Gesicht zu wahren. Ihr Lachen hatte ihn überrascht und irgendwie verunsichert. „Im Gegenteil, je besser ich Sie kennenlerne, desto mehr wächst meine Überzeugung, dass Sie mit dem Scheich sogar in seinen schlimmsten Momenten fertig würden. Ich wollte nur sichergehen, dass Sie wissen, worauf Sie sich mit der Heirat einlassen. Und sollte das nicht so sein … können Sie immer noch von dem Vertrag zurücktreten.“

„Niemals!“

Die Entschlossenheit in ihrer rauen Stimme und den blitzenden blauen Augen trafen ihn wie ein feuriger Pfeil mitten ins Zentrum seiner nur mühsam unterdrückten Begierde. Und Karim fragte sich, ob er dieser unglaublichen Frau vielleicht klar heraus sagen sollte, dass es nur eine Position gab, in welcher der Scheich von Zangrar sie sehen wollte – und das war nackt in seinem Bett und ohne Ehering am Finger …

„Offenbar gibt es in Ihrem Leben keinen Platz für Liebe oder Romantik …“

In Alexas Augen glomm ein amüsierter Funke auf. „Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie noch an die große Liebe glauben, Karim?“

„Wir reden hier nicht über mich … Euer Hoheit.“

„Ihr Ton verrät mir, dass ich einen sensiblen Punkt angesprochen habe“, stellte Alexa gleichmütig fest und musterte ihr Gegenüber sekundenlang sehr intensiv, ehe sie zum Fenster hinüberging und in den Palastgarten hinausschaute. „Ich behaupte ja gar nicht, dass diese Heirat irgendetwas mit Liebe zu tun hat“, sagte sie mehr zu sich selbst und schüttelte dann den Kopf. „Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt? Meine Gründe gehen Sie nichts an. Ihre Aufgabe ist es, mich sicher nach Zangrar zu bringen, und damit können wir diese sinnlose Diskussion beenden.“

Karim runzelte die Stirn. „Gut, wir fliegen also wie geplant morgen in aller Frühe. Der Privatjet des Scheichs wartet am Flughafen auf uns.“

Hätte er sie nicht so aufmerksam beobachtet, wäre Karim vielleicht entgangen, dass Alexa plötzlich nervös ihre Finger knetete. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen … aber was?

„Ist mein Onkel über diese Einzelheiten informiert?“

„Natürlich. Er bestand auf detaillierte Angaben.“

„Und die haben Sie ihm selbstverständlich gegeben.“ Das hörte sich nach einer Anklage an. „Wir reisen also im Morgengrauen ab …“, überlegte Alexa laut und wanderte unruhig auf und ab. „Und mein Onkel hat Sie als Ehrengast für heute Abend zum Dinner eingeladen …“ Abrupt blieb sie vor Karim stehen und schaute ihm direkt in die Augen. „Noch eine letzte, sehr ernst gemeinte Frage, Karim. Sind Sie wirklich gut in Ihrem Job? Der Beste?“

„Ihr Wohlergehen hat für mich oberste Priorität, Euer Hoheit“, sagte er ernst. „Sie haben absolut keinen Grund, sich zu fürchten.“

Ihr Lachen klang seltsam hohl. „Das glauben Sie tatsächlich, nicht wahr?“

Karim runzelte die Stirn. „Solange ich die Verantwortung für Ihre Sicherheit trage, wird der Braut des Scheichs niemand ein Haar krümmen.“

„Außer vielleicht jemand, der verhindern will, dass ich den Scheich tatsächlich heirate“, murmelte sie kaum hörbar.

2. KAPITEL

Alexa saß an der langen, festlich gedeckten Tafel im Bankettsaal des Schlosses. Ihre Hände zitterten so heftig, dass sie kaum Gabel und Messer halten konnte. Unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, während sie fiebrig überlegte, welche finsteren Pläne im Kopf ihres Onkels herumgeistern mochten. Hätte sie nicht Angst gehabt, sein Misstrauen zu schüren, wäre sie dem Dinner liebend gern ferngeblieben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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